Tesla: Batteriefertigung, aktuelle Prognose zum Model 3

Tesla Model 3 Model 3
Reno – Ob sich Tesla gerade zu einem großen Player der Automobilindustrie oder einer Fußnote der Automobilgeschichte entwickelt? Aktuell schwer abzuschätzen. Die Rahmenbedingungen für den Erfolg wären jedenfalls gegeben: Man hat ein weit besseres Image als die großen und ungleich mehr Aufmerksamkeit als die übrigen kleinen Hersteller. Mittelfristig steht und fällt die Sache mit Belangen der Fertigung. Konkret: Wie schnell, gut, viel und günstig produzieren die Werke.
Die Informationslage dazu ist diffus. Zwischen Mantra-artig wiederholten Aussagen des Firmenchefs und den Stimmen von frenetischen Anhängern oder Zweiflern geht bisweilen die Sachlichkeit verloren. Nun besuchten Analysten die Fabriken. Laut ihrer Einschätzung stellt Tesla bald weit effizienter her als angekündigt. Und baut Akku-Packs demnächst billiger als irgendjemand sonst in der Branche. Ganz ungefiltert sollte man die Informationen allerdings nicht aufnehmen.

Bald 8.000 Model 3 pro Woche


Im Zentrum des Interesses steht das im Vorjahr gelaunchte Model 3. Beim ersten Auto abseits gehobener Segmente ist die Frage nach dem Volumen entscheidend. Aktuell sind Wartelisten und Lieferzeiten lang. Im Sommer verlautbarte Tesla-CEO Elon Musk: 5.000 Exemplare entstanden in der letzten Juni-Woche. Das selbst gesteckte, aber mehrfach verschobene Ziel war erstmals erreicht.
Die Finanzmarkt-Analysten von Worm Capital halten schon bald 6.000 Modelle für realistisch. So jedenfalls ihre Einschätzung nach der Besichtigung der „Gigafactory“ – des 2016 errichteten Batteriewerkes in der Wüste von Nevada. Die Batterie-Einheit galt bislang als Bottle-Neck - also als einer jener Bereiche, an denen es hakte. Bei der Fertigung der Zellen soll man stets schnell genug gewesen sein, doch ihre Integration in das Batteriemodul verzögerte vieles.
Nun habe Tesla das im Griff, aktuell entstünden wöchentlich 6.000 Akku-Packs für das kleinste Tesla-Modell. Tendenz: Steigend. Spätestens dann, wenn die neuen Maschinen des Anlagenbauers Grohmann in Betrieb gingen. Bis zu 8.000 Batterie-Einheiten könnten dann pro Woche das Werk verlassen – mit "minimalem zusätzlichem Kapital-Invest." Dieselbe Schätzung (und nahezu derselbe Wortlaut) findet sich im Bericht der Analysten-Kollegen bei Evercore ISI. Sie besuchten das Model-3-Werk im kalifornischen Fremont. Die Fortschritte in der Akku-Fertigung könne man damit direkt umsetzen.

Die Kilowattstunde sei nirgendwo günstiger


Ursprünglich kündigte Tesla für sein Model 3 einen Basispreis von 35.000 Dollar an, die aktuell (und in naher Zukunft) verkauften Exemplare gehen für weit mehr weg. Doch das sind Long-Range-Modelle mit größerer Reichweite, der Kampfpreis bezog sich auf die Standard-Variante. Ob sie tatsächlich zum angegebenen Preis erscheint, wird sich zeigen. Die Produktion starte jedenfalls innerhalb der nächsten acht Monate.
Der Weg zu konkurrenzfähigen Preisen führt über geringere Batteriekosten. Die Branche rechnet pro Kilowattstunde – laut Worm Capital soll Tesla die Kosten bald auf 100 Dollar gedrückt haben, solange die Rohstoffpreise stabil bleiben. Zur Einordnung: Laut Bloomberg lagen die Akkupreise für E-Autos im Schnitt bei 209 Dollar pro kWh. Die von Audi proklamierten rund 114 Dollar pro kWh waren eine Sensation, die von Tesla Ende 2016 genannten „weniger als 190 Dollar“ immer noch beeindruckend.

Wie unvoreingenommen sind die Analysten?


Auf lange Sicht liegt bei den Fertigungskosten in der Gigafactory weiteres Einsparungspotenzial. Aktuell laufe laut Tesla 90 Prozent der Produktion automatisch ab, künftig strebe man eine vollautonome Produktion an. Die weiteren Zukunftspläne: 2019 soll das Model 3 in Märkte außerhalb der USA exportiert werden, ab 2020 beginne man „ernsthaft“ mit der Produktion des ersten Trucks im Modellprogramm – dem Tesla Semi.
So gab es jedenfalls Teslas Head of Investor Relations, Martin Viecha, auf der Werksführung zu Protokoll. Wie weit die Analysten die Ankündigungen anhand des Blicks auf die Fertigungsstraßen verifizieren können – das ist der eine relativierende Faktor zu den Berichten. Der andere: Wie unabhängig die Analysten urteilten. Laut in Foren veröffentlichten Dokumenten soll Worm Capital im Besitz von Tesla-Aktien sein. Außerdem sei der CEO glühender Markenfan, fahre selbst Model 3 und Model S. Andere Analysten halten Tesla-Aktien indes für kein gutes Investment mehr.
Aber spätestens hier entfernen wir uns wieder von der Sachlichkeit. Man kann von Tesla halten, was man mag. Doch fest steht: die Marke bewegt Menschen. Wie viele und wie lange, das muss sich zeigen.

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110 Antworten

Zitat:

@Aygo Club schrieb am 15. September 2018 um 07:41:07 Uhr:


Ich will keinen Tesla haben. Nicht mal für 20.000 €. Wenn ich bei Youtube sehe, wie die Dinger zusammengeschustert sind, kann ich mich nur wundern.

Wenn deine einzige Quelle Youtube ist, solltest du dir vielleicht lieber selbst mal ein Bild machen.

Zitat:

@Zimpalazumpala schrieb am 15. September 2018 um 08:34:33 Uhr:


Schafft ihr es wieder zum Thema zurück zu finden, ohne dass der komplette bisherige OT entfernt werden muss?

Klar.

https://electrek.co/.../

Zitat:

We have been tracking Tesla’s production in the past few weeks of this critical period as the company is attempting to become profitable.
As we reported last week, Tesla Model 3 production fell to ~3,100 units during labor day-week.
A week later, Model 3 production increased to about 4,400 units this week (Friday to Friday), according to a source familiar with Tesla’s production.
Tesla produced close to 6,700 vehicles over the last 7 days, which is close to its record.
But the most encouraging data point is that production increased significantly in the past few days as Tesla produced around 2,300 vehicles in the last two days.
Tesla is still on track to achieve at least the lower-end of their Model 3 production guidance of 50,000 to 55,000 vehicles, but with the most recent burst, the automaker could also surpass it by the end of the month if it keeps trending up.

4.400 Model 3 in einer Woche.

6.700 Fahrzeuge incl. Model S/X/3 in einer Woche.

Und 2.300 Fahrzeuge incl. Model S/X/3 in 2 Tagen! (Was über 8.000 in einer Woche entsprechen würde, wenn sie es halten können)

Herrlich diese Statistiken, man könnte ja glauben, dass Tesla mal eine Woche, incl. WE durchgearbeitet hat und dann noch den Freitag doppelt gezählt hat. Am Ende kommt eine Zahl heraus, die der Hoffnung nahe kommt.

Bei Tesla tut man alles für positive Presse um diese in Image und "Aktien" Geld zu verwandeln. Ist für eine AG auch nicht verwerflich aber funktioniert auch nur wenn die Anleger geblendet sind. Da werden Maschinen auf dem Luftweg im Expressverfahren angeliefert und diese in einem provisorischen Zelt in Betrieb genommen und das nennen die bei Tesla dann Montagelinie. Und das nur um eine positive Pressemeldung ausgeben zu können. Das klingt für mich nach Zwangsbeatmung bevor alles zusammenbricht... Ich bin gespannt ob ihnen das Glück hold bleibt, derzeit wird in Nevada für meinen Geschmack zu heiß gekocht.
[Inhalt von MOTOR-TALK entfernt] [Anm. ballex, MT-Team: Bitte vorangegangene Moderationshinweise beachten.]
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[Einzelne Inhalte in diesem Beitrag wurden von MOTOR-TALK entfernt.]

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Zitat:

@SenMax schrieb am 15. September 2018 um 12:21:57 Uhr:


Herrlich diese Statistiken, man könnte ja glauben, dass Tesla mal eine Woche, incl. WE durchgearbeitet hat und dann noch den Freitag doppelt gezählt hat. Am Ende kommt eine Zahl heraus, die der Hoffnung nahe kommt.

Natürlich kann man nicht die Produktionszahlen von 2 Tagen linear hochrechnen. Das war wohl mit den 2 Tagen auch so gar nicht gemeint und sollte nur zeigen, was theoretisch mit den heutigen Anlagen möglich wäre, wenn die Logistikkette passt.

Im Prinzip ist aber doch auch lächerlich, wie seit vielen Monaten negativ über Teslas Produktionszahlen hergezogen wird. Tesla produziert schon mit der jetzigen Produktionsrate von insgesamt 5-6000 Stück pro Woche mehr E-Fahrzeuge, als alle anderen Hersteller. BYD ist derzeit noch größter E-Hersteller und plant für 2018 200.000 Fahrzeuge zu produzieren. Das sind auch "nur" ca. 4.000 Stück pro Woche. Von den anderen Herstellern ohne eigene Akkuproduktion brauchen wir gar nicht reden. Das wird noch Jahre dauern, bis die ähnliche Stückzahlen liefern können.

Es war vor gar nicht allzu langer Zeit hier auf MT eine Aussage des E-Auto-Bosses von VW zu lesen, das sie locker doppelt so viele E-Gölfe hätten verkaufen können, wenn sie denn genug Akkus ranbekommen hätten.
Genau dieses Problem hat Tesla eben nicht und deswegen ist auch die Argumantation das die alten Autohersteller gut dran tun auf Verbrennerplattformen zu setzen damit sie skalieren können schlicht falsch. Sie können nur -von den bisherigen Annahmen ausgehend- runterskalieren, aber nicht rauf.
Wenn man sich die Zahlen anschaut, die derzeit durch Netz geistern, so wollen Jaguar und Mercedes jeweils 20-25k Autos im nächsten Jahr absetzen, vmtl. haben sie auch nur dafür Akkus geordert. Tesla schafft diese Anzahl aktuell in nichtmal 2 Monaten.
Die Kernkompetenz eines E-Auto-Herstellers ist die Batterieproduktion inkl. der Zellherstellung. Motoren, Karossen und das ganze Drumherum kann man sonstwo zukaufen, da ist keine große Kunst bei.

Interessant ist doch nicht, wieviele Wagen die bauen, sondern ob sie daran verdienen, ob sich das ganze trägt.
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https://www.theverge.com/.../...evenue-loss-model-3-reservations-delay
Aber ich will nicht ungerecht sein: draufgezahlt ist auch gehandelt.

5k-6k pro Woche finde ich eine angemessene Zahl für ein Autowerk. VW produziert derzeit (hauptsächlich durch manpower ;) ) in Südafrika ca 4000 neue Polos in der Woche und will nun 5000k produzieren. Von daher kann sich Tesla hier wirklich mit den Großen messen. Muss auch mal gesagt werden.

Zudem hat VW Südafrika nicht erst vor 5 Jahren angefangen überhaupt Autos in größeren Stückzahlen zu produzieren. Die Geschwindigkeit mit der Tesla in diesen 5 Jahren die Produktion hochgefahren hat nötigt mir schon Respekt ab.

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