Tieferlegungsfedern bei originalen Stoßdämpfern
Guten Tag Leute!
Mein Renault Laguna Coupe 3.0 dci V6 (241ps Serie, 200Tkm ) ist zurzeit bei meinem Händler, da er gerade neue Felgen, rote Bremssättel und eine Polierung verpasst kriegt. Jetzt bin ich am überlegen, ob ich ihn auch etwas tiefer legen soll.
Für mich würde wenn dann die "billigste und einfachste" Variante in Frage kommen. Und zwar mit Tieferlegungsfedern. Da mich die Felgen usw. eh schon so viel kosten, will ich jetzt nicht noch über 1000€ für ein gutes Gewindefahrwerk ausgeben.
Jetzt ist meine Frage an euch: Sind die Tieferlegungsfedern für die originalen Stoßdämpfern in irgendeiner weise schädlich? Hab mich schon in manchen Foren reingelesen und das war nicht nur positiv...
Könnte ich meine Stoßdämpfer durch die Tieferlegung wirklich beschädigen?
Oder ist der Verschleiß dementsprechend auch höher? Oder hat der Verschleiß mit der Federung nichts zu tun?
Vorteile gibt es bei der Tieferlegung auf jeden fall! ( bessere Kurvengeschwindigkeit, allg. bessere Traktion bei Ausweichmanövern usw. )
Aber was sind die Nachteile? ( Dass das Fahrwerk härter wird ist mir bewusst ).
Freue mich über zahlreiche Antworten!
Beste Antwort im Thema
Okay, gehen wir ein wenig tiefer:
Der normale, hydraulische Stoßdämpfer hat zwei Arbeitsrichtungen. Druck und Zugstufe. Letztere ist fürs schnelle Fahren extrem wichtig, wird aber vom Fahrer kaum wahrgenommen. Die Zugstufe, also das Ausfedern wird hauptsächlich bemerkt, weil das zum Aufschaukeln führen kann und für ein ungutes Kribbeln im Magen sorgt. Also zu den Tieferlegungsfedern. Die Meisten erreichen ihre Tieferlegung dadurch, dass sie am Anfang weicher sind als die Serie und deshalb das Auto weiter einsinken lassen. Diesen Bereich nennt man Negativfederweg und man spürt ihn nur beim Ausfedern. In diesem Bereich ist ein Seriendämpfer zu hart, Setzt der Fahrzeugmasse beim Ausfedern also zu viel Kraft entgegen, so dass das Auto zu langsam ausfedern kann. Dadurch verkürzt sich der Federweg für folgende Bodenunebenheiten und es fühlt sich immer härter an. Zusätzlich leistet der Dämpfer auf den ersten Milimetern auch beim Einfedern zu großen Widerstand, was als Stuckern empfunden wird (typisch für sportliche Japancars).
Nun gehen wir weiter im Federweg, Richtung Anschlag. Die Tieferlegungsfeder muss nun auf kürzerem Weg das auffangen, wozu die Serienfeder mehr Weg und mehr Zeit hat. Der Dämpfer ist hier dann ebenfalls zu weich und kann weder der Einfeder- noch der Ausfedergeschwindigkeit etwas entgegensetzen. Das Fahrzeug neigt also dazu in den Endanschlag zu knallen und genausoschnell wieder auszufedern. Vom Gefühl her wie eine Postkutsche des Wilden Westens. Solange man langsam fährt und die Straßen gut sind, fühlt sich allse stramm an, doch bei schlechter Straße wirds bockig und beim Schnellfahren schaukelt sich das Auto auf.
Geometrie:
Bei einem Serienfahrzeug sind sowohl die Querlenker als auch die Spurstangen nach unten geneigt. Bei einer Kurvenfahrt federt das Fahrzeug auf der Aussenseite ein und auf der Innenseite aus. Dadurch wird das belastete, kurvenäußere Rad unten nach außen gedrückt, geht also in einen negativen Sturz und kann sich gut gegen die Seitenkräfte abstützen. Ebenso lenkt es ein wenig ein und das kurveninner Rad aus, was dem Untersteuern entgegen wirkt. Durch die Tieferlegung (meist schon ab etwa 25 - 30mm) kehrt sich dieses Verhalten ins Gegenteil. Zumindest beim Sturz könnte man entgegenwirken, indem man schon von Anfang an mehr Sturz gibt, aber wir reden da von 3° bis 5° (sieh dir mal Tourenwagen an). Das ist im Alltag nicht machbar, weil du die Reifen extrem verschleißt und der Geradeauslauf abenteuerlich wird. Um die Lenkung zu modifizieren gäbe es auch noch ein zwei Punkte, doch da reißt dir der TÜV-Prüfer die Ohren ab...
Meine persönliche Meinung:
Tieferlegen im Bereich um 15mm inkl. anpassen der Einstellung (Spur und Sturz) ist okay, fällt aber kaum auf. Bis 30mm. wenn die Straßen gut und das Fahrerprofil nicht wirklich anspruchsvoll ist. Alles darüber ist mit größeren Umbauten verbunden oder für spätpubertierende Prols.
38 Antworten
burbaner, sehr hilfreiche Antwort!
Würdest du dann an meiner stelle Tieferlegungsfedern verbauen? Auch wenn es nur auf die Optik ankommt will ich nicht, dass sich die Fahreigenschaften verschlechtern.. Und hier hört sich das so an: "Das Auto spricht hart an und ist dann unterdämpft. Nicht gut für eine satte Straßenlage, auch wenn sich das Gehopple furchtbar sportlich anfühlt".
Ich brauche keine besseren Fahreigenschaften, aber schlechtere will ich durch die Federn auf keinen Fall erreichen.
MEbn, nein ich habe mich nicht mit Dämpfern beschäftigt, deshalb frage ich ja hier in diesem Forum nach.
Heißt das jetzt, dass mein Dämpfer mit den Tieferlegungsfedern nicht mehr gut genug arbeiten kann? Denn wenn das so ist, dass da an den Fahreigenschaften vorallem in Kurven was negativ beeinträchtigt wird, dann lasse ich es sein...
Zitat:
@K1LL4_PH1L schrieb am 27. Juli 2016 um 15:11:51 Uhr:
MEbn, nein ich habe mich nicht mit Dämpfern beschäftigt, deshalb frage ich ja hier in diesem Forum nach.Heißt das jetzt, dass mein Dämpfer mit den Tieferlegungsfedern nicht mehr gut genug arbeiten kann? Denn wenn das so ist, dass da an den Fahreigenschaften vorallem in Kurven was negativ beeinträchtigt wird, dann lasse ich es sein...
Optimal ist es sicher nicht mehr, ob es sich spürbar verschlechtert hängt von mehreren Faktoren ab. Ich denke nicht, dass man bei 30mm eine Verschlechterung bemerkt.
Wenn es dir wirklich mehr um Optik geht, spricht sicher nichts gegen Federn (solange es keine 60mm sind 😉)!
Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass man durch einfache Tieferlegung nicht automatisch eine bessere Straßenlage erreicht.
MEbn, Danke für die Antwort!
Also wenn das Fahrverhalten wirklich nicht verschlechtert wird, dann würde ich es machen, aber das sehe ich bis jetzt noch kritisch, da man es ja auch nicht garantieren kann. Und was ist jetzt mit den Dämpfern? Leiden die stark darunter oder soll ich sie bei 200.000km Laufleistung sowieso wechseln?
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Wenn die Dämpfer noch i.O. sind, würde ich sie drin lassen.
Soll die Werkstatt aber checken, nicht das die Arbeit dann nach 2-3000 Km erneut anfällt...
Das Auto wird bestimmt etwas härter werden, es fehlen ja auch schließlich 3cm Federweg.
Aber du brauchst keine Angst haben dass du keine Kurven mehr fahren kannst. Ich denke wenn überhaupt merkt man das höchstens im Grenzbereich, gescheite, namenhafte Federn vorausgesetzt.
Das mit den 200.000km hab ich gesagt, weil Dämpfer mit der Zeit verschleissen, ob mit oder ohne Federn. Und 200.000km sind ja schonmal bisschen Strecke, da ist es nicht sooo unwahrscheinlich dass die Dämpfer schon ihre beste Zeit hinter sich haben. Und wenn du am Fahrwerk eh alles auseinander baust würde ich bei der Laufleistung überlegen auch gleich neue Dämpfer reinzumachen, je nachdem wieviel die kosten und wie der Zustand ist. Dann brauchst dir in nächster Zeit keine Sorgen mehr machen und musst nicht wieder von vorne Anfangen wenn ein Stoßdämpfer kurz danach doch das zeitliche segnet, unabhängig von Tieferlegungsfedern.
chrisms77, Danke für die Hilfe! Dann werde ich das mal mit der Werkstatt klären...
Dass das Auto härter wird ist mir bewusst... Also würde ich persönlich jetzt keine Verschlechterungen beim fahren merken? Auch nicht, wenn ich mal etwas schneller in die Kurve fahre, wie ich es ohne Tieferlegung auch gemacht habe? Jetzt hätte ich noch eine Frage an dich. Würde auch die Gefahr bestehen, dass das Lenkrad zum zittern anfängt? Denn sowas will ich garnicht! Bin eh gespannt, ob es nach dem Felgenwechsel auf anhieb gut ausgewuchtet wurde..
Okay, gehen wir ein wenig tiefer:
Der normale, hydraulische Stoßdämpfer hat zwei Arbeitsrichtungen. Druck und Zugstufe. Letztere ist fürs schnelle Fahren extrem wichtig, wird aber vom Fahrer kaum wahrgenommen. Die Zugstufe, also das Ausfedern wird hauptsächlich bemerkt, weil das zum Aufschaukeln führen kann und für ein ungutes Kribbeln im Magen sorgt. Also zu den Tieferlegungsfedern. Die Meisten erreichen ihre Tieferlegung dadurch, dass sie am Anfang weicher sind als die Serie und deshalb das Auto weiter einsinken lassen. Diesen Bereich nennt man Negativfederweg und man spürt ihn nur beim Ausfedern. In diesem Bereich ist ein Seriendämpfer zu hart, Setzt der Fahrzeugmasse beim Ausfedern also zu viel Kraft entgegen, so dass das Auto zu langsam ausfedern kann. Dadurch verkürzt sich der Federweg für folgende Bodenunebenheiten und es fühlt sich immer härter an. Zusätzlich leistet der Dämpfer auf den ersten Milimetern auch beim Einfedern zu großen Widerstand, was als Stuckern empfunden wird (typisch für sportliche Japancars).
Nun gehen wir weiter im Federweg, Richtung Anschlag. Die Tieferlegungsfeder muss nun auf kürzerem Weg das auffangen, wozu die Serienfeder mehr Weg und mehr Zeit hat. Der Dämpfer ist hier dann ebenfalls zu weich und kann weder der Einfeder- noch der Ausfedergeschwindigkeit etwas entgegensetzen. Das Fahrzeug neigt also dazu in den Endanschlag zu knallen und genausoschnell wieder auszufedern. Vom Gefühl her wie eine Postkutsche des Wilden Westens. Solange man langsam fährt und die Straßen gut sind, fühlt sich allse stramm an, doch bei schlechter Straße wirds bockig und beim Schnellfahren schaukelt sich das Auto auf.
Geometrie:
Bei einem Serienfahrzeug sind sowohl die Querlenker als auch die Spurstangen nach unten geneigt. Bei einer Kurvenfahrt federt das Fahrzeug auf der Aussenseite ein und auf der Innenseite aus. Dadurch wird das belastete, kurvenäußere Rad unten nach außen gedrückt, geht also in einen negativen Sturz und kann sich gut gegen die Seitenkräfte abstützen. Ebenso lenkt es ein wenig ein und das kurveninner Rad aus, was dem Untersteuern entgegen wirkt. Durch die Tieferlegung (meist schon ab etwa 25 - 30mm) kehrt sich dieses Verhalten ins Gegenteil. Zumindest beim Sturz könnte man entgegenwirken, indem man schon von Anfang an mehr Sturz gibt, aber wir reden da von 3° bis 5° (sieh dir mal Tourenwagen an). Das ist im Alltag nicht machbar, weil du die Reifen extrem verschleißt und der Geradeauslauf abenteuerlich wird. Um die Lenkung zu modifizieren gäbe es auch noch ein zwei Punkte, doch da reißt dir der TÜV-Prüfer die Ohren ab...
Meine persönliche Meinung:
Tieferlegen im Bereich um 15mm inkl. anpassen der Einstellung (Spur und Sturz) ist okay, fällt aber kaum auf. Bis 30mm. wenn die Straßen gut und das Fahrerprofil nicht wirklich anspruchsvoll ist. Alles darüber ist mit größeren Umbauten verbunden oder für spätpubertierende Prols.
burbaner, Danke für die ausführliche Erklärung, auch wenn ich dabei ziemlich stark denken muss um es zu verstehen 😁
Also laut deiner Aussage, hat man mit Tieferlegungsfedern in manchen Situationen einen Nachteil in Sachen Fahreigenschaften. Versteh ich das richtig?
Zitat: "Bei einer Kurvenfahrt federt das Fahrzeug auf der Aussenseite ein und auf der Innenseite aus. Dadurch wird das belastete, kurvenäußere Rad unten nach außen gedrückt, geht also in einen negativen Sturz und kann sich gut gegen die Seitenkräfte abstützen. Ebenso lenkt es ein wenig ein und das kurveninner Rad aus, was dem Untersteuern entgegen wirkt. Durch die Tieferlegung (meist schon ab etwa 25 - 30mm) kehrt sich dieses Verhalten ins Gegenteil."
Wenn es bei der Tieferlegung das Gegenteil bewirkt, dann heißt das also, dass das kurvenäußere Rad NICHT unten nach außen gedrückt wird um sich in der Kurve gut gegen die Seitenkräfte abzustützen?
Wenn das so ist, dann sehe ich das sehr kritisch mit der Tieferlegung.
Danke für die detailierte Erklärung, sehr interessant!
Sind das denn Eigenschaften, die man im Alltag schnell negativ wahrnimmt oder sind das Gegebenheiten die erst am Limit oder nahe des Limits eine merkbare Rolle spielen? Kommt wahrscheinlich auch auf das Auto an?
chrisms77, genau das will ich auch mal wissen... Allgemeine Frage: Man nimmt jetzt mal die selbe Kurve ohne Tieferlegung bin ich die Kurve mit 90kmh gefahren. Merke ich jetzt einen Unterschied, wenn ich mit der Tieferlegung ebenfalls 90kmh fahre? Wie genau wirkt sich das aus?
Oder: Allgemein: Werden die Fahreigenschaften durch eine Tieferlegung verschlechter? JA oder NEIN? ( Auch wenn es im Grenzbereich ist... Irgendwann kommt die Situation in der man einfach in den Grenzbereich gehen muss um zu überleben und dann hätte ich keine Lust, dass ich wegen Tieferlegungsfedern gestorben bin, was ohne Tieferlegungsfedern nicht passiert wäre. Um es mal übertrieben zu sagen. )
Ein ganz klares "JA"
Ich habe mich sehr lange schon mit Fahrwerken aller Art beschäftigt und habe nach unzähligen Versuchen und Rechenbeispielen, meinen Golf so weit, dass ich mit dem Fahrverhalten einigermaßen zufrieden bin. Die Konstruktion der McPherson Achse ist einfach nicht geeignet für sportliche Ambitionen. Dazu brauchts schon eine Doppel- oder Multilenkerachse, die aber auch nicht in Serie bleiben kann, wenn man wirklich tieferlegen möchte. Der beste Kompromiss ist tatsächlich das Original und wenn es ein wenig zu sehr schaukelt, dann einen qualitativ hochwertigen Sportdämpfer mit den Serienfedern kombinieren. Alles Andere ist einfach nur Optik
Nach 200tkm solltest du dir auf jeden Fall das Fahrwerk genau ansehen. Ich kenne nach solch einer Laufleistung keines, dass nicht ein wenig Zuwendung bräuchte. Federn setzen sich, Dämpfer werden müde, Anschlaggummis lösen sich komplett auf und sämmtliche Gummibuchsen können einreißen. Wenn du das alles wieder neuwertig hast, wirst du dein Auto kaum wiedererkennen...
burbaner, Danke! Endlich mal eine eindeutige Antwort. Dann werde ich mein Auto höchstwahrscheinlich nicht tieferlegen. Das hätte ich nur gemacht, wenn es keine Nachteile gäbe.
Aber das was du da mit den Sportdämpfern angesprochen hast: Was ändert sich jetzt, wenn ich die originalen Federn drin lasse, aber einen qualitativ hochwertigen Sportdämpfer einbaue? Verbessert der Dämpfer zum teil das Fahrverhalten? Und wie wirkt sich das auf den Innenraum aus?
Also fühlt sich eine Tieferlegung durch Federn nur durch das härtere Fahrwerk sicherer und kontrollierbarer an, was es aber in Wirklichkeit gar nicht ist? Seh ich das richtig Burbaner?
Ich bin wirklich hin und her gerissen, was ich jetzt machen soll... Soll ich die Dämpfer wechseln oder gleich Sportdämpfer oder doch die Tieferlegungsfedern oder alles beim alten lassen..
Ein vielleicht noch wichtiger Punkt ist, dass ich bei meinem Laguna Coupe 4 Controll habe. Das heißt, dass bei mir alle 4 Reifen lenken. Hat das vielleicht auch noch eher eine positive oder negative Einwirkung mit Tieferlegungsfedern?
Deshalb hab ich gesagt: "Wenn dir dein Seriendämpfer zu schaukelig ist, oder eh schon verschlissen..."
Die Fahrzeughersteller verwenden nicht immer gerade die beste Qualität und gehen auch so den Weg des größten Komforts. Gerade wenn ich an Laguna denke, sehe ich eher den gesetzten Herrn mit Hut, als den sportlich ambitionierten Fahrer. Der Sportstoßdämpfer wird insgesammt ein wenig straffer sein und der "Gute" auch noch die nötige Ausdauer haben. Damit meine ich nicht nur die Lebensdauer, sondern auch ein geringeres Nachlassen, wenn du ihn heißfährst...