Wann sollte ein DKW RT 175s Motor überholt werden?

DKW Motorrad RT 175

Hallo,

das ist mein erster hier, mein Name ist Chris. Ich habe eine 175s gekauft, sie steht aber noch nicht bei mir. Sie ist laut Verkäufer bis zuletzt gelaufen, steht aber schon zwanzig Jahre, knapp 25000 Km. Ich wollte sie langsam wieder zum Leben erwecken, der Motor lässt sich drehen, also Vergaser ab und reinigen, Zylinder erst mit kriechöl, dann mit warmen 2-Takt-Öl füllen und einwirken lassen, Getriebeöl erneuern, nach einer Einwirkzeit dann den Motor 15 Min lang immer wieder per Kickstarter durchdrehen, ohne Zündkerze die auch ausgetauscht wird.

Jetzt habe ich aber irgendwo gelesen, dass nach so einer langen Standzeit eh der Motor direkt komplett überholt werden muss und man ihn besser direkt auseinanderlegt und inspiziert, da meistens das Pleuellager gerostet ist usw.

Meine Frage, wenn ich sie aber so wieder zum laufen bekomme, merkt man einen Defekt des Pleuellagers und der anderen Lager und kann sich dann noch entscheiden den Motor und Getriebe zu überholen (irgendwann wird es eh nötig sein dies zu tun), oder habe ich Chancen den Motor auch so erstmal wie oben beschrieben eine Zeit lang noch zu fahren?

Grüße Chris

Beste Antwort im Thema

Hallo Chris,

leider ist das bei Zweitaktern so, dass sich bei längerer Standzeit und ungünstigen Umweltbedingungen (z.B. hohe Luftfeuchtigkeit) gerne der Rost im Kurbelgehäuse breitmacht. Das betrifft dann insbesondere die Kurbelwellenlager und das untere Pleuellager. Dass sich der Motor durchdrehen lässt, ist zwar erstmal ein gutes Zeichen, aber keine Garantie, dass die Lager keinen Rostansatz haben. Schon ein geringer Rostbefall führt dazu, dass sich auf der gehärteten Oberfläche der Wälzkörper kleine sog. Pittings bilden, die dann immer größer werden und am Ende zu Abschälungen der gehärteten Randschicht (Martensitschicht) führen. Deine Ölkur ist im Grunde nicht schlecht gedacht, kann aber Lager, die bereits Rost angesetzt haben, auch nicht mehr retten. Du kannst ja den Motor erstmal zum Laufen bringen und vorsichtig fahren. Wenn nach einiger Zeit keine verdächtigen Geräusche auftreten, hast du vielleicht Glück gehabt.
Andererseits ist der DKW-Motor ein sehr einfacher Motor, der keine großartigen Anforderungen an einen halbwegs geschickten Schrauben stellt. Und man bekommt noch alle Teile dafür z.B. bei DKW Greiner in Hemsbach.

Lonzoglunz

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So bin mal weiter am demontieren. Der Krümmer war so fest mit der Gewindehülse verbacken, das ich keine Chance hatte ihn so abzuziehen, Habe ihn zusammen mit dem Zylinder abgenommen, dann zusammen mit der Hülse ausgeschraubt.

Der Zylinder hat keine größeren Macken und sieht innen noch recht gut aus, ist aber noch nicht vermessen. Der Kolben hat gut Ölkohle, ist aber noch auf Originalmaß 62,25.

Der Tank ist momentan mit Zitronensäure gefüllt (32 h), der Rost löst sich ganz gut. Den Kupplunngskorb habe ich abgeschraubt in dem ich eine größere Nuß zwischen Antriebsritzel und Kupplungskettenrand geklemmt habe (in den Ritzelboden damit nichts verbiegt) und den den Kupplungskorb mit zwei kleinen Zwingen und den alten Kupplungsringen und Lamellen zusammengepresst und mit dem Mitnehmerrad verspannt habe.

Moin Moin !

Zitat:

Der Kolben hat gut Ölkohle, ist aber noch auf Originalmaß 62,25.

Dann hast du eine echte Chance, dass der noch Original ist ! Gut reinigen , vor allem die Ringnuten sauber kratzen , das geht am besten mit einem abgebrochenem Ringstück , dabei nur Ölkohle entfernen , nicht Material abtragen. Kolbenboden mit Schaber und Messingbürste reinigen.

Zitat:

Der Zylinder hat keine größeren Macken und sieht innen noch recht gut aus, ist aber noch nicht vermessen

Wenn er keine Riefen hat , kannst du dir das Vermessen sparen ! Etwa 1 cm unter dem oberen Rand solltets du mit dem Fingernagel fühlen , ob dort eine deutliche Kante vorhanden ist. Das ist die Grenze , bis wohin der oberste Kolbenring kommt. Diese Kante egalisieren , mehr auf keinen Fall machen!
Selbst wenn das Laufspiel weit über dem werksseitig angegebenen Toleranzmass liegt, solange die Ringe nicht zwischen Kolben und Zylinderwand durchfliegen , läuft der Originalkolben besser und vor allem mit mehr Leistung als jede "Nachfertigung" , ohne festzugehen. Lässt du den Zylinder ausschleifen , bist du auf einen Nachbaukolben angewiesen , und die taugen rein gar nichts!

MfG Volker

@schreyhalz

Ich habe mal den Kolben umgedreht in den Zylinder gsetzt, da die Originalkolben ja etwas konisch nach oben hin gedreht sind und mit einer Fühlerlehre geprüft da ich keine Innenmessuhr hier haben.

Ich komme auf ein Zylindermaß von 63,34 - 63,35mm. Also ein gutes Zehntel über dem Kolbenmaß und sieben Hundertstel über dem damaligen Originalmaß bei Auslieferung. Wie gro´die Toleranz bei DKW damals zum Höchstverscheißmaß war, weiß ich allerdings nicht. Am Kolbenboden wo der Kolben konisch ausläuft hab ich natürlich 1,6 Zehntel zum Zylinder.

Wegen den Originalkolben bin ich auch stark am Zweifeln, ich scheue mich davor 150€ für nen Kolbenklemmer auszugeben. Neue Kolbenringe kommen drauf. Wie ist das mit dem Hohnbild. Der Zylinder hat natürlich garkein Kreuzschliffbild mehr, sollte man nichtr wenigstes mit einem dieser pseudo-Hohngeräte ein leichtes Kreuzschliffbíld schleifen, da auch neue Kolbenringe reinkommen?

Den oberen Rand im Zylinder merke ich mit dem Finger ein klein wenig, aber nicht als wirkliche Kante.

Servus. Das habe ich gerade bei meiner 250er Kawa mit einer Flexhone-Bürste gemacht. Einwandfreies Ergebnis und super einfach in der Handhabung. Hier das Ergebnis im Anhang. Bild kommt gleich, die App kann das nicht gescheit.

20180311_150413.jpg
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@kawastaudt

Joa, sieht gut aus, wie originoool! Der Winkel ist auch gut! Welche Körnung hast du verwendet?

Es gibt ja auch noch diese dreiarm Hohnahlen mit Schleifsteinen, da hab ich auch schon ganz gute Ergebnisse gesehen, aber auch schon viele miserable, weil die Leute die Drehzahl wie zu hoch halten und zu langsam auf und ab führen.

Ouu, Körnung muss ich gucken, weiß ich nicht auswendig. Ich melde mich.

Moin Moin !

Zitat:

Ich komme auf ein Zylindermaß von 63,34 - 63,35mm. Also ein gutes Zehntel über dem Kolbenmaß und sieben Hundertstel über dem damaligen Originalmaß bei Auslieferung. Wie gro´die Toleranz bei DKW damals zum Höchstverscheißmaß war, weiß ich allerdings nicht. Am Kolbenboden wo der Kolben konisch ausläuft hab ich natürlich 1,6 Zehntel zum Zylinder.

Ich habe auch keine Unterlagen mehr , meine aber , dass du fast an der Verschleissgrenze liegst.
Aber : Das ist völlig nebensächlich!

Zitat:

Den oberen Rand im Zylinder merke ich mit dem Finger ein klein wenig, aber nicht als wirkliche Kante

Dann würde ich genau rein gar nichts machen!

Zitat:

Der Zylinder hat natürlich garkein Kreuzschliffbild mehr, sollte man nichtr wenigstes mit einem dieser pseudo-Hohngeräte ein leichtes Kreuzschliffbíld schleifen

Auf keinen Fall ! Im Gegensatz zum 4-Takter musst du keine Ölabdichtung erreichen , und jedes Schleifen vergrössert den Zyl.durchmesser ! Es brauchen nur die Ringe etwas länger zum Einlaufen , aber das ist beim 2-Takter ja ohne zusätzlichen Ölverbrauch .

Ich kann dir noch etwas zum letzten "Nachbaukolben" meiner 250/2 schreiben. Den habe ich eingebaut , mit einem Laufspiel von ca. 0,6 mm ! Angeworfen , klapperte fürchterlichst , nach etwa 1 min im Leerlauf klapperte er nicht mehr , da bin ich aus der Scheune gefahren , auf der Strasse in den 2 Gang geschaltet , nach etwa 10m Beschleunigen ging der fest ! Also zurück , Motor gestartet , klapperte wieder !. Zylinder abgebaut , mit dem Hongerät (habe das mit den 3 rechteckigen Schleifsteinen) Zylinder geschliffen , Kolben an den Fresstellen abgeschmirgelt , anschliessend praktisch 1 mm Laufspiel !!
Nach dem Kaltstart klappert der Kolben ca. 1-2 min , dann gehts , 80 km/h kein Problem , kurzzeitig auf gute 100 km/ h (= höchstgeschwindigkeit) gegangen , dann siegte die Angst. Mit diesem Kolben habe das Mopett dann ca. 10 Jahre gefahren ( max. 2000 km) , bevor ich sie vor 2 Jahren verkaufte. Faszinierend fand ich , egal wie lange sie stand, allerspätestens beim 3 Tritt lief sie!

1986 hatte ich die Maschine restauriert , schon damals musste ich einen Nachbaukolben verwenden , da gab es aber noch bessere und eine grössere Auswahl. Mit dem ersten Nachbaukolben waren damals nach Tacho 120 km/h drin , bei mir mit gut 100 kg auf 193 cm ein guter Wert. Und man konnte fast 2 km Vollgas fahren , bis der Kolben fest ging! Nach dem 13. Klemmer war der Kolben dann richtig Schrott , der Boden war plötzlich konkav statt konvex. Alle Kolben , die ich danach einbaute , und es waren einige, benötigten ein höheres Laufspiel , gingen schneller fest und überlebten das auch meist nicht mehrfach , ich hatte auch einen , bei dem die Ringe in die Schlitze einfederten und brachen, nachdem die Fixierstifte eingeschlagen waren.

MfG Volker

Hi Volker,

Ich hab oben am Kolbenboden 62,25 und weiter unten am Kolbenschaft 62,36 - 62,40. Ich hab den Kolben mal sauber gemacht und es steht dort ein Kolbenmaß von 61,96, was laut Handbuch dem Serienkolben A entspricht. Mh? entweder ist meine Bügelmeßßschraube kaputt, oder .... Die Prüflehre stimmt aber wenn ich die messe, sehr seltsam.

Der Zylinder ist jedenfalls an zwei Steillen 0,15 größer als der Kolben. Im Handbuch steht, dass der Zylinderverschleiß max. 0,15mm betrag darf. Das Normalspiel war 0,04, also hätte ich einen Verschleiß von 0,11 am Zylinder. Was mich nachdenklich stimmt, am Kolben sind am Schaft außenrum zu 3/4 Ölkohleablagerungen, da sagt das Buch, dann sei das Kolben-Zylinderspiel zu groß, ich hätte jetzt eher gesagt da waren die Kolbenringe nicht mehr in Ordnung. Jetzt nach dem reinigen sehe ich ein paar Fresstellen am Kolben.

Zitat:

Auf keinen Fall ! Im Gegensatz zum 4-Takter musst du keine Ölabdichtung erreichen , und jedes Schleifen vergrössert den Zyl.durchmesser ! Es brauchen nur die Ringe etwas länger zum Einlaufen , aber das ist beim 2-Takter ja ohne zusätzlichen Ölverbrauch .

Hallo,

Hierzu gibt es durchaus auch andere Meinungen! Siehe Screenshot im Anhang. Ölabdichtung braucht man beim 2Takter tatsächlich nicht, sehr wohl aber Kavitäten in der Oberfläche, in denen sich das Öl befinden kann, wenn der Kolbenring kommt :-)

Jetzt dürft Ihr über mich herfallen.

Gruß,

Flexible-honbuersten

Hello,

nene, da könnt ich... Meine Bügelmeßschraube war ein wenig, ähhh daneben. Ich wollte doch sagen, das kann doch nicht sein. Hab sie neu eingestellt, der Kolben ist untem am Schaft, also am größten Durchmesser noch 61,89. Der Zylinder liegt am größten Durchmesser dann bei 62,04. Neu lag er bei 62,00. So wird ein Schuh draus, ich hab mich die ganze Zeit schon gefragt was das fürn Zylinder sein soll, sooooo viel Abnutzung kann er doch gar nicht haben, hehe :-) Mit na Innenmeßuhr wärs doch einfacher zu messen...

Moin Moin !

Dann hast du einen bestens erhaltenen Kolben und Zylinder!

Zitat:

Hierzu gibt es durchaus auch andere Meinungen! Siehe Screenshot im Anhang. Ölabdichtung braucht man beim 2Takter tatsächlich nicht, sehr wohl aber Kavitäten in der Oberfläche, in denen sich das Öl befinden kann, wenn der Kolbenring kommt :-)

Das gilt für 4-takter!

Der 2-takter läuft mit Ölbeimengung zum Kraftstoff , Öldämpfe im Kurbelgehäuse wie beim 4-takter gibt es nicht , sondern bei jedem Gaswechsel kommt frisches Öl mit dem Kraftstoff/Luftgemisch an alle wesentlichen Bauteile. Moderne 2-Takter haben hatverchromte oder Nikasil- beschichtete Laufbahnen , die spiegelglatt sind und auch nicht aufgerauht werden können , weil zu hart.

Zitat:

Jetzt nach dem reinigen sehe ich ein paar Fresstellen am Kolben

DKW sagt : Mit Ölstein entfernen

Zitat:

Was mich nachdenklich stimmt, am Kolben sind am Schaft außenrum zu 3/4 Ölkohleablagerungen, da sagt das Buch, dann sei das Kolben-Zylinderspiel zu groß, ich hätte jetzt eher gesagt da waren die Kolbenringe nicht mehr in Ordnung

Vor 50 Jahren wurde auch einfach vom Tankwart die billigste Plörre zum Sprit gekippt , heute nimmt man spezielle 2-Taktöle.

MfG Volker

Tacho,

ich lass den Zylinder und Kolben dann drin. Hatte interessehalber bei Wahl nach dem Preis für nen neuen Übermaßkolben gefragt, 250€. Das ist er bestimmt auch wert, vielleicht, oder nicht, aber muss ja nicht. Die KW lasse ich bei nem Kumpel auspressen, ich vermess sie mal, wenn alles noch ok ist, kommt nur ein neues Nadellager rein und wieder zusammengepresst. Die Ausrichterei danach wird schon klappen denke ich. Die Parallelität, Rechtwinklingkeit und Flucht der beiden Pleuelaugen kann ich zwar nicht überprüfen, aber da muss man denke ich seinem Gefühl vertrauen. Es ist ja auch kein Hochleistungsmotor, er wird später gemächlich bewegt, auf seine alten Tage.

Moin Moin !

Zitat:

Die KW lasse ich bei nem Kumpel auspressen, ich vermess sie mal, wenn alles noch ok ist, kommt nur ein neues Nadellager rein und wieder zusammengepresst.

Also ich rechne mit gut 100E für die Überholung mit einem neuen Pleuelsatz, d.h. auch der Hubzapfen wird erneuert.

MfG Volker

Zitat:

@schreyhalz schrieb am 19. Dezember 2018 um 10:33:47 Uhr:


Moin Moin !

Zitat:

@schreyhalz schrieb am 19. Dezember 2018 um 10:33:47 Uhr:



Zitat:

Die KW lasse ich bei nem Kumpel auspressen, ich vermess sie mal, wenn alles noch ok ist, kommt nur ein neues Nadellager rein und wieder zusammengepresst.

Also ich rechne mit gut 100E für die Überholung mit einem neuen Pleuelsatz, d.h. auch der Hubzapfen wird erneuert.

MfG Volker

Hi Volker,

Du meinst, wenn ich es selbst mache 100€? Das wär ja noch sehr günstig, du meintest einen Pleuellagersatz, oder? Passende neue Pleuel konnte ich nirgends finden.

Eine Überholung der KW ohne Pleuelaustausch, mit neuem Pleuellager unten und oben, vermessen, wieder ausrichten kostet bei denen ich angefragt habe ab 250€ im idealfall, ohne Bearbeitung der Lagerflächen etc. Komplett überarbeitung mit Überarbeitung der Lagerflächen etc (wenns nötig ist, kostet 360€), ein Austausch des Pleuels war in keinem der Angebote.

Zitat:

@Thombom schrieb am 18. Dezember 2018 um 20:11:34 Uhr:


Tacho,

iDie Ausrichterei danach wird schon klappen denke ich. Die Parallelität, Rechtwinklingkeit und Flucht der beiden Pleuelaugen kann ich zwar nicht überprüfen, aber da muss man denke ich seinem Gefühl vertrauen. Es ist ja auch kein Hochleistungsmotor, er wird später gemächlich bewegt, auf seine alten Tage.

Das würde ich nicht so locker sehen. Du solltest schon die Möglichkeit haben, den Schlag beider Kurbelzapfen zu messen. Also am besten in einem Prisma mit einer Mikrometer-Messuhr. Wenn die Kurbelzapfen nicht 100%ig zueinander ausgerichtet sind, dann wirst du sie auch verspannt in die Kurbelwellenlager einbauen, was zu Vibrationen und einer drastisch reduzierten Lebensdauer der Lager führen wird.
Bei dieser Arbeit musst du dir schon einige Mühe geben.

Lonzoglunz

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