Wechsel zu W211. Welchen nehmen...?? Was beachten..??
Hallo,
nach jetzt fast 6 Jahren 210er Kombi 220CDI möchte ich mir einen 211er Kombi zulegen:
doch welchen nehmen.. Es sollte mindestens ein 220er sein oder 280er. Welcher ist besser oder ist der 220er genauso gut..?
Automatic soll es sein. Nimmt man lieber 7 Gang oder reicht die 5 Gang Automatic..?
Kann man beruhigt einen Wagen mit 150000 km Laufleistung nehmen?
Worauf muss man im Besonderen achten..? Ist der 211er wirklich verzinkt..? Rost?
Wieviel sollte man ausgeben..?
Danke schön im voraus für rege Beteiligung.
Beste Antwort im Thema
Na ja, ganz unriecht hat sternenhimmel5 nicht ... hamma wirklich jeden Monat. Aber bitte ... ich schreib ja so gern.
Viele Fragen, aber gut gestellt! 😉
Zuerst mal: Die 211er werden auch schon älter und manche der ersten Modelle zeigen schon da und dort durchschnittliche Rostprobleme. Der Rostschutz wurde während der Produktionsdauer bis zum letzten Produktionsjahr (Sommer 2008 bis zur Einstellung 2009) immer wieder verbessert.
Mit der MOPF wurden die unpopuläre und für Daimler wie Besitzer teure SBC-Bremse gegen ein normales servounterstützes hydraulisches System mit ESP-Block ersetzt. Damit entfiel auch die zweite Batterie und das immer wieder als empfindlich verrufene Batteriesteuergerät.
Vor der MOPF wurden schon der R5- und R6-CDI gegen einen V6-CDI ersetzt, was im großen und ganzen ein Fortschritt darstellt. Leiser, bäriger, ein recht unproblematischer Motor wenn man von vereinzelten Problemen mit Abgaskrümmerschäden (defekter Turbolader als Folgeschaden) und EKAS-Stellmotoren durch eine undichte Dichtung am Ladereingang absieht. Nur besonders sparsam scheint mir der V6-CDI nicht zu sein, das mag aber auch mit dem DPF zu tun haben.
Mit dem V6-CDI wurde auch die 7G-Tronic eingeführt, die mehrere Überarbeitungen erfahren hat. Eine Wandlerüberbrückung mit 3 statt 2 Lamellen und mehrfache Softwareänderungen zeigen die Not von Daimler, denn das Getriebe harmonierte von Anfang an besser mit den Ottomotoren als mit den drehmomentstärkeren Turbodieseln.
Mit der MOPF wurden dann auch die R4-CDIs überarbeitet, mit einem neuen Einspritzsystem und vielen Detailänderungen recht attraktive Motoren. Haltbar, weit verbreitet, kräftig, einigermaßen sparsam. Auch der 200 CDI jetzt auch mit Lancaster-Ausgleich. Warm laufen die kleinen Motoren recht geschmeidig, wenngleich nie klangschön oder besonders drehfreudig, im Winter klappert aber ein großer Sack Nüsse da vorn.
Ob die "Schärfung" des Fahrwerks und der Lenkung zur MOPF zu den großen Errungenschaften zählt, darüber kann man streiten. Fakt ist, dass das Fahrwerk auf schlechten Straßen eher knöchern/stößig ist und -- besonders beim T-Modell -- nicht besonders leise, fast schon polterig ist. An die direktere Lenkung kann man sich gewöhnen, besonders in Verbindung mit der Parameterlenkung (Sonderausstattung bei Vierzylindermotoren).
Wir fahren einen 200 CDI und 280 CDI aus Modelljahr 2009, beide Elegance, beide T-modelle, beide mit Automatik, einmal 5-Gang, einmal 7-Gang. Beide Autos haben eine Leistungssteigerung per Kennfeldoptimierung bekommen, liegen also auf Niveau von 220 CDI und 320 CDI. Da die Antriebsstränge absolut baugleich sind (bis auf Ladeluft- und Wasserkühler sowie Differenzial) liegt eine Leistungssteigerung nahe und erscheint risikolos möglich.
Der 200 CDI ging schon ganz brav vorwärts, wenn man "normale Maßstäbe" anlegt. Erst beim eiligeren Überholen auf Bundesstraßen und bei Steilstücken auf der Autobahn bemerkt man die naheliegenderen Grenzen. Mit der Leistungssteigerung steht er (bis auf den schlechteren Laufkomfort) dem Serien-280 CDI kaum nach und zieht überall souverän durch.
Der Verbrauch ist beim kleinen CDI bei ruhiger, moderater Fahrweise um knapp einen Liter geringer, bei zügigen Autobahnfernreisen ist kaum ein Unterschied. Gefühlt sind das aber zwei ganz verschiedene Autos, der R4-CDI ein "kerniger Sprinter", der den Lauf des Motors nicht verbergen will, und der V6-CDI ein komfortabler Cruiser für gelassene Gleiter.
Meiner Meinung nach ist das seit vielen Jahren gebaute Fünfganggetriebe stimmiger. Es fühlt sich in der Stadt flinker an, schaltet immer komfortabel und die Wandlerüberbrückung greift bei uns immer unauffällig. Es reagiert gut auf Gasfußbefehle und ist kalt wie warm geschmeidig. Die größeren Drehzahlsprünge finde ich nicht weiter tragisch, bei normalem Autobahntempo 130 km/h gibt es noch gut erträgliche 2.400 U/Min.
Die 7G-Tronic arbeitet in guten Momenten spürbar eleganter. Man kann mit dem V6-CDI schön untertourig herumcruisen (1.100 U/Min. im sechsten Gang werden bei vorsichtigem Beschleunigen sogar noch gehalten), und auch herzhaft durchziehen. Aber unsere Siebengangautomatk ruckelt trotz neuer EHS und neuem Wandler manchmal leicht oder wirkt zögerlich, kalt ist sie nicht ganz so geschmeidig, die Steuerung wirkt manchmal stur bis verschlafen und die Schaltpunkte zeigen Auffälligkeiten, die an Softwarefehler denken lassen.
Ich meine, die 7G-Tronic hat erst im 212er die Reife erlangt, die man beim 5G-Getriebe schon im 211er erlebt. Immerhin ist ein zumindest einmaliger ATF-Wechsel beim Automatikgetriebe immer schon vorgeschrieben gewesen, dh es gibt mehr passable gewartete Angebote. Spätere Modelle haben auch wieder am Wandler eine Ablassschraube.
150.000 km sind an und für sich für ein gut gewartetes und vernünftig gefahrenes Auto kein Kaufhindernis. Allerdings gilt die Vorderachskonstruktion des 211ers als etwas empfindlich, der Tausch einiger Geklenke ist nur mit dem ganzen Lenker möglich und entsprechend teuer.
Federbrüche kommen auch beim 211er nicht ganz selten vor, bedingt durch die Federbeinbauweise ist der Federtausch aber wesentlich aufwändiger als beim 210er.
Beim 211er würde ich kostensensiblen Interessenten von ein paar Dingen abraten: Easy-Pack Heckklappe, Airmatic, ILS und generell vom eher schwachen Halogen-Licht. Ab MOPF ist die beheizte Waschanlage ein zu bezahlendes Extra, Comand wurde mit MJ 2009 nochmal modernisiert.
Viel Erfolg bei der Suche!
15 Antworten
Ayatollah, vielen Dank für deinen sehr gut lesbaren, informativen Bericht !
Vor einem Jahr stand ich auch vor der Wahl (je T-Modelle): einen vernünftigen C220CDI oder etwas fröhlicheres ;-)
Da ich ein Cruising-Niedrigdrehzahl-Junkie bin (viel Landstraße), wollte ich unbedingt die 7G-Tronic. Also einen Blick auf den C320CDI - der S203 sagt mir aber im wulstigen Interieur nicht so zu, ebenso ist das KI recht eintönig, dazu benötigen die V6er die harten 17Zoll-Räder.
Also ein Blickchen zum großen S211 riskiert - Liebe auf den ersten Blick, wieder ein Auto, den Carl Benz gefahren (wenn nicht konstruiert) hätte.
BW-Analysen zeigen: 30-40 Euro im Monat mehr für den V6-Komfort (Vollkosten ohne Wertverlust 300/m).
Der E320CDI V6 ist perfekt: die Automatik merkt sich die Wenigdrehzahlwünsche und zieht bei Überholvorgängen souverän-bärig durch; es kommt aber keine zweite Luft (also harmonisch) - wie beim R4 - mit höherer Drehzahl, und weil so leise, ein ganz kleines gefühltes Leistungsdefizit.
Vielleicht deshalb, weil ich auch Benziner (E280, SL550) recht gut kenne.
Der Verbrauch ist minimal auf Landstraßen / tempolimitierte Autobahnen bei 7,0l, bei schneller, stets maximal beschleunigender Autobahnfahrt (jedoch persönliches Sicherheitslimit 190km/h) bei 7,9l, im Stadt- und bergigem Regionalverkehr bei 8,5-9,0l. Gesamt also bei 8,3 (inkl. Winter).
Fazit: eines der schönsten Interieurs, einer der harmonischsten Motoren, aber ein Beten respektive Rücklagebilden (bei Extras wie Easy-Pack oder Airmatic) ist auch anzuraten.
Und nicht zu vergessen: die Baureihe 211 ist die für mich perfekteste, was LM angeht: Yilduz, Ankaa, Minelauva, Tarazed, 11-Speichen, Fidis, man weiss gar nicht wie man sich entscheiden soll (habe derzeit drei Sätze ;-)
Gruß
Andy