Zuerst DPF defekt, jetzt ständiges Freibrennen
Hallo,
ich brauche dringend Hilfe! ich fahre meinen Saab 9-3 1.9 TDI (mit Hirsch-Performance) jetzt seit 13 Jahren und in den letzten 3-4 Jahren habe ich sicher 10.000 € reinstecken müssen, das war alles immer irgendwie noch verschmerzbar aber gerade wird es ernst... Ich hatte schon von Anbeginn Probleme mit dem Anreichern von Öl wegen zu viel Kurzstrecke, dadurch auch schon einen größeren Schaden als der Motor von einem Moment auf den anderen auf Vollleistung ging, ich den Wagen abwürgen musste (mit Zündschlüssel ließ sich der Motor nicht mehr abschalten) und sich das komplette Öl im Motorraum verteilt hatte (und ich wohl noch Glück hatte, dass es kein Motorschaden war). Trotzdem ich in der Werkstatt das Problem immer wieder erwähnte, schien man damit nicht so wirklich etwas anfangen zu können. Vor etwa einem Monat war es dann wieder so weit, diesmal ging jedoch die Motorleistung runter, der Wagen wurde immer langsamer. ADAC, dann eine Woche zur Fehlerfindung in der Werkstatt, Resultat: vollkommen verrußter Dieselpartikelfilter, vollkommen verrußte Drosselklappe, defektes AGR-Ventil, undichte Drallkappenwellen. Mit der Freibrenn-Funktion ließ sich der DPF nicht mehr freibrennen. Aber nach Reinigung der Drosselklappe und Austausch von Glühstiften und Differenzdrucksensor ließ sich das Steuergerät nicht mehr an die geänderten Druckverhältnisse anlernen, es gab ständig den Befehl zum Freibrennen.
Jetzt hat der Kfz-Meister den Partikelfilter erst einmal draußen gelassen (ich weiß...), da sowieso erst das Schaltsaugrohr ersetzt werden müsste bevor ein neuer DPF reinkönne (das würde mich dann nochmal LOCKER 2000 € kosten. Für das ganze habe ich jetzt über 2.600€ bezahlt (und dabei wurden noch nicht einmal alle Stunden berechnet...), und ich fahre gerade ohne DPF (ist das noch in Ordnung? also, ich meine preislich - ich weiß, dass es NICHT in Ordnung ist ohne DPF zu fahren 😉. Damit bin ich aber jetzt tatsächlich drei Wochen gefahren bis der Befehl zum Freibrennen wieder losging und ich den hinter mir fahrenden Fahrzeugen wenig Spaß bereitet habe...
Ich hatte heute schon den ganzen Tag in diversen Foren gesucht und habe ein paarmal gelesen, dass ein Update der Hirschsoftware was bringen könnte. Als ich dies in der Werkstatt vorschlug, war es noch gar nicht bekannt, dass mein Saab "gehirscht" ist, bzw. auch nicht, wer oder was die Firma Hirsch ist. Nun gut. Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt, sorry, aber bin nicht vom Fach aber meine Fragen sind jetzt:
Ist das jetzt nur noch eine Kleinigkeit (abgesehen vom DPF), also wirklich vielleicht nur ein Hirsch-Update?
Soll ich besser zu einer Opel-Werkstatt wechseln? Kein Witz.
Werde ich hier ein wenig übers Ohr gehauen?
Soll ich am besten die Ära Saab für mich beenden? (im letzten halben Jahr wurden allerdings bereits Zahnriemen, Kupplung und Schwungrad ersetzt...)
Bin für jede Hilfe dankbar!
28 Antworten
Ein kleiner Exkurs...:
Ich arbeite seit 15 Jahren in der Motorenentwicklung für Dieselmotoren.
Ich würde mein Auto niemals chiptunen.
Es hat einen Grund, warum der TiD nur 150 PS ab Werk hat: der Motor kann nicht mehr Leistung, jedenfalls nicht dauerhaft. Sonst hätte Saab den schon mit 175 PS verkauft. Wenn man bereit ist, durch das Chiptuning die Folgen zu tragen, sprich, dass garantiert öfter mal was kaputt geht, was teuer ist, dann soll man es machen.
Das erste, was bei Chip getunten Motoren die Hufe hochreißt, ist der Turbolader. Der ist für diese Überleistung einfach nicht ausgelegt. Er verliert erst nach und nach an Ladedruck und fängt irgendwann an zu ölen, weil mit dem Chip--Tuning die Abgastemperatur einfach viel höher ist, als im Serienzustand. Dadurch nimmt die Ölabdichtung Schaden.
Was noch am Chiptuning leidet:
- Kolben und Kolbenringe, wegen höherem Verbrennungsdruck (höherer Ölverbrauch oder Risse im Kolben)
- Pleuel- und Kurbelwellenlager, wegen der größeren Kraft auf den Kolben (wegen Mehrleistung)
- Injektoren
- Zylinderkopfdichtung (kann undicht werden)
- Zylinderkopf (Schäden an Ventilen und Ventilsitzringen oder Risse im Guss)
- Nockenwelle
- DPF, weil der Motor mit Chiptuning immer! mehr rußt. Man will ja schließlich einen dynamischeren Motor und das heißt bei Turboaufgeladenem Dieselmotor, dass bei jeder Beschleunigung mehr Ruß erzeugt wird, weil die Rauchbegrenzung beim Chiptuning hochgesetzt wird.
Wenn man mit seinem Auto auf die Rennstrecke will, kann man ruhig chippen aber dann hat man in der Regel auch einen Austausch-Turbolader und einen Austauschmotor in seiner eigenen Werkstatt rumliegen.
Der spätere TTiD, hat einen Bi-Turbomotor mit 175 PS. Der ist wiederum für diese Leistung ausgelegt. Wenn man den wiederum chipt, bekommt man dieselben Probleme...
Ja, ich fahre häufig Kurzstrecke, das stimmt. Aber das hat ja jahrelang vorher gut geklappt und kann doch dann nicht bei Einbau eines neuen DPF plötzlich zu ständigen Fehlermeldungen führen, oder? Und auch das Chiptuning kann ja nicht plötzlich zu dieser Veränderung führen, ist ja auch schon seit Anbeginn drin. Spricht doch dann für den Turbolader, oder? Würde das nicht auch für das Anreichern des Motoröls sprechen?
Hatte die letzte Antwort erst nach dem Abschicken gelesen. danke für die Infos! Tja, ich hatte den Wagen damals schon gebraucht gekauft und natürlich keinen blassen Schimmer, was dieses Tuning alles so mit sich bringen kann... Hab mich nur über mein flottes Cabrio gefreut... aber immer wieder erstaunlich, dass einem selbst in den Fachwerkstätten keiner mal zumindest mögliche Optionen nennen kann! Tausend Dank für den Exkurs!
Ein Turbolader (ATL) ist recht teuer und wenn man ihn in der Werkstatt tauschen lässt, erst recht.
Das ist ein Krampf, da ranzukommen, um ihn auszubauen. Hab ihn selbst bei meinem TiD schon gewechselt, weil das Abgasrohr einen Riss hatte (auch ohne Chip). Ich hatte mir einen runderneuerten ATL besorgt (Abgassammelrohr und ATL sind ein Teil). Der war nur halb so teuer wie ein neuer aber die Performance war schlechter als bei meinem 200.000 km gelaufenen alten ATL.
Musst du viel Öl nachfüllen?
Ich habe zwischen den Ölwechseln bis heute bei meinem noch nie Öl nachfüllen müssen und ich bin mittlerweile bei 305.000 km.
Wenn es mein Auto wäre, würde ich nach 500 km (nach einer Regeneration und dann üblicher Fahrweise) das Abgasrohr zwischen dem Vor-Kat, der direkt nach ATL, und DPF abbauen und gucken, ob es an den Rohrwänden sehr schmierig ist (sprich Öl dran). Normalerweise ist das Rohr von innen zwar schwarz aber trocken.
Wenn es wirklich schmierig ist, dann wird die Freibrennanforderung höchst wahrscheinlich durch das Öl kommen, weil der DPF durch Ruß + Öl "zuklebt". Um herauszufinden, wo das Öl herkommt, müsste man den Turbolader abbauen.
Ist schon das Abgassammelrohr (vor ATL) ölig, kommt es aus dem Motor. Ist erst nach ATL Öl zu finden und das Abgassammelrohr trocken, ist der ATL das Prolem.
Wenn das Rohr zwischen Vor-KAT und DPF trocken und scharz ist, dann macht der Motor mehr Ruß als früher.
Wo der viele Ruß dann herkommt, ist schwierig herauszufinden.
Was hast du jetzt schon alles getauscht oder reinigen lassen?
Luftmassenmesser und AGR-Ventil?
Es könnte hier wiederum der ATL das Problem sein, weil er nicht mehr richtig Ladedruck aufbaut.
Es kann aber auch an den Drallklappen, Ventilen oder an den Injektoren liegen.
Man kann durch eine halbstündige Überland-Spritztour alle sagen wir 300 km die Werkstatt umgehen, in dem man dem Auto die Möglichkeit gibt, vollständig zu regenerieren (hat aber das Problem noch nicht abgestellt)...
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Nachfüllen müsste ich tatsächlich theoretisch nie, aber dadurch, dass es fast schon immer mit Diesel angereichert wird, muss ich natürlich sehr oft Ölwechsel machen. Alles andere ist schon ausgetauscht worden, Drallklappen, Luftmassenmesser und auch AGR-Ventil. Zusammen mit allem anderen stecken da in den letzten 2-3 Jahren gute 10.000 € drin. Im Nachhinein völlig absurd, aber es kam halt immer eins nach dem anderen und ich hänge an dem Saab. Jetzt stellt sich die Frage, wie es weiter geht... ob Motor oder Turbolader, würde sich ja beides wahrscheinlich nicht mehr lohnen...
Mir fällt noch ein, man könnte den Ladedruckaufbau mit einem Diagnosegerät mal messen. Es gibt so Bluetooth-Teile für wenig Geld oder eben in der Werkstatt.
Wenn man das Pedal aus dem Leerlauf kommend voll durchtritt und der Motor bis in die Abregelung hochdreht, müsste man sich den Ladedruck angucken. Wie hoch geht er und wie lange braucht er bis er in der Abregelung stabil steht...?
Wenn man das mit einem Saab mit dem gleichen Motor (der aber in Ordnung und am besten auch gechipt ist) auch noch mal macht und dann vergleicht, könnte man herausbekommen, ob der ATL hinüber ist. Eine Garantie, ob das funktioniert, kann ich aber nicht geben. Das beste wäre, wenn man den Ladedruckverlauf sogar aufzeichnen kann. Dann könnte man beide Verläufe in Excel oder so in einem Diagramm übereinander legen. So müsste man eine Ladedruckaufbau-Schwäche erkennen können.
Ein ATL-Tausch in der Werkstatt wird locker 2000 € kosten. Kann man ja mal erfragen. Wenn es das Problem auch nicht löst ist es dann aber umso ärgerlicher.
Wenn du Drallklappen, Luftmassenmesser und auch AGR-Ventil schon getauscht hast, bleiben aus meiner Sicht nur noch:
-ATL - ölt oder macht keinen richtigen Ladedruck mehr und führt somit zu mehr Ruß
-Ventile - hier könnte man mal die Kompression messen (alle 4 Zylinder gleich und ähnlich hohe Werte wie das Werkstatthandbuch sagt?). Könnte zu höherem Ruß führen
-Ventilschaftdichtungen - könnte zu hohem Öl im Abgas führen
-Kolbenringe gebrochen oder stark verschlissen - ebenfalls erhöhtes Öl im Abgas
-Injektoren verschlissen oder defekt - erhöhter Ruß (Injektoren kann die Werkstatt im Leerlauf, glaube ich, messen)
-Starke Undichtigkeit in der Ladeluft zwischen ATL-Verdichteraustritt und Motoreintritt (Saugrohr), sprich die Leitungen vor und nach Ladeluftkühler oder der Ladeluftkühler selbst. - würde ebenfalls zu erhöhtem Ruß führen
Injektoren hätte ich sogar noch rumliegen.
Ich hatte mir mal welche gebraucht besorgt und zur Sicherheit zur Seite gelegt aber noch nie eingebaut.
Also, wenn es das ist, sag Bescheid! Kannst 4 Stk. für 250 € von mir haben.
Tausend Dank, dann werde ich das mal alles so an die Werkstatt weitergeben, mal gespannt, was die sagen. Aber ein elektronisches Problem siehst du eher nicht, oder? Ich finde es so seltsam, dass so schnell und so regelmäßig die Fehlermeldung kommt. Würde dann evtl. wegen der Injektoren nochmal auf dich zukommen. Ich danke dir für die Zeit, die du dir genommen hast, das hilft mir auf jeden schon einmal sehr weiter, wie das in der Werkstatt aussieht, steht noch auf einem anderen Blatt... Warum kann mir das denn da keiner sagen?! Frustrierend...
Ein elektronisches Problem würde ich nahezu ausschließen. Da würden Fehlereinträge im Steuergerät zu finden sein.
Den Druck-Sensor am DPF hattest du ja schon tauschen lassen, wenn ich mich richtig erinnere.
Also ich würde auf zu viel Ruß oder Öl oder beides tippen. In Kombination mit Kurzstrecke kann das Auto den DPF dann nicht vollständig regenerieren.
Es muß nicht zwangsläufig ein Fehlercode gesetzt werden, wenn elektronisch alles funktioniert, aber mechanisch nicht.
Offen stehendes Abgasrückführungsventil, pissende Injektoren, falsche Temperatur-Werte, falsche Druckwerte vom Ansaugdrucksensor, usw.
...
Absoluter Kurzstreckenverkehr ist Gift für Diesel mit Partikelfilter. Ob mit oder Hirsch-Tuning.
Und bei steigender Laufleistung wird natürlich der Motor und der Turbolader nicht besser...
...
Such Dir eine Werkstatt mit Mitarbeitern, die nicht nur einen Tester bedienen können, sondern auch das Motorsystem kennen und verstehen.
Solche Austausch-Orgien zeugen von absolut "Null Ahnung".
Mit einem Tester kann man alle Sensorwerte auslesen und auf Plausibilität prüfen.
Auf diese Art und Weise kann man auch eine sichere Diagnose stellen und auf vernünftigem Weg eine Reparatur durchführen.
...
Ich war in zwei verschiedenen Werkstätten, die eigentlich einen sehr guten Ruf haben, eine davon eine Saab-Werkstatt. So wie ich das verstanden habe, zeigen die ausgelesenen Werte keinerlei Auffälligkeiten. Ich kann natürlich nicht beurteilen, inwiefern die Leute, die die Werte ausgelesen haben, dies auch richtig interpretieren können. Kann mir denn jemand empfehlen, wo ich denn am besten mal hingehen sollte? Ist es vielleicht wirklich sinnvoller, mal in eine Opel-Werkstatt zu gehen?
Wenn ich nur die Werte auslese, die im Leerlauf vorhanden sind, dann wird man auch nix besonders auffälliges finden. Denn der Ruß entsteht bei höheren Drehzahlen unter Last. Also wird man den Fehler wahrscheinlich nur bei einer ausgiebigen Probefahrt feststellen können.
Aber das auch ziemlich sicher!!!
Ob eine Opel-Werkstatt personell besser aufgestellt ist, kann ich nicht beantworten.
Die Sensorwerte sind sicherlich beim Opel gleich, aber mit dem Opeltester kommen die Jungs auch nicht in den SAAB.
Ist der gleiche Tester, aber andere Software.
Werkstatt kann nur jemand empfehlen, der selber mal da war. Hessen/Frankfurt ist rund 350km von mir entfernt.
So dumm es klingt und kommt bisschen spät aber die Fehlermeldung "reduzierte Leistung" tauchte bei mir auf, nachdem ein Marder meinen Abgastemperatursensor zerstört hat.. Hatte zur Folge dass der DPF komplett dicht war .. nach dem der DPF von der (freien)Werkstatt freigebrannt wurde war die Leistung wieder da und zumindest bisher scheint der DPF nicht mehr zu verstopfen.
Freibrennen hat ca 200 gekostet + 100 inkl.Sensor für den Einbau..(selbst mitgebracht).