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Synthesekraftstoffe und die Politik

Themenstarteram 24. Juni 2019 um 16:03

https://www.spiegel.de/.../...stoffe-statt-elektroautos-a-1273966.html

Zitat:

Kurz vor dem Autogipfel im Kanzleramt meldet sich die Unionsfraktion zu Wort - mit einem Vorschlag zur Rettung des Verbrennungsmotors. CDU und CSU im Bundestag wollen dazu die Produktion klimafreundlicher Treibstoffe fördern und nicht ausschließlich Elektroautos. Das geht aus einem Positionspapier hervor, das dem SPIEGEL vorliegt. Solche synthetischen Kraftstoffe - auch E-Fuels genannt - werden meist aus erneuerbaren Energien, Wasserstoff und Kohlendioxid erzeugt.

"Um unsere Klimaschutzziele zu erreichen, brauchen wir auch Wasserstoff und regenerative Kraftstoffe", sagte der Initiator des Papiers, Christoph Ploß. E-Fuels könnten dem Papier zufolge "gängigen Benzin- und Dieselkraftstoffen sowie Kerosin beigemischt werden" und auch Fahrzeuge unabhängig von fossilen Brennstoffen machen, für die der batteriebetriebene Elektroantrieb "keine Alternative bietet". Dadurch bliebe auch der "momentane Technologievorsprung deutscher Automobilhersteller" erhalten.

Nix gelernt. Nicht mal ansatzweise nachgerechnet. Im Bereich Flugteibstoffe wird Synthesesprit eine Zukunft haben, aber bei PKW sehe ich vom Kosten-Nutzenverhältnis her schwarz.

Selbst wenn Offshore-Windstrom wie zuletzt bei 4.5 Cent und damit ohne einen Cent EEG Umlage vertickt wird - bei 3 Mol H2 je -(CH2)- aus CO2 als Wasserstoffbedarf und 75% Wirkungsgrad reden wir über 1140 kJ Strom für 14 Gramm Brennstoff bzw. 22 kWh/kg. Würde man aus Biomasse wie Zellolose den Synthesesprit erzeugen, wäre der Strombedarf übrigens 1/3 geringer.

Kosten: Bei unter 5 Cent/kWh etwa 1 Euro Strom (Netto) je Kilo Brennstoff. Onshore Wind eher das doppelte oder hiesigem Solarstrom zu 12 Cent/kWh das dreifache. Nur an Strom. Und den stärker schwankenden Tagesgang bzw. dessen Einfluss auf die Anlagengröße für eine Nennkapazität NICHT berücksichtigt. Ohne leidlich stabilen Offshorewind zahlt man sich beim Invest dumm und dämlich.

 

Bedarf: Um nur 10% des aktuellen Spritbedarfs von rund 50 Mio Tonnen "regenerativ aus Strom" zu erzeugen (also 5 Mio Tonnen bzw. 5 Mrd kg), das würden 110 TWh Strom fressen. Also alles, was wir aktuell an Windkraft überhaupt installiert haben oder etwa 1/5tel der gesamtdeutschen Stromerzeugung.

Für 2-2,50€/l ist das machbar, deutlich weniger wird bei der aktuellen Steuerquote "kompliziert". In Arabien bzw. entlang des nördlichen Wendekreises gibts Solarstrom für etwa 3 Cent/kWh. Halt nicht ganztägig, daher wird der formale Kostenvorteil durch einen Skalierungsnachteil ausgeglichen.

Aber was erwarte ich von dem Verkehrsministerium und deren führenden Köpfen bezüglich "Kompetenz". Oder Grundkenntnissen der Thermodynamik.

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 25. Juni 2019 um 12:16

Da brauchste nix diktieren. Setzt die Steuern auf fossile Brennstoffe langfristig um 1€/kg hoch (entspricht etwa zusätzlich 400€/t CO2), dann wird Bioethanol sofort eine ökonomische Alternative für Langstreckler. Ich glaub die letzte Steueranpassung auf Diesel/Benzin war irgendwann 2002/2003. Damals hatte ich mein erstes Auto gekauft, das ich auf LPG umgerüstet hatte. Seit dem sind fast 20 Jahre "Inflation" vergangen.

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34 Antworten
am 24. Juni 2019 um 17:00

Wenn es nur um Beimischung zu und keinen vollständigen Ersatz der herkömmlichen Treibstoffe geht - warum nicht erst einmal die Ethanol- bzw. Pflanzenölquote auf ein Niveau anheben, wie es z.B. Brasilien schon lange vormacht, bevor man zu wirtschaftlich fragwürdigen SciFi-Methoden greift?

Zitat:

@mg18 schrieb am 24. Juni 2019 um 19:00:00 Uhr:

Wenn es nur um Beimischung zu und keinen vollständigen Ersatz der herkömmlichen Treibstoffe geht - warum nicht erst einmal die Ethanol- bzw. Pflanzenölquote auf ein Niveau anheben, wie es z.B. Brasilien schon lange vormacht, bevor man zu wirtschaftlich fragwürdigen SciFi-Methoden greift?

Moin,

Hatten wir doch schon. Die Beimischung zum Benzin aus Mineralöl betrug max. 85%.

Diesen Kraftstoff nannte man E85. Warum dieser abgeschafft wurde, ist mir nicht bekannt.

Dafür wurde zur Schonung der Erdölressourcen E10 eingeführt.

Was kolportiert wurde, ist mir schon bekannt, nur es nichts von politisch Verantwortlichen

dazu gesagt worden.

Dadurch, dass die Steuerermäßigung für E85 weggenommen wurde, ist E85 unwirtschaftlich

geworden durch den Mehrverbrauch von 25-30% ggü. Super mit 5% ETH oder 10% ETH.

Gruß dudel

Themenstarteram 24. Juni 2019 um 18:21

Wenn du mal alle Batteriestromer abziehst und die PKW, die mit 2€/l aufwärts nicht mehr wirklich gefahren werden - für wie viele reicht dann der bisher im Sprit verklappte Alkohol? Wie viele könnten mit Biogas fahren? Damit steht der Preis für Synthesekraftstoffe fest. Aktuell kostet ne Tonne Bioethanol ohne Steuer & Co unter 600€.

am 24. Juni 2019 um 23:29

...das wären dann weniger als 50 Eurocent pro Liter. Liesse sich also auch nach Transport/Vertrieb und Steuern noch lukrativ vermarkten. Ethanolsprit ist also in Deutschland nicht ausgestorben weil „unwirtschaftlich“ sondern, wenn ich mich mit der Annahme nicht zu weit aus dem Fenster lehne, weil strategisch unerwünscht für die Konzerne.

Wählt mich zu eurem Diktator und ich erziehe euch die Autofahrer um:

-Einführung E20 als Standardbenzin nach brasilianischem Vorbild per sofort. E5/E0 gibt es weiterhin zu kaufen, für die Oldtimerfreunde, aber so teuer, dass es nur kauft, wer es wirklich braucht.

-Die Hersteller dürfen bis in wenigen Jahren nur noch Otto-angetriebene Autos verkaufen, bei denen sie E50-Verträglichkeit garantieren. Dafür dürfen sie bei ihrem Flotten-CO2 dann auch damit rechnen. Das ist sehr industriefreundlich, da es dafür kaum technische Anpassungen braucht. (Neue Software, allenfalls andere Ventile?)

Die Preise an den Tankstellen sehen dann ungefähr so aus: E85 für EUR 1.00/l, E50 für EUR 1.50/l, E20 für EUR 2.00/l, E0 für EUR 3.50/l.

Wir schaffen das!

Themenstarteram 25. Juni 2019 um 9:03

.oO(Ein Diktator der gewählt werden will. Was ein Weichei, aber es wäre immerhin neu)

Demokratischer Diktator = sympathischer Diktator

Themenstarteram 25. Juni 2019 um 12:16

Da brauchste nix diktieren. Setzt die Steuern auf fossile Brennstoffe langfristig um 1€/kg hoch (entspricht etwa zusätzlich 400€/t CO2), dann wird Bioethanol sofort eine ökonomische Alternative für Langstreckler. Ich glaub die letzte Steueranpassung auf Diesel/Benzin war irgendwann 2002/2003. Damals hatte ich mein erstes Auto gekauft, das ich auf LPG umgerüstet hatte. Seit dem sind fast 20 Jahre "Inflation" vergangen.

Zitat:

warum nicht erst einmal die Ethanol- bzw. Pflanzenölquote auf ein Niveau anheben, wie es z.B. Brasilien schon lange vormacht, bevor man zu wirtschaftlich fragwürdigen SciFi-Methoden greift?

Da gebe ich zu bedenken, dass Biosprit nicht vom Himmel fällt: In Brasilien werden riesige Flächen (wo früher mal Urwald war) agrarintensiv mit Zuckerrohr bepflanzt. Daraus stellen sie dann Ethanol her.

Bei uns zeigen sich die Biosprit-Auswirkungen in den Maiswüsten mancher Regionen. Jedenfalls geht die Biospritproduktion zu Lasten der Natur und der Nahrungsmittelproduktion. Auch nicht so toll.

Synthetische Kraftstoffe haben großes Potenzial hinsichtlich der Schadstoffemissionen, nur die Energiebilanz der Herstellung ist eben mau. Vielleicht wird das besser, wenn in Arabien große Solarkraftwerke entstehen. (https://www.ingenieur.de/.../)

Aus meiner Sicht zeichnet sich momentan noch keine einfache Lösung zum CO2-Problem ab.

Wie blöd das Zuckerrohr nicht im Regenwald wächst. Das ist wenn Ölpalmen aus denen FAME herstellen kann.

Ich weiß zwar nicht, wie viel Wahrheit dahinter steckt, aber laut ARD:

Zitat:

Übrigens: In den Fabriken landen schon lange keine Feldfrüchte mehr, die sonst auf dem Teller fehlen würden. Das so genannte „Bioethanol der zweiten Generation“ entsteht ausschließlich aus Resten diverser Landwirtschaftsindustrien. Mit Nordzucker, der CropEnergies-Mutter Südzucker und Suiker Unie sind übrigens die Hälfte der deutschen Ethanolproduzenten in Deutschland namhafte Zuckerhersteller.

https://boerse.ard.de/.../auf-bioethanol-abfahren100.html

Ich sehe langfristig schon noch einen Markt für Alternative Kraftstoffe. Gerade, wenn nicht mehr so viele Verbrenner unterwegs sind, sondern E-Autos überwiegen. Dann ist eine (überwiegende) Versorgung mit alternativen Kraftstoffen in 15-20 Jahren durchaus realistisch. Und gerade bei Ethanol ist die Umrüstung spielend einfach. Entweder per Software oder mit größeren Einspritzdüsen.

Zudem könnte bei DI-Ottos eher auf Anfettung verzichtet können, beim Betrieb quasi keinerlei HC/CO/PAK/Partikelemission. "Lokal Emissionsfrei".

Und was spricht dagegen die deutsche Landwirtschaft auf Ethanol fähige Pflanzen umzustellen? Nahrungsmittel gibt es doch sowieso zu viele....

am 26. Juni 2019 um 7:13

Also dass Ethanol nichts (gut ausser in den USA, aber da ist eh Hopfen und Malz verloren) mehr mit Tank oder Teller zu tun hat, dürfte mittlerweile klar sein. Aber Leute.... die Dichtungen und Leitungen die sich sofort auflösen und die Algen die im Tank wachsen und die Alufelge, die bei Erstbetankung wegrostet und überhaupt kann man dem Michel sein BummBrumm sowas nicht zumuten.

Und darum "Dadurch bliebe auch der "momentane Technologievorsprung deutscher Automobilhersteller" erhalten." ichlachmichschlapp "ist der Diesel auch 2030 noch eine relevante Technologie" (Quelle Zetsche von irgendwann letztens).

Das Autoland Deutschland demontiert sich selber. Ich vermute aber dass die Hersteller damit keine Probleme haben. Die schöpfen ab was geht und wenn nichts mehr geht stehen sie mit modernsten Technologien in Asien am Start. Und die Politik, sowie der stolze deutsche Autokäufer stehen dann dumm da.

Selbst wenn perfekter Dieselersatz aus 100% erneuerbaren Quellen verfügbar wäre, käme auf jeden Fall so ein Honk am Stammtisch mit "da weiss man ja nicht was das mit meinem Auto macht" und "überhaupt werden wir da wieder abgezockt" und schon tanken alle wieder Dinoplörre.

Ohne die angesprochene Diktatur wird sich leider im Mobilitäts Sektor nichts ändern....

Moin

Die Diktatur hast du doch schon lange. Seit wann machen Politiker Politik für den allgemeinen Menschen? Alles was da abfällt ist tatsächlich genau das: Ein Abfallprodukt von Gesetzen die es einigen wenigen ermöglichen Stinkreich zu werden auf Kosten anderer. Per Gesetz.

Die Mineralöllobby hat halt ne Menge Zügel in der Hand. Warum sonst läst man VW, welcher offensichtlich betrogen hat, so einfach gewähren. Warum läst man Kohle weiterlaufen und vergütet ihnen eine angeblich gekürzte Nutzung Horrend? Weder der Arbeitnehmer in der Kohlebranche hat etwas von dieser Entschädigung noch ist eine solche meist nötig, die Abschaltungen werden teils absichtlich noch etwas nach hinten verlegt um eben diese Entschädigung zu bekommen.

Ob Synthesekraftstoff ( um beim Thema zu bleiben, nachdem die letzten Antworten schon nichts mit dem eigentlichen Thema mehr zu tun hatten folgt auf meine Antwort ja meist ein "Am Thema bleiben") oder halt andere Allternativen, sie werden erst so richtig populär und Marktfähig wenn einige wenige daran sehr gut verdienen. Das kann man in allen Bereichen ebenfalls beobachten.

Ob Synthese dann besser ist als Bio oder konventionell, das steht dann nochmals auf einem anderen Blatt.

Moin

Björn

am 26. Juni 2019 um 12:29

Zitat:

@Turboloewe schrieb am 25. Juni 2019 um 20:21:48 Uhr:

Jedenfalls geht die Biospritproduktion zu Lasten der Natur und der Nahrungsmittelproduktion. Auch nicht so toll.

Zu Lasten der Nahrungsmittelproduktion: Heute wären locker genügend Nahrungsmittel vorhanden, damit kein Mensch auf der Welt Hunger haben müsste. Das Problem ist nicht Mangel an Lebensmitteln sondern deren Verteilung. Stichworte dazu wären Food Waste oder kapitalistische Fehlanreize die dafür sorgen, dass Firmen lieber Lebensmittel wegwerfen als sie zu erodierten Preisen weiterzugeben. Aber das wird zu gesellschaftskritisch. Jedenfalls ist "der Hunger in der Welt" eine Erscheinung unseres Systems; wenn wir von heute auf morgen plötzlich 80% oder 120% der momentanen Lebensmittelproduktion hätten, würde dies am Hunger nichts ändern.

Im Übrigen wird Ethanol wie schon erwähnt wurde auch aus pflanzlichem Material hergestellt, das nicht zum Essen geeignet ist. Z.B. Zellulose aus Getreide- oder Holzabfällen oder verdorbenem Obst.

Oder ein anderes, themenverwandtes Beispiel: Bei uns haben wir mittlerweile schöne Biogasanlagen, in denen doch ein gewisser Teil der Grün- und Fleischabfälle (inkl. Tierkadaver, so denke ich) verwertet wird. Wie sieht das wohl im Rest der Welt aus? Wieviel Gas und Ethanol könnte aus Resten gewonnen werden, die heute einfach in irgend eine Grube gekippt werden? Das Internet hat bei mir auf diese Frage keine schnelle Antwort ausgespuckt.

Zu Lasten der Natur: Das kann man wohl von jeder menschlichen Industrie ein Stück weit sagen. Aber jedenfalls weniger, als Erdöl oder Kohle zu verbrennen.

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