25 Jahre W210
Servus Jungs (und Mädels)🙂,
ich dachte ich schreibe jetzt, wo die ältesten 210er im Mai oder Juni 25 Jahre alt werden, einfach mal meine Gedanken zu dieser Baureihe wieder-auch wenn es schon einen Artikel „Ramschware oder echter Benz“ gibt. Ich fang jetzt einfach mal an, was mir zu dieser Baureihe einfällt-entschuldigt wenn ich mich manchmal etwas emotional ausdrücke und das vielleicht lächerlich wirken könnte: Die Baureihe ging ungefähr Mitte 1995 an den Start-eine Zeit, in der es bei Daimler qualitativ schon bergab ging-gleichzeitig kam ja noch Schrempp als Sparsanierer, der Daimler fast in den Ruin getrieben hat. Die reine Technik schien gut gewesen zu sein (hab leider immer noch keine eigenen Erfahrungen), jedoch war der W210 wie die letzten 124er und W202 von der Blechqualität her ein schlimmes Rotstift-und Experimentieropfer: Bereits 1996 kamen (das weiß ich von Sebastian Nast-RIP hier nochmals) die ersten Reklamationen wegen Rost , auch beim W202. Daimler hat versucht, nach dem Problem zu forschen, erstmal ohne Erfolg. Sie haben (weiß ich auch von Sebastian) 1997 angefangen, schon vom Rost befallene Exemplare nachzukonservieren, ebenfalls erfolglos, weil der Rost 1 bis 2 Jahre danach wieder auftauchte. Dank einer Biochemie-Studentin, die von Dezember 1997 bis Anfang 2000 ihre Doktorarbeit zum Thema „mikrobieller Befall von Elektrotauchlacken in der Automobilindustrie“ verfasste, konnte eine Hauptursache des Rosts, nämlich die Lackverseuchung durch die Bakterien B.Cepacia und (ab November 1999) P.Fluorescens, ermittelt werden. Auch konnte dank der Doktorarbeit gut das Phänomen erläutert werden, dass es immer eine kleine Serie von Fahrzeugen gab (oder heute in sehr sehr kleinem Ausmaß noch gibt), die keinen oder nur durchschnittlich viel Rostbefall hatten. Ende April 2001 kam dann der Stein ins Rollen: Autobild veröffentlichte einen Gebrauchtwagen-Test zum W210 mit der Überschrift „Nanu? Ein Mercedes der rostet?“ , nachdem Ende 2000 zwei Leserbriefe wegen Rost an den Türrahmen kamen und sich weitere Reklamationen häuften-was mich bis heute wundert, denn wer schaut bei einem neuen Auto schon freiwillig unter die Türrahmen, wenn der Rest der Karosserie noch ok ist? Mitte 2001 wurde dann der W211 schon ungewöhnlich früh enttarnt-die Verkaufszahlen des W210 brachen in den letzten Produktionsmonaten stark ein, die Markteinführung des W211 wurde von Juni 2002 auf März 2002 vorverlegt, was meines Erachtens ein gravierender Fehler vonseiten DC war, da der W211 zu Beginn Elektronikprobleme hatte, die der W210 gar nicht im Ansatz kannte (zum Beispiel die SBC-Bremse). Aber das ist jetzt ein anderes Thema. Fakt ist: Spätestens ab Mitte 2001 muss der Ruf des W210 in meinen Augen unterirdisch schlecht gewesen sein, auch weil manche Exemplare nach einigen Forenberichten von hier und anderswo teilweise technische Mucken wie zum Beispiel mit Pixelfehlern, defekten Automatikgetrieben oder defekten/spinnenden Comandsystemen machten. Aber insgesamt kommt mir der W210 nach jahrelangem Durchsuchen zu Erfahrungen in Foren als technisch solide vor-Audi A6 oder BMW 5er hatten ganz sicher auch ihre Marotten, vor allem der A6 mit der Multitronic und den damals anfälligen Luftmengenmessern bei den TDI‘s. Aber der Rost-er hat dem W210 das Ansehen bis heute kaputt gemacht-leider🙁. Denn so gut wie kein Auto verbindet alte Tugenden eines Herstellers (in diesem Fall der Innenraum und vor allem bei den Modellen bis Mitte 1999 das Exterieur) so gut mit für heutige Verhältnisse noch akzeptabler Ausstattung wie dies der W210 tut. Neulich las ich mal unter einem YouTube Video zu einem E230 kleine Mopf aus 1997 folgendes Zitat-oder zumindest in diese Richtung: „W210-das sind doch die Rostkübel, bei denen die Federdome rausbrechen“. Ich vermag mir kein Urteil über den Standpunkt dieses Zitatverfassers machen-es kann sein, dass es ein Ex-Besitzer eines Modells dieser Baureihe war, der nur schlechte Erfahrungen mit seinem Auto und den DC-Werkstätten damals gemacht hat. Aber ansonsten tat mir dieses Zitat einfach weh und klang -trotz der leidergottes teilweise unbestrittenen Richtigkeit-wie eine Stammtischparole: Es ist für einen nostalgischen Autofan wie mich und erst recht für damalige Neuwagenbesitzer einfach nur niederschmetternd, dass die C-und E-Klassen aus den 90ern und frühen 2000ern selbst heute noch schlimmer rosten als sehr viele andere Hersteller-selbst Opel, Renault und Ford hatten keinen schlechteren Rostschutz bei seinen Modellen. Aber andererseits sind die schlimmsten Rostlauben schon längst verschrottet oder exportiert. Für mich ist der W210 ein für damalige Verhältnisse technisches Meisterwerk, das durch sparwahnsinnige Controller in seinem Ansehen bis heute beschädigt ist-wenn auch zum Glück nicht mehr ganz so wie vor der Abwrackprämie 2009-davor war die Flut von Rostberichten einfach nur gigantisch:/.
Auf eure Antworten zu diesem Thread bin ich gespannt!
Mit freundlichen Grüßen
Ff99🙂
Beste Antwort im Thema
Servus Jungs (und Mädels)🙂,
ich dachte ich schreibe jetzt, wo die ältesten 210er im Mai oder Juni 25 Jahre alt werden, einfach mal meine Gedanken zu dieser Baureihe wieder-auch wenn es schon einen Artikel „Ramschware oder echter Benz“ gibt. Ich fang jetzt einfach mal an, was mir zu dieser Baureihe einfällt-entschuldigt wenn ich mich manchmal etwas emotional ausdrücke und das vielleicht lächerlich wirken könnte: Die Baureihe ging ungefähr Mitte 1995 an den Start-eine Zeit, in der es bei Daimler qualitativ schon bergab ging-gleichzeitig kam ja noch Schrempp als Sparsanierer, der Daimler fast in den Ruin getrieben hat. Die reine Technik schien gut gewesen zu sein (hab leider immer noch keine eigenen Erfahrungen), jedoch war der W210 wie die letzten 124er und W202 von der Blechqualität her ein schlimmes Rotstift-und Experimentieropfer: Bereits 1996 kamen (das weiß ich von Sebastian Nast-RIP hier nochmals) die ersten Reklamationen wegen Rost , auch beim W202. Daimler hat versucht, nach dem Problem zu forschen, erstmal ohne Erfolg. Sie haben (weiß ich auch von Sebastian) 1997 angefangen, schon vom Rost befallene Exemplare nachzukonservieren, ebenfalls erfolglos, weil der Rost 1 bis 2 Jahre danach wieder auftauchte. Dank einer Biochemie-Studentin, die von Dezember 1997 bis Anfang 2000 ihre Doktorarbeit zum Thema „mikrobieller Befall von Elektrotauchlacken in der Automobilindustrie“ verfasste, konnte eine Hauptursache des Rosts, nämlich die Lackverseuchung durch die Bakterien B.Cepacia und (ab November 1999) P.Fluorescens, ermittelt werden. Auch konnte dank der Doktorarbeit gut das Phänomen erläutert werden, dass es immer eine kleine Serie von Fahrzeugen gab (oder heute in sehr sehr kleinem Ausmaß noch gibt), die keinen oder nur durchschnittlich viel Rostbefall hatten. Ende April 2001 kam dann der Stein ins Rollen: Autobild veröffentlichte einen Gebrauchtwagen-Test zum W210 mit der Überschrift „Nanu? Ein Mercedes der rostet?“ , nachdem Ende 2000 zwei Leserbriefe wegen Rost an den Türrahmen kamen und sich weitere Reklamationen häuften-was mich bis heute wundert, denn wer schaut bei einem neuen Auto schon freiwillig unter die Türrahmen, wenn der Rest der Karosserie noch ok ist? Mitte 2001 wurde dann der W211 schon ungewöhnlich früh enttarnt-die Verkaufszahlen des W210 brachen in den letzten Produktionsmonaten stark ein, die Markteinführung des W211 wurde von Juni 2002 auf März 2002 vorverlegt, was meines Erachtens ein gravierender Fehler vonseiten DC war, da der W211 zu Beginn Elektronikprobleme hatte, die der W210 gar nicht im Ansatz kannte (zum Beispiel die SBC-Bremse). Aber das ist jetzt ein anderes Thema. Fakt ist: Spätestens ab Mitte 2001 muss der Ruf des W210 in meinen Augen unterirdisch schlecht gewesen sein, auch weil manche Exemplare nach einigen Forenberichten von hier und anderswo teilweise technische Mucken wie zum Beispiel mit Pixelfehlern, defekten Automatikgetrieben oder defekten/spinnenden Comandsystemen machten. Aber insgesamt kommt mir der W210 nach jahrelangem Durchsuchen zu Erfahrungen in Foren als technisch solide vor-Audi A6 oder BMW 5er hatten ganz sicher auch ihre Marotten, vor allem der A6 mit der Multitronic und den damals anfälligen Luftmengenmessern bei den TDI‘s. Aber der Rost-er hat dem W210 das Ansehen bis heute kaputt gemacht-leider🙁. Denn so gut wie kein Auto verbindet alte Tugenden eines Herstellers (in diesem Fall der Innenraum und vor allem bei den Modellen bis Mitte 1999 das Exterieur) so gut mit für heutige Verhältnisse noch akzeptabler Ausstattung wie dies der W210 tut. Neulich las ich mal unter einem YouTube Video zu einem E230 kleine Mopf aus 1997 folgendes Zitat-oder zumindest in diese Richtung: „W210-das sind doch die Rostkübel, bei denen die Federdome rausbrechen“. Ich vermag mir kein Urteil über den Standpunkt dieses Zitatverfassers machen-es kann sein, dass es ein Ex-Besitzer eines Modells dieser Baureihe war, der nur schlechte Erfahrungen mit seinem Auto und den DC-Werkstätten damals gemacht hat. Aber ansonsten tat mir dieses Zitat einfach weh und klang -trotz der leidergottes teilweise unbestrittenen Richtigkeit-wie eine Stammtischparole: Es ist für einen nostalgischen Autofan wie mich und erst recht für damalige Neuwagenbesitzer einfach nur niederschmetternd, dass die C-und E-Klassen aus den 90ern und frühen 2000ern selbst heute noch schlimmer rosten als sehr viele andere Hersteller-selbst Opel, Renault und Ford hatten keinen schlechteren Rostschutz bei seinen Modellen. Aber andererseits sind die schlimmsten Rostlauben schon längst verschrottet oder exportiert. Für mich ist der W210 ein für damalige Verhältnisse technisches Meisterwerk, das durch sparwahnsinnige Controller in seinem Ansehen bis heute beschädigt ist-wenn auch zum Glück nicht mehr ganz so wie vor der Abwrackprämie 2009-davor war die Flut von Rostberichten einfach nur gigantisch:/.
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Ff99🙂
221 Antworten
@WalterE200-97 Toll-wie heißt nochmal die Farbe deines E200?🙂
PS : Frohe Ostern 🙂
@Austro-Diesel : Das ist ein handgefertigter Prototyp, der sich in Form und Anbringung bestimmt noch verbessern lässt ... 😉
@Fahrzeugfan99 : 269U TURMALINGRUEN - METALLICLACK
Hallo Walter,
unser C180 ist auch in dem Grün lackiert und noch 100% Rostfrei, auch unten. Ich habe 25 Jahre Erfahrung mit einem anderen C180 (davon 15 Jahre Rosterfahrung) und weiß wovon ich spreche.
Ich habe den Eindruck und es auch schon oft beobachtet, dass gerade grüne Mercedes aus den Rostproblemjahren 1994-2001 überdurchschnittlich gutes Blech haben, bzw. sehr gut grundiert wurden.
Michael
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Mein erster Mercedes, der E 220 CDI aus 3/1999 (Vor-MOPF, "kleine MOPF"😉 war auch irgendwie grün und rostete wie Sau. Ich glaub die Farbe hieß Alexandritgrün.
Wo wir schon (bestimmt erst zum fünften Mal😉) beim Thema Rost sind: Ist jemandem bekannt, ob es damals (zum Beispiel 1999) Wandlungen bzw. Rücktritte vom Kaufvertrag bei den W202 und W210 wegen Rost gab? Denn bei ganz schlimmen Exemplaren fing der Gammel ja schon nach weniger als einem Jahr an, nach dem was ich gelesen habe.
ist ja schön, wie ihr mit neumodischen Begriffen aus der Betriebswirtschaft rumwerfen könnt. Fehlt eigentlich nur noch Neoliberalismus - oder hab ich was überlesen ?
Daimler war und ist ein Industrieunternehmen, das Profite erwirtschaften muss/will - ich weiß ehrlich nicht, wieso hier so viele der Meinung sind, dass Daimler bis zur Ära Schrempp das Sozialamt gewesen ist, und sich erst Mitte der neunziger fürs Geld verdienen entschieden hat.
Ebenso kann ich nicht begreifen, wieso ein W124, der nach 15 Jahren auseinanderfällt, trotzdem die Ikone der Unzerstörbarkeit sein kann, während ein W210, der nach 20 Jahren umfangreichere Rostschäden zeigt, als Untergang des Abendlandes gesehen wird.
Mercedes hatte wie einige andere Hersteller auch damals ein schlimmes Problem mit der Einführung der wasserbasierten Tauchgrundierung. Es gab Autos, die von dem Problem überhaupt nicht betroffen waren, und welche, die nach zwei Jahren gewandelt werden mussten, weil der Lack in handtellergroßen Platten von der Karosse gefallen ist. Mercedes war damals der einzige Hersteller, der a) ein milliardenschweres Kulanzprogramm durchgezogen hat, und b) viel Geld in Forschungsaufträge gesteckt hat, um der Sache auf den Grund zu gehen. Denkt doch mal nach, was für ein Interesse sollte ein profitorientierter Manager wie Schrempp daran haben, mit Absicht an einem Lacksystem festzuhalten, dass Milliarden an Folgekosten verursacht, und dazu noch die Kunden vergrault ?
Heute, wo die ältesten 210er fünf Jahre vor dem H-Kennzeichen stehen, ist es an der Zeit, dieses Lackdesaster mal an die Seite zu stellen - die 210er, die heute noch in gepflegtem Zustand rumfahren, hatten das Lackproblem sicher nicht oder nur sehr gering, und die wenigen anderen, die noch existieren, sind so vergammelt, dass es jeder Laie sofort sieht. Es wird höchste Zeit, sich den W210 mal abseits von seinem Rostproblem zu betrachten, und das, was dann noch bleibt, ist die robusteste und zäheste E-Klasse, die je gebaut wurde. Und abgesehen davon - ich habe schon einige rostige 210er geschlachtet, was ich aber noch nie gefunden habe, war ein Karosseriekern, der in seiner tragenden Struktur kaputtgegammelt war. Bei intensiv genutzten /8 und W123 ( die ja nach gängiger Stammtischlogik viel besser waren ) war das schon beim vierten TÜV ein häufiger Grund, die Karren stillzulegen.
Was ich seit einigen Jahren mit dem S210 erlebe, erinnert mich stark an die "Wertschätzung", die die Leute dem S123 um die Jahrtausendwende entgegengebracht haben. Den hat man noch ohne Rücksicht in den Export geschickt, als das Coupe schon ein anerkannter Klassiker war, und heute heulen alle Leute den Kisten nach. Der W123 Kombi ist die teuerste Variante unter den 123igern, während das ehemals gehypte Coupe die einzige Möglichkeit ist, halbwegs preiswert an einen gepflegten 123iger zu kommen. Beim 210er zeigen sich langsam auch die ersten Zeichen - nach den AMGs werden auch die normalen V8 Versionen langsam teuer, und es kommen die Händler aus ihren Löchern, die Rentnerlimousinen mit Standschäden als Ringeltauben zu vermarkten versuchen. Alles genau wie damals beim 123iger, nur mit dem Unterschied, dass noch kein Mercedes so alt werden musste wie der 210, bis die Liebhaber anfangen, sich zu interessieren. Liegt das evtl. daran, dass der 210 so viel besser war als seine Vorgänger, und deshalb viel länger im Alltag ausgehalten hat ?
Gruß Frank
@nick_riviera Was bitte heißt hier neumodisch? Diesen Begriff (Wandlung) gab es schon 2002/3, als Autoforen im Netz noch in den Kinderschuhen steckten. Und ich weiß, dass Wandlung-vereinfacht ausgedrückt-Rücktritt vom Kaufvertrag nach einer gewissen Zahl von vergeblichen Reparaturversuchen heißt. Zufrieden? Muss man immer alles 100%ig wissen oder kann man nicht mal einfach was fragen, ohne gleich von älteren, unbestreitbar erfahreneren Menschen als unwissend oder klugscheißerisch hingestellt zu werden? Sorry, ich bin eigentlich nicht auf Stress aus, aber so etwas geht mir echt gegen den Strich.
Und ich glaube auch nicht, dass viele hier meinen, dass Daimler bis Anfang/Mitte der 90er das Sozialamt war. Ich habe zwar zugegebenermaßen keine richtigen eigenen Erfahrungen, kann aber nach jahrelangem Belesen in verschiedenen, meiner Meinung nach nicht ganz unrepräsentativen Auto-Foren, sicher sagen, dass die Modelle ab 92 oder 93 anfälliger sind als die Modelle davor. Das ist einfach Fakt. Und es ist auch Fakt, dass Daimler teilweise echt an der Materialqualität (egal ob jetzt im Interieur oder am Blech etc.) und an der Qualität der Zulieferer bei der Elektronik gespart hat-siehe die ganzen Probleme beim W203 Vormopf und W211 Vormopf mit der Elektronik damals. Damit Daimler nicht nur in einem schlechten Licht steht, muss ich dazu sagen, dass natürlich mehr Elektronik in die Autos verpflanzt wurde als noch vor Mitte der 90er.
Ich könnte mir vorstellen, dass der gute Ruf des W124 auch mitunter daran liegt, dass Mercedes nach zahlreichen Qualitätsproblemen bei der ersten Serie erheblich verbessert hat. Und dann war die Messlatte halt hoch. Dann kam Mitte 1995 der W210, ein an sich tolles Auto, das aber zum einen ganz anders aussah und somit befremdlich war. Und zum anderen waren da -was ich mir zugegebenermaßen angelesen habe auf m.E. guten Webseiten- bei manchen Exemplaren größere oder kleinere Qualitätsprobleme wie bspw. abfallende Unterbodenverkleidungen bei quasi-Neuwagen und dann der-unbestritten-extrem früh auftretende Rost an der Karosserie. Meines Erachtens sind die bis Mitte 2001 durchweg guten Verkaufszahlen des W210 aber andererseits ein Beleg dafür, dass diese Baureihe auch viele Stärken hat und das bei weitem nicht alle Exemplare problembehaftet waren. Das ist ja beim W210 meines Erachtens das Komische- nach dem was man liest gab es da baujahrunabhängig echt absolute Grotten, aber auch Exemplare, die qualitativ optimal waren und mit Glück sogar kaum Rost aufwiesen.
Ich stimme dir ansatzweise zu: Auch Ford hatte zum Beispiel einige Rostprobleme, der Opel Omega B und viele Golf 3 auch. Aber spätestens ab 1997 würde ich mal sagen hatten es die meisten eben im Griff. Ich finde es ist nicht abzustreiten, dass eine C-Klasse W202/W203 Vormopf oder eben der W210 auch heute noch mehr rostet als ein vergleichbarer BMW 3er E46 oder 5er E39. Auch der Audi A4 zum Beispiel hatte in meinen Augen NIEMALS ein so offensichtliches Rostproblem. Die Liste mit Gegenbeispielen könnte jetzt noch fortgesetzt werden. Und ja, sicherlich war Mercedes kulant und ist dem Problem mit der Doktorarbeit zur Verkeimung des Tauchlacks gut auf den Grund gegangen, jedoch las ich auch schon von schlampigen Kulanzarbeiten oder besser gesagt von Austauschteilen, die wieder anfingen zu rosten. Das heißt der Lack und/oder das Blech war(en) einfach schon ab Werk qualitativ mies. Und keine Frage, ich mag die Mercedes-Modelle von damals gern, aber spätestens mit dem W203, der ja quasi zeitgleich (ein paar Wochen später wie die Dissertation) rauskam, hätte die Korrosionsproblematik ad acta gelegt sein sollen. Aber nein, es ging weiter bis 2002/3, als endlich dem Problem auch an den Kragen gegangen wurde mit verbesserten Tauchbädern. Ich bin einfach der Meinung, das Problem wurde-bestimmt von Seiten der Manager- damals immer wieder aufs neue kleingeredet-trotz der offensichtlichen Probleme und des großen Forschungsaufwandes.
Und ich weiß es durchaus, den W210 wertzuschätzen, ich liebe dieses Auto irgendwie sogar. Aber leider muss ich mich wiederholen: Meines Erachtens nach ist der Rost hier einfach stärker als zum Beispiel beim E39. Neulich erst sah ich wieder einen S210 Mopf, bei dem- für jedes Kindergartenkind sicht-und wahrnehmbar-die beiden Linken Türen großflächig im unteren Bereich „überpinselt“ waren-warum wohl?:/😉
Mir tut dieser Anblick auch immer weh.
Und ja, letztendlich muss man sagen, dass nicht nur vom W210 sondern auch vom W202 und W203 Vormopf heute noch-in Anbetracht der damaligen Qualitätsprobleme-verhältnismäßig viele Exemplare rumfahren.
Nichts für Ungut
Ff99:-)
Hallo, Danke für das klare Statement, kann ich nur unterschreiben. Fahre ja selber 2 210er, einen 420er aus 97 auf Saison, und einem 320er aus 2001 für das Tagesgeschäft. Der Kleine ist nicht schön und hat Rost dem ich hinterher renne, aber er läuft sowas von zuverlässig seit 3,5 Jahren und inzwischen 95tkm gefahren. Und dann noch ein Vergleich. Habe mir im Januar einen 211er Vormopf gekauft , zu eine kleinen Kurs um mal etwas Ruhe in die Rostbeseitigung zu kriegen. Das einzige was er bis jetzt besser macht ohne angemeldet zu sein, ist das er nicht rostet. Ansonsten ist bis jetzt nach 14 Tagen die Batterie leer und die in Airmatic folgt der Schwerkraft. Also, die Problematik wird nicht besser, nur anderst. Grüße aus dem Schwarzwald, Wolfgang
@CE333 : Gerne🙂. Ich finde es wichtig, einfach mal Klartext zu reden und die unbestreitbaren Fakten auf den Tisch zu legen. Und ja, der W211 ist nicht mein Fall, als Mopf vielleicht ganz cool, als Vormopf ein mittlerweile (bestimmt zuverlässiges) altes Auto, aber für mich irgendwie ohne besonderen Reiz und zu beliebig-da ist der W210 viel „urbenziger“, vor allem im Innenraum und irgendwie auch äußerlich. Ohne vom W210 abkommen zu wollen, muss ich sagen, dass da sogar ein W203 Vormopf mich mehr anmacht-klar, vielen gefällt hier der Halbmond-Tacho nicht und der Rost macht sich auch hier breit-aber gerade dieser Tacho und die vorderen Milchglasscheinwerfer vermitteln für mich so ein Gefühl der Gediegenheit, genauso wie die Milchglas-Spiegelblinker und die wulstigen Schalter innen. Am W203 Mopf schätze ich, dass Daimler hier vom Look&Feel her zumindest innen ein komplett anderes und moderneres Auto im Vergleich zum Vormopf geschaffen hat, ohne aber die Grundtugenden der C-Klasse zu vernachlässigen und die gesamte Formensprache im Innenraum zu verändern.
Mit freundlichen Grüßen
Ff99🙂
PS: Kannst du mal Bilder von deinem E320 einstellen und mir sagen, wie viele Kilometer der Wagen mittlerweile drauf hat?🙂
Hallo, km hat er jetzt 325 tkm, Bilder kann ich morgen machen, aber nur von der schönsten Seite. Rost hat er vom Blechkleid her eigentlich wenig da ich ständig dran arbeite, aber so sieht er auch aus, wie ein Schachbrett, nichts fertig.
@CE333 ok🙂
@Fahrzeugfan99 - mit neumodisch meinte ich natürlich nicht Wandlung, sondern ganz allgemein diese Klischeefloskeln wie z.B. Shareholder Value, die immer wieder als Beleg für den Untergang in der Neuzeit genannt werden, wenn die Diskussion Stammtischniveau annimmt.
Und dass die Modelle in den neunziger Jahren anfälliger wurden, kann man pauschal so auch nicht sagen. Sie hatten ein paar Probleme ( u.a. den Rost ), die vor allem auf die Bestrebungen nach mehr Umweltfreundlichkeit zurückzuführen waren. Sowas kann aber nunmal passieren, wenn Technologien ohne Erfahrungswerte eingeführt werden - was bei derartigen Pauschalurteilen immer gerne vergessen wird, ist, dass es davor nur eine kurze Phase gab, wo die Autos rostresistenter waren, und das war die Ära, wo die kathodische Tauchgrundierung eingeführt, aber noch mit lösemittelhaltigen Grundierungen gearbeitet wurde. Davor hatten die Autos Rostprobleme, gegen die der schlimmste W210 ein Waisenknabe ist, und ein Wagen, der beim 100tkm Dauertest der AMS fünf mal ausserplanmäßig in der Werkstatt war, bis hin zum Motorschaden, konnte trotzdem noch ein gutes Testurteil bekommen.
Der W124 war ein gutes Auto, aber nie so gut, wie er heute dargestellt wird. Die erste Generation hatte eine Menge an Technikproblemen, und rostete wie ein W123, bei der zweiten Generation wurde gewitzelt, dass die Saccobretter nur erfunden worden sind, um den Rost besser verstecken zu können, und bei der dritten Generation schlug der Wasserlack Teufel schon genauso schlimm zu wie später beim W210 - zusätzlich hatte der späte W124 noch massive Elektrikprobleme, die der 210 nicht mehr hatte, und die Motoren waren beim W124 deutlich zickiger, weil sie zwar von den Blöcken gleich waren, aber der W210 ein deutlich besseres Motormanagement hatte. Ich denke, dass der W124 gegenüber der Wahrheit um genau den gleichen Betrag besser gemacht, wie der W210 gegenüber der Wahrheit schlechter gemacht wird.
Das mit den schlampigen Kulanzarbeiten stimmt wohl, hat aber nichts mit schlechtem Blech zu tun, sondern mit einer völligen Überforderung des Werkstattsystems, das genauso wenig auf so einen GAU ausgerichtet war wie unsere Kliniken auf Corona-Intensivpatienten. Ich habe erst neulich die Erfahrung machen müssen, dass ein normaler Autolackierer überhaupt keine Ahnung von Korrosionsbeseitigung hat, hierfür braucht es einen Restaurator. Die Lackierbetriebe von Mercedes waren auf die Beseitigung von Unfallschäden an fast neuen ( rostfreien ) Autos ausgelegt, und jetzt mussten sich auf einmal alle um die echte Beseitigung von Rost kümmern. Das blech kann noch so gut sein, wenn es angerostet ist, und man schleift einfach nur drüber, bevor man den Lackaufbau drauflackiert, kommt der Rost immer wieder. Ich restauriere schon eine Weile einen frühen E420T, es hat mich erschreckt und erstaunt, dass der gemeine KFZ-Lackierer offenbar noch nie was von Fertan, Owatrol, Brunox und Co. gehört hat, oder das Ganze als Scharlatanerei abtut. Das Problem wurde von den Managern nach aussen sicher kleingeredet - was sollen sie auch sagen - firmenintern wird aber kein Manager ein Problem ignorieren, dass laufenden Kosten im Milliardenbereich verursacht. Die Tücke setckt halt immer in zahlreichen Details, und wenn die Ursache für ein Problem gefunden wurde, gibt es deswegen noch nicht zwangsläufig eine Lösung. Am Ende haben sie es dann ja geschafft, der W211 wird auch wasserbasiert grundiert, und rostet trotzdem kaum noch.
Was mir bei dem Statement mit den übergepinselten Türen wieder mal auffällt, ist, dass die Sicht auf den W210 sehr von Äußerlichkeiten geprägt ist. Ich habe meine ersten Reparaturerfahrungen an Heckflosse und /8 gemacht, und lange Jahre einen S123 gepflegt. Da hätten wir uns - sorry - über angerostete Türkanten kaputtgelacht. Was ich beim W210 wirklich noch nie gesehen habe, was es aber früher oft schon vor dem zehnten Lebensjahr gegeben hat, waren Autos, die im tragenden Kern ( z.B. Längsträger ) so vergammelt waren, dass man sie nicht mehr auf die Straße lassen durfte, weil sie wirklich lebensgefährlich waren. Selbst die gammeligsten 210-Exemplare hätte man rein technisch wieder aufbauen können, was bei den Autos bis zum W123 nicht selbstverständlch war.
Das, was Du selber festgestellt hast, die vielen Exemplare, die noch ganz normal im Alltag unterwegs sind, sagt doch mehr als tausend Stammtischsprüche. Was beim W210 auch noch dazukommt - ein 123 oder 124 fuhr zwar nach 400tkm noch, wenn er aber auch schön fahren soll, sind bis dahin schon zwei Generalüberholungen fällig gewesen. Ein normal genutzter und gepflegter 210 hingegen fährt nach 400tkm noch wie ein mittelalter Gebrauchtwagen.
Gruß Frank