Synthesekraftstoffe und die Politik

https://www.spiegel.de/.../...stoffe-statt-elektroautos-a-1273966.html

Zitat:

Kurz vor dem Autogipfel im Kanzleramt meldet sich die Unionsfraktion zu Wort - mit einem Vorschlag zur Rettung des Verbrennungsmotors. CDU und CSU im Bundestag wollen dazu die Produktion klimafreundlicher Treibstoffe fördern und nicht ausschließlich Elektroautos. Das geht aus einem Positionspapier hervor, das dem SPIEGEL vorliegt. Solche synthetischen Kraftstoffe - auch E-Fuels genannt - werden meist aus erneuerbaren Energien, Wasserstoff und Kohlendioxid erzeugt.

"Um unsere Klimaschutzziele zu erreichen, brauchen wir auch Wasserstoff und regenerative Kraftstoffe", sagte der Initiator des Papiers, Christoph Ploß. E-Fuels könnten dem Papier zufolge "gängigen Benzin- und Dieselkraftstoffen sowie Kerosin beigemischt werden" und auch Fahrzeuge unabhängig von fossilen Brennstoffen machen, für die der batteriebetriebene Elektroantrieb "keine Alternative bietet". Dadurch bliebe auch der "momentane Technologievorsprung deutscher Automobilhersteller" erhalten.

Nix gelernt. Nicht mal ansatzweise nachgerechnet. Im Bereich Flugteibstoffe wird Synthesesprit eine Zukunft haben, aber bei PKW sehe ich vom Kosten-Nutzenverhältnis her schwarz.

Selbst wenn Offshore-Windstrom wie zuletzt bei 4.5 Cent und damit ohne einen Cent EEG Umlage vertickt wird - bei 3 Mol H2 je -(CH2)- aus CO2 als Wasserstoffbedarf und 75% Wirkungsgrad reden wir über 1140 kJ Strom für 14 Gramm Brennstoff bzw. 22 kWh/kg. Würde man aus Biomasse wie Zellolose den Synthesesprit erzeugen, wäre der Strombedarf übrigens 1/3 geringer.

Kosten: Bei unter 5 Cent/kWh etwa 1 Euro Strom (Netto) je Kilo Brennstoff. Onshore Wind eher das doppelte oder hiesigem Solarstrom zu 12 Cent/kWh das dreifache. Nur an Strom. Und den stärker schwankenden Tagesgang bzw. dessen Einfluss auf die Anlagengröße für eine Nennkapazität NICHT berücksichtigt. Ohne leidlich stabilen Offshorewind zahlt man sich beim Invest dumm und dämlich.

Bedarf: Um nur 10% des aktuellen Spritbedarfs von rund 50 Mio Tonnen "regenerativ aus Strom" zu erzeugen (also 5 Mio Tonnen bzw. 5 Mrd kg), das würden 110 TWh Strom fressen. Also alles, was wir aktuell an Windkraft überhaupt installiert haben oder etwa 1/5tel der gesamtdeutschen Stromerzeugung.

Für 2-2,50€/l ist das machbar, deutlich weniger wird bei der aktuellen Steuerquote "kompliziert". In Arabien bzw. entlang des nördlichen Wendekreises gibts Solarstrom für etwa 3 Cent/kWh. Halt nicht ganztägig, daher wird der formale Kostenvorteil durch einen Skalierungsnachteil ausgeglichen.

Aber was erwarte ich von dem Verkehrsministerium und deren führenden Köpfen bezüglich "Kompetenz". Oder Grundkenntnissen der Thermodynamik.

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Da brauchste nix diktieren. Setzt die Steuern auf fossile Brennstoffe langfristig um 1€/kg hoch (entspricht etwa zusätzlich 400€/t CO2), dann wird Bioethanol sofort eine ökonomische Alternative für Langstreckler. Ich glaub die letzte Steueranpassung auf Diesel/Benzin war irgendwann 2002/2003. Damals hatte ich mein erstes Auto gekauft, das ich auf LPG umgerüstet hatte. Seit dem sind fast 20 Jahre "Inflation" vergangen.

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Zitat:

@mg18 schrieb am 28. Juni 2019 um 15:29:14 Uhr:


Um mal für die langsameren Denker wie mich etwas mehr Ordnung in die Affaire zu bringen:

[...]Somit ergibt sich das Bild, dass direkt mit Strom fahren um Längen besser ist als mit Biokraftstoffen, mit Biokraftstoffen aber wiederum um Längen besser als mit Synthesekraftstoffen. Falls das so weit alles richtig ist.

Ja. Meine Vermutung ist, dass Biokraftstoffe für die Leute sehr viel Sinn machen, die ab und zu mal ne lange Strecke (wie Urlaub, Schwiegermutterbesuch am $Ende der Welt$) fahren. Die meisten Leute kommen mit 100 km am Tag hin, die 100km mit 20 kWh/100km und 30 Cent aus der Steckdose sind für ganze 6€/100km zu haben. Und 20 kWh haste in 10h an einer simplen 220V Dose aufgeladen. Für $Haus_im_Grünen$ Käufer ideal. Und dem netz ist das auch wumpe, ob da ein Heizlüfter oder ein 220V PKW-Lader läuft ist dem egal.

Aber alle 14 Tage bis 8 Wochen wollen manche auch weiter als 100km. Für die wären auch 2,50€ bis 3€/l bei Biokraftstoffen kein Thema. Denn: wenn du je Kilo Synthesetreibstoff/Biosprit 11 kWh Brennwert ansetzt, diesen mit 40% verstromst (4.4 kWh/kg Speicherdichte nach Generator), das sind bei 20 kWh/100km Strombedarf und aufgerundet 3€/kg des SuperDuperBiozeugs etwa 4,5 KILO Synthesprit je 100km und somit Kosten von 13,5€/100km. Mit laufendem Generator. Faktor 2-3 teurer also als aus dem Akku zu laufen. Und etwa so teuer wie aktuell "9l Superbenzin".

Aber: Wenn du statt 20 kWh Akku für die tägliche Gurkerei (100 Kilo, kostet etwa 5000€) dir 100 kWh Akku einbaust um die 500km zur Schwiegermutter zu schaffen, dann schleppst du 500 Kilo Akku und 25.000€ in der Aufpreisliste durch die Gegend. Ein 20-30kW starker Generator kostet keine 20.000€ Aufpreis und wiegt keine 400 Kilo mehr. Das sind eher 2000€ kosten bei unter 100 Kilo Gewicht. Alleine die Zinsen für 20k€ von 5% über 10 Jahre Autolebensdauer sind etwa 100€ im Monat nur für die MÖGLICHKEIT mit dem fetten Akku 500km fahren zu können.

Deswegen sehe ich die Batterie für die Pendler und "Mamis Einkaufswagen" weit vorne und den Range-Extender für die "ab und zu muss ich aber mal" Kunden.

Wobei der Ökosprit, wenn gleich hohe Steuern wie heute angesetzt werden, nichtmal teurer sein müsste. Benzin kostet auf dem Spotmarkt, wenn ich mich jetzt beim Umrechnen von Gallone zu Liter und Dollar zu Euro nicht vertan habe, irgendwo zwischen 0.5 und 0.6€/l. Bei derzeitigen Ölpreisen. Also etwas mehr als Weltmarkt-Bioethanol und vielleicht ungefähr gleich viel wie supi unbedenkliches Zelluloseethanol.

Aber wir reden ja von Synthesesprit. Ich persönlich würde auch 3€/l zahlen, wenn es denn sein müsste. Fördert vielleicht die Akzeptanz alternativer Antriebe bzw. motiviert die Leute, auf unnötige Fahrten in unnötig durstigen Autos zu verzichten.

...ich habe mich verrechnet, der Euro ist ja teurer als der Dollar. Also eher 0.4-0.45 Euro pro Liter Handelspreis für Benzin. Erdölprodukte sind einfach zu billig, aber „Welten“ sind das keine.

Bei Synthesesprit aus CO2 musst du den gesamten Brennwert "rückwärts" und abzüglich Wirkungsgrade reinpumpen, das machts halt teuer. 22 kWh/kg Strom alleine für den Wasserstoff ist halt nicht umsonst. In DE IMHO nur mit Offshore Windstrom wirtschaftlich machbar.

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Moin

Zitat:

Deswegen sehe ich die Batterie für die Pendler und "Mamis Einkaufswagen" weit vorne und den Range-Extender für die "ab und zu muss ich aber mal" Kunden.

Genau wie Gary sehe ich es auch. Nen kleinen RE mit wenig Leistung, damit klein, aber für eine Drehzahl optimiert, und nen Akku für sicherer 100 km. Fertig, mehr braucht man nicht. Und dann kann der Sprit auch ruhig 5 Euro kosten, denn die meisten km im Jahr fährt man so elektrisch.

Flebbe

Zitat:

Abholzung bleibt Abholzung, egal wofür und ist so gut wie gar nicht zu befürworten, weshalb ich auch darauf verwies, dass WKA an der Küste weitaus besser aufgehoben sind, als am Land. Dass sie dort mehr Ertrag liefern, ist ja nur noch ein weiterer Bonus.

Zitat:

An der Küste heißt nicht ausschließlich auf See.


Die Topographie an der Küste bietet sich allgemein besser an, dafür muss man nicht mal direkt ins Wasser.

Was denn nun. An der Küste besser als an Land klingt für mich schon nach Offshore. Leider hat Deutschland nicht so sonderlich viel Küste. Wie willst du da ausreichend Strom erzeugen? Davon ab das man nur wenige km ins Land rein muß und schon hat man deutlich weniger Volllaststunden als auf See. Hinzu kommt das an unserer Küste auch vor hunderten Jahren kein Wald stand, da war mal Wasser....

Also, Bäume dürfen nicht geholzt werden. Aufs Wasser sollen wir auch nicht unbedingt, lediglich eine Reihe Mühlen auf dem Deich, denn auf dem Land verschwendet man ja wieder Ackerboden, hier dann auch serh Fruchtbaren..... Irgendwie verstehe ich immernoch "Es muß anders werden, nur nicht so, egal wie."

Zitat:

Wenn Flächen austrocknen, liegt das Problem halt unter anderem mit in der Landwirtschaft selbst begründet.

Und dann folgt die endgültige grüne Ökoaussage. Die Landwirte sind an allem Schuld....... Oh mein Gott, kaum in der Lage den eigenen Blumenkasten auf dem Balkon am Leben zu erhalten, aber wissen woran der Bauer schuld ist.

Das unsere Fläche die jetzt seit gut 20 Jahren unter Solar liegt ein Höhenzug in der Landschaft ist mit Sandboden.... Das diese Fläche so lange wir denken können im Sommer vertrocknet ist, anderes darauf nur mit mauem Ergebnis gewachsen ist...... Geschenkt. Vor 1000 Jahren war die bestimmt mal super Fruchtbar, und der Bauer von heute hat sie halt verbrannt indem er da weiterhin Gras angebaut hat.......

Kopfschütteln

Moin
Björn

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