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Wed Jan 19 16:04:17 CET 2011    |    MT-Tom    |    Kommentare (3)    |   Stichworte: Atacama, Dakar 2011

[bild=1]Der Tag beginnt lange bevor die Sonne sich zeigt. Gegen 05:00 Uhr zwinge ich einige Croissants (?!) – wir sind ja nur knapp 5.000 Km entfernt von Paris – und Orangensaft in meinen noch schlafenden Magen. Nachdem das 2-Sekunden-Zelt nach einigen Minuten wieder verpackt ist und Isomatte nebst Zelt auf der Ladefläche des Amaroks verschwunden sind bin ich von der vielen Bewegung auch wirklich wach. Heute wird ein Tag der Extreme: Wir werden über 3.500 Höhenmeter überwinden und in die trockenste Wüste der Erde fahren und alles ohne Sauerstoff aber mit viel Wasser. Das Pressebriefing am Vorabend ist dann auch entsprechend mahnend. In unserem Konvoi wird es drei Fahrzeuge mit Sauerstoffflaschen geben und die A.S.O. hat auf der Strecke wohl in Regelmäßigen Abständen Ärzte und sogar eine Druckkammer. Wer weiß, dass er die Höhe nicht verträgt darf sich vom Arzt „Tiefdrucktabletten“ geben lassen. Wir sind echte Kerle und probieren es natürlich erst einmal ohne solchen Schnick Schnack. Trotzdem habe ich Respekt, meine Höhenerfahrungen beschränken sich auf Wintersport in den Alpen. Dort kommen einem die 3.200 Meter des Kitzsteinhorns schon hoch vor und ausgedehnte Wanderungen durch den Tiefschnee versucht der untrainierte Berliner zu vermeiden. Man darf gespannt sein.[mehr]

[bild=4]Anfänglich werden die rötlichen Berge noch von grünen Tälern durchzogen, doch je höher wir kommen, um so lebensfeindlicher wird die Umgebung. Die dichte Wolkendecke hat die Gipfel der äußeren Anden fest im Griff und schmiegt sich an die kargen Bergflanken. Auf einer einsamen Passstraße spulen wir Meter für Meter ab. Schließlich sieht man kaum noch die Hand vor Augen, wie durch den Nebel des Grauens tasten wir uns mit Schrittgeschwindigkeit an der gelben Fahrbahnmarkierung voran. Wie ein Schleier des Vergessens lüften sich die Wolken schließlich und geben den Blick auf ein Atemberaubendes Panorama frei. Vor mir, verborgen hinter den Pforten der Anden, zeigt die Atacama erstmals ihr Gesicht. Die Atacama Wüste ist eine der trockensten Regionen der Welt, die Nasa testet hier ihre Mars-Rover und die Dakar schickt ihre Fahrer in mehr als 5 Etappen durch diese Wüste.

[bild=8]Ihr Gesicht ist so wechselhaft wie der Belag der Nordschleife und sie bietet nicht nur durch ihre Unwirtlichkeit, sondern auch durch ihre Beschaffenheit eine nahezu übermenschliche Herausforderung. Ich bin hin und hergerissen zwischen Begeisterung und Atemlosigkeit. Dabei macht mir weniger der Sauerstoffmangel zu schaffen... was mir den Atem verschlägt ist die Endlosigkeit und gleichzeitig Vielfältigkeit dieser Einöde. Endlose Ebenen, hügelige Sandfelder, Steinübersäte Plateaus, sandige Dünen, schroffe Monolithen, abgerissene Felsmassive und ausgetrocknete Salzebenen folgen aufeinander. Der Höhenmeter zählt einen Meter nach dem anderen und tatsächlich spüre ich die Höhe. Mein Schädel wabert vor sich hin und ich fühle mich ein wenig losgelöst. Ein wenig als würde mein Kopf an einer dünnen Schnur wie ein Luftballon hinter meinem Körper hergezogen.

[bild=9]Noch würde ich es nicht Kopfschmerz nennen, es fühlt sich mehr so an, als hätte jemand eine Rolle Panzertape, sehr eng, um meine Stirn gespannt... also alles sehr merkwürdig. Trinken soll helfen, also verputze ich eine Flasche Wasser nach der anderen. Am Ende des Tages werde ich den Rekord für „Liter Wasser pro Kopf“ und „Pinkelpausenverursacher“ unseres Autos halten :-). Als wir schließlich auf 4.810 Meter den Paso de Jama überqueren, lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, trotz aller Warnungen, eine kurze Fotopause einzulegen. Immerhin haben wir gerade gut 3.500 Höhenmeter zurückgelegt und sind auf der gleichen Höhe, wie der Gipfel des Mont Blanc. Die Luft ist dünn und nach wenigen Schritten zeichnet sich beginnende Schnappatmung ab. Den wahnsinnigen Vorschlag von Timo „mal ein paar Meter zu rennen...“ quittiere ich nur mit kurzer Schockstarre. Ich bin mir sicher, würde ich jetzt anfangen zu joggen könnte ich auch gleich Kleber schnüffeln... das Ergebnis wäre vermutlich das Selbe.

[bild=11]Wer denkt, jetzt würde es wieder in die Tiefebene gehen, der hat weit gefehlt. Zwischen 3.500 und 4.700 m bleiben wir die nächsten zwei Stunden, während wir durch die Wüste fahren. Schnurgerade zieht sich unsere Straße durch die Hochebene bis zu den Bergspitzen am Horizont, erst dort geht es wieder auf entspannte 2.200m hinunter. Das endlose geradeausfahren ist extrem Nerv tötend, trotzdem fahre ich lieber, als mich auf meine Kopfschmerzen zu konzentrieren. In den westlichen Bergketten gibt es dann auch endlich mal wieder etwas zu sehen. Hinter einer Kurve wird das abwechslungsreiche Rot, Braun, Ocker der Atacama vom quietsch-orange des Hummers von Robby Gordon unterbrochen. Aufgebockt auf zwei Reifen und mit geöffneter Heckklappe reckt uns der Brachialhummer seinen riesigen V8 entgegen. Das kann man sich einfach nicht entgehen lassen, also halten wir kurzentschlossen an.

[bild=12]Während sich Robby nach einigen Fotos mit sympathisierenden Chilenen mit einer Rolle Toilettenpapier in die Abgeschiedenheit der Atacama verdrückt schwatzen wir mit dem Co-Piloten. Es sieht so aus als hätte das Radlager des rechten Vorderreifens den Geist aufgegeben. In den letzten Tagen wurde das Gespann schon von Getriebeproblemen geplagt und heute das. Begeisterung sieht anders aus. Wir spendieren den beiden noch einige Flaschen unseres Wasservorrats und machen uns nach einer viertel Stunde wieder auf den Weg. Kaum sind wir über den Pass gefahren beginnt die Abfahrt. Wie mit dem Lineal gezogen rauscht die zweispurige Asphaltschneise in Richtung Horizont, von Serpentinen keine Spur. Nur die Motorbremse verzögert unsere Talfahrt und so legen wir gut 2.500 Höhenmeter in weniger als 15 Minuten zurück. Das ist eindeutig zu viel des Guten, zumindest für meinen geschundenen Kopf. Jemand hat das Panzertape heimlich gegen Schraubzwingen mit Hydraulikmotor getauscht und spielt jetzt erbarmungslos am Schalter. So etwa Eine bis Tausend Aspirin wären jetzt klasse. Nach der rasanten Talfahrt wird es etwas besser, aber nicht gut. Der restliche Weg bis ins Camp in Calama vergeht eher wie im Nebel und ich bin zur Abwechslung mal sehr still im Auto. Calama ist die erste Stadt, die wir seit 600 Km sehen. Was man eben so Stadt nennen kann. Das Biwak befindet sich in der Nähe des Flughafens mitten in der Wüste. Wir machen kurz halt, um etwas zu Essen sind aber doch ziemlich erschöpft und machen uns auf den Weg ins Hotel. Dort habe ich das erste mal seit Tagen wieder Strom und halbwegs vernünftiges Internet. Zeit, um ein paar Erlebnisse der letzten Tage niederzuschreiben, Fotos zu sortieren und nach hause zu telefonieren... ach ja und dank Aspirin schlafe ich seit langem früh und entspannt ein!

[bild=19]Der nächste Morgen nach dieser „Marathon-Etappe“ zeigt sich von seiner besten Seite. Heute geht es an den Pazifik und in die Dünen. Nachdem ich das erste mal seit Tagen wieder mehr als 4 Stunden geschlafen habe fühle ich mich fast schon erfrischt und bin gespannt auf die Dünen. Auf der Ladefläche des Amarok scharren die Sandschaufeln und Bleche schon unruhig in der Verzurrung. Mit frischer Musik auf dem USB Stick und dem Besten der 80er und der neuen Deutschen Welle „prollen“ wir durch die verschlafenen Straßen von Calama. Wieder säumen Zuschauer die Straße und winken den Fahrern und uns auf dem Zug in die Wüste zu. Calama ist keine schöne Stadt, sie liegt mitten in der Wüste ist an einigen Stellen ziemlich verwahrlost und es gibt kaum Grün, aber die Menschen sind freundlich und neugierig. Im Konvoi schlängeln wir uns durch die Stadt und auf Verbindungsstraße nach Iquique. Wie auf dem Reißbrett gezogen schneidet die Straße sich endlos und geradlinig durch die Wüste. Erst als die Atacama sich wieder von ihrer Hügeligen Seite zeigt gibt es auch mal die eine oder andere Kurve. Über der Wüste liegt ein Nebelartiger Dunst. Smog kann es eigentlich nicht sein, dazu ist Calama schon zu weit entfernt. Als würde man durch eine beschlagene Scheibe sehen wirkt alles seltsam unirdisch und verwaschen. Einige zaghafte Wölkchen schummeln sich durch die Berge, spenden aber keinen Schatten. Es verwundert nicht, dass die NASA die Atacama in dieser Gegend zum Testen ihrer Mars-Rover verwendet. Erste Tests der Viking Sonden waren nicht in der Lage in der Atacama Lebenszeichen zu entdecken. Spätere Sonden wurden dann entsprechend umgerüstet, um organische Salzablagerungen – die einzige Spur Organischen Lebens in der Atacama - nachweisen zu können. So gesehen könnte man die Atacama auch steril nennen ?. Die karge, unwirtliche Landschaft, zerklüftet von Felsen mal Rot mal Braun wirkt entrückt und außerirdisch. Während ich, wie in einer NASA Sonde, die Landschaft analysiere und auf Spuren irdischen Lebens untersuche, taucht völlig unvermittelt der Pazifik hinter der nächsten Kurve auf.

[bild=23]Die Atacama kann über die kläglichen Bemühungen des Pazifiks nur schmunzeln. Die Stein übersähten, sandigen Ausläufer der trockensten Wüste der Welt begrüßen die salzigen Brecher des Ozeans und machen klar, dass hier nichts geht. Es gibt keinen grünen Uferstreifen, keine Bäume, Sträucher oder Gräser. Ab und an findet sich eine verwaiste Kaktee die sich zwischen die Felsen duckt. Das einzige Grün stammt von der abblätternden Farbe einer alten Tankstelle, vorbeirauschenden Schwerlasttransportern und ausgeblichenen Reklametafeln. Dennoch ist das Panorama beeindruckend. Die letzten Ausläufer der Atacama liegen zwischen 400 und 800 Meter Höhe und fallen dann wie eine gewaltige Düne zum Meer hin ab. Was mögen wohl die ersten Seefahrer gedacht haben, vor denen diese unwirtlichen Gestade aus dem Morgennebel aufgetaucht sind. Viel lebensfeindlicher kann eine Küste kaum. Wer es wagt hier zu landen und hoffnungsvoll die steilen aber kaum zerklüfteten Berge an der Küstenlinie erklimmt wird endgültig entmutigt. Hinter den Hügeln erstreckt sich auf bis zum Horizont und noch hunderte Kilometer weiter ein Ozean aus Geröll und Sand. Das hier überhaupt Städte zu finden sind ist der frühen Schifffahrt und den Silberrouten zu verdanken.

[bild=31]Durch diese Landschaft fahren wir nun nördlich in Richtung Iquique, einer größeren Hafenstadt die auch unter Surfern recht bekannt führ ihre Wellen ist. Schon von weitem erkennt man die „Düne“ die letzten 2,5 Km der heutigen Wertungsprüfung führen direkt von der 800 Meter hohen Hügelkuppe in das am Ozean befindliche Biwak. Bei einem Gefälle von 32% erreichen die Fahrer hier Geschwindigkeiten bis zu 170 Km/h bei der Halsbrecherischen Abfahrt. Rechts und Links von der Strecke – markiert durch gelbes Absperrband auf dem Boden - haben die Zuschauer ihre Posten bezogen. Viele sind mit ihrem Auto gekommen und haben versucht so weit wie möglich die „Düne“ hinaufzufahren. DAS ist unsere Gelegenheit endlich mal die Allradfähigkeiten unseres Dicken im echten Dünensand zu testen.

Als erstes versuche ich die Düne geradeaus hochzufahren, das endet bereits nach wenigen Metern in einer Sandmulde. Nach kurzem Schaufeln und „Blechgeschuckel“ ist der Amarok zwar frei aber mein Ego angekratzt. Wie gewohnt tauschen wir einmal durch und versuchen auf ein Neues die Düne hochzufahren. Diesmal wird „der Sand gelesen“ und wir versuchen eine Route zu wählen, die Stellen mit mehr Gripp enthält. Wir kommen zwar weiter, aber nicht wirklich weit. Nicht nur einige der Amaroks sind locker zweihundert Meter weiter als wir gekommen, sondern locker die Hälfte aller Zuschauer mit ihren klapprigen Jeeps. Das können wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen. Aber alles Kreuzen, Anlauf nehmen und driften bringt uns nicht wirklich höher auf den Berg. Als nach gut 20 Minuten die Kupplung butterweich nach verbranntem Belag „duftet“ fahren wir uns bequemer weise bis zum Bodenblech im heißen Atacamasand fest. Anfängliches Schaufeln hilft zwar, ist aber extrem Schweißtreibend und wirklich schnell kommen wir nicht voran. Als neben uns ein alter roter Nissan Safari mit Ballonreifen und 4 Chilenen neben uns hält. Der Abschleppgurt ist schon am Heckhaken befestigt und ruht sich gerade auf dem Ersatzreifen an der Heckklappe aus. Auch wenn ich kein spanisch verstehe ist schon klar, was die Jungs uns anbieten „... rausschleppen ?“. Die typisch deutsche, skeptische Frage ob denn die Leistung auch ausreicht wird mit einem Grinsen quittiert. Also probieren wir es einfach aus... und keine zwei Minuten später befreit uns das kleine Rote Auto aus dem Schlammassel. Jetzt gönnen wir dem Amarok erst einmal eine Pause.

[bild=25]Die Kupplung darf sich erholen und wir lassen Luft aus den Reifen. Der normale Luftdruck liegt bei ca. 3 bar und ist damit für normale Offroad und Straßenverhältnisse völlig ausreichend. Aber hier im Sand ist Grip alles und ein prall gefüllter Reifen bietet weniger Grip, als ein Reifen mit weniger Druck. Wie wir später erfahren verliert ein Reifen in 10 Sekunden ca. 0,1 bar Reifendruck durch das Ventil. Gefahren werden kann der Reifen, im Sand wohlgemerkt, bis zu 0,6 bar. Die sind dann aber nicht mehr wirklich Straßentauglich. Diesen Informationsgoldstaub werden wir aber erst am Ende des Tages finden und so lassen wir nach gut Dünken etwas Luft ab. Im Nachhinein vielleicht 0,3 bar pro Reifen... also quasi kaum spürbar und ganz gewiss nicht geeignet, um den Grip zu steigern. Es ist also auch nicht verwunderlich, dass auch spätere Versuche die Sandwellen zu bezwingen nicht erfolgreicher sind. Trotzdem macht es enormen Spass und bereitet uns, ohne es zu Wissen, auf unser Wüstenabenteuer am nächsten Tag vor.
Während sich der Amarok ein wenig in der Sonne ausruht kündigt ein nervöses Stottern den Kamera-Heli an, der wiederum die ersten Autos im Tiefflug begleitet. Zuerst erkennt man nur eine kleine Staubfahne, dann zeichnet sich deutlich das Blau eines Race Touaregs auf dem Rotbraunen Wüstensand ab. Die Geschwindigkeit, mit der der Touareg ins Tal fliegt wird erst ersichtlich, als er aus einer Bodensenke wieder hervorschnellt und mit heiserem Röcheln in der Geraden noch beschleunigt. Die Zuschauer bilden ein langgezogenes Spalier zu beiden Seiten und „geleiten“ den Rennboliden direkt zum Eingang des Biwaks am Ufer des Pazifiks.

[bild=32]Nach gut einer Stunde in der prallen Sonne machen wir uns auf den Weg ins Biwak. Bis die Sonne über dem Mehr untergeht hat man auch von dort einen Platz in der ersten Reihe. Iquique selbst ist ein echter Touristenort und voll mit jungen Leuten und Surfern. Erschöpft von der Fahrt und aufgeregt von unserem Dünenabenteuer gönne ich mir ein kurzes Nickerchen im Hotel. Der Abend klingt auf dem Dach an der Hotelbar bei einem lokalen Bierchen entspannt aus. Morgen ist der letzte Tag meines Dakar-Abenteuers. Von Arica, der nördlichsten Stadt Chiles geht es dann zurück ins winterliche Europa. Aber steht mir ein Tag in der Wüste bevor, ich bin gespannt!

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Thu Jan 13 23:55:19 CET 2011    |    MT-Tom    |    Kommentare (19)    |   Stichworte: Amarok, Anden, Dakar 2011

[bild=2]Aus den weiten der Pampas heben sich die ersten unscheinbaren Ausläufer der Anden. Wer die Alpen kennt und vergleichbares erwartet wird enttäuscht, denn auch wenn die Anden die längste Bergkette der Welt bilden, zeigen sie sich hier in Argentinien eher von ihrer zahmen Seite. Ein wenig wie der Ayers Rock in Australien wirken sie wie „hingesetzt“ und mehr gedrungen als zerklüftet. Einen langsam Anstieg vermisse ich. Aus dem endlosen, von zahllosem Buschwerk und nur wenigen Hügeln durchsetztem, Geradeaus der Pampas sind wir nur wenige Autominuten später inmitten der Serpentinen. Ähnlich der Passstraßen in den Alpen oder Dolomiten schlängelt sich die Straße durch enge Schluchten am Berg entlang und führt in ewig kreuzenden Wenden bergauf. Ich liebe Berge und Passstrassen insbesondere. Anders als bei unseren ausgedehnten Touren durch die Europäische Berglandschaft stehen hier an den Wenden aber unzählige Menschen die uns zuwinken. Der Amarok gibt sein Bestes, um den Eindruck von Agilität zu vermitteln. Der Allradantrieb hält gut die Spur und bewegt das Auto zielstrebig Bergauf. Aber wirklich im Blut liegt ihm das Serpentinen-Surfen nicht. Der 2.0 Diesel hat zwar ausreichend Drehmoment aber die 1.8 Tonnen wollen trotz Turbolader erst einmal zügig bewegt werden. Der reduzierte Lenkeinschlag und die Anpassung des Fahrwerks für Offroad-Verhältnisse tun ihr übriges. Eine „Passschlange“ wird der Amarok wohl nie werden. Will er aber auch gar nicht, später in den Dünen der Atacama wird der Gute mehr seine Muskeln spielen lassen. Trotzdem haben wir unseren Spaß und weder Mann noch Material werden geschohnt. Während Fabian mit seinen Roten Rennhandschuhen - kein Witz - eine Kurve nach der anderen in Ideallinie durchpflügt, erinnere ich mich an einen ADAC Instruktor. Im Kreisel mit unterschiedlichen Bodenbelägen sagte der gute Mann mit einem Lachen: „Den Gripp verliert man erst NACHDEM die Reifen mit einem sprechen...“. Ähnlich wie bei Neugeborenen beherrschen Reifen allerdings nur ein sehr eingeschränktes Vokabular und so kreischen und quietschen wir uns gemeinsam mit den „vier Jungs von BF Goodrich“ dem ersten Pass entgegen.[mehr]

[bild=6]Nach nur 15 Minuten und gut 1.500 Höhenmetern bringt uns das "Dieselpferdchen" wohlbehalten auf die, hinter den Hügeln liegende, Hochebene. Vor uns erstreckt sich ein großartiger Ausblick. Die Berge liegen gelangweilt in der Gegend herum und beäugen indifferent wie sich Motorräder, Trucks und Rennboliden an ihren Flanken und durch ihre Täler kämpfen. Als Beifahrer habe ich Glück und kann die Kamera auf alles zielen, dass nach einem guten Postkartenmotiv aussieht und davon gibt es hier einige. Gerade als ich bei einer kurzen Pause versuche das Berg-Panorama festzuhalten, rauschen die restlichen Amaroks unseres Konvois in schönem Formationsflug an uns vorbei. Nur Sekunden später „cruised“ der blaue Race-Touareg von Carlos Sainz um die Kurve. Die Anfahrt zur Wertungsprüfung ist auch heute für die Fahrer und die Begleitfahrzeuge identisch. Aber was für eine Gelegenheit... hinter den Jungs durch die Berge zu fegen... hektisch renne ich zurück zum Auto. Die Kamera am Sun-Sniper Gurt - übrigens absolut empfehlenswert - baumelt beleidigt hinter mir her. Wieder kein Panorama! Mit inzwischen gelernter Eleganz schwinge ich mich durch die Käfigöffnung und lande im Schalensitz, kaum sind die ersten drei Schnallen des 6-Punkt-Gurtes geschlossen rauscht Nasser an uns vorbei. Keine 5 Sekunden später setzen wir uns auch schon in Bewegung. Fabian folgt mit bewährter „Rennbehandschuhung“ und dem Messer zwischen den Zähnen. Wir dürfen keinen Meter verlieren, wir sind jetzt auf Position Nummer Drei in der Dakar... YEAHH!

[bild=15]Der Amarok und Fabian geben alles. Sie werden zu einer Symbiotischen Einheit und verschmelzen mit dem Asphalt der Passstraße... aber Nasser verschmilzt schneller! Ich bin mir sicher, obwohl wir am Limit fahren ist es für Nasser und den Race-Touareq eher „relaxtes um die Kurven huschen“. Aber so schnell geben wir uns nicht geschlagen... damit sind wir zum Glück nicht die Einzigen. Vor Nasser und uns findet sich noch ein Einsamer Motorradfahrer, der Kampflinie fährt. Erst auf einer langen Geraden brüllt sich der Touareg den Weg frei. Zeit genug für uns, um wieder aufzuschließen und am blauen Heck kleben zu bleiben. Die nächsten 15 Minuten „behaupten wir unseren dritten Platz". Bis Nasser schließlich auf die echte Strecke fährt, um dort die Kolben tanzen zu lassen, während wir uns durch die Berge zu einem der Pressepunkte navigieren. Unsere Chancen stehen aber gut, dass wir uns dort wiedersehen, denn die Route der Wertungsprüfung ist deutlich länger als unser Weg zum Fotopunkt.

[bild=20]Auf der Strecke zum Fotopunkt bin ich schwer beeindruckt von unserem Garmin GPS. Es ist zwar unglaublich schlecht in der Nutzerführung aber das Kartenmaterial ist wirklich großartig. Wir fahren Wege, die ich nicht einmal als Straße identifiziert hätte und kommen tatsächlich nach gut zwei Stunden am Fuß eines kleinen Canyons an. Dort haben sich bestimmt an die 1.000 Menschen unter Sonnenschirmen am Ufer eines flachen Flusses niedergelassen, um das Spektakel Dakar aus der Nähe zu erleben. Ich schnappe mir meinen Kamerarucksack und rüste auf. Endlich ist die Kamera wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit und schnurrt die Objektivmotoren für den Bildstabilisator schon einmal warm... als wäre es in der brütenden Mittagshitze nicht schon warm genug. Eigentlich ist Mittagslicht zum fotografieren so gut geeignet wie ein Starthilfekabel mit kaputter Klemme, aber wie so oft kann man sich eben nicht immer Ort und Zeit aussuchen. Getreu dem Motto „Irgendwas ist ja immer“ packe ich noch eine Flasche Wasser ein und mache mich mit den anderen auf den Weg zum Flussufer. Das verspricht auf jeden Fall ein paar schöne Bilder!

[bild=21]Tatsächlich müssen wir nicht lange warten. Nachdem sich einige Quads und Motorräder durch die Wasserdurchfahrt „geplanscht“ haben hört man in der Ferne das Stottern eines „Huey“ Helicopters. Die Dakar Veranstalter haben diverse Hubschrauber im Einsatz. Sowohl für die medizinischen Notfälle, aber auch für die unzähligen spektakulären Filmaufnahmen. Der über uns hinwegbretternde Bell UH-1, gern auch „Teppichklopfer“ - wegen des typischen Geräuschs - genannt, gehört zum medizinischen Team der Dakar. Während ich noch versuche ein gutes Foto zu erwischen mischt sich unter das tiefe „WHOP-WHOP-WHOP“ ein schnelles „flat-flat-flat-flat-flat“. Tatsächlich surrt, nur wenige Meter über dem Boden, einer der weißen Kamera-Helis aus dem Canyon. Ein sicheres Zeichen, dass sich die ersten Autos nähern. Rege Geschäftigkeit setzt unter den anwesenden Fotografen und Zuschauern ein und alle machen ihre Kameras, egal ob klein oder groß, zum „großen Abschuss“ bereit. Kaum eine Minute später driftet der „blaue Carlos“ hinter dem Buschwerk hervor und hält grimmig auf die Wasserdurchfahrt zu. Die Dämpfer des Race-Touareg arbeiten im Stakkatobetrieb und puffern die Steine und Senken des Flussufers bis zur Unkenntlichkeit ab. Wie auf Schienen rammt sich das blaue Gefährt in den knapp 30 Zentimeter tiefen, gut 10 Meter breiten „Wassergraben“. Darauf haben alle gewartet... unter großem Jubel bricht sich Carlos durch seine eigene Wasser Fontaine. Hektisch sind die Wischer im Einsatz und geben ihr Bestes, um Schlamm, Wasser und Staub wieder von der Frontscheibe zu schubsen. Kaum ist der Grip am Ende des Schlammbeckens wieder halbwegs akzeptabel gräbt sich der Allradantrieb, angefeuert vom Brüllen des Motors und dem Klatschen der Zuschauer, in die Uferböschung und katapultiert Fahrer und Gefährt vorwärts. Was für ein Spektakel!

[bild=26]Jetzt gibt es kein Halten mehr. Carlos wird dicht verfolgt von seinem Teamkollegen Nasser und der wiederum von Stephane Peterhansel in seinem schwarzen BMW X3. Wasser ist schon etwas ganz besonderes, wenn es von den 2 Tonnen Stahl und Kunststoff mit echter Vehemenz verdrängt wird. Das scheinen auch die Kameraleute im Hubschrauber zu denken, was dazu führt, dass der Heli bei der nächsten Wasserdurchfahrt in gut 4 Meter Höhe direkt über die versammelten Fotografen hinwegrauscht. Auch wenn die Optik wirklich spektakulär ist, fluchen alle kollektiv über den folgenden Sandsturm. In letzter Sekunde rette ich meine Kamera unter das T-Shirt, um den größten Schaden abzuwenden. Zum Glück gerade noch rechtzeitig, der Sand hat mich zwar gut erwischt, aber die Kamera ist unbeschadet geblieben. Als besonderes Highlight bleibt mir jetzt ein persönlicher Panzer aus Sonnencreme und Sand... wenn dass nicht den Sonnenbrand verhindert, dann weiß ich auch nicht.

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Nach einer Stunde und diversen Fotos machen wir uns wieder auf den Weg ins Biwak. Die Schotterpiste führt uns wieder in Richtung echter Asphaltstraßen, oder zumindest versucht es das Navi. Wie so oft ist der Fahrer aber deutlich störriger und als wir auf der linken Seite ein Schild mit „Dakar 150m“ sehen, denken wir uns: „...warum nicht?“ und biegen kurzerhand noch einmal ab. Wer auch immer die 150m auf das Schild geschrieben hat scheint wohl nur ein vages Gefühl für Entfernungen zu haben. Nach gut 2 Kilometern treffen wir nicht auf die Dakar Strecke, sondern auf etwas VIEL besseres. Unsere Eigene Wasserdurchfahrt! An dem schlammigen Flussbett spielen einige Kinder und der Feldweg scheint eine Hauptverkehrsader zwischen zwei kleinen Orten zu sein, denn regelmäßig tauchen Ortsansässige mit Rollern, Quads oder Pickups auf, um sich langsam und vorsichtig durch den Fluss zu wagen. Das ganze Gegenteil von dem was wir vor haben.

[bild=31]Als sich der Verkehr lichtet positioniere ich mich mit meiner Kamera auf der anderen Seite des „Wasserlochs“ und warte darauf, dass Timo den Amarok mit Karacho durch die Fluten bewegt. Neugierig beobachtet uns einer der Schuljungen und macht es sich gemütlich beim „Ausländerkino“. Timo gibt Gas und der Amarok stürzt sich wagemutig nach vorn. Die gut 50 Zentimeter brauner Schlamm und Wasser lassen sich nicht zweimal bitten und weichen der geballten Wucht des Allradlers mit typisch fließender Eleganz. Zu beiden Seiten unseres silbernen Gefährts explodiert der Fluss in Abertausende kleine Wasser- und Staubpartikel. Im Zentrum der Supernova schiebt der bullige Amarok seine Schnauze durch die Wasserwand. Die Wischer müssen jetzt auch endlich mal etwas tun, um Timo noch den Blick „auf die Straße“ zu ermöglichen. Endlich ist unser „friedfertiger Dieselbulle“ in seinem Element. Wo alle anderen sich zaghaft vortasten, rocken wir einfach durch. Das macht Spaß! Am Ende unseres nassen Tangos sind auch wieder einige der „Locals“ angekommen und geben ihr Bestes, um unsere Fontänen zu toppen. Die Schuljungen haben sich inzwischen gesammelt am Ufer platziert und wohnen dem verrückten Treiben der Bleichgesichter lachend bei. Als wir Stunden später im Biwak ankommen sieht unser Amarok endlich nach echtem Offroad-Feeling aus. In der Reihe neben den anderen, silbern glänzenden, fast makellosen Pressefahrzeugen nimmt sich unser Dicker jetzt natürlich eher exotisch aus... aber dafür authentisch!

[bild=37]Heute ist der letzte Abend in Argentinien. Morgen fahren wir über den höchsten Anden-Pass der Tour und direkt in die Atacama nach Chile. Um die Grenzbeamten mit der Kontrolle des riesigen Dakar Trosses nicht zu überfordern hat die chilenische Grenzpolizei direkt einen "Stützpunkt" im Biwak. Dort sind die notwendigen Dokumente und Zollerklärungen auszufüllen und erfolgt eine erste Passkontrolle. An der eigentlichen Grenze ist dann die Einreise nur noch Formsache. Diese Nacht ist nicht nur die letzte Nacht in Chile, sondern auch die Nacht in der wir mit allen anderen im Biwak schlafen. Zelt, Schlafsack und Isomatte bekommen wir gestellt. Das Biwak schläft bekanntlich nie und als ich gegen 2 Uhr morgens völlig erschöpft und entkräftet in mein 2 Sekunden Zelt schlurfe dauert es noch gut eine halbe Stunde, bis ich in so etwas wie leichten Schlaf falle. Gefühlt schlafe ich in dieser Nacht gar nicht, sondern taste mich von tieferem zu leichterem Dösen und zurück. Draußen laufen rund um die Uhr Generatoren und hier und da hört man Hydraulikschrauber rattern. Ab 04:00 Uhr machen sich die Motorradfahrer startklar und knattern "durch mein Zelt" zum Start. Irgendwie habe ich die ganze Zeit das Gefühl, als würde ich mit geschlossenen Augen neben einer Bikergang an der Ampel stehen. Erschöpfung, Aufregung und Schlafmangel sind aber in letzter Konsequenz stärker als die unzähligen 450cc Motoren und ziehen mich irgendwann in einen kurzen und Traumlosen Schlaf der Erschöpfung. Zumindest so lange bis mich einige Stunden später der gnadenlose Plastikschrott mit seinem penetranten Gebimmel wieder wecken wird!

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Tue Jan 11 15:01:48 CET 2011    |    MT-Tom    |    Kommentare (18)    |   Stichworte: Cordoba, Crash, Dakar 2011, Mark Miller

[bild=1]Nur 5 Stunden Schlaf sind die mickrige Bilanz nach Abzug der Strafminuten für das Hotelbett, die fleißig surrenden Klimaanlage und die allmächtige Zeitverschiebung. Ich bin hier eindeutig benachteiligt, will mich aber nicht unter kriegen lassen. Offensichtlich gibt es aber auch Elemente, die mir versuchen zu helfen meinen Nachtschlaf in normalen Dimensionen zu halten. Wo wir Deutschen, ich mag ja eigentlich keine Verallgemeinerungen, alles mit angebrachter Zügigkeit erledigen sind die Argentinier einfach VIEL entspannter. Zwei Kunden vor mir an der Kasse, in der Tankstelle wohlgemerkt, brauchen eben gerne mal 10 Minuten um abgerechnet zu werden. Drei Autos waschen, von Hand, kann auch schon mal 1 ½ Stunden dauern in der WASCHANLAGE. Einen Burger im Fastfoodrestaurant „Pronto“ zubereiten braucht locker 20 Minuten. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass mein „Wakeupcall“ von der Rezeption nicht um 06:00 ankommt, sondern um 06:30. „Chill Bro...“. Prinzipiell bin ich ja Gemütlichkeit nicht abgeneigt aber 1) wollte ich noch mit „der Heimat skypen...“ und 2) wollen wir um 07:00 losfahren. Wenigstens ist das Internet hier zur Abwechslung in vollem Umfang geistig anwesend. Was bleibt ist ein verworfenes Frühstück, Katzenwäsche und der Verlust jeglicher Ordnung in meiner zu schweren Tasche. Dafür habe ich dann aber noch 20 Minuten Video-Chat in bester Lego-Qualität mit meinen Lieben. [mehr]

[bild=2]Tatsächlich soll heute der erste Tag sein, an dem wir ENDLICH an die Strecke fahren. Oder „die Stage“ wie man so schön bei der Dakar sagt. Wir erinnern uns: Eine typische Dakar Etappe, die Stage, besteht in der Regel aus einer Anfahrt - der Liason, wir haben es ja mit einem französischen Veranstalter zu tun – und einer Wertungsprüfung, wir nennen es Special. Teilweise gibt es auch zwei Wertungsprüfungen, dann ist das Stück dazwischen (Neutralisation genannt) unter einer fest vorgegebenen Zeit zurückzulegen. Für die Tages- und Gesamtwertungen werden die Zeiten der Stages mit eventuellen Strafzeiten verrechnet und am Ende kommt eine Gesamtzeit heraus, die das Ranking vorgibt. Strafzeiten gibt es übrigens für alles mögliche: verpasste Wegpunkte, zu schnelles Fahren, zu langsames fahren (in der Verbindungs-Stage) et cetera. Gestern habe ich das Biwak zum ersten mal gesehen. Der geordnete Eindruck der ersten Tage wird sich sicher noch der Abgeschlagenheit der Fahrer in den kommenden Tagen anpassen. Heute bin ich auf die Strecke gespannt! Im Rahmen des Pressebriefings verteilt die A.S.O. jeden Tag Presskits mit Punkten an der Strecke, bei denen man gute Fotos machen kann. Die Punkte sind als GPS Waypoints und mit einer Karte bebildert. Hier in Argentinien sind die Punkte noch ganz gut über Strassen oder Feldwege zu erreichen, das soll in Chile deutlich „offroadiger“ werden.

[bild=3]Heute ist auch der erste Tag, an dem sich der Konvoi teilt. Einige Journalisten wollen zügig die knapp 600 Km in das nächste Biwak zurücklegen. Natürlich will ich an die Strecke und tausche den Amarok. Jetzt sitze ich mit Timo und Fabian in einem Auto, was eine wirklich lustige Runde ist. Wir ticken alle recht ähnlich. Das merkt man nicht nur an einer gewissen Grundskepsis der Dakar, und der Rolle großer Teams wie Volkswagen oder X-Raid gegenüber, sondern auch am Musikgeschmack und Humor. Als wir schließlich kurz nach 07:00 aus Cordoba aufbrechen sind die Straßen schon wieder voll mit winkenden Menschen. Zweimal versuchen wir direkt bis zur Strecke zu kommen, werden aber vorher von Polizisten ausgebremst. Beim dritten Versuch erreichen wir nach knapp 30 Minuten Schotterpiste einen kleinen Feldweg, der notdürftig mit gelbem Polizeiband abgesperrt ist. Weiter vorne kann man eine kleine Kreuzung erkennen. DAS ist wohl die Strecke. Wir setzen das Amarok-Rudel etwas zurück, damit versehentlich geradeaus fahrende Rallyefahrzeuge nicht direkt bei uns einschlagen. Dann schnappen sich alle ihre Kameras und versuchen sich günstig zu positionieren, um gute Schnappschüsse zu ergattern.

[bild=5]Die übliche Startreihenfolge sieht die Motorräder gegen 04:00 Uhr das Biwak verlassen, direkt im Anschluss an die knapp 200 Motorradfahrer folgen dann die Autos und danach die Trucks. In der Regel wollen wir natürlich die Autos nicht verpassen, also müssen wir verhältnismäßig früh losfahren, um rechtzeitig an der Strecke zu sein. Anfänglich ist nicht ganz klar, ob an unserer Kreuzung überhaupt ein Fahrzeug der Dakar vorbeidriftet. Die „Locals“ sind unschlüssig und das Gerücht geht um, die Strecke führe weiter nördlich entlang. Als einige gerade damit beginnen ihre Sachen zusammen zu packen, höre ich aufgeregtes Rufen „Auto... Auto“. Tatsächlich hört man in der Stille der Pampa (ja hier kommt der Begriff her) das röhren eines Motors. Einige Augenblicke später biegt ein Jeep des Veranstalters um die Kurve und brummelt an uns vorbei. So viel zu verlegter Strecke... alle begeben sich wieder auf ihre Positionen und warten weiter. Als sich nach knapp 15 Minuten ein brachiales Brüllen durch die trockene Luft reißt stellen sich bei mir alle Nackenhaare auf. Man sieht nicht, wo genau es herkommt, aber es klingt verheißungsvoll und nähert sich mit kompromissloser Gewissheit. Man spürt förmlich, wie der Gasfuß die Rennmaschine aus den Kurven zwingt. Hört die krachenden Gänge und das heisere Brüllen des Motors, der jeden Newtonmeter in den Boden treiben will. Keine 30 Sekunden später schmiegt sich der Race Touareg von Carlos Sainz in die Kurve. Auf der kurzen Geraden wird das gutturale Schnurren des 5 Zylinder Reihendiesels wieder zum Brüllen, bis sich der Allradantrieb um die nächste Kurve fräst und das Heck elegant an uns vorbeidriftet. Als sich die Staubwolke langsam setzt atme ich endlich aus!

[bild=7]Mit leicht zittrigen Fingern fummele ich an der Kamera herum, um zu sehen was ich alles einfangen konnte. Mit fast 10 Bildern pro Sekunde hat sich die kleine schwarze Kiste fleißig bemüht alles festzuhalten, was mein hektischer Kameraarm ins Visier genommen hat. Etwas mehr vorhalten, größerer Ausschnitt, andere Position und das nächste mal den Auslöser loslassen, wenn der Wagen vorbei ist. 5 Bilder mit Büschen braucht kein Mensch! An Stephane Peterhansel kann ich das gleich versuchen umzusetzen, der schießt nämlich als nächster durch die Kurve und lässt den mächtigen 3 Liter 6 Zylinder sprechen. Kaum habe ich meine Position von der „Frontale auf die Kurve“ auf den „Kurvenausgang“ gewechselt kommt wieder ein Race Touareg um die Kurve geflogen. Allerdings hat sich der von Mark Miller gesteuerte Rennbolide seit unserer letzten Begegnung im Biwak massiv verändert. Der Motor liegt offen, die rechte Front und Heckverkleidung fehlt fast vollständig, die Frontscheibe ist nur noch in Rudimenten vorhanden und das Dach ist leicht eingerissen. Im Dunkel des Cockpits erkennt man die beiden Piloten mit Helm und Brille, die hochkonzentriert und grimmig der Zeit hinterher fahren. Später im Camp wird er von einem Überschlag erzählen und einem gewechselten Keilriemen und Reifen. Zum Glück hat der Motor nichts abbekommen und so dramatisch wie die Schäden auch aussehen mögen so „kosmetisch“ sind sie in letzter Konsequenz doch nur. Dennoch wirft dieser Crash Mark im Gesamtranking empfindlich nach hinten.

Ein ums andere Fahrzeug schmettert die Strecke entlang. Inzwischen ist es dunkel geworden. Als ich nach oben blicke, finde ich mich unter eine massiven und tiefschwarzen Gewitterwolke wieder. DAS verheißt nichts Gutes und tatsächlich dauert es keine 5 Minuten, bis der Regen folgt. Regen ist allerdings eine kleine Untertreibung. Sturzflut oder „Spontantsunami“ würden es besser beschreiben. Timo hat die Großartige Idee eines unserer Zelte wie einen Regenschirm zu benutzen. Unser Behelfsregenschirm ist vom Prinzip zwar nicht schlecht, aber den Wassermassen ungefähr so gut gewachsen, wie ein „Zewa-Wisch-und-Weg“ einer umgekippten Badewanne. Es dauert keine zwei Minuten und ich bin komplett nass und gebe auf. Mit großen Schritten flüchte ich in unseren Amarok und warte das Unwetter ab. Regen ist zwar nicht gleich Regen, aber ähnlich wie in Deutschland zieht auch dieses Sommergewitter zügig weiter. Bis wir wieder von der Sommersonne getrocknet sind schießen wir noch Fotos und machen uns dann auf den Weg in Richtung Biwak. Immerhin haben wir noch gute 600 Km in Richtung Tucuman am Fuß der Anden vor uns. Als wir am Abend in Tucuman eintreffen werden wir von tausenden Menschen empfangen. Überall wird gewunken, gejubelt und geklatscht. Wir geben ungefähr 1000 High-Fives und ich komme mir schon vor wie ein „Winkroboter“ aus der DDR. Aber die Menschen hier an den Straßen sind wirklich begeistert und freuen sich über die Motorverrückten, die in einer langen Karawane durch das Land ziehen.

[bild=29]Beim schlendern durch das Biwak sieht man die großen Unterschiede zwischen den großen Teams mit Unmengen an Personal und Trucks und Infrastruktur und den kleinen Teams aus nur wenigen Fahrern und Mechanikern. Dieser drastische Unterschied wird sich im Verlauf der Dakar noch deutlich stärker bemerkbar machen und ist sicher ein wesentlicher Grund, ob man „vorne mitfährt“ oder nicht.

Kurz nachdem wir im Biwak angekommen sind rollt auch der geschundene Race Touareg von Mark Miller ins VW Camp. Natürlich stürzen sich nicht nur die Mechaniker sondern auch die Journalisten sofort auf die Piloten und den Wagen. Die Mechaniker standen schon bereit und mit fast schon unheimlicher Präzision setzt sich die Maschinerie in Bewegung. Bordanalyse, Bestandsaufnahme, Reinigung und und und. Alle arbeiten auf Hochtouren und das bis spät in die Nacht. Morgen wird Marks blauer Touareg sich wieder seine Ideallinie durch die Pampa suchen, als wäre nie etwas geschehen. Das ganze erinnert mich an die Bremer Stadtmusikanten und zeigt deutlich was für ein Apparat nötig ist, um das „Kartenhaus“ zusammen zu halten... jeden Tag aufs Neue!

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Sat Jan 08 10:31:27 CET 2011    |    MT-Tom    |    Kommentare (2)    |   Stichworte: Cordoba, Dakar 2011, Race Touareg

[bild=14]Mein Telefon klingelt mich wach, orientierungslos tappe ich im stock dunklen Zimmer hin und her, um das irritierend Fremd klingende Stück Plastic zu orten. Als nach einigen Sekunden mein Kleinhirn endlich realisiert, das ich besser wach sein sollte und größerer Schaden droht, wenn es meinen Körper weiter im Schlafmodus durch das Zimmer stolpern lässt, übernimmt es kurzerhand die Kontrolle. Am anderen Ende der Welt und des Telefons ist meine Frau. Wir wollten telefonieren, denn 04:00 Uhr morgens Ortszeit, das ist in "der Heimat" ja schon um 08:00 Uhr. Es ist aber nicht um Vier, wie ich erschreckt sehe, sondern schon zwanzig nach vier. Hatte ich mir nicht eigentlich einen Wecker gestellt? Im Prinzip sind 20 Minuten ja nichts Schlimmes, mit der kleinen Ausnahme, das wir gestern besprochen haben heute um 04:30 Uhr zu starten. Nicht "erst zu treffen und packen und frühstücken und überhaupt..." Nein "...Rollende Räder!". Das gibt mir ziemlich genau 8 Minuten, in denen ich mit dem Telefon am Ohr durch mein Zimmer hektike und unkoordiniert meine noch herumliegenden Sachen, zum Glück nicht mehr viele, zusammensuche und in die Tasche werfe. Noch schnell Zähne putzen und dann ab nach unten in die Tiefgarage. Als ich um 04:31 Uhr vor dem Auto stehe realisiere ich, dass ich mir, wie immer, viel zu viel Stress gemacht habe. Irgendwie war klar, dass nicht Jeder da sein würde und so fahren wir dann gegen 05:00 Uhr auch endlich los. Später erfahre ich dann, dass neben mir noch knapp 100 Mio. andere iPhone Nutzer weltweit vom nicht funktionierenden Wecker mit ein paar extra Stunden Schlaf "belohnt" worden sind. [mehr]

[bild=2]Der Konvoi aus 10 Amaroks schlängelt sich durch das verschlafene Buenos Aires. Während die Fahrer ja gestern schon bis nach Victoria und heute die Etappe bis nach Cordoba fahren, müssen wir die gesamte Strecke in "einem Rutsch" bewältigen. Die Landschaft sieht zu Anfang aus wie in Brandenburg oder Mecklenburg Vorpommern. Weite Felder, ab und an ein kleines Wäldchen und ein leichter Wind, der alles schön in Bewegung hält. Schaut man genauer hin oder fährt durch ein Dorf oder eine Stadt werden die Unterschiede natürlich sehr offensichtlich. Als wir nach einigen Stunden Fahrt auf der „Autopista“ und etlichen Mautstationen ein kleines Restaurant am Rand der Autobahn sehen nutzen wir die Ausfahrt und machen Rast. Ausfahrt ist vielleicht ein wenig hoch gegriffen. Eigentlich sieht es eher aus, als wäre ein Teil der Böschung an der Strasse, durch regelmäßigen Regen erodiert. Aber vor uns fährt noch ein anderes Auto ab, also sind wir „mutig“ und zirkeln die Offroad-Protzer schräg die kleine Böschung hinunter. Colt Seavers würde nur den Kopf schütteln, als wir die „1. Stuntmanregel: NIEMALS SCHRÄG DEN BERG HINUNTER FAHREN“ brechen und auch noch „überleben“ 🙂

[bild=3]Aber, wie jeder weiß: "Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort!" Nach einem kleinen Imbiss mit Chorizo und Käse aus der Region wollen wir wieder los, um die letzten 100 Km zu fahren. Leider haben wir aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ausgerechnet unser Amarok springt nicht mehr an. Nach dem Anschleppversuche scheitern und auch alle anderen Kleinigkeiten die man noch so probieren und prüfen kann erfolglos bleiben, rufen wir die Mechaniker im Biwak zur Hilfe. Nach einer Stunde treffen Sie dann auch ein und nehmen den Amarok genau unter die Lupe. Später wird sich herausstellen, das ein defektes Relais verantwortlich für die Zündschwierigkeiten ist. Ein anderes Fahrzeug nimmt mich erst einmal mit ins Biwak.

[bild=1]Auf den letzten Kilometern nach Cordoba wird die Straße immer belebter. Überall stehen Menschen an den Seiten und winken uns zu. Als wir schließlich am Biwak ankommen sehe ich zum ersten mal, wie der Dakar Zirkus während der Reise aussieht. Überall stehen die Service-Trucks, Rennfahrzeuge und Zelte in kleinen oder größeren "Parzellen". Je nach Teamgröße kann so ein Areal 50 Quadratmeter oder gern auch 500 oder mehr Quadratmeter aufweisen. Der Bereich des Volkswagen Teams fasst ausreichend Platz für 8 Service-Trucks. Einen 40 Tonner für das Gepäck und den Media-Truck. Der enthält ein komplettes Schnitt-Studio und einen Satteliten-Uplink. Die Trucks formen quasi den äußeren Ring rund um das Lager. Im Zentrum stehen die Race-Touaregs unter je einem Zelt und werden von jeweils 8 Mechanikern betreut. Für die Journalisten steht im Media-Truck ein WLan für die Sat-Verbindung, einige UMTS-Router und Strom zur Verfügung. Hier treffe ich dann auch wieder auf die anderen. Heute war die erste Wertungsetappe, aber als wir im Biwak ankommen, sind die meisten Fahrer schon im Ziel. Das VW Team ist zufrieden. Sainz führt, gefolgt von Peterhansel, Al-Attiyah, Miller und De Villiers. Damit sind alle VW Teams unter den ersten Fünf!

[bild=17]Nach einem kurzen Schlendern durch das Biwak geht es in die Innenstadt von Cordoba und in unser Hotel. Obwohl die meisten von der langen Fahrt und dem frühen Start sehr erschöpft sind nehme ich die Einladung von Timo an, mit einigen Bekannten aus Argentinien den Abend zu verbringen. Argentinien ist ja berühmt für seine Rinder und sehr gute Steaks. Aber heute gibt es nicht das „übliche Filetsteak“ sondern original Argentinisches Assado. Dabei handelt es sich um unterschiedliche Fleischsorten, die auf einem speziellen Holzkohle Grill zubereitet werden. Bis auf die Innereien schmeckt eigentlich alles sehr lecker. Auch eine Spezialität, aber überhaupt nicht lecker, ist ein Getränk das hier in der Gegend sehr gern getrunken wird. Die Einheimischen nennen es nur „Fernet“ und tatsächlich besteht es zum einen Teil, dem überwiegenden, aus Fernet-Branca und zum anderen Teil, dem sehr kleinen, aus Cola. Echte „Effekt-Trinker“ mischen das ganze in einer abgeschnittenen 2 Liter Cola Flasche und trinken auch direkt daraus, wie aus einem großen Becher. Ein Glas reicht mir und ich trinke es eigentlich nur aus Höflichkeit, den es schmeckt noch furchtbarer als Jägermeister-Cola. Aber sicher würden sich auch in Deutschland dafür Liebhaber finden 😉 Cordoba ist eigentlich eine Studentenstadt und hat viele kleine Bars und Kneipen. Die sind aber zur Zeit schlecht besucht, weil über Silvester natürlich Semesterferien sind. Trotzdem finden wir noch ein Plätzchen auf einer Terrasse an der Straße und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Lange klingt er natürlich nicht, denn die Müdigkeit und die Gewissheit des frühen Aufstehens am kommenden Morgen lassen sich auch mit Fernet nicht austricksen. Morgen geht es das erste mal direkt an die Strecke, ich bin gespannt und trotz der vielen Erlebnisse des Tages bin ich im Nu auf dem Weg ins Traumland.

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Fri Jan 07 01:14:04 CET 2011    |    MT-Tom    |    Kommentare (17)    |   Stichworte: Amarok, Buenos Aires, Dakar 2011, Start

[bild=1]Der 1 Januar 2011... die Morgensonne hat leichtes Spiel mit den wenigen Zirruswolken am argentinischen Morgenhimmel. Der Vorabend der Dakar 2011 ist vorbei und heute beginnt wieder einmal die von vielen als "gefährlichste Rallye der Welt" bezeichnete Karawane aus Staub, Lärm und Motorverrückten ihren 10.000 Km Ritt durch Südamerika. Über 150.000 Argentinier werden zum Start in Buenos Aires erwartet. Sicher ist der Fußball hier im Land der Hand Gottes sonst das Thema Nummer Eins, aber die Dakar hat sich schnell in die Herzen der Argentinier gefahren. Mag sein, dass der erste Januar sein übriges dazu tut, ist ja sonst nichts los auf der Welt. So oder so richtet die Motorsportwelt in diesen Tagen ihr Augenmerk auf den "Autozirkus extraordinaire" und seine Künstler. Anders als sonst werden heute die Schlagzeilen aber nicht vom Rennen selbst bestimmt. Der Focus Online und Bild.de titeln mit den Quotengaranten "Sex" und "Skandal" rund um den Volkswagen Motorsportchef Kris Nissen. Natürlich gibt es kein anderes Thema unter den anwesenden Journalisten, während die Argentinische Schlachteplatte und das klumpige Rührei vom Frühstücksbüffet geistesabwesend vertilgt werden. Die verstimmten Gesichter des Volkswagen Teams sprechen eine eigene Sprache und die ist kaum von Blumigkeit geprägt. Aber die PR Maschine Volkswagen ist gut geölt und versucht transparent mit dem Ärgernis umzugehen. Die Einladung zum Gespräch mit Vertretern des Teams nehmen einige der Journalisten natürlich gern an. Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen... [mehr]

[bild=16]Kaum 30 Minuten später Sitze ich mit 5 Kollegen, Stefan Mooser (Pressesprecher Volkswagen Motorsport) und Dr. Georg Hackenberg (Vorstand Technik und Entwicklung des Volkswagen Konzerns) auf der Dachterrasse des Hotels, in dem das Volkswagen Motorsport Team untergebracht ist. Die Stimmung seitens VW ist aufgeräumt, aber auch zerknirscht. Man wollte hier eigentlich über Motorsport und seine Erfolge reden und nicht über Anschuldigungen zum Fehlverhalten hochrangiger Mitarbeiter. Aber erst einmal zu den Fakten: Laut Focus soll der derzeitige VW Motorsport Chef Kris Nissen auf einer Veranstaltung im Rahmen der Formel 3 in Macau einem Audi Mitarbeiter gegenüber tätlich geworden sein und darüber hinaus eine Besucherin an die Brust gefasst haben. Um diese Anschuldigungen zu stützen werden zwei ehemalige VW Pilotinnen (Tina Thörner und Jutta Kleinschmidt) mit Aussagen zum Umgang Nissens mit seinem Team und insbesondere mit Frauen zitiert. Wobei nur Tina Thörner hier auch konkretes verlautbaren lässt. In einem Brief an den VW Vorstand nimmt sie unter anderem Bezug auf eine "Unterhaltung" in deren Verlauf Nissen sie verhältnismäßig unflätig zur "Prüfung seiner Männlichkeit" aufgefordert habe.

Soweit zu den Anschuldigungen, die im Raum stehen. Wie Stefan Mooser einräumt liegt Volkswagen ein Schreiben vor, in dem die Anschuldigungen Nissen gegenüber erhoben werden. Das Schreiben selbst stammt allerdings von keiner an dem Vorfall in Macau beteiligten Personen. Das übliche Vorgehen ist eine Konzerninterne Ermittlung, von der aber nach eigener Aussage weder Mooser noch Nissen unterrichtet wurden. Zu den konkreten Anschuldigungen will sich Kris Nissen nicht äußern und bleibt seinem "kein Kommentar" in den anderen Medien treu. Die Argumentation Moosers "Wir wollen uns jetzt auf die Dakar konzentrieren, für die das Team seit einem Jahr hart gearbeitet hat. Danach werden wir die Vorwürfe mit der notwendigen Gründlichkeit klären." erscheint plausibel und nachvollziehbar. Ob sie allerdings der Realität und dem weiteren Verlauf des Themas Standhält wird sich zeigen. Im Nachgang fügt Herr Dr. Hackenberg hinzu "Bei allem Vertrauen und Rückhalt den Nissen im Team und bei mir hat muss man die Anschuldigungen Ernst nehmen und im weiteren Verlauf objektiv beurteilen was genau vorgefallen ist." Einen Rückzug Nissens aus dem Team schließen beide zum jetzigen Zeitpunkt und bei der aktuellen Informationslage allerdings aus, denn "Das käme einer Vorverurteilung gleich." sagt Moser.

Als wir zum Hotel zurück schlendern unterhalten wir uns noch angeregt über die Geschichte, aber am Ende bleibt eine im Raum stehen Anschuldigung zur sexuellen Belästigung, dass Versprechen der Aufklärung nach der Dakar durch Volkswagen und ein unglaublich gutes Timing zur Veröffentlichung des Artikels pünktlich zum Dakar Start. Die nächsten Tage werden zeigen, wie sich das Thema entwickelt und ob es Folgen für Kris Nissen und damit das Volkswagen Team haben wird.

[bild=3]Eigentlich hatte ich ja heute etwas völlig anderes vor. Wieder einmal hat mich die Realität überlistet und alles durcheinander gebracht... Frechheit. Als nächstes schnappe ich mir jetzt aber Bodo, den Team Fotograf, um ein Paar Bilder von unserem Amarok zu machen. Bisher habe ich das gute Stück ja nur in der Tiefgarage bewundern dürfen. Um hier aber auch mal ein paar gute Eindrücke vermitteln zu können soll jetzt der Profi ran. Natürlich habe ich in meiner naiven Fantasie völlig unterschätzt, was Bodo vor hat. Aber ein Gutes hat es auch, er will das Auto in der Innenstadt fotografieren. Das sieht zum Einen gut aus und zum anderen muss das Auto ja auch dorthin bewegt werden. Na das ist doch mal eine sehr willkommene Abwechslung. Nach anfänglichem Respekt vor dem argentinischen Verkehr setzt sich nach einiger Zeit die Berliner Gelassenheit durch. Auch wenn hier nicht immer geblinkt und Spuren gern mal spontan gewechselt werden, sind die Argentinier als Autofahrer sehr umgänglich. Was sicher nicht schadet ist unsere Rallye-Beklebung. Nach einiger Zeit hat Bodo dann sein Plätzchen gefunden und beginnt die Fotos zu schießen. Alle Seiten und der Innenraum werden mit geübter Präzision abgelichtet... ein Traum. Wenn wir doch nur schon endlich losfahren würden.

[bild=10]Auf dem Rückweg laufen bzw. Fahren wir in die eigene Falle. Die ganze Knipserei hat so lange gedauert, dass inzwischen schon die ersten Fahrzeuge vom Dakar Village zum Start fahren, um dort über das Podium zu rollen. Die Strecke dorthin ist komplett mit Absperrgittern eingezäunt und geht durch die halbe Innenstadt. Natürlich sind wir auf der falschen Seite und kommen erst nach einer kleinen Odysse im Hotel an. Wenigstens bin ich das Auto jetzt schon einmal ein paar Meter gefahren.

Überhaupt bin ich von unserem Amarok sehr angetan. Volkswagen hat den Viertürer mit Ladefläche vor einem Jahr eingeführt. Das man den Amarok in Berlin nicht sieht verwundert allerdings wenig. Mit seinen doch recht großen Abmaßen und der eher ungewöhnlichen Ladefläche findet sich der typische Amarokfahrer wohl eher in ländlichen Gegenden. Das Länder wie Argentinien und Brasilien zu den größten Märkten für den Amarok zählen überrascht dann auch nicht mehr. Unser Amarok ist natürlich für die Strapazen der Dakar entsprechend "zurechtgemacht" worden. Frei nach dem Pfadfinder-Motto "Vorbereitung ist alles!" finden sich nicht nur Schalensitze und Sechspunktgurte, sondern auch ein anderes Fahrwerk inkl. Dämpfer und eine entsprechende Bereifung wieder. Damit erfüllt der Amarok nicht nur die Anforderungen der A.S.O. sondern macht auch einen sehr sicheren Eindruck für Städter und Flachlandfahrer wie mich.

[bild=12]Aus der Tiefgarage spurte ich erst auf mein Zimmer, um die Fotoausrüstung zu holen und mache mich dann auf den Weg zum Podium, das glücklicher weise nur wenige Minuten zu Fuß vom Hotel liegt. Die Straßen sind voller Menschen, die die Dakar wie ein riesen Volksfest feiern. Das Podium ist von Menschenmassen umgeben und nur eine abgezäunte Gasse lässt Platz für die Rennfahrer. Endlich beginnt sich auch bei mir das Dakar Fieber zu manifestieren. Wenn die Rallyewagen mit brachialem Röhren die nicht vorhandenen Endschalldämpfer in Szene setzen stellen sich alle Nackenhaare auf. Egal ob Motorrad, Quad, Truck oder Rennwagen, die Zuschauer jubeln was das Zeug hält. Die Argentinier sind dankbar für jede noch so kleine Besonderheit. Während die meisten gemächlich über das Podium rollen, in Raum und Zeit zu verharren scheinen und ihren Start genießen, gibt es auch den einen oder anderen Rampenprofi. Als Robby Gordon, seines Zeichens Fahrer aus der NASCAR, mit seinem Hummer das Podium als dezente Startrampe verwendet bricht sich nach der kurzen Flugphase und der kernigen Landung die Autobegeisterung ihren Weg durch die Argentinischen Kehlen. Eins ist klar, die Dakar rockt!

[bild=14]Während gegen 20:00 Uhr die Feuerwehr den letzten Trucks folgt und der Dakar Tross sich offiziell vollständig in Bewegung gesetzt hat, treffen wir die letzten Vorbereitungen für unsere Abreise. Mit insgesamt 10 Amaroks und mehr als 20 Journalisten wollen wir gegen 04:00 Uhr in Richtung Cordoba aufbrechen. Da wir die erste Etappe, die die Rennfahrer heute fahren, quasi überspringen und morgen zwei Etappen auf einmal fahren, müssen wir gut 800 Km zurücklegen. Es heißt also früh aufstehen und gut ausschlafen, es wird anstrengend. Aber dafür geht es auch endlich los und MOTOR-TALK ist dabei, um einen Blick hinter die Kulissen zu erhaschen!

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Mon Jan 03 05:23:42 CET 2011    |    MT-Tom    |    Kommentare (3)    |   Stichworte: Buenos Aires, Dakar 2011, Scrutineering

[bild=34]Während in Deutschland darüber diskutiert wird, ob Harz IV Empfänger weniger böllern sollen und die meisten darauf hoffen, dass es in der Silvesternacht nicht gar zu kalt wird, ist der Sommer in Argentinien gerade erst angekommen. Wer jetzt denkt, dass es um so gemächlicher bei den Temperaturen zugeht, der hat weit gefehlt. Bei gut 30 Grad zerren nur ab und an einige erfrischende Windböen an meinem "Pressebändel" während ich die Stunden bis zum Nachmittäglichen Pressebriefing durch Buenos Aires schlendere. So unverhofft, wie die Gelegenheit kommt für ein paar Stunden einfach die Stadt und die Menschen auf sich wirken zu lassen so willkommen ist die Gelegenheit. Die nächsten Tage haben sich schon mit dem Versprechen angekündigt sehr anstrengend zu werden. Die Dakar 2011 startet am "Katertag" also am 1.1.2011, mitder ersten Etappe nach Victoria. Mit 377 Km ist die Etappe weder sonderlich lang noch enthält sie ein Special oder irgend eine Art von Zeitmessung. Die Dakar zeigt sich von ihrer entspanntesten Seite, die aber ungefähr so repräsentativ für die Rallye ist, wie Bowling auf der Wii für echtes Bowling. Worauf ich gespannt bin ist aber der Start vom so genannten Podium im Zentrum von Buenos Aires auf dem Plaza dela Republica. Dort steht ein großer Obelisk... ähnlich wie auf dem Place de la Concorde in Paris, von dem die Rallye Jahrelang gestartet ist. Wenn beabsichtigt, dann ist es, wie ich finde, eine nette Homage an die alte Zeiten.
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Eigentlich ist heute Sylvester, aber für den Wintergewohnten Deutschen, also mich, ist Sylvester bei 30 Grad hochgradig suspekt. In der Stadt ist wenig los, einige Touristen knipsen sich von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit und die meisten Argentinier genießen den freien Tag. Auf den Straßen fliegen jede Menge Papierschnipsel durch die Gegend. Erst halte ich das für eine schlecht funktionierende Stadtreinigung, aber ein Einheimischer erklärt mir, dass es hier wohl den Brauch gibt die "Papiere und Sorgen" des vergangenen Jahres zu zerreißen und das neue Jahr unbelastet zu beginnen. Das wiederum gefällt mir gut... deutlich unbeschwerter, als so mancher Deutscher.

[bild=12]In der prallen Mittagssonne brutzeln meine Sommersprossen und die gute weiße europäische Haut ächzt unter dem Südamerikanischen Photonenansturm. in der Stadt beginnen bereits an allen Ecken und Enden die Vorbereitungen für den Start der Dakar. Überall werden Absperrgitter zum abzäunen der Strecke aufgebaut und der Place dela Republica ist bereits komplett abgesperrt. Von den typischen Sehenswürdigkeiten bekomme ich kaum etwas zu sehen, ich spaziere eigentlich mehr oder weniger planlos durch die Straßen und knipse, was mir vor die Linse kommt. Gegen 14:00 Uhr fahre ich mit zwei weiteren Journalisten (Timo und Fabian) ins Dakar Village. Dort sind die letzten Teams dabei ihre Fahrzeuge durch das Scrutineering zu bekommen. Die gestern hektische Halle ist jetzt fast schon verwaist. Einige Buggy Fahrer machen Kunststückchen zur Belustigung der Zuschauer und der eine oder andere Truck rumpelt in Richtung Bühne.

[bild=37]Im RedBull Pavillon treffen wir bei Eisgekühltem Orangensaft Tina Meyer. So wie ich, werden sich die Meisten jetzt fragen, wer um alles in der Welt Tina Meyer ist? Tina fährt als eine von 13 Frauen und Einzige Deutsche die Dakar mit und das nicht zum ersten mal und dazu noch auf dem Motorrad. Mit Schlappen, Khakis und einem Dirtgirls.de T-Shirt wirkt Sie weniger wie eine knallharte Motorradfahrerin. Als sie im Spaß ihren Bizeps zeigt und lacht merkt man, dass wie üblich mehr hinter der Fassade steckt. Erstens sieht der Bizeps für einen Frauenarm überaus trainiert aus und zweitens kann man die Begeisterung für die Dakar und das Motorrad fahren immer wieder durchblitzen sehen. Ich denke man darf gespannt sein, wie sie die Dakar in diesem Jahr bestreiten wird. Merke: "...später in den Biwaks mal schauen, wie sich Tina und ihr Team so schlagen." Wer übrigens mehr wissen will. Tinas Team bloggt auch fleißig unter Dirtgirls.de von der Dakar.

[bild=7]Gegen 18:00 Uhr geht das Pressebriefing dann endlich los. Die versammelten Journalisten werden vom Veranstalter begrüßt und zu den wichtigsten Themen mit den letzten Informationen versorgt. Im Wesentlichen sind die Informationen aber identisch zu den bereits verfügbaren Presserichtlinien und für die meisten entsprechen sie auch dem gesunden Menschenverstand. Jeden Tag steht für Journalisten ein Roadbook mit besonderen GPS Koordinaten zur Verfügung. Diese sind besonders für die Fotografen interessant, da die Punkte sich direkt an der Strecke befinden und meist auch einen guten Einblick in das Renngeschehen ermöglichen. Jeden Tag um 17:00 Uhr gibt es dann eine Pressekonferenz zu den Ereignissen des Tages. Darüber hinaus wird noch einmal das Tripy erklärt.

Beim Tripy handelt es sich um ein Navigationssystem, das für alle Rallye Fahrzeuge verpflichtend ist. Es enthält das Roadbook für die Begleitfahrzeuge und für die Rennteilnehmer. Während des Rennens wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit angezeigt und jeder Verstoß wird aufgezeichnet. Die Organisatoren lesen das Tripy bei Einfahrt ins Biwak aus und bei Verstößen der Begleitfahrzeuge kann es durchaus zu Punktabzügen für das gesamte Team kommen. In dieser Beziehung ist die A.S.O. Rigoros. Sicher auch deswegen, weil die Dakar in ihrer Vergangenheit diverse Todesopfer unter Zuschauern gefordert hat. Während des Rennens gibt es für die Fahrer auf bzw. an der Strecke so genannte Waypoints. Diese Punkte liegen meist neben der Strecke und müssen von den Fahrern angefahren werden. Das Tripy zeigt diese Wegpunkte ebenfalls sobald man in der Nähe ist. Sie liegen quasi auf dem Weg. Insbesondere aber, wenn "der Weg" mitten durch die Wüste geht und man genau genommen nicht einmal von Straße oder Weg sprechen kann, wird das schon mal zur Herausforderung und ist auch genau als eine solche gedacht. Die Fahrer haben wohl ein ähnliches System, das schaue ich mir aber noch einmal an, wenn ich im Biwak die Race Touaregs "unter die Lupe" nehmen kann.

[bild=6]Nach dem Pressebriefing geht es zurück ins Hotel. Die offizielle VW Silvesterfeier soll gegen 20:00 Uhr starten. Gerade genug Zeit, um Fotos zu sortieren und ein paar Gedanken festzuhalten. Vielleicht reicht es sogar für ein kurzes Nickerchen. Die vier Stunden Zeitverschiebung fordern inzwischen verhalten ihren ersten Tribut. Tatsächlich reicht die Zeit dann doch nicht zum Schlafen, aber eine Dusche ist drin. Man nimmt was man kriegen kann, erst recht wenn nicht klar, ist wie das mit den Duschen in den nächsten Tagen so aussehen wird. Tatsächlich trifft sich das gesamte VW Team und der Begleittrupp, insgesamt weit über 130 Menschen, zum "Exilsilvester". Leider kommt der Abend nicht so richtig in Schwung, das Team ist natürlich auf das Rennen am nächsten Tag eingestellt und gegen 22:00 ist auch der letzte Fahrer und ein Großteil der Techniker in den Betten verschwunden. Als die Uhr dann unaufhaltsam die letzten Minuten von 2010 "vertickt" wird es aufgeregt im Saal. Obwohl ich mich eigentlich den Abend über gut unterhalten habe fühle mich ziemlich fehl am Platz. Wenn ich so darüber nachdenke kann ich gar nicht genau sagen, wann ich das letzte mal ohne meine Familie und Freunde Sylvester gefeiert habe. Noch verrückter daran ist die Tatsache, dass in Deutschland seit fast vier Stunden bereits das neue Jahr in Kraft ist. Meine Familie fehlt mir, wildfremde Menschen wünschen mir ein frohes neues Jahr und zwei Sambatänzerinnen versuchen die Party in Schwung zu bringen. Ich schnappe mir eine Flasche Bier und fliehe aus dem Keller des Hotels in die warme Argentinische Nacht. Vom Regen in die Traufe, das Hotel liegt zwar im Zentrum, aber nicht da wo gefeiert wird. Vor dem Hotel tummeln sich einige Partygäste sonst ist die Straße tot. Kein Taxi, kein Auto, keine Böller und erst recht keine feiernden Argentinier. Ein Wahnsinn, ich bin in Südamerika, es ist Sylvester und ich freue mich über Fotos meiner Freunde und Familie auf Facebook anstatt zu feiern. Ein gelungener Start sieht anders aus. Aber was beschwere ich mich, ich bin ja auch nicht zum feiern hier. Der frühe Morgen des 1. Januar 2011 geht dann doch noch bei einem Bier und Whisky gemeinsam mit ähnlich tickenden Journalisten "Kollegen" am Hotelpool zu Ende. Kurz vor drei lasse ich meine völlig verstellte innere Uhr wissen, dass jetzt Schlafenszeit ist. Nach gefühlt Stundenlangem hin und her wälzen findet mich irgendwann der Schlaf. Ob gerecht oder nicht vermag ich nicht mehr zu sagen.

Euch allen ein frohes, neues und erfolgreiches 2011 🙂
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Fri Dec 31 06:17:31 CET 2010    |    MT-Tom    |    Kommentare (8)    |   Stichworte: Amarok, Buenos Aires, Dakar 2011, Dakar Village, Scrutineering, Touareg, Volkswagen

[bild=1]Berlin liegt unter einer dicken Schneeschicht und träumt vom Frühling. Komisch, sobald der Schnee sich in der Stadt breit gemacht hat fühlt sich alles an, als hätte man Watte in den Ohren. Nachdem ich in den letzten Tagen die Ausrüstung für dieses Kurzabenteuer zusammengestellt habe bin ich jetzt irgendwie trotzdem überzeugt, dass ich irgendetwas vergessen habe. Entweder spielt mir mein Gedächtnis einen Streich oder ich werde es dann genau zur richtigen Zeit, natürlich vor Ort in der Wüste, merken. Vor der Tür parken die Autos in der dritten Reihe. Die erste Reihe ist von den Räumfahrzeugen der BSR in den letzten Tagen fein säuberlich mit hoch komprimiertem Schneematsch in eine winterliche Dünenlandschaft verwandelt worden. Ich bibbere etwas vor mich hin denn ich bin offensichtlich zu kalt angezogen. Wie soll man sich auch anziehen, wenn man aus soliden deutschen -10 Grad in die Sonne und damit kuschelige 33 Grad fliegt. Selbst dem netten Kreuzberger Taxifahrer entlocke ich mit dieser beeindruckenden Temparaturdifferenz ein anerkennendes "Das ist krass Mann...". Das Taxi schiebt sich gemächlich durch den Berliner Feierabendverkehr... wir fahren antizyklisch... konnte ich mir zwar nicht aussuchen, finde ich aber trotzdem gut. Alles geht ohne viel Stress. Unterwegs begegnen wir dem einen oder anderen festgefahrenen "Frontradler". Zum Glück bleiben wir aber auf der Straße von „Sommerbereifte-Heckschleudern“ nahezu verschohnt. Nach knapp 30 Minuten Fahrt ändert sich die Kulisse dann kaum merklich. Hinter den Bäumen am Kanal wird der sonst eher schmutzig graue Frühabendhimmel durch strahlend weißes Licht aufgehellt. Ein wenig wie in einer frühen Akte X Folge, in der die Regierung eine vermeintliche Ufo-Absturzstelle abriegelt und die Wissenschaftler im Schein der Tageslichtlampen nach Wrackteilen und flüchtigen Außerirdischen suchen. Dabei ist der Berliner Flughafen mehr als irdisch und menschlich. Insbesondere Die Tatsache, dass mich der nette Flugbegleiter von Iberia nicht mitnehmen möchte! Nach kurzer Schockstarre meinerseits und hektischem Getippe seinerseits schickt er mich dann zu den "Kollegen" der Lufthansa. Das finde ich zwar befremdlich, aber ohne Optionen ist man nicht wählerisch. Offensichtlich hat mich das Reisebüro auf einen etwas früheren Flug über Frankfurt und nicht über Madrid umgebucht... naja jetzt weiss ich es ja auch. Zum Glück bin ich früh dran und die erst grimmig schauende Dame der Lufthansa checkt mich dann doch überraschend freundlich bis nach Buenos Aires durch. Damit geht das Warten los. Warten auf die Maschine, die sich "natürlich" etwas verspätet, warten auf das Boarding, warten auf dem Rollfeld, warten in Frankfurt auf den Weiterflug und dann warten, bis der Atlantik überquert und Südamika in Sicht ist. Aber bis dahin sind es jetzt noch knapp 20 Stunden! Gelangweiltes Surfen auf dem Handy offenbart „schreckliches“: der Spiegel schreibt, die deutschen Flughäfen stünden kurz vor der Schließung... kein Enteiser mehr. Ich scrolle schnell weiter nach unten und beobachte skeptisch die Anzeigentafel, ob die Enteiserverknappung es bis zu uns schafft. Als ich dann endlich im Flugzeug nach Buenos Aires sitze und die verschneite Frankfurter Startbahn sich wie eine schlechte Fototapete vor dem Fenster vorbeischiebt schnaufe ich kurz durch, jetzt geht es richtig los. Endlich! [mehr]

[bild=3]Im Flugzeug treffe ich bereits die ersten Gesichter, die mich in den nächsten 10 Tagen begleiten werden. Einer der Motorenentwickler des Race Touareg bildet die Nachhut und fliegt als Einer der letzten Techniker „rüber“. Außerdem sitze ich mehr oder minder Zufällig, nach zwei Sitzplatzwechseln neben Timo, Autoredakteuer bei der BamS (Anm. d. Red. „Bild am Sonntag“ 😉). Die restlichen Stunden des Fluges sind von Fachsimpeleien, gelegentlichen Turbulenzen und zeitweilig erfolgreichen Schlafversuchen geprägt. Als die 747-400 nach 13 Stunden endlich in Buenos Aires aufsetzt bin ich zwar wach, aber nur bedingt erholt. Nach Passkontrolle und "Röntgenzoll" werden wir von einem netten Herren in einem argentinischen Passat bis in die Stadt gebracht. Spätestens jetzt sehe ich jede Menge Neues. Schrottreife Oldtimer und Busse auf den Strassen, Plattenbauten in einem Meer aus Bäumen und jede Menge gut gelaunter Menschen.

[bild=5]Im Hotel angekommen schleppe ich meine Tasche, ich habe GARANTIERT zu viel eingepackt, aufs Zimmer und kollabiere erst einmal kontrolliert unter der Dusche. Aber zum Ausruhen bleibt nicht viel Zeit, da wir um 12:00 Uhr die anderen Journalisten aus dem VW Media Team treffen und dann gemeinsam zur Akkreditierung nach La Rural fahren, dem Dakar Village. Also wieder hoch ins Zimmer, Knipse, Führerschein und Pass einstecken und los geht’s. Das Media Team ist mit Journalisten aus aller Herren Länder bunt besetzt. Vor dem Hotel erwartet uns nicht nur ein kleiner Reisebuss, sondern auch die brachiale Hitze. Von den entspannten 25 Grad bei unserer Ankunft ist nicht mehr viel zu spüren. Ich erwische mich immernoch dabei, wie ich mich über das Wetter freue und es aber irgendwie auch völlig irrwitzig finde. Insbesondere die vielfältige Weihnachtsdekoration inkl. Bäumen und nachgestellter Krippenszenerie mutet neben Palmen für den gemeinen Berliner dann doch etwas ungewohnt an.

[bild=10]Das Dakar Village besteht hauptsächlich aus dem Fahrerlager, dem Pressezentrum, dem Akkreditierungsbereich und der Scrutineering-Halle. Hinter dem Scrutineering verbirgt sich die technische Abnahme der Fahrzeuge. Dort werden die Autos, Buggies, Bikes, Quads und Trucks aber auch die Service Fahrzeuge vor der eigentlichen Rallye abgenommen. Nur, wer durch das Scrutineering kommt kann an der Rallye teilnehmen. Das Village selbst steht auch Besuchern offen und so gibt es neben dem eigentlichen Rallye Bereich auch einen Besucherbereich, der ein wenig an eine Messe oder vielleicht eher ein Festival erinnert. Die Fahrzeuge, die das Scrutineering hinter sich haben fahren über eine Bühne und werden dort vor dem Fotografierenden Publikum kurz vorgestellt und interviewt. Rings herum finden sich diverse Stände der Sponsoren und des Rallye-Veranstalters wo es natürlich die obligatorischen „Ich war dabei T-Shirts“ zu erwerben gibt. Neben RedBull ist Volkswagen sicher der prominenteste Vertreter. Neben einem Amarok Pavilion gibt es einen eigenen Offroad-Parkour auf dem die Amaroks gemächlich über mehr oder minder anspruchsvolles Terrain bewegt werden.

[bild=18]Damit wir als Journalisten auch tatsächlich die gesamte Zeit Zutritt hinter die Kulissen bekommen ist die finale Akkreditierung nötig. Vom deutschen Amtsschimmel kennt man seinen Laufzettel und erwartet einen mehr oder minder geordneten „Behördenmarathon“. Wie gewohnt liegt man damit aber nicht zwingend richtig. Der französische Veranstalter, die A.S.O. (Amaury Sport Organisation) tickt da anders... französisch, entspannt eben. Die diversen Stationen, die wir durchlaufen sind nur bedingt dokumentiert und gern schwatzen vier Kollegen hinter dem Tresen, während eine weitere Dame allein die 50 wartenden Journalisten mit den Pressekits versorgt. Aber alle haben gute Laune und immer ein Lächeln auf den Lippen... das ist doch mal was.

Nach einigem Hin und her ist es dann endlich offiziell ich habe mein Pressekit (mit T-Shirt 🙂) und kann die nächsten zwei Stunden noch ein wenig mit der Kamera stromern gehen. Das nutze ich natürlich ausgiebig. Da die Argentinische Sonne inzwischen meinen mickrigen Lichtschutzfaktor 20 in die Kniehe zu zwingen beginnt husche ich, mit meinem Presseausweis bewaffnet, direkt in die Scrutineering-Halle, um noch ein paar Fotos „vom Geschehen“ einzufangen. Hier ist es nicht nur angenehm kühl, sondern auch sehr geschäftig. Die Offiziellen begutachten die diversen Fahrzeuge. Hier und da wird hektisch geschraubt und dann höchst feierlich und offiziell die offizielle "Beklebung" vorgenommen. Man spürt in der Halle die Anspannung der Fahrer, denn keiner hat Lust wegen irgendwelcher Kleinigkeiten noch etwas am perfekten Gefährt ändern zu müssen. Aber die meisten sind, trotz Anspannung und Geschäftigkeit, "heiß" auf das Rennen. Hat man es erst einmal durch die Halle geschafft warten nur noch die Besucher und Journalisten vor der Halle auf einen... ach ja und die 9000 KM Rallyestrecke.

[bild=17]Zu guter letzt finde ich in einer Ecke der Scrutineering Halle auch einen unserer Amaroks. Komplett mit Aufklebern und fertig zum rocken... sehr schön. Heute ist noch ein bedächtiger Tag, das Camp ist mittelmäßig besucht und auch in der Halle ist zwar Trubel aber alles noch im überschaubaren Rahmen. Morgen geht es auch hier richtig zur Sache. Man darf also gespannt sein.

Nach einem Briefing für die Presseteams, die das Volkswagen Team begleiten, geht es zum gemeinsamen Abendessen. Hier finden sich dann zum ersten mal für die nächsten zwei Wochen fast Alle aus dem Volkswagen-Tross an einem Fleck zusammen: Fahrer, VW-Team und Journalisten. Bei ordentlichen Argentinischen Steaks wird über vergangene Dakars und Gott und die Welt geplaudert. Alles in allem ein sehr anstrengender, weil langer, Tag. Aber macht Lust auf mehr.

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Sun Dec 19 01:34:17 CET 2010    |    MT-Tom    |    Kommentare (13)    |   Stichworte: Checkliste, iPhone, Touareg, Volkswagen, Vorbereitungen

[bild=1]In den letzten beiden Tagen habe ich meine Hausaufgaben gemacht. Zugegeben ich bin kein Rallye-Enthusiast. Wenn ich an Rallye denke, dann manifestiert sich die WRC und die damit aktuell verdrahteten Namen und Legenden. Paris-Dakar ist bzw. war mir natürlich auch ein Begriff, aber wirklich intensiv beschäftigt habe ich mich noch nie damit... bis gestern! Mit dem Resultat, das ich jetzt nicht mehr nur neugierig, aufgeregt und gespannt bin, sondern sich auch etwas Angst, oder besser Respekt, dazu gesellt hat.

Heute: Was steckt hinter der Dakar Serie, meine aktuellen Vorbereitungen, was gibt es zur Dakar im Netz und natürlich die Hausaufgaben. Noch 10 Tage bis zur Abreise... [mehr]

Die "Auskenner" können die folgenden Absätze gern überspringen. Aber mit allen, die sich dem Thema "Dakar" noch verhältnismäßig Jungfäulich gegenüber fühlen, will ich gern teilen, was ich gelernt habe.

The Dakar - Die Geschichte
Vor mehr als 30 Jahren vom Franzosen Thierry Sabine als "The Paris-Dakar" ins Leben gerufen etablierte sich die Rallye schnell als Motorsportereignis der Extreme. Nicht nur die 10.000 Km, die es zurückzulegen gilt, sondern auch die Tatsache, dass Motorräder, Quads, Autos und Trucks sich gleichzeitig dieses Rennen liefern ist spektakulär anzusehen. Die Strecke führt zu einem großen Teil durch die großen Afrikanischen Wüsten und verlangt den Fahrern dabei das Äußerste an fahrerischem Können, Kondition und vor allem Willenskraft ab.

[bild=2]Ein "normaler" Tag der Rallye startet in der Regel zwischen 5 und 6 Uhr morgens. Die Gesamtstrecke des Tages, oft zwischen 400 und 600 Km ist dabei meist in drei Abschnitte unterteilt. Der Anfahrt, das können gern auch mal 100 bis 200 Km sein, dem sogenannten "Special" und der Fahrt ins Lager (auch Bivouac genannt). Natürlich müssen die Fahrer die Gesamtstrecke innerhalb des Tages schaffen, die eigentliche Zeitwertung erfolgt aber "nur" für die Strecke des Specials. Allerdings ist dass dann auch die Strecke, die es wirklich in sich hat. Das heißt, die Fahrer müssen also erst einmal zur eigentlichen Challenge fahren, dann richtig Gas geben und dabei nicht ihr Fahrzeug oder sich selbst zerstören und dann noch in das neue Lager fahren. Sind sie im Lager angekommen kann die verbleibende Zeit bis zum nächsten morgen mit Reparaturen an den Fahrzeugen und "Erholung" für die Fahrer verbracht werden. Oft kommt es bei besonders anspruchsvollen Specials vor, dass die Fahrer bis zu 20 Stunden auf den Rädern und in den wenigen verbleibenden Stunden bleibt dann oft keine Zeit mehr, um Mann und Material wieder fit zu bekommen. Deswegen hat die Rallye nicht zu unrecht den Ruf einer "Materialschlacht".

Diese Strapazen ziehen aber oft auch noch mehr nach sich. Die dunkle Seite der Dakar sind die vielen Toten und Verletzten, sowohl unter den Fahrern, als auch unter den Zuschauern. Bis heute hat die Dakar Serie über 60 Menschen das Leben gekostet, darunter auch Thierry Sabine, der mit 5 Begleitern 1985 in einem Sandsturm in einem Hubschrauber verunglückte. Auch wenn die Dakar-Veranstalter fast schon mit militärischer Präzision alles durch organisieren und mit Flugzeugen, Helikoptern, Trucks und mit einem großen medizinischen Team vor Ort sind. Die Dakar ist und bleibt ein Motorsport-Extrem-Ereignis in den Extrem-Gebieten unseres Planeten. Wüsten sind nicht ohne Grund zum größten Teil unbewohnt, hier ist jeder Tag gleich Lebensfeindlich. Läßt man sich darauf ein, verläßt man die bequeme Couchperspektive, weiß man zwar nicht, welches Gesicht einem die Wüste und mit ihr die Dakar zeigt... aber in jedem Fall wird man sich sein Leben lang daran erinnern.

Vorbereitungen
Nachdem ich nun "alles" gelesen habe, was man im Netz zur Dakar finden kann und mir die Dokumentation "Race to Dakar" angeschaut habe (übrigens empfehlenswert) bin ich umso mehr gespannt, aber auch angespannt. Seit Tagen beschäftige ich mich latent mit den Vorbereitungen. Die umfangreichen Dokumente sind alle ausgefüllt, jetzt geht es "nur" noch darum zu überlegen, was alles mit soll/muß/kann/darf. Meine aktuelle Checkliste sieht aus wie folgt... für Anregungen und Ideen bin ich aber mehr als dankbar:

Bücher und Lesestoff
- Lonely Planet - South America, Lonely Planet - Travel Photography
- SAS Survival Handbook, The Survivers Club
- The Luck Factor, letzten beiden Runners Wold Ausgaben
Die Survival Bücher sind schon länger in meinem Besitz, aber dazu schreibe ich voraussichtlich noch einmal einen extra Artikel 🙂

Reiseapotheke
Zu der üblichen Apotheke mit allem drum und dran sind mir bisher noch folgende zusätzlichen Sachen eingefallen: Mosquitomittel mit hohem (50%) DEET-Anteil, Sonnencreme, Lippenbalsam, Aftersun, Immodium Akkut, Kohle-Tabletten, Desinfektionsmittel, Fenistil-Gel gegen Insektenstiche.

FirstAid/Survival-Kit
Ich habe eigentlich immer ein kleines Erste Hilfe Paket mit den üblichen Inhalten dabei. Da mein letztes aber in Teilen schon angebrochen war, habe ich noch einmal ein neues bestellt. Was das Survival-Kit angeht, bin ich eventuell etwas über das Ziel hinaus geschossen 🙂 aber so habe ich wenigstens endlich mal eine Ausrede, um das Teil zu kaufen. Natürlich habe ich mich am SAS Kit orientiert.

Ausrüstung
Hier überlege ich noch. Wir bekommen wohl ein Zelt und Schlafsack mit Isomatte etc. gestellt, allerdings gehört zu einer guten Basisausrüstung noch einiges mehr. Ich habe nur die Befürchtung, dass ich auf Grund meiner aktuellen "Oh mein Gott, worauf hast Du Dich eingelassen!" Stimmung auch hier etwas zu viel des Guten vor habe. Im Prinzip schwirrt mir noch Folgendes im Kopf herum, was ich noch besorgen bzw. mitnehmen will: Taschenlampe(n), Trinkschlauch, Trinkflasche, Desinfektionstabletten, Reisekopfkissen, Thermodecke, Leatherman...

Technik
Hier wird es kompliziert, da ich ja während der Dakar so viel wie möglich berichten möchte muss eine Menge Kram mit: Laptop inkl. ordentlicher Verpackung, Netzteile, Ladegeräte, Verteiler, Adapter, Kabel, Kamera inkl. Zubehör, Akkus, CDRs für Musik im Auto, Kopfhörer, Micro, Festplatte.

Kleidung
Tagsüber sitzen wir für hunderte Kilometer in den Amarocks, fotografieren an der Strecke und laufen im Lager in der Wüste durch die Gegend. Am Abend sind wir dann in der Regel im Hotel, einige Nächte werden wir aber auch im Lager schlafen dürfen/können/müssen. Soweit ich das überschauen kann ist es in der Wüste ziemlich warm, also sollten wohl viele Atmungsaktive T-Shirts her. Da ich ein "heller Typ" bin vermutlich leider sogar Langarm-Shirts :-(. Wegen der Mosquitos machen lange Sachen eventuell sowieso mehr Sinn, aber wenn die wirklich so groß wie Falter sind, dann kümmert die so eine Jeans vermutlich auch wenig. Habt ihr eine Empfehlung, was ich zum anziehen einpacken sollte?

[bild=3]Dakar Mobil
Ansonsten bin ich natürlich fleißig am Recherchieren. Dabei bin ich heute über diverse iPhone Apps gestolpert, die in dem Zusammenhang mehr oder weniger Sinnvoll erscheinen:

WordLens (3,99 EUR pro Sprache)
Gerade "ganz doll hipp und auch neu!". Die Idee ist auch wirklich genial. Man "zielt" mit dem iPhone auf das zu übersetzende Schild oder Wort und die App ersetzt den Originaltext im Bild durch die Übersetzung. Das sieht im Demo-Video grandios aus. Gerne berichte ich, was es in der Praxis vermag. Schön, dass es Spanisch-Englisch kann... das passt für Argentinien/Chile ja perfekt.

Lonely Planet - Sprachführer Spanisch-Deutsch (4,99 EUR)
Ein Sprachführer halt, aber sehr kompakt und einfach in der Bedienung.

Rallye mobil (kostenlos)
Eine App von Volkswagen Motorsport, übrigens die Einzige die ich im Appstore gefunden habe unter dem Suchbegriff "Dakar". Die App enthält Berichterstattung, Technik des Race-Touareg 3, Informationen zur Strecke und Statistiken. Da die Rallye noch nicht begonnen hat ist der Inhalt noch überschaubar, aber interessant finde ich den Ansatz schon, hier die aktuellen Informationen in einer App zu bündeln. Auch hier mehr, sobald die Rallye begonnen hat.

Dakar im Internet
Unter dem Punkt werde ich den nächsten Tagen sicher noch mehr vorstellen, was zur Dakar im Internet zu finden ist.

Gerade habe ich gesehen, dass das X-Raid Team mit ihrem Mini All4 Racing, einem umgebauten Mini Countryman, bei der Dakar mitfährt. Mehr dazu auch bei ihrem Twitter Account.

Dirk von Zitzewitz, einer der Volkswagen Co-Piloten und Dakar Champion 2009, schreibt in seinen Blog aktuell über die neuen Änderungen im Dakar Regelwerk zur Navigation. Mal schauen, ob dort in Zukunft noch mehr zu finden ist. Sonst ist Dirk von Zitzewitz auch bei Facebook zu finden.

Hausaufgaben
- Regelwerk lesen (okay, vermutlich eher überfliegen)
- Reiseunterlagen vervollständigen
- Checkliste vervolständigen
- Fehlende Ausrüstungsgegenstände besorgen
- Deutsche Dakar Teilnehmer recherchieren
- mit Kamera vertraut machen

So das war es für heute... in den nächsten Tagen gibt es mehr. Über Vorschläge und Ideen zu meiner Checkliste würde ich mich freuen 🙂


Thu Dec 16 00:35:49 CET 2010    |    MT-Tom    |    Kommentare (13)    |   Stichworte: Amarock, Dakar, Impfen, Tuareg, Volkswagen, Vorbereitungen

"Aua..." denke ich und schaue lieber schnell weg. Während mein 5 jähriger Sohn keine Miene verzieht und der Arzt ihm die aktuelle 6fach Impfung in den Oberarm verabreicht. Kein Wunder, danach gibt es ja einen Luftballon nach Wahl... wenn man tapfer ist auch gerne mal zwei. Mit Luftballons kann die nette Ärztin in der Reisepraxis im Camp4, ein gut ausgestatteter Outdoor Ausrüster in Berlin Mitte, allerdings nicht dienen. Dafür aber mit jeder Menge guten Ratschlägen zum Thema Impfen. Auf ihre Frage: „Brauchen sie auch eine Beratung?“ antworte ich mit typisch Berliner Schüchternheit, die gerne auch andernorts als Ignoranz durchgeht „Och nö... eigentlich nicht!“. Immerhin habe ich mich ja vorher belesen was da in Argentinien und Chile auf mich zukommen kann und überhaupt. Natürlich gerate ich dann bei der Wahl zwischen Hepatitis A und B... „Einzeln oder lieber gemeinsam impfen“ ins straucheln und komme dann doch in den Genuss des geballten Fachwissens. „Hepatitis B braucht man eigentlich nicht unbedingt, es sei denn sie wollen alle Argentinierinnen flachlegen!“ Nach einem gemurmelten „Das eigentlich nicht unbedingt...“ erkläre ich dann doch was, wie und warum ich eigentlich in der Reisepraxis bin...

[mehr]

[bild=1]Also noch einmal von vorn...
Als ich vor einigen Tagen den Anruf unseres Ansprechpartners von Volkswagen erhielt dachte ich es geht um unseren gemeinsamen Event zum neuen Passat. Dort war alles super gelaufen und in der Werkstatt waren wir gerade dabei die Bilder und Berichte zusammen zu stellen und den Abschlussbericht zu schreiben. Weiter von der Realität hätte ich kaum liegen können. Das übliche rumgerenne in der Werkstatt, mit dem Telefon am Ohr und wichtigem Gesicht stelle ich nach den ersten Minuten erzählen ein und setze ich mich dann doch mal auf die Couch in unserem kleinen Konferenzraum. Durch das Fenster glitzert mich das Blitzeis vom Hof an und die Heizung rauscht wie ein Gasherd auf Stufe 5... aber das alles bemerke ich erst nach dem Auflegen. Eben gerade hat uns Volkswagen angeboten bei Paris-Dakar im Volkswagen Begleitkonvoi mitzufahren! Der Kenner wird übrigens sofort wissen, dass Paris-Dakar inzwischen übrigens nur noch Dakar heißt. Also ohne Paris, und irgendwie auch gar nicht in Afrika sondern jetzt schon zum zweiten mal in Südamerika. Also alles anders, aber immer noch die geilste Rallye der Welt. Ich hoffe ihr entschuldigt den Ausdruck, aber ist doch wahr!. MOTOR-TALK fährt auf der Dakar mit 🙂 Natürlich wird über alles detailliert berichtet. Hier im Blog und wenn es interessiert auch auf Twitter und Facebook.

[bild=2]Dakar 2011 – Argentina, Chile
Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Konkret geht es darum in einem von 11 Amarocks das Volkswagen Dakar Rallye Team, die ja selbst im Touareg durch die Wüste rocken und auch noch den Titel zu verteidigen haben, zu begleiten. Ein Wahnsinn, die wohl anspruchsvollste Rallye der Welt, in einem Kontinent der Extreme, selbst durch die Wüste und über die Anden fahren. Ich denke das kann man mit Fug und Recht, als Abenteuer bezeichnen. Wer sich auskennt wird wissen, dass die „Dakar 2011 – Argentina, Chile“ am 1. Januar in Buenos Aires startet. Nach der anfänglichen Begeisterung setzt die Schockstarre ein. Der 1. Januar DAS ist nicht mehr wirklich lange hin. Nach einigem hin und her und unendlich viel Geduld, Nachsicht und Unterstützung meiner Familie steht der Plan... zumindest im Kopf. Ich rufe zurück und bestätige unsere Teilnahme.

Die Vorbereitungen
Zurück zu den Spritzen! Als ich die Unterlagen bekomme muss ich kurz schlucken. Neben den persönlichen Daten, dem Ablaufplan und den diversen Unterlagen die einzureichen sind gibt es auch ein 5 Seitiges Dokument des medizinischen Teams. Darin findet sich alles, was Rang und Namen unter den Tropenkrankheiten hat. Mit Verläufen, Wahrscheinlichkeiten und möglichen Vorkehrungen. Übrigens wird fast alles von Mosquitos übertragen, Empfehlungen für ein wirksames Mosquito-Mittel nehme ich gern entgegen. Beim lesen komme ich ins Grübeln. „Wie lange ist eigentlich meine letzte Tetanus-Impfung her?“, „Was um alles in der Welt ist Typhus?“, „Hepatitis, das haste schon mal gehört... aber was war A und was war B?“ und „...Impfausweis? Hab ich seit Jahren nicht mehr gesehen!“. Zum Glück hilft auch hier das Internet und spuckt mir besagte Reisepraxis mit halbwegs Bürofreundlichen Öffnungszeiten in den frühen Abendstunden aus. Also etwas eher Schluss machen und ab ins Auto zum „Pieksen“. Und hier sitze ich nun... habe mich zu einer Kombi-Impfung Tetanus/Keuchhusten/Poli und nochwas überzeugen lassen. Dann natürlich noch der besagte Typhus und Hepatitis. Aber nur „HepA“! Die B Variante braucht ca. 4 Wochen zum Erreichen der Immunisierung, dass ist dann wohl nicht wirklich realistisch. Ich sitze also auf der Krankenliege und betrachte stoisch die Weltkarte an der gegenüberliegenden Wand. Selbige zeigt den Status Quo im Weltgeschehen. Wie auf einer Wetterkarte werden Hochdruckgebiete aus Gelbfieber von Wetterkeilen aus Malaria und Grippalen Schauerfronten abgewechselt. Na ein Glück, dass ich weiß worauf ich mich einlasse! Während die Ärztin mir die drei Spritzen in den Oberarm verabreicht denke ich darüber nach, was für einen Luftballon ich mir aussuchen würde... oder auch zwei ?!

Weiter geht es mit: Was steckt hinter der Dakar Serie, meine aktuellen Vorbereitungen, was gibt es zur Dakar im Netz und natürlich den aktuellen Hausaufgaben.


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