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? TGI Erdgas - brauchbare Alternative?

VW Golf 7 (AU/5G)
Themenstarteram 18. Dezember 2014 um 1:21

Ein Freund überlegt, sich einen neuen Golf zu kaufen. Er wollte den kleinen Diesel. Ich wies ihn darauf hin, dass es doch den Golf auch mit Erdgasantrieb gäbe. Er hatte sich damit bislang nur in Ansätzen beschäftigt. So richtig überzeugt klang er nicht, angeblich sei das Tankstellennetz klein, angeblich in den letzten 2 Jahren gar geschrumpft (?), es gäbe doch immer wieder Probleme mit den Gastanks bzw. Ventilen etc. und beim Wiederverkauf könnte es auch Probleme geben.

Ich kenne nur einen Erdgasfahrer, der hatte nen Opel Zafira, da gabs dauernd Probleme mit der Gasanlage. Aber das muss ja nichts heißen.

Was ist die Meinung hier.... lohnt sich ein TGI bei einer Jahresfahrleistung von ca. 25.000 km?

Viele Alternativen bleiben ja nicht... die Elektroversion ist zu teuer und nicht praxisnah, die Multifuel Ausführung für den E85 Betrieb in D. nicht zu bestellen. Bei E85 ist es auch unsicher, wie lange noch die Steuerbefreiung greift, dazu kommt der Mehrverbrauch von rd. 25%.

Beste Antwort im Thema

Ich fahre den Golf 7 Variant TGI derzeit als Testwagen mit 6-Gang-Schaltgetriebe. Privat fahren meine Frau und ich seit 2006 einen VW Caddy Ecofuel - jetzt rund 100.000 Kilometer und davon (bis auf die Kaltstartphase und nach dem Tanken - ist beim Ecofuel technisch bedingt noch so) nur mit Erdgas. Meine Frau war in dieser Zeit drei Jahre im Außendienst in einem Radius von 150 Kilometer um Hanover unterwegs. So viel zur Vorrede und zum besseren Einschätzen meiner Aussagen.

1. Erdgas im Allgemeinen

Ob Erdgas eine alternative zu Benzin oder Diesel ist, hängt immer vom individuellen Fahrprofil, der Tankstellensituation vor Ort und den Urlaubsfahrten ab. Wer jedes Jahr für vier Wochen an die französische Atlantikküste in den Urlaub fährt oder eine übliche Fahrtstrecke als Wochenend-Pendler hat, die 20 Kilometer länger als die Erdgas-Reichweite ist, oder keine Tankstellen an seinem Wohnort hat, der wird mit Erdgas sicherlich nicht glücklich und auch nicht wirtschaftlich fahren.

Wer jedoch beim Pendeln zur Arbeitsstätte regelmäßig oder nur mit einem kleinen Umweg an einer Erdgastanke vorbei kommt, bei dem sieht das schon ganz anders aus. Wer regelmäßig Standard-Fahrtrouten unterwegs ist, der kommt mit einem Erdgasfahrzeug auch bei längeren Strecken (siehe meine Frau im Außendienst) zurecht, da er dann die Tankstellen kennt und von vorneherein einplant. Wer in einer Region wie Hannover wohnt, in der es rund ein Dutzend Erdgastankstellen gibt, muss sich auch keine Sorgen machen. Und wer eine gute Erdgastankstellen Infrastruktur hat und dann auch noch in einem H-Gas-Gebiet unterwegs ist, der lächelt eh den ganzen Tag und lacht über die Diesel- und Benzin-Fahrer.

2. Erdgas-Motoren

Es gab immer wieder Schwächen von Motoren. Die Turbodiesel-Motoren von VW kamen wegen der Zahnriemen in Verruf, bei manchen Motoren gab es teure Reparaturen am Turbolader und die ESP-Steuergeräte ärgerten wohl VW-Besitzer quer durch alle Baureihen. Bei den Ecofuel-Motoren (2-Liter-Sauger) ist mir kein Problem im Gedächtnis geblieben - ich meine, die Motoren liefen ohne Auffälligkeiten. Bei der Kraftstoffaufbereitung hatte VWN im Caddy Probleme mit den mechanischen Gasdruckreglern - aber erstens hat man die in den Werkstätten in den Griff bekommen und zweitens stieg VW dann auf elektronische Gasdruckregler um. Dass dabei Reparatur-Kosten auf den Kunden abgewälzt wurden, ist weniger ein Problem der Technik, sondern ein Problem des After-Sales-Services von VW. Rostene Tanks besonders im Touran sind auch in dieser Kategorie einzustufen.

Im Caddy (und sicherlich auch im Touran sowie im Passat Ecofuel) haben VWN und VW gezeigt, dass die Erdgas-Antriebe zuverlässig sind und bei der Haltbarkeit den Brüdern mit Benzin und Diesel ebenbürtig sind.

3. Der Golf 7 (Variant) TGI

Ich frage mich, weshalb man den TGI-Motor zu den alternativen Antrieben zählt. Der Erdgas-Golf fährt sich und verhält sich wie jeder andere Golf auch. Man hat halt zwei Anzeigen für den Füllstand in den Kraftstofftanks. Ansonsten: Golf halt. Der Variant TGI ist flott unterwegs. Er lässt sich sparsam fahren, er lässt sich sportlich fahren. Während ich aus dem Caddy noch eine merkliche Anfahrschwäche (wenig Drehmoment bei hohem Fahrzeuggewicht) kenne und auch die Überholvorgänge auf der Landstraße für viele Fahrer etwas zäh sind, hat der Golf TGI immer genügend Leistung und Drehmoment. Er ist leise (der Caddy hat noch einen kernigen, fast schon sportlichen Auspuff-Sound) und kultiviert. Mit der Start-Stop-Automatik harmoniert der TGI wunderbar.

Und jetzt zu dem einzig negativen Aspekt: Während Pendler in der Stadt mit einem Fiat Panda und dessen Reichweite von 250 Kilometern meist noch zurecht kommen, finde ich die Erdgas-Reichweite vom Golf zu gering. Ich musste bei gemischtem Betrieb in der Stadt und zügiger Landstraßenfahrt nach 250 Kilometer an die Tankstelle. Und dass, obwohl mindesten 75 % H-Gas im Tank waren. Jetzt mag der Verbrauch noch etwas zurück gehen und ich gebe auch zu, dass ich mich oft erwischte, dass ich im fünften statt im sechsten Gang auf der Landstraße unterwegs war. Aber dass man eine sichere Reichweite von mehr 300 Kilometern hat, kann ich mir nicht vorstellen. Und das finde ich für ein Fahrzeug wie den Golf Variant zu wenig. Denn der ist für mich nicht nur ein "Kinder-zur-Schule-kutschier-und-dann-Einkaufen-fahren"-Auto, sondern er wäre auch ein schönes Fahrzeug für weitere Strecken. Doch schon nach anderthalb Stunden Fahrt auf der Autobahn nach einer Tankstelle Ausschau zu halten, ist unsinnig und nervig.

Klar, man kann auch mit Benzin weiter fahren. Doch ein Erdgasfahrzeug lohnt sich nur, wenn man es mit Erdgas fährt. Sonst bekommt man den deutlichen Mehrpreis, den VW für die aktuellen Erdgas-Motoren verlangt, nicht wieder reingefahren. Die Kraftstoffkosten liegen in der Regel bei der Hälfte von Benzin-Motoren und zumindest deutlich niedriger als bei Diesel (wobei der Diesel-Motor meist ähnlich viel wie der TGI kostet). Aber man muss eben auch mit Erdgas fahren. Wenn ich 250 Kilometer mit Erdgas und dann 500 Kilometer mit Benzin unterwegs bin, dann spare ich eben wesentlich weniger. Und dann muss ich sehr lange fahren, um den Mehrpreis des Motors wieder eingespart zu haben. Auch zählt jeder Umweg zur Erdgastankstelle noch mehr, wenn alle 250 Kilometer tanken muss und nicht alle 380 Kilometer wie bei unserem Caddy. Hier rate ich jedem, sein Fahrprofil sehr genau mit der Erdgas-Reichweite und den verfügbaren Tankstellen abzugleichen. Und ich verstehe die Konzeption von VW nicht, dem Golf TGI nur 15 Kilogramm Erdgas mitzugeben. Eine Flasche mehr und damit ein Volumen für 20 Kilogramm Erdgas und ich hielte den Golf TGI für absolut empfehlenswert.

Allerdings hat das bivalente Konzept auch einen Vorteil: Wenn man kein Erdgas vor Ort mehr bekommt (weil das örtliche Stadtwerk seine Erdgastankstelle schließt) oder die Steuerermäßigung für das klimaschonende Erdgas aller Zusagen zum Trotz von der Politik nicht über 2018 hinaus verlängert werden sollte, hat man immer noch einen Golf mit einem sehr guten Benzinantrieb. Man muss das Auto nicht verkaufen, sondern fährt eben weniger kostengünstig. Auf Benzin schafft der Golf Variant TGI rund 600 Kilometer und die Kosten dafür dürften ähnlich wie bei einem 110-PS-TSI-Golf liegen. Man geht also kein Risiko ein - maximal kann man nicht so viel Sparen, wie man ursprünglich gedacht hat. Allerdings sollte man in den nächsten drei Jahren bei einer jährlichen Fahrstrecke von 25.000 Kilometern die Mehrkosten des Kaufs gegenüber einem Benziner locker eingespart haben. Und gegenüber einem Diesel wird man vermutlich(!) noch schneller auf der Guthabenseite fahren.

Noch eine Anmerkung zum Verbrauch: Ich bin sehr überrascht, dass die von mir erzielte Reichweite so deutlich unterhalb der Angaben von VW liegt. Bei meinem Caddy Ecofuel habe ich meist recht genau das eingefahren, was VWN angegeben hat. Einzig bei D-Zug-Tempo auf der Autobahn geht der Verbrauch unschön über das hinaus, was VWN in den Prospekten erzählt - da kommen halt Schrankwand plus schwachbrüstiger Motor zusammen. Auch war ich es immer gewohnt, dass VW bei den Verbrauchsangaben weniger schummelt als andere Hersteller. Nun mag es sein, dass der Golf mit 2.500 Kilometern noch nicht so richtig rund läuft. Auch wollen die Klimaanlage und das Licht bei diesem mistigen Wetter sicherlich mehr Energie als üblich. Aber eine Reichweite von 350 Kilometern mit Erdgas halte ich bei normaler Fahrweise für ziemlich ausgeschlossen. Und ich weiß nicht, wie der TGI-Motor auf L-Gas reagiert. Vielleicht ist er da ja genügsamer als der Saugmotor in unserem Caddy - der schafft mit H-Gas 450 Kilometer und mehr und mit L-Gas so um die 380 Kilometer. Wenn das beim TGI ähnlich wäre, dann sollte man nach 200 Kilometern mit L-Gas mal langsam auf eine Tanke rollen.

Fazit:

_Golf Variant TGI = gutes Auto, wenn es zum individuellen Fahrprofil passt

_Golf Variant TGI = geiles Auto, wenn es mindestens 20 Kilo Erdgas an Bord hätte

Reicht euch das an Erfahrungen und Einschätzungen? Sonst fragt, was euch noch interessiert. Vielleicht kann ich euch ja noch mehr beantworten.

Jens

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Derzeit, glaub ich, 920 CNG-Tankstellen in D, einfach mal selbst googeln und auf den gezeigten Seiten nachlesen.

Ansonsten, ganz aktuell:

http://www.motor-talk.de/.../...as-im-alltag-erfahrungen-t5127815.html

...und natürlich:

http://www.motor-talk.de/forum/gaskraftstoffe-b450.html

Hallo, ich schließe mich dem Thread von ventomat121 einfach mal an:-) Wäre wirklich gut wenn jemand mit dem Wagen (TGI) schon Erfahrungen gesammelt hat. Über den TGI liest man ja leider wirklich nur sehr sehr wenig in den Foren Dabei scheint das doch eine interessante Alternative zu sein......natürlich unter der Voraussetzung das VW die Problematik mit den Steuerketten nun wirklich im Griff hat. Denn der TGI ist ja meines Wissens nach auch ein kettengesteuerter Motor.

Zitat:

@Sportler35 schrieb am 18. Dezember 2014 um 09:34:22 Uhr:

...natürlich unter der Voraussetzung das VW die Problematik mit den Steuerketten nun wirklich im Griff hat. Denn der TGI ist ja meines Wissens nach auch ein kettengesteuerter Motor.

Meines Wissens nicht:

http://www.autosmotor.de/...7-typ-au-zahnriemen-oder-steuerkette-28752

Zitat:

@Taubitz schrieb am 18. Dezember 2014 um 09:38:56 Uhr:

Zitat:

@Sportler35 schrieb am 18. Dezember 2014 um 09:34:22 Uhr:

...natürlich unter der Voraussetzung das VW die Problematik mit den Steuerketten nun wirklich im Griff hat. Denn der TGI ist ja meines Wissens nach auch ein kettengesteuerter Motor.

Meines Wissens nicht:

http://www.autosmotor.de/...7-typ-au-zahnriemen-oder-steuerkette-28752

Hallo Taubitz:-) vielen Dank. Der Service von Dir ist wie gewohnt sehr gut:-) Viele Grüße.

Ich fahre den Golf 7 Variant TGI derzeit als Testwagen mit 6-Gang-Schaltgetriebe. Privat fahren meine Frau und ich seit 2006 einen VW Caddy Ecofuel - jetzt rund 100.000 Kilometer und davon (bis auf die Kaltstartphase und nach dem Tanken - ist beim Ecofuel technisch bedingt noch so) nur mit Erdgas. Meine Frau war in dieser Zeit drei Jahre im Außendienst in einem Radius von 150 Kilometer um Hanover unterwegs. So viel zur Vorrede und zum besseren Einschätzen meiner Aussagen.

1. Erdgas im Allgemeinen

Ob Erdgas eine alternative zu Benzin oder Diesel ist, hängt immer vom individuellen Fahrprofil, der Tankstellensituation vor Ort und den Urlaubsfahrten ab. Wer jedes Jahr für vier Wochen an die französische Atlantikküste in den Urlaub fährt oder eine übliche Fahrtstrecke als Wochenend-Pendler hat, die 20 Kilometer länger als die Erdgas-Reichweite ist, oder keine Tankstellen an seinem Wohnort hat, der wird mit Erdgas sicherlich nicht glücklich und auch nicht wirtschaftlich fahren.

Wer jedoch beim Pendeln zur Arbeitsstätte regelmäßig oder nur mit einem kleinen Umweg an einer Erdgastanke vorbei kommt, bei dem sieht das schon ganz anders aus. Wer regelmäßig Standard-Fahrtrouten unterwegs ist, der kommt mit einem Erdgasfahrzeug auch bei längeren Strecken (siehe meine Frau im Außendienst) zurecht, da er dann die Tankstellen kennt und von vorneherein einplant. Wer in einer Region wie Hannover wohnt, in der es rund ein Dutzend Erdgastankstellen gibt, muss sich auch keine Sorgen machen. Und wer eine gute Erdgastankstellen Infrastruktur hat und dann auch noch in einem H-Gas-Gebiet unterwegs ist, der lächelt eh den ganzen Tag und lacht über die Diesel- und Benzin-Fahrer.

2. Erdgas-Motoren

Es gab immer wieder Schwächen von Motoren. Die Turbodiesel-Motoren von VW kamen wegen der Zahnriemen in Verruf, bei manchen Motoren gab es teure Reparaturen am Turbolader und die ESP-Steuergeräte ärgerten wohl VW-Besitzer quer durch alle Baureihen. Bei den Ecofuel-Motoren (2-Liter-Sauger) ist mir kein Problem im Gedächtnis geblieben - ich meine, die Motoren liefen ohne Auffälligkeiten. Bei der Kraftstoffaufbereitung hatte VWN im Caddy Probleme mit den mechanischen Gasdruckreglern - aber erstens hat man die in den Werkstätten in den Griff bekommen und zweitens stieg VW dann auf elektronische Gasdruckregler um. Dass dabei Reparatur-Kosten auf den Kunden abgewälzt wurden, ist weniger ein Problem der Technik, sondern ein Problem des After-Sales-Services von VW. Rostene Tanks besonders im Touran sind auch in dieser Kategorie einzustufen.

Im Caddy (und sicherlich auch im Touran sowie im Passat Ecofuel) haben VWN und VW gezeigt, dass die Erdgas-Antriebe zuverlässig sind und bei der Haltbarkeit den Brüdern mit Benzin und Diesel ebenbürtig sind.

3. Der Golf 7 (Variant) TGI

Ich frage mich, weshalb man den TGI-Motor zu den alternativen Antrieben zählt. Der Erdgas-Golf fährt sich und verhält sich wie jeder andere Golf auch. Man hat halt zwei Anzeigen für den Füllstand in den Kraftstofftanks. Ansonsten: Golf halt. Der Variant TGI ist flott unterwegs. Er lässt sich sparsam fahren, er lässt sich sportlich fahren. Während ich aus dem Caddy noch eine merkliche Anfahrschwäche (wenig Drehmoment bei hohem Fahrzeuggewicht) kenne und auch die Überholvorgänge auf der Landstraße für viele Fahrer etwas zäh sind, hat der Golf TGI immer genügend Leistung und Drehmoment. Er ist leise (der Caddy hat noch einen kernigen, fast schon sportlichen Auspuff-Sound) und kultiviert. Mit der Start-Stop-Automatik harmoniert der TGI wunderbar.

Und jetzt zu dem einzig negativen Aspekt: Während Pendler in der Stadt mit einem Fiat Panda und dessen Reichweite von 250 Kilometern meist noch zurecht kommen, finde ich die Erdgas-Reichweite vom Golf zu gering. Ich musste bei gemischtem Betrieb in der Stadt und zügiger Landstraßenfahrt nach 250 Kilometer an die Tankstelle. Und dass, obwohl mindesten 75 % H-Gas im Tank waren. Jetzt mag der Verbrauch noch etwas zurück gehen und ich gebe auch zu, dass ich mich oft erwischte, dass ich im fünften statt im sechsten Gang auf der Landstraße unterwegs war. Aber dass man eine sichere Reichweite von mehr 300 Kilometern hat, kann ich mir nicht vorstellen. Und das finde ich für ein Fahrzeug wie den Golf Variant zu wenig. Denn der ist für mich nicht nur ein "Kinder-zur-Schule-kutschier-und-dann-Einkaufen-fahren"-Auto, sondern er wäre auch ein schönes Fahrzeug für weitere Strecken. Doch schon nach anderthalb Stunden Fahrt auf der Autobahn nach einer Tankstelle Ausschau zu halten, ist unsinnig und nervig.

Klar, man kann auch mit Benzin weiter fahren. Doch ein Erdgasfahrzeug lohnt sich nur, wenn man es mit Erdgas fährt. Sonst bekommt man den deutlichen Mehrpreis, den VW für die aktuellen Erdgas-Motoren verlangt, nicht wieder reingefahren. Die Kraftstoffkosten liegen in der Regel bei der Hälfte von Benzin-Motoren und zumindest deutlich niedriger als bei Diesel (wobei der Diesel-Motor meist ähnlich viel wie der TGI kostet). Aber man muss eben auch mit Erdgas fahren. Wenn ich 250 Kilometer mit Erdgas und dann 500 Kilometer mit Benzin unterwegs bin, dann spare ich eben wesentlich weniger. Und dann muss ich sehr lange fahren, um den Mehrpreis des Motors wieder eingespart zu haben. Auch zählt jeder Umweg zur Erdgastankstelle noch mehr, wenn alle 250 Kilometer tanken muss und nicht alle 380 Kilometer wie bei unserem Caddy. Hier rate ich jedem, sein Fahrprofil sehr genau mit der Erdgas-Reichweite und den verfügbaren Tankstellen abzugleichen. Und ich verstehe die Konzeption von VW nicht, dem Golf TGI nur 15 Kilogramm Erdgas mitzugeben. Eine Flasche mehr und damit ein Volumen für 20 Kilogramm Erdgas und ich hielte den Golf TGI für absolut empfehlenswert.

Allerdings hat das bivalente Konzept auch einen Vorteil: Wenn man kein Erdgas vor Ort mehr bekommt (weil das örtliche Stadtwerk seine Erdgastankstelle schließt) oder die Steuerermäßigung für das klimaschonende Erdgas aller Zusagen zum Trotz von der Politik nicht über 2018 hinaus verlängert werden sollte, hat man immer noch einen Golf mit einem sehr guten Benzinantrieb. Man muss das Auto nicht verkaufen, sondern fährt eben weniger kostengünstig. Auf Benzin schafft der Golf Variant TGI rund 600 Kilometer und die Kosten dafür dürften ähnlich wie bei einem 110-PS-TSI-Golf liegen. Man geht also kein Risiko ein - maximal kann man nicht so viel Sparen, wie man ursprünglich gedacht hat. Allerdings sollte man in den nächsten drei Jahren bei einer jährlichen Fahrstrecke von 25.000 Kilometern die Mehrkosten des Kaufs gegenüber einem Benziner locker eingespart haben. Und gegenüber einem Diesel wird man vermutlich(!) noch schneller auf der Guthabenseite fahren.

Noch eine Anmerkung zum Verbrauch: Ich bin sehr überrascht, dass die von mir erzielte Reichweite so deutlich unterhalb der Angaben von VW liegt. Bei meinem Caddy Ecofuel habe ich meist recht genau das eingefahren, was VWN angegeben hat. Einzig bei D-Zug-Tempo auf der Autobahn geht der Verbrauch unschön über das hinaus, was VWN in den Prospekten erzählt - da kommen halt Schrankwand plus schwachbrüstiger Motor zusammen. Auch war ich es immer gewohnt, dass VW bei den Verbrauchsangaben weniger schummelt als andere Hersteller. Nun mag es sein, dass der Golf mit 2.500 Kilometern noch nicht so richtig rund läuft. Auch wollen die Klimaanlage und das Licht bei diesem mistigen Wetter sicherlich mehr Energie als üblich. Aber eine Reichweite von 350 Kilometern mit Erdgas halte ich bei normaler Fahrweise für ziemlich ausgeschlossen. Und ich weiß nicht, wie der TGI-Motor auf L-Gas reagiert. Vielleicht ist er da ja genügsamer als der Saugmotor in unserem Caddy - der schafft mit H-Gas 450 Kilometer und mehr und mit L-Gas so um die 380 Kilometer. Wenn das beim TGI ähnlich wäre, dann sollte man nach 200 Kilometern mit L-Gas mal langsam auf eine Tanke rollen.

Fazit:

_Golf Variant TGI = gutes Auto, wenn es zum individuellen Fahrprofil passt

_Golf Variant TGI = geiles Auto, wenn es mindestens 20 Kilo Erdgas an Bord hätte

Reicht euch das an Erfahrungen und Einschätzungen? Sonst fragt, was euch noch interessiert. Vielleicht kann ich euch ja noch mehr beantworten.

Jens

am 21. Dezember 2014 um 9:07

super, vielen dank für den doch recht aussagekräftigen Bericht.

Selber fahre ich im Jahr so um die 35.000 Kilometer derzeit mit einem 2.0TDI. Davon sind rund 75-80% reine Fahrstrecke für den Arbeitsweg (130 täglich). An diesem befinden sich glaube ich mindestens 3-4 Gastankstellen. Gas tanken sollte also kein Problem darstellen.

Wenn du schreibst das die Anschaffung eines TGI vergleichbar ist mit einem TDI, der Verbrauch aber bei nur Gasbetrieb günstiger als beim TDI, würde sich dies bei mir vermutl. sehr schnell rechnen.

Werde wohl in den nächsten Wochen mal bei dem einen oder anderem Händler vorstellig werden und versuchen mal einen TGI zu fahren.

Hallo Mike,

bei dem, was du schreibst, scheint ein Erdgas-Auto für dich eine sinnvolle und gute Alternative zu sein.

Schwierig ist es aus meiner Erfahrung, bei einem Händler einen Wagen für Probefahrten zu bekommen. Die meisten Verkäufer verkaufen Erdgas-Fahrzeuge nur mit Widerwillen. Als ich in meinem Autohaus - es ist eines, in dem viele Erdgas-Autos verkauft wurden und in der Werkstatt gewartet werden - den Verkäufer fragte, schaute er in seinen Computet und sagte mir nach kurzer Zeit: "Nein, wir haben leider keinen TGI als Vorführwagen." Damit war das Thema für ihn durch. Erst als ich ihm sagte, dass er mich dann als potenziellen Neuwagenkunden damit schon im ersten Gespräch verloren hat, machte er sich die "Mühe" im Exoten-Pool von VW nachzusehen.. Und siehe da, da hätte es einen Variant TGI DSG gegeben. Als Interessent für ein Erdgasfahrzeug muss man viele Verkäufer zwingen, den Kundeninteressen zu entsprechen. Und leider hört man von Verkäufern auch viel Müll.

Jens

nun da werde ich mal mein Autohaus des Vertrauens kontaktieren. Habe da doch ein recht entspanndes Verhältnis und denke schon, dass da was machbar ist sofern ein TGI-ler greifbar ist.

Ich konnte letztens einen aktuellen Seat Leon TGI probe fahren (stand wohl schon etwas länger beim Händler). Einen Unterschied ob man nun mit Benzin oder CNG fährt merkt man eigentlich nicht. Abstriche muss man nur bei dem kleineren Kofferraum machen.

Billiger fahren kann man eigentlich nicht. In der Steuer liegt der 1.4 CNG bei etwa 25€. Vom Verbrauch her hat der Seat auf der Probefahrt 5kg / 100km verbraucht (Autobahn/Landstraße). CNG kostet hier bei mir aktuell 1,02€

Das Problem ist eigentlich nur an ein CNG Fahrzeug zu kommen. Als ich vor etwa 2 Monaten mal bei Mobile geguckt hatte, wurden gerade mal etwa 20 Seat Leon CNG Bundesweit zum Verkauf angeboten :(

5kg sollte aber auch schon die obere Grenze sein. Verbrauche mit meinem 2,0 Ecofuel Touran ca. 5.5 - 6.0 kg. Bei spritmonitor liegen die TGIs bei überwiegend 4.0 bis 4.5 kg, meine ich so in Erinnerung zu haben.

Gruß

Raudi 3577, der einen Golf Variant TGI bestellt hat

ist ein kg mit einem liter gleichzusetzen?

Nein. Ein kg ist die Verkaufseinheit an Tankstellen und die Größe in der der Verbrauch gemessen wird.

Wieviel kg Erdgas mit wieviel Liter Benzin / Diesel vergleichbar sind, weiß ich gerade nicht genau. Glaube aber, dass es 1,8 / 1,3 Liter sind.

Gruß .

Nein.

http://www.gas24.de/cms/25-0-preisbildung.html

http://www.gibgas.de/Blickpunkt/FAQs

Siehe auch CNG-Kostenrechner oben rechts:

http://www.gibgas.de/Fakten/Preis

am 21. Dezember 2014 um 18:53

Das ist ne wirklich nette Zusammenstellung von RedSpicy, bis auf die Geschichte mit der Reichweite.

Entweder hatte deine Tanke einen schlechten Fülldruck, oder du hast den Golf wirklich extrem unökonomisch gefahren. Man kann es dir nicht verübeln, der Umstieg von einem ur-klassischen 2l Sauger auf einen modernen, aufgeladenen Downsizing-Turbomotor ist enorm. Der wird schlicht komplett anders gefahren als der Motor im Caddy. Den 6. Gang erwähntest du ja bereits. 300km Erdgasreichweite sollten eigentlich auch unter ungünstigen Bedingungen mit dem TGI gut funktionieren. Üb' noch bissl ;)

Problematisch an ein CNG Fahrzeug zu kommen, wirds nur dann, wenn man einen der neuen als Gebrauchten sucht. Da kann ein Neuwagen bei einem der renommierten Onlinevermittler zu ordern die bessere Alternative sein.

Noch ein gut gemeinter Tipp am Rande: Wenn man schon so weit gekommen ist, CNG als Alternative zu kennen, hilft nach meiner Erfahrung nur sich selbst gut darüber zu informieren. In verschiedenen Autohäusern bin zumindest ich niemals auch nur einmal korrekt und umfassend informiert worden. Die Verkäufer hatten nicht den geringsten Durchblick. Da kommt es auch vor, dass einem ein Benziner oder Diesel stattdessen angedreht wird. CNG "rockt" ziemlich und macht dank moderner Motoren super Spaß.

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