Überhohlfrage

Heute auf einer breit ausgebauten Bundestraße hat sich folgendes ereignet.

Ich fahre mit meinem Motorrad, vor mir ein Renault Megane und davor ein LKW. Die Straße führt durch eine Autobahnauf-und abfahrt. Hier ist auf 70 Km/h begrenzt. ALs Das Schild aufgehoben wird sehe ich das der LKW sich auf Grund seiner schweren Ladung sehr schwer tut zu beschleunigen, er hat etwa 60 Km/h drauf. Der Renault macht keine ANstalten zu überholen, fährt weit Rechts auf unserer Spur. Ich setze den Blinker und beschleunige um beide in einem Zug zu überholen, Platz ist mehr als reichlich vorhanden, da die Straße wie bereits erwähnt sehr breit ist. Als ich auf Höhe des hinteren Kotflügels bin sehe ich wie er den Blinker setzt und ohne Rücksicht auf Verluste rauszieht. Ich musste Stark abbremsen um nicht mit dem Renault zu Kollidieren.

An der Nächsten Ampel steht er neben mir, amcht die Scheibe RUnter und brüllt ich habe meinen Führerschein im Lotto gewonnen da er vor mir wäre und daher auch zuerst überholen dürfe.

Meiner Meinung nach hat er aber Unrecht da ich schon mitten im Überholvorgang war und er einfach nicht geschaut hat ob jemand im Toten WInkel ist.

Was sagt ihr dazu?

43 Antworten

Zitat:

Original geschrieben von Caravan16V


Das hat mit den physikalischen Zusammenhängen rund um die „Stossvorgänge“ (lernt man in der 10. Klasse Physik) zu tun 😉

11. Klasse --- jedenfalls zu meiner Zeit noch...😉

Ansonsten ACK.

@textron:

ich finde deinen beitrag ganz interessant, weil mir aehnliches auch haeufig passiert:

man haengt auf der landstrasse hinter einem LKW als erster in der schlange und wartet auf eine guenstige ueberholmoeglichkeit.
weil ich der erste in der schlange bin, verdeckt der LKW fuer mich einen groesseren winkel als fuer den fahrer des fahrzeuges hinter mir oder weiter hinten in der schlange, weshalb der fuer mich ueberschaubare strackenabschnitt kuerzer ist als fuer den hinter mir fahrenden.

ergo schere ich, bevor ich wirklich endgueltig zum ueberholen ansetze, etwa eine halbe fahrzeugbreite aus, um den ueberholabschnitt etwa ein, zwei sekunden lang zu beobachten (kucken-bewegt sich etwas-entgegenkommer, geschwindigkeit abschaetzen, naechste kurve, erhebung, etc.).

In dieser zeit hat aber der hinter mir fahrende haeufig die geduld schon veloren, hat den blinker gesetzt und setzt zum ueberholen an.

meine reaktion ist meist:
denkste, erst komm ich!
ich meine naemlich gelernt zu haben, dass der erste in einer solchen schlange auch zuerst ueberholt oder aber so faehrt, dass seine absicht nicht zu ueberholen, klar erkennbar ist (grosse luecke zum vordermann).

also ueberhole zuerst ich obwohl der hintermann VOR mir seine ueberholabsicht bekundet hat.

verhalte ich mich richtig?

Zitat:

Original geschrieben von bauklo


meine reaktion ist meist:
denkste, erst komm ich!
ich meine naemlich gelernt zu haben, dass der erste in einer solchen schlange auch zuerst ueberholt

(...)

verhalte ich mich richtig?

Nein, du verhälst dich NICHT richtig, denn es gilt die Vorfahrt, wenn jemand anders schon ausgeschert ist, hast du dem die Vorfahrt zu gewähren und dich zu versichern, das der Fahrstreifen den du benutzten willst, frei ist.

Die Situation ist hier auch nicht anders als ein Überholen auf Autobahnen nur mit dem Unterschied, das auf AUtobahnen von vorn nix kommen kann.

Außerdem:
Wenn der hinter dir ankommt, hat er meist eine deutlich höhere Geschwindigkeit drauf als du, warum lässt ihn nicht einfach durch, kostet dir doch nur 1-2 Sekunden, der hinter dir darf aber ordentlich in die EIsen steigen, aufgrund deiner Rücksichtslosigkeit.

Re: Überhohlfrage

Du warst im Recht.

Zitat:

Original geschrieben von Brownyy


An der Nächsten Ampel steht er neben mir, amcht die Scheibe RUnter und brüllt ich habe meinen Führerschein im Lotto gewonnen da er vor mir wäre und daher auch zuerst überholen dürfe.

Genau das ist das Problem. Die meisten Deutschen (und möglicherweise auch einige andere Nationen) gehen davon aus, dass sie "als erster" dran sind, wenn so eine Situation entsteht. Das entspricht ihrer Auffassung von Rechts-Denken: Ich bin zuerst, ich entscheide.

Man schaue sich nur mal die Warteschlangen beim Arzt an, wenn ein Notfall dazwischenkommt. Da gibt es nicht wenige die rummeckern, wieso sie nicht zuerst rein dürfen obwohl sie ja mit ihrem Hardcoreschnupfen mehr leiden als der mit dem halben Arm grad.

Tja. Genau deshalb klappt das mit dem "unter sich ausmachen" in unklaren Situationen bei deutschen Autofahrern in der Regel eher weniger. Und Kreisverkehre funktionieren hier auch nicht immer, weil die Holzköpfe echt glauben mit Vollgas gerade durchbrettern sei Sinn der Sache. Alles A-Geigen, denen wir das totale Chaos zu verdanken haben.

Zitat:

Original geschrieben von bauklo


meine reaktion ist meist:
denkste, erst komm ich!

Und hier der Beleg meiner These...

Zitat:

Original geschrieben von bauklo


In dieser zeit hat aber der hinter mir fahrende haeufig die geduld schon veloren, hat den blinker gesetzt und setzt zum ueberholen an.

meine reaktion ist meist:
denkste, erst komm ich!
ich meine naemlich gelernt zu haben, dass der erste in einer solchen schlange auch zuerst ueberholt oder aber so faehrt, dass seine absicht nicht zu ueberholen, klar erkennbar ist (grosse luecke zum vordermann).

also ueberhole zuerst ich obwohl der hintermann VOR mir seine ueberholabsicht bekundet hat.

verhalte ich mich richtig?

Der Hintermann sollte schon damit rechnen, daß du auch überholen willst --- und wenn er noch nicht halb neben dir ist, dann sollte er das auch akzeptieren.

Zitat:

Original geschrieben von Stefan Payne


Nein, du verhälst dich NICHT richtig, denn es gilt die Vorfahrt, wenn jemand anders schon ausgeschert ist, hast du dem die Vorfahrt zu gewähren und dich zu versichern, das der Fahrstreifen den du benutzten willst, frei ist.

Die Situation ist hier auch nicht anders als ein Überholen auf Autobahnen nur mit dem Unterschied, das auf AUtobahnen von vorn nix kommen kann.

Das gilt weder auf der Landstraße noch auf der Autobahn. (Ansonsten dürften ja z.B. Lkws gar nicht überholen --- denn die "nötigen" dabei ja immer andere zum Bremsen.)

Re: Re: Überhohlfrage

Zitat:

Original geschrieben von miwalter


Genau das ist das Problem. Die meisten Deutschen (und möglicherweise auch einige andere Nationen) gehen davon aus, dass sie "als erster" dran sind, wenn so eine Situation entsteht. Das entspricht ihrer Auffassung von Rechts-Denken: Ich bin zuerst, ich entscheide.

Man mag es halt nicht, wenn sich andere vordrängeln.

Deswegen sind Kolonnenspringer so unbeliebt, und deswegen funktioniert auch das Reißverschlußprinzip oft nicht.

Re: Re: Re: Überhohlfrage

Zitat:

Original geschrieben von ubc


Man mag es halt nicht, wenn sich andere vordrängeln.

Deswegen sind Kolonnenspringer so unbeliebt, und deswegen funktioniert auch das Reißverschlußprinzip oft nicht.

Wo es zwischenzeitlich funktioniert ist in Situationen, wo eine Spur auf der Autobahn gesperrt wird - gibt scheinbar genug, die einfach "reinfahren" und sich so das Recht erzwingen.

Aber wo es fast nie funktioniert ist bei Autobahnkreuzen wo mal etwas mehr los ist. Man ist das eine Hetzerei immer...

Re: Re: Re: Überhohlfrage

Zitat:

Original geschrieben von ubc


Man mag es halt nicht, wenn sich andere vordrängeln.

Deswegen sind Kolonnenspringer so unbeliebt, und deswegen funktioniert auch das Reißverschlußprinzip oft nicht.

Ich erlebe es jeden Morgen: Vorne fährt ein LKW, dahiner sind zwei PKW die trotz ellenlanger gerader und freier Stücke nicht überholen. Die Fahrer scheinen noch nicht gemerkt zu haben, dass sie sich bereits im Auto, und nicht mehr im Bett befinden. Sobald man dann als dritter PKW überholt, wachen diese Fahrer auf und man kassiert wilde Handbewegungen und Lichthupe. So lange es diese PENNER gibt, wird es immer Kolonnenspringer geben – was aus meiner Sicht auch nachvollziehbar ist. Denn wer hat schon Lust, mit Tempo 65 durch die Gegend zu zuckeln, nur weil es zwei Schnarchnasen weiter vorne nicht auf die Reihe kriegen.

An mangelnder Motorleistung kann es bei den meisten dieser Fahrer nicht liegen. Wenn ich als dritter hinter einem LKW bequem mit meinem 60PS-Corsa überholen kann, dann sollte das der erste in der Reihe mit seinem BMW 530d auch schaffen. Das liegt einfach daran, dass sich die Gehirne dieser Typen noch im Standby-Modus befinden.

Ich habe nichts dagegen, wenn jemand keine Lust zum Überholen hat. Aber dann soll er sich doch bitte auch nicht aufregen, wenn es ein anderer tut (so lange keiner gefährdet wird).

Gut, das ist kein Kolonnenspringen in DEM Sinn. Aber die Motivation ist doch irgendwie die selbe.

Ciao

Re: Re: Re: Re: Überhohlfrage

Zitat:

Original geschrieben von Caravan16V


Ich erlebe es jeden Morgen: Vorne fährt ein LKW, dahiner sind zwei PKW die trotz ellenlanger gerader und freier Stücke nicht überholen.

komisch, denn das erlebe ICH eher selten!

was ich jedoch VIEL häufiger erlebe, sind Fahrer, die auf eine günstige, eindeutige und SICHERE überholmöglichkeit warten, wenn plötzlich ein fahrer aus dritter reihe oder noch weiter hinten ausschert, überholt und es gerade noch mit hängen und würgen vor dem gegenverkehr schafft rüberzuziehen.

"hängen und würgen" ist dabei eine äusserst subjektive empfindung, häufig fehlen in der tat 10-50m zur kollision und wildes lichtgehupe und ausweich- oder bremsmanöver finden vielleicht be jedem 30ten überholvorgang statt.

hier liegt der hund begraben. dir, carvan 16V, reicht es vermutlich völlig, wenn dir mit deinem 60PS corsa eine solche lücke von einigen fahrzeiglängen bleibt.

bei mir zb, aber auch so manchem 530d fahrer, sieht es ganz anders aus:
in dem wissen, dass ein überholvorgang eine der gefährlichsten situationen im strassenverkehr ist, wäge ich VOR einem überholvorgang ab (also nicht: mal seeehhhn, könnte vieleicht klappen, wollnmer doch ma ausprobieren...), ob ich mir 150%ig sicher bin, dass das klappt. wenn restzweifel bleiben, warte ich auf die nächste gelegenheit, basta.

ich denke ich, wie die meisten anderen fahrer, bewege mich dabei im mittelfeld derer, die immer auf eine 150%ig sichere überholmöglichkeit warten.
es gibt natürlich auch die sehr geringe minderheit derer, die zögerlich und nervös hinter dem lkw hängen und sich erst dann trauen zu überholen, wenn die gegenfahrban auf 3km zu überschauen und frei ist.

aber hey, ich war auch mal fahranfänger und habe damals angepasst an mein können und fahrzeug (67PS TD corsa🙂) entsprechend vorsichtiger überholt.

ich habe schon deutlich, deutlich mehr situtuationen erlebt, wo ein zu knappes überholmanöver in die hose gegangen ist und beinahe tödlich geendet wäre, leider meist mit gefährdung des überholten, als dass es durch "überholängstliche" zu einer behinderung des nachfolgenden verkehrs gekommen wäre.

Die gefährlichen situationen werden übrigens nach meiner erfahrung fast ausnamslos durch aus hinterer reihe überholende fahrzeuge verursacht, praktisch nie durch das zuerst hinter dem lkw fahrende fahrzeug!

und last but not least möchte ich etwas zu meiner ursprünglichen frage sagen:
verdammt, bin ich also tatsächlich im unrecht🙁
muss ich also in zukunft dauer-links-blinkend hinter lkws fahren, dann hab ich meine überholabsicht angekündigt...

nein im erst, von mir beschriebene situation ist ja nicht mein täglich brot, aber eine die mich immer sehr ärgert. in zukunft werd ich also mein ego so weit im zaum halten dass ich mir denke: mist, der andere ist halt schneller gewesen...

wenns nicht immer klappt habt nachsicht:
die versuchung, vor dem überholer auszuscheren ist wirklich gross, weil ich meistens schneller überholen könnte und sich damit die behinderung des des überholers sehr in grenzen hält!

Re: Re: Re: Re: Re: Überhohlfrage

Zitat:

Original geschrieben von bauklo


hier liegt der hund begraben. dir, carvan 16V, reicht es vermutlich völlig, wenn dir mit deinem 60PS corsa eine solche lücke von einigen fahrzeiglängen bleibt.

Nö, das genügt mir nicht. Ich überhole nur dann, wenn ich beim Einscheren noch MINDESTENS 200-250m Abstand zum Gegenverkehr einhalten kann. Gerade bei einem so unsicheren Auto wie dem Corsa bin ich extrem vorsichtig. Von halsbrecherischen und riskanten Überholmanövern distanziere ich mich AUSDRÜCKLICH. Dazu will ich auch niemanden animieren, das verlange ich von niemandem.

Zitat:

Original geschrieben von bauklo


ich denke ich, wie die meisten anderen fahrer, bewege mich dabei im mittelfeld derer, die immer auf eine 150%ig sichere überholmöglichkeit warten.
es gibt natürlich auch die sehr geringe minderheit derer, die zögerlich und nervös hinter dem lkw hängen und sich erst dann trauen zu überholen, wenn die gegenfahrban auf 3km zu überschauen und frei ist.

Ich spreche nicht von den Leuten, die sich einen Überholvorgang reiflich überlegen und eher auf der sicheren Seite sind (denn zu denen gehöre auch ICH). Ich spreche von den Leuten, die hinter einem LKW hergurken ohne dass ein Überholvorgang auch nur in Erwägung gezogen wird. Und wenn sich diese Leute dann aufregen, weil der dritte in der Schlange dann irgendwann DOCH mal zum Überholen ansetzt, dann verstehe ich die Welt nicht mehr 🙄 Frei nach dem Motto „ich will nicht überholen, dann soll der andere auch nicht überholen wollen“

Ciao

@caravan
sind wir uns einig🙂

man sieht es machmal, dass die, die wirklich nicht überholen wollen oder können, gaaanz viel platz lassen und deutlich rechts fahren (so mach ich das wenn ich weiss daß ich bald abbiege und überholen dann nicht lohnt).

die clevere alternative die ich auch schon oft gesehen habe:
ganz ganz dicht an den lkw auffahren, damit die nachfolgenden überholer nicht so viel wegstrecke überholen müssen🙂

ps: schöner artikel über nm und ps

Zitat:

Original geschrieben von bauklo


@caravan
sind wir uns einig🙂

Voll und ganz 🙂

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