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Mercedes EQA H243 250+ Electric Art

18.09.2024 13:16    |   Bericht erstellt von Seewespe

Testfahrzeug Mercedes EQA H243 250+
Leistung 190 PS / 140 Kw
HSN 2222
TSN BEE
Aufbauart SUV/Geländewagen/Pickup
Kilometerstand 2100 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 9/2024
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer wenige Wochen
Gesamtnote von Seewespe 4.0 von 5
weitere Tests zu Mercedes EQA H243 anzeigen Gesamtwertung Mercedes EQA H243 (seit 2020) 4.5 von 5
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Einleitung

Ich habe mir einen Mercedes EQA als Neuwagen gekauft. Es ist ein Lagerfahrzeug gebaut in Rastatt im Juni 2024 (bereits Modeljahr 2025).

 

Die Kaufumstände waren aber leider der Horror. Mein Leidensweg von der Bestellung bis zur Auslieferung kurz umrissen: Anfang Juli ein EQB Lagerfahrzeug beim Händler bestellt, die Bestellung wurde abgelehnt. Daraufhin online im Mercedes-Webshop diesen EQA bestellt weil EQB Modeljahr 2025 nicht lagernd waren, Mercedes hat meine Bestellung über den Sommer liegen gelassen oder einfach vergessen, Anfang September wurde erst ausgeliefert, bei der Abholung einen Mangel an der Frontscheibe entdeckt, auch der Händler wusste von dem Mangel aber er hat sich nicht um die Behebung gekümmert. Es musste erst auf meine Urgenz hin ein Ersatzteil bestellt werden und Tage später konnte die Werkstatt den Mangel beheben. Mein Rat aufgrund der negativen Kauferfahrung: wer Wert auf eine angenehme, freundliche und kundenorientierte Abwicklung beim Autokauf legt sollte sich einen Mercedes gut überlegen. Mir scheint es als ob die Umstellung vom Händler auf ein Agentursystem im Vertrieb auf dem Rücken der Kunden ausgetragen wird. Aber für Missmanagement kann das Produkt nichts.

 

Vor der Kaufentscheidung waren bei mir noch folgende BEV im Rennen, aber keines der Fahrzeuge konnte mich überzeugen oder war vom Kaufpreis interessant genug: Nissan Ariya, BYD Seal U, VW ID.4, Skoda Enyaq, Volvo EX40 und Kia EV6. Tesla war kein Thema bei mir.

Karosserie

4.0 von 5

Es fehlt ein Frunk unter der Motorhaube. Aus dem Grund müssen die Ladekabel kreativ im Auto platziert werden.

 

Mir reicht das Platzangebot für mein Geschäft um Ware einladen zu können. Ich kann aber gut verstehen, dass der Platz für eine Familie mit 2 oder mehr Kindern nicht mehr ausreicht. Da ist man beim EQB oder Skoda Enyaq besser aufgehoben.

 

Für den Kofferraum habe ich mir in Salzburg eine Gummimatte bestellt. Die passt wie angegossen und schützt den Boden gegen Nässe oder Flüssigkeiten.

Galerie
Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + EQA gilt als SUV, ähnelt aber mehr einem Van
  • + Kein Quietschen, kein Scheppern, sehr gute Verarbeitung
  • + Leichtes Einparken durch gute Rundumsicht
  • + Echte Türgriffe statt versenkbaren Haltern
  • + Komfortzugang zum EQA funktioniert auch an den hinteren Türen
  • - es gibt unter der Motorhaube keinen Frunk

Antrieb

4.5 von 5

Mit einem Elektroauto ist es eher ein Gleiten statt Fahren, da es keinen Motor mit Schaltvorgängen gibt. Das Anfahren ist sanft im Eco oder Comfort Modus und dann segelt man einfach nur dahin. Das Bremsen übernimmt die automatische Rekuperation und das Auto verzögert eigenständig bis auf ca. 7-8 km/h herunter. Ein Fuß in Lauerstellung auf dem Bremspedal ist nicht notwendig, außer wenn man komplett zum Stillstand kommen will. Also ein perfekter One-Pedal Drive geht sich mit dem EQA nicht aus, aber fast. Wer tatsächlich dieses Feature haben will, sollte sich den Nissan Ariya ansehen.

 

Nervig im Eco-Modus ist eine Geschwindigkeitsbarriere von 130 km/h. Die kann man nur überwinden, in dem man einen Kick-down mit dem Gasfuß macht und dann springt das Auto regelrecht nach vorne. Das ist weder für Mitfahrer noch für einen selbst ein angenehmes Gefühl. Auf der Autobahn bevorzuge ich daher die Fahrt im Comfort-Modus. Dabei geht es zügig bis zur Abriegelung bei etwas über 160 km/h dahin.

 

Zur Reichweite möchte ich mich nicht weiter äußern weil es große Unterschiede in der Fahrweise der Fahrer gibt und es tatsächlich darauf ankommt wo und bei welcher Temperatur das Auto gefahren wird. Im COC-Dokument stehen 717 km innerorts und 556 km generell.

 

Was richtig gut funktioniert hat, war am Wochenende eine alpine Bergfahrt hinauf auf den Loser im Salzkammergut. Die Panoramastraße ist 9 km lang und teilweise nass gewesen. Das Bergkraxeln und die engen Kehren am Berg schafft der EQA aber mit Bravur. Nach Berg- und Talfahrt von ca. 3.000 Höhenmetern fehlten nur 3 % (!) Batteriekapazität.

 

Bei meinen zahlreichen Testfahrten mit Mitbewerber-Fahrzeugen war keines dabei, die eine so ausgereifte Ladeplanung hat wie der EQA. Bei BYD war gar keine Ladeplanung möglich und beim Rest gibt es nur rudimentäre Ansätze dazu. Das reicht für lange Touren nicht, sodass auf Zusatz-Apps am Handy zurück gegriffen werden muss. Und genau das erspart man sich mit dem EQA. Ich bin dazu übergegangen bei der Reise nicht das nächste Ziel, sondern das übernächste Ziel dem Navi anzusagen. Zusätzlich sage ich ihm mein nächstes Ziel als Zwischenstopp an. D.h. er weiß jetzt meine nächsten 2 Ziele und kann für die Gesamtstrecke die Ladung planen und die Batterie vorkonditionieren. In der Praxis könnte mein übernächstes Ziel ein Hotel sein und mein Zwischenziel eine Firma die ich vorab besuchen möchte, oder ein Museum, o.ä.. Das funktioniert perfekt mit dem EQA!

Galerie
Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Im Stadtverkehr liegt der Verbrauch bei 15-16 kWh/100 km
  • + Auf der Autobahn liegt der Verbbrauch bei 19-20 kWh/100 km
  • + Auch am Berg geht es zügig voran
  • + Die Ladeplanung funktioniert so gut, dass keine weitere App am Handy benötigt wird
  • - Eco-Modus hat eine Geschwindigkeitsbarriere von 130 im/h
  • - App und Navi zeigen Ladepunkte als frei an die gar nicht aktiv sind

Fahrdynamik

4.5 von 5

Für ein viereinhalb Meter langes Auto mit über 2 Tonnen Leergewicht hat der EQA ein erstaunlich dynamisches Fahrverhalten. Er liegt satt auf der Straße und weder Wind noch Regenschauer können ihn aus der Spur bringen.

 

Die Lenkung ist nicht nervös und man kaum korrigierend eingreifen. Die Richtung die der EQA einschlägt, die hält er auch unter jeder Bedingung.

 

Man muss schon in den Sportmodus schalten, damit sich die Vorderräder beim Wegfahren durchdrehen. Sonst schafft man es nicht, auch nicht bei Nässe.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Für diese Größe und Gewicht ist der EQA erstaunlich wendig in der Stadt
  • + Kann gemütlich und sportlich (je nach Fahrmodus)
  • - Im Sportmodus können die Vorderreifen beim Anfahren durchdrehen

Komfort

4.5 von 5

Die wahre Stärke vom EQA ist der Komfort auf langen Strecken. Das haben wir auf den ersten Ausfahrten bemerkt: Wien-Innsbruck, Wien-Bad Ischl, Wien-Admont, alles super entspannt. Fahrer und Beifahrer haben Lordosenstützen für das Kreuz und der Fahrer kann zusätzlich den Sitz mit einer Oberschenkelauflage verlängern.

 

Der Geräuschpegel ist sehr niedrig, auch im Autobahntempo kann normal gesprochen und Musik gehört werden. Das kann auch an den Michelin-Rädern liegen, die meiner Meinung nach perfekt zum Auto passen.

 

Extrem gut gelungen ist die Sprachbedienung mit "Hey Mercedes" und die Ladeplanung auf Reisen. An den meisten Ladepunkten wird der EQA automatisch erkannt ohne das man eine Karte oder eine App benötigt. Ranfahren, einstecken, Shake Hand abwarten, fertig.

 

Er ladet zwar nur mit maximal 100 bis 110 kW am Schnelllader, aber dafür hält er diesen Wert sehr lange. Damit ist die Batterie von 15 bis 80 % in ca. 22 Minuten aufgeladen. Das ist kürzer als man denkt, bspw. gibt es beim Ionity Ladepark in Trieben (Steiermark) einen Supermarkt und ich war länger einkaufen als die Ladung gedauert hat.

 

Bei Autos aus dem VW-Konzern, insbesondere von mir getestete ID.4 und Enyaq Modelle, war die Ladeleistung anders: sie glänzen zu Beginn der Ladung mit hoher Leistung, fallen aber nach kurzer Zeit rasch ab und sind nicht schneller als der EQA. Im Gegenteill, ich behaupte sie benötigen 5 Minuten länger. Darüber hinaus hängen beim Laden die Verschlüsse einfach herunter und scheuern am Lack. So etwas gibt es bei Mercedes nicht.

Galerie
Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Im Innenraum ist es extrem leise
  • + Langstreckentauglicher Sitzkomfort vorne
  • + Sehr gute Sprachsteuerung; es kann auch im Dialekt gesprochen werden
  • + Sehr gute Routen- und Ladeplanung; eine Zusatz-App am Handy ist nicht notwendig
  • + Shake Hand an der Ladesäule ohne Gefummel mit Karte oder App bei Ionity Ladesäulen
  • + Die Mercedes me App funktioniert tadellos mit dem iPhone
  • + Totwinkelassistent ist serienmäßig und funktioniert perfekt
  • + Apple Car Play ohne Kabelverbindung zum Handy
  • + induktives Laden vom Handy vorne mit einer Ladeschale
  • + Man kann mehrere Zwischenziele im Navi setzen
  • - Mein alter USB-Stick mit Musik kann nicht mehr verwendet werden
  • - Beim Antippen vom Blinker schwankt das Blinken von 1-3 mal, je nach Lust und Laute vom EQA

Emotion

3.5 von 5

Emotionen oder Prestige haben bei der Kaufentscheidung keine Rolle gespielt. Mein letztes Auto war ein BMW Active Tourer und ich wäre gerne bei BMW geblieben, wenn sie etwas Gleichwertiges zum gleichen Preis anbieten hätten können.

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Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Meiner Frau gefällt, dass der EQA ihr das Horoskop sagt
  • + Die Sitzflächen und die Luftdüsen in Cupertino heben sich von der Masse ab
  • + Das Cockpit lässt sich in 64 Farben beleuchten
  • + Vorne und hinten gibt es ein durchgehendes Leuchtband
  • + Hey Mercedes versteht auch österreichisches Deutsch (also Dialekt)
  • - Klavierlack im Innenraum zerkratzt schnell

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Ich bin vom Benziner auf ein Elektroauto umgestiegen, weil ich als Österreicher eine E-Auto Prämie vom Staat und eine THG-Prämie erhalte, weil ich den Wagen in meiner Steuererklärung voll und inklusive MwSt. absetzen kann (abzgl. Luxustangente) und weil es Privilegien für Elektroautos gibt, bspw. Luftreinhaltehunderter in Tirol gilt für mich nicht, gratis auf Tschechischen Autobahnen fahren ohne Vignette (braucht man eine Beglaubigung vom Konsulat) und man reist leiser und komfortabler als im Vergleich zum Verbrenner.

 

Der EQA (ursprünglich wollte ich einen EQB weil er mehr Platz hat) hat sich bei diversen Probefahrten gegen Mitbewerber durchgesetzt. Der Preis war ok, aktuell gibt es EQA und EQB im Onlineshop von Mercedes ab ca. 46/m brutto. Fast alle von mir getesteten Mitbewerber wären im Preis höher. Und Mercedes war der einzige Anbieter der Firmen- und Privatkunden gleich behandelt hat. Vor allem bei VW und Nissan ist mir aufgefallen, dass ich als Firmenkunde bessere Konditionen erhalte. Leider hätte das aber bedeutet, dass ich beim Kauf als Firma auf die staatliche Prämie von 3.000 EUR verzichten hätte müssen. Nur bei Mercedes habe ich den Vorteil von Rabatt und staatlicher Prämie nutzen können.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Die Kaufabwicklung wie ich es vorne weg beschrieben habe ist eine Verhöhnung des Kunden (zumindest hier in Österreich). Von einer Premiummarke ist beim Kauf nichts zu merken.

 

Der Verkaufsleiter hat mir als Entschädigung 2 Regenschirme und Keyfinder geschickt. Und Anfang September wollte er mit einen Werkstättengutschein über 300 EUR nachbessern, aber der ist bis dato nicht bei mir eingetroffen. Und ich denke, er wird auch nie bei mir eintreffen.

 

Mit miserablen Kundenservice wird Mercedes keinen Krieg gegen Fernost gewinnen. Mich wundert der Vormarsch von Tesla, BYD & Co. nicht.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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