Audi RSQ3 8U 2.5 quattro Performance Test
13.05.2018 10:32 | Bericht erstellt von NurPorsche
Testfahrzeug | Audi RSQ3 8U 2.5 quattro Performance |
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Leistung | 367 PS / 270 Kw |
Hubraum | 2480 |
HSN | 7967 |
TSN | ABF |
Aufbauart | SUV/Geländewagen/Pickup |
Kilometerstand | 20000 km |
Getriebeart | Automatikschaltung |
Erstzulassung | 12/2016 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | mehr als ein Jahr |
Einleitung
Nach über einem Jahr ist es Zeit einen Bericht zu schreiben. Wir haben den Wagen "upgegraded", nachdem sein Vprgänger, der Q3 2,0 TDI mit 184PS, uns antriebsmäßig nicht ganz überzeugt hat (wir haben ihn noch vor dem Dieselskandal verkauft, was für ein Glück). |
Karosserie
Vorne sitzt man gut und bequem, hinten akzeptabel. Der Einstieg ist SUV-typisch eher ein "Aufsitzen". Die hinteren Türen sind etwas schmal. Der Kofferraum ist - Lifestyle...- nicht der größte, vor allem ist er kurz, flach und schräg zulaufend. Zwei große Koffer übereinander? No chance, da ist Umklappen der Rückbank angesagt. Für meinen Geschmack unglücklich ist die Laderaumabdeckung gelungen: die Führung der Abdeckung aus billigem Plastik ist nicht eng genug, so dass die Abdeckung auch gerne beim bewegen herausrutscht. Will man die Abdeckung entfernen, muss man sie ausklipsen. Nicht gut, weil sie schwer und sperrig ist.
Die Übersichtlichkeit ist akzeptabel, könnte aber besser sein, wenn die Firmen nicht immer Glas sparen würden und durch Blech ersetzen. Die heutigen Gürtellinien sind zu hoch gerutscht. Vorne kann man das Wagenende ganz gut erahnen, hinten muss dann Kamera oder Piepser her.
Von der Optik und Haptik kann man nicht meckern: gute Spaltmaße, auch regelmäßig, hier und da ein wenig Chrom und Zierrat (beim Performance etwas mehr). Außen können nur wenige den RS Q3 erkennen, auch wegen der einzelnen Auspuffblende - die allerdings fast den Durchmesser eines Ofenrohrs hat. So fährt man mit dem RS Q3 sozial akzeptiert und unauffällig, so lange man nicht gerade Gas gibt. Wir finden es gut so. Für Selbstdarsteller ist er nichts, aber dafür gibts ja Zubehör.
Im Innenraum merkt man den Premiumanspruch, wobei manch Plastik ins Auge fällt und die Sitzwange in Leder nach eineinhalb Jahren schon etwas speckig wirkt vom Ein- und Aussteigen. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Hochwertige Verarbeitung
- + Gute Haptik im Innenraum
- - mäßige Übersicht
- - verhältnismäßig kleiner Kofferraum
Antrieb
Ja, der Motor, der 5-Zylinder-Klassiker. Das ist natürlich das Sahnestück des Wagens. Der Nachfahre des Audi Quattro ist noch immer springlebendig, und er verbrennt das Gasgemisch zwangsbeatmet durch den Turbo so, dass es eine Freude ist. Im unteren Drehzahlbereich ganz zurückhaltend, aber trotzdem ausreichend druckvoll, geht über 3000 Turen die Post ab. Der Klang ändert sich von unverbindlich zu "Yeah", das leicht Unharmonische erinnert von Ferne an langhubiges 8-Zylinder-Donnern. Leistung ist reichlich vorhanden, der Wagen wirkt plötzlich leicht.
Zu dem Ganzen passt sehr gut die Automatik, wenn sie auch mit einer kleinen Gedenksekunde herunterschaltet, wenn man de Kick-Down betätigt. Die Schaltwippen sind überflüssig, wie auch die manuelle Gasse. Mehr Agressivität kann man mit den Schaltungen "Sport" und "Dynamisch" erreichen, das Maximum, wenn man beides aktiviert.
Der Verbrauch, natürlich nicht gerade die Domäne eines solchen Wagens, hält sich in Grenzen: sehr zurückhaltend gefahren gehen 9 Liter. Nach oben hin geht bei einem 2 Tonnen schweren Wagen vieles. Wir haben über die ganze Haltedauer hinweg einen Schnitt von 10,8 Litern, wobei wir ca. 12.000 km Autobahn, 6000 km Landstraße und 2000 km Stadt gefahren sind. Auf der Langstrecke schafft man 500 km ohne Tankstopp, wenn man es nicht gerade fliegen lässt und sich auf 160 bis 180 km/h beschränkt. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Bärenstarker Antrieb
- + toller Sound
- + akzeptabler Verbrauch bei zurückhaltender Fahrweise
- + gut harmonierendes Automatikgetriebe
- - Kickdown im Normalfahrprogramm mit kleiner Schaltpause
Fahrdynamik
Wer den "normalen" Q3 kennt, weiß um seine Stärken und Schwächen. SUVs können gut längs, aber nicht gut quer. Dafür sind sie zu schwer und zu hoch. Zwar ist der Q3 einer der schmalen, aber trotzdem wirkt er in der Stadt leicht sperrig, beispielsweise im Parkhaus. Trotzdem muss man die Enge nicht meiden. Auf der Landstraße merkt man die Schwächen, Kurvenhatz ist kein Vergnügen. Zwar liegt der RSQ3 tiefer und härter, auch er ist und bleibt aber schwer und hoch. Bei Vollgas sollte man auf zwei Dinge sehr gut achten - das Speedlimit und das schnelle Nähern an die nächste Kurve, denn die wirkt in einem solchen Wagen immer ein wenig enger. Die Autobahn ist dann die Domäne des Wagens: bequem und schnell reisen, das ist großartig gelungen. Man geht jedes Tempo beim Mitschwimmen mit, und es geht immer noch mehr. Der Druck lässt erst jenseits der 220 erheblich nach, dann braucht der Wagen etwas Anlauf. Einer, der "kann, wenn man will"!
Durch die verschiedenen Programme kann man Ansprechverhalten des Antriebs und Lenkung modifizieren, was im Alltag nicht nötig ist, aber durchaus Spaß machen kann.
Die Bremsen sind über jeden Zweifel erhaben. Man kann sie gut dosieren und sie halten auch durch. Sie sind allerdings auch nötig. Kein Wagen kam mir dermaßen schwer vor, und ich bin einige gefahren. Insbesondere wenn man auf eine Kolonne auffährt, sollte man daran denken, dass man mit einem Zweitonner flott unterwegs ist und ein wenig Zeit bis zum Stillstand braucht.
Summa summarum ist der RSQ3 sicherlich ausgesprochen dynamisch - ganz so, wie es sein soll. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + explosive Beschleunigung
- + druckvolle Fahrt
- + standfeste und gut zupackende Bremsen
- + verstellbare Lenkung, von leicht bis direkt
- - SUV-typisches, leicht hochbeiniges Kurvenverhalten
- - Eindruck der Schwere bei sportlicher Fahrweise
Komfort
Man fährt, insbesondere reist sehr bequem, wenn man will. Die Sitze sind gut geformt und gepolstert, optional elektrisch verstellbar. Das Entertainment ist nicht mehr ganz up-to-date, und der Navi-Schirm wirkt wie ein Anachronismus. Immerhin ist die Bedienung leicht und flott. Besonders herauszuheben ist die hervorragende Sprachsteuerung. |
Federung (einstellbar): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + bequemes Fahren
- + einfache Bedienung
- - Multimedia-Optionen begrenzt und nicht auf neuestem Stand
Emotion
Der RSQ3 ist ein Wolf im Schafspelz. Von außen wirkt er wie nahezu jeder Q3, was nicht unbedingt negativ ist. Das "Premium" ist zu sehen und zu spüren - natürlich auch im Preis. Wir sehen ihn gerne und freuen uns über die Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen.
Der Motor, ja, deshalb haben wir ihn gekauft, und deshalb begeistert er uns. Über die "normalen" Attribute des Q3 - Praktikabilität, Bequemlichkeit, Wertigkeit - hinaus hat er das "uuumph". Er bietet das, was man will, wenn man sportlich und/oder schnell unterwegs sein will: Leistung, fast soviel man will. Der Umstieg vom Q3 TDI zum RSQ3 war nach circa 10 Sekunden zu Beginn der Probefahrt klar: SO wollen wir fahren. Meine Frau liebt den RSQ3, und auch ich steige gerne ein und genieße einen SUV mit mächtig Dampf.
Negative Emotionen bei dem Wagen? Gibts dann, wenn man ans Geld denkt und es einem weh tut. Anschaffung, Unterhalt, Wartung - alles um einiges eurer als bei "normalen" Autos. Das sollte man wissen, darauf sollte man sich einstellen. Vergnügen gibts nicht zum Nulltarif. Hier liegt übrigens auch eine klassische Falle beim Gebrauchtwagenkauf: der auf den ersten Blick günstige Einstieg in Sportwagenwesen entpuppt sich als Groschengrab. Wissen - und sich darauf einstellen. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (sportlich): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + begeisternde Leistung
- + klassisches Understatement
- + Premium- Optik und -Haptik
- - nicht günstig in Anschaffung und Unterhalt
Unterhaltskosten
Gesamtfazit zum Test
Das ist unser Auto! Dachten wir bei der Probefahrt, denken wir heute, nach eineinhalb Jahren, immer noch. So kann man gerne fahren, und da gehen wir gerne über die Schattenseiten hinweg.