Wertverlust Gebrauchtwagen
Hi zusammen,
mein letztes Thema in diesem Forum wurde leider gekappert 😉
Es geht um dieses Fahrzeug:
http://www.auto-rosier.de/.../...XJJE6EFEFXN5I5V7UY4I6WO5XYN7UPYIWRF4U
Das Auto steht mit wenig km da. Der Preis liegt ca. 44 % unter Liste, was ja nach drei Jahren in Ordnung ist, dennoch kommt er mir unwahrscheinlich hoch vor - wahrscheinlich aufgrund des hohen Listenpreises.
Kann ich davon ausgehen, dass das Fahrzeug in den nächsten drei Jahren bei ca. 12000 km pro Jahr weitere 40-50 % vom Kaufpreis verlieren wird oder würdet ihr das konservativer schätzen?
Es ist mir schon klar, dass das Kaffeesatzleserei ist, aber evtl. kann sich ja jemand von euch auf Erfahrungswerte stützen. Dinge wie Spritpreise und Tempolimit würde ich dabei erstmal ausblenden. Es geht mir einfach um eure langjährige Erfahrung mit Fahrzeugen in dieser Kategorie.
Besten Dank
38 Antworten
Das ist richtig. Der Händler bietet eine Garantie an, welche diesen selbstverständlich Geld kostet.
Alle Zugaben, wie Reifen, Gummimatten, etc. kosten den Händler genauso , wie ein Preisnachlass. Ähnlich, wie die "gratis" Spülmaschine beim Küchenkauf. Der Händler wird hinter der Werkstatt keinen Baum haben , an dem Michelin Reifen wachsen.
Das mit dem MwSt-Ausweis verstehe ich nicht... Dürfte einer Privatperson völlig schnuppe sein.
Ich kann dir aus ehemaliger Berufserfahrung (Controller bei einem Hersteller) garantieren, dass es in aller Regel niemals 10.000€ zwischen EK und VK existieren im Gebrauchtwagengeschäft.
Wenn Rosier an diesem Fahrzeug effektiv 2.500€ "verdient" klatschen die den ganzen Tag in die Hände...
Ich würde mal schätzen, dass dieser Händler (um beim Beispiel zu bleiben) mit all seinen Standorten locker um die 2.000 Gebrauchtwagen im Jahr verkauft.
Bei dieser riesen Marge, könnten die einen Geldspeicher bauen.
Beim Gebrauchtwagengeschäft einer großen Autohausgruppe ist das Credo: "Geld verdienen über Neuwagen und Service. Bei gebrauchten Hauptsache keine Minusgeschäfte!"
Daher, wird eine Inzahlungnahme niemals mit 10T€ Aufschlag kalkuliert, sondern nach dem Prinzip "Schnell wieder raus!"
Bei Rosier wird, bei Herstellern über Auktionen der Bestand dauerhaft hochgefahren. Das kann unterschiedliche Gründe haben z.B. Quotenvorgaben der Hersteller oder vergünstigte Bankkonditionen für Lagerwagen bei entsprechender Abnahmemenge von jungen Gebrauchten etc...
Bei dem C43 vom TE, muss man ohnehin zunächst unterscheiden, ob das Fahrzeug ein Leasingrückläufer ist oder eine klassische Inzahlungnahme, denn für Rosier entstehen dadurch extreme Unterschiede was die Auspreisung und mögliche Rabattierung angeht.
Lieber zizou, du scheinst offenbar Ahnung zu haben, umsomehr wundert mich dein Kommentar. Nachdem ich in meinem Leben schon einige Kalkulationen gemacht und zu verantworten hatte, kann ich dir sagen, dass von oben runter kalkuliert wird. Der VK muss alle Deckungsbeiträge enthalten und das was am Ende rauskommt, ist der EK Preis. Wenn bei Großprojekten mindestens 6% Ebit verlangt wird, darfst du davon ausgehen, dass in der Erstkalkulation bei einem Gebrauchtwagen mindestens 10-15% verlangt werden. Also will der Händler bei einem 50.000,-€ Autoverkauf mindestens 5.000-7.500,-€ verdienen. Damit er das überhaupt tun kann, muss er das Auto für Hausnummer 1-2.000,-€ reparieren und aufbereiten und für weitere 600-1.000,-€ eine mehr oder weniger gute Garantieversicherung einkaufen. Dazu kommen Personalkosten für den Fototermin und die laufende Betreuung der Kundenanfragen. Also sind -10.000,-€ vom VK nicht so weit aus der Welt. Verstehst du was ich meine?
Deine Kalkulation, ist in der Theorie auch vollkommen korrekt und finden sicherlich in den meisten Branchen Anwendung.
Im Autohandel sieht die Situation jedoch zu meist anders aus, was in erster Linie daran liegt, dass eine Inzahlungnahme in der Regel ein Koppelgeschäft darstellt, sprich ein Autohaus "muss" den GW ankaufen, um das gewünschte Ziel -> Neuwagen verkauf, zu erreichen.
Der Druck und die Konkurrenz, sind so hoch das man es sich schlicht nicht leisten kann, 10-15% Aufschlag zu kalkulieren. Die Situation ist seit guten 10-15 Jahren dermaßen eskaliert, dass die Hersteller die bekannten "Inzahlungnahmeprämien" vermehrt offerieren, damit die Händler hier noch einen "Spielraum" haben, welche immer den Neuwagenertrag schmälert.
Ansonsten ist es sogar gang und gäbe ein Fahrzeug über DAT/Schwacke in Zahlung zunehmen, damit man das Geschäft macht. In solchen Fällen kommt dann eine sogenannte "Wertberechtigung" zum Einsatz, um den Preis auf entsprechendes Niveau zu heben. Bei dieser Wertberechtigung, verlieren die Händler aber immer die Steuer, da hierüber eine separate Rechnung geschrieben werden muss.
Die Kosten im Wagenbuch für sämtliche Dinge sind auch deutlich niedriger. Bei der Garantieversicherung liegst du 100% richtig. Jedoch, bekommt ein Autohaus bei Zielerreichungen auch sämtliche Gutschriften, sprich eine Tochter der Allianz nimmt z.B. 700€ für die Garantie und vereinbart aber mit dem Autohaus, dass bei 1.500 vermittelten Garantieversicherung, eine rückwirkende Gutschrift über z.B. 100€ pro Fahrzeug erfolgt.
Häufig, werden diese Kosten auch über andere Zielerreichung erfüllt. Der Grund, warum den Verkäufern aufgetragen wird IMMER eine RSV bei der Finanzierung zu verkaufen, liegt nicht nur in seiner Provisionsgier.
Zu meiner Zeit, hat eine Fahrzeugaufbereitung mit einem Subunternehmen (ohne Witz) 23,53€ Netto gekostet. Mehr Geld hat die Autoaufbereitung nicht bekommen, obwohl da immer gemurrt wurde.
In meinem ersten Jahr als junger Controller, hat dieses Unternehmen in den ersten 12 Monaten, ein Abkommen über 2,10€ Netto PRO Fahrzeug getroffen, um ein Fuß in unser Unternehmen zu kommen.
Bei jedem Monatsreport hat mein Telefon mehrfach geschellt, ob diese Zahl stimmen kann.
Das sind alles nur meine Erfahrungen und ich möchte auch keinesfalls anzweifeln, dass es Ausnahmen gibt bzw. es Gebrauchtwagenhändler gibt, welche sich auf geringe Stücke und dafür höheren Ertrag fokussieren. Auch gibt es sicherlich Inzahlungnahmen von altersgeschwächten Rentnern, wo der Verkäufer nachdem Geschäft die Champusflasche geköpft hat.
Bei dem C43 vom TE, würde ich meine Hand ins Feuer legen, WENN es ein Leasingrückläufer ist, ist dieses Fahrzeug bereits jetzt im Minus. Ich würde auf einen Buchwert von 55T€ tippen.
Wenn es denn stimmt, dass im Moment die Preise zu hoch und das Angebot knapp ist, dann muss man dieses Spiel nicht mitspielen. Warum jetzt ein überteuertes Auto kaufen und dieses dann später mit erhöhten Verlust verkaufen, weil sich der Markt normalisiert hat?
Das gleiche ist doch am Immobilienmarkt, die Preise werden sich bald normalisieren. Habe gestern noch gesponnen, jetzt zu verkaufen und sich in die Südsee abzusetzen....
Fakt ist, das der Wagen die 51 Mille nicht wert ist. Aber da gibt es ja das Sprichvort: "Jeden Morgen ..."
Wenn es momentan tatsächlich der Marktpreis ist, wird sich dieser über die Haltedauer ganz bestimmt normalisieren und man bekommt den Mehreinsatz nicht heraus.
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Zizou12, der Buchwert eines dreijährigen Fahrzeugs zum Neupreis von 88T (ohne Rabatt, eher unwahrscheinlich, aber egal) kann nicht 55 sein, sondern ist 44. Neuwagen werden auf 6 Jahre abgeschrieben, also ist ein Auto nach 3 Jahren buchhalterisch noch genau die Hälfte wert...
Zitat:
@158PY schrieb am 2. August 2021 um 11:54:28 Uhr:
Zizou12, der Buchwert eines dreijährigen Fahrzeugs zum Neupreis von 88T (ohne Rabatt, eher unwahrscheinlich, aber egal) kann nicht 55 sein, sondern ist 44. Neuwagen werden auf 6 Jahre abgeschrieben, also ist ein Auto nach 3 Jahren buchhalterisch noch genau die Hälfte wert...
Das ist im Rechnungswesen absolut korrekt, wenn es um die lineare Abschreibung geht.
Im Controlling, ist das jedoch völlig irrelevant.
Dort interessiert mich z.B. Maßnahmen zur Verlustvermeidung.
Die Ausführung würde jetzt hier absolut den Rahmen sprengen aber für mich ging es bei einem einzelnen Fahrzeug in erster Linie um alle kosten im Wagenbuch, sprich welche Kosten werden dem konkreten Fahrzeug zugeschrieben. Daraus leitet sich für mich ein Buchwert ab (hat nichts mit dem Begriff aus dem Rechnungswesen zu tun), welchen ich gegenüber dem geschätzten Restwert stelle (insbesondere beim Leasing).
In der Praxis, kommen z.B. bei Mercedes die Nachlässe von teilweise bis zu 6 Gesellschaften.
Ein Kunde denkt natürlich: "Wow, hab 20% bei Daimler bekommen!"
In Wahrheit sind es dann aber 5% von Daimler, 3% Mercedes-Benz Bank, 5% Daimler Fleet, 3% vom Vertragshändler usw...
Um ein gescheites Forecast zu erstellen, ist diese Unterscheidung von großer Bedeutung.
Während ein Buchhalter bei der linearen Abschreibung nach 2 Jahren, wohl am liebsten aus dem Fenster springen würde, wusste man als Controller beispielweise das man zur Rückgabe noch nen kleinen Zuschuss von XY erwarten kann.
Ist natürlich jetzt stark vereinfacht erläutert...
auch das ist alles vollkommen korrekt, hat aber wenig mit der Fragestellung des TE und auch relativ wenig mit meiner Antwort zu tun. Wenn wir uns für den Moment auf eine lineare Abschreibung einigen können, ist für jedes Jahr der Wert des Autos klar. Ich hoffe, da wirst du mir nicht widersprechen. Und alle anderen Nebengeräusche, wie Zuschüsse von der XY Bank, Verkaufsprämien von wem auch immer und Verlustminimierung, die eigentlich jedermann gerne betreibt, kann man seriös für einen Zeitpunkt in 3 Jahren nicht vorhersagen.
Wenn MICH also jemand fragt, nenne ich ihm den voraussichtlichen Wertverlust auf Basis einer linearen Abschreibung und freue mich für ihn, wenn er am Ende mehr für sein Auto bekommt als noch vor 3 Jahren angenommen. Aber das hat alles nichts zu tun mit dem Unterschied zwischen Ankauf und Verkauf. Diese Differenz muss so groß sein, dass ein Händler davon dauerhaft leben kann, sonst wird er im nächsten Jahr nicht mehr im Geschäft sein. Es gibt Foristen bei MT, die in anderen Diskussionen schon verschiedentlich geäußert haben, dass die Margen im Gebrauchtwagenhandel deutlich höher sind als im Neuwagenbereich. Da ich keinen Autohandel betreibe, kann ich das nicht bestätigen und auch nicht verneinen. Aber ich könnte es mir gut vorstellen, außer die Hersteller hätten die Margen für ihre (Neuwagen-) Händler erhöht (das sind die mit den schönen Ausstellungsräumen, die ihre Mitarbeiter alle Nase lang zu einer Fortbildung schicken und alle paar Jahre ihren Laden auf das neue Corporate Design umbauen müssen), was ich für unwahrscheinlich halte.
Bei deinem ersten Absatz, gebe ich dir absolut Recht.
Bei deinem zweiten Absatz, muss ich leider widersprechen.
Der Gebrauchtwagenankauf ist in Bezug auf den Neuwagenverkauf die größte Stellschraube. Daher, zurück zur ursprünglichen Diskussion -> hohe Differenzen bzw. 10.000€ zwischen Einkauf und Verkauf sind (in der Regel) unmöglich.
Stell dir mal bitte folgende Situation vor: Du lässt dir ein Neuwagenangebot erstellen inkl. Inzahlungnahme für deinen gebrauchten.
Zwei Tage später denkst du dir: "Ach, ich wollte eh mehr mit dem Fahrrad fahren und hab sowieso erstmal HomeOffice. Das Angebot für meinen gebrauchten, finde ich trotzdem Klasse!"
Jetzt gehst du zum Verkäufer:"Hömma, Neuwagen brauch ich doch nicht aber meinen alten könnt ihr gerne nehmen!"
Ich sage voraus: 8 von 10 Autohäuser, wünschen dir einen schönen Tag. Bei den anderen beiden willst du selber nicht in Zahlung geben, weil das Inzahlungnahmeangebot grottig ist.
Gemäß deiner Theorie müssten aber ALLE Autohäuser denken: "Naja, zwar kein Neuwagen verkauft aber wenigstens machen wir Summe X mit dem gebrauchten!"
Das die Gebrauchtwagenmarge größer ist, als im Neuwagenhandel kann ich zumindest für das klassische Geschäft ausschließen.
Was den Ertrag angeht, ist das Neuwagengeschäft einfach undurchsichtiger bzw. das endgültige Ergebnis, hat man nicht bei Auslieferung.
Insbesondere bei Marken wie Ford oder Opel verkaufen sich Tageszulassungen wie geschnitten Brot. Zu Anfang bleiben dem Händler bei den "Knallerangeboten" teilweise nur 200€ - 400€ als Bruttoertrag für z.B. einen Ford Focus.
ABER, wenn das Autohaus am Ende des Jahres seine Verkaufsziele erreicht, winken dicke Bonis im Millionenbereich und jeder Neuwagenkäufer kennt die Situation, wenn der Verkäufer bei Auslieferung anfängt:"Achja, und wenn sie von Renault/VW/ Opel angerufen werden und nach der Zufriedenheit gefragt werden, bitte immer "vollkommen zufrieden" sagen!"
Bei entsprechender Zufriedenheit gibt es dann auch wieder Bonis on Top und so geht das immer weiter...
Weil du das mit den schönen Ausstellungsräumen ansprichst: Hier wirken wieder höhere Margen. Der Geschäftsführer erklärt sich bereit, das Autohaus umzubauen und auf neuesten Stand zu bringen (nach Vorgaben des Herstellers) und zack, steigt nach Umbau die Grundmarge für einen Opel Corsa von 9,5% auf 11% und man kann wieder besser mit den Nachbarhäusern konkurrieren...
Wir sind hier völlig off topic aber nur zum Schluss: Wie ich anfangs schon der Meinung war, interessiert die Autohäuser das Gebrauchtwagengeschäft im Ertragsbereich eher nicht. Die dicke Kohle holt man beim Neuwagen und im Service. Die Hersteller, sehen das im übrigen auch gerne, denn ein Autohaus, welches zum Neuwagen auch noch auf "dicke Kohle" beim Gebrauchtwagen spekuliert, kostet im Zweifel Kunden (wenn der Inzahlungnahmepreis grottig ist). Dieser Kunde wandert dann von Mercedes zu Audi oder ähnlichem, was keinem Hersteller gefällt.
Wie gesagt, es gibt sicherlich auch Händler, welche sich eher auf das Gebrauchtwagengeschäft fokussieren. Sind aber nicht umsonst, in der Regel die kleinen Klitschen mit Holzmöbeln und Künstpflanzen aus den 90ern...
Diese ganzen Kalkulationen lassen sich doch mittlerweile überhaupt nicht mehr seriös anstellen. Vor einen Jahr diskutierte man hier im Forum die Preise brechen ein und wer wartet macht das ultimative Schnäppchen. Mittlerweile erhöht VW 2x in diesem Jahr die Preise. Gebrauchtwagen speziell neuere werden knapp weil die Mietwagen nicht nachkommen da die großen vermeidet die flotten reduziert haben.
Das ganze Dat und Schwacke ist meiner Meinung nach wischi waschi, einzig was zählt für einen zügigen erfolgreichen Verkauf sind die online Börsen.