1. Startseite
  2. Forum
  3. Auto
  4. Audi
  5. A6
  6. A6 4G
  7. Audi A6 4G vs. 4F - ein Praxisvergleich

Audi A6 4G vs. 4F - ein Praxisvergleich

Audi A6 C7/4G

Hallo liebe Gemeinde,

wie im 4G-Sammelthread versprochen hier nun meine Eindrücke nach den ersten 1500 km mit dem 4G. Ich sehe mich in der Lage diesen Vergleich anzustellen, da ich sowohl den direkten Vorgänger 4F "Facelift", als auch die Ur-Variante des 4F gefahren habe. Im Detail:
- Audi A6 2.0 TDI Limousine 4G (177 PS)
- Audi A6 2.0 TDI Limousine 4F "Facelift" (170 PS)
- Audi A6 2.0 TDI Limousine 4F (140 PS)

Der erste Kontakt...
...fand in der Auslieferungshalle in Ingolstadt statt, wo er praktischerweise direkt neben einem 4F "Facelift" geparkt war. Zwar mag Audi die grundsätzliche Linienführung - geschwungene Dachlinie, Single-Frame-Grill - beibehalten haben, weswegen der 4G auch sofort als Audi A6 zu erkennen ist, im direkten Vergleich jedoch sieht der 4F selbst als Facelift plötzlich richtig alt aus. Das war von dem, was man vorab von den Fotos kannte, so nicht zu erwarten. Allein die ausdrucksstärkere, nun ins dreidimensionale hineinmodellierte Front, dazu noch der längere Radstand kombiniert mit kürzeren Überhängen und insgesamt größeren Rädern, lassen den 4G satt und angriffslustig auf der Straße stehen, während der 4F daneben etwas dröge in die Welt hinausblickt und beinahe schüchtern wirkt; dabei war der 4F bei Vorstellung ebenfalls ein Meilenstein im Design gegenüber dem 4B. Aber tempus fugit, die Zeit bleibt nicht stehen!

Der Innenraum...
... entspricht von der Größe her gefühlt dem 4F, zumindest vorne. Hinten meine ich (noch) mehr Beinfreiheit zu verspüren. Die Qualität der Materialien (bei mir zusätzlich mit Alcantara-Leder aufgewertet) ist nach wie vor top. Nichts knistert oder klappert. Nur der Blinkerhebel fühlt sich billig an (raues Hartplastik), da ist der Hebel aus meinem alten Audi 100 C4 hochwertiger in der Haptik. Die Sportsitze sind super bequem und umfassend einzustellen, bieten auch guten Seitenhalt und sind dank Alcantara auch an 27°C Tagen wie in diesem April nicht schweißtreibend. Selbst das Entern des Innenraums ist bereits ein Erlebnis. Keine Ahnung wie Audi das hinkriegt, dass sich die Türen anfühlen wie tonnenschwere Tresortüren. Das vermittelt zusammen mit der hohen Gürtellinie auch hier wieder das typische Gefühl der Sicherheit, das schon den 4F kennzeichnete.

Beim Fahren...
...fällt sofort das sehr niedrige Geräuschlevel auf. Da war der 4F als 2.0 TDI ja schon gut, da der Vierzylinder Diesel bereits dort umfassend gedämmt wurde, jedoch kommen mir Abroll- und Windgeräusche nochmals niedriger vor. Vom Diesel ist egal bei welchem Tempo überhaupt nichts zu hören wenn man sich mit konstanter Geschwindigkeit vorwärts bewegt. Hier ist das sanfte Gefächel der Klimaautomatik der "lauteste" Einzelposten. Bei vollem Beschleunigen ist ein fernes Knurren zu hören, das eher an einen grantigen Dobermann, als an einen Vierzylinder Diesel erinnert. Auch die Vibrationen im Lenkrad beim Leerlauf sind komplett weg. Man spürt nicht mehr, dass der Motor an ist. Das war beim Vorgänger noch anders. Insgesamt ist der Fahrkomfort - insbesondere mit dem S line Sportfahrwerk - besser geworden, ohne die nötige Straffheit vermissen zu lassen. Nach wie vor schaukelt nichts nach auf Bodenwellen, aber die kleinen Stöße werden besser ausgefiltert, was auch an dem höher gewordenen Reifen (45er statt 40er Querschnitt beim S line Sportpaket im Vierzylinder) liegen mag.

Obwohl nach nur 1500 km gewiss noch nicht frei, fühlt sich der neue 177 PS Diesel jetzt schon stärker an, als der Vorgänger mit 170 PS, was primär an seinem 30 Nm höheren Drehmoment von 380 Nm bei gleich gebliebenem Gewicht liegen dürfte. Auf der Autobahn neigt man dazu, den 6. Gang der sehr knackigen und exakt geführten Handschaltung grundsätzlich eingeschnallt zu lassen, was auch daran liegt, dass der höchste Gang kein blutarmer Schongang geworden ist, sondern so übersetzt wurde, dass er bei vMax exakt im Bereich der maximalen Leistung bei 4200/min dreht. So zieht er angenehm gleichmäßig aber dennoch druckvoll ab 100 km/h bis zur Wunschgeschwindigkeit durch. Das ist gut für den Verbrauch und die Nerven. Druck liegt ab 1500/min an, darunter ist es zwar möglich mit 1200/min in der Ebene konstante Geschwindigkeit zu halten, zum Beschleunigen oder am Berg jedoch muss heruntergeschaltet werden, um in den Laderbereich zu kommen. Hier würde nur ein zweiter, kleinerer Lader (Registeraufladung) Abhilfe schaffen, wobei mir das Turboloch im untersten Drehzahlbereich beim 170 PS TDI im 4F tiefer vorkam.

Eine Unart hat leider auch die neueste Kreation wieder geerbt: die leichte Unwucht im Kupplungspedal im Bereich des Schleifpunktes. Das hatte der 4F 2.0 TDI schon, der 4F "Facelift" und nun auch der 4G wieder. Ich verstehe nicht, wieso das nicht in der Griff zu bekommen ist. Der Octavia RS TDI hatte es nicht, die A6 4F 2.0 TFSI hatten es nicht, der 1.9 TDI im B5 hatte es nicht, ja nicht einmal der A5 Sportback 2.0 TDI, der auf der gleichen Plattform steht wie der A6 4G. Möglicherweise eine Folge der sehr weichen Entkoppelung?

In Sachen Verbrauch...
...ist es etwas früh für ein abschließendes Fazit, aber zumindest zeichnet sich eine Tendenz ab. Während ich mit dem 140 PS Pumpe-Düse 4F auf einen Alles-in-Allem Verbrauch von 7,5 L/100 km kam und der 170 PS TDI aus dem 4F-Facelift bei 7,1 L endete, zeichnet sich mit dem 4G ein Durchschnittsverbrauch von deutlich unter 7 L ab. Ja selbst die versprochenen 4,9 L im EU-Mix sind keine weltfremde Utopie, solange man Stadtverkehr und Autobahn meidet, auf der dicht befahrenen Landstraße im hohen Gang mit dem Verkehr mitschwimmt und sich Überholmanöver auf LKWs beschränken. So habe ich auf meiner "Haus-und-Hof-Strecke" heute laut Bordcomputer nach 70 km Fahrt exakt die 4,9 L getroffen. Die Vorgänger mit 140 PS und 170 PS lagen hier noch bei jeweils 5,7 L, was beim 140 PS zwar sogar noch unter seinem EU-Mix Wert von 6,3 L lag, absolut gesehen jedoch 0,8 L oder 16% höher. vMax-Verbräuche kann ich noch nicht liefern, da der Wagen noch nicht eingefahren ist. Zumindest kann ich schon mal vermelden (kurz probiert), dass der Wagen "Tacho 240" läuft (mit "echten" 228 km/h eingetragen).

Die Voll-LED Scheinwerfer...
...sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist das Licht selbst ein Traum. Es hat tatsächlich die Farbtemperatur von Tageslicht. Zudem ist der Hell-Dunkel-Übergang des Abblendlichts nicht mehr so scharfkantig wie beim Bi-Xenon-Scheinwerfer im 4F. Und während das Xenon-Fernlicht des 4F wie ein Flutlichtscheinwerfer noch eine schmale, aber extrem helle Schneise in die Nacht geschlagen hat, ist es beim Voll-LED Scheinwerfer des 4G schlichtweg hell draußen; als würde man per Cut&Paste in eine Nachtaufnahme die gleiche Szene am Tag hineinkopieren. Sensationell. Vom optischen Auftritt der Voll-LEDs - egal ob bei Tag oder Nacht - gar nicht zu reden.

Enttäuscht bin ich primär vom Fernlichtassistenten. Während Regensensor und Lichtautomatik eine Reife erreicht haben, die den Griff zum Scheibenwischerhebel oder Drehknopf für's Abblendlicht praktisch überflüssig gemacht haben, ist beim Fernlichtassistent zu viel Handarbeit nötig. So richtig funktioniert der eigentlich nur auf ebener, gerader Landstraße. Allerdings beschränkt sich seine Fähigkeit in Kombination mit den Voll-LEDs auf simples Abblenden. Selektives Ausblenden des Gegenverkehrs beherrscht er nicht. Zudem versagt er regelmäßig auf der Autobahn, wo er dem vorausfahrenden Kfz viel zu lange ins Genick leuchtet, grundsätzlich aufgeblendet lässt, selbst wenn die LKW-Fahrer auf der Gegenspur schon zornig die Lichthupenorgel spielen, und sogar auf der Landstraße stellt sich das System dumm, wenn der Gegenverkehr in einer Kurve auftaucht. So ist das Ding eigentlich nutzlos, wenn man sich nicht darauf verlassen kann.

Zudem haben die Voll-LEDs zwar ein Abbiegelicht, jedoch ist das Adaptive light System, also Kurvenlicht in Kombination mit adaptiver Leuchtweitenregulierung, auch nicht Bestandteil der LEDs. Wenn die geniale Optik der LED-Scheinwerfer egal ist, würde ich daher die Finger lassen davon und stattdessen zu Xenons in Kombination mit Adaptive Light greifen. Für den saftigen Aufpreis können die LEDs schlichtweg zu wenig meiner Meinung nach.

Positives Sonstiges...
...kann ich zum Parkassistenten sagen. Klar, ein geübter Großstädter wirft seinen Smart sicherlich noch gekonnter in kleinste Parklücken. Aber von mir ausgehend kurbelt der Parkassistent sich sehr zuverlässig selbst in Parklücken, die ich mit Rücksicht auf die teuren Alusocken und die lackierten Stoßfänger mit Sicherheit gemieden hätte. Hier ist der kleine Aufpreis ggü. den Standard-Parkpiepern eine Überlegung wert.

Der unerschütterliche Geradeauslauf hat mich positiv überrascht. Ich weiß nicht woran es liegt - dem längeren Radstand, der ausgeglicheren Gewichtsverteilung, ob die elektrische Servolenkung sanft gegensteuert bei Spurrillen, keine Ahnung - aber der 4G läuft perfekt geradeaus, ignoriert Fräsrillen ebenso wie LKW Spur "Furchen" konsequent. Das war beim 4F noch anders, der mit den 245er Reifen den Spurrillen hinterhergelaufen ist wie ein Spürhund, der Widerung aufgenommen hat.

Negatives Sonstiges...
Die Position des Drehknopfes für die Scheinwerfer ist suboptimal. Bei jedem zweiten Aussteigen stoße ich mit dem rechten Knie daran und verdrehe die Einstellung. Ist mir beim 4F in 5 Jahren nicht ein Mal passiert!

Beim 4F - einmal mit der einfachen Komfort-Klimaautomatik, einmal mit der Komfortklimaautomatik Plus - hat man eigentlich nie etwas mitbekommen von ihrer Tätigkeit. Einmal auf Wunschtemperatur heruntergekühlt taten sich die Anlagen durch äußerste Unauffälligkeit hervor. Beim 4G dagegen (Zweizonen-Automatik) scheint die Anlage zwischendurch immer mal wieder die Langeweile zu plagen. Einmal strömt unvermittelt eiskalte Luft in den Innenraum, ein paar Minuten später weht einem plötzlich vorgeheizte Luft um die Nase. Meckern auf hohem Niveau - mag sein - aber unverständlich. Hatte ich mit 4F und auch mit dem A5 Sportback nie.

Das Top-Navi MMI Plus touch braucht - obwohl ein Festplatten-Navi - ewig, bis einem Listen angezeigt werden. Das kann bis zu 10 Sekunden dauern nach Eingabe. Da war selbst das DVD-Navi im 4F schneller. Zudem hat die Sprachwiedergabe manchmal sehr eigenwillige Betonungen, was einen bei all dem Technikfeuerwerk wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt; K.I.T.T. ist doch noch nicht Realität! Zudem versteht das System öfter Bahnhof, als das kleine Navi aus dem 4F, dem man Buchstabieren musste. Bei einem 3500 EUR System hätte ich da mehr erwartet.

Fazit
Der 4G ist kein perfektes Auto geworden, einige Kleinigkeiten verhindern die absolute Glückseligkeit. Dennoch ist der 4G ein großartiges neues Fahrzeug der gehobenen Klasse, das Solidität vermittelt und die Faszination der technik-affinen Kundschaft befriedigt. Zudem ist er als 2.0 TDI ausreichend motorisiert und für diese Fahrzeugklasse erfreulich effizient. Natürlich muss man sich den 4G mehr als jemals zuvor einen Audi A6 leisten können und wollen. Unter 38.500 EUR geht nichts - das ist etwa 2000 EUR mehr als der 4F mit dem vergleichbaren Motor. Gespickt mit den hier beschriebenen Goodies ist selbst der Basis-Diesel ruckzuck über der 50.000 EUR Schallmauer; ein Sonderangebot sieht anders aus. BMW und Mercedes greifen bei 5er und E-Klasse aber nochmal ungenierter zu.

Abschließende Links
Fotos: Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4
Erfahrungsbericht 2.0 TDI 170 PS Common-Rail (vs. PD und TFSI) von 2009
Audi A6 4F 2.0 TDI vs. 2.0 TFSI von 2006

Beste Antwort im Thema

Hallo liebe Gemeinde,

wie im 4G-Sammelthread versprochen hier nun meine Eindrücke nach den ersten 1500 km mit dem 4G. Ich sehe mich in der Lage diesen Vergleich anzustellen, da ich sowohl den direkten Vorgänger 4F "Facelift", als auch die Ur-Variante des 4F gefahren habe. Im Detail:
- Audi A6 2.0 TDI Limousine 4G (177 PS)
- Audi A6 2.0 TDI Limousine 4F "Facelift" (170 PS)
- Audi A6 2.0 TDI Limousine 4F (140 PS)

Der erste Kontakt...
...fand in der Auslieferungshalle in Ingolstadt statt, wo er praktischerweise direkt neben einem 4F "Facelift" geparkt war. Zwar mag Audi die grundsätzliche Linienführung - geschwungene Dachlinie, Single-Frame-Grill - beibehalten haben, weswegen der 4G auch sofort als Audi A6 zu erkennen ist, im direkten Vergleich jedoch sieht der 4F selbst als Facelift plötzlich richtig alt aus. Das war von dem, was man vorab von den Fotos kannte, so nicht zu erwarten. Allein die ausdrucksstärkere, nun ins dreidimensionale hineinmodellierte Front, dazu noch der längere Radstand kombiniert mit kürzeren Überhängen und insgesamt größeren Rädern, lassen den 4G satt und angriffslustig auf der Straße stehen, während der 4F daneben etwas dröge in die Welt hinausblickt und beinahe schüchtern wirkt; dabei war der 4F bei Vorstellung ebenfalls ein Meilenstein im Design gegenüber dem 4B. Aber tempus fugit, die Zeit bleibt nicht stehen!

Der Innenraum...
... entspricht von der Größe her gefühlt dem 4F, zumindest vorne. Hinten meine ich (noch) mehr Beinfreiheit zu verspüren. Die Qualität der Materialien (bei mir zusätzlich mit Alcantara-Leder aufgewertet) ist nach wie vor top. Nichts knistert oder klappert. Nur der Blinkerhebel fühlt sich billig an (raues Hartplastik), da ist der Hebel aus meinem alten Audi 100 C4 hochwertiger in der Haptik. Die Sportsitze sind super bequem und umfassend einzustellen, bieten auch guten Seitenhalt und sind dank Alcantara auch an 27°C Tagen wie in diesem April nicht schweißtreibend. Selbst das Entern des Innenraums ist bereits ein Erlebnis. Keine Ahnung wie Audi das hinkriegt, dass sich die Türen anfühlen wie tonnenschwere Tresortüren. Das vermittelt zusammen mit der hohen Gürtellinie auch hier wieder das typische Gefühl der Sicherheit, das schon den 4F kennzeichnete.

Beim Fahren...
...fällt sofort das sehr niedrige Geräuschlevel auf. Da war der 4F als 2.0 TDI ja schon gut, da der Vierzylinder Diesel bereits dort umfassend gedämmt wurde, jedoch kommen mir Abroll- und Windgeräusche nochmals niedriger vor. Vom Diesel ist egal bei welchem Tempo überhaupt nichts zu hören wenn man sich mit konstanter Geschwindigkeit vorwärts bewegt. Hier ist das sanfte Gefächel der Klimaautomatik der "lauteste" Einzelposten. Bei vollem Beschleunigen ist ein fernes Knurren zu hören, das eher an einen grantigen Dobermann, als an einen Vierzylinder Diesel erinnert. Auch die Vibrationen im Lenkrad beim Leerlauf sind komplett weg. Man spürt nicht mehr, dass der Motor an ist. Das war beim Vorgänger noch anders. Insgesamt ist der Fahrkomfort - insbesondere mit dem S line Sportfahrwerk - besser geworden, ohne die nötige Straffheit vermissen zu lassen. Nach wie vor schaukelt nichts nach auf Bodenwellen, aber die kleinen Stöße werden besser ausgefiltert, was auch an dem höher gewordenen Reifen (45er statt 40er Querschnitt beim S line Sportpaket im Vierzylinder) liegen mag.

Obwohl nach nur 1500 km gewiss noch nicht frei, fühlt sich der neue 177 PS Diesel jetzt schon stärker an, als der Vorgänger mit 170 PS, was primär an seinem 30 Nm höheren Drehmoment von 380 Nm bei gleich gebliebenem Gewicht liegen dürfte. Auf der Autobahn neigt man dazu, den 6. Gang der sehr knackigen und exakt geführten Handschaltung grundsätzlich eingeschnallt zu lassen, was auch daran liegt, dass der höchste Gang kein blutarmer Schongang geworden ist, sondern so übersetzt wurde, dass er bei vMax exakt im Bereich der maximalen Leistung bei 4200/min dreht. So zieht er angenehm gleichmäßig aber dennoch druckvoll ab 100 km/h bis zur Wunschgeschwindigkeit durch. Das ist gut für den Verbrauch und die Nerven. Druck liegt ab 1500/min an, darunter ist es zwar möglich mit 1200/min in der Ebene konstante Geschwindigkeit zu halten, zum Beschleunigen oder am Berg jedoch muss heruntergeschaltet werden, um in den Laderbereich zu kommen. Hier würde nur ein zweiter, kleinerer Lader (Registeraufladung) Abhilfe schaffen, wobei mir das Turboloch im untersten Drehzahlbereich beim 170 PS TDI im 4F tiefer vorkam.

Eine Unart hat leider auch die neueste Kreation wieder geerbt: die leichte Unwucht im Kupplungspedal im Bereich des Schleifpunktes. Das hatte der 4F 2.0 TDI schon, der 4F "Facelift" und nun auch der 4G wieder. Ich verstehe nicht, wieso das nicht in der Griff zu bekommen ist. Der Octavia RS TDI hatte es nicht, die A6 4F 2.0 TFSI hatten es nicht, der 1.9 TDI im B5 hatte es nicht, ja nicht einmal der A5 Sportback 2.0 TDI, der auf der gleichen Plattform steht wie der A6 4G. Möglicherweise eine Folge der sehr weichen Entkoppelung?

In Sachen Verbrauch...
...ist es etwas früh für ein abschließendes Fazit, aber zumindest zeichnet sich eine Tendenz ab. Während ich mit dem 140 PS Pumpe-Düse 4F auf einen Alles-in-Allem Verbrauch von 7,5 L/100 km kam und der 170 PS TDI aus dem 4F-Facelift bei 7,1 L endete, zeichnet sich mit dem 4G ein Durchschnittsverbrauch von deutlich unter 7 L ab. Ja selbst die versprochenen 4,9 L im EU-Mix sind keine weltfremde Utopie, solange man Stadtverkehr und Autobahn meidet, auf der dicht befahrenen Landstraße im hohen Gang mit dem Verkehr mitschwimmt und sich Überholmanöver auf LKWs beschränken. So habe ich auf meiner "Haus-und-Hof-Strecke" heute laut Bordcomputer nach 70 km Fahrt exakt die 4,9 L getroffen. Die Vorgänger mit 140 PS und 170 PS lagen hier noch bei jeweils 5,7 L, was beim 140 PS zwar sogar noch unter seinem EU-Mix Wert von 6,3 L lag, absolut gesehen jedoch 0,8 L oder 16% höher. vMax-Verbräuche kann ich noch nicht liefern, da der Wagen noch nicht eingefahren ist. Zumindest kann ich schon mal vermelden (kurz probiert), dass der Wagen "Tacho 240" läuft (mit "echten" 228 km/h eingetragen).

Die Voll-LED Scheinwerfer...
...sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist das Licht selbst ein Traum. Es hat tatsächlich die Farbtemperatur von Tageslicht. Zudem ist der Hell-Dunkel-Übergang des Abblendlichts nicht mehr so scharfkantig wie beim Bi-Xenon-Scheinwerfer im 4F. Und während das Xenon-Fernlicht des 4F wie ein Flutlichtscheinwerfer noch eine schmale, aber extrem helle Schneise in die Nacht geschlagen hat, ist es beim Voll-LED Scheinwerfer des 4G schlichtweg hell draußen; als würde man per Cut&Paste in eine Nachtaufnahme die gleiche Szene am Tag hineinkopieren. Sensationell. Vom optischen Auftritt der Voll-LEDs - egal ob bei Tag oder Nacht - gar nicht zu reden.

Enttäuscht bin ich primär vom Fernlichtassistenten. Während Regensensor und Lichtautomatik eine Reife erreicht haben, die den Griff zum Scheibenwischerhebel oder Drehknopf für's Abblendlicht praktisch überflüssig gemacht haben, ist beim Fernlichtassistent zu viel Handarbeit nötig. So richtig funktioniert der eigentlich nur auf ebener, gerader Landstraße. Allerdings beschränkt sich seine Fähigkeit in Kombination mit den Voll-LEDs auf simples Abblenden. Selektives Ausblenden des Gegenverkehrs beherrscht er nicht. Zudem versagt er regelmäßig auf der Autobahn, wo er dem vorausfahrenden Kfz viel zu lange ins Genick leuchtet, grundsätzlich aufgeblendet lässt, selbst wenn die LKW-Fahrer auf der Gegenspur schon zornig die Lichthupenorgel spielen, und sogar auf der Landstraße stellt sich das System dumm, wenn der Gegenverkehr in einer Kurve auftaucht. So ist das Ding eigentlich nutzlos, wenn man sich nicht darauf verlassen kann.

Zudem haben die Voll-LEDs zwar ein Abbiegelicht, jedoch ist das Adaptive light System, also Kurvenlicht in Kombination mit adaptiver Leuchtweitenregulierung, auch nicht Bestandteil der LEDs. Wenn die geniale Optik der LED-Scheinwerfer egal ist, würde ich daher die Finger lassen davon und stattdessen zu Xenons in Kombination mit Adaptive Light greifen. Für den saftigen Aufpreis können die LEDs schlichtweg zu wenig meiner Meinung nach.

Positives Sonstiges...
...kann ich zum Parkassistenten sagen. Klar, ein geübter Großstädter wirft seinen Smart sicherlich noch gekonnter in kleinste Parklücken. Aber von mir ausgehend kurbelt der Parkassistent sich sehr zuverlässig selbst in Parklücken, die ich mit Rücksicht auf die teuren Alusocken und die lackierten Stoßfänger mit Sicherheit gemieden hätte. Hier ist der kleine Aufpreis ggü. den Standard-Parkpiepern eine Überlegung wert.

Der unerschütterliche Geradeauslauf hat mich positiv überrascht. Ich weiß nicht woran es liegt - dem längeren Radstand, der ausgeglicheren Gewichtsverteilung, ob die elektrische Servolenkung sanft gegensteuert bei Spurrillen, keine Ahnung - aber der 4G läuft perfekt geradeaus, ignoriert Fräsrillen ebenso wie LKW Spur "Furchen" konsequent. Das war beim 4F noch anders, der mit den 245er Reifen den Spurrillen hinterhergelaufen ist wie ein Spürhund, der Widerung aufgenommen hat.

Negatives Sonstiges...
Die Position des Drehknopfes für die Scheinwerfer ist suboptimal. Bei jedem zweiten Aussteigen stoße ich mit dem rechten Knie daran und verdrehe die Einstellung. Ist mir beim 4F in 5 Jahren nicht ein Mal passiert!

Beim 4F - einmal mit der einfachen Komfort-Klimaautomatik, einmal mit der Komfortklimaautomatik Plus - hat man eigentlich nie etwas mitbekommen von ihrer Tätigkeit. Einmal auf Wunschtemperatur heruntergekühlt taten sich die Anlagen durch äußerste Unauffälligkeit hervor. Beim 4G dagegen (Zweizonen-Automatik) scheint die Anlage zwischendurch immer mal wieder die Langeweile zu plagen. Einmal strömt unvermittelt eiskalte Luft in den Innenraum, ein paar Minuten später weht einem plötzlich vorgeheizte Luft um die Nase. Meckern auf hohem Niveau - mag sein - aber unverständlich. Hatte ich mit 4F und auch mit dem A5 Sportback nie.

Das Top-Navi MMI Plus touch braucht - obwohl ein Festplatten-Navi - ewig, bis einem Listen angezeigt werden. Das kann bis zu 10 Sekunden dauern nach Eingabe. Da war selbst das DVD-Navi im 4F schneller. Zudem hat die Sprachwiedergabe manchmal sehr eigenwillige Betonungen, was einen bei all dem Technikfeuerwerk wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt; K.I.T.T. ist doch noch nicht Realität! Zudem versteht das System öfter Bahnhof, als das kleine Navi aus dem 4F, dem man Buchstabieren musste. Bei einem 3500 EUR System hätte ich da mehr erwartet.

Fazit
Der 4G ist kein perfektes Auto geworden, einige Kleinigkeiten verhindern die absolute Glückseligkeit. Dennoch ist der 4G ein großartiges neues Fahrzeug der gehobenen Klasse, das Solidität vermittelt und die Faszination der technik-affinen Kundschaft befriedigt. Zudem ist er als 2.0 TDI ausreichend motorisiert und für diese Fahrzeugklasse erfreulich effizient. Natürlich muss man sich den 4G mehr als jemals zuvor einen Audi A6 leisten können und wollen. Unter 38.500 EUR geht nichts - das ist etwa 2000 EUR mehr als der 4F mit dem vergleichbaren Motor. Gespickt mit den hier beschriebenen Goodies ist selbst der Basis-Diesel ruckzuck über der 50.000 EUR Schallmauer; ein Sonderangebot sieht anders aus. BMW und Mercedes greifen bei 5er und E-Klasse aber nochmal ungenierter zu.

Abschließende Links
Fotos: Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4
Erfahrungsbericht 2.0 TDI 170 PS Common-Rail (vs. PD und TFSI) von 2009
Audi A6 4F 2.0 TDI vs. 2.0 TFSI von 2006

49 weitere Antworten
49 Antworten

Is egal Vollzitate sind nur was für Vollpf......

Ich habe mich zwar nur im Autohaus mal reingesetzt (Limousine). Aber mein Eindruck war, dass der 4G innen etwas enger ist als ein 4F. Mein alter 4B ist von allen der Größte. Und das bei eigentlich eher wachsenden Außenmaßen der Modelle (zumindest von 4B nach 4F). Jedenfalls ist nach oben hin deutlich weniger Platz. Ich als 1,85 Meter Mensch hatte (bei Sitz ganz unten) nur noch einen Finger Platz bis zum Dach. Im Fond stieß ich ans Dach. Sowas kenne ich von dem 4B nicht. Kann es sein, dass die Autos außen größer und innen kleiner werden? Wenn ja, werden hier nicht 2 Nachteile miteinander kombiniert?

Wichtig ist natürlich immer auch die Sitzposition. War er so tief und so weit hinten wie möglich eingestellt?
Trotzdem war auch mein erster Eindruck - irgendwie ist er enger geworden, BMW-Feeling.

Sitz ganz unten, nach hinten ist glaub ich noch Platz gewesen. Irgendwo habe ich mal gehört, dass das bei den neuen Modellen so gewünscht ist. Man macht die Tür auf und hat erstmal einen 30cm breiten Schweller vor sich und die Türen sind ne Tonne schwer. Innen Platz genommen guckt man dann nicht mehr durch Scheiben, sondern durch Sehschlitze (auch das ist mir aufgefallen). Ich meine gelesen zu haben dass es sich embedding (Einbettung) nennt und "der Kunde das Gefühl des Umschlossenseins vom Fahrzeug" schätzt. Haben wohl irgendwelche Marketing-Emotionsforscher-Heinis erfunden. Nun, liebe Fahrzeugindustrie: Ich schätze mehr den tatsächlichen Platz, den mir ein Fahrzeug innen dafür bietet, dass ich mich bei Wendigkeit und Parkplatzsuche etwas einschränken muss.

Ähnliche Themen

Zitat:

Original geschrieben von Nithical


Man macht die Tür auf und hat erstmal einen 30cm breiten Schweller vor sich und die Türen sind ne Tonne schwer. Innen Platz genommen guckt man dann nicht mehr durch Scheiben, sondern durch Sehschlitze (auch das ist mir aufgefallen).

Das liegt zum Teil auch an den erhöhten Anforderungen, die bei den neuen Wagen an die Aufprallsicherheit gestellt werden.

Zitat:

Original geschrieben von Nithical


Ich habe mich zwar nur im Autohaus mal reingesetzt (Limousine). Aber mein Eindruck war, dass der 4G innen etwas enger ist als ein 4F. Mein alter 4B ist von allen der Größte. Und das bei eigentlich eher wachsenden Außenmaßen der Modelle (zumindest von 4B nach 4F). Jedenfalls ist nach oben hin deutlich weniger Platz. Ich als 1,85 Meter Mensch hatte (bei Sitz ganz unten) nur noch einen Finger Platz bis zum Dach. Im Fond stieß ich ans Dach. Sowas kenne ich von dem 4B nicht. Kann es sein, dass die Autos außen größer und innen kleiner werden? Wenn ja, werden hier nicht 2 Nachteile miteinander kombiniert?

Entweder hast Du eine eher ungewöhnliche Verteilung Deiner 1,85 zwischen Oberkörper und Unterkörper oder bei dem Sitz war etwas nicht in Ordnung. Bei gleicher Größe kann ich den Sitz (wenn ich wollte) fast ganz nach oben fahren, ohne mit dem Kopf anzustoßen. Ich hatte bei meinen fahrten eine recht aufrechte Sitzposition und die Sitzfläche war in einer mittleren Höhe.

Gruß

Stefan
(Testfahrtenerlebnisse)

Rein, von den Innenmassen müsste der 4G doch fast gleich sein. Millimeter mehr oder weniger, womöglich. Jenseits der Wahrnehmungsgrenze.

Wie gesagt, insbesondere zum Innenraum des 4B ist eine für mich persönlich ganz erhebliche Verkleinerung festzustellen. Da ich aber nur im Showroom drinnen gesessen habe und selbst keinen 4G besitze oder fahre, und da es viele hier anders sehen, die mehr Erfahrung mit dem Wagen haben, scheint mein erster Eindruck vielleicht falsch gewesen zu sein. Obwohl ich betonen möchte, dass der Verkäufer dabei stand und zwar auch erklärte, die Autos würden immer größer, auf die Tatsache, dass ich in meinem alten nach oben mehr Platz hatte aber auch keine Antwort hatte. Er meinte nur die Scheibe hätte einen anderen Neigungswinkel und wirke daher kleiner...

Zitat:

Original geschrieben von L-AK3390


Danke für den Bericht, schade das Audi den 2.0TDI nicht 2 Endrohre geschenkt hat!

Find ich auch schade, habe mir die orig. Audi-Chromsportblenden draufgesteckt. Schaut' echt super aus.

Aber Audi mit dieser Maßnahme sicher mehere 100ert € bei der Herstellung einsparen. So ist das nunmal.

Max

Mehere hundert euro? Na, kann schon sein. Schade drum. Wäre besser gewesen es in die Ausstattungsliste zu nehmen. Die ist so voll, da wäre auch noch der Posten "zweiflutige Auspuffanlage" drin gewesen, sagen wir mal 250,- Euro. Nur so, als Preisvorschlag.

Zitat:

Original geschrieben von bobbymotsch


wir mal 250,- Euro. Nur so, als Preisvorschlag.

und für 50 EUR das "Schnäppchen": "zweiflutige Abgasanlage mit elektr. Neigungswinkelverstellung des Auslassrohrers, inkl. Memory" (1)

(1) nur in Verbindung mit Komfortsitzen, Komfortschlüssel, Adaptive Air suspension, Leder Milano, 4-Zonen-Klimaanlage, MMI touch plus und Dachhimmel schwarz.

6502

Das große Navi ist beim Start bei meinem sehr langsam . 10 Sekunden sind da nix bis man mit der eingabe starten kann. Bezüglich der voll LED.

Die Wahrnehmung der helligkeit ist bei den LED besser, es ist für das Auge heller und sieht optisch TOP aus. Das Licht kann aber nix mehr als Xenon. Wer kein Kurvenlicht braucht und auf Optik steht - LED.

der Fernlichtassi funzt bei meinem übrigens 1A. Egal ob Regen, Schnee, Sonne, Landstraße, Autobahn, einfach überall. Eigentlich sollte das bei den LED genauso funzen. Ist ja nix anders.

Zitat:

Wer kein Kurvenlicht braucht und auf Optik steht - LED.

Bedeutet das LED Scheinw. gibt es nicht mit Kurvenlicht?

Die LED Scheinwerfer haben schon kurvenlicht dort schalten sich dann 2 LEDs zusätzlich ein welche den Bereich dann ausleuchten.

Zitat:

@Bulli Driver schrieb am 08. Okt. 2017 um 13:23:29 Uhr:


Bedeutet das LED Scheinw. gibt es nicht mit Kurvenlicht?
Deine Antwort
Ähnliche Themen