Sat Jan 02 16:59:11 CET 2016 | Celsi | Kommentare (36) | Stichworte: 8S/FV, Allgemeines, Audi, C-Klasse, Mercedes, S205, TT
Verursacher:
Celsi
Waren nicht schnell genug wieder weg:
- anonym
- GH1982
- Michl2670
- almhirte
- avant-20vt-2.5
- frank schmitz
- NamasTT
- Tommi04010
- berkoe
- Dieselbrenner
Mon Mar 27 18:31:07 CEST 2017 | Celsi | Kommentare (17) | Stichworte: 8S/FV, Allgemeines, Audi, TT
Vorwort: Der Artikel wird wohl nie mehr fertig werden. Keine Zeit mehr dafür, und das ist erst Teil 1.
Damit die ganze Mühe nicht ganz umsonst war, veröffentliche ich nun Teil 1, der immerhin zu 95% fertig ist. Teil 2 kommt dann in meinem nächsten Leben. Trotzdem viel Spaß mit Teil 1
Liebe Leser,
ich habe es gelegentlich in meinen Beiträgen im Forum durchblicken lassen, und zwar nicht nur dadurch, dass viele meiner Beiträge "mitten in der Nacht" gepostet worden zu sein schienen: Ich habe große Teile von 2015 und einige Wochen von 2016 beruflich in China verbracht, oder genauer gesagt: In Shanghai.
Als ich mich freiwillig für das Projekt unserer Firma in China gemeldet hatte, war mir klar gewesen, dass ich einige Wochen dort verbringen würde. Was mir nicht klar war, ist, das es so viele Wochen sein würden und dass es mir dort gefallen würde.
Ich will Euch ein wenig von dieser interessanten Stadt zu erzählen.
EIN WENIG ERDKUNDE
1.1 Shanghai aus dem Flugzeug, trotz Dunst sieht man schön, wie der Huangpu die Stadt teilt
Shanghai ist damit eine der größten Städte der Welt und Chinas wichtigster Industriestandort. Der Hafen von Shanghai ist der größte Containerumschlagplatz der Welt. Er liegt am Fluß Huangpu, der die Stadt in 2 Hälften teilt: Puxi (bedeutet "westlich des Huangpu") und Pudong ("Östlich des Huangpu")
Und damit soll's genug sein des Erdkundeunterrichts Wer mehr in dieser Richtung erfahren möchte, dem sei der entsprechende Wikipedia-Eintrag über Shanghai ans Herz gelegt.
FLUG UND HOTEL
1 Airbus A330-200 der AIR CHINADer Flug von Frankfurt nach Shanghai-Pudong ist kein Spaß und dauert hin (gegen die Erddrehung) 10,5 Stunden und zurück (mit der Erdrotation) fast 12 Stunden. Diese Zeit verbringt man optimalerweise in der Business-Class, wenn man bereit ist, das 3-5fache des Economy-Flugpreises, der um die 1000,- EUR liegt, zu bezahlen.
Mit der Lufthansa reist man ein Stück bequemer (aber auch teurer), wenn ein A380 eingesetzt wird, bei Air China oder China Eastern landet man meist in einem kleineren A330. Trotzdem hat China Eastern einen großen Vorteil: Schon in der Economy-Class sind 2 Koffer á 23kg zulässig.
Nach Ankunft findet man sich in der Zeitzone GMT+8 wieder, und damit 7 Stunden (bei deutscher Winterzeit) bzw. 6 Stunden (Sommerzeit) voraus. Bei Ankunft am Tage kann ich nur empfehlen, sich bis zum Abend irgendwie auf den Beinen zu halten, egal wie schlecht oder gar nicht man im Flugzeug geschlafen hat. Wer sich sofort auf's Ohr haut, der braucht tagelang, um in den neuen Tag/Nacht Rhythmus zu kommen (Jetlag).
2 Relativ westlich eingerichtetes Hotelzimmer
Die großen Hotels der bekannten westlichen Hotelketten sind in Shanghai auch sehr westlich eingerichtet - der Unterschied zu Europa ist ein leicht chinesisch angehauchtes Design und wurde von mir als angenehm empfunden (Crowne Plaza Pudong Shanghai). Es ist alles vorhanden, was man als Europäer erwartet. Die Hotelrestaurants bieten in der Regel auch europäische und noch mehr amerikanische Gerichte an, und beim Frühstück morgens ist für jeden was dabei. Nachdem wir uns bei ersten Besuch ein wenig mit ein paar Hotelangestellten angefreundet hatte, gab es bei den Folgebesuchen sogar Laugengebäck und Nutella.
Auch im Bad geht es wie gewohnt zu, wenn auch die Toiletten etwas anders konstruiert sind: Sie sind stets zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Aus den Steckdosen kommen 230V, und deutsche Stecker passten bei mir in Hotel und Büro ohne Adapter. Trotzdem haben die chinesichen Kollegen andere Stecker an ihren Geräten gehabt (drei flache Kontakte), für die es eigene Steckdosen gab. Hier besser vor dem Aufenthalt informieren oder gleich einen Adapter mitführen.
3 Laugengebäck zum FrühstückDas Leitungswasser in Shanghai ist gechlort und nicht trinkbar. Die Trinkwasserversorgung findet über Flaschen und Wasserspender statt, wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt. Zähneputzen mit Leitungswasser ist aber möglich, so giftig ist es nicht.
Der Kaffee ist okay und wie gewohnt, jedenfalls wenn man "American Coffee" oder Cappucino bestellt. Milch dagegen sucht man schon mal vergebens. Ein großer Teil der Chinesen ist laktose-intolerant (Folge der jahrelangen Isolationspolitik) und vertragen sie nicht, weshalb übrigens auch (Milch-)Schokolade kein optimales Gastgeschenk aus Deutschland ist.
Dagegen beliebt: Babynahrung aus Deutschland, Handcreme und Kosmetik, Eiswein, Jägermeister, Vitaminpräparate (Brausetabletten) und, wenn es etwas teurer sein darf, WMF-Besteck oder Töpfe.
DAS ESSEN
10 - Noch leerer Speisetisch in gehobenerem RestaurantIhr esst gerne chinesisch wie ich? Ihr würdet in China bestimmt keine Probleme mit dem Essen haben? Nicht zwangsläufig. Insbesondere, wenn Ihr nicht auf Seefood und fettiges Essen steht, und/oder Eure Hemmschwelle bei ... äh ... Essen, dem man ansieht, dass es mal ein lebendes Tier war, nicht gering ist.
Denn "Chinesisches" Essen in Europa und "echtes" chinesisches Essen haben nur rudimentäre Ähnlichkeiten.
Fangen wir mal harmlos an:
Einmal habe ich mich gefreut, dass es eine Art panierte Hähnchenstücke gab, offenbar 12 Seafoodzusammengesetztes Hähnchenfleisch wie bei unseren Nuggets. Leider waren viele kleine Knorpelstücke drin, so dass es beim Kauen knirschte. Auf Nachfrage habe ich erfahren, dass diese absichtlich zerkleinert und beigemischt werden, weil das als besonders schmackhaft gilt.
Wichtiger Hinweis: Meine Schilderungen zum chinesischen Essen sind nicht abwertend gemeint. Es ist eine andere Kultur und ein anderes Essen. Anders, nicht schlechter. Dass ich persönlich mit einigem davon nicht klar komme, ist kein Maßstab und soll das chinesische Essen nicht abwerten. Einige meiner Kollegen fanden das Essen recht schmackhaft und konnten auch meine Abneigung nicht verstehen. Ich glaube, wenn ich Seafood gegenüber aufgeschlossener wäre, hätte ich viel weniger Probleme gehabt.
Weitere Impressionen zum Thema Essen:
13 - Typische chinesische Gerichte14 - Speisekarte15 - Thailändisch essen in Shanghai
16 - Japanisch essen in Shanghai17 - Kopflastiges Fischgericht18 - Essensauswahl vorm Aquarium
19 Chinesische Ess-StäbchenAuch wenn man in Bild 15 und 16 Messer und Gabel auf dem Tisch sieht: Das erste war ein thailändisches Restaurant (in Thailand isst man auch mit Messer und Gabel) und das zweite ein japanisches Restaurant, wo nicht-Asiaten aus reiner Höflichkeit auch Messer und Gabel gereicht bekommen. Aber in China isst man, wie jedes Kind weiß, mit Stäbchen ("Chop Sticks"). Ich kam nach ein paar Tagen Eingewöhnung ganz gut damit zurecht und bin immerhin nicht verhungert, und auch meine Kollegen haben sich schnell daran gewöhnt. Auf Nachfrage bekommt man fast überall auch Messer und Gabel, aber die Benutzung der Stäbchen ... man kommt sich irgendwie nicht mehr so ganz wie ein Fremder vor, fühlt sich zugehöriger, und die chinesischen Freunde und Kollegen nahmen es auch stets wohlwollend und teilweise auch belustigt zur Kenntnis, dass wie uns in diesem Punkt anpassen wollten und uns die Finger verknoteten in den ersten Tagen.
20 TsingTao Bier - hier die deutsche AufmachungDie geräuschvolle Art, wie man in China demonstriert, dass das Essen schmeckt (Schmatzen), haben wir jedoch nicht übernommen. Ich habe mich stets gefragt (und frage ich es mich noch immer), ob den Chinesen (vielleicht sogar negativ) aufgefallen ist, wie seltsam lautlos wir aßen. Angesprochen habe ich dieses möglicherweise kulturell brisante Thema jedoch nie.
Ich habe mir ein paar Sets Stäbchen mit nach Deutschland genommen und esse gelegentlich meine Nudeln und Fleisch damit - einfach, weil es Spaß macht und um im Training zu bleiben
Es gibt dort drüber übrigens eine ganze Reihe recht trinkbarer lokaler Biere, an Bekanntheitsgrad allen voran vielleicht das TsingTao. Auf praktisch jedem Foto, das in in einem Restaurant gemacht habe, stehen mehrere Flaschen davon auf dem Tisch, aber auf keinem sieht man das Etikett vernünftig. Gut, dass LIDL so ca. 2x im Jahr ein paar Kisten pro Markt importiert, so konnte ich mich erst letzte Woche wieder damit eindecken und grade einfach ein Foto in der heimischen Küche machen.
Es ist ein recht mildes Bier, das man trinken kann wie Wasser, was einen jedoch nicht vor den üblichen Folgen schützt .
Obwohl alle von uns das TsingTao mochten, hatten wir auch keine Probleme, in den vielen ausländischen Bars und Kneipen auch die vertrauteren Marken wie Warsteiner, Corona, Heineken, Guinness und sogar Paulaner aufzutrieben. Shanghai ist auch hier wahrlich international.
- Paulaner
- Family MArt
- Süßigkeiten Snickers, dove, lays M&Ms
DIE MENSCHEN
Die Chinesen sind ein freundliches und offenes Volk. Ab und zu versuchen sie zwar, Dich über's Ohr zu hauen, aber selbst dann meinen sie es nicht böse. Der Kontakt zu meinen chinesischen Usern und Beratern war nach kurzem "Beschnuppern" angenehm, nett und sogar humorvoll, nachdem sie gemerkt haben, dass da kein "steifer" Deutscher vor ihnen sitzt. Viele von Ihnen bezeichne ich heute, nach meinem vorerst letzten Besuch in Shanghai, als meine Freunde.
4 Chinesische Taxis (links) und zweisprachige Schilder. Im Hintergrund eine Einfahrt zur ...Außerhalb der Firma und des Hotel war der Kontakt ein wenig schwieriger, denn obwohl Shanghai sehr westlich ausgerichtet ist (nahezu alle Schilder sind zweisprachig), spricht besonders die ältere Generation kein Englisch. Die jüngere Generation hingegen schon, man wird in der Metro und in der Stadt als offensichtlicher Europäer gelegentlich angesprochen, wo man denn genau herkommt. Sagt man dann "Germany", geraten die Chinesen oft in Verzückung: Good old Germany mit seinen Wäldern, der (relativ) sauberen Umwelt, den qualitativ hochwertigen Produkten und nicht zuletzt den Autobahnen ist eine Art Märchenland für sie.
Spricht der Chinese kein Englisch, freut er sich immer, wenn man selbst sich dann bei ein paar Brocken chinesisch die Zunge bricht. Viel braucht man nicht, um sich einigermaßer auszudrücken:
- Guten Tag: Nihao ("gesprochen wie es geschrieben wird, das "h" wird stark "gehaucht")
5 ... Waigaoqiao Free Trade Zone, einer Freihandelszone, in der viele ausländische Firmen ansässig sind, auch unsere.- Danke: Xièxie ("sessiäh" gesprochen, wobei das "s" mit an den oberen Gaumen angelegter Zunge gesprochen wird wie das engl. "th"
- Gern geschehen: Bù yòng xiè ("Büjong-siäh" geprochen, klingt sehr ähnlich wie Beyoncé )
- Entschuldigung: Duìbùqì? ("Duybut-chii")
- Guten Morgen: Zaoshang hao ("Zao-shang-hao", oft auch in Kurzform: Zhao! (Morgen!))
- Wiedersehen!: Zàijiàn! ("Zaizien", wobei das zweite "z" wieder mit angelegter Zunge gesprochen wird wie das engl. "th")
Wenn man sich dann noch für die sehr selten englisch sprechenden Taxi-Fahrer den Bestimmungsort in chinesich merkt (oder von einem Chinesen per Sprachmemo ins Smartphone diktieren lässt), kommt man zurecht. Den Rest erledigen Hände und Füße
Ein paar kulturelle Besonderheiten gibt es dennoch, hier eine Auswahl:
- Überreiche Visitenkarten immer mit beiden Händen an den Ecken gefasst, und nimm sie genauso entgegen. Studiere sie dann und stecke sie ein. Die Visitenkarte ist das "Gesicht" des Chinesen und will entsprechend wertgeschätzt werden.
- Nase putzen in Gesellschaft anderer geht gerade noch so, aber bloß nicht beim Essen! Man zieht die Nase mehr oder weniger unauffällig hoch!
- In der Stadt kommen ständig Leute auf einen zu, die einem etwas andrehen wollen: Uhren, Handtaschen und fliegendes Elektrospielzeug. Diese Leute vollkommen ignorieren, sonst wird man sie eine Weile nicht mehr los. Angucken oder "no, thank you" sagen ist ein Fehler! Völlig Ignorieren!
DIE PERSÖNLICHE SICHERHEIT
In Shanghai ist man sehr sicher unterwegs, gerade als Ausländer. Die Strafen dafür, einem Ausländer etwas anzutun (absichtlich oder unabsichtlich), sollen drakonisch sein, wurde mir gesagt. Ich bin einmal in einer Metro-Station um eine Ecke gebogen, wo Jugendliche Ball spielten (warfen). Ich habe es geschafft, das genau so zu timen, das der Ball mir mit ziemlicher Geschwindigkeit ins Gesicht flog, wobei meine Brille das Schlimmste abgefedert hat. Die Kids haben fast einen Herzschlag 6 Kamerafahrzeuge der Polizei links und rechts am Strassenrandbekommen und waren erst 10 Minuten später so weit beruhigt, dass ich sie wieder los wurde ("Are you okay, Sir, are you really okay?").
So wurden meine Kollegen (die teilweise über Jahre dort waren) und ich auch niemals Zeuge eines Verbrechens, weder an uns noch an anderen, auch keine Diebstähle, wenn man man von mangelndem Verhandlungsgeschick unsererseits bei einigen Einkäufen absieht
Auch unsere Mädels hatten keinerlei Bedenken, sich nachts (mind. zu zweit) alleine durch Shanghai oder die Vororte zu bewegen.
In belebteren Gegenden der Innenstadt sowie auf öffentlichen Plätzen gibt es zudem Kameraüberwachung. Die schwarzen Vans der Polizei mit den auf dem Dach montierten Kameras sind in der Stadt allgegenwärtig. Auch das vermittelt ein Gefühl von Sicherheit.
ZENSUR UND INTERNET
7 WeChat, das bessere WhatsAppDie meisten wissen es: China hat nicht nur eine große Mauer, sondern noch eine zweite, virtuelle. Diese zensiert das Internet und filtert so gut wie alle Google-Seiten und -produkte, Pornografie und andere Dinge heraus, die den chinesichen Zensoren ein Dorn im Auge sind. Da alles erst einmal gefiltert wird, macht es selbst schnelle Internetverbindungen lahm, sobald Daten "von draussen" angefordert werden. Eine gute Nachricht gibt es aber: Auch wenn Google von China verteufelt wird, WhatsApp funktioniert, so dass man einen gewissen Kontakt über das Internet zum Rest der Welt halten kann. Auch Skype funktioniert.
Trotzdem ist WhatsApp in China eher ungebräuchlich, man verwendet WeChat, das meiner Meinung nach sogar besser als WhatsApp ist. Es hat deutlich mehr Funktionen, u.a. "Personen in der Nähe", "Shake" (Man schüttelt seine Handy, um Kontakt zu suchen, und bekommt das Profil von jemandem angezeigt, der irgendwo auf der Welt zur gleichen Zeit das Handy schüttelt) und ein kleine persönliche Seite im Profil genannt "Moments", wo man für seine Freunde Fotos, Kommentare und Links posten kann. Eine Art integriertes Mini-Facebook.
Ich habe WeChat heute immer noch parallel zu WhatsApp auf meinem Smartphone, um Kontakt zu meinen chinesichen Freunden zu halten.
8 Smartphone App: "Explore Shanghai" hilft bei der orientierung im Metro Netz
ÖFFENTLICHER NAHVERKEHR
Ich ziehe das jetzt von der Themenauswahl etwas chronologisch geordnet auf, um eine Struktur hineinzubekommen: Ist man einmal im Hotel angekommen, hat was gegessen und traut sich auf die Strasse, möchte man meist in die (Innen-)stadt gelangen. Um sich bei Sightseeing und Shoppingnoch ein wenig auf den Beinen zu halten, bevor man abends den Strapazen des Fluges und des Jetlags erliegt.
Sich in Shanghai fortbewegen ist einfach und günstig: Viele Hotels bieten kostenlose, regelmäßige Shuttle-Busse in die Innenstadt an. Auch ein Taxi macht einen nicht arm wie in Deutschland. Dafür sind es aber oft schlecht gewartete, alte Schrottkisten in Form älterer, ausgelutschter VW Santana 2000 und 3000, die es so in Europa nie gab (Santana 1 eingestellt 1988). Das einzige, was an diesen Kisten zuverlässig funktioniert, ist die Motorkontroll-Leuchte . Aber auch ein paar wenige neuere VW Touran sind unterwegs und in deutlich besseren Zustand.
Worauf ich aber eigentlich hinauswollte, ist die Shanghai Metro. Mit diesem dichten U-Bahn-Netz kann man in akzeptabler Zeit und sehr günstig (für umgerechnet nicht einmal EUR 1,50) von einem Ende vom großen Shanghai zum anderen Fahren. Eine sinnvolle Einrichtung: So halten die Chinesen auch den weniger wohlhabenden Teil der Bevölkerung mobil. Man kann mit der Metro praktisch jeden Teil von Shanghai erreichen, und wenn man sich den Namen "seiner" Heimatstation merkt als Ausländer, findet man immer wieder "nach Hause". Dies macht einen als Besucher unheimlich "mobil" und erkundungsfreudig. Unterstützt von der genialen App "Explore Shanghai", die das gesamte Metro-Netz abbildet und selbst offline den Weg und die Kosten darstellt, um eine bestimmte Station im Netz zu erreichen, macht das Erkunden von Shanghai wirklich Freude.
Sämtliche Schilder an den Stationen, auch die Stationsnamen, sind in Chinesisch und Englisch ausgeführt, ebenso die Ankündigungen im Zug.
Das Netz umfasst derzeit 16 Linien, ist aber weiter im Ausbau, ebenso wie Shanghai selber.
So, und zur Metro habe ich jetzt endlich auch mal mehrere Bilder. Ich bitte, die teils sehr schlechte Bildqualität zu entschuldigen: Die Bilder wurden bei sehr schlechten Lichtverhältnissen mit dem Smartphone gemacht ... Auch die Bildformate sind ziemlich durcheinandergekegelt, weil ich nicht nur eigene Bilder verwende, sondern auch die von den Smartphones meiner mitreisenden Freunde und Kollegen.
9.1 Hangjin Road Station von aussen bei Nacht9.2 Hotelfenster: Zug kurz vor Hangjin Road Station9.3 Hangjin Road Station von innen
9.4 Hangjin Road Station: Die Bahn kommt9.5 Jufeng Road Sation: Bahnsteig9.6 Jufeng Road Station: Blick aufs Schienennetz
9.7 Hangjin Road Station: Blick auf die Strasse9.8 Jufeng Road Station: Ausgang Richtung Linie 129.9 Jufeng Road Station: Der letzte Zug spät abends
9.10 East Nanjing Road: Eines von vielen Hinweisschildern zum nächsten Metro Eingang9.11 Century Avenue: Pfeile auf dem Boden signalisieren die Ein-/Aussteigelogik wie an allen Stationen: In der Mitte strömen die Austeigenden raus, an den Seiten wird zugestiegen. Das System funktioniert. Außer auf dem Bild: Niemand steigt gerade aus.9.12 Century Avenue Station: Normales Gewühl beim Einsteigen
STRASSENVERKEHR
Das Verkehrsverhalten der Shanghai-Chinesen möchte ich wie folgt zusammenfassen: "Jeder tut 1 bis 2 Sekunden vor dem Zusammenprall alles Erdenkliche, um einen Unfall zu verhindern". Davor allerdings herrscht Faustrecht. Rote Ampeln werden zwar weitgehenst beachtet (es sei denn, man hat es eilig) aber weitere Verkehrsregeln scheint es nicht zu geben. Man fährt, wann und wo sich gerade Platz bietet, links vorbei oder rechts vorbei. Ist kein Platz, versucht man sich welchen zu schaffen, indem man andere höflich aber nachdrücklich abzudrängen versucht. Hupe und Lichthupe sowie die Größe des Fahrzeugs (vielleicht stehen Chinesen deshalb so auf fette Autos und SUVs) unterstützen bei diesem Vorhaben. Hupgeräusche sind im Shanghai allgegenwärtig. Manche scheinen schon rein prophylaktisch zu hupen, wenn sie nur auf ein Kreuzung zu fahren, einfach nur um sich und ihren Anspruch auf störungsfreie Passage frühzeitig anzukündigen.
Das klingt jetzt praktisch nach Krieg auf den Straßen, aber es ist ein sehr emotionsloser Krieg.
Ich habe unsere Fahrer immer wieder beobachtet, während sie drängelnd und hupend andere Fahrzeuge zur Seite schoben: sie verziehen dabei kein Miene, bleiben völlig entspannt, gucken sogar nebenbei noch aufs Smartphone. Niemand regt sich auf, niemand gestikuliert oder flucht vor sich hin, auch die Abgedrängten passen sich stoisch an ihren neuen Platz in der momentanen Hackordnung an. Hupen heisst hier nicht "Verpiss Dich, Du Ar***" oder "ich bin mit Deiner Fahrweise nicht einverstanden" wie bei uns, sondern "bitte, ich muss hier mal durch, das verstehst Du doch sicher" oder aus etwas Entfernung vielleicht noch "Hallo, hier komm ich und ich habe nicht vor, für irgend jemanden zu bremsen."
Als Fußgänger, zumindest wenn man als Nordeuropäer ein gewisse Einhaltung der Verkehrsregeln gewohnt ist, lebt man beim Überqueren von Strassen recht gefährlich. Findet man einen der gar nicht so seltenen Zebrastreifen, sollte man sich keinesfalls der Illusion hingeben, dass irgendein Fahrzeug auch nur die Geschwindigkeit verringert, wenn man ihn betritt. Die Streifen bedeuten gar nichts. Eine grüne Fußgängerampel hat etwas mehr Gewicht, aber auch hier wird man schon mal angehupt.
Richtig gefährlich wird es jedoch mach Einbruch der Dunkelheit. Autos ohne Licht sind relativ selten (aber deutlich häufiger als bei uns) aber die ganzen Elektroroller.... man hört sie nicht, und da sie auch ihr Licht nicht anmachen um Strom zu sparen und ihre Reichweite zu verlängern, sind sie praktisch nicht wahrnehmbar.
Ich kann nur jedem Fußgänger nachts in Shanghai empfehlen, der gerade die Straße überquert: Hupt es aus der Dunkelheit, denke nicht darüber nach, versuche nicht, die Geräuschquelle zu finden. Spring einfach rückwärts zurück auf den Bordstein, wenn Dir Deine Gesundheit lieb ist.
Das klingt wild, aber die Shanghai-Chinesen können offenbar damit umgehen. Obwohl praktisch alle Autos sichtbare Kampfspuren haben, habe ich in den vielen Wochen hier nur 2 relativ harmlose Unfälle (Blechschäden) gesehen.
Polizeiwagen mit Blaulicht (bzw. Rot/Blau Licht) sieht man zwar sehr oft, aber das heißt nichts: die haben die das Einsatzlicht permanent an. Am Anfang habe ich mich gewundert, warum sie an roten Ampeln stehen bleiben und niemand Platz macht. Aber erst wenn die Sirene (American style) erklingt, ist es wirklich ein Einsatz.
Der Strassenverkehr in Shanghai hat aber auch eine ruhigere Seite, nämlich an Wochenenden und außerhalb der Rush-Hour. Dann wirken die Straßen oft richtig leer, was mit daran liegen mag, dass sie Teilweise bis zu 5 Spuren pro Richtung haben. Aber auch daran, dass lange nicht jeder ein Auto hat: Während die Auto-Preise sich umgerechnet gar nicht mal so sehr von denen bei uns unterscheiden, kostet die Zulassung bzw. ein Nummernschild mal locker zwischen umgerechnet 2.000 und 3.000 EUR. Wenn man denn eines ergattert, denn die werden vom Staat versteigert.
NÜTZLICHES UND WENIGER NÜTZLICHES ZUSATZWISSEN , UNGEORDNET