Vergaserrevision Keihin GT 550
Hi Leute.
Vielleicht erinnert sich noch jemand an mein Problem mit der mangelnden Leistung meiner GT 550. Sporadisch bricht die Gasannahme zusammen, der Motor klingelt als wenn er viel zu mager läuft, und bei Seitenwind (sic!) verschlimmert sich das Ganze schlagartig.
Nachdem nun ein freundlicher Herr Sammler meine Gaser grundgereinigt hatte (vielen Dank nochmal auch an dieser Stelle), ging fast gar nichts mehr: Kaum vernünftiges Standgas, kaum noch Leistung, und der Bremsenreinigertest erbrachte eine massive Undichtigkeit an den Drosselklappenwellen, besonders der beiden inneren Vergaser. (Anmerkung: Wer jetzt hier eine Schuldzuweisung an den Sammler herausliest, liegt völlig daneben).
Was also tun?
Nachdem ich tagelang im Netz gestöbert und diverse Telefonate und Mailverkehr mit verschiedenen Vergaser-Koriphäen getätigt hatte, kam ich zu dem Schluss: Alles, was man gebraucht bekommt, dürfte ebenfalls malade sein, Einzelteile gibt es fast nicht, und eine neue Vergaserbatterie kostet irgendwas zwischen 1500 und 1800 Euro.
Der Entschluss stand also: Ich bin gelernter Betriebsschlosser, und mehr als hinrichten kann ich die Teile nicht. Selbermachen ist angesagt. Die Wellen müssen raus, die Bohrungen werden aufgeweitet und mit neuen Rotguss-Büchsen versehen, die ich mit einer verstellbaren Reibahle auf Maß bringe.
Bild 1 und 2:
Ich habe die Vergaser zuerst mal "entkernt", sprich alles, was zerstörungsfrei auszubauen geht, flog raus.
Die Teile wurden so auf der Werkbank drapiert, dass ein Vertauschen untereinander auszuschliessen ist (in die Garage gehe nur ich, da mengt mir keiner drin rum). Die Vergaser wurden von der Schiene genommen, dabei muss man höllisch aufpassen, dass einem die kleinen Federn, die die Wellen untereinander verbinden, nicht fliegen gehen. Die findet man nie wieder und bekommt sie wahrscheinlich auch nicht zu kaufen.
Bild 3 und 4:
Jetzt gehts ans Eingemachte. Die Schrauben, die die Drosselklappe in der Welle halten, kann man natürlich nicht einfach so rausdrehen. Sie sind von hinten gestaucht, so dass sie nicht rausfallen und den Motor beschädigen können.
Bild 5:
Da man die Stauchung nicht beseitigen kann, bleibt nur das Ausbohren des Schraubenkopfes mit einem Bohrer, der dem Nenndurchmesser des Gewindes entspricht. Er zentriert sich dank des Kreuzschlitzes von selber. Den verbliebenen Gewinderest bekommt man folgendermaßen raus:
Man bohrt mit einem kleinen Bohrer (1,5 mm) ein paar mm in den Gewindestumpf hinein, nimmt dann einen etwas größeren Bohrer (2,5 mm) und bohrt mit etwas Vehemenz in das 1,5er Loch, so dass sich der 2,5er darin verhakt und den Gewinderest rausdreht. Hat erstaunlich problemlos geklappt.
Bild 6:
Die (zur Sicherheit nummerierte) Drosselklappe im ausgebauten Zustand.
Bild 7, 8 und 9:
Das ganze Brimborium in der Übersicht. Ohne Federn und Drosselklappen zeigten die Wellen ein Spiel geschätzt irgendwo zwischen 0,05 und 0,1 mm, ausreichend für jede Menge Falschluft. Die Wellen als solches scheinen nicht verschlissen zu sein (durchgehend 7,85 mm Durchmesser).
Bild 10:
Ich habe mir einen Lehrdorn drehen lassen, der saugend in die Bohrungen hineingeht. Mit diesem Hilfsmittel werde ich die Gaser zum Bohren ausrichten, denn ein Versatz aus der Mitte oder eine schräge Bohrung wären eine Katastrophe. Ebenso darf ich nicht bis in die Hauptbohrung des Gasers durchbohren, denn ein durchgebohrtes Loch würde bedeuten, dass mit der neuen Büchse die Rundung der Vergaserbohrung dahin wäre und die Drosselklappe nicht mehr richtig abdichtet. Aufwändiges zurechtfeilen der dann zwingend überstehenden Büchse wäre angesagt, und das spart man sich lieber.
To be continued...
Beste Antwort im Thema
Vielen Dank für Deinen Beitrag und die netten Worte.
Die Reinigung eines Vergasers ist der erste Schritt. Ultraschall entfernt jeden Schmutz und Dreck sehr wirkungsvoll. Aber eben auch den, der eine ausgenudelte Drosselklappenwelle oder ein Schwimmernadelvemntil abdichten hilft. Ist also nicht selten, dass ein Vergaser nach US- Reinigung (und Versand, bei dem der rumgeworfen wird) undicht ist oder eben Nebenluft zieht.
Ich prüfe auf mechanische Schäden, reinige, öle die Gestänge und Wellen sofort und synchronisiere via Kugelfallmethode vor.
Eine Dichtigkeitsprüfung der Kammern muss man direkt vor dem Einbau machen, nach dem Versand.
Ebenso evtl. Nachsynchen am laufenden Motor oder Falschluftprüfungen.
18 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von derSemmel
Wie war das Bild der andren 3 Kerzen denn ?
Identisch.
Zitat:
Nicht das die GT im Leerlauf garnet auf 4 Töpfen läuft..
Soweit man das "Leerlauf" nennen und in dem Zustand überhaupt dementsprechend verifizieren kann: Doch, tut sie. Alle 4 Krümmer wurden zeitgleich heiss.
Off Topic (anderer Thread):
Nachdem ich den Thread zur Hälfte gelesen hab dacht ich so bei mir: "was hab ich da nur versprochen ^.^ Bei der Vergaserrevision könnte ich gar nicht sinnvoll helfen - nur staunen 😉"
Verschieden viel Bohrungen in den Düsenstöcken hab ich gelesen und geflucht - darauf hab ich nämlich beim demontieren und Ultraschallen nicht geachtet 😁 Gut dass das
Topic::
Hm Leerlaufprobleme...Vielleicht die Standgemisch-Schraube noch weiter rausdrehen - die steht bei mir bestimmt auf drei Umdrehungen. Unrunder Lauf hab ich jetzt persönlich noch nicht viel Erfahrung mit (fange gerade erst an), habe aber schon von temporär aussetzenden Zündspulen gehört. Das müsste man dann aber doch dann auch in höheren Drehzahlbereichen merken, wa?
Idee 1: Man könnte deinen Vergaser einfach an eines unserser Möps schrauben und dann gucken ob das Problem noch da ist. Würde deinen Vergaser als Problem ausschließen.
Idee 2: Luftfilter und ähnliches sind okay? Blöde Frage, aber ich denke halt gerne zuerst an die einfachen Dinge 😉
Ich habe noch nen schönen Fehlerdiagnostik-Bogen, da kann ich wenn ich den nach dem Umzug wiederfinde mal reinsehen und gute Ideen liefern.
Wünsche dir das Beste.
Abschliessend als Update und Fazit:
Ich hab mich heute endlich nochmal dran gegeben, die GT vernünftig zum Laufen bringen zu wollen. Ohne Erfolg. 🙁
Colortune zeigt selbst mit Choke trotz tendenziell zu hohem Spritniveau in den Kammern und völlig unabhängig von der Einstellung der Gemischschraube einen viel zu mageren Lauf, und der Motor reagiert - wenn man ihn irgendwie dazu bringt, nicht irre hochzudrehen oder auszugehen - doch eine deutliche Reaktion auf Bremsenreiniger.
Das Fazit lautet also: Trotz aller möglichen Sorgfalt war alles für die Katz, Kohle umsonst rausgehauen, Vergaser hingerichtet. In Heimarbeit ohne entsprechende Voraussetzungen (z.B. Fräsbank) ist das wohl nicht machbar.
Ich habe jetzt eine Vergaserbank in der Bucht geschossen, gleiches Baujahr, aber angeblich nur 45.000 km gelaufen. Mal sehen, was die so kann.
Alles wird gut! 🙁
Diese Hoffnung wünsche ich Dir auch, von ganzem Schrauberherzen `* - das alles gut wird, und Du trotz einiger Kohle, die Du rausgeblasen hast,
noch Freude an dem Möp haben wirst * 🙂