Autoverkauf via e-Mail durch sofort Anruf

Servus Motor Talk Community,

da ich selbst auf eine Art "Betrugsmasche" reingefallen bin möchte ich nun berichten wie es dazu gekommen ist und wie die Abwicklung war.

Auto inseriert:
Ich habe an einem Sonntag Mittag mein Auto inseriert (mobile.de) mit der Hoffnung es schnell zu verkaufen. Nach nur ein paar Sekunden, nachdem ich auf "Inserieren" geklickt habe bekam ich den ersten Anruf rein. Gutgläubig wie ich bin habe ich mich mit dem netten Herrn aus Hannover unterhalten. Bei seiner Firma handelt es sich um eine Zweibuchstabenkombination + Autohandel. Keine Rechtsform o.Ä.

Gespräch:
Das Gespräch lief wie ich es mir gedacht und erhofft habe. Der Herr fragte mich aus nach Dingen die das Auto betreffen. Hier die wichtigen Aspekte, welche auch im Vorkaufvertrag festgehalten wurden.

Hersteller/Typ:
EZ:
BJ:
KFZ-Gesamtfahrleistung:
EU-Import:
Gewerblich genutzt:
Anzahl der Fahrzeughalter:
Unfallfrei:
Nachlackiert:
Ausstattung:

Bei seinem Sprechtempo blieb keine Zeit zum großen überlegen und man wird unter Druck gesetzt, so schnell wie möglich diese Angaben zu leisten. Der Fahrzeugschein / Brief lagen mir nicht vor, da ich bei Verwandten war. Ich rate jedem, der sein KFZ verkauft diese Angaben nochmals zu prüfen. Mein Fehler war in diesem Fall, die falsche Zahl der Vorbesitzer. Mir war nur bewusst, dass ich der 3. Halter des Fahrzeugs bin. Des weiteren wurde es nachlackiert, was ich als Laie natürlich auch nicht überprüfen konnte.

Nachdem für mich alles klar war und der Herr mir versicherte, dass man diese Dinge bei welchen ich mir unsicher sei, im nachhinein ändern könne akzeptierte ich den Vertrag. Wie akzeptiert man? Der Herr schickt eine E-Mail mit dem Kaufvertrag, welchen man durch eine simple Antwort bspw. "Hiermit bestätige ich die Angaben und den Kaufvertrag" bestätigt. Der Vorvertrag ist nun geschlossen.
Es wird auch gebeten, dass Inserat von der Verkaufsseite zu löschen. Hier aufpassen! Machen Sie Screenshots von Ihrem Inserat!

Der Händler bedankte sich und sagte mir danach, dass er jetzt eine Verschiffung für das Auto bucht und diese nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Ansonsten hätte er einen Schadensersatzanspruch.
Er sagte, dass ein Fahrer kommt und das Auto gegen Bekanntgabe einer Nummer das Auto abholt / ansieht.

Anwalt:
Da mir das ganze nicht koscher vorgekommen ist und ich diverse Berichte hier in diesem Forum gelesen hatte, bin ich zu einem Anwalt für Vertragsrecht. Es ist offensichtlich eine Masche.

Die Anwältin hatte mir gesagt, dass es sich bei dem mit E-Mail bestätigten Vertrag um einen Vorvertrag handelt und man diese im Nachhinein noch abändern kann.

Dinge die Sie probieren sollten abzuändern sind:
- Gewährleistung entfällt (Sie sind frei raus)
- Gekauft wie gesehen (muss rein!)
- Genauer KM-Stand

Somit ist man sehr gut abgesichert, falls es im schlimmsten Fall vor Gericht gehen sollte.

Ebenfalls ratsam:
- Erst Geld, dann Fahrzeugbrief
- Auto unbedingt abmelden!
- Die Mängel dem Fahrer aufzeigen unter Zeugen.

Tag der Abholung:
Der Fahrer (netter Kerl welcher unschuldig wirkte), kam zur vereinbarten Zeit mit dem Zug aus einer Großstadt und lief danach zur Angegebenen Adresse.
Dort inspizierte er das Auto sofort und holte einen Lackdichtemesser aus seinem Koffer. Jeder Mangel wurde aufgeschrieben und die Lackdichte ergab, dass das Auto bereits nachlackiert wurde.
Er rief seinen Chef an und der fing an zu verhandeln, dass er nur Zwischenhändler sei und der Container für das Schiff bestellt ist. Er ging sehr aggressiv an die Sache und lies kaum Zeit zum denken/sprechen, was auch ein Indiz dieser Masche ist.

Ja am Ende waren wir selber Schuld. Ich hatte unwissentlich Falsche Angaben bestätigt, welche nicht richtig waren. Das war der Grund, weshalb der Herr das Handeln anfing. Anstatt einer Summ von ca. 3000€ waren es halt nur noch 2500€.
Am Ende war ich trotzdem froh, dass der Psychoterror (es hatte mich tag täglich beschäftigt) vor bei ist und ich das Auto für meine Schmerzgrenze verkaufen konnte.

Ich glaube nicht, dass es vor Gericht gegangen wäre, da wir mit Argumenten den Herren zur Weißglut gebracht hatten. Ihm gingen die Argumente aus und er wurde immer pampiger. Er drohte die Polizei zu rufen, wobei der Fahrer verdutzt schaute. Einfach ein launischer und für mich schlechter Mensch.

Am Ende sagte ich Ihm, nachdem nun sein angeblicher Bruder am Telefon war, dass er nicht so pampig seien soll. Sein Bruder war der good-cop im Endeffekt. Den Fahrer verabschiedete ich mit den Worten, dass er sich einen "neuen Job suchen solle und wir bereits wussten, was auf uns zukommt". Er entschuldigte sich und beteuerte, dass er keine Chance hat aus diesem Geschäft auszusteigen.

Fazit:

Ja nicht der erhoffte Preis, aber es ist weg. Es war mein eigener Fehler die Angaben nicht korrekt zu überprüfen. Der Verlust war gering, jedoch bei höherpreisigen Autos um die 5000€ kann es sehr schnell mal 1000€ runtergehen mit dem Druck, welcher aufgebaut wird.

Angaben genau überprüfen. Jede Kleinigkeit.
Nicht voreilig Dinge behaupten (so wie ich) die nicht stimmen.
Keine Handynummer angeben bei Inseraten. Nur Mail um sich gewisse Leute herauszufiltern.
Blatt anfertigen mit den Dingen die abgeändert werden sollen und gegenzeichnen lassen.

Falls es fragen gibt, bin ich gerne bereit diese zu beantworten.

Hier ein älterer Eintrag über dieses Thema:
https://www.motor-talk.de/forum/kaufvertrag-per-email-betrug-t4362612.html?page=7

Ein Bild des Kaufvertrags lade ich geschwärzt hoch, damit Sie ein Muster entnehmen können.

Img-20200115
Beste Antwort im Thema

Moin,

1.) Warum lässt du dich unter Druck setzen? Sag - rufen sie mich Montag wieder an oder um XYZ, wenn ich die Daten vorliegen habe.
2.) Wer hat dich dazu gezwungen den Vertrag so zu schließen? Und nicht darauf zu bestehen, dies nach deinen Regeln bei dir zu machen?
3.) Weshalb bestätigst du Dinge, die du nicht weißt? Das ist mir unbekannt ist eine legitime Aussage!
3.) Warum lässt du dich anpampen? Auflegen und gut - die angeblichen Abweichungen müsste der Herr erstmal beweisen, er müsste auch belegen, dass dies ein Mangel ist (bei dem zu erwartenden Alter eher weniger). U.a. gibt es an PKWs Stellen, da erscheint es wie nachlackiert - dahinter verstecken sich aber z.B. Nachtabdichtungen usw. und die Dinger lassen sich manipulieren und zeigen dann sogar auf nackten Blech zuviel Lack an. Entweder sagen - nehmen oder du (also Käufer) trittst vom Kauf zurück und fährst nach Hause. Und was soll die Polizei machen? Ist doch ein guter Zeuge für dich - dann kannst du dem Krakeler direkt Hausverbot erteilen.
4.) Völlig normales Auftreten - das ist einfach eine andere Handelskultur. Und im Grunde auch normales Verhandeln. Selbst ohne das was du da angeblich zugesagt hattest - wäre irgendwas verhandelt worden. Der Gewinn im PKW Handel liegt im Einkauf. Selbst wenn der dir da 30t€ reinschreibt - zahlt der das nie, der will was finden, wird bei dem Alter des Autos auch was finden und dann einfach nur nen lauten machen.

In Summe nix besonderes - außer das du dich selbst massiv ins Boxhorn gejagt hast und Betrug liegt ja nicht vor, es ist wer gekommen und hat das Auto gekauft - wesentlicher Unterschied zu deinem Link.

Wenn du ein Auto im Billigsegment verkaufst - Leg dir ein dickes Fell zu. Der Tonfall ist rau, aber deshalb ist das nix derartig dramatisches.

LG Kester

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Ich weiß, das ihr hier alle stahlharte Autoverkäufer seid, aber so ist nun mal nicht jeder.

Ich will den TE mal etwas in Schutz nehmen. Manche diskutieren eben oder sind so hart, legen auf und schicken den Abholer wieder weg. Manche sind aber unter Druck nicht so handlungsfähig oder wollen den Verkauf einfach hinter sich haben und gehen dann drauf ein.

Der TE ist sein Auto zu seiner Schmerzgrenze los geworden, also noch mal gut gegangen. Bei höherpreisigen Autos sollte man dann vielleicht ein Kumpel mitnehmen, der da geschickter ist.

Moin,

Aber dann bringt es nichts, ihn zu bejammern und zu bedauern und ihm ggf. zuzustimmen, dass er beschixxen wurde. Letztes stimmt halt eigentlich nicht und nur mit entsprechenden Kritiken wird er wissen, sich beim nächsten Mal besser zu verkaufen.

LG Kester

Danke Rothenbach für deine ausführungen. das klingt für mich alles nachvollziehbar.

Am ende bedeutet es aber: Der mündliche Kaufvertrag wird vom schriftlichen Gebrochen. schon aufgrund der Beweisfähigkeit. Getreu dem Motto von Adenauer: "Was kümmert mich mein geschwätz von gestern."

Zum TE: Sorry das wir hier son bischen über Dich herfallen aber man soll ja auch aus fehlern lernen sonst bringt es ja nix. Und diese Überrumpelungsmasche hört man halt immer wieder in unterschiedlichen Formen (Enkeltrick, falscher Polizist, Betrügerischer Autokäufer oder verkäufer etc.) der Trick ist immer der selbe: das opfer wird 8scheinbar) unter (Zeit) Druck gesetzt und soll aus der Hüfte heraus zusagen machen für die er dann haften soll.

deswegen Grundsätzlich und IMMER: NIE unter Druck setzten lassen! JEDE wichtige entscheidung hat Zeit. Nie unendlich aber die sprichwörtliche nacht zum drüber schlafen sollte schon drin sein.
Ein Angebot was nicht schriftlich oder wenigstens per Mail wiederholt werden kann (zum nachlesen und ggf. nachprüfen (preisvergleich etc.), ist keins.

Wenn man wenigstens diese allg. warnung aus dem Thread mitgenommen hat und dadurch wenigstens 1 Betrug weniger gemacht wurde, ist das schon ein tolles Ergebniss.

Moin,

Ich würde nicht sagen, dass der mündliche Vertrag durch das verschriftlichen gebrochen wird. Er wird formalisiert und fixiert. Weil: es geht ja nach wie vor um das gleiche, beide haben den gleichen Willen usw.

LG Kester

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Zitat:

@Rotherbach schrieb am 17. Januar 2020 um 15:21:03 Uhr:


Moin,

Ich würde nicht sagen, dass der mündliche Vertrag durch das verschriftlichen gebrochen wird. Er wird formalisiert und fixiert. ...

hatte ich z.B. letzte Woche:

nach Besichtigung und Probefahrt auf den Ausdruck des mobile.de-Inserats geschrieben
"Bastlerauto ohne Gewährleistung
Preis xyz €
Anzahlung 100 € erhalten
"
+ Unterschrift
(mit xyz im unteren dreistelligen Bereich, und dazu hab ich die Papiere erhalten um den Wagen anmelden zu können)

... und 3 Tage später bei Abholung dann ein reguläres Vertragsformular ausgefüllt

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