W 124 Diesel Stophebel / Stophebelwelle (Motor dreht wie verrückt)
Hilfe, Hilfe,
Mir ist gerade fast der Motor geplatzt. Ihr müsst mir unbedingt helfen bitte.
Ich fahre einen 250 TD Baujahr 1992. Da ich Ölverlust an meinem Stophebel hatte (bzw. die Welle), habe ich die kleine Dichtung gewechselt, bzw ich hatte das Gefühl, dass da gar keine mehr drin ist.
Folgendes ist mir aufgefallen. Der Stophebel lag auf der Einspritpumpe auf, so als ob man ihn gedrückt hätte. Wagen fährt seit Jahren einwandfrei. Als ich den Hebel demontiert habe, habe ich darauf geachtet, dass die Welle mir nicht reinrutscht. Sie war aber zunächst richtig fest. Als ich die neue Dichtung aufgezogen habe, hat sie sich gelöst, d.h. man kann sie rein und raus bewegen, man kann sie aber nicht drehen.
Ich hab dann einfach alles wieder montiert, da ich da nicht rumfummeln wollte. Alles wieder wie vorher (Hebel quasi gedrückt). Als ich den Motor gestartet habe, hat er plötzlich bis ultimo gedreht, ich habe gedacht der platzt gleich, bekam ihn nicht mehr aus. Gang rein und Kupplung flitchen lassen in der Garage, super.
Ich traue mich nicht mehr den Wagen anzumachen. Meine Vermutung ist, dass ich durch das Bewegen der Stophebelwelle irgend etwas in der Einspritzpumpe bewirkt habe ? Aber was ?
Ich bitte dringend um Eure Hilfe
Grüsse
22 Antworten
Obwohl mein 124 wieder prima läuft, bin ich Euch für die weiteren Beiträge sehr dankbar. Da ich mich morgen auf eine 1000 km Reise ins Ausland begebe, habe ich mich schon gefragt, ob der Motor eventuell Schaden genommen hat. Eure Informationen sind da sehr hilfreich, man lernt ja bekanntlich nie aus.
Gefühlt waren das bei mir eher 15.000 Umdrehungen. Früher hab ich mit dem Wagen den Acker gepflügt, nach meiner Erfahrung hab ich gedacht, wenn der Wagen das überlebt, gehe ich demnächst neben Sebastian Vettel auf die Piste und den überhole ich spielend.
Mir war die physikalische Obergrenze bei Dieselmotoren nicht bekannt, ist aber natürlich logisch nachvollziehbar, da sich der Diesel bei einer gewissen Kompression selbst entzündet und dieser Kompressionsdruck sich aus nicht beeinflussbaren Naturgesetzen ergibt und somit irgendwo ein Obergrenze liegen muss (laienhaft nachvollzogen).
"Platzen" ist vielleicht auch etwas übertrieben, aber mein Gedanken hingen an der Steuerkette und den Ventilen und denen tut so etwas vermutlich nicht gut. Wenn die Steuerkette reißt, kann ich mir vermutlich für die Obergrenze nichts kaufen. (rthago hat da wohl schlechte Erfahrungen gesammelt). Das ist in etwa so als würde ich meine 90 jährige Oma auf einen 100 Meter lauf schicken, wohl wissend, dass sie den Weltrekord nicht brechen kann aber wenn ich mit ner Peitsche hinterher laufe läuft sie vielleicht so schnell wie noch nie, bis dann Pumpe oder was anderes kaputt geht.
Ich kann mich jedenfalls daran erinnern, dass der TÜV vor der Abgasuntersuchung immer gefragt hat, ist der Wagen warm gefahren und haben sie Steuerkette erneuert, sind sie sicher ? Dann wurde der Motor im Leerlauf gequält und ich begann mehrere "Vater unser" zu beten.
Mein 124 er hat 486.000 km auf dem Tacho, habe ihn bei ca. 350.000 km gebraucht gekauft. Angaben zur Steuerkette konnte mir der damalige Verkäufer nicht machen. Der Wagen war eigentlich als Ersatzteillager gedacht, jetzt fahre ich ihn seit 8 Jahren und meine Kinder wollen unbedingt, dass ich ihn weiter fahre.
A propos Dichtung:
ppuluio hat mit seiner Bemerkung über seinen Werkstattbrand (Hoffe alles gut gegangen, musste trotzdem lachen, verzeih mir bitte) bei mir Erinnerungen wach gerufen. Als vor ca 30 Jahren die Raumfähre "Challenger" Sekunden nach dem Start explodierte, hat man hinterher festgestellt, dass da ein paar Dichtungen an den Tanks nicht richtig funktioniert haben. Also Vorgestern hatte ich kurzzeitig das Gefühl, ich sitze im Kontrollzentrum in Housten und gleich knallt es. Dann viel mir ein: Du fährst doch Mercedes 124er und ein leichtes Lächeln legte sich über mein Gesicht.
Sollte ich nicht aus dem Ausland zeitig zurückkehren, meld ich mich nochmals.
Danke nochmals an alle, insbesondere an MirkoMunich, ohne dessen Hilfe meine Fahrt sicherlich ins Wasser gefallen wäre. Aufgrund seiner Bilder konnte ich quasi "blind" mit dem Zeigefinger die Einspritzpumpe reparieren.
Das Forum und seine Mitglieder ist wirklich der Hammer. Ich glaube, wenn ich mit Euch und einer Werkzeugkiste in die Wüste gehe, dann steht die Fabrik in einer Woche.
Grüsse an Alle
Zitat:
@E300TDT schrieb am 16. April 2021 um 11:21:15 Uhr:
Ja und nein. Es wird dann nichts geregelt aber der Motor kann nicht höher Drehen da er den Kraftstoff nicht schneller verbrennen kann (Zündverzug). Ein Dieselmotor (egal welcher) kann aus physikalischen Gründen max. ca 5.500 1/min drehen. Viele Motoren werden dabei mechanisch überlastet, die OM60x halten es aus, da die Abrioegeldrehzahl von Werk aus in ähnlichem Bereich liegt. Für LKW-Motoren die eher max. 3.000 drehen sieht es dann schlecht aus.
Kalter Motor ist dabei nicht so tragisch, das spielt in diesem Fall eigentlich keine Rolle.
Es klang jedenfalls nach "kurz vor Riss im Raum-Zeit-Kontinuum" - in so einem Schockmoment mögen einem die ca. 5.500 1/min aber deutlich höher erscheinen.
Mit dem dauerhaften Laufen auf vollen Touren nach Kaltstart hat es ca. 3 laaaange Minuten gedauert, bis das Kühlwasser anfing zu kochen (das Überdruckventil funktioniert...). Dabei flogen auch Funken bzw. glühende Partikel aus dem Auspuff (endlich richtig freigebrannt...). Nach etwa einer weiteren Minute lief der Motor kurz unrund um dann nochmal richtig hoch zu drehen. Danach scheinen die Kolbenringe ihren Geist aufgegeben zu haben und die Touren gingen langsam runter bis zum Stillstand. Kurz vor Stillstand schlugen schließlich Flammen unter dem Motor hervor, die auch die Dämmmatte der Motorhaube in Brand gesetzt haben.
Der Gutachter geht bzgl. des Brandschadens einerseits davon aus, dass eine Dichtung aufgegeben haben könnte und sich der austretende (feinneblige) Diesel an heißen Teilen entzündet hat. Anderseits war der Flammenherd auf der "nicht Kraftstoffseite" des Motors, weshalb er auch in Erwägung zieht, dass ein Aluteil am Krümmer geschmolzen sein könnte und in Brand geraten ist. So richtig festzustellen ist das alles leider nicht.
Allerdings: Der alte Motor wurde nach dem Ausbau eingehend geprüft - kein Kolbenfresser. Keine beschädigten Ventile. Durch die Einspritzleitungen kam kein Diesel mehr. Die Werkstatt, von der ich den Austauschmotor bekommen habe, hat neue Kolbenringe eingesetzt, eine andere Einspritzpumpe angebaut und versuchsweise gestartet - was soll ich sagen... einen alten OM 601 kriegt man irgendwie nicht richtig kaputt. Er wird jetzt komplett überholt.
Das mit der physikalischen Maximaldrehzahl halte ich persönlich für ein Gerücht, viele getunte OM606 laufen mit weit mehr als 5500. War sogar selbst an einem Umbau eines 460er G mit OM606 beteiligt, die Pumpe wurde von Mynädiesel in Finnland umgebaut. Der hat den Fliehkraftregler bei 5600 greifen lassen, leer dreht der bis 5900.
Zitat:
@Typ_ohne_Namen schrieb am 17. April 2021 um 01:01:20 Uhr:
Das mit der physikalischen Maximaldrehzahl halte ich persönlich für ein Gerücht, viele getunte OM606 laufen mit weit mehr als 5500. War sogar selbst an einem Umbau eines 460er G mit OM606 beteiligt, die Pumpe wurde von Mynädiesel in Finnland umgebaut. Der hat den Fliehkraftregler bei 5600 greifen lassen, leer dreht der bis 5900.
Doch die gibt es...in diversen Fachliteraturen nachzulesen. Eine Menge Diesel braucht eine gewisse Zeit zu verbrennen. Je höher die Drehzahl und da bei einem Diesel prinzipbedingt erst kurz vor OT eingespritzt wird, wird die Zeit extrem kurz und irgendwann zu kurz: Die Drehzahl kann dann nicht mehr weiter steigen.
Bei den Superturbos ist es jetzt so dass die so abartig nach dem Motto "Masse statt Klasse" aufgedreht sind, so dass die Wucht jeder einzelnen Zündung ausreicht den Motor so anzustoßen dass er quasi schneller als die Verbrennung dreht, die eingespritze Kraftstoffmenge hat keine Zeit mehr vollständig zu verbrennen, das geht bus zu einem gewissen Grad. U.a. deshalb rußen die ja auch wie Sau. Dadurch lässt sich die Höchstdrehzahl nochmal um ??? 1/min anheben, aber auf 10, 15.000 1/min wie ein Benziner, kommt ein Diesel nie (selbst wenn man einen bauen würde der dies mechanisch könnte)
Bei einem Standardmäßig eingestellten OM60x kann man also schon von einer Grenze irgendwo bei 5.500 sprechen (nagelt mich jetzt nicht auf ein bisschen mehr oder weniger fest), die Serienpumpe kann da gar nicht so viel Material liefern dass da viel mehr geht.
Zusätzlich zeigt das Bsp. nochmal dass die Mechanik der OM60x Motoren diese dieseluntypisch hohen Drehzahlen (kurzzeitig) mitmachen.
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> Zusätzlich zeigt das Bsp. nochmal dass die Mechanik der OM60x Motoren diese dieseluntypisch hohen Drehzahlen (kurzzeitig) mitmachen.
müssen sie ja beim Ermitteln der Abregeldrehzahl bei der AU.
Diese liegt beim 300 TDT bei 4.900 - 5.400 Umin
Zitat:
Obwohl mein 124 wieder prima läuft
Mach dir keinen Kopf, bei Überdrehen reißt n Pleul ab, der Kolben trifft die Ventile oder die Kette fliegt, wenn der Kolben die Ventile trifft sind die sofort krum, wenn er jetzt prima läuft, ist höchstwahrscheinlich alles gut 🙂
Der Tip mit der Stoßdose ist gut, muss ich mir merken 😁
Zitat:
@MirkoMunich schrieb am 17. April 2021 um 19:28:39 Uhr:
> Zusätzlich zeigt das Bsp. nochmal dass die Mechanik der OM60x Motoren diese dieseluntypisch hohen Drehzahlen (kurzzeitig) mitmachen.müssen sie ja beim Ermitteln der Abregeldrehzahl bei der AU.
Diese liegt beim 300 TDT bei 4.900 - 5.400 Umin
Kann man die Abriegeldrehzahl einstellen? Oder ist die ab Werk fest eingestellt?