Volvo 850 T5 Wastegate und Ladedruck

Volvo 850 LS/LW

Ich bemerke seit geraumer Zeit immer weniger Ladedruck / Leistung. Ich habe mit dem Stage1 Steuergerät knapp dreiviertel Ausschlag (0.75 bar), mit dem Original Steuergerät komme ich nur knapp auf halben Ausschlag (das wären dann ja ca. 0.5 bar). Ausserdem brauche ich viel mehr Treibstoff. Ich komme nicht mehr unter 11 l. Auch nicht bei sanfter Fahrweise und 120 km/h Autobahn. Vorher war 9l Standard (sanft) und 8l möglich und knappe 10l normal.

Folgendes wurde gemacht:

- LMM ist neu (Bosch),
- CBV (Diaphragma) war undicht ist vor einem halben Jahr neu
- TCV wurde ersetzt mit IPD (hat geschwungen) , zurück auf altes Original Teil
- Unterdruckschläuche neu
- Ladeluftschläuche neu

Kann das Wastegate in eingebautem Zustand getestet werden, wie kann ich das TCV prüfen? Habt ihr alle noch Original Wastegate und TCV (solenoid) drin?
Oder bin komplett am falschen Ort auf der Suche und mein Kat ist verstopft, oder der Lader ist nach nicht einmal 400‘000 km durch.

Gruss Roland

Beste Antwort im Thema

Abkürzungen?
BSR ist ein schwedischer Tuner
WG = Wastegate (leitet Abgas an der Turbine vorbei)
TCV = turbine control valve (Ladedruckregelventil)
CBV = Compressor bypass valve (lässt ladedruck zurück in den Ansaug)
STG = Steuergerät (hier Motorsteuergerät)
Stage0 = Serienzustand
Stage1 = Chiptuning
Stage2 = Chip + Auspuff
Stage3 = Chip + Auspuff + Downpipe
LMM = Luftmassenmesser

Ich hab mich da auch durchbeissen müssen. Also die alten Turbos (Porsche 935, Bmw 2002) hatten keine Ladedruckregelung. Das heisst die Abgase treiben die Turbine an , die Turbine den Kompressor und das ganze geschieht ziemlich abprupt und ist schwer zu kontrollieren, fast wie Zweitakt alles oder nichts mit ordentlichen Verzögerungszeiten.
Unsere Altelche haben bereits eine elektronische (aber immer noch recht primitive) Regelung.
Das Abgas treibt die Turbine an und die Turbine den Kompressor. Damit gibt es Druck im Frischgasbereich (nicht Turbos: Ansaugbereich). Damit das nicht zuviel Druck wird ist der Ladedruck geregelt. Es gibt im Turbolader auf der Abgasseite eine Klappe die das Abgas vor der Turbine in den Auspuff entlässt. Diese Klappe heisst Wastegate. Also wenn die Klappe offen ist arbeitet dein Turbolader nicht mehr, weil das Abgas den Weg des geringsten Widerstands geht. Darum muss diese Klappe eingestellt werden. Dafür braucht es das TCV. Dieses Ventil hat normalerweise drei Anschlüsse (rot=Lade(druck)luft, gelb=Wastegate, blau=Frischluft ohne Druck). Das Ventil ist ein Solenoid ventil und wird getaktet, es kennt nur auf und zu. Ohne Spannung gibt es den Ladedruck weiter an die Wastegatedose. In der Wastegatedose sitzt eine Druckmembran und eine Schubstange, die das Wastegate gegen Federdruck öffnet. Das heisst wenn das Tcv keinen Druck auf die Dose gibt schliesst die Feder in der Dose das Wastegate, der Turbolader bekommt alle Abgase. Das Steuergerät gibt eine Spannung auf das TCV damit ist die Wastegatedose auf Frischluft geschaltet und das Wastegate geschlossen. Wenn die Motordrehzahl steigt und der Ladedruck verringert werden muss, nimmt das Steuergerät kurz die Spannung vom TCV weg, damit schliesst das TCV und gibt Ladedruck auf die Wastegatedose, das Wastegate öffnet, Abgase gehen vor der Turbine in den Auspuff, die Drehzahl des Turboladers sinkt, es wird weniger Druck erzeugt, der Ladedruck sinkt, das Steuergerät öffnet das TCV, das Wastegate schliesst ein wenig und das Spiel beginnt von neuem, ungefähr 20 mal in der Sekunde. So ein TCV solenoid muss ganz schön oft öffnen und schliessen. Wenn jetzt bei voller Leistung das Gas weggenommen wird, steigt der Ladedruck schlagartig an und kann den Turbo und auch den Motor zerstören. Dieser Überdruck geht im Rennsport über ein Popoff ins freie (bei den Bergrennen hört man das beim Schalten wunderbar), im nicht Rennsport gibt es ein Überdruckventil (CBV) das die gefilterte und verdichtete Luft wieder vor den Kompressor - also nach dem Filter und Luftmassenmesser lässt.

Soweit alles klar ?

Der Lufrmassenmesser misst die Masse der Luft zur Berechnung der Treibstoffmenge die eingespritzt wird.

In all diesem Zeugs ist bei meinem Elch irgendwo ein Fehler respektive Defekt...

49 weitere Antworten
49 Antworten

Hallo Markus, die Schläuche sind ausnahmslos alle neu, ebenso das TCV, die CBV Membrane und der LMM. Ein Riss im Gehäuse wäre hässlich. Um das zu prüfen müsste ich aber den Lader ausbauen oder?
Neben dem Lader bleibt nicht mehr viel ausser Intercooler und Wastegate.

Gruss Roland

Ups, das mit den stages hab ich noch nie so richtig gerafft 😁 dann hab ich Stage 3

Hallo Roland Danke

Gerne, mit welchem Werkzeug stellt ihr das Wastegate ein?
Das von Tool von IPD gibt es ja nicht mehr.
Hier habe ich gerade noch eine Pi mal Daumen Regel gefunden für die Wastegate Einstellung:

http://www.ardideas.com/Wastegate-adjustment-a-closer-look_b_17.html

Hier ist die Rede von unterschiedlich durch Hitze gealterte oder sogar gebrochene Wastegate Federn. Wenn der 15G Lader nur 1.2 bar schafft und meiner ohne Wastegate (mit abgezogenem Schlauch) gemäß dem KI Schätzeisen bei ca. 1 bar in den fuelcut geht, ist der Lader eventuell doch nicht kaputt?

Weitere Abkürzungen:

BCS = boost controll solenoid (ähnlich dem TCV)
ECU = engine control unit (Motorsteuergerät)
KI = Kombi Instrument (Tacho, Drehzahlmesser, etc, gibts auch bei der Limousine)

Prüfung TCV:
ohne Spannung kann ich von rot nach gelb durchpusten, rot nach blau und blau nach gelb ist dicht
Mit Spannung sollte rot nach gelb dicht sein, ebenso rot nach blau, und blau nach gelb offen. Unter Spannung hat mein TCV/BCS immer noch Ladedruck auf das Wastegate gegeben, darum habe ich es ersetzt.

Prüfung CBV:
Die Membrane war undicht und wurde ersetzt zusammen mit einer stärkeren Feder von IPD. Geprüft hatte ich das nicht professionell mit Manometer, sondern mit dem Zungentest: Anschlussschlauch in den Mund nehmen, Unterdruck machen, Schlauch mit Zungenspitze verschliessen und warten. Nun ja, nach nicht einmal 2 Sekunden war der Unterdruck weg. Jetzt kann ich da gefühlt ein viertelstunde dranhängen.

Prüfung Wastegate:
Dichtigkeit wurde mit Zungentest (siehe oben) gemacht und bestanden. Das sagt aber nichts aus über den Zustand der Feder. Dafür müsste ich mit Manometer prüfen wann sich die Stange zu bewegen beginnt und bei welchem Druck das WG komplett geöffnet ist? Hierzu bräuchte ich eben ein spezielles Werkzeug ...

Ähnliche Themen

Moin Roland,

ich bin mir mit den 1,2 bar auch nicht zu 100% sciher, das meine ich noch in erinnerung zu haben, als ich meinen T5 ein wenig "aufgebohrt" habe 😛 Dürfte bei mir Stage 4 oder 5 sein 🙄😎

Wenn aber der Lader vollen Druck bringt sobald das Wastegate abgeklemmt ist liegt der Grund für den Ladedruckverlust ja nicht im oder am Lader selber. Gehäuseriss würde ich daher also vorerst einmal ausklammern.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sowohl Wastegate als auch Schubumkehrventil (um mal den korrekten Begriff zu benutzen und 5€ in die "Schlaumeierkasse" zu zahlen 😁) dem erhöhten Ladedruck durch das Tuning zum Opfer gefallen sind. Fährst du ein geschlossenes oder ein offenes Ventil?

Markus

Hallo Markus, die 5€ zahle ich dir gerne, ich bin da immer noch am Lernen. Vor kurzem habe irgendwo (ich glaube sogar bei Skandix) eine CBV Membrane unter der Rubrik Wastegate gefunden. Eine saubere Terminologie hilft einfach Missverständnissen vorzubeugen.
Ich hab noch das Originale Schubumkehrventil drin (in dem Fall geschlossen) allerdings mit neuer Membrane und Feder. Eventuell wurde das Wastegate erst durch das Erneuern der TCV Verschlauchung richtig beaufschlagt, sprich angesteuert, was dann in Folge die alte Feder in der Dose beleidigt hat.
Ich habe jetzt bei ibäh eine Replika Dose bestellt, müsste die dann aber auch erstmal einstellen. Irgendwo ist mir bei der Suche nach einer Standard Einstellung dad Wort Halbmond entgegengesprungen?

Hallo Roland, was für ein TCV-Ventil hast du verbaut? Hatte bei Skandix dies gefunden: https://www.skandix.de/.../ finde es aber doch recht teuer, da ich die Tage auch meine Ladersteuerung prüfen muss, da er teilweise nicht immer volle Leistung hat, eher Sparflame, meine Turboanzeige geht dann gerade einmal knapp in den weißen Bereich rein.
Ach top Tread und sehr informativ!
Sehe ich das Schubumkehrventil mit einem Endoscope wenn ich die beiden Schläuche abmache. Und ist es unterdrucklos offen? Gehe davon aus, wenn das schubumkehrventil öffnet, wenn man vom Gas geht und dadurch kein Unterdruck mehr da ist, da Drosselklappe geschlossen, oder bin ich da gerade auf einen verkehrten Denkpfad.
Gruß Karsten

Weiß nicht in wie fern man da mit nem Endoskop hinkommen würde, und ob man irgendwas entdecken würde!
Zur Funktion! Die Membrane wird mit ner Feder an das Verdichtergehäuse gedrückt! Der Druck den der Turbo aufbaut, ist nicht so groß, das die Membrane gegen die Feder Kraft aufdrückt wird! Wenn ich jetzt vom Gas gehe, wegen schalten oder sonst was, schließt die Drosselklappe, zwischen Drosselklappe und Zylinderkopf ist ein Schlauch welcher an der anderen Seite des Ventils sitzt, also da wo die Feder ist! Fällt der Druck massiv ab! Aber nur zwischen Kopf und Drosselklappe! Auf der anderen Seite steigt er noch etwas, da der Turbo gegen die Drosselklappe die ja zu ist gegen drückt! Die Feder würde aber dem Druck noch standhalten, nu ist aber auf der Seite nach der Drosselklappe der Druck Kleiner als Atmosphäre, meinetwegen -0,5 weil die Kolben ja immer noch saugen und die Drosselklappe ja zu ist! Jetzt haben wir Folgende Situation, auf der Seite vor Drosselklappe haben wir meinetwegen 1,2 bar, die gegen die Membrane drückt, auf der Rückseite der Membrane haben wir aber -0,5 bar, da ja verbunden mit Schlauch nach der Drosselklappe! Beide Drücke zusammen ist jetzt so viel, das die Federkraft Überwindet werden kann!

So ungefähr vereinfacht dar gestellt, im normalen Betrieb, also bei geöffneter Klappe, ist ja auch auf der Feder Seite Überdruck, der noch zusätzlich zur Feder die Membrane geschlossen hält

Danke für die Erklärung, werde gleich mal reinschauen. Was da los ist!

Zitat:

@konkai schrieb am 28. Februar 2020 um 00:14:39 Uhr:


Hallo Roland, was für ein TCV-Ventil hast du verbaut? Hatte bei Skandix dies gefunden: https://www.skandix.de/.../ finde es aber doch recht teuer, da ich die Tage auch meine Ladersteuerung prüfen muss, da er teilweise nicht immer volle Leistung hat, eher Sparflame, meine Turboanzeige geht dann gerade einmal knapp in den weißen Bereich rein.
Ach top Tread und sehr informativ!
Sehe ich das Schubumkehrventil mit einem Endoscope wenn ich die beiden Schläuche abmache. Und ist es unterdrucklos offen? Gehe davon aus, wenn das schubumkehrventil öffnet, wenn man vom Gas geht und dadurch kein Unterdruck mehr da ist, da Drosselklappe geschlossen, oder bin ich da gerade auf einen verkehrten Denkpfad.
Gruß Karsten

Hallo Karsten, genau das hatte ich gekauft.

Das Wastegate wird nicht über den Unterdruck und nicht über das Gaspedal gesteuert sondern über das TCV von der Motronic. Als Hilfsenergie wird Ladedruck verwendet, den die Motronic über das TCV moduliert auf die Wastegate Dose gibt:

Ladedruck auf Wastegatedose -> Wastegate öffnet

Wenn du vom Gas gehst, schliesst du die Drosselklappe, die Turbine läuft aber noch nach, damit hast du einen sehr grossen Druckanstieg. Ein Popoff würde ab einem einstellbaren Druck einfach hörbar (pffff) nach aussen abblasen, das CBV (Schubumkehrventil) bläst in den Bereich zwischen Luftfilter und Turbineneingang ab. Du brauchst kein Endoskop dafür. Zungentest reicht aus. Wenn die Cbv Membrane defekt ist, bläst es zwar nicht regulär ab, du hast aber einen Druckverlust wegen undicht. Wenn die Feder ausgeleiert ist öffnet es früher, dann fehlt dir Ladedruck. Bei meinem war beides.

Ich bin jetzt ein Stück weiter gekommen. Ich habe den Ladedruckschlauch am Ladeluftkühler abgemacht und anschliessend abgedrückt. Ich hatte mir dazu etwas gebastelt (siehe Fotos).
Den Eingang Ladeluftkühler habe ich verschlossen.
Ich habe den Druckschlauch der zum Kombiinstrument führt abgemacht und habe dort ein T Stück mit einen Ventilnippel befestigt an den ich das Reifendruckdingens vom Kompressor angeschlossen hatte, sowie eine Ladedruckanzeige. Damit konnte ich ausreichend Druck auf das System geben. Mehr als 0,6 bar gingen aber nicht. Das hat an einigen Stellen herausgepfiffen. Bei der Lecksuche habe ich 3 Löcher gefunden:

1.) der kleine Druckschlauch an der Brücke war undicht, den hatte ich wohl übersehen als ich die Ladedruckschläuche gewechselt hatte
2.) es hat unterm LLK ein Loch zur Entwässerung was im Betrieb zwar nicht stört, aber beim Abdrücken schon
3.) der Tannenbaum

1.) neuer Druckschlauch Leerlaufregler
2.) temporär verschlossen
3.) O-Ring passenden gesucht, gefunden, montiert

Ergebnis: 1,5 bar

Die Turboanzeige geht übrigens sehr genau, Ende weisser Bereich sind genau 1 bar.

Anschliessend bei der Probefahrt lief der Wagen merklich besser, hatte aber immer noch nicht vollen Druck aufgebaut. Und immer noch hatte ich starke Druckschwankungen sowohl mit dem originalen Steuergerät als auch mit dem Stage1.
Ich hatte immer noch das Wastegate unter Verdacht. Mittlerweile ist die Wastegatedose gegen einen Nachbau ersetzt. Ich hab mir auch Equipment gekauft zum Einstellen.
Jetzt läuft der Wagen fast wie gewohnt, die Druckschwankungen sind weg, mit Stage 0 macht er etwa 2/3 vom weissen Bereich (0,65 bar) mit Stage 1 fast ans Ende (knapp 1 bar).
Jetzt läuft er wieder schön. Ich habe allerdings das Problem, dass jetzt dauernd die Kupplung rutscht, das muss ich wohl angehen.

Gruss Roland

.jpg
Asset.JPG
Asset.JPG

Hallo Roland!
Danke für die Rückmeldung, hab mich heut nun um meine Turboregelung gekümmert. Was soll ich sagen, wie viele hier beschreihen, einfach erstmal die schit Unterdruckschläuche prüfen, nicht nur im sichtbaren Bereich, sondern eher am Anschluss, da diese vom Haus aus recht knapp bemessen und stehen teilweise unter Druck.
Ende vom Lied, westgate dicht, auch verstellt sich mit Druckbeaufschlagung, Bypass hält keinen Unterdruck. Erster Gedanke, was ein Käse, mal ebenda ausbauen ist eher nicht möglich, viel Geduld und mehrfach gebrochenen Fingern viel mehr Gelenke ist aus und Einbau möglich. Und siehe da, als ich die Dose raus nahm, viel in dem Moment auch der Unterdruckschlauch genau oberhalb von dem Anschluss ab. Membran geprüft und laderwelle leichtes Spiel aber keine schleifspuren. Membran intakt und wieder eingebaut, alle Schläuche von der Turboregellung neu gemacht, zu sammeln gebaut und Probefahrt. Super, dreht willigen 2000upm Säuger bis Ende hoch und ab 2500 steigt der Ladedruck stetig laut ansauge ohne zucken und zappeln hoch bis fast Ende des weißen Bereiches. Habe den Druck noch nicht gemessen, folgt aber noch. Bin super zufrieden. Auch für die allgemeine Erklärung der Arbeitsweisen der Turboregelung.
Erst einmal schönes Wochenende!

@rolandkiefer „Ich hab mir auch Equipment gekauft zum Einstellen.“
Was genau hast du dir da angeschafft?
Grüße, Fredi

Warscheinlich eine Unterdruckpumpe 🙂

Ich habe das gekauft:

https://rover.ebay.com/.../0?...

.jpg

Alles klar, verstehe. Danke dir!

Deine Antwort
Ähnliche Themen