Testphase in Niedersachsen "Tempo 30 auf Hauptstraßen"
siehe hier
Bin ja mal gespannt;
Da müsste ich mich ja sogar mit dem Fahrrad zügeln -.-
Ob das so viel bringt?
Was denkt ihr?
Beste Antwort im Thema
Es bedeutet für die Anwohner, dass der Verkehr im Mittel mit den sonst erlaubten 50 km/h statt sonst 80 km/h durchfährt. Da sich Verkehrslärm quadratisch mit der Geschwindigkeit verändert eine echte Entlastung. Blitzer-Opfer sind da nur kollaterale Schäden. Wer sich jetzt aufregt: An die eigene Nase fassen, voriges Fahrverhalten hat diese Initiativen erst möglich gemacht.
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Zitat:
@Moewenmann schrieb am 18. Januar 2020 um 12:50:23 Uhr:
Es ist so einfach: Eine vorgegebene Ortsdurchfahrt hat mit 50 km/h Limit innerhalb eines typischen Zeitraums (Rush-Hour) eine mehr oder weniger Konstante Zahl von Pendlern zu verkraften. Das ergibt die Kapazität einer bestimmten Streckenführung mit einer typischen Verkehrsdichte.
Wenn nun einseitig das Limit verändert wird, bleiben die übrigen Parameter unverändert. Folglich ändert sich die Verkehrsdichte (bei entsprechend verringerter Kapazität) um den Faktor 3/5 = 67%. Wo vorher 100 Fzge auf einem Streckenabschnitt gleichzeitig gefahren sind, müssen jetzt 167 Fzge Raum finden. D. h. die Rush-Hour dauert jetzt 67% länger = Stau.
Als ob der Verkehr in der Rush Hour heute wirklich mit Tempo 50 liefe 😁 Nein, so einfach ist es nicht. Deine Rechnung geht von gleichmäßig rollendem Verkehr aus. In der Praxis kommen -nicht überall, aber häufig- noch andere Effekte hinzu, die dieses überlagern: Ampeln, Kreuzungen und weitere Störungen beispielsweise.
Zitat:
@Brunolp12 schrieb am 18. Januar 2020 um 13:10:46 Uhr:
So einfach ist es nicht. Deine Rechnung geht von gleichmäßig rollendem Verkehr aus. In der Praxis kommen -nicht überall, aber häufig- noch andere Effekte hinzu, die dieses überlagern.
Klar.
Ich kann mir aber keine Effekte vorstellen (auf dem Boden der StVO), die geeignet wären die Kapazität nennenswert zu verbessern. Eher im Gegenteil, Ampeln, Überwege, Haltebuchten ...
Meine Vermutung ist, daß bei dem 50er Limit die Leute eher konstant Fahren. Bei 30 ist das schon so nahe am Stillstand, daß der Verkehr irgendwie "abgehackter" läuft. Dadurch kommt es dann bei größerer Verkehrsdichte zu mehr Rückstaus als bei 50 km/h.
Zitat:
@Daimler201 schrieb am 18. Januar 2020 um 13:17:40 Uhr:
Meine Vermutung ist, daß bei dem 50er Limit die Leute eher konstant Fahren. Bei 30 ist das schon so nahe am Stillstand, daß der Verkehr irgendwie "abgehackter" läuft. Dadurch kommt es dann bei größerer Verkehrsdichte zu mehr Rückstaus als bei 50 km/h.
Ich denke eher umgekehrt. Aber eben nur bei sehr dichtem Verkehr und vielen Ampeln und Kreuzungen.
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Es sind 67% mehr Fahrzeuge pro Streckeneinheit zu jedem Zeitpunkt der Betrachtung. Die benötigen mehr Platz (Fahrzeuglänge) und reagieren aufeinander mit entsprechenden Reaktionszeiten beim Anfahren.
Zitat:
@Moewenmann schrieb am 18. Januar 2020 um 13:52:58 Uhr:
Es sind 67% mehr Fahrzeuge pro Streckeneinheit zu jedem Zeitpunkt der Betrachtung. Die benötigen mehr Platz (Fahrzeuglänge) und reagieren aufeinander mit entsprechenden Reaktionszeiten beim Anfahren.
... insbesondere, weil jeder seine Start-Stop benutzt .......
Wir reden über Tempo 30 auf Hauptstraßen, nicht über Nebenstraßen.
Da gibt es schon einige Testergebnisse und Expertenmeinungen mit unterschiedlichen Resümees, z.B. diese zum CO2-Ausstoß:
„Das kommt immer darauf an, wen man fragt“, fasst Verkehrsökologe Udo Becker, Professor an der Technischen Uni Dresden, zusammen. Je nachdem, wie gefahren und wo und wie gemessen wird, ist der CO2-Ausstoß bei Tempo 30 höher oder niedriger als bei Tempo 50 . Ein Beispiel: Fährt man bei Tempo 30 auf einer Straße, deren grüne Welle auf Tempo 50 geschaltet ist, muss man an jeder Ampel anhalten und die Emissionen steigen. Unter anderen Gegebenheiten kann aber Tempo 30 besser abschneiden.
„Will ich Tempo 30 verhindern, dann werde ich Konstantfahrt 30 mit Konstantfahrt 50 vergleichen und die Vorteile liegen bei 50, da ich meist in einem höheren Gang mit geringerer Drehzahl fahre“, sagt Verkehrsplaner Richter.
Quelle: https://www.quarks.de/technik/mobilitaet/was-bringt-tempo-30/
Fazit, unter Berücksichtigung auch der anderen Ergebnisse und Experten-Meinungen:
- Es kommt auf die Verkehrsdichte an
- Das Streckenprofil spielt eine Rolle
- Ampelschaltungen haben große Effekt
- Der Fahrer muss bei Tempo 30 mitmachen, d.h. möglichst früh niedertourig (1000-1500 U/min) fahren.
Einzelbeobachtungen oder pauschale Aussagen helfen daher meiner Meinung nach nicht wirklich weiter.
Dass die Kapazität einer Durchgangsstrasse von der zHg abhängt ist nicht pauschalisiert sondern Fakt. Pauschal ist die generelle Forderung nach „Tempo 30“ weil die jeweilige Motivation offen bleibt. Geht es um CO2, NOx, Feinstaub, Lärm, Sicherheit (belegbar oder gefühlt)?
Für jede denkbare Motivation sind im jeweiligen lokalen Kontext immer Alternativen möglich, die bei einem pauschalen Ansatz komplett unter den Tisch fallen, jedoch für den vor Ort nötigen Effekt besser geeignet sein können.
Und dann bleibt immer noch die Gretchenfrage, was der Otto-Normal-Autofahrer in der freien Wildbahn aus einer veränderten Situation tatsächlich macht.
Zitat:
@Moewenmann schrieb am 18. Januar 2020 um 14:33:49 Uhr:
Dass die Kapazität einer Durchgangsstrasse von der zHg abhängt ist nicht pauschalisiert sondern Fakt.
Komischerweise sieht die Wissenschaft das ganz anders, dort hat gibt es keinen Unterschied ob die Geschwindigkeit auf 30 oder 50 Kilometer pro Stunde limitiert ist. Durch den verringerten Sicherheitsabstand kommt man weiterhin auf eine Grenzkapazität von 2.000 Fahrzeugen pro Stunde.
"Eine Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit hat in den meisten Fällen keinen nennens- werten Einflfluss auf die Leistungsfähigkeit einer Hauptverkehrsstraße für den Kfz-Verkehr. Andere Faktoren wie die Qualität der Lichtsignalprogramme, die Anzahl querender Fußgänger oder Bus- halte, Parkvorgänge oder Halten in zweiter Reihe haben in der Regel einen größeren Einflfluss.
Die Funktion einer innerstädtischen Hauptverkehrsstraße für den Kfz-Verkehr wird daher durch Tempo 30 nicht oder nicht nennenswert beeinträchtigt." Zitat: LK Argus
Ich bin sehr gespannt ob ich darauf eine Antwort bekomme.
Ebenfalls sehr interessant:
"In der Praxis wurden Reisezeitverluste von bis zu 4 Sekunden je 100 Meter gemessen. Wie bei den mittleren Geschwindigkeiten gibt es auch hier große Schwankungsbreiten: An manchen Strecken traten mit Tempo 30 keine Reisezeitverluste gegenüber Tempo 50 auf, weil Störungen reduziert werden konnten.
Für ein zügiges Vorankommen sind die Gestaltung der Kreuzungen und ein möglichst kontinuierlicher Verkehrsfluss weitaus wichtiger als die zulässige Höchstgeschwindigkeit."
Zitat: LK Argus
Ebenfalls wurde festgestellt, dass die Luftschadstoffe auf Straßen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde niedriger sind.
Also brauche ich für 5km 2 Minuten länger, für 10 km schon 4 Minuten. Und das noch ohne Berechnung der meist nicht angepassten Ampelschaltungen.
Fahre ich am Tag 100km unter diesen Bedingungen bin ich für die gleiche Strecke schon 40 Minuten länger unterwegs.
Abartig. Ich möchte mir von den ganzen Weltverbesserern nicht so viel Lebenszeit klauen lassen.
Dazu kommt noch: bei Limit 50 wird vom Großteil der Verkehrsteilnehmer echte 50, das heißt Tacho 55 gefahren. Bei 30 fahren viele wirklich unter Tacho 30, was echten 25-28 entspricht.
Glaubt es mir, ich fahre im Jahr 100.000km, wovon rund 35.000km auf diese Bedingungen entfallen.
Zitat:
@Daimler201 schrieb am 18. Januar 2020 um 22:13:01 Uhr:
Dazu kommt noch: bei Limit 50 wird vom Großteil der Verkehrsteilnehmer echte 50, das heißt Tacho 55 gefahren. Bei 30 fahren viele wirklich unter Tacho 30, was echten 25-28 entspricht.Glaubt es mir, ich fahre im Jahr 100.000km, wovon rund 35.000km auf diese Bedingungen entfallen.
Auch dies widerspricht allen bisher publizierten Beobachtungen und Messungen.
"Die Überschreitungshäufigkeit ist bei Tempo 30 in der Regel höher als bei Tempo 50." Zitat: LK Argus
"Die Anordnung von Tempo 30 reduzierte die gefahrenen Geschwindigkeiten allerdings weniger, als die Differenz der Anordnungsgeschwindigkeiten vermuten ließe. Dafür waren zwei wesentliche Ursachen erkennbar: Vorher wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h vor allem tagsüber häufig wegen gestörter Verkehrsflüsse (z. B. aufgrund hoher Verkehrsmengen oder Halten in zweiter Reihe) nicht ausgeschöpft. Nach der Anordnung wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h häufiger überschritten als die von 50 km/h." Zitat: LK Argus basierend auf "Heinrichs, E.; Horn, B.; Krey, J.: Tempo 30 an Hauptverkehrsstraßen – Neue Erkenntnisse aus Forschung und Praxis. Straßenverkehrstechnik 2/2015, Seite 91–101."
Für diese Strecke brauche ich im Schnitt 50 Minuten bis zu einer Stunde. Ohne 30er TL.
Zitat:
@Rainer_EHST schrieb am 18. Januar 2020 um 22:39:06 Uhr:
Für diese Strecke brauche ich im Schnitt 50 Minuten bis zu einer Stunde. Ohne 30er TL.
Ok, was willst du uns damit mitteilen?
Zitat:
@S_C_R_A_M_B_L_E_R schrieb am 18. Jan. 2020 um 22:21:39 Uhr:
Nach der Anordnung wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h häufiger überschritten als die von 50 km/h.
Wenn ich das insgesamt so lese, sind meine 40 km/ h gar nicht so abwegig.