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Zuschuß vom Amt, was sagt ihr dazu?

Themenstarteram 7. Januar 2007 um 16:47

Hallöchen!

Ich habe eben noch einmal mitbekommen, daß die ARGE in Duisburg bis zu 2500 € zu Führerschein oder Autokauf zuschießt, wenn der Arbeitslose dann eine Arbeitsstelle bekommt. Der Zuschuß ist direkt an eine Arbeitsaufnahme gekoppelt.

Das Problem vieler Arbeitsloser ist, daß die in Frage kommenden Arbeitsstellen oft zwingend an Besitz von Fahrerlaubnis und Auto voraussetzen und von den 345 € abzüglich Strom, Versicherungen, Telefon usw. , die ein ALG2-Empfänger zur Verfügung hat, bleiben nicht ausreichend Mittel übrig, um ein Auto zu unterhalten. Daher haben ALG2-Empfänger in aller Regel keinen fahrbaren Untersatz.

Die ARGE in Duisburg begründet ihren Vorstoß damit, daß jeder in ein Arbeitsverhältnis gebrachte ALG2-Emfänger die Steuerkassen entlaste und daher lohne sich dieses Vorgehen auch für die Stadt. Da für einen ALG2-Empfänger zusätzlich zu den 345 € auch die Kosten für Wohnungsmiete und Heizung übernommen werden, kommen pro leistungsempfänger monatliche Belastungen von etwa 600 bis 700 € zusammen, nach einem Vierteljahr habe sich dieser Aufwand amortisiert. Bedingung für diese Zahlung ist allerdings die Arbeitsaufnahme.

Was haltet Ihr von dem Vorstoß Duisburgs?

Ich finde die Idee gut, da ein potentieller Arbeinehmer oft wirklich nicht mit dem ÖPNV zu seiner Arbeitsstelle kommen kann. Mir fallen auch in meiner Region Arbeitsstellen ein, die ohne eigenes Fahrzeug nicht oder nur für Leute aus der Nachbarschaft erreichbar sind.

MfG Meehster

62 Antworten

Ich halte diese Vorgehensweise ebenfalls für ein sinnvolles Instrument, um die Zahl der Langzeitarbeitslosen zu senken.

am 7. Januar 2007 um 19:12

Wenn durch die Maßnahme ein neuer Arbeitsplatz entsteht, der genügend Nettoeinkommen abwirft, um langfristig das Pendeln zur Arbeitsstätte zahlen zu können, dann ist die Maßnahme sinnvoll.

Ich habe da aber meine Zweifel.

Tatsächlich erlangt der Bewerber einen Netto-Vorteil von 200 Euro in der Gehaltsverhandlung - gegenüber einem anderen Kandidaten der bereits ein Auto hat und dieses incl. Rücklagen für die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs aus eigener Tasche bezahlt. Dies ist unter der Annahme, dass er die 2500 Euro Förderung in Gedanken auf 1 Jahr verteilt.

Folglich kann der Arbeitgeber den angebotenen Bruttolohn senken oder der Staat kann Steuern und Abgaben weiter erhöhen. So entsteht sukzessive in kleinen Schritten durch die Hintertür eine Staatswirtschaft.

Wenn das gesponsorte Auto kaputt geht, verliert der AN seinen Job und der nächste Langzeitarbeitslose darf mal ran. So senkt man die Zahl der Langzeitarbeitslosen, weil jeder mal hin und wieder in einen Job kommt, aber die Arbeitslosigkeit insgesamt steigt, weil die Zuschüsse an anderer Stelle erwirtschaftet werden und dort Wettbewerbsnachteile entstehen.

Zitat:

Original geschrieben von os-m

Wenn das gesponsorte Auto kaputt geht, verliert der AN seinen Job...

Man muß ja nicht immer von einem Totalschaden ausgehen. Den Unterhalt für das Fahrzeug (wozu auch Reparaturen gehören) sollte der AN ja von seinem Verdienst bestreiten können.

am 7. Januar 2007 um 21:08

Zitat:

Original geschrieben von Drahkke

Man muß ja nicht immer von einem Totalschaden ausgehen. Den Unterhalt für das Fahrzeug (wozu auch Reparaturen gehören) sollte der AN ja von seinem Verdienst bestreiten können.

Klar sollte er das, aber ist diese Annahme realistisch?

Rechnen wir mal best-case (der Arbeitslose ist Single und muss nur sich selbst versorgen). Wenn der Unterhalt eines günstigen KFZ in der Vollkostenrechnung 400 Euro beträgt und die Kosten der Wohnung (Warmmiete) weitere 350 Euro und noch ein Einkommen über dem Sozialhilfesatz überbleiben soll (500 Euro) haben wir Netto schon 1250 Euro; mit Steuern und Sozialabgaben sind das Brutto schon 1900 Euro im Monat, d.h. bei 1600 Arbeitsstunden im Jahr kommen in etwa 14 Euro Brutto-Stundenlohn raus.

Wo werden in einer strukturschwachen Region (man braucht ein Auto zum Erreichen des Arbeitsplatzes) derartige Jobs für Langzeitarbeitslose angeboten? Ich befürchte, es läuft darauf hinaus, dass die einmalige Anschubhilfe abgegriffen wird (evtl. in Kombination mit anderen Fördermaßnahmen) und kein Problem nachhaltig gelöst wird.

Oliver

Diese Risiken dürften wohl auch den Verantwortlichen für dieses Programm bekannt sein. Aber ich finde es immer noch besser, daß etwas riskiert wird anstatt das der Zustand der Langzeitarbeitslosigkeit weiter zementiert wird. Getreu dem Spruch: "Wer etwas wagt, der kann verlieren. Wer nichts wagt, der hat schon verloren."

am 8. Januar 2007 um 6:10

Ich sag mal Jein. Würde die Förderung als zinsgünstiges/zinsfreies Darlehen ansetzen.

Immerhin 2500,- für ein Fahrzeug geschenkt, dafür müssen normale Arbeitnehmer teilweise Jahre sparen.

vg Steve

ich halte von dem Vorschlag überhaupt nix, weil zu teuer und ungerecht !

aber der Beifall kommt aus der "richtigen" Ecke

Beispiel Kohlesubventionen

würde man den deutschen Bergbau komplett stillegen und den Kumpels sagen, setzt Euch in eure Gärten und dreht Däumchen bei voller Entlohnung, dann käme das den Staat insgesamt günstiger

woll

Themenstarteram 8. Januar 2007 um 7:40

Zitat:

Original geschrieben von Audilenker

Ich sag mal Jein. Würde die Förderung als zinsgünstiges/zinsfreies Darlehen ansetzen.[...]

Das steht auch zur Diskussion, nicht nur in Duisburg.

@J.Ripper: Ungerecht mag es sein. Und daß es teuer ist, auf Dauer Geld zu sparen, ist nicht nur in diesem Fall so. Beispiele? Gern:

LPG-Umrüstung von Autos: Da zahlt man einmalig 1800 € (in meinem Fall) und spart dadurch etwa 200 € pro Monat. Inzwischen ist es bei mir weniger, aber das hat sich dennoch nach 9 Monaten amortisiert.

Wohneigentum: Man kauft sich ein Haus oder eine Wohnung, um dadurch die Miete einzusparen. Hier dauert es nochmal um Einiges länger, bis sich das amortisiert hat.

Dagegen sind die 3 Monate wie im Fall Duisburgs doch eine lohnende Investition.

Von den Kohlesubventionen halte ich auch nicht viel, ähnlich negativ sehe ich die Frühpensionierung von Telekom- Postbeamten, die mit 50 bei voller Pension in Vorruhestand gehen können. DAS ist wirklich rausgeschmissenes Geld.

MfG Meehster

ich wäre einverstanden, wenn die Hilfe zum Führerschein als Darlehn gewährt würde und nicht als Geschenk (Zuschuß)

ein Harz-IV-Empfänger mit 4 Kindern hat mehr Geld zur Verfügung als ein arbeitender Bauarbeiter unter sonst denselben Bedingungen

ich verstehe, daß der Bauarbeiter sauer ist

es darf in Deutschland nicht soweit kommen, daß Faulheit auch noch dadurch belohnt wird, daß nun Führerscheine und Autos bezahlt werden

stumpfsinnige Malocherjobs werden hierzulande immer rarer und wer nix anderes kann oder will, kriegt Harz-IV, ggf. bis zur Rente

wo ist das Problem?

die subventionierung eines führerscheins finde ich in ordnung! eines PKW´s dagegen nicht!

den wagen sollte man sich selber verdienen. sonst wäre es ungerecht der allgemeinheit gegenüber!

beim führerschein fände ich einen gewissen satz in ordnung, z.B. dass eine gewisse anzahl an stunden und ggf. die grundgebühren bezahlt werden. bestehen der prüfung vorausgesetzt.

mehrkosten die über diesen satz liegen werden zinsfrei bzw. mit niedrig zins zurück bezahlt.

es würde auf jedenfall bei der jobusche behilflich sein, ein führerschein wird sehr oft vorausgesetzt.

@j.ripper

ja es ist ungerecht in deutschland das faule leute so durchkommen. aber immerhin hat der bauarbeiter in deinem beispiel nachdem er seine kinder groß gezogen hat mehr geld und eine rente ist auch vorhanden.

aber viele denken nur an jetzt!

Themenstarteram 8. Januar 2007 um 11:44

Zitat:

Original geschrieben von J.Ripper

[...]es darf in Deutschland nicht soweit kommen, daß Faulheit auch noch dadurch belohnt wird, daß nun Führerscheine und Autos bezahlt werden[...]

Du nennst es also Faulheit, wenn man wegen fehlender Mobilität trotz ernsthaftem Bemühen keine Arbeitsstelle bekommt?

Oder stützt Du Dich auf die überwältigende Mehrheit von vielleicht 5 bis 10 % Faulpelzen (die es leider auch gibt) gegenüber dem verschwindend geringen Anteil von 90 - 95 % ernsthaft Arbeitwilligen?

Das Duisburger System ist sehr fest an die Arbeitsaufnahme gekoppelt, was auch bedeutet, daß man nach dem Sponsoring des Autos erstmal ein paar Monate auf eigenen Füßen stehen. Damit das sichergestellt ist, soll der potentielle Arbeitgeber auch einen Zettel unterschreiben, daß ein eigenes Fahrzeug für diese Ausübung der Arbeit unbedingt notwendig ist und er den Hilfeempfänger mit Auto (bzw. FS) sofort einstellen wird.

Da diese Grenzen aus verständlichen Gründen doch etwas eng bemessen sind, habe im Bereich der ARGE Duisburg bisher noch nicht einmal 200 Leute diese Förderung genossen.

Daß man nicht jedem ALG2-Empfänger den Führerschein bezahlt und/oder ein Auto vor die Tür stellen darf, dürfte klar sein.

MfG Meehster

Zitat:

Original geschrieben von meehster

Das Duisburger System ist sehr fest an die Arbeitsaufnahme gekoppelt, was auch bedeutet, daß man nach dem Sponsoring des Autos erstmal ein paar Monate auf eigenen Füßen stehen. Damit das sichergestellt ist, soll der potentielle Arbeitgeber auch einen Zettel unterschreiben, daß ein eigenes Fahrzeug für diese Ausübung der Arbeit unbedingt notwendig ist und er den Hilfeempfänger mit Auto (bzw. FS) sofort einstellen wird.

Mit diesen Einschränkungen ist IMHO genügend Vorsorge getroffen, daß diese Förderung gezielt eingesetzt werden kann und keine Gießkannenwirkung hat. Auch die Mißbrauchsmöglichkeiten der Förderung sind hier ziemlich gering.

erinnert sich noch jemand an die PSA - Personal Service Agenturen ?

das war eine förmliche Einladung zum legalen (!) Abziehen des Arbeitsamtes

Trick: Beschäftigung vom 28.8. bis 4.10. macht 3 (DREI) Monate ... und dafür gab's Kohle für die PSA

reich geworden sind die Inhaber der PSA

Jobs wurden kaum geschaffen

 

jetzt dieses Modell aus Duisburg

also, Harz-IV-Empfänger haben ja nix mehr, was gepfändet werden könnte

was passiert, wenn so ein Typ das Auto versemmelt

oder, Führerschein

was passiert, wenn der Typ (nun mit Führerschein) dorch nicht arbeiten will

???

Grundsätzlich eine gute Idee!

Ich würde allerdings auch die Gestaltung als Darlehen vorschlagen. Ausserdem sollte dann die ARGE ein Mitspracherecht bei der Wahl des Fahrzeuges haben. Also lieber ein 96er Peugeot 106 als ein 88er BMW 325i ;-) (Stichwort: Unterhaltskosten)

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