Anzugsdrehmoment ?!?

Moin zusammen,

im Netz steht in soll meine Radschrauben für meine 17'' Alu's A3 8V mit 120 tw 140 anziehen.
Was bedeutet tw.?
Welcher Wert ist der richtige?

http://www.felgen-woxikon.ch/radschrauben-anzugsdrehmoment.php

Danke für eure Antworten?

Beste Antwort im Thema

Hi,
Zum Thema Drehmonete an Radschrauben hier mal der Versuch zu erklären warum man das passende Drehmoment und Reibwerte für Radschrauben wichtig sind.

Beginn der kleinen Werkstoffkunde:

Beim Anziehen der Radschrauben, die im übrigen keine Dehnschrauben sind, wird die Umgebung
des Felgenlochs etwas Verformt was eine Vorspannung auf die Schraube bringt. Dadurch wird eine elastische sozusagen selbstsichernde Verbindung erzielt. Reibung zwischen Schraube und Felge im Konus und im Gewinde wirken zusätzlich sichernd.

Wenn man jetzt mit zu wenig Drehmoment anzieht wird das Felgenloch nicht genügend verformt um eine ausreichende "Vorspannung" zu erzeugen und die Schraube könnte sich Lösen.

Zieht man mit zu viel an kann das Material der Felge über seine "Streckgrenze" verformt werden und seine Elastizität geht verloren. Das Material will nicht wieder in seine Ausgangsform zurück und es entsteht keine "Vorspannung" auf die Schraubverbindung mit der Gefahr das sich die Schraube Lösen kann.

Ggf könne Haarrisse in der Felge auftreten und das Material zerstören was besonders Gefährlich ist da man das nicht sieht.

Zusätzlich muss die Verbindung auch noch "atmen" können um unterschiedliche Ausdehnung des Materials durch "erwärmen" und "abkühlen" ausgleichen zu können.

Die Verbindungen sind vom Hersteller in Bezug auf Material der Felge / Schraube und der Gewinde und Konusgeometrie berechnet und man sollte sich schon so ungefähr mit den Drehmomenten dran halten.

Stahlfelgen halten natürlich mehr aus als Alu's aber prinzipell gilt das gleiche.

ÜBRIGENS:

Schmierung des Gewindes oder Konus verändert die Reibwerte und führt zu völlig unzuverlässigen Anzugsmomenten.. Die Schraube kann sich lösen, die Schraube kann abreißen, die Felge kann einreißen. DAHER KEIN FETT AN RADSCHRAUBEN.

Das ist wenigstens meine , begründete Meinung.

Hab bisher noch keine nachvollziehbare Argumente gehört die das " Schätzungsweise " Anziehen von Radschrauben nach dem Motto" hab nen Drehmomentschlussel im Arm" oder " kommt nicht so drauf an, hält ne Menge aus" nachvollziehbar machen. Warum benutzen selbst die Profis in den Reifenbetrieben Drehmoschlüssel und kein Fett ? Die sollten doch am meisten Übung haben.

48 weitere Antworten
48 Antworten

Also mir geht es da beruflich ähnlich. Benutze selten Drehmomentschlüssel und wenn, dann nur bei äußerst sensitiven Bauteilen (meist sind das Werte in cNm), aber selbst da kann ein geübter Bediener die Verbindung recht gleichmäßig und innerhalb der zulässigen Grenzen anziehen.

Die Faktoren, die auf eine Schraubverbindung wirken, sorgen dafür, daß diese Verbindung niemals zweimal mit der identisch gleichen Kraft angezogen werden kann, man hat also immer einen gewissen Drehmomentbereich.

Üblicherweise bewegen sich die zulässigen Tolleranzen bei rund +/- 5%, das wären dann etwas mehr als 10 Nm, somit technisch OK.

HTC

Für Radschrauben ist das zutreffend aber bei sensiblen Verbindungen mit Dehnschrauben oder womöglich Carbonteilen (hochwertige Fahrräder) geht es nicht ohne.

Klar,um so mehr Feingefühl erforderlich ist, desto mehr macht ein Drehmomentschlüssel Sinn, sonst hätte man wohl nicht den Aufwand betrieben, so etwas zu erfinden...

HTC

Zitat:

@Gummihoeker schrieb am 21. Oktober 2019 um 09:20:05 Uhr:


Für Radschrauben ist das zutreffend aber bei sensiblen Verbindungen mit Dehnschrauben oder womöglich Carbonteilen (hochwertige Fahrräder) geht es nicht ohne.

Wobei bei solchen „sensiblen“ Verbindungen dann häufig auch andere Verfahren für ein kontrolliertes Anzugsmoment genutzt werden, bspw. Drehwinkel oder Streckungsmessungen (sogar per Ultraschall) oder Drehmoment und Drehwinkel in Kombination.

Dabei wird bspw. bis zu einem festgelegten Drehmoment angezogen und dann um einen definierten Winkel weitergedreht. Dabei kann dann das aufzubringende Drehmoment noch als Kontrolle dienen. Wird bei sich möglicherweise ändernden Werkstoffeigenschaften der Befestigung genutzt. Über die Gewindesteigung und den Drehwinkel kann eine benötigte Vorspannung genauer berechnet und kontrolliert werden als das durch Reibwerte veränderte Drehmoment.

Das alleinige befestigen mit Drehmomentüberwachung ist durch verschiedene Reibwerte und Materialeigenschaften oft nur für „unkritische, tolerante“ Befestigungen sinnvoll, dafür aber einfach und preiswert. Für Radbefestigungen aber allemal genau genug und sicher, wenn man denn die vorgegebenen Werte wenigstens versucht einzuhalten.

Habe selbst mit Turbineningenieuren mal über genau das Thema während einer Kraftwerksrevision an einer Turbine geplaudert und die Praxis verfolgen dürfen. War sehr interessant und ich hab da viel lernen können.

Für Kunststoff oder Verbundwerkstoffe und bspw Schneidschrauben-Verbindungen gelten dann nochmals andere Anforderungen, da bin ich aber raus.

Es ist generell ein komplexes aber interessantes Thema. Nicht umsonst sitzen da Techniker und Ingenieure in den entsprechenden Abteilungen und berechnen das alles.

Ähnliche Themen
Deine Antwort
Ähnliche Themen