Autohändler verkauft ausschließlich an gewerbetreibende, um keine Garantie geben zu müssen

Hallo liebe Community,

ich bin heute auf einen seltsamen Fall gestoßen und möchte gerne eure Meinung hierzu hören.

Ich bin an einem Fahrzeugkauf interessiert und bin dabei auf einen Autohändler gestoßen, der seine Fahrzeuge, die älter als 5 Jahre sind, ausschließlich an "Handel/Gewerbe oder Fachmann" verkauft.

Am Telefon sagte er mir, dass er diesen Fahrzeugen keine Garantie geben möchte und daher ausschließlich an die oben genannte Personengruppe verkauft. Sein genauer Wortlaut war "Sonst rufen mich die ganzen Ali's an und kommen plötzlich mit ihren 9 Cousins um die Ecke".

Das bedeutet für mich im Umkehrschluss, dass ich ihn für auftretende Mängel nicht belangen könnte, da der Verkauf zwischen Gewerbe und Gewerbe erfolgte. Somit besitze ich im vornherein keine Ansprüche, falls das Fahrzeug Probleme verursacht.

Abgesehen von seiner sehr fragwürdigen Aussage:
Ist seine Vorgehensweise sauber?
Steigt dadurch nicht das Risiko eines Kaufs enorm an, da ich im Nachhinein mit Mehrkosten dastehe?

Vielen Dank für Eure Unterstützung.

Beste Grüße,
Mistaken_Identity

Beste Antwort im Thema

Der Verkäufer kann sich seine Käufer sehr wohl aussuchen. Das ist absolut legal oder wie oben ausgedrückt "sauber". An dieser Handlungsweise ist rein gar nichts fragwürdig. Und der Händler macht ja auch kein Geheimnis wegen seiner Beweggründe. Es kann sich ja auch jeder Kunde aussuchen wo er gerne kaufen möchte oder eben nicht.

Das ist nur die gesetzeskonforme Antwort auf die bestehende Rechtslage. Nur so kann effektiv die Gewährleistungspflicht ausgeschlossen werden. Damit hat sich dann auch die Frage erledigt ob Gewährleistungsansprüche geltend gemacht werden können --> Leider nicht. (Ausgenommen natürlich arglistig verschwiegene aber bekannte Mängel).

Wenn man mit dieser Vorgehensweise ein Problem hat dann einfach bei einem anderen Händler einkaufen. Es gibt ja schließlich genug.

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Ja, das glaube ich.
Denn der Markenhändler oder der seriöse Gebrauchtwagenhandel geht anders mit seinen Kunden um - muß anders mit seinen Kunden umgehen - wie die Hinterhofklitsche.

Beispiel (aus anderem Themengebiet): Als ich noch als Fernsehtechniker arbeitete, war es ein zweites Standbein eines jeden Elektrobetriebs, den Zweitmarkt mit gebrauchten, instandgesetzten, in Zahlung genommenen Produkten zu bedienen: Waschmaschinen, Fernseher, Autoradios...
Bei Defekten reagierte der Händler kulant oder er gab freiwillig Garantie, er wollte schliesslich seinen guten Namen nicht als "schräger Jakob" aufs Spiel setzten.
Heute? Heute gibts sowas nicht mehr. Bindet sich - dank Gewährleistungsrecht - kein Händler mehr ans Bein. Gebrauchtmarkt findet nahezu zu 100% privat statt bzw. über als "privat" gekennzeichnete Verkäufer.
Und wenn die Maschine beim ersten Waschgang dann sprotzt, spritzt und rumpelt, dann wäscht der VK seine Hände - "gestern ging sie noch einwandfrei" - in Unschuld.
Wird das Gewährleistungsrecht nun verschärft (ab dem 01.01.), wird sich dieser Trend auch bei PKW verstärken.
Dann kaufst Du entweder beim Händler jung und teuer (in jedem Fall teuer), oder eben - ganz ohne Rechte - privat oder irgendwo auf dem Kiesplatz mit Bauwagenbüro, wo die Chance gering ist, daß es diesen Höker über deine Gewährleistungstzeit überhaupt noch gibt.

Wer ist jetzt Profiteur dieser Regelung?
Der Kunde?
Eher nicht.

Zitat:

@ixtra schrieb am 6. Oktober 2021 um 12:04:40 Uhr:


...
...

Welchen Vorteil hat der Käufer, von einem Händler ohne Gewährleistung zu kaufen?

Der einzig denkbare wäre, dass der Händler die Autos trotzdem gut ausgewählt und durchgeschaut hat und damit eine Qualitätskontrolle bietet.
...

Den Vorteil alles aus einer Hand von einem Händler zu bekommen?

Noch mal einen Service, eine frische HU, Kreditangebot, einen Platz wo man sich mehrere Modelle hintereinander ansehen kann, i.d.R. ganztägige Kontaktmöglichkeit/Öffnungszeiten, spontane Besichtigung möglich, Probefahrt mit roten Kennzeichen, evtl. mit einem Aufschlag eine Gewährleistung/Garantie je nach Wunsch, angeschlossener Zulassungsservice, Inzahlungsnahme vom alten Wagen gleich in einem Abwasch ...

Ich sehe bei Kauf vom Händler, auch wenn die Gewährleistung im b2c sauber ausgeschlossen werden könnte durchaus Vorteile und es gibt bestimmt noch mehr...😉

Zitat:

@Matsches schrieb am 6. Oktober 2021 um 12:50:09 Uhr:



Denn wo früher ältere Gebrauchte noch beim seriösen Markenhändler zu finden waren (denen man durchaus eine gewisse Sorgfalt zutrauen konnte), sucht man sie dort heute vergebens.

Sie werden heute am Privatmarkt gehandelt (wo der Käufer de facto völlig entrechtet ist), oder immer weiter durchgereicht in Richtung "Crazy Achmed Süper Cars", dem Kundenbindung oder Kundenzufriedenheit genauso egal sind, wie Gewährleistungsansprüche.

Nach meiner - hier allerdings nur eingeschränkten - Erfahrung, haben auch seriöse Händler bei Geschäften ohne Gewährleistung sich nur als Durchreiche verstanden.

Das das Autohaus ohne die Pflicht zur Gewährleistung eine sorgfältige Auswahl oder gar Durchsicht vorgenommen hätte, entspricht nicht meiner Erfahrung.

Da sagen die doch auch nur :"Schau halt, was Du kaufst. Hat der Kunde uns hier so auf den Hof gestellt".

Aber Erfahrungen und Erwartungen sind eben unterschiedlich.

Das Problem ist auch in der Zeit vor der gewährleistung gab es noch nicht die Bewertungsmöglichkeiten bei maps&Co ...

Wurde man damals richtig verarsch.... was hatte man schon für möglichkeiten das öffentlich zu machen?

Das Bewerten hat auch Schattenseiten ohne Fragen, aber eklige schwarze Schafe wie vor 20...30 ... Jahren, würden recht schnell im -1 Stern Ranking verschwinden....

Ich nutze viel Bewertungen vor einem Kauf/Service und mich schrecken negative Bewertungen in keinster Weise ab, da kommt es auf die Antwort vom Anbieter an ... da erkennt man oft das die Käuferansicht völlig überzogen war . ... z.B. nur 1 Stern weil Am AutobahnHotel, die Autobahn zu hören ist ...😁😁

Daher ist es schwer jetzt einzuschätzen wie es heute sein würde?

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Du hast da schon Recht.
Es ist schwierig die Situation der "Prä-Gewährleistungs-Zeit" mit "jetzt" zu vergleichen, weil sich die Umstände (und die Gesellschaft) zwischenzeitlich verändert haben.

Zitat:

@tartra schrieb am 6. Oktober 2021 um 14:26:13 Uhr:


...
Den Vorteil alles aus einer Hand von einem Händler zu bekommen?

Noch mal einen Service, eine frische HU, Kreditangebot, einen Platz wo man sich mehrere Modelle hintereinander ansehen kann, i.d.R. ganztägige Kontaktmöglichkeit/Öffnungszeiten, spontane Besichtigung möglich, Probefahrt mit roten Kennzeichen, evtl. mit einem Aufschlag eine Gewährleistung/Garantie je nach Wunsch, angeschlossener Zulassungsservice, Inzahlungsnahme vom alten Wagen gleich in einem Abwasch ...

Damit hast Du Recht.

All das setzt aber nicht voraus, dass der Händler Eigentümer der Autos ist. Auch bei einem Kommissionsgeschäft lassen sich diese Vorteile als Dienstleistungen anbieten.

Zitat:

@vwpassat99 schrieb am 6. Oktober 2021 um 11:55:50 Uhr:


Früher fand man auf dem GW-Platz des hiesigen VW oder Opel-Händlers auch Gebrauchte bis 10 Jahre.

Jetzt gibt es da maximal 3 Jahre alte Autos.

Wer sich kein so junges Fahrzeug kaufen kann, ist am meisten angearscht.

Ältere Fahrzeuge muß man ja nicht unbedingt beim Marken-Händler kaufen. Es gibt genug freie Gebrauchtwagenhändler.

Ich bitte darum sich doch wieder dem Ursprünglichen Thema zu widmen.
Ob da nun nur noch 3jährige Autos oder nicht stehen gehört eigentlich nicht mehr zu der Frage.

Moorteufelchen

Zitat:

@Timbow7777 schrieb am 6. Oktober 2021 um 20:09:17 Uhr:



Zitat:

@vwpassat99 schrieb am 6. Oktober 2021 um 11:55:50 Uhr:


Früher fand man auf dem GW-Platz des hiesigen VW oder Opel-Händlers auch Gebrauchte bis 10 Jahre.

Jetzt gibt es da maximal 3 Jahre alte Autos.

Wer sich kein so junges Fahrzeug kaufen kann, ist am meisten angearscht.


Ältere Fahrzeuge muß man ja nicht unbedingt beim Marken-Händler kaufen. Es gibt genug freie Gebrauchtwagenhändler.

In der unteren 4-stelligen € Klasse siehts dann aber schon düster mit Gebrauchtwagenhändlern aus....

Bei mir um die Ecke hatte eine größere freie Werke immer mal wieder brauchbare Wagen aus der Lowbudget Klasse, aber auch die haben das vor ein paar Jahren eingestellt ... die nehmen Wagen noch an, gehen dann jedoch immer sofort an einen Aufkäufer und weg sind teilweise gute Autos...

Ich weiß jetzt nicht ob das zum Thema passt, ich finde Ja, die Werke verkauft ältere Wagen, somit auch nur noch an Gewerbliche, Private sind ein zu großes unkalkulierbares Risiko...

Wird wohl so sein, etliche Private verstehen wohl was es heißt einen 15 Jahre alten Wagen zu kaufen, aber es reichen immer mal wieder ein paar Querschläger die den Neuwagen und Vollgaranatie für 1500 EUR erwarten. Selbst wenn der Händler nach langen hin und her (Anwalt/Gericht u.s.w.) Recht bekommt, bedeutet das Zeit, Stress, Vorschuss von geld und dann kann ich es voll nachvollziehen wenn der Betreiber sagt, Dann ist Schluss damit ...🙄

Die Querschläger wimmelt man am besten gleich ab. Das habe selbst ich schon als Privatverkäufer gemacht. Die würden auch ohne Gewährleistung herum nerven. Als Händler schiebt man solche Fahrzeuge, bei denen es sich nicht mehr lohnt oder es zu riskant ist, halt in den Export.
Schade um die ganzen Klassiker, die deshalb in den Export gewandert sind.

Wenn man so sieht, was sonst alles reguliert wird, könnte man hier durchaus den Verkauf "verkehrssicher aber mit altersgemäss absehbaren Mängeln" oder eben "gekauft wie gesehen" ab einem Fahrzeugalter von zum Beispiel 8-10 Jahren durch Händler an Private von Gesetzes wegen ermöglichen - letztlich wird das aber schlecht für den Neuwagenabsatz sein, da die Fahrzeuge länger im Land blieben.

He, He. Da guckten Kunden auch immer sparsam auf dem Flohmarkt, wenn ich nicht an sie verkauft habe. Mein Antwort:
Hier sind so tolle andere Händler, die gerne an Sie verkaufen. Da brauchen Sie mich nicht.

Was spricht aus Händlersicht eigentlich dagegen, die Fahrzeug nur mit Reparaturkostenversicherung zu verkaufen? Damit minimiert er doch das Gewährleistungsrisiko.

Nein, tut er nicht. Außerdem kostet diese Versicherung Geld zum Einen, und ab gewissen Alters-/Laufleistungsgrenzen wird keine Versicherung das Risiko zu einem vernünftigen Tarif absichern. Die müssten für das Risiko doch sogar höher entlohnt werden als der Händler.

Wie sieht es eigentlich mit den Gewährleistungbestimmungen in anderen EU Staaten aus, das würde mich mal interessieren, AT, It, F, PL, NL .... ?? gibt es hier Leute die das wissen

Ich hatte letztens erst ein bericht über Belgien gesehen, die fördern indirekt Gebrauchtwaren, indem auf Reparaturen nur der 1/2 MwSt. Satz berechnet wird ... so lohnt sich bei etlichen Gebrauchtwaren eine Reparatur eher...

Ich glaube immer noch das wir das hier so haben, weil die Herstellerlobby kräftig gearbeit hat, torpedieren sie doch so erfolgreich das Low Budget Handelgeschäft und kurbelt so ihr Neuwaregeschäft an...

Hatte sowas ganz frisch im Verwandtenkreis, gesucht wurde was um die ~2-3 tEUR, Privatverkauf war nicht, weil keine Zeit da ewig zu suchen, komplizierte Terminzeiten, teilwesie bereits abgemeldet=keine Probefahrt, getarnte Händler ... Händler in der Preisklasse sind zu 98% super fail ... also wurde es ersteinmal ein neuer Kleinwagen mit so einer Art Leasing, später Übernahmeoption ... Autolobby = Ziel erreicht ...😁

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