Wer entscheidet, welcher Reifen auf dem europ. Markt erlaubt ist?

Hallo zusammen,

ich beteilige mich nun schon seit ein paar Jahren an Diskussionen hier im Forum, auch an solchen, in denen öfters die Glaubenskriege High-End-Markenreifen vs. Low-Budget-Asiareifen ausgefochten wurden (oft bis der Moderator einschreiten musste).

Ich habe dabei schon öfters das Argument eingebracht, dass ja eigentlich jeder Reifen, den es im Handel (im deutschen und/oder europäischen Handel) zu kaufen gibt, ja irgendwann mal eine Zulassung für eben diesen Markt erhalten haben muss. Und da ja so ziemlich alles in unserem schönen Land reglementiert ist, sollten doch Reifen, die von manchem User und auch von nicht wenigen Testern als "lebensgefährlich" eingestuft werden, gar keine solche Zulassung erhalten haben, oder verstehe ich das falsch?

Daher meine Frage: Wer ist denn in letzter Instanz derjenige, der eine Reifenmarke oder einen Reifentyp für den deutschen (oder EU-) Markt freigibt? Kann jeder Hersteller aus jeder Bananenrepublik seine Pellen in der EU anpreisen? Werden die, wenn gut vermarktet, in den Markt "durchgereicht"? Weil irgendwo müssen ja die grottig schlechten Testergebnisse und die katastrophalen subjektiven Eindrücke der Anti-Low-Budget-Fraktion herkommen, oder? Und falls es doch eine Prüfinstanz zwischen Markteinführung und Marktfreigabe gibt, gibt es dann bestimmte Messtoleranzen oder Grenzwerte? Etwa solche, die einen normalen Autofahrer nicht weiter jucken, Tester aber den kalten Schweiß auf die Stirn treiben?

Ich möchte eigentlich nur den Grund verstehen, warum es (auch hier im Forum) immer wieder zu solchen Glaubenskriegen kommt. Da werden Kinder bemüht, die vors Auto springen, Alltagsfahrer, die in der nassen Autobahnausfahrt aus der Kurve fliegen, massenweise Karambolagen befürchtet, wenn noch mehr Leute Billig-Pneus aufziehen - alles Unkenrufe, weil die Reifen freigegeben sind? Und nicht freigegeben wären, wenn sie tatsächlich eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen würden? Oder herrscht auf dem deutschen Reifenmarkt Wilder Westen? Denn eigentlich stehen sich ja zwei Fakten gegenüber: Auf der einen Seite die (objektiven? subjektiven?) Testergebnisse, die teurere Reifen sehr oft in den Himmel loben und Billigreifen verteufeln, und auf der anderen Seite das Ausbleiben von Warnungen des KBA (oder Stiftung Warentest) vor bestimmten Reifen oder Meldungen von schweren Unfällen wegen billiger Bereifung.

Ich weiß aus eigener Erfahrung (siehe Thread zum Thema "Berlin Tires"😉, dass dieses Thema gerne hitzig diskutiert wird, aber vielleicht sollten wir hier in diesem Thread unsere Emotionen zügeln und einfach die Fakten sprechen lassen. Ich bin gespannt, wer sich zum Thema "Genehmigungsverfahren von Reifen" auskennt. Auf eine faire Diskussion, Freunde.

26 Antworten

Ich stelle es mir gerade vor, dass alle Reifen den Mindeststandard schaffen und die Automobilezeitschriften genau nur das testen. Alle bestehen, alle sind empfehlenswert. Wäre irgendwie komisch oder? Und genau das zeigt eben, dass es zwei verschiedene Dinge sind; das eine ist die Zulassung, das andere ein Vergleich.
@mican0974
Aber ich sehe schon, hier wird schon wieder Emotion gestreut und ich glaube das wolltest du eigentlich nicht. 😎

Zitat:

@mican0974 schrieb am 22. Oktober 2024 um 09:19:08 Uhr:


Wer ist denn in letzter Instanz derjenige, der eine Reifenmarke oder einen Reifentyp für den deutschen (oder EU-) Markt freigibt?

Ich glaube, dass es die Wirtschaftskommission für Europa bei den Vereinten Nationen (UNECE) ist. Diese vergibt das E-Zeichen, für das wiederum die Anforderungen in einer ECE-Norm stehen.

Bei Reifen ist das die ECE R30:
https://op.europa.eu/.../fbec46cd-c715-44ef-a865-50084b8f2a95

Ok, da sind schon viele Erklärungen von euch gekommen. Vielen Dank dafür. Ich erkenne, dass eine Erteilung einer Betriebserlaubnis qua E-Prüfzeichen wohl keine Prüfung auf Verkehrssicherheit (oder wenn, dann nur der absolute Mindeststandard) beinhaltet. Vielleicht müsste da mal angesetzt werden, aber wahrscheinlich ist die Prüfung auf Verkehrssicherheit überhaupt nicht deren Aufgabe. Hauptsache rund, schwarz und der Durchmesser weicht nicht von der Norm ab (17 Zoll müssen 17 Zoll sein, sonst passt das Ding ja auf keine Felge). Darf ich das so verstehen?

Dann war ich wohl all die Jahre dem Irrglaube aufgesessen, dass es eigentlich kein "lebensgefährlicher" Reifen ins Verkaufsregal schaffen kann, da sowas ja von der UNECE (oder verglb. Kommission) unterbunden wird.

@Gummihoeker :

Zitat:

@Gummihoeker schrieb am 22. Oktober 2024 um 10:12:50 Uhr:


Weshalb stellst Du wiederholt neue Fragen, anstatt zunächst mit den empfohlenen Instanzen zu kommunizieren?

Oder geht es hier nur darum Beiträge zu erzeugen ?

Warum bist du immer so aggressiv? Habe schon öfters gelesen, dass du gerne Usern etwas unterstellst. Bitte merke dir: deine unumstrittene Expertise in Sachen Reifen, die man ja zweifelsohne überall anhand deiner wirklich qualifizierten Beiträge erkennen kann, berechtigt dich nicht, andere User herablassend zu behandeln!

Zitat:

@mican0974 schrieb am 22. Oktober 2024 um 15:16:05 Uhr:


Ich erkenne, dass eine Erteilung einer Betriebserlaubnis qua E-Prüfzeichen wohl keine Prüfung auf Verkehrssicherheit (oder wenn, dann nur der absolute Mindeststandard) beinhaltet. Vielleicht müsste da mal angesetzt werden, aber wahrscheinlich ist die Prüfung auf Verkehrssicherheit überhaupt nicht deren Aufgabe. Hauptsache rund, schwarz und der Durchmesser weicht nicht von der Norm ab (17 Zoll müssen 17 Zoll sein, sonst passt das Ding ja auf keine Felge). Darf ich das so verstehen?

Dann war ich wohl all die Jahre dem Irrglaube aufgesessen, dass es eigentlich kein "lebensgefährlicher" Reifen ins Verkaufsregal schaffen kann, da sowas ja von der UNECE (oder verglb. Kommission) unterbunden wird.

Ich zitiere nochmal aus dem was ich schon übermittelt hatte:
" Die ECE 30 schützt so den Verbraucher u.a. vor groben Sicherheitsmängeln, die z.B. bei Billigreifen auftauchen können."

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Ah ok, @Lambo-Fan , dann muss es ja doch sowas wie eine Materialprüfung geben? Das wiederum hieße ja, dass auch die Billigmarken aus Fernost diese Tests bestanden haben müssen, um keine groben Sicherheitsmängel aufzuweisen? Warum dann dieses Bashing gegen solche Reifen? Doch nur eine Manipulation des Marktes durch Angstmacherei?

Ich glaube die aus dem Zitat Stammende Definition von "Billigreifen" ist eine andere als im allgemeinen Sprachgebrauch von Fahrzeugfans.

@mican0974

Eine direkte Antwort auf meine Frage wäre ausreichend für mich. Stattdessen rückst Du, ohne jeglichen Anlass, „meine (zugegeben, manchmal etwas) schlechte Kinderstube“ hier in den Fokus, obwohl doch Du es warst, der den Wunsch äußerte:

„Auf eine faire Diskussion, Freunde.“.

In diesem Sinne sollten wir dann auch verfahren.

Wie früher schon erwähnt wurde, beauftragen die Hersteller die vorgeschrieben Tests oder machen sie ggf. im eigenen Labor selbst.

Was sind die Mindestanforderungen und wie liegen die im Vergleich zu den „Markenreifen“.
Es gibt keine unabhängige Prüfung. Und enthält die Prüfung jene Qualitätsmerkmale die als Sicherheitsmängel verstanden werden? Vielleicht wird nur geprüft, ob der Reifen bei verschiedenen Temperaturen ohne defekt zu werden bis zum Lebensende gefahren werden kann. Aber nicht, welcher Bremsweg unter verschiedenen Straßenverhältnissen eingehalten werden muss. Oder der geforderte Wert liegt Meilenweit abseits der erreichbaren Werte. Somit, was definiert man als grobe Sicherheitsmängel?

Zitat:

@Gummihoeker schrieb am 22. Oktober 2024 um 16:13:39 Uhr:


@mican0974

Eine direkte Antwort auf meine Frage wäre ausreichend für mich. Stattdessen rückst Du, ohne jeglichen Anlass, „meine (zugegeben, manchmal etwas) schlechte Kinderstube“ hier in den Fokus, obwohl doch Du es warst, der den Wunsch äußerte:

„Auf eine faire Diskussion, Freunde.“.

In diesem Sinne sollten wir dann auch verfahren.

An mir soll's nicht liegen. Ich habe mich nicht im Ton vergriffen...

Nichtsdestotrotz schätze ich deine Beiträge und dein fundiertes Wissen. Deswegen, ja, „Auf eine faire Diskussion, Freunde.“

Zitat:

@kievit schrieb am 22. Oktober 2024 um 16:14:39 Uhr:


Was sind die Mindestanforderungen und wie liegen die im Vergleich zu den „Markenreifen“.

Ich kann mich noch an Reifentests aus den 90ern erinnern. Da wurde regelmäßig geprüft, ob der Geschwindigkeitindex paßt. Der Test gemäß Normvorgabe war irgendwie 20min bei Vmax auf dem Reifenprüfstand. Da haben runderneuerte Reifen regelmäßig versagt (Laufflächenablößung). Bei leicht verschärften Testbedingungen (Simulation einer verstellten Spur) haben auch günstige Neureifen versagt. Und damals gab es noch keine Billigreifen aus Fernost.

Es ist einfach naiv, wenn man blind auf irgendwelche Labels vertraut. Die bieten keine Sicherheit. Man kann nur darauf bauen, daß sich Markenhersteller keine solchen Schnitzer erlauben, weil sie die Rufschädigung fürchten müssen.

Wie das E-Zeichen vom KBA vergeben wird, war ja in dem Textschnipsel nachzulesen - nämlich 'auf Antrag'.

Das heißt alles und nichts. Insbesondere heißt es nicht zwingend, dass da überhaupt irgendwelche Tests durchgeführt werden müssen. Streng genommen heißt es nicht mal, dass es technische (Mindest-)Kriterien gibt, die einzuhalten sind bzw. wie deren Einhaltung nachzuweisen ist.

Das ist die entscheidende Frage, denn vielleicht reicht es ja für einen Reifenhersteller schon seinem Antrag auf das E-Prüfzeichen eine Selbstdeklaration beizufügen, in dem er versichert ein QM-System aufrecht zu erhalten und fertig: Prüfzeichen genehmigt und erteilt, Marktzugang gewährt.

In der ECE R30 sind nur Tests zu den Abmessungen, der Belastbarkeit und Geschwindigkeit vorgeschrieben.

Zumindest hab ich das so in Erinnerung.

Mindestbremsweg wäre auch extrem schwer für alle Reifendimension festzuschreiben. Da sind so viele Faktoren involviert.
Das sieht man ja auch daran das jeder Test ein anderes Ergebnis liefert.
Wie würde so ein Test aussehen? Auf welchem Auto? Welcher Asphalt? Welche Größe? Alle Größen?

Die ECE definiert eher nur das der Reifen auf das Auto passt und dir nicht um die Ohren fliegt.

Grüße
Alexander

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