Zurück zum Ur-Motorrad ?

Neuste Entwicklungen von Fahrzeugen wie die Kawasaki W 800 und die Honda CB 1100, lassen unweigerlich den Schluss zu, dass die Hersteller designtechnisch wieder mehr zu dem Ur Motorrad tendieren.
Auch die Nachfrage, nach diesen Motorrädern steigt.

Führen die Hersteller, einbrechende Verkaufszahlen, vielleicht doch zum Teil darauf zurück, dass sie vermehrt auf die, bei vielen ungeliebte, Streetfighter Optik gesetzt haben?

Man hat ja nicht viele Alternativen, entweder Streetfighter, Ssp oder Chopper, außer den neuen Retro Maschinen, gibt es nichts dazwischen.

Ich kann jetzt nur meine Position beleuchten, für mich stellt das neue Design ein absolutes No-Go dar, welches mich, nicht nur aus finanzieller Hinsicht, immer mehr auf die Karren älterer Bauart zurückführen lässt, bei der Wahl meiner Motorräder.Sitzpositionen neuer Motorräder sympathisieren vermehrt mit denen eines Rollers, so kommt es mir manchmal vor, wenn eine neue Maschine die Straße kreuzt.

Mich würde, hinsichtlich dessen, mal eure Meinung interessieren...

Beste Antwort im Thema

Es ist doch wie immer... es geht ums Geld.

Was macht die Zielgruppe an, was will sie haben, auf was ist sie bereit zu verzichten und was kann ich ihr dafür abknöpfen.

Wenn ich Geld verdienen will, muss die Zielgruppe möglichst groß und natürlich solvent sein.
Seit Jahren sind das die Herren, deren Kinder großgefüttert und aus dem Haus sind, selbiges ist bezahlt daher ist Kohle übrig.

Stereotyp 1:
Vor fünfundzwanzig, dreißig oder mehr Jahren hat die Knete für s Auto gefehlt, Ausbildung oder Uni wurden auf dem Zweirad angefahren. Familie, Job usw. "liessen es dann nicht mehr zu, dass ich Motorrad fahre". Im Grunde war er aber froh, endlich ein Auto besitzen zu können und beim Spiel "mein Haus - mein Auto - mein Boot" mitspielen zu dürfen.

Stereotyp 2:
Er ist mit dem Bus zur Uni gefahren, war auch viel sicherer. Die "Rocker" hatten immer die heißen Mädels dabei, aber er hat dann halt irgendwann die Roswitha geehelicht...
Er hat lange davon geträumt, doch mal den Wilden spielen zu dürfen...

Beiden servieren wir jetzt "den besten Gegenwert für ihr hart verdientes Geld", wir verkaufen ihnen "Freiheit", "Emotion" oder gleich ein ganzes "Lebensgefühl" zum Moped dazu.
Weil sie sich doch irgendwie einnässen mit der ganzen Verantwortung im Straßenverkehr, packen wir den beiden alles an elektronischen Helferlein in das Ding, was wir kriegen können, Drive-by-Wire, GPS, ABS, Traktionskontrolle, die Airbag-Warnweste im Kuttendesign gibts in der Frühjahrsaktion zum Sonderpreis dazu, aber nur im Paket mit der Interkom-Anlage, dem Versicherungspaket und der geführten Karpatentour durch 5-Sterne-Hotels. Ihr grün-schwarzes Umweltgewissen beruhigen wir mit Einspritztechnik, Katalysatoren und Schalldämpfern in Kühlschrankgröße.
Die Optik muss entweder dem Klischee "böser Rocker", "stilvoller Herrentreiter" oder "Paris-Dakar-Sieger" entsprechen, und schon ist die Welt voll von waschechten "Bikern", die uns mit Geld bewerfen bis uns schwarz vor Augen wird...

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Durchgestylte Konsumartikel für Abziehbildcharaktere einer oberflächlichen Wegwerfgesellschaft.

Mir wird so schlecht, dass ich garnicht so viel fressen kann wie ich kotzen möchte... fette Ärsche auf verfetteten, hässlichen, überzüchteten Plastikgeschwüren... Schraubengröße nicht von Schlüsselweite unterscheiden können, Angst aufs Maul zu fallen und sich dann "Biker" nennen und von der letzten Fahrt um den Gardasee schwadronieren. Hin und zurück auf dem Trailer, eh klar.

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Ein Motorrad ist schön, wenn ich die funktionelle Technik und die Handwerkskunst des Erbauers sehe.
Es selbst zu bauen und zu fahren ist ein Gefühl der vollkommenen Zufriedenheit.

Zitat:
Being on a bike you sculpted yourself is a sense of achievement, mechanical symphony of parts working together because you arranged them that way.

Auch das Fahrgefühl wird nicht "besser" duch adaptive Fahrwerke, Wunderbremsen, turmhohe Verkleidungen und Fernsehsessel statt einer Sitzbank.

Ein "modernes" Motorrad kann deshalb nie "zurück zum Ur-Motorrad" gehen. Es wird optische Anleihen nehmen, aber es wird euch immer betrügen und belügen. Das "moderne" Motorrad nimmt euch Verantwortung, Einfluß, Gefühl, Genuß. Es ist seelenlos.
Es ist der gleiche Mythos wie der vom "gefühlsechten" Kondom...

So, jetzt steinigt mich...

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Ich weiß gar nicht, was immer alle gegen Elektronik haben. Die ist deutlich beständiger als (elektro-)mechanische Steuerung bei gleichem Leistungsumfang. Man darf es nur nicht mit der Featuritis übertreiben.
Mein Amiga 500 läuft noch. Der C64 würde es wohl auch noch, wenn ich ihn noch hätte. Mein altes A8-Modell würde man wohl nicht mehr auf der Straße sehen ohne OBD, man hätte nämlich ohne Fehlerspeicher und Meßwertblöcke kaum eine Chance, Probleme zu erkennen, bevor die sich in Schäden äußern, deren Reparatur den Zeitwert des Fahrzeugs übersteigt. 1-2x pro Jahr Laptop auf den Beifahrersitz und Messfahrt - dringend anzuraten. Neulich hat ein Steuergerät einen Fehler gemeldet, den ich sonst erst beim nächsten TÜV-Termin bemerkt hätte.. weil ich durchgefallen wäre.
VW hat an vielen Stellen auf 5-10 Jahre Lebensdauer abgezielt, _gerade_ die Elektronik erlaubt es, dass die ersten Exemplare übernächstes Jahr 20 Jahre alt werden. Also gern mehr davon auch beim Motorrad.

Was anderes ist natürlich Gedöns wie Nachtsicht mit Fußgängererkennung beim neuesten Modell. Da wird massiv zusätzliche Komplexität geschaffen.

Zitat:

Original geschrieben von Sonntagnachtsfahrer


Ich weiß gar nicht, was immer alle gegen Elektronik haben. Die ist deutlich beständiger als (elektro-)mechanische Steuerung bei gleichem Leistungsumfang.

muhaha...

OT, aber...

Du kennst niemanden, der bei irgendnem größeren Hersteller mit Gewährleistung, Reklamationsmanagement oder so zu tun hat, hm? Ich verdien da meine Brötchen...

Richtig ist, dass gemessen am "Leistungsumfang" die Ausfallrate relativ gering ist.

Es gilt aber auch, dass eben nicht kaputt gehen kann, was nicht dran ist. Das Elektronikzeug macht mittlweilen zwei Drittel der Schäden aus.

Überdenke bitte auch mal deine Aussage zu Steuergeräten im Sinne von "es zeigt mir ein Problem an, bevor ein Schaden entsteht".

Die Fehlerspeicherung ist nicht Kernaufgabe eines Steuergerätes. Das ist nur angenehmer bzw. zwingend notwendiger Nebeneffekt.
Ein Steuergerät sammelt Daten von Sensoren, die irgendwelche Betriebszustände erfassen, um anhand von hinterlegten Referenzen irgendwelche Aktoren zu steuern. Um das halbwegs abbilden zu können, muss es die Sensoren und Aktoren sofern möglich auch überwachen, i.d.R. über einen Plausibilitätscheck des Widerstands oder der Spannung.

Dafür legen wir zig Meter (und Kilo!) Kabel durch die Möhre, sichern hier ab und brauchen da ne Redundanz. Spannungsuntergrenzen müssen gesichert sein, was Batterien mit adäquater Kapazität und Generatoren mit ausreichend Leistung bedingt.

Ein Fehlereintrag sagt dir i.d.R. auch nur, dass ein bestimmer Sensor einen Wert liefert, der nicht passt.
Die Ursache kennt das Steuergerät nicht, dafür ist es zu blöd. Die Fehler haben unterschiedliche Prioritäten, "sicherheitskritisch" führt i.d.R. zum abstellen des Systems (z.B. Motor), "funktionskritisch" zur roten oder orangenen Lampe im Cockpit und alles darunter wird einfach in den Fehlerspeicher gepackt, bis sich mal jemand herablässt, diesen auszulesen.

Wir haben also ein neues, ganz tolles und selbstverständlich auch sportliches Moped, das vollkommen gesetzeskonform schön leise ist und ganz toll wenig Abgas produziert, weil wir ein Zünd-/Einspritzmanagement samt KAT an Bord haben. Der Hersteller wollte glänzen und hat nicht nur ABS und Traktionskontrolle spendiert, sondern auch "Drive-by-Wire", einen elektronischen Gasgriff. Statt Exzenter und Bowdenzug gibts hier ein Potentiometer und ein lustiges kleines Kabel zum Motorsteuergerät, um diesem den sogenannten "Fahrerwunsch" mitzuteilen.

Mit Hilfe der vielen Sensorsignale über Ansaugluft- und Kühlwassertemperatur bis zu Ansaugluftmasse und Motordrehzahl sucht das Steuergerät aus dem Kennfeld jetzt den Zündzeitpunkt und die Kraftstoffmenge, die der Konstrukteur unter diesen Bedingungen am Prüfstand für sinnvoll hielt.
Wir bekommen also nicht mehr das, was wir wollen, sondern die Schnittmenge aus Prüfstandsversuch und unserem Wunsch.

Nun haben wir ein Spannungsproblem, vieleicht ist der - natürlich volelektronische - Regler verraucht, die Batterie platt oder einfach mal wieder die Hauptmasse locker. Wo wir unser "Ur- Motorrad" einfach anschieben, kicken oder was auch immer, rufen wir mit unserem "Retromobil" den ADAC. Keine Spannung, keine Einspritzmenge, kein anschieben, ganz einfach.

Ist unser elektronischer Gasgriff mal abgesoffen, weil der Wetterbericht mal wieder gelogen hat, oder ist sein Konterpart, der Drosselklappensensor schon etwas mitgenommen, nimmt unser Retromobil plötzlich kein Gas mehr an, ruckelt, dreht unvermittelt hoch... es steht aber nirgends, welcher Brocken die Hefe hat. Werkstatt, rausfinden lassen, und 200 Taler abdrücken für die Aussage "war wohl länger gestanden, was? Fehler waren keine drauf, aber ne Menge Wasser im Tank".

An unserem Ur-Moped hätten wir am Wegesrand mal die Schwimmerkammer runtergeschraubt, Kondenswasser und verschmutze Düsen ausgeschlossen und mal die Zündkerze getauscht. Oder wir hätten einen angefressenen Gaszug gefunden, hätten was improvisiert zum heimkommen und dort dann halt nen neuen Zug eingebaut.

Ja, das Bessere ist der Feind des Guten. Aber die pure Existenz einer elektronischen Variante macht sie noch nicht besser als das, was vorher über Generationen funktioniert hat.

btw... wenn so ein Einspritzhobel mal 10,12 Jahre auf dem Buckel hat und das eine oder andere Helferlein das zeitliche segnet... habt ihr einen wirtschaftlichen Totalschaden in der Garage stehen...

(ähnlich bei PKW, da haben z.B. Airbags eine Art "Verfallsdatum". Momentan kümmert sich da noch keiner drum, aber es ist nur eine Frage Zeit, bis der Dampfkesselverein Kontrollen "anbietet"... nach der vom Hersteller festzulegenden Frist ist so ne Karre ein Fall fürs Recycling...)

Sorry, aber für neo-konservativismus konnte ich mich nie erwärmen... 😁

Für das Motorrad gilt die gleiche Philosophie.

Ich würde jetzt mal frei nach Habermas fragen: "Und wo hörst du auf?"
Wo ist die Grenze wo ein Motorrad zu viel Technik/Elektrik/Komplexität hat?

Beim Magnetzünder? Bei den Tassenstösseln? Bei der Wasserkühlung? Beim Elektrostarter? Beim ABS?

Und nein, Airbags haben kein Verfallsdatum.
Ist eh egal, weil nach 25 Jahren sind die meisten Karren sowieso weniger des Air Bags wegen unrentabel. Das ist dann ehr die Kirsche auf der Sahnehaube.

Und ide Zeit vor Vollverzinkten Karosserien war ja so viel besser... Ford Ts ist man damals ein halbes Jahrhundert gefahren... gell ? *hust* *hust*

Und ja, wir haben hier schon 10 Jahre alte Vergasermaschinen verschrottet.

Früher hat man nach 500km Autobahn nach dem Tanken und vor dem Essen die Ventile am Boxer nachgestellt. Die mochten Vollgasbetrieb nämlich nicht besonders.

Früher waren nach 50.000km Übermasskolben fällig. Wenn der Motor im Auslieferungszustand die Überhaupt schaffte.

Ich bin auch kein Fan von Drive-by-wire. Aber die Technik entwickelt sich nun mal weiter und wenn man dieses erfüllen und jenes haben muss, dann geht das nicht analog.

Nehmen wir mal was einfaches:
Der Seitenständer darf beim losfahren nicht unten sein, sonst schlecht in der ersten Linkskurve.

Die Lösung früher:
- Der Seitenständer ist Federbelastet und rastet auch nicht ein. Hebe ich das Mopped vom Ständer, flutscht er sofort zurück. Nachteil: bricht die Feder während der Fahrt, ist man ausgehebelt und im Graben. Damalige Lösung: Zwei Federn. Sicherheit durch Redundanz.
- Die BMW-Luxuslösung: An meiner RT ist der Seitenständer über einen Seilzug mit dem Kupplungshebel gekoppelt. Ziehe ich den Kupplungshebel, klappt der Seitenständer ein. Perfekte Lösung. Aber: Wiegt 500 Gramm mehr und ist teuer in der Herstellung.

Die Lösung heute: Mikroschalter mit Zündunterbrechung am Seitenständerendpunkt. Billigst in der Herstellung. Nachteil: Die Anzahl wegen eines ausgefallenen Mikroschalters liegengebliebenen Moppeds ist Legion. Um einen Sturz durch Bruch der Feder während der Fahrt zu verhindern, müssen trotzdem 2 Federn verbaut werden.

Fortschritt: Unter Null.

Fazit: Ohne Elektronik geht es nicht mehr. Aber da Elelktronik billig in der Herstellung ist, werden die grossen Hersteller davon nicht mehr abweichen.

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Zitat:

Original geschrieben von Felyxorez


Und nein, Airbags haben kein Verfallsdatum.
Ist eh egal, weil nach 25 Jahren sind die meisten Karren sowieso weniger des Air Bags wegen unrentabel. Das ist dann ehr die Kirsche auf der Sahnehaube.

Und ja, wir haben hier schon 10 Jahre alte Vergasermaschinen verschrottet.

Seit diesem Jahr muß beim TüV geprüft werden ob das Lämpchen für den Airbag ausgeht - sprich: es muß vorher an sein und bei laufendem Motor erlöschen. Mit abklemmen ist nichts mehr. Es wird empfohlen (noch wird nur empfohlen) einen Airbag nach spätestens 12 Jahren auszutauschen. Und meiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis das zur Pflicht wird.

Zu den 10 Jahre alten Versager-Maschinen: Das dürfte wohl eher an so lustigen Einfällen wie Abwrackprämien liegen, oder weil man als Händler 2 Jahre Garantie geben muß und das eigentlich nicht kann. Die alte Bastler-Kiste vom Freundlichen, die man als begabter Hobbyschrauber für n Appel und n Ei gekauft hat, landet heutzutage im Schrott oder werden in Einzelteilen in die Bucht geworfen. Und alles wundert sich, warum es immer weniger Motorradfahrer gibt....

Habe die Beiträge von Silkon&Tape sehr interessiert gelesen, das war meineserachtens sehr aufschlussreich um einem in gewisser Weise an einen Themenbereich heranzuführen für einen Überblick, Hirnrissiger und Sinnloser Elektronik.
Es geht doch im Prinzip nur um das Ding selber...Motorradfahren, dies zu praktizieren, zeichnet sich doch in ganz anderen Dingen aus, als diese unübersichtliche Geschichte der Elektronik, welches doch im Prinzp niemand benötigt um das Motorradfahren zu praktizieren.
Das kann ich mit einem Ur Motorrad genauso, wie mit einem Elektronischen Zweiradufo.
Moderne Technik hin oder her, es geht doch eher um die Frage, wer braucht so was?
Fehleranalysen was nun kaputt gegangen ist, eine Einrichtung, die den Motor abwürgt wenn irgend welche Sensoren grünes Licht geben, zeigt doch eher, dass der Fahrer immer mehr aus der Verantwortung genommen wird.
Auch das mit der Mogelpackung fand ich interessant, was nützt einem ein Hobel der aussieht wie aus den 70ern und vollgestopft ist mit elektronischen Firlefanz, was keiner braucht.

Grundsätzlich falsch zu denken, dass Elektronik ewig hält, vielleicht bei gleichbleibenden Temperaturen in trockener Umgebung,vielleicht, aber kleinste Temperaturschwankungen, lassen die Eletronik einer, beispielsweise, CNC Maschine schon verrückt spielen und Werte anzeigen, jenseits von gut und Böse.
Wie sieht es dahingehend mit der Elektronik aus, die jeder Witterung ausgesetzt wird?
Auch wenn die Elektronik Geschichte für mich nur böhmische Dörfer sind, kann ich mir dennoch vorstellen, dass diese dann noch schneller das zeitliche segnen kann, wie entsprechende Mechanik.

Wenn wir dann wirklich einen wirtschaftlichen Totalschaden haben, oder Kosten, die jedes Budget sprengen, ist doch im Augenblick nur einen Vorteil für die Werkstatt erkennbar, nicht aber für den Nutzer, denn der kann mit seiner normalen Schrauberei nichts mehr ausrichten, ohne vorher ein Studium abzuschließen in Elektrotechnik Fachbereich Sensorik.

Wenn wir aber jetzt abschließend nur noch Elektronik-Ufos haben, oder moderne Ur-Motorräder, als Mogelpackungen, oder nur noch alte Karren, wo einem bald die Ersatzteile ausgehen, dann gibt es keine Alternative, es sei denn eine Firma würde sich herablassen die 30 Jahre alten Pläne wieder aus dem Archiv zu holen...

Man kann es ja analog zur technologischen Entwicklung der Autos in den letzten 10 Jahren betrachten. Moderne komplexe Fahrzeuge sind ja meistens modular aufgebaut. Wenn was in der Elektronik kaputt geht, dann wird meistens nur ein Bauteil vollständig getauscht.
Einen besonders höheren Aufwand als andere Reparaturen bedeutet das nicht.

Komplexe vernetzte Systeme wie beim 8er gibt es ja eigentlich nicht mehr.

Ok, das mit den Airbags werden wir sehen. Die 20 Jahren E34er machen z.B. aber scheinbar nicht sooo viele Probleme.

Stimmt natürlich, dass man generell, zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen kann, dafür ist die Sache noch gar nicht ausgereift genug.
Wir können sagen welche Maschine nach 30 Jahren sich als zuverlässig und welche als weniger zuverlässig ausgezeichnet hat, aber was es mit dem ganzen Elektronik-Zeugs auf sich hat, wissen wir folglich auch erst nach schätzungsweise 10 bis 20 Jahren.
Meine Einschätzung dahingehend ist aber diese, dass sich da einige noch sehr wundern werden, denn wenn es zutrifft was Silikon&Tape da erwähnte, wird es die Zweiradbranche von einer Krise ins absolute Aus katapultieren.
Ich denke mal, hier wird die Intelligenz des Verbrauchers sehr stark unterschätzt, sowie auch die Solvenz solcher.

Und zum Thema Entwicklung und Fortschritt, muss man ganz klar erkennen, welche Entwicklung einen Vorteil für mich hat, wie z.B. ABS und welche mir überhaupt nichts bringt.
Und eine Entwicklung technologischen Fortschritts, welche für mich als Verbraucher nur Nachteile mit sich führt, ich denke, da kann man gut und gerne drauf verzichten und stellt in diesem Sinne keinen Fortschritt dar.

Ein Gaszug mag komplexer sein in der neuen Ausführung, in vielen Fällen vereinfacht die Elektronik aber. Alleine die Motorsteuerung wird man nicht missen wollen, das mit dem Nachstellen nach einer Vollgasfahrt ist ein gutes Beispiel. Eine Automatik oder ein Turbo hat ohne Steuergerät auch schnell mal einen monströsen Unterbau an Elektromechanik an Bord, dafür gibts berüchtigte Beispiele.

Anderes Beispiel: die Audi V8-Motoren der 90er haben eine Saugrohrlängenumschaltung (ergibt ca. 15% mehr Drehmoment unten), bei denen Klappen per Unterdruck bewegt werden. Dabei wird vom Steuergerät ein Magnetventil aktiviert. Das System ist berüchtigt für festgewachsene Klappen, die sich nicht mehr gangbar machen lassen. Einerseits weil solche Motoren bei normaler Fahrweise selten hohe Drehzahlen brauchen und zu selten umgeschaltet wird, andererseits weil auch mal ein Schlauch oder eine Unterdruckdose porös sein kann.
Warum nun der Aufwand? Ich wette, dass das System noch aus einer Zeit kommt, bei der der Unterdruck ab bestimmten Drehzahlen eben nebenbei vom Motor erzeugt wurde, ganz ohne eine aktive Steuerung. Die hat man dann hinterher aufgepflanzt und damit alt + neu zusammengebastelt.

Die Motoren der 2000er-Jahre haben einfach Elektromotoren an der Klappe und fertig. Simpler & zuverlässiger, und schon fährt nicht mehr ein Großteil der Leute mit defekter Umschaltung rum, oder muss die Saugbrücke wechseln wie ich.

Noch ein Beispiel: was ist zuverlässiger und genauer bei gleichem Preis, eine mechanische Armbanduhr oder eine digitale?

Interessierst Du dich für Armanduhren? Ich auch nicht.
Aber ich kenn' einen, der sich dafür interressiert.
Der hat so 'ne Riesenlupe und einen ganzen Satz von Mini-schraubenziehern
und sonstigen Mikrowerkzeugen, und wenn man ihm eine selbstaufziehende
Uhrenmechanik in die Hand drückt, (die stehegeblieben ist), dann wird der ganz wild,
verzieht sich auf seinen Dachboden, und ist stundenlang nicht mehr zu sehen😁

Dem brauchst Du mit so'ner zeigerlosen Digitaluhr nicht zu kommen, das Zeug
kommt verschweisst aus der Fabrik, manchmal kann man noch die Batterie wechseln,
aber wozu...weg damit und eine Neue!

Wenn ich an das Motorrad denke, hat sich (und dreht sich immer noch) mein ganzes Leben darum.
Damit habe ich Europa entdeckt, es hat mich zu meinen ersten Liebschaften gebracht, alle meine
Freunde waren und sind Motorradfahrer, und wenn ich an irgendetwas tolles aus meinem Leben denke,
dann fällt mir dazu nur die eine oder andere Motorradtour ein. Stelle ich mir die Frage"Was bist Du?"
denk ich sofort"Motorradfahrer!" und dann erst an meine Diplome oder an meinen Beruf.
Bleibt eins unserer Moppeds irgendwo im Ausland liegen, wird das Werkzeug und die Ersatzteile ausgepackt, der Tabak, das Bier. Dann wird darüber gefachsimpelt, was und warum das kaputtgegangen
ist, und wie man das am besten wieder wieder hinkriegt. Gegenfalls werden Kontakte zu den Einheimischen geknüpft, um Ersatzteile oder Spezialwerkzeug aufzutreiben. Manchmal entstehen dadurch Freundschaften...Jede Panne ist natürlich erstmal bitter, aber durch die bewiesene Solidarität
und das, was man dazu lernt, im nachhinein immer eine positive Erfahrung. Mit jedem Schraubernachmittag (wenn jeder immer seinen Senf dazu gibt, warum die Hauptsicherung immer
nach 100 Metern durchknallt, bevor einer auf das Undenkbare kommt -es war die Hupe!)
verknüpfen sich tolle Erinnerungen.

Vielleicht geht das auch noch bei "Ride by wire"-Moppeds mit lauter elektronischen Helferlein, wer weiss. Nur persönlich bin ich dann irgendwann überfordert, weil ich mit der rasanten Entwicklung nicht mehr mithalten kann, und mein angelerntes Wissen nichts mehr nutzt. Wozu soll ich mir das antun?
Da fahren wir lieber Oldschool. Oder wir warten auf den nächsten Evolutionsschub (Ionentriebwerk, lach), und springen dann alle gemeinsam auf😁

Kann deine Haltung verstehen, aber ich bin Theoretiker (Dipl. Inf.) und mit Schraubereien sehr schnell überfordert. Diagnosefähigkeit ist für mich eine riesige Erleichterung. Es kann also auch andersrum laufen.

Tja, die Digitaluhren sind nicht "faszinierend", aber günstig und halten - ich hatte bis vor wenigen Jahren noch eine aus den 80ern. So oft wie die einen Stoß oder Wasser abbekam..
Genauso beim Fahren, ich will dass es einfach funktioniert. Das kann Elektronik, und das schon lange.

Zitat:

Original geschrieben von Sonntagnachtsfahrer


Kann deine Haltung verstehen, aber ich bin Theoretiker (Dipl. Inf.) und mit Schraubereien sehr schnell überfordert. Diagnosefähigkeit ist für mich eine riesige Erleichterung. Es kann also auch andersrum laufen.

Tja, die Digitaluhren sind nicht "faszinierend", aber günstig und halten - ich hatte bis vor wenigen Jahren noch eine aus den 80ern. So oft wie die einen Stoß oder Wasser abbekam..
Genauso beim Fahren, ich will dass es einfach funktioniert. Das kann Elektronik, und das schon lange.

Es kommt vielleicht nur darauf an, die Materie zu beherrschen.

Wenn einer von uns sein Mopped zerlegt, sehen wir was zu tun ist, und meistens finden wir eine Lösung, das zu reparieren. Wenn das bei Dir ähnlich ist, und Du kannst im Bordcomputer feststellen,

wo es hakt, oder den Chip umprogrammieren, ist das ja prima. Nichts daran auszusetzen.

Nur hast Du die mechanischen Probleme ja noch zusätzlich, musst also ein doppelter Fachmann sein.

Bei mir hört das dann langsam auf mit meinem BASICA oder TURBOPASCAL😁😁

Und ausserdem ist Moppedfahren immer Realife 1.0. Anstatt auf einer Tastatur rumzuhacken,
ist es besser einen dicken Schlüssel anzusetzen, da wird man schön braun und kriegt Muckis von😁😁

Warum immer nur schwarz oder weiß?
Eine Einspritzung, dazu eine kontaktlose Zündanlage mit einem modernen Steuergerät und Katalysator und außerdem ein ABS sind auf jeden Fall sinnvolle Techniken an neuen Mopeds.
Und diese Komponenten sind auch dauerhaft zuverlässig günstig herzustellen.
Mehr Klimbim möchte ich gar nicht haben!

Meine fast 30 (!) Jahre alte Kawasaki hat Spielereien wie automatisch abschaltbare Blinker, eine kaum vorstellbare Zahl an Kontrolleuchten incl. der Möglichkeit, die Spannung im Bordnetz anzeigen zu lassen, außerdem hat sie ein weit verstellbares luftunterstütztes Fahrwerk (Vorder- UND Hinterrad sind verstellbar). Bei diesem Oldtimer funktioniert tatsächlich alles noch einwandfrei, aber eigentlich hasse ich den ganzen Müll: Pur wäre mir lieber! Weil das, was nicht da ist auch nicht kaputt geht.

Ein Beispiel: Bei nahezu allen Automodellen sterben nach 5 bis 10 Jahren bei der Mehrzahl der Fahrzeuge die elektrischen Fensterheber. Die sind eben nur für diese Lebensdauer ausgelegt und sie krepieren, egal ob sie viel oder wenig benutzt wurden. Die häufig benutzten gehen halt an anderen Stellen kaputt, aber die wenig benutzten gehen auch kaputt. Wegen verharzter und verhärteter Fette, spröde gewordenen Kunststoffen usw.. Bei den viel benutzten sind es meist abgenutzte und verschlissene Zahnpaarungen o. ä. - aber kaputt ist kaputt. Mechanische Fensterheber halten meist Jahrzehnte! Das Auto ist 30 oder 40 Jahre alt? Der erste Fensterheber tut es noch!

Gerade weil ein Moped nicht viel Luxus und Klimbim braucht, ist mir eines ohne diesen Kram lieber. Wieder ein Beispiel: Vor etlichen Jahren (Jahrzehnten...) fuhr ich eine geliehene GSX 1100 F. Eines der ersten Mopeds mit verstellbarer Scheibe. Die ließ sich selbst bei weit über 250 km/h noch verstellen. Lustig! Die erste halbe Stunde habe ich sie etliche Male verstellt, bis ich die für mich bester Stellung hatte. Ruhe am Helm und bester Windschutz auch bei Tacho 280. Hätte ich mir so ein Moped jemals gekauft, wäre die Scheibe wohl für Monate oder Jahre unverändert geblieben. Wozu also diese Verstellspielerei? Nur um beim "Mein Haus, mein Auto, mein Boot, mein Moped"-Spielchen mit den tolleren Extras auftrumpfen zu können?

Letztlich ist es doch das - und nur das: Eine große Zahl der Käufer braucht zwar den Quatsch nicht, aber den Preis und das Image. Technische Zwillinge wie z. B. A3, Golf und Leon verkaufen sich umso besser, je teurer sie sind. Je teurer?!?!? Ja, genau das! Weil man ja weiß, daß ein Audi viel teurer ist! Also macht der mehr her. Und darum geht es. Nicht darum, wie gut oder alltagstauglich das Auto tatsächlich ist und wie lange es hält, bzw. welcher Wartungsaufwand nötig ist, damit es lange hält.

An und mit diesen Kunden wird das meiste Geld verdient. Also wird hauptsächlich dieser Markt bedient und nicht der, der kleinere Margen bringt. Die Ur-Motorräder, wie sie der TE nannte, haben zu wenig Klimbim, der Mondpreise rechtfertigen würde. Bei einigen wenigen Modellen ist aber der Name und die Ausstrahlung alleine anziehend genug, so daß man auch Einfachmodelle für fette Preise verkaufen kann. Beispiel: HD.

Unterm Strich dreht es sich nur um den Umsatz. Mit echten Kosten hat das nichts zu tun, denn sonst käme "Tha Heist" hier auch nicht 4.000 €, während dieselben Dinger in Amiland nur ca. 2.500 € (also ca. 3.200 $) kosten. An Import- und Homologationskosten kann es nicht liegen, denn 125er Lifan-Fahrzeuge sind hier teilweise für unter 1.000 € neu zu bekommen.

Quintessenz: In Deutschland sind die Mopeds so teuer, weil wir die Preise (noch) bezahlen. Erst wenn die Luxusliner wirklich schlecht genug verkauft werden, wird es die von vielen potentiellen Käufern gewünschten günstigen und einfachen Mopeds - evtl. - einmal geben!

Gruß Michael

Zitat:

Original geschrieben von Felyxorez


Man kann es ja analog zur technologischen Entwicklung der Autos in den letzten 10 Jahren betrachten. Moderne komplexe Fahrzeuge sind ja meistens modular aufgebaut. Wenn was in der Elektronik kaputt geht, dann wird meistens nur ein Bauteil vollständig getauscht.
Einen besonders höheren Aufwand als andere Reparaturen bedeutet das nicht.

Da hast Du prinzipiell nicht ganz unrecht. Nur: Bei den Autos, bei denen das ja viel früher angefangen hat als bei den Bikes, haben wir jetzt schon den Fall daß eigentlich teure und wertvolle "Old"- und Jungtimer nicht mehr gefahren werden können, weil es genau diese Module nicht mehr gibt. Mit anderen Worten: Die jetztigen Autos werden mal keine Oldtimer mehr, und wenn, dann nur mit kolossalem Aufwand (Modul-Neuanfertigung).

Beim Moppedfahren (als reines Hobby bei den meisten) ist das jetzt auch eine finanzielle Frage: Viele Biker fahren alte Dödeleisen, weil sie sich nichts neues leisten können. Die fallen dann künftig weg.

Motorrad hat immer was mit Freiheit zu tun.
Die Freiheit funktioniert aber nur dann, wenn das Mopped (leicht) bezahlbar bleibt,
und wenn man es mit ein bisschen Sachverstand entsprechend leicht reparieren kann.
Sonst bin ich nämich total abhängig vom Modulproduzenten, und vom Vertragshändler
mit dem Auslesegerät. Du hast die Wahl: Nicht mehr Moppedfahren oder dich von der Fachwerkstatt
abzocken zu lassen. Und dann legt er Dir den Arm um die Schultern, und sagt:" Weissu, dein Mopped ist ja jetzt auch schon 6 Jahre alt. Da kostet die Blackbox schon alleine 1000 Euro, und ich weiss gar nicht, ob die noch geliefert werden können. Komm ma mit in'n Showroom..."

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