Bremsscheiben und Bremsklötze - von wem?
Früher war es einfach - da wurden Scheiben und Klötze von Mercedes selbst hergestellt. Scheiben wurden beispielsweise im Werk Mettingen gegossen. Alles passte, nichts quietschte oder rubbelte, die Haltbarkeit war gut . Vor ein paar Jahren wurde die Bremsenfertigung an Fremdfirmen vergeben, auch an solche, bei denen hier früher Beschwerden über ihre Produkte zu lesen waren. Ich will hier keine Namen nennen.
Meine Frage: Wer hat mit welchen Bremsen als Nachrüstung beim 210er in in den letzten 2-3 Jahren Erfahrungen gemacht?
Beste Antwort im Thema
Ich antworte mal gegen den Trend zu ATE hier!
Ca. 1 Jahr vor Verkauf meines W210 im November 2016 wechselte ich die vorderen Scheiben und Klötze. Auch ich dachte damals, probierste mal ATE...
Grober Reinfall! Rubbeln und unmögliches Bremsverhalten vom zweiten Tag an! Ganz extrem ab 100 km/h aufwärts!
Müßig zu erwähnen, dass es NICHT am Einbau lag...
Habe die Teile reklamiert und zur Begutachtung eingesendet - Kaufpreis wurde erstattet weil Material bzw. Guss fehlerhaft! Es gab seinerzeit auch einen längeren Beitrag hier zur Problemanfälligkeit von ATE Teilen - ich war nicht der einzige!
Danach dann wieder bei Mercedes die Teile gekauft - und alles war gut!
Auch wenn ich es schon öfter erwähnt habe - nur weil Mercedes die Teile nicht mehr selbst herstellt, heißt das nicht, dass man die gleiche Qualität jetzt im Zubehör bekommt! Autohersteller machen Zulieferern Vorgaben und Mindestanforderungen ans Material, Zusammensetzung, Eigenschaften und Haltbarkeit. Diese Teile werden dann ausschließlich für den jeweiligen Autohersteller (hier MB) gefertigt und haben andere Eigenschaften als Teile, die das gleiche Zuliefererlogo tragen, aber im Zubehör auftauchen. Es gibt wenige Ausnahmen wie z. B. das Kühlwasserthermostat von Wahler... Aber das gilt nicht für OEM Bremsenteile von Mercedes.
Also nur weil auf Original MB Teilen "Jurid", "Pagid" oder "ATE" draufsteht, ist das noch lange nicht das Gleiche wie im freien Markt!
Aber wie sagt Forenkollege Bonscott immer so schön "jeder wie er will" 😉
62 Antworten
Drago, ich verallgemeinere nichts! Ich hab von meinen schlechten Erfahrungen mit ATE geschrieben und darauf hingewiesen, dass es noch mehr Leute mit gleichen Erfahrungen gab. Du hast von guten Erfahrungen mit ATE geschrieben und machst mich jetzt von der Seite an weil Du offenbar ATE Fan zu sein scheinst und jeder Deiner Meinung sein soll...
Wer verallgemeinert nun? Aber lass gut sein - ich hab keinen Bock auf müßige Diskussionen...
Auch Mercedes Originalteile können schlecht oder bei Auslieferung schon fehlerhaft sein. So geschehen bei mir mit einem simplen Kühlwasserthermostat. Der Unterschied ist nur - Originalteil defekt --> Mercedes tauscht gegen Vorlage der Teilerechnung auf eigene Kosten gegen neu aus! Auch wenn man das Teil selbst eingebaut hat! Natürlich nur, solange der Einbau nicht fehlerhaft war.
@DSD
Meiner bescheidenen und nicht verallgemeinernden Meinung nach, macht man mit Bremsscheiben und Klötzen von Mercedes am seltensten was falsch. 😉 Ich nenne das Risikominimierung im Einkauf.
Hallo DSD, sehe das ähnlich wie Ralph und bin nach 2x ATE beim 210 wieder zurück zu MB-Originalteilen gewechselt.
Der Grund ist der gleiche: Bremsenrubbeln machte bei meinem ersten ATE-Satz einen vorzeitigen Wechsel nötig, auch wenn mein Werkstattmeister zunächst noch dagegen war. Habe dann doch gewechselt und wieder ATE genommen. Der zweite Satz ist besser, aber nicht so sauber, wie ich mir das vorgestellt hatte. Mein Wagen hat hinten jetzt Originalteile komplett inkl. Feststellbremse, vorne demnächst auch wieder.
Die Haltbarkeit empfinde ich trotzdem als gut, habe den Wagen 150tkm auf ATE gehabt und eben seit Kurzem wieder MB hinten (Verschleissgrenze und bevorstehende MFK – übrigens anstandslos durchgekommen).
Der M hat derzeit noch ATE, wird aber auch wieder umgestellt. Hier nicht wegen Bremsenrubbelns, sondern weil die Scheiben teils schon nach minimaler Standzeit Flugrost ansetzen. Das kann man zwar wieder freibremsen, aber ob das so im Sinne des Erfinders war? Werde berichten.
Hallo Timmi, danke für die Mitteilung deiner Erfahrungen. Ich habe meine Bremsen vor gut 5 1/2 Jahren komplett erneuern lassen . Inzwischen sind wieder über 80 000 km , die ich seither zurückgelegt habe, vergangen (Kinder, wie die Zeit vergeht!). Beide, Scheiben wie Klötze, sind in sehr gutem Zustand und funktionieren ohne jegliche Beanstandung. Es findet sich auch kein Rost, obgleich ich spürbar seltener fahre als früher und immer sehr schonend und zurückhaltend bremse- wenn überhaupt Vor ein paar Jahren hatte ich einen kleinen Disput hier mit Austro Diesel und vor allen Dingen mit Schneggi, die die Meinung vertreten hatten, gelegentlich müsse man scharf bremsen, um der Rostbildung vorzubeugen. In diesem Thread hat Michael (mbn) diese Meinung vertreten. Sorry, ich sehe das völlig anders! Seit ich meinen Dicken habe, habe ich nur in Notfällen (sehr selten!) hart gebremst, sonst so selten und so weich wie möglich. Und dennoch waren die Scheiben auf der Bremsfläche nie angerostet! Mit der harten Bemsmethode wäre ich natürlich auch nie auf die langen Laufzeiten meiner Bremsen gekommen! Hart gebremst hatte ich nur auf meiner Ninja-Kawasaki ZX 9R vor manchem Kurveneingang, sonst wäre ich nicht lebend am Kurvenausgang angekommen!😁
Schon damals, als ich meine Bremsen zuletzt hatte erneuern lassen, gab es keine von Daimler selbst mehr gefertigten Scheiben mehr. Mein Meister in meiner freien Werkstatt wollte mir irgendwelche Bremsen von irgendeinem Hersteller einbauen- das wollte ich aber nicht! Von wem, hatte er gar nicht gesagt. Also hatte er Originalbremsen mit Daimler - Stern (von wem auch immer hergestellt) gekauft und verbaut - bisher wieder alles bestens! Die Bremsen sind nach wie vor in sehr gutem Zustand.
ABER - das ist nun auch wieder lange her und inzwischen kann sich ja auch einiges qualitätsmäßig geändert haben - daher der Thread!😉
Zitat:
@dickschiffsdiesel schrieb am 11. Februar 2019 um 20:25:02 Uhr:
Es findet sich auch kein Rost, obgleich ich spürbar seltener fahre als früher und immer sehr schonend und zurückhaltend bremse- wenn überhaupt Vor ein paar Jahren hatte ich einen kleinen Disput hier mit Austro Diesel und vor allen Dingen mit Schneggi, die die Meinung vertreten hatten, gelegentlich müsse man scharf bremsen, um der Rostbildung vorzubeugen. In diesem Thread hat Michael (mbn) diese Meinung vertreten. Sorry, ich sehe das völlig anders!
DSD, ich seh das ebenfalls anders. Ich versuche, vorausschauend zu fahren und selten zu bremsen, und wenn, dann dosiert und bei Anwesenheit von Mitfahrern so sanft wie möglich. Ich behaupte, dass das Bremsverhalten zumindest bei den von mir hauptsächlich genutzten ATE-Bremsen in puncto Rostansatz kaum eine Rolle spielt, sondern eher das Material an sich. Ist auch eher beim ML der Fall, im 210 setzt bei mir kaum Rost an.
Was bei meinem Wagen auf jeden Fall dazukommt: wenn man die härteren "Pflegebremsungen" nicht macht, setzt sich gerne mal Bremsstaub in die Kolbenführungen der hinteren Bremsen, wodurch nach längeren Standzeiten die Bremse etwas schlechter zurückstellt. Ich denke, hier hilft nur regelmässige Reinigung. Ich vermute auch eine höhere Bremsstaub-Bildung bei ATE-Klötzen (Normalausführung, nicht die Keramik-Version). Kann dazu demnächst mehr sagen!
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Ob regelmäßig bei den Inspektionen bei meinem Dicken die Bremsen gesäubert werden, weiß ich nicht, da ich nicht daneben stehe. Aussagen über den übermäßigen Bremsstaubanfall bei meinem Dicken hat mein Meister auch nie gemacht und ich habe auch nie danach gefragt. Da ich wenig bremse, habe ich auch wenig Bremsstaub, der von den Felgen durch den Felgenreiniger in der Waschanlage ausreichend entfernt wird. Ich bin aber auch nicht so pingelig , mit Spezial-Felgenreiniger, Bürste und Wattestäbchen da nachzuputzen. Mein Auto ist ein Nutzfahrzeug - und nutzen soll es mir und nicht umgekehrt.
Hab bei meinem 220 CDI vor ca. 3 Jahren vorne und hinten komplett die Scheiben und Beläge erneuert. 4 Scheiben und 8 Beläge nebst 2 Warnkontakte für 109€. Bestellt bei einem Berliner Händler. Bei den Scheiben hinten stand Meyle drauf und bei den Belägen auch. Vorne Scheiben und Beläge auch von Meyle. Hab dann pingeligst genau montiert und anschliessend dem TÜV vorstellen müssen. Top Werte. Zwei Jahre später bzw. ca. 50000km wieder zum TÜV. Immer noch super Bremswerte. Auch Alpenpässe mit Anhänger waren kein Problem. Jetzt nach ca. 75000km sehen die Beläge und Scheiben immer noch gut aus.
DSD,
früher mussten unsere Bremsscheiben (ohne Stern) hinten häufig wergen schlechten Tragbildes gewechselt werden. Ich hatte fast nur sanft gebremst. Nachdem ich ab und zu auch kräftiger bremse, ist das Tragbild der hinteren Scheiben (immer noch ohne Stern) gut und auch die hinteren Scheiben sind langlebig.
Möglicherweise sind die hinteren Bremsscheiben von Mercedes-Benz besser legiert und unterstützen auch sanftes Bremsen. Das wäre interessant zu wissen, bzw. kann jemand das aus seiner Erfahrung noch bestätigen?
Michael
Meiner Meinung nach rosten die nicht wegen dem Material sondern weil die Bremskraft hinten wesentlich kleiner als vorn ist und das in Verbindung mit zugemockten Bremsklotzführungen dazu führt, dass die Bremsklötze sich nicht mehr richtig anlegen.
Zitat:
@mbn schrieb am 12. Februar 2019 um 08:20:48 Uhr:
Möglicherweise sind die hinteren Bremsscheiben von Mercedes-Benz besser legiert und unterstützen auch sanftes Bremsen. Das wäre interessant zu wissen, bzw. kann jemand das aus seiner Erfahrung noch bestätigen?
Hallo Michael,
vom Fahrgefühl her: ja, es scheint so zu sein. Ich habe aktuell genau diesen Mix montiert, vorne ATE, hinten MB. Seit hinten MB montiert ist, bremst der Wagen sanfter und irgendwie "gepolstert" – natürlich muss man aber auch berücksichtigen, dass die hintere Bremse neu ist, die vordere nicht mehr ganz.
(Es wurde diesmal nur hinten erneuert, weil ich vor der MFK immer die Feststellbremse machen lasse, und diesmal eben gleich Scheiben und Klötze mit. Vorne ist noch ca. 70%)
Schöne Grüsse
Timmi
Drago: Mein Bremsen rosten hinten genauso wenig wie vorne. Es gibt auch keine Riefen oder gar Risse, keine Verfärbungen oder gar Verformungen und auch keine Rostansätze an den Bremsflächen.
Michael: Du lieferst gleich eine überzeugende Erklärung für die Notwendigkeit, deine Bremse hart "freizubremsen", mit: Es liegt am Material!😉 Viele, die sich hier äußern, bedenken einige wesentliche physikalische Grundeigenschaften nicht, die sich zudem umgekehrt proportional zueinander verhalten.
Bremsen heißt, einen Kontakt zwischen Scheibe und Klotz herzustellen. Dabei wird die Fahrenergie in Reibung umgewandelt, die ihrerseits zu Abrieb und Wärme führt . Also gilt: Je größer die Bremsleistung, desto mehr Abrieb und Wärme fallen an.Beides ist im Grunde unerwünscht und steht zudem in umgekehrten Verhältnis zueinander. Zunehmender Abrieb heißt zunehmender Verschleiß und zunehmende Wärme bedingt eine abnehmende Bremsleistung mit der Gefahr einer Veränderung der Materialstruktur bis hin zur Verformung mit sich. Beispielsweise führt ein härterer Belag, z.B."Ceramic" notwendigerweise entweder zu einem höheren Verschleiß der Scheibe oder zu größerer Wärmeentwicklung oder zu einer schlechteren Bremsleistung bei gleichem Druck - oder zu allem gleichzeitig! Will man der erhöhten Wärmeentwicklung beispielsweise durch gelochte Scheiben entgegenwirken, so treten notwendigerweise z.B. Risse der Scheiben auf. Es kommt hier also auf den bestmöglichen Kompromiss, je nach Anforderungsprofil, an. Anders geht es physikalisch gar nicht und die Schwärmerei von abriebsarmen und lange haltenden Bremsen mit hervorragenden Bremseigenschaften ist die Quadratur des Kreises, also reines Wunschdenken, das nicht wahrhaben will, dass die Dinge mehrere, z.T. notwendigerweise zueinander widersprüchliche Seiten haben.
Für unsere Alltagsbedürfnisse erscheint mir der Kompromiss der Serie optimal, vorausgesetzt, die Originale von heute haben noch die gleichen Eigenschaften wie die Originale von gestern!
Zitat:
@dickschiffsdiesel schrieb am 12. Februar 2019 um 11:49:34 Uhr:
...
Für unsere Alltagsbedürfnisse erscheint mir der Kompromiss der Serie optimal, vorausgesetzt, die Originale von heute haben noch die gleichen Eigenschaften wie die Originale von gestern!
Für Interessierte an Metallurgie und Werkstofftechnik.
Die Qualität dieses "Hochkohlens" macht die Qualität des fertigen Produkts.
DSD ich habe seit 2016 hinten neue Bremsen, ich fahre ca. 25.000km pro Jahr. Ich habe damals die Klötze nur an der Rückseite mit Paste bestrichen und die Seiten nicht. Kein Rost und ich bremse auch nicht stark um da mal was frei zu bremsen oder was auch immer. Scheiben und Klötze sind von ATE, Klötze sind Ceramicbeläge und ich habe keine Probleme damit.
Es gibt normalerweise keinen Grund kräftiger zu bremsen - wenn denn alles an der Bremsanlage ok ist.
Denn wenn alles ok ist, sind die Beläge nicht verrostet oder in ihren Führungen verklemmt, sind die Bremsscheiben nicht rostig und die Bremskolben sind beidseitig in den Bremssätteln schön leichtgängig und nicht festgegammelt.
Soweit die Theorie.
Nun ist die Bremse hinten am 210er nicht sonderlich stark beansprucht. Fährt man oft im Regen oder im Schnee, reinigt man nicht penibel die Führungen an den Bremssätteln bei Austausch der Beläge und sind die Bremssättel möglicherweise eh schon recht vergammelt, dann können die Beläge schon mal "festbacken". Danach sitzen dann irgendwann die Bremskolben (meist einseitig) fest. Es wird nur noch einseitig Bremsdruck aufgebaut, die Bremsscheibe fängt an zu rosten und zu rubbeln, mehr Abrieb setzt sich fest und alles wird noch schwergängiger...
Der kräftige Tritt auf die Bremse hat in der Theorie nur den Sinn, die Bremskolben in den Sätteln gängig zu halten bzw. (im worst case) wieder gängig zu machen. Dann ist es aber meist schon zu spät...
Man kennt es doch: samstags den Wagen schön waschen, mit nassen Bremsscheiben in die Garage und am Montag sieht man Flugrost auf den Scheiben. Vorne ist die Scheibe schnell sauber gebremst (nicht frei gebremst) weil dort die Bremswirkung im Gegensatz zu hinten groß ist. Wenn nun nicht mal etwas kräftiger gebremst wird, besteht die Gefahr, dass der Flugrost hinten nicht richtig entfernt wird. Die Folge davon könnte eine geringere Bremswirkung sein, die u. U. mal den Ausschlag geben kann.
Ich kann mir vorstellen, dass die Bremsarbeit (Bremskraft x Weg) in beiden Fällen gleich ist, wenn der Wagen z.B: aus 100 Km/h innerhalb 200 Meter angehalten wird:
Fall A: 150 Meter ausrollen und 50 Meter kräftiger bremsen
Fall B: 50 Meter ausrollen und 150 Meter sanfter bremsen
Michael