• Online: 2.237

Was mich bewegt

Themen, die mich bewegen - mit Schwerpunkten und auch bunt gemischt

Sat Apr 11 10:58:35 CEST 2020    |    notting    |    Kommentare (27)    |   Stichworte: Anteil, Corona, E-Auto, Krise, Wirtschaft

Wie seht ihr die längerfristigeren Auswirkungen von Corona auf den E-Auto-Anteil? (relative Zahlen!)

Logo Corona eher gut oder schlecht für den E-Auto-Anteil?Logo Corona eher gut oder schlecht für den E-Auto-Anteil?

Hallo!

Ja, der Wirtschaft geht‘s gerade wegen Corona sehr schlecht. Offenbar sogar noch schlechter als bei der Wirtschaftskrise 2008/09. In https://www.heise.de/.../Elektroautos-Duestere-Aussichten-4700441.html wurde über Aussagen von Marktexperten von Wood Mackenzie berichtet, die düstere Aussichten sehen was E-Autos angeht. Es ist die Sprache von stärkerer Käuferskepsis dieser für viele potenzielle Käufer recht neuen Technik aufgrund der Krisen-Situation. Die Spritpreise sind IIRC sogar günstiger als sie je während letzten Wirtschaftskrise waren. Dazu mögliche Material-Lieferprobleme insb. bei Rohstoffen aus fernen Ländern. Ganz abwegig ist das nicht.
Aber was spricht denn dafür, dass die Situation dem E-Auto-Anteil nicht schadet oder ihn sogar erhöhen könnte? Das wurde in dem Artikel nicht erwähnt. Normalerweise wird doch auch nur auf die Anteile im jew. Segment geschaut und dementspr. Entscheidungen getroffen.
Hier möchte ich meine persönl. Einschätzung dazu darlegen.
[mehr]

- Verbrenner-Autos sind wg. Elektronik auch stark betroffen, wenn vllt. auch nicht ganz so stark wg. den Akkus. Es ist also nicht so, dass wegen Corona gerade massenhaft Verbrenner-Autos produziert werden und E-Autos nicht.
- Offenbar funktioniert die Entwicklung in dieser Situation besser als die Produktion. D.h. das Angebot an E-Auto-Modellen kann weiter ausgebaut werden. Siehe z. B. VW, wo noch am ID.3 herumoptimiert wird bzw. an den gravierenden Software-Problemen gearbeitet wird trotz stillstehender Produktion. IMHO ist eben ein großes Hemmnis bei der E-Mobilität, dass es viele noch viele "Löcher" zwischen den vorhandenen E-Autos gibt was Preise und Fahrzeuggröße/-form angeht. Bzw. aktuell gibt's IMHO noch in vielen Klassen in der Hauptsache selbst dafür dass es E-Autos sind nur sehr hochpreisige Autos.
- IMHO haben diejenigen, die einen gut bezahlten Job haben eher die Möglichkeit Home-Office zu machen, die zudem oft normalerweise abseits von Home-Office-Zeiten mit dem Auto zur Arbeit fahren. Sie haben also unterm Strich geringere Einkommensverluste und eher geringere Job-bedingte Ausgaben durch Corona. D.h. wenn's gut läuft haben sie unterm Strich sogar deutl. mehr Geld. Bzw. sie können ihren Verbrenner noch länger verwenden.
Selbst wenn man kein Home-Office machen kann, spart man gerade als Autofahrer immerhin Fahrtkosten, in der Hauptsache entweder wegen niedrigerer Spritpreise oder weniger nötigen Fahrten zur Arbeit. Wieviel man trotz Einkommenseinbußen unterm Strich mehr oder weniger hat, hängt natürl. von der individuellen Situation ab.
- So wie‘s aussieht, wird auch im Sommer Urlaub machen nur eingeschränkt möglich sein insb. wegen Einschränkungen bei Reisen (insb. ins Ausland bzw. im ÖP(N)V & Co.) und in der Gastronomie, z. B. wegen Abständen zwischen den Kunden. D.h. es wird tendenziell nicht so weit gereist bzw. es werden tendenziell geringere Fahrtkosten anfallen. Je nach dem auch niedrigere weitere Kosten. Urlaub nachholen geht auch nur sehr bedingt. Nicht immer ist es so einfach genehmigten Urlaub wieder zu stornieren. Bzw. die Leute werden den längst beantragten Urlaub eben z. B. auf Balkonien verbringen. Und den kompletten Oster-/Pfingsturlaub im Sommer nachzuholen und noch Sommerurlaub zu machen, macht auch nicht viel Sinn schon alleine vom Erholungsfaktor her. Vielleicht ein etwas längerer oder luxeriöserer Sommerurlaub, soweit es der Resturlaub, die Reiseeinschränkungen und die „Luxus-Kapazitäten“ zulassen.
D.h. es wird deswegen eher mehr Geld für andere Dinge da sein.
- Dadurch, dass die E-Auto-Entwicklung noch einigermaßen weiterläuft, erhöht sich IMHO tendenziell die Wahrscheinlichkeit, dass deren nächstes Auto ein E-Auto statt einem Verbrenner wird.
- Aufgrund des Zeitfaktors bzw. der Weiterentwicklung dürfte es dann auch ein besseres Angebot an gebrauchten E-Autos geben, sodass vllt. auch niedrigere Einkommensklassen profitieren.
Zumindest ein paar Berufe aus den niedrigeren Einkommensklassen sind gerade stark nachgefragt und sogar Boni angedacht, dürften also eher nicht arbeitslos werden. Selbst wenn ein Arbeitnehmer (aus egal welcher Einkommensklasse) mit Corona in Kontakt kommt, sollte er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Erkrankung innerhalb der übl. Lohnfortzahlungszeit auskurieren und dann zumindest einige Monate immun sein (wie lange die Immunität hält ist noch nicht sicher geklärt).
Das bessere Gebraucht-E-Auto-Angebot dürfte wenn dann die Corona-Regeln gelockert werden auch dafür sorgen, dass aktuell eher unterdrückte Mobilitätsbedürfnis wieder befriedigt wird, aber eben noch nicht mit ÖP(N)V & Co. wegen der noch vorhandenen Ansteckungsgefahr. Bei längeren Strecken ist halt das Auto die einzige Alternative zum ÖP(N)V & Co.
Vor Corona vermieden niedrigere Einkommensschichten insb. aus Anschaffungskostengründen E-Autos eher (dazu noch das mit der Ladeinfrastruktur daheim bzw. den damit verbundenen Anschaffungskosten). Desweiteren versuchen sie sie möglichst lange zu nutzen. Daher spielen sie insb. bei den den E-Auto-Verkaufsanteilen (noch?) keine so große Rolle.
- Auch gibt‘s anders als in der letzten Wirtschaftskrise Regelungen und Förderprogramme, die die Situation auch sehr direkt für Arbeitnehmer und kleinere Firmen inkl. Solo-Selbstständige deutl. entschärfen. Zu erwähnen wäre hier das mit dem Aufschub von Mietzahlungen, Steuerstundungen und Soforthilfen.
- Außerdem sind div. längst geplante Regelungen im Kommen, die Ladeinfrastruktur zu Hause besser durchsetzbar und günstiger (Stichwort Leerrohre) machen. Sofern das im konkreten Einzelfall umgesetzt werden kann, wird es im normalen Pendelverkehr die Infektionsgefahr etwas verringern, weil weniger Leute die Ladestecker von heimischen Wallboxen berühren (sofern nicht eben z. B. noch auf der Arbeit an einer (halb-)öffentlichen Ladesäule geladen wird).
Was übl. Wallboxen angeht, scheint noch einiges auf Lager zu sein. Div. Webshops zeigen ähnl. Lieferzeiten wie vor Corona.

Fazit
Also ich denke, dass Corona dem E-Auto-Anteil in den nächsten Jahren eher einen wenn auch recht kleinen Schub geben wird. Einerseits weil gerade die Verbrenner-Produktion stärker von Ausfällen betroffen ist (schlicht aufgrund des aktuell viel höheren Anteils). Andererseits weil ein Teil der Leute, die aktuell einen Verbrenner haben bzw. in der Vergangenheit häufiger einen neuen Verbrenner bekommen bzw. selbst gekauft haben und sich vorstellen können ein E-Auto zu kaufen unterm Strich tendenziell etwas mehr Geld zum Ausgeben haben werden.

Denke auch, dass die Studie eher die absoluten Zahlen betrachtet hat. Klar, dass die aktuelle Situation die auch die Verbrenner-Produktion stark betrifft ebenfalls die E-Auto-Produktion stark betrifft, wenn auch vielleicht etwas unterschiedlich. Das ist sehr naheliegend. Aber wichtig ist IMHO der prozentuale Anteil von E-Autos am Gesamtmarkt.
Was ich als größtes Risiko für den E-Auto-Anteil betrachte ist das mit der Lieferbarkeit von Materialien, die man bei Verbrennern nicht oder nicht in dem Maß braucht.

Bei mir persönlich ist es gerade so:
- Auf längere Zeit absehbar mit vollem Gehalt im Home-Office.
- Baue gerade sogar noch stärker Überstunden auf wegen dem Home-Office = viel weniger Fahrerei-Zeitfaktor bzw. wg. der anstehenden Arbeit. Die versuche ich so gut es geht in der Zeit abzubauen, wenn ich wieder zur Arbeit fahren müsste. Dadurch spare ich noch mehr Sprit.
- Da ich wegen dem Home-Office viel weniger fahren muss, spare ich viel Spritkosten und insb. der unter normalen Bedingungen nicht mehr allzu ferne teure Zahnriemen-Wechsel verschiebt sich entspr. nach hinten.
- Oster-Urlaub habe ich keinen gebucht bzw. keine Urlaubstage verbrannt. Sollte es meiner Abteilung schlechter gehen, habe ich noch entspr. viele Tage mehr um bei vollem Gehalt Urlaub zu machen bzw. Überstunden abzufeiern. Generell investiere ich nicht viel Zeit im Jahr um im Urlaub zu verreisen. Ok, von dem her bin ich vermutl. auch nicht durchschnittl.
- Immer mehr für mich interessantere E-Auto-Modelle sind im Kommen. Z. B. der Polestar 2 (der mit Anhänger-Kupplung verfügbar ist, für mich ein Killer-Kriterium) ist seit kurzem auch für Nicht-Reservierer bestellbar. Fehlt nur noch ein günstigeres Basis-Modell. Vielleicht gibt‘s bis dahin auch eine Option mit einen größeren Akku wie beim Ford Mustang Mach-E? Letzterer ist vermutl. für meine Garage zu groß ist. Auch von Renault wird Anfang kommenden Jahres was kommen, was für mich interessant klingt, wenn‘s mit entspr. Reichweite und AHK verfügbar ist.
Ohne Corona wäre die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich ein weiteres Verbrenner-Auto brauche bevor ich ein passendes E-Auto finde - auch wenn ich hoffe, dass der Zahnriemen-Wechsel die letzte größere Investition in mein aktuelles Auto ist und es dann bis zum E-Auto hält. Je mehr ich für Verbrenner-Autos ausgeben muss, desto weniger Geld habe ich für die E-Auto-Anschaffung.

Wünsche mir natürl. auch, dass die Wirtschaft bald wieder auf die Beine kommt. Denke auch es wird auch z. B. noch stärker kommen, dass die Leute daheim Wallboxen bzw. zusätzl. Strom-/Hausanschlüsse haben wollen, auch wegen dem absehbaren Gesetz was dies ihnen rechtl. erleichtert (was schon vor Corona angedacht wurde). Bzw. ein bundesweites Förderprogramm in der Richtung wurde schon vor Corona angedacht.
Intelligenterweise wird diese Zwangs-Auszeit z. T. auch so gut es geht genutzt, um geplante Investitionen zu tätigen, die ohnehin eine gewisse Auszeit im jew. Teil des Betriebs bedeutet hätten. Also Beispiele wären div. Landebahn-Erneuerungen in Frankfurt am Main und Stuttgart zu erwähnen.
Auch wünsche ich mir, dass ich mal wieder z. B. Schuhe im Laden kaufen kann. Habe kurz vor den Corona-Einschränkungen gemerkt, dass ich neue bräuchte und ich brauche immer ewig bis ich ein Paar finde was nicht irgendwo drückt und halbwegs so aussieht wie ich es mir vorstelle.
Wünsche mir auch mal wieder mit Kollegen Mittagessen gehen zu können.

Zudem wünsche ich allen, dass sie die Corona-Zeit möglichst unbeschadet überstehen, sowohl gesundheitl. als auch finanziell.

notting

Hat Dir der Artikel gefallen? 2 von 4 fanden den Artikel lesenswert.

Blogempfehlung

Mein Blog hat am 07.06.2019 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Blogautor(en)

notting notting


Besucher

  • anonym
  • Gururom
  • notting
  • Bartok75
  • gencay66
  • I_am_sorry
  • turbo-res
  • Helle67
  • der_Derk
  • Marizebilla