Zuschuß vom Amt, was sagt ihr dazu?
Hallöchen!
Ich habe eben noch einmal mitbekommen, daß die ARGE in Duisburg bis zu 2500 € zu Führerschein oder Autokauf zuschießt, wenn der Arbeitslose dann eine Arbeitsstelle bekommt. Der Zuschuß ist direkt an eine Arbeitsaufnahme gekoppelt.
Das Problem vieler Arbeitsloser ist, daß die in Frage kommenden Arbeitsstellen oft zwingend an Besitz von Fahrerlaubnis und Auto voraussetzen und von den 345 € abzüglich Strom, Versicherungen, Telefon usw. , die ein ALG2-Empfänger zur Verfügung hat, bleiben nicht ausreichend Mittel übrig, um ein Auto zu unterhalten. Daher haben ALG2-Empfänger in aller Regel keinen fahrbaren Untersatz.
Die ARGE in Duisburg begründet ihren Vorstoß damit, daß jeder in ein Arbeitsverhältnis gebrachte ALG2-Emfänger die Steuerkassen entlaste und daher lohne sich dieses Vorgehen auch für die Stadt. Da für einen ALG2-Empfänger zusätzlich zu den 345 € auch die Kosten für Wohnungsmiete und Heizung übernommen werden, kommen pro leistungsempfänger monatliche Belastungen von etwa 600 bis 700 € zusammen, nach einem Vierteljahr habe sich dieser Aufwand amortisiert. Bedingung für diese Zahlung ist allerdings die Arbeitsaufnahme.
Was haltet Ihr von dem Vorstoß Duisburgs?
Ich finde die Idee gut, da ein potentieller Arbeinehmer oft wirklich nicht mit dem ÖPNV zu seiner Arbeitsstelle kommen kann. Mir fallen auch in meiner Region Arbeitsstellen ein, die ohne eigenes Fahrzeug nicht oder nur für Leute aus der Nachbarschaft erreichbar sind.
MfG Meehster
62 Antworten
und wenn ich abends oder gar nachts die 800 Meter zum Automaten fahre, um Fluppen zu ziehen, bin ich auch nicht versichert
SCHWEINEREI
Zitat:
Original geschrieben von Drahkke
Man darf die Kilometerpauschale aber nicht nur rein von der Kostenseite betrachten, sondern sollte auch bedenken, daß der Mensch sich auch durch sein soziales Umfeld definiert. Unter diesem Aspekt kann man nicht verlangen, daß er der Arbeit ständig hinterherzieht, nur weil dies für den Staat kostengünstiger ist.
Aber warum bitteschön ist denn der Staat dafür verantwortlich, wie du zur Arbeit kommst? Wenn du dem Job nicht hinterherziehen willst, dann musst du halt die zusätzlichen Kosten tragen. Oder mit deinem Arbeitgeber ein höheres Gehalt raushandeln.
Zitat:
Original geschrieben von os-m
Im Vorfeld der letzten Bundestagswahl ist Paul Kirchhoff mit der Vision eines einfachen Steuersystems angetreten. Wer sich nicht mehr daran erinnert: Der Mann stand lange vor'm Wahlabend bereits im politischen Abseits und hat enttäuscht das Handtuch geworfen bzw. die Rückendeckung "seiner" Partei verloren.
Gut so. Nicht alles was neu ist und von der neoliberalen Propaganda hochgerühmt wird, ist auch wirklich nützlich. Auch wenn ich jetzt als alter linker Bedenkenträger abgestempelt werde, aber jemand, der 1000€ bekommt, würde bei pauschal 25% Steuern ziemlich alt aussehen. Der Besserverdiener, der von 10000€ die gleichen 25% Steuern zahlt, würde da keine Probleme haben.
Dass man bei höheren Gehalten, deutlich höhere Steuern zahlt, ist nur gerecht. Denn man profitiert ja offensichtlich mehr als der Geringverdiener von einem wirtschaftlichen System, dessen Stabilität der Staat garantiert. Folgerichtigerweise sollte derjenige, der am meisten an der Aufrechterhaltung eines solchen Systems interessiert ist, an dessen Finanzierung stärker beteiligt werden.
die Schweden hatten mal einen Spitzensteuersatz von 98% für private Einkommen mit der Folge, daß Björn Borg (wer erinnert sich) nach Monaco auswanderte
und viele viele folgten ihm
...
Zitat:
Original geschrieben von J.Ripper
die Schweden hatten mal einen Spitzensteuersatz von 98% für private Einkommen...
Dabei sollte man aber auch nicht verschweigen, daß bei diesem System die Abzugsmöglichkeiten viel umfangreicher waren. So war es dort auch Privatleuten möglich, Schuldzinsen von der Steuer abzuziehen.
Zitat:
Original geschrieben von J.Ripper
die Schweden hatten mal einen Spitzensteuersatz von 98% für private Einkommen mit der Folge, daß Björn Borg (wer erinnert sich) nach Monaco auswanderte
Vielleicht wollte er einfach mehr Sonne und ihm war Schweden auf Dauer zu kalt... 😉 Ich wohne schließlich auch in Italien. Und zwar nicht wegen der Steuer... 😁
Zitat:
Original geschrieben von pittiplatsch77
Gut so. Nicht alles was neu ist und von der neoliberalen Propaganda hochgerühmt wird, ist auch wirklich nützlich. Auch wenn ich jetzt als alter linker Bedenkenträger abgestempelt werde, aber jemand, der 1000€ bekommt, würde bei pauschal 25% Steuern ziemlich alt aussehen.
Nach Paul Kirchhoffs Vorstellungen lägen 1000 Euro Einkommen unter den Freibeträgen und es wäre gar keine Steuer fällig.
Zitat:
Original geschrieben von pittiplatsch77
Dass man bei höheren Gehalten, deutlich höhere Steuern zahlt, ist nur gerecht. Denn man profitiert ja offensichtlich mehr als der Geringverdiener von einem wirtschaftlichen System, dessen Stabilität der Staat garantiert. Folgerichtigerweise sollte derjenige, der am meisten an der Aufrechterhaltung eines solchen Systems interessiert ist, an dessen Finanzierung stärker beteiligt werden.
Das kann ich so nicht ganz nachvollziehen. Geringverdiener profitieren ebenfalls erheblich von staatlichen Leistungen. Der weit überwiegende Teil der Staatseinnahmen wird über die Sozialsysteme ausgeschüttet. Besserverdiener brauchen die tendenziell weniger. Auch von den allgemeinen Staatsausgaben kommen viele überwiegend den Geringverdienern zugute, da sie sich die Leistungen selbst nicht einkaufen könnten.
Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass der Staat gelegentlich mit aller Kraft daran arbeitet, unser Wirtschaftssystem und letztendlich auch Gesellschaftliche Stabilität zu demontieren. Vielleicht unabsichtlich aber zumindest mit grober Fahrlässigkeit.
Oliver
Nun, das vorherrschende System erlaubt es den Besserverdienenden besser zu verdienen. Daher werden diese auch mehr zu seiner Finanzierung und Absicherung (sozialer Frieden!) hinzugezogen. Der Geringverdiener erhält staatliche Unterstützung, weil er (aus welchen Gründen auch immer) nicht vom vorherrschenden System profitiert und am erwirtschafteten Wohlstand kaum beteiligt wird.
Trotzdem ermöglicht das System, hohe Einkommensunterschiede, von sozialistischer Gleichmacherei sind wir also noch weit entfernt. Weiter als je zuvor, würde ich sagen.
Die Verteilung der Lasten und Subventionen in unserem System folgt keinem genialen Bauplan, der den sozialen Frieden gewährleisten soll. Das ist schlicht organisch gewachsen.
Die Staatsquote pendelt irgendwo um die 50%. Gleichzeitig lebt in etwa jeder zweite von staatlichen Transferleistungen als erste Einkommensquelle. Von den anderen 50% haben viele ein Nettoeinkokmmen, welchs sich kaum vom Sozialhilfesatz abhebt.
Wir leben faktisch längst in semi-sozialistischen Verhältnissen.
Oliver
kleines Beispiel: öffentliches Freibad
die Gesamtkosten der Anstalt "Freibad" werden zu 60% durch Steuermittel bezuschußt
Normale zahlen den vollen Eintrittspreis
Arbeitslose u.ä. die Hälfte
ääähhh
und von wem stammen jetzt die 60% Zuschuß
und wer profitiert mehr von der Anstalt "Freibad"
???
Zitat:
Original geschrieben von pittiplatsch77
Nun, das vorherrschende System erlaubt es den Besserverdienenden besser zu verdienen.
Ach, das System erlaubt es ihnen? Was ist denn das System?
Zitat:
Original geschrieben von pittiplatsch77
Der Geringverdiener erhält staatliche Unterstützung, weil er (aus welchen Gründen auch immer) nicht vom vorherrschenden System profitiert und am erwirtschafteten Wohlstand kaum beteiligt wird.
Wieder ist also das böse System schuld. In welcher Weise kannst du wohl nicht sagen. Ich würde eher sagen, dass der Geringverdiener nichts auf dem Kasten hat und daher auch nur wenig verdient. Je größer das Angebot der Kandidaten ist, die einen Job machen können, umso geringer ist nunmal der verdienst.
Wenn der arme Geringverdiener in der Schule mal besser aufgepasst hätte würde ihm "das System" nun auch ein besseres Gehalt bewilligen. Aber wer nix kann der kritt auch nix.
Zitat:
Original geschrieben von pittiplatsch77
Trotzdem ermöglicht das System, hohe Einkommensunterschiede, von sozialistischer Gleichmacherei sind wir also noch weit entfernt. Weiter als je zuvor, würde ich sagen.
Nehmen wir mal einen Geringverdiener. Um das doppelte Netto zu verdienen muss manch einer der deiner Ansicht nach besser verdienenden das vierfache Brutto verdienen. Gerecht????
Zitat:
Original geschrieben von Battlemoench
[...]Wenn der arme Geringverdiener in der Schule mal besser aufgepasst hätte würde ihm "das System" nun auch ein besseres Gehalt bewilligen. Aber wer nix kann der kritt auch nix.[...]
Das Schulsystem in Deutschland produziert Un- oder Schlechtgebildete am laufenden Band, wer die letzten PISA-Studien (ich meine nicht die Berichte darüber) sorgfältig gelesen hat, weiß, daß der Schulabschluß und damit die Ausbildungsmöglichkeiten sehr von dem sozialen Status der Eltern abhängen. Und das in Bayern am deutlichsten von allen Bundesländern.
Es ist leider auch sehr auffällig, daß eine Klassenarbeit/Klausur auch nach dem sozialen Status der Eltern benotet wird. Auch ist es für Kinder von Geringverdienern - so intelligent sie auch sein mögen - kaum mehr möglich, zu studieren, nicht erst seit den Studiengebühren. Für Leute, die ihr Studium nicht durch die Eltern finanziert bekommen, war es vorher schon nicht einfach, da man selbst von der BAFöG-Höchstförderung nicht existieren kann. Man muß dann dazuverdienen, da man von den ca. 600 € monatlich Wohnung, Semestergebühren, Bücher usw. bezahlen muß und essen muß man ja auch noch etwas. Inzwischen kommen die Studiengebühren dazu (ca.1000 €/Jahr), so hat man als Student ohne Nebenjob nach Abzug von Gebühren, Büchern usw. vielleicht noch 400 €, wovon er wohnen und leben soll.
Wenn man sich dann etwas dazuverdienen will, sollten die Arbeitszeiten möglichst nicht mit den Vorlesungszeiten kollidieren, was in aller Regel nicht zu schaffen ist und schon studiert man länger.
Was meint Ihr wohl sonst, warum in Deutschland so lange studiert wird?
Zitat:
Original geschrieben von Battlemoench
Was ist denn das System?
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Wieder ist also das böse System schuld.
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Wenn der arme Geringverdiener in der Schule mal besser aufgepasst hätte würde ihm "das System" nun auch ein besseres Gehalt bewilligen. Aber wer nix kann der kritt auch nix.
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Nehmen wir mal einen Geringverdiener. Um das doppelte Netto zu verdienen muss manch einer der deiner Ansicht nach besser verdienenden das vierfache Brutto verdienen. Gerecht????
1. Das System ist die wirtschaftliche und politische Ordnung, die sich diese Gesellschaft gegeben hat. Mit den entsprechenden Gesetzen und allem drum und dran.
2. Ich sage nicht, dass es böse ist.
3. Der Geringverdiener ist nicht grundsätzlich an seinem geringen Verdienst Schuld. Es gibt Ursachen, die er nicht beeinflussen kann.
Und abgesehen davon, ist es egal, ob er an seinem Elend Schuld ist oder nicht. Wenn es zu viele Geringverdiener gibt, denen ständig eine glitzernde Welt gezeigt wird und die nicht mal die elementarsten Bedürfnisse decken können, dann staut sich Unmut an. Und da sind wir wieder beim sozialen Frieden. Und an dessen Aufrechterhaltung haben diejenigen, die vom System am meisten profitieren, wohl am ehesten Interesse. Sollten sie jedenfalls. Und die Intelligenteren unter den Besserverdienern begreifen das auch.
Mir gefällel diese Idee vom Tausch "Sozialer Friede" gegen "Stillhaltegeld" überhaupt nicht. Es funktioniert in der Praxis nicht auf Dauer, da sich dieses "System" zunehmend Bürger produziert, die lieber das Geld vom Staat nehmen als bescheidenen Wohlstand aus eigener Leistung heraus anzustreben.
Ein Problem an unserem System ist, dass einfache Arbeit nicht wirklich besser entlohnt wird, als Nichtstun.
Selbst hochqualifizierte Arbeit wird nach Berücksichtigung von Steuern, Abgaben und Subventionsausfall nicht wirklich gut bezahlt. Es gibt kaum eine Lohnspreizung. Der Einkauf von Arbeitsleistung, egal ob Handwerkstätigkeiten oder Arbeiten im Haushalt ist selbst für den Diplomingenieur teuerer als das eigene Nettoeinkommen.
Ich habe ein sechsstelliges Einkommen und streiche meine Wohnung selbst, auch weil es eine willkommene Abwechslung ist aber nicht zuletzt weil es sich finanziell so lohnt. 2x50% Steuern und Abgaben (jeweils bei mir und beim Handwerker) machen's möglich. Das System ist nicht nur böse, es ist pervers!
So entsteht bei vielen Schülern und Studenten das Gefühl, lernen und Leistung lohne sich in der Gesamtbilanz nicht mehr. Es ist nicht das Schulsystem, welches Versager hervorbringt. Das "System" aus Arbeitsrecht, Steuerrecht, maroden Sozialsystemen, Überversorgung des "abgehängten Prekariats" und Endzeit-Zeitgeist provoziert eine Stimmung unter jungen Menschen, dass es ohnehin keinen Sinn habe, sich anzustrengen. Ziele und Träume reduzieren sich auf den grotesken Versuch, beim Superstar-Casting das große Los zu ziehen. Ich bin so froh, meine Jugend in den 80'ern durchlebt zu haben, als eine andere Stimmung herrschte.
Oliver
Leistung? wofür?
man kann ja auch "entdeckt" werden, siehe Slatko oder Kübelböck
und wenn's dann doch nix wird, zahlt einem der Staat den Führerschein und das Auto
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