"Hohe Stickoxid-Werte bei Volvo-Diesel"
Hohe Stickoxid-Werte bei Volvo-Diesel
Ich weiß, es geht da nicht direkt um ein Auto, das in dieses Forum passt.
Ich habe mich darüber "etwas" geärgert.
Da steht: "Da sich im Außenspiegel des gemessenen XC60 ein Temperatursensor befindet, umwickelten EKI-Prüfer diesen zunächst mit einer Heizdecke und danach mit einem Eiswürfel-Beutel. Die jeweils simulierte höhere bzw. niedrigere Außentemperatur wurde dabei durchgängig im Display des Fahrzeugs angezeigt und konnte so von den Testern kontrolliert werden. Ergebnis: Mit stetig sinkender Temperatur ging die Abgasrückführung und damit die Reinigung der Emissionen deutlich zurück, bis sie schließlich aussetzte. Gleichzeitig stieg der Stickoxid (NOx)-Ausstoß deutlich an."
Die haben also einen der vielen im Auto vorhandenen Temperaturfühler manipuliert und schließen aus dem dann verschlechterten Abgaswerten auf eine unzulässige Abschaltvorrichtung.
Was genau erwartet man denn, wenn man dem Außentemperaturfühler falsche Werte gibt, aber der Ansauglufttemperaturfühler die richtigen, viel wärmeren bekommt?
Ich bin der Meinung, man kann erwarten, dass das unvorhergesehene Dinge passieren ...
Hatte mein Audi von 1996 auch mal: Als da der Kühlwassertemperaturfühler kaputtging, lief der Motor dauernd mit viel zu hoher Leeerlaufdrehzahl. Kein Wunder, wenn das Steuergerät denkt, die Motortemperatur sei -40°. Damals habe ich mich schon gefragt, warum da keine Plausibilitätsabfragen sind. Dass die Motortemperatur 60° unter der Außentemperatur ist, ist ja schon recht unwahrscheinlich.
Volvo kann man sicher vorwerfen, dass die Software ungeschickt ist, wenn sie bei solchen unplausiblen Werten nicht anfängt zu schimpfen. Mir ist ehrlich gesagt auch nicht ganz klar, warum die Umgebungstemperatur überhaupt fürs Steuergerät verwendet wird. Das sollte m.E. mit Ansauglufttemperatur, Kühltwasser- und Öltemperatur arbeiten.
Ich will auch gar nicht behaupten, dass Volvo keine unzulässigen Abschaltvorrichtungen verwendet, darüber habe ich keinerlei Informationen.
Aber die hier verwendete Methodik ist völlig ungeeignet, um sowas nachzuweisen. Dafür müsste man das ganze Auto ins Kühlhaus stellen.
Und das müsste eigentlich jeder Ingenieur sofort erkennen. Daher frage ich mich: was sind das für Leute, die da prüfen? Haben die wirklich keine Ahnung, sind die einfach dumm oder haben sie eine Agenda, die sich von Fakten nicht aufhalten lassen will?
Grüße
Martin
Beste Antwort im Thema
Unabhängig, ob Volvo betrügt, oder nicht, als Ingenieur frage ich mich, ob ich über einen solch unprofessionellen Messaufbau lachen oder weinen soll.
Wie schon geschildert, kann es nicht zu tragfähigen Ergebnissen führen, wenn man den Sensor im Spiegel auf Sommer oder Winter manipuliert und alle anderen, mit der Abgasreinigung gekoppelten Systeme (einschließlich des gesamten Motors und des Abgassystems) irgendeinem beliebigen Wert dazwischen ausgeliefert sind.
Wenn man das korrekt ermitteln wollte, müsste man das gesamte Fahrzeug für einen Tag den Prüftemperaturen aussetzen bevor man mit einer Messung beginnt und zudem sicherstellen, das auch während des Prüfvorganges die zugeführte Luft weiterhin konstant den Messbedingungen entspricht.
Das scheint in diesem Fall nicht so, von daher sind auch alle Berichte, die sich darauf berufen, nur von Leuten verfasst, die nicht das nötige technische Verständnis haben, diese Zusammenhänge zu erkennen. Das zudem noch eine unabhängige Eichung der Messgeräte und Überprüfung des Messaufbaus erforderlich ist, versteht sich von selbst.
Alles andere gehört für mich in den Bereich von Polemik oder Stimmungsmache, wenn man weiß, welche Ziele die DUH verfolgt. Auf diese Art von pseudowissenschaftlichen Prüfungen kann man am Ende alles „beweisen“, was die eigenen Zielsetzungen unterstützt.
Nochmals, das bedeutet nicht pauschal, das Volvo unschuldig ist, aber jeder hat eine faire Prüfung verdient und Vorverurteilungen basierend auf mehr als fragwürdigen Methoden dienen der Diskussion in keinster Weise. Aber leider zählen in Zeiten von Fake News Fakten nicht immer.
194 Antworten
Sorry, aber ihr driftet ab.
Das sollte hier keine Grundsatzdiskussion werden über die Zukunft der individuellen Mobilität oder Sinn oder Unsinn von E-Autos und deren ökologischem Fußabdruck.
Mir ging es ausschließlich um die unseriöse Prüfmethodik der DUH. Leichtes Abschweifen ist für mich natürlich okay (und letztendlich "gehört" mir dieser Thrad natürlich auch nicht), aber bitte nicht das eigentliche Thema komplett aus den Augen verlieren.
Grüße
Martin
@mawev
Recht hast du. Wir driften hier wirklich ab. Aber zu meiner Entschuldigung: Um die Vorgehensweise der DUH zu verstehen, muss man die Hintergründe beleuchten. Ich halte aber meine Ausführungen dazu nicht für die "alleinig selig machende Erkenntnis".
Ich habe nur aus persönlichen Erfahrungen mit den sogenannten
"Umweltschutzverbänden" und ihren politischen Netzwerken doch eine deutliche Meinung zu NGO's gebildet. Meiner Meinung nach haben die, auch durch das riesige Spendenaufkommen, das ihnen durch ihre Arbeit zufließt, eine politische Machtfülle angehäuft, die durch nichts demokratisch legitimiert ist. Das hat nichts mehr mit dem üblichen Lobbyismus zu tun, der ja auch in der Autobranche groß geschrieben wird. Die Umwelt-NGO's maßen sich mittlerweile an, Kontrolfunktionen zu übernehmen, die per Gesetz nur dem Staat zustehen. Einen Staat im Staate darf es aber nie wieder geben!
Hm und wenn der Staat seine Kontrollfunktionen vernachläßigt, dann vergessen wir die dazugehörigen Maßnahmen (Luftreinhaltepläne z. B.) einfach, oder wie?
Ich bin weiß Gott kein großer Fan des Hr. Resch und seines Vereins, aber IMHO macht man es sich etwas einfach ihn zum Sündenbock zu machen.
Hätten nicht alle Autohersteller ihre Diesel mit Abschaltvorrichtungen (aka Thermofenster) versehen, sondern stattdessen dafür gesorgt, das die Karren die von ihnen selber mit ausgehandelten (die EU wollte eigentlich viel früher viel tiefere Grenzwerte, Mutti konnte das mit ihrem Autolobbylakai aka Bundeverkehrsminister gerade noch verhindern) Grenzwerte einhalten bräuchte es keine DuH und keine einzuklagenden Luftreinhaltepläne.
Anstatt sich aber -wie es sich für einen deutschen Ingenieur gehören würde- Gedanken um Lösungen zu machen wurde unter völligem Realitätsverlust versucht die Politik noch weiter zu beeinflussen und als das nicht klappte einfach in einem Mega-Kartell zu bescheissen.
Glaubt hier wirklich irgendjemand das ein VOLVO-Diesel aus der Vor-AdBlue Ära im Realbetrieb auch nur annähernd an den erlaubten Schadstoffausstoß herankommt?
Nur so am Rande: Die Kernforderung der DuH war das alle Diesel auf Herstellerkosten nachgerüstet werden müssen, die Klagen auf Fahrverbote sind da nur das Vehikel um die Politik zum Handeln zu bringen.
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Umweltverbänden stehen Recht zu. Sie dürfen sich äußern und sie kund tun. Das kann man publizieren und man kann Leute gewinnen, die sich ihrer Meinung anschließen. Dann hat der Gesetzgeber, also die arrivierten und legitimierten Parteien ihnen das Recht eingeräumt unter definierten Umständen zu klagen.
Das wurde bei der DUH geprüft und, ob man sie mag oder nicht, ihnen wurde das Recht zugestanden klageführend für den Verbraucher aufzutreten. Übrigens dürfen das einige Grüppchen.
Das diese Form der APO nicht jedem schmeckt und diese Gruppen unangenehm sind liegt in der Art wie sie funktionieren. Aber wir bekommen so viel Inhaltsmüll von Lobbyisten und Populisten verkauft, dass es haarsträubend ist, was auch hier teilweise als Fakten mitgeteilt wird. An der Stelle mal auf das Argument "wir machen unsere Autoindustrie kaputt" geschielt. Sehen wir uns die Verkaufszahlen an, schauen wir uns die Performance um Vergleich zu anderen Industrien an. Überlegen wir einmal was die Industrie ohne Umwelt ist, mag man aus dem Ruhrgebiet schauend auch anders beurteilen. Und es ist auch die Frage erlaubt, ob wir alle darunter leiden wollen und müssen, weil die Vordenker weiter Vollgas nach vorne schauten, aber sich nicht rechtzeitig mit den Alternativen und der Weiterentwicklung beschäftigt zu haben.
Um das Thema Umweltverbände kurz zusammenzufassen: Die Überbringer schlechter Nachrichten waren noch nie sehr beliebt.
Zitat:
@stelen schrieb am 02. Feb. 2020 um 13:25:08 Uhr:
Hm und wenn der Staat seine Kontrollfunktionen vernachläßigt, dann vergessen wir die dazugehörigen Maßnahmen (Luftreinhaltepläne z. B.) einfach, oder wie?
Wo hat der Staat seine Kontrollfunktion vernachlässigt? Er hat nach gesetzlichen Vorgaben geprüft und ist getäuscht worden.
Warum die leitenden Ingenieure der Automobilindustrie das getan haben, lässt sich nur mutmaßen. Möglicherweise ist aus den Vorstandsetagen so strenge Kostenvorgaben gegeben worden, das die Ingenieure gar keine andere Möglichkeit sahen, das wirklich zu realisieren.
Zitat:
@StefanLi schrieb am 02. Feb. 2020 um 13:25:56 Uhr:
Das wurde bei der DUH geprüft und, ob man sie mag oder nicht, ihnen wurde das Recht zugestanden klageführend für den Verbraucher aufzutreten. Übrigens dürfen das einige Grüppchen.
Wieviel "Verbraucher" haben die DUH denn dazu legitimiert?
Zitat:
@moellerfm schrieb am 2. Februar 2020 um 13:38:46 Uhr:
Zitat:
@stelen schrieb am 02. Feb. 2020 um 13:25:08 Uhr:
Hm und wenn der Staat seine Kontrollfunktionen vernachläßigt, dann vergessen wir die dazugehörigen Maßnahmen (Luftreinhaltepläne z. B.) einfach, oder wie?
Wo hat der Staat seine Kontrollfunktion vernachlässigt? Er hat nach gesetzlichen Vorgaben geprüft und ist getäuscht worden.
Ja und wo ist der behördlich angeordnete Rückruf sämtlicher in der EU zugelassener Diesel mit der Auflage eine funktionierende Abgasreinigungs-Hardware nachzurüsten?
Wo sind die Maßnahmenpläne der Kommunen, an deren Meßstationen die Grenzwerte überschritten wurden? Die kommen jetzt und mußten von Gerichten angordnet werden, da die Kontrollbehörden sträflich versagten bzw. wegsahen?
@stelen
Wir diskutieren hier über den "Schummeldiesel" und die Methoden, die nicht staatliche Institutionen anwenden, um das Pendel zur einen oder zu anderen Seite ausschlagen zu lassen. Das war, glaube ich, der Grund dieses mittlerweile etwas aus dem Ruder gelaufenen Fadens.
Darüber diskutiere ich auch, nur haben wir da völlig unterschiedliche Ansichten.
Nicht die DuH mit ihrer durchaus unwissenschaftlichen Methode gehört beschimpft, sondern diejenigen die die Schummeldiesel bauten.
Nochmals die Frage, die ich vorhin schon aufgeworfen habe: Warum "wehrt" VOLVO sich nicht, wenn sie im Recht sind?
Das kann man nicht allein auf die Dämlichkeit von VCG schieben und auch wenn das für die VOLVO-Fahrer offenbar undenkbar scheint, was ist wenn die Karren wirklich nur mit dem einen Sensor messen und unter 10°C und über 20°C abschalten? Dann sind die Möhren zu 90% der Zeiten in ganz Europa ohne Abgasreinigung unterwegs.
Zitat:
@stelen schrieb am 02. Feb. 2020 um 13:56:50 Uhr:
Nochmals die Frage, die ich vorhin schon aufgeworfen habe: Warum "wehrt" VOLVO sich nicht, wenn sie im Recht sind?
Darüber kann man nun wirklich nur mutmaßen. Aussitzen, um nicht den gleichen Fehler wie andere Hersteller zu machen, die ins "eigene Messer gelaufen sind"?
Volvo hat mit dem D4 Motor den damaligen Abgastest bestanden. Das ist Fakt.
Ob sie geschummelt haben? Möglich.
Ob die DUH das als neueren Aufhänger benutzt und dabei wieder in den Vordergrund rückt. Sicher.
Ob ihrer dabei angewendeten Testmethoden mehr als fragwürdig waren? Warscheinlich.
Weil es das härteste Mittel ist, was Volvo hier auffahren kann. Eine derartige Provokation seitens der DUH komplett "wegzuignorieren".
Zitat:
@stelen schrieb am 2. Februar 2020 um 13:56:50 Uhr:
Nochmals die Frage, die ich vorhin schon aufgeworfen habe: Warum "wehrt" VOLVO sich nicht, wenn sie im Recht sind?
Wenn die DUH Testmethoden grob daneben und völlig ungeeignet gewesen wären, hätte Volvo das doch recht einfach technisch sauber widerlegen können. Damit wäre das Thema "durch" gewesen und weiteren wilden Spekulationen wäre gleich der Boden entzogen worden.
Das haben sie aber leider nicht gemacht. Oder konnten es nicht so einfach, ohne noch mehr Angriffsfläche zu bieten. Dann bleibt nur noch das Totschweigen. In der Hoffnung, dass sich die Welle von selbst totläuft. Und das Wissen, dass es die aktuellen Modelle nicht mehr betrifft.
Sie scheinen aber mit der "Totschweige-Methode" Erfolg zu haben. Der große Aufschrei in der Bevölkerung ist ja ausgeblieben. Entweder ist mittlerweile ein "Gewöhnungeffekt" eingetreten oder ein großer Teil der Bevölkerung ist es einfach "leid".