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Sat Jun 06 18:26:28 CEST 2015    |    schipplock    |    Kommentare (54)    |   Stichworte: 1, 20d, Jaguar, Mittelklasse, XE

jaguar-xe-s-01-lowres
Jaguar-xe-s-01-lowres

Ich hatte ja schon im September 2014 über den Jaguar XE berichtet und war ja schon, ohne ihn gefahren zu sein, begeistert von ihm.

 

Heute hatte ich die Gelegenheit den neuen Jaguar XE als 20d zu testen. Und ich nehme gerne das Fazit vorweg: Jaguar hat hier wirklich einen Volltreffer gelandet.

 

Mein Testwagen hatte einen 2L Turbodieselmotor mit 180PS; gepaart mit einem 8-Gang Automatikgetriebe von ZF.

 

Die Ausstattung

 

Ausgestattet war er üppig; angetan hatte es mir das Panorama-Schiebedach. Ich hatte zuletzt im Audi 80 ein Schiebedach und war überzeugt davon, dass man sowas im Zeitalter der Klimaanlagen nicht mehr benötigt, aber es ist tatsächlich sehr angenehm. Ob man die 1500 eur Aufpreis bezahlt muss jeder selber wissen. Obwohl ich nur eine Durchschnittskörpergröße habe, aber ein Sitzriese bin, hatte ich zum Dach trotz Schiebedach noch sehr viel Platz über dem Kopf.

 

Die Ledersitze sind wirklich sehr gut; man hat extrem guten Seitenhalt; niemals kommt man auf die Idee sich mit dem Ellbogen Seitenhalt zu verschaffen.

 

Das Cockpit wirkt in der Realität deutlich hochwertiger als man es auf den Bildern jemals vermuten könnte. Auch die Art und Weise des Cockpits ist enorm angenehm. Das Cockpit "umgibt" einen förmlich.

 

Und auch die dicke Mittelkonsole gibt Grund zur Kritik, sollte man meinen, aber es fühlt sich an wie in einem Flugzeug. Das ist alles sehr angenehm. Der Automatik-"Ganghebel" ist sehr gelungen; es ist nur ein Rad; das bedient man blind. Wenn man den Motor abstellt, wechselt er automatisch in "P" und das Rad versenkt sich automatisch in die Mittelkonsole. Das ist nur ein kleines Detail, aber das sind so Dinge, wo mir "geil" rausrutscht. Ich fahre immerhin einen Mittelklassewagen wie es 3er BMW und Mercedes C-Klasse auch sind.

 

Und ich als BMW-Fahrer habe natürlich auch getestet, ob man den Ellbogen entspannt auf die Tür auflegen kann; seid beruhigt; das funktioniert wunderbar :).

 

Die elektrische Sitzverstellung ist ungünstig links ganz unten zwischen Sitz und Tür direkt am Sitz montiert; das kann zumindest Mercedes in dieser Klasse besser, aber da man sowas vermutlich nicht sehr oft einstellt, wird das verschmerzbar sein; ich musste jedoch die Türe öffnen, um den Sitz zu verstellen; ich hatte die Knöpfe nicht sofort gefunden.

 

Die vielen Extras hatten mich etwas überfordert; dieser Tote-Winkel-Warner zum Beispiel war für mich nur Spielerei; ich habe die Beleuchtung in den Spiegelgläsern nie wahrgenommen, weil ich eben meinen Kopf schon nach hinten gedreht hatte; Schulterblick aus der Fahrschule eben; da ich auch alte Autos ohne rechten Spiegel gefahren bin, schau ich teilweise durch die Heckscheibe, wenn es sein muss. Aber im Zweifel verhindert es vielleicht einen Unfall.

 

Der Spur"warner" war auch sinnlos. Das Lenkrad vibriert, wenn man über einen Strich fährt; aber auch, wenn man blinkt...nun ja, so bleibt man wenigstens wach (oder so); das ist bei jedem Modell dabei, aber lässt sich auch deaktivieren. In Baustellen funktioniert es nicht, da es nur die weißen Striche erkennt.

 

Das Lenkrad ist perfekt; Quasi ein M-Sportlenkrad; nur, dass das jeder XE hat.

 

Der XE fühlt sich an, als wäre er aus einem Stück gefräst worden. Nichts knackt, nichts knistert; das ganze Cockpit ist für diese Klasse extrem hochwertig verarbeitet.

 

Fahrwerk, Motor und Getriebe

 

Ja, aber nun zum Wichtigsten; das Fahrwerk ist deutlich komfortabler als bei BMW; es schluckt einfach alles und trotzdem lenkt sich das Auto sportlich zackig durch die Kurven. Poltern? Gibt es nicht. Stöße in den Rücken? Auch nicht.

 

Und der Motor? Da muss ich leider "boah" schreiben. Das sollte tatsächlich ein Diesel gewesen sein. Niemals! Das Ding war so leise! Obwohl ich das Dach offen hatte!

Der Motor passt wunderbar zum XE. Im direkten Vergleich zum N47 von BMW ist das ein sehr kultivierter Motor; der N47 ist dagegen eine laute Rappelkiste. Auch beim Beschleunigen in höheren Drehzahlen klingt das Aggregat niemals nach einem Diesel. Ich war leicht verwirrt.

 

Die Performance des XE 20d ist vergleichbar mit der eines 320d. Vmax und Beschleunigung sind marginal schlechter (0.4 Sekunden langsamer auf 100km/h und 2km/h schlechtere Vmax), aber es fehlen ja auch 4PS. Die Werte sind natürlich trotzdem alles andere als schlecht.

 

Die 8-Gang Automatik wechselt die Gänge, ohne dass man es bemerkt. Beim Anfahren war mir die Automatik aber etwas zu "forsch". Da hat sie den Motor unnötig hochdrehen lassen, obwohl kein Sportmodus aktiviert war. Man konnte das mit sehr sanftem Pedaldruck natürlich kompensieren, aber das fiel mir sofort auf. Der "Kickdown" funktioniert ohne typische Gedenksekunde. Ich will jetzt kein DSG mehr. Ein "Schieben" beim Bremsen war nicht wahrzunehmen. Rückwärts fahren geht exakt dosierbar.

 

Aber bei Automatikgetrieben kann man es jedoch nie allen Recht machen; ich würde sie trotzdem bestellen, da ich ja hier eindeutig fehlbedient hatte und es mit sanftem Gasfuß auch langsamer angehen lassen konnte. Man sollte das aber unbedingt mal probe fahren, aber das empfehle ich generell bei solch einer teuren Investition.

 

Die Bremse lässt sich extrem gut dosieren. Da bin ich im direkten Vergleich zu BMW etwas neidisch. Konkrete Bremswerte habe ich jedoch nicht.

 

Der XE fühlt sich wirklich leicht an. Man merkt ja, wenn Autos sehr schwer sind. Der XE aber schiebt nicht, sondern fühlt sich federleicht an. Ich hätte erwartet, dass er sich mit Automatik "schwer" anfühlt, aber zum Glück ist das nicht so.

 

Ich will auch gar nicht mehr all zu viel zum Auto schreiben; der Jaguar XE hat mich überzeugt. Ich habe nicht einen einzigen gewichtigen Kritikpunkt.

 

Mein ganz persönliches Fazit

 

Durch diverse Leihwagen bin ich auch die Konkurrenz schon gefahren und kann, ohne von Jaguar bezahlt zu werden, behaupten, dass der XE hier tatsächlich einen neuen Maßstab in der Mittelklasse setzt. Ich selber fahre einen BMW 318d E90 von 12/2011. Der ist dagegen gefühlt eine Klasse schlechter. Besonders innen und auch vom Fahrverhalten. Beim Jaguar XE hat man auch eine sehr lange Motorhaube; das fährt sich sehr schön; ich mag das. Die Haube des BMW fühlt sich dagegen wie ein Stummel an.

 

Das Personal von Jaguar war sehr nett und die Frau war auch noch autobegeistert. Sie erzählte mir von ihrer Autohistorie, von diversen Testwagen, die sie gefahren ist usw...wir hatten auch eine kurze Diskussion über 3-Zylinder Motoren :). Ich schwärmte vom 1.5L R3 im Cooper mit 136 PS; sie schimpfte über alte R3 Diesel von VW, die nicht vom Fleck kamen; da prallten natürlich Welten aufeinander, aber es war amüsant.

 

Wenn ihr potentielle Käufer von Autos in der Mittelklasse seid, schaut euch unbedingt den Jaguar XE an; er ist immer günstiger als die Konkurrenz und bietet dafür auch mehr. Es soll auch ein Allradantrieb folgen, der mich persönlich aber nicht interessiert; ich wohne ja im Pott.

 

Ich bin vollends begeistert. Mein nächster Mittelklassewagen wird ein XE. Ganz sicher :). Das dauert zwar noch ca. 2 Jahre, aber das ist ja egal. So lange wird Jaguar durchhalten müssen. Da ich meine Autos selber bezahle, muss ich etwas darauf achten, dass die Ausgaben nicht völlig unsinnig werden. Mein BMW hat ja noch nicht mal die 100tkm auf der Uhr.

 

Ich hoffe, dass ich euch mit dem Bericht etwas bespaßen konnte. Bitte bewertet den Beitrag auch; ich habe mir Mühe gegeben :).

 

Die Bilder stammen aus dem Mediakit direkt von Jaguar. Über das Design schreibe ich extra nicht so viel, weil das sehr subjektiv ist. Ich finde den XE vollends gelungen.

 

M.f.G.

Andreas.

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Sun Jun 07 16:34:59 CEST 2015    |    Goify

Krass, in meinen W202 nur zwei. Aber vielleicht spricht RGTech ja von Fahr-Rädern und da geht in meinen Kofferraum ohne Umklappen genau eins rein.

Sun Jun 07 17:11:21 CEST 2015    |    Trottel2011

Im XJ (also Oberklasse) gehen nur 2 Reifen auf Felgen in den Kofferraum! Es ist breit und lang aber SEHR flach...

Sun Jun 07 19:02:00 CEST 2015    |    _RGTech

Schon von PKW-Rädern, damals sogar nur 185er... ohne Durchlade gar keine Chance, mit liegt dennoch die Hälfte im Innenraum auf den umgeklappten Sitzen.

Bei Schrägheck wär das im selben Volumenmaß, aber ohne starres Blech und Glas, gar kein Ding.

 

 

Was das Thema Fließheck halt belastet, ist das unsägliche Ford-Erbe, damit Stufe UND Kombi beerben zu wollen (und das Design auch noch drauf auszurichten). Heute kann so ein Fließheck aussehen wie eine Limousine mit starrer Scheibe. Die einzigen Vorteile letzterer wäre dann a) noch geringfügig bessere Verwindungsteifigkeit und Geräuschdämmung und b) die Entführungsopfer können nicht einfach zur Hutablage ausbrechen.

Mon Jun 08 14:40:08 CEST 2015    |    gtspecial

Danke Schipplock für Deinen ausführlichen Bericht. Ich sehe schon, ich werde mich auch zum Händler aufmachen um den XE zu testen. Eigentlich wollte ich ja ein wenig Abstand halten, denn nach der Probefahrt im XF 2.0 T (MY2014) wollte ich schon den Kaufvertrag unterschreiben.

 

Was für ein tolles Auto, aussen schwarz - innen beige, mit dem typischen "Willkommen zu Hause" - Gefühl. Dazu der FoMoCo 2.0 T Basismotor, der den XF wirklich souverän beschleunigt. Mehr braucht es nicht, obwohl ein SV 8 oder XFR eine Spur reizvoller wären, hat mich der "kleine" 2.0 T absolut überzeugt.

 

Weiter so Jaguar! ;)

Mon Jun 08 15:27:56 CEST 2015    |    schipplock

Danke :).

 

Nur, damit keine Verwirrung entsteht; beim 2L Turbobenziner handelt es sich nicht um einen Ford Motor, sondern um eine Jaguar Neuentwicklung mit dem Namen "Ingenium" :). Und ja, ich weiß, dass du vom XF geschrieben hast :). Ich wollte es nur noch mal betonen.

Mon Jun 08 15:46:50 CEST 2015    |    gtspecial

Yupp Schipplock, ich weiss ;)

 

Der "alte" 2.0T ist trotzdem ne Wucht. Er klingt sogar ganz angenehm. Ich war wirklich überrascht, wie gut er mit dem Grundcharakter des XF harmoniert hat. Ein toller Wagen - leider sehr sehr selten in dieser Kombination am Markt anzutreffen. Wenn er dann noch BRG (aussen) + beigen (innen) sein soll, dann wird es kritisch (zumal ich gerne auch einen beigen Fussbodenbereich hätte, das hat Jaguar sich leider irgendwann 2013/14 gespart).

 

Auf den neuen Ingenium bin ich gespannt. Ich denke, das "Trottel 2011" Recht behalten wird. Macht Jaguar einen Fehler wird dieser korrigiert (wie beim Wechsel von 4.0 auf 4.2 V8) - danach laufen die Motoren problemlos. Hier wird man einen guten Motor bekommen - aus einer topmodernen Fabrik.

 

Insgesamt bietet die Marke für mich, die ansprechendsten Produkte überhaupt. Es sind einfach wunderschöne Fahrzeuge, auch der XJ dem einige ja den Hintern vorwerfen. ;)

 

Mit der eigenen Motorenfertigung haben sie wieder ein Stück Eigenständigkeit zurückgewonnen. Man kann Ihnen nur weiterhin viel Erfolg wünschen.

Tue Jun 09 14:50:37 CEST 2015    |    ridoxx

Klasse Bericht - danke dafür!

Bis ich mir dieses Schmuckstück leisten kann wird zwar einige Zeit vergehen, aber er sieht auf den Bildern und in natura (fahre täglich an einem Jaguar Autohaus vorbei) schon sehr schick aus. Dazu noch die bis jetzt so ziemlich von allen hochgelobte Motoren- und Fahrwerksabstimmung - hört sich richtig super an und lässt einem das Mundwasser schon ordentlich zusammelaufen.

Ich finds schon sehr cool und mutig dass Jaguar sich in den Markt der Mittelklasse wagt und dies nun auch noch so stilvoll und überzeugend an Fahrt aufnehmen lässt - Respekt, ich gönn es ihnen. Ein weiterer Hersteller der den aussterbenden aber geliebten Heckantrieb propagiert :)

Tue Jun 09 15:41:28 CEST 2015    |    schipplock

gibt noch genug Hersteller mit Räderantrieb hinten :). Keine Panik.

Tue Jun 09 15:48:44 CEST 2015    |    jennss

Jaguar war schon mal in der Mittelklasse, mit dem X-Type: http://de.wikipedia.org/wiki/Jaguar_X-Type

6 Jahre Pause haben sie gemacht. Die neue Designlinie fing mit dem XF 2007 an.

j.

Tue Jun 09 16:23:57 CEST 2015    |    schipplock

ja, ein getarnter Mondeo :). Mit Frontantrieb! Oh nein ;). Der interessierte mich mal als Gebrauchtwagen, aber es wurde doch ein Mercedes. Ja, so billig sind die mittlerweile :).

Tue Jun 09 18:40:09 CEST 2015    |    Reifenfüller47376

Hier ein sehr guter Vergleich mit dem 3er BMW aus den USA, der Jaguar gewinnt wegen besserem Fahrwerk und mehr Fahrspaß: http://www.motortrend.com/.../

Tue Jun 09 19:13:05 CEST 2015    |    schipplock

coole Info; danke.

Sat Jun 13 11:06:39 CEST 2015    |    Trackback

Kommentiert auf: Opel Insignia:

 

Alternativen zum OPEL Insignia

 

[...] interessanten Testfahrt mit dem Jaguar XE, 2,0 Liter Turbodieselmotor mit 180PS und 8-Gang Automatikgetriebe, mit jeder Menge Bilder.

 

http://www.motor-talk.de/.../...t-im-neuen-jaguar-xe-20d-t5330699.html

[...]

 

Artikel lesen ...

Tue Jun 16 21:04:55 CEST 2015    |    NicoK76

sieht ganz "nett" aus . Steh aber auf Kombi ;)

nein ehrlich . Ist ein gelungenes Auto und tut mal gut bei dem Einheitsbrei . Einzig die Rückleuchten sind viel zu groß und fallen bei dem hier in Rot abgebildeten nicht so auf .

Sieht aber noch nicht so schlimm aus wie beim Alero .

 

http://www.netcarshow.com/.../wallpaper_03.htm

 

Und für die , die auf Kombi stehen , gibt es ja noch den XF .

 

http://i.auto-bild.de/.../...-Sportbrake-1200x800-914854a95c6c1f45.jpg

 

Einfach nur schön :p

Fri Jun 19 12:59:19 CEST 2015    |    Taxidiesel

Sehr sehr schick! Auch wenn fast 1:1 wie der große Bruder (und ich finde auch fast wie der große Tesla ;) ), aber das Vorbild ist ja nicht minder schick.

 

Die Frage ist nur, wer sich sowas neu leisten kann. Einige Freiberufler, Selbstständige oder klassische Privatneukäufer. Aber so lange die Car-Policies der Unternehmen häufig alles außerhalb Deutschlands verbieten, wird es schwierig.

Deine Antwort auf "Testfahrt im neuen Jaguar XE 20d"

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