Aus aktuellem Anlass: Augen auf beim Moppedkauf

Kawasaki

Es frühlingt. Die ersten Saisonbiker sind am Start, diejenigen, die –wie ich- das ganze Jahr fahren, nehmen es gelassen, dass eine Sonntagsfahrt durchs Lautertal wieder mit einem Krampf im linken Arm endet. Es ist aber auch eine Zeit, in der zwei Spezies wie die Tulpen sprießen: Die, die gerne ein Motorrad hätten und die, die eines loswerden wollen. Davon handelt mein Beitrag:

Mist !! Drei Motorräder auf einen Schlag im Eimer. Alle drei in meinem Besitz befindlichen Kawasakis sind ganz offensichtlich defekt.
Wie das geschehen konnte ? Aus heiterem Himmel. Ich habe Verkaufsanzeigen auf den einschlägigen Internet-Seiten studiert. Eine Kawasaki klappert immer... steht da zu lesen. Dass das keinesfalls ein Defekt sei, sondern bei einer Kawasaki so sein muss. Deshalb nenne man sie auch „Klappersaki“ wie jeder halbwegs Informierte Motorradfreund wisse.
Das Ganze gipfelt in der Behauptung, eine Kawasaki, die nicht klappert, habe einen Defekt. „Kenner“ wissen das. „Kenner“ ? Nein, natürlich nur „Echte Kenner“ .

Von einer schlimmen Vorahnung erfüllt, schleiche ich zur Garage. Als Erstes zerre ich die ZX 10 auf die Straße. Dieses Motorrad hat mich seit Jahren durch halb Europa getragen, erbarmungslos behängt mit Koffern, Topcase und Tankrucksack, dazu noch den mit Montur gut 120 Kilo schweren sammler drauf und der Motor mit seinen knapp 140 PS hat mich immer begeistert. Jetzt ist er wohl hinüber.🙁
Bange Minuten: Choke durchziehen, Benzinhahn auf, kein Gas… mit der ersten Anlasserumdrehung nimmt der Motor die Arbeit auf und dumpfes Grollen entweicht der devil – Tüte. Ich lausche aufmerksam auf verdächtige Geräusche und da sind sie: Man hört:
- Nichts.
Kein Klappern, kein Rasseln, nichts. Vermutlich bin ich kein echter Kenner, wenngleich ich ziemlich genau weiß, wie es in diesem Motor aussieht: Nockenwellen ohne Einlaufspuren, Ventilspiel in Ordnung, die Schlepp -Kipphebelchen ohne Pitting.
Der Steuerkennspanner und die Steuerkette im grünen Bereich und bevor die Primärkette sich längt, um zu schlagen, müsste der Motor wohl 200.000 km auf der Uhr haben.

Dasselbe Spiel bei der GPZ 1100: Unauffällig wie es das ganze Motorrad ist, läuft auch der Motor sauber rund, leise blubbernd finden die Abgase den Weg durch die Serienpüffe alles scheint okay, nur das Klappern fehlt. Also noch ein Motor im Eimer. 😰

Bei der ZZ-R 1100 genannt „Sargnagel“ wird’s nicht besser. Giftig prötteln die 150 PS nach kurzem Druck auf den Starterknopf durch den Eagle Mach7 und der Motor lässt schon im Standgas keinen Zweifel an seinem Potential. Aber auch er klappert nicht.

Motorrad Nummer 4: Auch der Motor poltert gleich los, und hurra: Es klappert. Klappert ? Es rasselt. Rasselt ? Es hört sich an, als würden 100 Schmiede abwechselnd den Hammer auf einen Stahl krachen lassen. Na also, geht doch…
Nur: Das ist keine Kawasaki. Es ist die Ducati M 900 Monster mit der Trockenkupplung, einem Aluminium-Kupplungsdeckel und offener Rizoma-Abdeckung. Klingt wie ein kapitaler Lagerschaden, ist aber normal.
Kenner wissen das. Sofern es „echte“ sind. 😁

Der oben von sich selbst als solcher gepriesene „Kenner“ ist keiner. Eventuell bekäme der Satz mehr Wahrheitsgehalt, wenn man das „K“ gegen ein „P“ tauscht.
Es ist der tägliche Wahnsinn und die Gier. Man will so viel wie möglich herausschlagen, beim Verkauf der alten Möhre. Es ist ein Zweikampf. Verkäufer gegen Käufer. Ein Pokerspiel. Es wird gelogen und geblufft, dass sich die Balken biegen. Nur der Verkäufer aber weiß, welche Karten kommen.
Und er weiß sich zu wehren. Der potentielle Käufer fragt vorsichtig nach einem Scheckheft. Jetzt ist ein leicht höhnisches kurzes Auflachen angesagt. „Scheckheft ?“ „Hat heute keiner mehr. Das Motorrad ist 15 Jahre alt.“ Der Käufer hakt nach: „Inspektionsnachweis oder Rechnung ?“
Jetzt schnell einen wissend-mitleidigen Blick aufsetzen: „Mein Bester, Sie wissen doch… diese Werkstätten heutzutage. Tststs… Nur Pfuscher, die einen abzocken wollen. Man ist auf der sicheren Seite, wenn man das alles selbst macht“
Obwohl meine Meinung über die Werkstätten eine Bessere ist, why not. Wenn er’s kann. Ich mach ja auch (fast) alles selbst. Aber dann sollte statt des Laubsägekastens, einem mittleren Hammer und dem Werkzeugkasten mit den verchromten Nüssen von OBI, wenigstens zwei vernünftige Drehmomentschlüssel, ein Nussenkasten von Snap-on, Gedore oder wenigstens Proxxon noch vernünftige Schraubendreher, Lehren, ein Schraubstock, Ring-Gabelsatz und eine Micrometerschraube vorhanden sein. Eine Hebebühne wäre der vollendete Luxus.
Die vergnaddelten Motorschrauben am Objekt der Begierde sprechen aber eine deutliche, andere Sprache.
Und bei der angeblich immer selbst gewarteten BMW Baujahr 1999 das U-DIAG II, denn der Anschluss dieses Diagnosegeräts ist der erste Schritt zur Wartung der moderneren ABS - BMW Einspritzer. Ein Ölwechsel mit Filter ist keine Wartung.
Was gibt’s noch: „Die Schrammen sind vom Vorbesitzer ! Dem ist Motorrad in der Garage umgefallen. Im Stand – und nur ganz leicht.“
Dass der Mensch seine eigene Blödheit nicht zugeben will, verstehe ich. Ich weiß aber auch, dass Schrammen dann entstehen, wenn etwas in Bewegung ist, wenn es über den Asphalt schraddelt.

Und Alles, was lt. Inserat „für einen nur wenig begabten Schrauber eine Kleinigkeit“ ist, ist was für Schrauber mit dem schwarzen Gürtel.

„Sportauspuffanlage, weil die Serienanlage ja nichts taugt“ bedeutet übersetzt: „Ich weiß, dass der Serienauspuff das Beste ist. Aber nachdem ich die Karre draufgelegt hatte und der Händler mir den Preis nannte, habe ich mir lieber das Billigteil von Polo geholt.“

Lustig fand ich auch den Hinweis eines Händlers, der eine ZX9R anpries: „Scheinwerfer muss noch eingestellt werden“ Ja geht’s noch ? Ist der dazu zu blöd ? Natürlich und das aus einem einfachem Grund: Die Lampeneinsätze in den Verkleidungen kann man meist nur in der Höhe vestellen. Um das schielende Geleucht wieder einzunorden, muss man nämlich die beim Sturz ebenfalls verbogene Verkleidungshalterung ersetzen.

Ein gern gelesener Klassiker: „Vergaser müssten mal nachgestellt werden“
Der Mythos des Vergasereinstellens scheint unauslöschbar. Fahren die noch Mofa, wo man Schieber und Düsennadel „frisieren“ konnte ?
Moderne Unterdruck-/Gleichdruckvergaser kann man nicht „mal nachstellen“ Da sind Schwimmernadeln undicht und lassen die Karre absaufen, in den meisten Fällen ist einfach die ganze Gasfabrik verharzt und versifft, hier hilft nur Ausbau, professionelles Reinigen im Ultraschallbad, Vorsynchronisation und nochmal nachträglich bei laufendem Motor mit einem Unterdruckmessgerät nachjustieren. Kostet beim „Freundlichen“ um 300 Euro, denn wer hat schon ein professionelles US-Equipment und entsprechend Ahnung und Erfahrung mit Vergasern ?

„34 PS lt. Brief, geht aber zweihundert…“ bedeutet: „Drossel rausgebaut, Betriebserlaubnis erloschen, du fährst ohne Versicherungsschutz und meist auch ohne Fahrerlaubnis, aber ich habs Dir ja gesagt.“

Warum schreibe ich das ? Aus Erfahrung. Und weil ich einen Hals bekomme, wenn ich sowas lese, das ein Ahnungsloser vom Anderen abschreibt (sog. Zu Guttenberg-Methode)
Weil die Leutz zu mir kommen, wenn man „das Schnäppchen“ gemacht hat und nun plötzlich Zweifel auftreten. Und weil es mir immer wieder Spaß macht, Verkäufer, die völlige Ahnungslosigkeit durch sicheres Auftreten kompensieren wollen, zu entlarven.

Einen ganz wichtigen Begriff habe ich vergessen: „Lt. Vorbes.“
Der wichtigste Satzbestandteil ist „laut Vorbesitzer“ und kann mit den Begriffen „unfallfrei“ „Laufleistung“ „stets schonend gefahren“ „regelmäßig gewartet“ und zig anderen beliebig kombiniert werden. Man hat die Arschkarte damit gleich weitergereicht.

Und was wollte ich eigentlich sagen ? Achso, ja…
„Augen auf beim Motorradkauf“ oder jemand mitnehmen, der sich auskennt. Ist zwar keine Garantie, aber besser als blauäugig zu kaufen.
Hat jemand eine Kawasaki, die klappert ? Dann würde ich das Ventilspiel checken, Nockenwellen und Schlepphebel auf Einlaufspuren prüfen und evtl. den Steuerkettenspanner, im Zweifel die Steuerkette tauschen. Normal ist das nämlich nicht.
Meine Kawas klappern nicht. Und das ist gut so.
Eine schadenfreie Saison wünscht
Der moppedsammler.

Beste Antwort im Thema

Es frühlingt. Die ersten Saisonbiker sind am Start, diejenigen, die –wie ich- das ganze Jahr fahren, nehmen es gelassen, dass eine Sonntagsfahrt durchs Lautertal wieder mit einem Krampf im linken Arm endet. Es ist aber auch eine Zeit, in der zwei Spezies wie die Tulpen sprießen: Die, die gerne ein Motorrad hätten und die, die eines loswerden wollen. Davon handelt mein Beitrag:

Mist !! Drei Motorräder auf einen Schlag im Eimer. Alle drei in meinem Besitz befindlichen Kawasakis sind ganz offensichtlich defekt.
Wie das geschehen konnte ? Aus heiterem Himmel. Ich habe Verkaufsanzeigen auf den einschlägigen Internet-Seiten studiert. Eine Kawasaki klappert immer... steht da zu lesen. Dass das keinesfalls ein Defekt sei, sondern bei einer Kawasaki so sein muss. Deshalb nenne man sie auch „Klappersaki“ wie jeder halbwegs Informierte Motorradfreund wisse.
Das Ganze gipfelt in der Behauptung, eine Kawasaki, die nicht klappert, habe einen Defekt. „Kenner“ wissen das. „Kenner“ ? Nein, natürlich nur „Echte Kenner“ .

Von einer schlimmen Vorahnung erfüllt, schleiche ich zur Garage. Als Erstes zerre ich die ZX 10 auf die Straße. Dieses Motorrad hat mich seit Jahren durch halb Europa getragen, erbarmungslos behängt mit Koffern, Topcase und Tankrucksack, dazu noch den mit Montur gut 120 Kilo schweren sammler drauf und der Motor mit seinen knapp 140 PS hat mich immer begeistert. Jetzt ist er wohl hinüber.🙁
Bange Minuten: Choke durchziehen, Benzinhahn auf, kein Gas… mit der ersten Anlasserumdrehung nimmt der Motor die Arbeit auf und dumpfes Grollen entweicht der devil – Tüte. Ich lausche aufmerksam auf verdächtige Geräusche und da sind sie: Man hört:
- Nichts.
Kein Klappern, kein Rasseln, nichts. Vermutlich bin ich kein echter Kenner, wenngleich ich ziemlich genau weiß, wie es in diesem Motor aussieht: Nockenwellen ohne Einlaufspuren, Ventilspiel in Ordnung, die Schlepp -Kipphebelchen ohne Pitting.
Der Steuerkennspanner und die Steuerkette im grünen Bereich und bevor die Primärkette sich längt, um zu schlagen, müsste der Motor wohl 200.000 km auf der Uhr haben.

Dasselbe Spiel bei der GPZ 1100: Unauffällig wie es das ganze Motorrad ist, läuft auch der Motor sauber rund, leise blubbernd finden die Abgase den Weg durch die Serienpüffe alles scheint okay, nur das Klappern fehlt. Also noch ein Motor im Eimer. 😰

Bei der ZZ-R 1100 genannt „Sargnagel“ wird’s nicht besser. Giftig prötteln die 150 PS nach kurzem Druck auf den Starterknopf durch den Eagle Mach7 und der Motor lässt schon im Standgas keinen Zweifel an seinem Potential. Aber auch er klappert nicht.

Motorrad Nummer 4: Auch der Motor poltert gleich los, und hurra: Es klappert. Klappert ? Es rasselt. Rasselt ? Es hört sich an, als würden 100 Schmiede abwechselnd den Hammer auf einen Stahl krachen lassen. Na also, geht doch…
Nur: Das ist keine Kawasaki. Es ist die Ducati M 900 Monster mit der Trockenkupplung, einem Aluminium-Kupplungsdeckel und offener Rizoma-Abdeckung. Klingt wie ein kapitaler Lagerschaden, ist aber normal.
Kenner wissen das. Sofern es „echte“ sind. 😁

Der oben von sich selbst als solcher gepriesene „Kenner“ ist keiner. Eventuell bekäme der Satz mehr Wahrheitsgehalt, wenn man das „K“ gegen ein „P“ tauscht.
Es ist der tägliche Wahnsinn und die Gier. Man will so viel wie möglich herausschlagen, beim Verkauf der alten Möhre. Es ist ein Zweikampf. Verkäufer gegen Käufer. Ein Pokerspiel. Es wird gelogen und geblufft, dass sich die Balken biegen. Nur der Verkäufer aber weiß, welche Karten kommen.
Und er weiß sich zu wehren. Der potentielle Käufer fragt vorsichtig nach einem Scheckheft. Jetzt ist ein leicht höhnisches kurzes Auflachen angesagt. „Scheckheft ?“ „Hat heute keiner mehr. Das Motorrad ist 15 Jahre alt.“ Der Käufer hakt nach: „Inspektionsnachweis oder Rechnung ?“
Jetzt schnell einen wissend-mitleidigen Blick aufsetzen: „Mein Bester, Sie wissen doch… diese Werkstätten heutzutage. Tststs… Nur Pfuscher, die einen abzocken wollen. Man ist auf der sicheren Seite, wenn man das alles selbst macht“
Obwohl meine Meinung über die Werkstätten eine Bessere ist, why not. Wenn er’s kann. Ich mach ja auch (fast) alles selbst. Aber dann sollte statt des Laubsägekastens, einem mittleren Hammer und dem Werkzeugkasten mit den verchromten Nüssen von OBI, wenigstens zwei vernünftige Drehmomentschlüssel, ein Nussenkasten von Snap-on, Gedore oder wenigstens Proxxon noch vernünftige Schraubendreher, Lehren, ein Schraubstock, Ring-Gabelsatz und eine Micrometerschraube vorhanden sein. Eine Hebebühne wäre der vollendete Luxus.
Die vergnaddelten Motorschrauben am Objekt der Begierde sprechen aber eine deutliche, andere Sprache.
Und bei der angeblich immer selbst gewarteten BMW Baujahr 1999 das U-DIAG II, denn der Anschluss dieses Diagnosegeräts ist der erste Schritt zur Wartung der moderneren ABS - BMW Einspritzer. Ein Ölwechsel mit Filter ist keine Wartung.
Was gibt’s noch: „Die Schrammen sind vom Vorbesitzer ! Dem ist Motorrad in der Garage umgefallen. Im Stand – und nur ganz leicht.“
Dass der Mensch seine eigene Blödheit nicht zugeben will, verstehe ich. Ich weiß aber auch, dass Schrammen dann entstehen, wenn etwas in Bewegung ist, wenn es über den Asphalt schraddelt.

Und Alles, was lt. Inserat „für einen nur wenig begabten Schrauber eine Kleinigkeit“ ist, ist was für Schrauber mit dem schwarzen Gürtel.

„Sportauspuffanlage, weil die Serienanlage ja nichts taugt“ bedeutet übersetzt: „Ich weiß, dass der Serienauspuff das Beste ist. Aber nachdem ich die Karre draufgelegt hatte und der Händler mir den Preis nannte, habe ich mir lieber das Billigteil von Polo geholt.“

Lustig fand ich auch den Hinweis eines Händlers, der eine ZX9R anpries: „Scheinwerfer muss noch eingestellt werden“ Ja geht’s noch ? Ist der dazu zu blöd ? Natürlich und das aus einem einfachem Grund: Die Lampeneinsätze in den Verkleidungen kann man meist nur in der Höhe vestellen. Um das schielende Geleucht wieder einzunorden, muss man nämlich die beim Sturz ebenfalls verbogene Verkleidungshalterung ersetzen.

Ein gern gelesener Klassiker: „Vergaser müssten mal nachgestellt werden“
Der Mythos des Vergasereinstellens scheint unauslöschbar. Fahren die noch Mofa, wo man Schieber und Düsennadel „frisieren“ konnte ?
Moderne Unterdruck-/Gleichdruckvergaser kann man nicht „mal nachstellen“ Da sind Schwimmernadeln undicht und lassen die Karre absaufen, in den meisten Fällen ist einfach die ganze Gasfabrik verharzt und versifft, hier hilft nur Ausbau, professionelles Reinigen im Ultraschallbad, Vorsynchronisation und nochmal nachträglich bei laufendem Motor mit einem Unterdruckmessgerät nachjustieren. Kostet beim „Freundlichen“ um 300 Euro, denn wer hat schon ein professionelles US-Equipment und entsprechend Ahnung und Erfahrung mit Vergasern ?

„34 PS lt. Brief, geht aber zweihundert…“ bedeutet: „Drossel rausgebaut, Betriebserlaubnis erloschen, du fährst ohne Versicherungsschutz und meist auch ohne Fahrerlaubnis, aber ich habs Dir ja gesagt.“

Warum schreibe ich das ? Aus Erfahrung. Und weil ich einen Hals bekomme, wenn ich sowas lese, das ein Ahnungsloser vom Anderen abschreibt (sog. Zu Guttenberg-Methode)
Weil die Leutz zu mir kommen, wenn man „das Schnäppchen“ gemacht hat und nun plötzlich Zweifel auftreten. Und weil es mir immer wieder Spaß macht, Verkäufer, die völlige Ahnungslosigkeit durch sicheres Auftreten kompensieren wollen, zu entlarven.

Einen ganz wichtigen Begriff habe ich vergessen: „Lt. Vorbes.“
Der wichtigste Satzbestandteil ist „laut Vorbesitzer“ und kann mit den Begriffen „unfallfrei“ „Laufleistung“ „stets schonend gefahren“ „regelmäßig gewartet“ und zig anderen beliebig kombiniert werden. Man hat die Arschkarte damit gleich weitergereicht.

Und was wollte ich eigentlich sagen ? Achso, ja…
„Augen auf beim Motorradkauf“ oder jemand mitnehmen, der sich auskennt. Ist zwar keine Garantie, aber besser als blauäugig zu kaufen.
Hat jemand eine Kawasaki, die klappert ? Dann würde ich das Ventilspiel checken, Nockenwellen und Schlepphebel auf Einlaufspuren prüfen und evtl. den Steuerkettenspanner, im Zweifel die Steuerkette tauschen. Normal ist das nämlich nicht.
Meine Kawas klappern nicht. Und das ist gut so.
Eine schadenfreie Saison wünscht
Der moppedsammler.

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Ich mach' mal den Advokatus Diaboli:

Klar wird gelogen, dass sich die Balken biegen, zum Teil gibt es aber auch unrealistische Vorstellungen. Natürlich hat der Sammler Recht, wenn er sagt, dass es Schmarrn ist, von einem "Umfaller in der Garage" zu sprechen, wenn meterlange Schleifspuren am Bock zu besichtigen sind.

Aber: Fast jeder hat sich mit seinem Bock schon mal lang gemacht. Und fast alle tun so, als sei ein Unfallmotorrad so gefährlich wie ein Haufen Dynamit mit glimmender Zündschnur dran. Klar, wenn man keine Ahnung von Moppeds hat, dann kann man auch schlecht einschätzen, ob der Unfallschaden ordentlich repariert wurde oder nicht, aber viele kleine Rutscher fallen doch eher unter die Rubrik "Kosmetik". Und die meisten Moppeds werden - zu Recht - nach einem Sturz repariert und nicht weggeworfen.

Als ich letztes Jahr meine alte TDM verkauft habe, habe ich einfach meinen Rand gehalten. Eigenschaften, die ich nicht zusichere, hat die Kiste eben nicht, basta. Auch das "unfallfrei" im Kaufvertrag war nicht angekreuzt. Ich weiß, dass ich sie einmal geschmissen habe, dass hinterher der Lenker krumm und die Verkleidung kaputt war. Sie hat danach aber einen neuen Lenker bekommen, die Originalverkleidung hatte ich ohnehin im Keller, die habe ich wieder draufgeschraubt, und obendrein habe ich meine Werkstatt nach dem Unfall gebeten, die Maschine auf gravierende Unfallschäden durchzuchecken. Insofern hatte ich in dem Punkt wenig Skrupel dem Verkäufer gegenüber.

Und was man natürlich auch sehen muss: Meine TDM war zum Verkaufszeitpunkt 19 Jahre alt und sah echt gebraucht aus (war sie ja auch). Bei einem Mopped in diesem Alter kann bei jeder Fahrt was kaputt gehen. Muss nicht, tut meistens auch nicht, kann aber. Und wenn dir nach 19 Jahren und 80.000 km plötzlich das Getriebe um die Ohren fliegt, dann musst du im Grunde sagen "das kann passieren". Ich habe für meine TDM noch 1.200 Euro bekommen. Eigentlich ist das viel Geld, wenn man überlegt, dass die Maschine neu vielleicht 8.000 Euro gekostet hat, damals, vor 19 Jahren. Ich war echt froh, als der Käufer mit dem Hobel verschwunden war - und nachdem ich die Maschine gesehen hatte, mit der er zum Besichtigungstermin angekommen war, wusste ich, dass er sich verbessert hatte.

Aber wirklich gefreut habe ich mich über die Mail, die ein paar Wochen nach dem Kauf ankam: Er schrieb, er sei mit der Maschine (völlig problemlos) von München an den Gardasee gefahren, er sei hoch zufrieden mit seinem Kauf. Hach, das tat gut, das zu lesen.

Neulich ging ich durch die Stadt, plötzlich hörte ich von hinten ein mir bekannes Motorengeräusch. Dann sah ich meine alte TDM an mir vorbeifahren. Hörte sich gut an, das alte Mädchen;.-)

Das ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man auch von privat ein gutes Mopped kaufen kann. Darum gehts aber nicht, nicht in erster Linie?😕
Etwas zu verschweigen ist eine Sache, die ich nicht machen würde. Wenn ich trotz eines Un-/ Umfallers der Meinung bin, dass es ein gutes und brauchbares Fahrzeug ist, dann sag ich das klipp und klar. Zum Anderen ist man halt auch als Käufer nicht davon entbunden, genau zu guggen und nachzufragen. Hat Dich der Käufer gefragt, ob sie irgendwelche Unfallschäden hat? Was hast Du darauf geantwortet?

Lügen würde ich nämlich ziemlich blöd finden. 😠 Man kann sich nun vorzüglich auch darüber unterhalten, ob bewusstes Verschweigen auch schon eine Lüge ist...😕 Zu welchem Ergebnis man auch immer kommt: Verschweigen wäre für mich kein valider Weg. JM2C. 😉

Tante Edit sagt: Ich bin aber deshalb auch kein Bessermensch 😉

Zitat:

Original geschrieben von Bihumi


Hat Dich der Käufer gefragt, ob sie irgendwelche Unfallschäden hat?

Zum Glück: nein

Zitat:

Was hast Du darauf geantwortet?

Da er nicht gefragt hat: Nichts.

Übrigens, ich kacke noch mal Korinthen: Wenn ein Mopped einen Unfall hatte und alle beim Unfall beschädigten Teile werden danach ausgetauscht, hat sie dann noch Unfallschäden?

Zitat:

Lügen würde ich nämlich ziemlich blöd finden. 😠 Man kann sich nun vorzüglich auch darüber unterhalten, ob bewusstes Verschweigen auch schon eine Lüge ist...😕 Zu welchem Ergebnis man auch immer kommt: Verschweigen wäre für mich kein valider Weg. JM2C. 😉

Das ist übrigens auch der blöde Grund dafür, dass sich nahezu alle Kfz-Verkäufer standhaft weigern, ihr Fahrzeug durch einen unabhängigen Sachverständigen durchchecken zu lassen: Was man nicht weiß, muss man nicht sagen. Wenn man aber die Kiste auf der Bühne hatte, und der Prüfer sagt: "Lenkkopflager hinüber, Motor undicht, Kupplung fertig, Rahmen krumm." dann darf man auch als Privatmann auf Nachfrage nicht sagen "Weiß ich nicht". Sonst wäre es klasse und würde viel Sorge aus dem Thema Gebraucht-Kfz-Kauf rausnehmen, wenn es etabliert wäre, dass man die Kiste vor dem Verkauf einfach nochmal beim ADAC oder beim Tüv durchchecken lässt. Der Tüv will doch immer Mehrgeschäft. Da wäre eins zu machen.

Ich habe mal ein Motorrad mit Heckschaden gekauft. In einer Fach- Werke wurde dieser Schaden, bevor ich Besitzer wurde fachmännisch Repariert. Gekauft habe ich sie laut Kaufvertrag mit Vorschaden am Heck, inkl. Auflistung der Teile, die getauscht wurden. Als ich sie wieder verkauft habe, habe ich sie mit eben diesem behobenen Vorschaden (steht im Kaufvertrag) wieder veräussert. Wo ist das Problem? 😕

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Mein Motorrad klappert seit dem ich es habe. Nach dem Ventilspiel einstellen ist es sogar noch etwas lauter geworden. Schlimmer wäre in meinem Fall kein Klappern mehr wenn´s kein Ventilspiel mehr gibt :-)

Ich weiß nicht was Du für ein Motorrad hast.
Und wenn eines klappert ist das sowenig ein Indiz für ausreichendes Ventilspiel wie "Nichtklappern" für ein zu geringes.
Aber Klappern hat etwas mit aufeinanderschlagen metallischer Flächen zu tun. Wenn Du eine Kawasaki mit Schlepphebelmotor hast, würde ich mal empfehlen, die Nockenwellen und Schlepphebel auf Einlaufspuren zu untersuchen. Dann weißt Du nämlich was da klappert und was Du für viel Geld demnächst wechseln darfst.

@sampleman: Einen Unfallschaden, auch einen reparierten, nicht anzugeben, obwohl man von ihm weiß, nennen Juristen "arglistige Täuschung" Dieser Kaufvertrag wäre erfolgreich anfechtbar.

Keine Bange - fahre keine Kawa. Jedenfalls ist an meiner TRX das Ventilspiel vor 500km frisch nachgestellt worden. Nockenwellen sahen top aus. Jedoch ist das wohl bei der TRX wohl so, dass der Ventiltrieb gerne etwas lauter wird wenn das Ventilspiel wieder aufs Höchstmaß gestellt wurde. Vielleicht ist es auch kein ausgewachsenes Klappern sondern eher ein Tickern. Jedenfalls ist der Motor mechanisch relativ laut im Vergleich zu manch anderem Motorrad.

Motorräder hab ich grad keins über aber meinen Audi versuch ich grad zu verkaufen.

Die Frage ist ja schon immer was schreibt man rein? Ich versuchs an sich schon mit der ehrlichen Tour. Die Defekte die noch da sind merkt man eh spätestens bei einer Probefahrt, evtl auch schon kurz nach starten des Motors. Ich glaub auch kaum das es was bringt die schwankende Leerlaufdrehzahl mit "das muss so sein" zu beschreiben. Ich zumindest würde einfach denken "Für wie blöd hält der Depp einen? Der kann seinen Schrott behalten." und würd mich wieder verpissen. Hab auch keine Lust auf den einzigen Knaller in D zu warten der sowas womöglich sogar glauben würde.

Ausserdem finde ich jeder nicht erwähnte Mangel der sich findet ist auch wieder blos ein Grund für den Käufer um den Preis weiter drücken zu können. Warum sollte ich dem Käufer Munition liefern?

Toll sind KFZ von Besitzern die in Foren vertreten sind. Bei meinem Jeep z.B. weis ich sofort was Sache ist da die Problemchen vorher im Forum schon besprochen wurden. Eine tolle Sache. Auch wenn jemand einen Unfall oder so hatte wird das oft in Foren breitgetreten. Einwandfrei. Lässt man sich die Infos noch alle von Google zum Paket schnüren nachdem sie ja jetzt die Nutzerdaten aller Dienste zusammenführen wollen von Android bis Google Mail (und kaum einen störts wie es scheint) und schon hat man eine super Historie, besser als jedes Scheckheft. 😁

Zitat:

Original geschrieben von vcalmeo


Keine Bange - fahre keine Kawa. Jedenfalls ist an meiner TRX das Ventilspiel vor 500km frisch nachgestellt worden. Nockenwellen sahen top aus. Jedoch ist das wohl bei der TRX wohl so, dass der Ventiltrieb gerne etwas lauter wird wenn das Ventilspiel wieder aufs Höchstmaß gestellt wurde. Vielleicht ist es auch kein ausgewachsenes Klappern sondern eher ein Tickern. Jedenfalls ist der Motor mechanisch relativ laut im Vergleich zu manch anderem Motorrad.

TRX ? Wasndas ?

Zitat:

Original geschrieben von moppedsammler



Zitat:

Original geschrieben von vcalmeo


Keine Bange - fahre keine Kawa. Jedenfalls ist an meiner TRX das Ventilspiel vor 500km frisch nachgestellt worden. Nockenwellen sahen top aus. Jedoch ist das wohl bei der TRX wohl so, dass der Ventiltrieb gerne etwas lauter wird wenn das Ventilspiel wieder aufs Höchstmaß gestellt wurde. Vielleicht ist es auch kein ausgewachsenes Klappern sondern eher ein Tickern. Jedenfalls ist der Motor mechanisch relativ laut im Vergleich zu manch anderem Motorrad.
TRX ? Wasndas ?
#

http://www.google.de/imgres?...

Zitat:

Original geschrieben von sampleman


...

Übrigens, ich kacke noch mal Korinthen: Wenn ein Mopped einen Unfall hatte und alle beim Unfall beschädigten Teile werden danach ausgetauscht, hat sie dann noch Unfallschäden?

...

Gibt es da nicht eine Bagatellschadengrenze? Beim PKW z.B.:

- die Beseitigung des Schadens soll i.d.R. sich auf's Teile tauschen beschränken

- die Höhe des Schadens soll unter 1.000 EUR liegen

?

Irgendwas meine ich da mal gehört zu haben.

Wobei auch und gerade in diesem Fall wäre es sowieso Pille Palle den kleinen Schaden nicht anzugeben.

Da ich kein Jurist bin, kann evtl. hier jemand Anderer Licht ins Dunkel bringen?

Zitat:

Original geschrieben von moppedsammler


@sampleman: Einen Unfallschaden, auch einen reparierten, nicht anzugeben, obwohl man von ihm weiß, nennen Juristen "arglistige Täuschung" Dieser Kaufvertrag wäre erfolgreich anfechtbar.

Da bin ich mir aber nicht sicher. Erstens gab es im Kaufvertrag eine Checkbox mit der Bezeichnung "Das Fahrzeug ist unfallfrei", die habe ich nicht angekreuzt, zweitens bin ich kein gewerblicher Händler. Dann könnte man trefflich darüber diskutieren, ab wann eine Beschädigung ein Unfallschaden ist oder nicht. Muss man in diesem Fall aber nicht. Der Käufer ist froh mit dem Deal, der Verkäufer auch.

Zitat:

Original geschrieben von sampleman


...
Der Käufer ist froh mit dem Deal, der Verkäufer auch.

Ich wär noch nichtmal als Verkäufer zufrieden damit.

Ich müsste ja davon ausgehen, dass Andere mich so behandeln, wie ich Andere behandel. Da wäre mir nicht wohl, bei der Sache 🙁 Ich verlass mich gerne auf die Worte der Menschen, ohne das Gefühl haben zu müssen, ich müsste misstrauisch werden.

Zitat:

Original geschrieben von Bihumi



Zitat:

Original geschrieben von sampleman


...
Der Käufer ist froh mit dem Deal, der Verkäufer auch.
Ich wär noch nichtmal als Verkäufer zufrieden damit.
Ich müsste ja davon ausgehen, dass Andere mich so behandeln, wie ich Andere behandel. Da wäre mir nicht wohl, bei der Sache 🙁 Ich verlass mich gerne auf die Worte der Menschen, ohne das Gefühl haben zu müssen, ich müsste misstrauisch werden.

Ja, aber da haben wir doch die Sache, um die es mir ging. Es ist doch wirklich weltfremd anzunehmen, dass ein Verkäufer ganz aufgeregt um sein Mopped herumspringt und dem Käufer ungefragt alle möglichen Horrorstories reindrückt. Faktisch hatte der Mann nicht die geringsten Nachteile davon, dass die Maschine mal einen Unfall hatte. Alle beschädigten Teile sind ausgetauscht worden, zum Teil (Lenker) sogar gegen höherwertige Teile, die das Motorrad verbessern. Zudem wurde die Maschine von einer Werkstatt darauf überprüft, ob verborgene Schäden da sind. Hätte er mich gefragt, ob die Maschine einen Unfall hatte, hätte ich ihm ohne Zögern erklärt, was passiert ist und was ausgetauscht wurde. Er hat aber nicht gefragt. Vielleicht hat es ihn auch nicht interessiert oder er ist davon ausgegangen, dass er einen Unfallschaden, der ihn hätte interessieren müssen, bei der Probefahrt gemerkt hätte. Übrigens: Die Maschine hatte frisch TÜV.

Ich hatte auch einen anderen. Der wollte die Maschine für ein recht junges Mädchen kaufen, das er dabei hatte. Der ist mit der kalten Maschine 20 Meter durch die Tiefgarage gefahren, dann hat er behauptet, die würde nicht vernünftig durchziehen und hätte einen Motorschaden. Den habe ich dann höflich gebeten, von meinem Motorrad zu steigen, habe es abgeschlossen und ihn aus der Garage geleitet.

Man erlebt merkwürdige Dinge beim Motorradverkauf. Einer rief aus Köln an und wollte mit dem Zug nach München fahren und dann auf Achse nach Köln zurück (im Februar), dem habe ich den Kauf schlicht ausgeredet. Ich meine: Was soll das? Gibt es in Köln keine 19 Jahre alten TDMs?

Leider habe ich nicht genug Geld für Neu-Motorräder. Aber es muss angenehm sein, alle zwei, drei jahre zu seinem Händler zu fahren, ihm seine Kiste auf den Hof zu stellen und eine neue auszufassen;-)

vcalmeo meinte wohl,

Yamaha TRX 850 ccm.

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