"Autogastankstelle ausschließlich mit Propangas betreiben"

Heute habe ich folgende Aussage gelesen: "Wir betreiben unsere Autogastankstelle ausschließlich mit Propangas."
Ist das dann 95/5 oder geht auch 100/0?

Beste Antwort im Thema

Allgemein: butanhaltigere Gase haben eine höhere Dichte und gestatten somit höhere Reichweiten. Zudem ist Butan billiger wie Propan. Dafür ist Propan reiner zu bekommen, in Butan musst du prinzipiell mit mehr "Schlunz" rechnen. Praktisch gesehen, denn theoretisch ist unser Gas ja sauber 😉

Du musst zudem zwischen Verdampfer- und Flüssigeinspritzern unterscheiden.

Flüssigpisser wie die ICOM: 95/5 baut bei einer gegebenen Lagertemperatur deutlich mehr Druck auf wie 60/40 oder 40/60, dadurch spritzt die Anlage bei gleicher Öffnungsdauer mehr ein. Bei Vialle weiss ich nicht, ob die einen Ringleitungsdrucksensor hat, vermutlich kann die etwas gegenregeln. Bei Icom hast du keine Chance.

Verdampferanlage: Propan als C3H8 braucht 5 Moleküle Sauerstoff zum verbrennen, Butan als C4H10 deren 6.5. Eine Verdampferanlage ist auf konstanten Einblasdruck ausgelegt. Bei gleichem Druck geht immer das gleiche Volumen durch die Einblasdüsen und den Druck legt der Verdampfer mechanisch fest. Das Luftvolumen legt die Drosselklappe fest, die Einspritzzeiten das Steuergerät. Bei mehr Propan als erwartet muss nachgefettet werden (Luftüberschuss), bei viel Butan abgemagert (Kraftstoffüberschuss).

Ist die Anlage nahe 40/60 abgestimmt, wird die bei 95/5 tendenziell mager laufen. Das kostet Wirkungsgrad, treibt Spitzentemperaturen während der Verbrennung und am Ende über den Wirkungsgrad auch den Verbrauch nach oben. Sind die Anlagen tendenziell bereits relativ mager abgestimmt, ist die Grenze zu "zu mager" schnell erreicht.

Zudem kann es Ärger im Verdampfer geben, da der Vordruck bei viel Propan ansteigt, damit viel flüssiges Gas in den Verdampfer einschiesst und die Druckregelung am Ende "schwingen" kann. Kann gerade bei schwachen Verdampfern nahe der Auslegungsgrenze betrieben zu Ärger führen, vor allem im Sommer wenn das Propan durch die hohen Außentemperaturen bedingt richtig Vordruck aufbaut.

Ist die Anlage hingegen auf 95/5 abgestimmt, läuft diese mit butanhaltigeren Mischungen zu fett. Tendenziell die bessere Wahl, da zu fett die Abgastemperaturen senkt und 'lediglich' etwas Kraftstoff bis zur Adaption kostet.

Kurzfassung: Wenn ich mir die Mischung aussuchen könnte, mit der mein Wagen abgestimmt wird ... ich würde irgendwas um 70/30 nehmen. Passt für 60/40 und 40/60 und ist für 95/5 nicht wirklich weit daneben. Tanken dann soviel Butan wie es bei ausreichend Systemdruck noch geht um die Reichweite hoch und den Verbrauch nebst Literpreis runter zu bekommen 😉

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Zitat:

Original geschrieben von deejai


Heute habe ich folgende Aussage gelesen: "Wir betreiben unsere Autogastankstelle ausschließlich mit Propangas."
Ist das dann 95/5 oder geht auch 100/0?

denke 95/5!

Zitat:

Original geschrieben von denooo



Zitat:

Original geschrieben von deejai


Heute habe ich folgende Aussage gelesen: "Wir betreiben unsere Autogastankstelle ausschließlich mit Propangas."
Ist das dann 95/5 oder geht auch 100/0?
denke 95/5!

Damit wird es sich um technisches Propan handeln, wie es auch in Flschen verkauft wird und steuerlich als "Heizgas" geführt wird. 100% Propan lässt sich nur sehr schwer herstellen. De facto sind immer Reste von längerkettigen Kohlenwasserstoffen enthalten, die sich mit einfacher fraktionierung nicht trennen lassen.

Aber ich den Hinweis halte ich für sehr zuvorkommend. an solchen Tankstellen kann ich nicht tanken, da anschließend der Systemdruck zu hoch wäre.

BTDTGTT

Es handelt sich dabei ganz sicher um 95/5. 95/5 wird sowohl als Heizgas, Flaschengas, Treibgas (für z.B.Gabelstabler), wie auch Autogas verkauft. Der einzige Unterschied besteht in der unterschiedlichen Besteuerung. 100% Propangas wird man an keiner Tanke in D finden können! Technisches Propan (nahe 100%) wäre zu teuer im Einkauf für eine Autogastankstelle!
Beim Autogas greift man aber besser zu butanhaltigeren Mischungen, da der Energiegehalt und damit die Reichweite höher ist.
Immerhin ist eine solche Aussage selten bei Tankstellenbetreibern zu lesen. Die meisten Anbieter, die 95/5 verticken, legen darüber lieber das Mäntelchen des Schweigens....🙄

Gruß Andi

Der Verbrauch würde doch bei 95/5 massiv steigen!?

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Zitat:

Original geschrieben von deejai


Der Verbrauch würde doch bei 95/5 massiv steigen!?

Meist ja, aber wie immer ist eine pauschale Aussage dazu nicht immer korrekt.

Es kommt auch darauf an auf welche Mischung das Fahrzeug abgestimmt ist und welches Fahrprofil man hat.

Mein XC90 wurde mit 60/40 abgestimmt und kommt dabei mit allen Mischungen problemlos zurecht. Bei normaler Fahrweise ( bei mir schon recht flott) steigt der Verbrauch bei Verwendung von 95/5 ggü 40/60 um ca. 3Liter von 17 auf 20l/100km. Heize ich über die AB verbrauche ich bei 95/5 etwa 6l mehr als mit 40/60. Zudem merke ich beim Volvo dann einen Leistungsverlust.
Bei unserem Berli steigt der Verbrauch mit 95/5 um ca 1-1,5l auf 100km an. Leistungsunterschiede sind nicht feststellbar.
Der Unterschied zw. 40/60 und 60/40 liegt bei beiden Fahrzeugen bei etwa 0,5l/100km. 

Als Betreiber einer Autogastanke bestätigen mir dies auch die meisten meiner Kunden mit geringfügigen Schwankungen. Es gibt aber auch ein paar wenige, die zw. 95/5 und 40/60 keinen Verbrauchsunterschied haben wollen...........

Bei mir kommt 95/5 allerdings auch nur in den Tank, wenn ich nicht bei mir selbst tanken kann und keine andere Gastanke in der Nähe ist. Habe ich in der Ferne die Wahl, zahle ich für 60/40 oder gar 40/60 lieber einige Cent mehr als für 95/5.

Gruß Andi

um es besser nachvollziehen zu können:

wenn die abstimmung des xc90 mit 95/5 gemacht worden wäre - würde er mit 95/5 weniger als 20l verbrauchen und würde sich eine getankte 40/60 , 60/40 - füllung irgendwie auf den verbrauch und leistung auswirken?

Allgemein: butanhaltigere Gase haben eine höhere Dichte und gestatten somit höhere Reichweiten. Zudem ist Butan billiger wie Propan. Dafür ist Propan reiner zu bekommen, in Butan musst du prinzipiell mit mehr "Schlunz" rechnen. Praktisch gesehen, denn theoretisch ist unser Gas ja sauber 😉

Du musst zudem zwischen Verdampfer- und Flüssigeinspritzern unterscheiden.

Flüssigpisser wie die ICOM: 95/5 baut bei einer gegebenen Lagertemperatur deutlich mehr Druck auf wie 60/40 oder 40/60, dadurch spritzt die Anlage bei gleicher Öffnungsdauer mehr ein. Bei Vialle weiss ich nicht, ob die einen Ringleitungsdrucksensor hat, vermutlich kann die etwas gegenregeln. Bei Icom hast du keine Chance.

Verdampferanlage: Propan als C3H8 braucht 5 Moleküle Sauerstoff zum verbrennen, Butan als C4H10 deren 6.5. Eine Verdampferanlage ist auf konstanten Einblasdruck ausgelegt. Bei gleichem Druck geht immer das gleiche Volumen durch die Einblasdüsen und den Druck legt der Verdampfer mechanisch fest. Das Luftvolumen legt die Drosselklappe fest, die Einspritzzeiten das Steuergerät. Bei mehr Propan als erwartet muss nachgefettet werden (Luftüberschuss), bei viel Butan abgemagert (Kraftstoffüberschuss).

Ist die Anlage nahe 40/60 abgestimmt, wird die bei 95/5 tendenziell mager laufen. Das kostet Wirkungsgrad, treibt Spitzentemperaturen während der Verbrennung und am Ende über den Wirkungsgrad auch den Verbrauch nach oben. Sind die Anlagen tendenziell bereits relativ mager abgestimmt, ist die Grenze zu "zu mager" schnell erreicht.

Zudem kann es Ärger im Verdampfer geben, da der Vordruck bei viel Propan ansteigt, damit viel flüssiges Gas in den Verdampfer einschiesst und die Druckregelung am Ende "schwingen" kann. Kann gerade bei schwachen Verdampfern nahe der Auslegungsgrenze betrieben zu Ärger führen, vor allem im Sommer wenn das Propan durch die hohen Außentemperaturen bedingt richtig Vordruck aufbaut.

Ist die Anlage hingegen auf 95/5 abgestimmt, läuft diese mit butanhaltigeren Mischungen zu fett. Tendenziell die bessere Wahl, da zu fett die Abgastemperaturen senkt und 'lediglich' etwas Kraftstoff bis zur Adaption kostet.

Kurzfassung: Wenn ich mir die Mischung aussuchen könnte, mit der mein Wagen abgestimmt wird ... ich würde irgendwas um 70/30 nehmen. Passt für 60/40 und 40/60 und ist für 95/5 nicht wirklich weit daneben. Tanken dann soviel Butan wie es bei ausreichend Systemdruck noch geht um die Reichweite hoch und den Verbrauch nebst Literpreis runter zu bekommen 😉

Um mal zu meinem Flüssigspritzer zu kommen:
Unterschiede zwischen 40/60 und 60/40 kann ich Verbrauch nicht feststellen. Das geht in der Schwankung unter. Ich bewege meinen Audi zwischen 12,5 und knapp über 15 Litern pro 100km LPG. Womit ich nicht klarkomme ist ein viel zu hoher Systemdruck. Mit 95/5 ist das Auto in der warmen Jahreszeit nicht fahrbar. der Motor läuft dann so dermaßen überfettet, dass er stottert. Dann halten die 50 Liter (netto) Tankinhalt knapp über 250km. Das hat aber mit der geringeren Dichte des Propans weniger zu tun als mit dem zu hohen Dampfdruck.
Gott sei Dank sind auch im Sauerland die Tankstellen ausreichend vorhanden, so dass man beim Propanhändler maximal einmal tankt.

Zitat:

Original geschrieben von Xotzil


Um mal zu meinem Flüssigspritzer zu kommen:
Unterschiede zwischen 40/60 und 60/40 kann ich Verbrauch nicht feststellen. Das geht in der Schwankung unter. Ich bewege meinen Audi zwischen 12,5 und knapp über 15 Litern pro 100km LPG. Womit ich nicht klarkomme ist ein viel zu hoher Systemdruck. Mit 95/5 ist das Auto in der warmen Jahreszeit nicht fahrbar. der Motor läuft dann so dermaßen überfettet, dass er stottert. Dann halten die 50 Liter (netto) Tankinhalt knapp über 250km. Das hat aber mit der geringeren Dichte des Propans weniger zu tun als mit dem zu hohen Dampfdruck.
Gott sei Dank sind auch im Sauerland die Tankstellen ausreichend vorhanden, so dass man beim Propanhändler maximal einmal tankt.

Zum Verständnis kann man noch hinzufügen, daß bei der Icom der hohe Dampfdruck durch Wäremeeintrag über die Rücklaufleitung entsteht.

Ursache ; Leitungsverlegung in Nähe Wärmequellen und Wärme aufsaugende Messing Ventilgehäuse.

Nicht unerheblich und mit bei der Verlegung zu berücksichtigen ist die Motorwärmeabführung unter dem Fahrzeug und Schalldämpfer die den Kofferboden aufheizen.

Grüße

....
Gasförmig eingeblasen ist das Eine ..................

Flüssig eingespritzt ist konzentrierter Fortschritt

....

Na Klasse, Superfortschritt, Motor läuft unter bestimmten Bedingungen wie ein Sack Nüsse...
Wärmeeintrag; im Sommer bilden sich in jedem Motorraum und unter dem Fahrzeug Temperaturen von über 100 Grad bei Schleichfahrten und im Stand
Woher will ich wissen was ich Tanke? 95/5, 80/20, 60/40, 40/60

Nur soviel zu der Bemerkung
...
Gasförmig eingeblasen ist das Eine ..................

Flüssig eingespritzt ist konzentrierter Fortschritt
...

Bis denn dann

Zitat:

Original geschrieben von GaryK


... Propan als C3H8 braucht 5 Moleküle Sauerstoff zum verbrennen, Butan als C4H10 deren 6.5. ...

Nanu? Halbe Moleküle gibts auch in der freien Wildbahn?

C3H8 + 5 O2 --> 3 CO2 + 4 H2O
oder für die Vergleichbarkeit:
2 C3H8 + 10 O2 --> 6 CO2 + 8 H2O
2 C4H10 + 13 O2 --> 8 CO2 + 10 H2O

Sauberer ist in jedem Fall Propan (möglichst) pur.
BTW:
Noch besser ist eigentlich im Sinne einer CO2-Einsparung nur noch Erdgas:
CH4 + 2 O2 --> CO2 + 2 H2O

Zitat:

Original geschrieben von turbocivic


um es besser nachvollziehen zu können:

wenn die abstimmung des xc90 mit 95/5 gemacht worden wäre - würde er mit 95/5 weniger als 20l verbrauchen und würde sich eine getankte 40/60 , 60/40 - füllung irgendwie auf den verbrauch und leistung auswirken?

Nein. Mein Umrüster hat es mir damals so erklärt:

Er stimmt - wenn möglich - die Anlage auf 60/40 ab, da damit alle Gemische für die Regelung am besten abgedeckt werden können(70/30 ist/war in unserer Gegend nicht zu bekommen). Bei einer Abstimmung mit 95/5 wäre der Verbrauch mit 60/40 oder 40/60 höher als erforderlich ausgefallen. Zudem war ja wegen der eigenen Gastanke bekannt, dass ich 40/60 und 60/40 (in den Wintermonaten) im Tank habe. Daher war die Abstimmung mit 60/40 für mich sicher der optimale Weg.

Im Prinzip deckt sich dies mit GaryK`s Aussage.

Ich hatte auch schon Kunden, die ihren Wagen bei Umrüstern hatten, die selbst eine Gastanke haben. Dort wurde 95/5 angeboten und der Wagen dann selbstverständlich auch mit 95/5 abgestimmt. Der Verbrauchsvorteil mit 40/60 oder 60/40 war eher gering. Da diese Kunden aber idR. bei mir tanken haben sie ihren Wagen mit 60/40 neu abstimmen lassen. Danach stellte sich eine deutliche Verbrauchsreduzierung mit 40/60 und 60/40 ein. Weiterer Vorteil nach deren Aussage: besseres Ansprechverhalten und bessere Leistungsentfaltung mit den butanhaltigeren Mischungen. Eine Feststellung, die ich hinsichtlich meines XC90 voll unterschreiben kann. Beim Berlingo allerdings nur in deutlich reduzierterem Maße festzustellen ist. Sobald ich im Winter wieder 60/40 im Gastank habe, lassen wir ihn neu einstellen, bzw. überprüfen.

Genau deshalb auch meine obige Aussage, dass die Mischung für die Abstimmung des Fahrzeugs hinsichtlich des Verbrauchs nicht unrelevant ist.

Gruß Andi

@Erdgasbert

Halbe Moleküle gibts in der Chemie durchaus, aber halbe Atome wird schwer - Kernspaltung ist Sache der Physiker. Aber es gibt halbe Mole. Bei 6.023*10^23 Teilchen je Mol kann man ausreichend genau halbieren 😉

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