Abgelaufener Verbandkasten
Ich hab Grad Mal wieder neue verbandskästen bestellt weil ich festgestellt habe das die alten abgelaufen sind.
Sind nur 9€ und im Falle einer Verwarnung nur 5€ Strafe.... Aber ich finde es ehrlich gesagt nicht mehr zeitgemäß insbesondere bei den vielen Diskussionen heutzutage über das MHD.
Bei Lebensmitteln sagt man ja auch das man in der Regel auch teils deutlich über MHD die Ware absolut einwandfrei ist und sogar noch verkauft werden darf... Anders sieht es natürlich aus beim Verbrauchsdatum aus. Ein solches hat der Verbandskasten aber nicht. Man fragt sich ja auch insbesondere bei original eingeschweißten Verbandsmaterialien was da schlecht werden soll nach 5jahren!?
Ist jemand Mal erfolgreich gegen ein verwarngeld vorgegangen?
173 Antworten
Auf die Gefahr hin, jetzt die ganze schöne Diskussion zu zerstören:
Hier ein Lesetipp, ab Seite 20 wird die Thematik der Kfz-Verbandkästen rechtlich betrachtet, Nummer 3 (Seite 23) befasst sich mit der Frage einer Nachfüll- und/oder Austauschpflicht, und wer ganz wenig lesen mag findet in der letzten Spalte auf Seite 24 unter der Nummer 4 eine Zusammenfassung.
Zum Autor Dr. Adolf Rebler wird ausgeführt:
"Adolf Rebler ist Referent für Straßenverkehrsrecht bei der Regierung der Oberpfalz in Regensburg und neben Werner Bachmeier und Dieter Müller Mitherausgeber des Großkommentars zum Straßenverkehrsrecht im Luchterhand Verlag (Verlagshaus Wolters Kluwer)."
Damit bleibt es zwar immer noch eine Meinung, aber doch sicher eine recht(lich) fundierte. Und zufällig im Ergebnis auch das, was das Verkehrsministerium für die amtliche Fahrzeugüberwachung vorgibt.
Mein Fazit bleibt deswegen:
- Weder DIN noch StVZO kennen das Ablaufdatum, das kommt allein aus dem MPG/MPDG.
- Ob das Verwendungsverbot des MPG/MPDG für den privaten Anwender überhaupt greift ist schon strittig (die Anwendung im Notfall wäre ggf. über §16 OWiG zu rechtfertigen; insofern ist in dem verlinkten Artikel ein Tippfehler)
- Es gibt zwar in der Literatur Meinungen, dass über das Verwendungsverbot aus dem Medizinrecht das abgelaufene Material nicht mehr die Anforderungen der StVZO erfüllt, die sind aber ebenfalls umstritten
- Die Ahndung einer vermeintlichen OWi vor diesem Hintergrund wäre mangels Bestimmtheit unzulässig.
Zitat:
@CamperBoy schrieb am 5. August 2023 um 10:43:45 Uhr:
Zitat:
@MvM schrieb am 5. August 2023 um 02:37:27 Uhr:
Die selbe Person darf den selben abgelaufenen Verbandkasten aber nicht im Straßenverkehr benutzen... Außer es gibt im PKW einen weiteren Verbandkasten, der noch haltbar ist...In welcher Vorschrift steht eigentlich, dass ich kein abgelaufenes Material verwenden darf? Die Vorschrift sagt "Ein nicht abgelaufener Verbandkasten muss mitgeführt werden.", aber wo steht "Im Erste Hilfe Fall hat der Helfer nicht abgelaufenes Verbandmaterial zu nutzen."?
Du hast mit anderen Worten das geschrieben, was ich geschrieben habe. Ich verstehe die frage nicht, da du sie dir selbst beantwortet hast.
Es ist Vorschrift einen gültigen Verbandkasten dabei zu haben, und es ist Pflicht Erste-Hilfe zu leisten. Wie das geht sollte man im Kurs erklärt bekommen haben, der für einen Führerschein pflicht ist. Ob du an der Unfalstelle dein T-Schirt zerreißt um es als Verband zu benutzen, oder den Verbandkasten benutzt, ist gesetzlich nicht geregelt. Der Gesetzgeber rechtnet wohl damit, dass die Leute den Verbandkasten benutzen.
Zitat:
@MZ-ES-Freak schrieb am 5. August 2023 um 10:36:39 Uhr:
Ich denke die Vorschriften stammen eben aus Zeiten, wo sicher ein Verband oder ähnliches erforderlich war.
Keine Handys, wenig vorbeifahrene Fahrzeuge usw.Hier wird ja auch so getan, als wenn der Verbandkasten DIE lebensrettende Maßnahme schlechthin ist.
Gibt es darüber Erhebungen, wie viele Unfallopfer damit gerettet wurden?
Die meisten Unfalltoten werden wohl innere Verletzungen sein.
Äußere Verletzungen bei kleinen Unfällen, wie es bei jedem früher vorkam, gibt es doch auch fast nicht mehr.
Wenn ich deine Aussage richtig verstanden habe, liegst du leider komplett falsch. Stell dir vor, dass du einenen Radfahrer umbietest. Fleischwunde, nichts ernstes. So belanglos, dass es kaum einer mitbekommt. Kommt heute genau so oft vor, wie früher...
Nur war früher das Gesundheitssystem besser, wobit der Verbandkasten heute sogar wichtiger ist, als damals... Der herbeigerufene Rettungswagen kommt vielleicht innerhalb der vorgegebenen Zeit, vielleicht kommt er aber auch später. Dort freuen die sich dann, wenn jemand erste-Hilfe geleistet hat, denn dafür haben die bei unserem kaputt gespartem Gesundheitssystem manchmal keine Zeit. Sie müssen sich die Zeit aber nehmen, wenn jemand der Meinung ist, dass es reicht bei einer Fleischwunde die 112 anzurufen. Der gut ausgebildete Rettungsdienst macht das ja schon. Ist ja seine Aufgabe, und die können das viel besser als ich...
Hier könnte die Geschichte des Rettungseinsatzes zuende sein. Ist sie für den Autofahrer auch, denn der ist von seiner Aufgabe als Ersthelfer erlöst worden... Aber das kaputt gesparte Gesundheissystem wirkt sich noch weiter auf die Behandlung des Radfahrers aus... Der Krankenwagen kommt irgendwann am Krankenhaus an. Dort werden die Fälle nach Dringlichkeit bearbeitet. (Triage) Schürfwunden sind nicht dringlich. Es kommen einige Patienten vorher dran, obwohl sie später eingeleifert wurden. Der angefahrene Radfahrer muss manchmal zahlreiche Stunden warten, bis ein Arzt kommt... Für diese Stunden ist der Verbandkasten im Fahrzeug. Er ist nicht dazu da eine Notoperation durchzuführen, denn ernste Fälle landen dank Triage schneller bei einem Arzt.
Zitat:
@MZ-ES-Freak schrieb am 5. August 2023 um 10:36:39 Uhr:
Ich denke die allermeisten Ersthelfer sind froh dass sie Hilfe alarmieren und vielleicht gut zureden können.
Die Frage ist auch, was kann man schon als Otto normalo mit Pflaster oder Binde beim Unfallopfer tun? Vielleicht ist es eh besser die Wunde so zu lassen, damit qualifizierte Sanis oder Ärzte das machen.
Ich hoffe das eine Kehrtwende mit demErgebnis nie in meinem Kopf einziehen wird. Weder was den Griff zu Verbandkästen im Auto oder im betrieblichem Umfeld betrifft.
... ja, ich bin schonmehrfach im Leben in schwere "Ersthelferbedrägnis" gekommen, nachweislich sogar lebensrettend, und sogar unter so "schweren Bildern" das selbst Professionelle an Ihren grenzen waren und erleichtert waren als ein routinerter Profi aus einem Heli dazukam (der sicherlich schon viel gesehen hatte).
Wenn es bei mir wirklich an etwas scheitern sollte dann sicher nicht an ein paar Euro alle Jahre um was halbwegs gebrauchbares im Auto zu haben. 10 Minuten Vollgas auf der Autobahn sind teurer wie eine Standardverbandpäckchen ... wenn man 1x im Leben durch die Situation gegangen ist krampfthaft und mehrere Extremitäten abzubinden wird die Wichtigkeit von Erster Hilfe und Material nicht mehr kleinreden. Die Sanis und Notärze sind eben nicht immer in wenigen Minuten vor Ort. Und jemand der dann auf der Kippe steht sollte nicht wegen vermeidbar geringen Aufwand über die Klippe gestups werden.
Ich danke "dem da oben" das ich durch solche Situationen "erfolgreich" gekommen bin, hoffe aber auch das mir solche Prüfungen für die Zukunft doch erspart bleiben. Und wenn mir mal was zustößt hoffe ich das Menschen da sein werden die was sinniges, helfendes unternehmen können und vllt. auch mehr können als nur den Notruf wählen.
Am besten passiert einem nichts in der wild Pamapa, weit drausen wo Anfahrtzeiten lang und vllt. noch mit wertvoller Suchzeit verbunden ist. ... oder die Rettungsgasse zu oder Kleber auf der Straße.
Zitat:
In Zeiten von eCall bzw. Notruf, der nun seit Jahren verpflichtend ist, wird auch die Notfallrufkette beschleunigt.
5, 10 oder doch 30 Minuten können lebensvernichtend lang sein.
Zitat:
Andere EU Länder haben auch keine mitführpflicht. Dort ist auch nicht erwiesen, dass mehr Unfalltote durch nicht vorhandene Verbandkästen entstehen.
Du kennst also zu diversen länder die Fallstudien?
Zitat:
Bei dem Patienten ist der linke Arm von oben bis unten Matsch. Krankenwagen ist alarmiert.
Soll ich jetzt den Arm da so mobilisieren und mache vielleicht noch mehr "schaden"?
Ich habe noch viel schlimmeres durleben müssen. Ich war bisher immer froh was unternehmen können. Ich habe mich nie vor die Frage gestellt ob ich was falsch mache. Nichts wird schlimmer sein als nichts machen. Aber es kann sicher oft besser gemacht werden.
Zitat:
Ich persönlich würde den Verbandkasten wohl nie auspacken. Und wenn die Aorta durch ist, werde ich da auch nicht reinfassen (können).
Wenn ich nur wüsste wer so denkt, dann könnte ich vllt. in Zukunft mich darauf einstellen und auf entsprechender Weise agieren.
Zitat:
Ich finde es auch unsinnig, dass das Vorhandensein des Verbandkasten im Rahmen der HU geprüft wird, genau wie Warnweste und Warndreieck.
Ist für mich loses Zubehör, und nicht Teil des Fahrzeugs.
... eigentlich müsste man die motorisierte VKT sogar verpflichten alle X-jahre wieder an einem Erste-Hlfe-Kurs teilzunehmen. Da könnte man denen gleich 'nen frischen Verbandkasten in die Hand drücken.
P.S. ja, ich weiß ... "Hornissennest" ... oder wie "Amis die über Waffenrecht" diskutieren.
Ich find es super wie jemand mit sterilen Wundauflagen mehrere Extremitäten abbinden kann. Respekt bei den kleinen Dingern.
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Zitat:
@Astradruide schrieb am 05. Aug. 2023 um 17:10:59 Uhr:
... ja, ich bin schonmehrfach im Leben in schwere "Ersthelferbedrägnis" gekommen, nachweislich sogar lebensrettend, und sogar unter so "schweren Bildern" das selbst Professionelle an Ihren grenzen waren und erleichtert waren als ein routinerter Profi aus einem Heli dazukam (der sicherlich schon viel gesehen hatte).
Zitat:
@Astradruide schrieb am 05. Aug. 2023 um 17:10:59 Uhr:
Ich habe noch viel schlimmeres durleben müssen. Ich war bisher immer froh was unternehmen können.
Was hast du alles durchgemacht?
Ist ja verrückt.
Und der Verbandkasten mit den paar Pflastern haben Leben gerettet?
Zitat:
@Astradruide schrieb am 05. Aug. 2023 um 17:10:59 Uhr:
wenn man 1x im Leben durch die Situation gegangen ist krampfthaft und mehrere Extremitäten abzubinden wird die Wichtigkeit von Erster Hilfe und Material nicht mehr kleinreden.
Wie machst du das mit dem Inhalt nach DIN?
Selbst Malteser, rotes Kreuz, 1. Hilfe Kurse geben keine Info über das abbinden von Extremitäten mit dem Inhalt des Verbandkasten.
Das ist dafür einfach null geeignet.
Natürlich begabtes und/oder gedientes Volk nimmt den Gürtel fürs Abdrücken. Die Wundversorgung benötigt das Verbandsmaterial. Jemanden für die eigene Belustigung in ein flashback zu treiben, das halte ich nicht für anständig.
Zitat:
@CamperBoy schrieb am 5. August 2023 um 17:39:14 Uhr:
Ich find es super wie jemand mit sterilen Wundauflagen mehrere Extremitäten abbinden kann. Respekt bei den kleinen Dingern.
Ok, Du darfst Dir gern das Schild "Ich will keine Hilfe. Unter keinen Umständen" um den Hals hängen. Ich werde das im Falle des Falles berücksichtigen oder bewußt zu einer Hand voll Dreck greifen.
Du diskretierst Dich doch nur selbst!
Zitat:
@berlin-paul schrieb am 5. August 2023 um 18:27:22 Uhr:
Natürlich begabtes
... habe ich mir vor dem ersten Fall NICHT vorstellen können. Aber nachher Menschen (arbeitskollegen) gahbt die bitterlich geweint haben weil sie es nicht aushalten konnten und weggelaufen sind. Wie Du wirklich darauf reagiesrt weißt Du nur nachher. Bitter realität.
Zitat:
und/oder gedientes Volk
Nicht gedient. Aber zugleich einen Erstberuf gelernt wo man merhfach trainiert wurde ... weil ärtzliche Hilfe entweder gar nicht kommen kann oder Ärzte udn Rettern z.T. erst nach sehr langen Vorlauf vor Ort sind.
Zitat:
nimmt den Gürtel fürs Abdrücken.
Ja ... nur 1. Gürtel "fail" zu fetter, starrer Ledergürtel. ... nächster.
Zitat:
Die Wundversorgung benötigt das Verbandsmaterial. Jemanden für die eigene Belustigung in ein flashback zu treiben, das halte ich nicht für anständig.
Wenn jemand (nur) sich selbst der nächste sein möchte werde ich versuchen das zu befolgen - wird aber sicher auch eine Herausforderung. ... ich habe mir antrainiert bei Menschen, die scheinbar auch "nur so" da liegen, in die Taschen (Börse) zu schauen oder schauen zu lassen - kann in jeder Hinsicht wichtig sein.
Astradruide, der sich immer noch fragt was er mit den beiden FFP2-Masken im Ernstfall machen soll. Ein großes Filtertrenflies wäre für den Kiss-of-live sinnvoller.
Dafür gibt es wunderbare kleine Päckchen, welche eine Filtermaske enthalten. Habe ich in beiden Verbandkästen, am privaten Schlüsselbund und am Schlüssel zum Schwimmbretterschrank.
Astradruide, ich weiß, dass viele Menschen in solchen Situationen nicht mehr "funktionieren" können. Auch schon selbst erlebt. Ist halt so. Ob man dann selbst mit den Bildern im Kopf im Nachhinein gut klarkommt, das ist dann noch so eine andere Sache. Schlimmster Fall war ein verteilter Kopfinhalt. Da war naturgemäß nichts mehr zu retten. Aber so heftig ist es zum Glück nie wieder geworden.
Abdrücken kann man notfalls auch mit den Fingern. Kostet aber mit der Zeit einfach zu viel Kraft, besonders wenn keine weitere Hilfe zur Hand ist.
Zitat:
@CamperBoy schrieb am 5. August 2023 um 17:39:14 Uhr:
Ich find es super wie jemand mit sterilen Wundauflagen mehrere Extremitäten abbinden kann. Respekt bei den kleinen Dingern.
Der Verbandkasten hat nur die Mindestausstattung. Man kann sich natürlich auch besser ausstatten. 😉
Mehrere wird mit der Grundausstattung schwierig. Aber mit einem Verbandpäckchen und der Schere als Hebel kann man das durchaus bewerkstelligen.
Abbinden macht man sowieso schon ewig nicht mehr. stattdessen Druckverband.
Alles kommt wieder:
Man spricht ja heute auch im Zusammenhang mit asymmetrischen Bedrohungen von taktischer Medizin und solchen Dingen, und in dem Zusammenhang ist das Tourniquet nun das Mittel der Wahl (*) und ganz modern (den alten Arterienabbinder gibt es wohl nicht mehr(**)). Aber nicht nur in dem Zusammenhang, hier wurde letztens zu jeder Kettensäge ein Tourniquet verlastet.
Praktisch habe ich da zum Glück nur wenig Erfahrung, aber beim letzten und ersten Kettensägen-Unfall den ich gesehen habe war das klassische "Hochhalten und Abdrücken, dann Druckverband anlegen" durchaus erfolgreich.
(*)
offensichtlich hat das auch Einzug in die polizeiliche Taktik gefunden:
Beim SEK macht der erste Beamte ein Loch in den Kunden und sofort stürzt sich der zweite Beamte auf den Kunden und legt ein Tourniquet an.
(**)
google meint, die Dinger könne man immer noch so kaufen wie vor 50 Jahren 😰
Ein Loch in den Kunden klingt schonmal äußerst vielversprechend. 😁