So produziert man tote Motorradfahrer

Ja, der Titel ist provokant, aber auch leider wahr.

Ein deutsches Landgericht entscheidet, dass bei einem missglückten Überholversuch lieber ein Motorradfahrer mit 12-jähriger Sozia zu gefährden ist, als durch eine Bremsung den Überholvorgang abzubrechen und sich in einer 50 Meter großen Lücke hinter dem Motorrad einzureihen.
Auch das anschließende Fluchtverhalten mit dem Überfahren von zwei roten Ampeln mit Verkehrsgefährdung wurde verständnisvoll vom Richter unter den Tisch gekehrt.

Klingt krass, ist aber leider so entschieden worden.

Vor ca. einem Jahr fuhren drei Motorradfahrer auf einer Landstraße.
Durch den vorherigen Kreisverkehr auseinandergerissen, fuhr Fahrer 2 mit einem Abstand von ca. 50 Metern hinter Fahrer 1, Fahrer 3 folgte in normalem Abstand zu Fahrer 2.
Eine Autofahrerin überholte diese Kolonne in einem Ansatz ohne einzuscheren, obwohl genügend Platz zum gefahrfreien Einscheren gewesen wäre.
Als sich der Gegenverkehr gefährlich genähert hatte und bereits heftig aufblinkte, zog die Fahrerin neben dem vorne fahrenden Motorradfahrer mit 12-jähriger Sozia schlagartig auf die Spur der Motorradfahrer zurück.
Der Motorradfahrer konnte durch ein Notmanöver (Bremsen, Ausweichen und wieder zurück auf die Fahrbahn wuchten - der ca. 1m tiefe Graben neben der Straße wurde nur um ein paar Zentimeter verfehlt) den Unfall gerade noch verhindern, der Abstand zum Auto war zwischenzeitlich < 5 cm.
Danach trat das Fluchtverhalten der Fahrerin zu Tage. Vollgas über den nächsten Kreisverkehr, an der folgenden Ampel bei Rot über die Linksabbiege-Spur geradeaus, dann weiter über die nächste rote Ampel.

Vor 5 Monaten kam es zur Verhandlung vor einem deutschen Amtsgericht.
Die angeklagte Fahrerin wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 800€ und einem Führerscheinentzug mit der Auflage, den Neuerwerb frühestens 12 Monate nach Abgabe zu beantragen. Das Urteil berief sich auf eine Gefährdung des Straßenverkehrs nach StGB §315c (Straftat).

Soweit so gut, aber dann...

Der Anwalt der Fahrerin ging in Berufung. Somit landete das Verfahren vor dem Landgericht.
Alle Zeugen wurden erneut gehört.
Danach wurden die Aussagen der Zeugen aus dem Zusammenhang gerissen und zerstückelt für die Urteilsbegründung genutzt.
Aus der Aussage des 3. Motorradfahrers „ich fuhr mit ca. 35 km/h aus dem Kreisverkehr und beschleunigte dann auf die erlaubten 70 km/h“ wurde vom Richter ein „fuhr mit ca. 35 km/h“ gemacht, womit ein Überholen rechtens und nachvollziehbar sei.
Aus der Aussage der 2. Motorradfahrerin „als das Auto neben mir war, war noch kein Gegenverkehr zu sehen, kurz danach jedoch schon“ wurde vom Richter ein „da war kein Gegenverkehr zu sehen“ und somit keine Gefährdung.
Die Aussage der Motorradfahrer, dass die Motorräder mit ca. 50 Metern Abstand fuhren und somit mehr als genug Platz zum Einscheren gewesen wäre, wurde komplett ignoriert.
Der Richter fragte den abgedrängten Motorradfahrer „Wie hätten sie denn reagiert? Hätten Sie den Frontalzusammenstoß in Kauf genommen oder den Motorradfahrer gefährdet?“. Der Motorradfahrer antwortete „Ich hätte gebremst und wäre hinter dem Motorradfahrer in der 50 Meter großen Lücke eingeschert, hätte somit den Überholvorgang abgebrochen ohne jemanden zu gefährden.“ Diese Option kam aber für den Richter nicht in Frage.
Das neue Urteil lautet jetzt 250€ Strafe und 1 Monat Fahrverbot. Es läge keine Straftat vor, lediglich eine Ordnungswidrigkeit.
Der Richter sah kein grob verkehrswidriges und rücksichtsloses Verhalten. Laut §315c StGB 2.c) liegt dieses jedoch vor, wenn jemand falsch überholt oder sonst bei Überholvorgängen falsch fährt.
Die Rotlichtvergehen wurden nicht beachtet, da es ja eine Flucht war....

Alleine ein Rotlichtvergehen (Ampel bei schon länger als 1 Sekunde leuchtendem "Rot" überfahren mit Gefährdung) hätte laut Bußgeldkatalog eine Geldstrafe von 200€, 2 Punkte und ein Fahrverbot von 1 Monat & je nach Tatbegehung Geldstrafe, Führerscheinentzug und Freiheitsstrafe bis 5 Jahre gemäß § 315c StGB nach sich ziehen müssen. Und es waren zwei Rotlichtvergehen.
Das bedeutet, dass die Strafe nicht die beiden Rotlichtvergehen beinhalten kann.

Sieht so der Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer aus?

Beste Antwort im Thema

Ja, der Titel ist provokant, aber auch leider wahr.

Ein deutsches Landgericht entscheidet, dass bei einem missglückten Überholversuch lieber ein Motorradfahrer mit 12-jähriger Sozia zu gefährden ist, als durch eine Bremsung den Überholvorgang abzubrechen und sich in einer 50 Meter großen Lücke hinter dem Motorrad einzureihen.
Auch das anschließende Fluchtverhalten mit dem Überfahren von zwei roten Ampeln mit Verkehrsgefährdung wurde verständnisvoll vom Richter unter den Tisch gekehrt.

Klingt krass, ist aber leider so entschieden worden.

Vor ca. einem Jahr fuhren drei Motorradfahrer auf einer Landstraße.
Durch den vorherigen Kreisverkehr auseinandergerissen, fuhr Fahrer 2 mit einem Abstand von ca. 50 Metern hinter Fahrer 1, Fahrer 3 folgte in normalem Abstand zu Fahrer 2.
Eine Autofahrerin überholte diese Kolonne in einem Ansatz ohne einzuscheren, obwohl genügend Platz zum gefahrfreien Einscheren gewesen wäre.
Als sich der Gegenverkehr gefährlich genähert hatte und bereits heftig aufblinkte, zog die Fahrerin neben dem vorne fahrenden Motorradfahrer mit 12-jähriger Sozia schlagartig auf die Spur der Motorradfahrer zurück.
Der Motorradfahrer konnte durch ein Notmanöver (Bremsen, Ausweichen und wieder zurück auf die Fahrbahn wuchten - der ca. 1m tiefe Graben neben der Straße wurde nur um ein paar Zentimeter verfehlt) den Unfall gerade noch verhindern, der Abstand zum Auto war zwischenzeitlich < 5 cm.
Danach trat das Fluchtverhalten der Fahrerin zu Tage. Vollgas über den nächsten Kreisverkehr, an der folgenden Ampel bei Rot über die Linksabbiege-Spur geradeaus, dann weiter über die nächste rote Ampel.

Vor 5 Monaten kam es zur Verhandlung vor einem deutschen Amtsgericht.
Die angeklagte Fahrerin wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 800€ und einem Führerscheinentzug mit der Auflage, den Neuerwerb frühestens 12 Monate nach Abgabe zu beantragen. Das Urteil berief sich auf eine Gefährdung des Straßenverkehrs nach StGB §315c (Straftat).

Soweit so gut, aber dann...

Der Anwalt der Fahrerin ging in Berufung. Somit landete das Verfahren vor dem Landgericht.
Alle Zeugen wurden erneut gehört.
Danach wurden die Aussagen der Zeugen aus dem Zusammenhang gerissen und zerstückelt für die Urteilsbegründung genutzt.
Aus der Aussage des 3. Motorradfahrers „ich fuhr mit ca. 35 km/h aus dem Kreisverkehr und beschleunigte dann auf die erlaubten 70 km/h“ wurde vom Richter ein „fuhr mit ca. 35 km/h“ gemacht, womit ein Überholen rechtens und nachvollziehbar sei.
Aus der Aussage der 2. Motorradfahrerin „als das Auto neben mir war, war noch kein Gegenverkehr zu sehen, kurz danach jedoch schon“ wurde vom Richter ein „da war kein Gegenverkehr zu sehen“ und somit keine Gefährdung.
Die Aussage der Motorradfahrer, dass die Motorräder mit ca. 50 Metern Abstand fuhren und somit mehr als genug Platz zum Einscheren gewesen wäre, wurde komplett ignoriert.
Der Richter fragte den abgedrängten Motorradfahrer „Wie hätten sie denn reagiert? Hätten Sie den Frontalzusammenstoß in Kauf genommen oder den Motorradfahrer gefährdet?“. Der Motorradfahrer antwortete „Ich hätte gebremst und wäre hinter dem Motorradfahrer in der 50 Meter großen Lücke eingeschert, hätte somit den Überholvorgang abgebrochen ohne jemanden zu gefährden.“ Diese Option kam aber für den Richter nicht in Frage.
Das neue Urteil lautet jetzt 250€ Strafe und 1 Monat Fahrverbot. Es läge keine Straftat vor, lediglich eine Ordnungswidrigkeit.
Der Richter sah kein grob verkehrswidriges und rücksichtsloses Verhalten. Laut §315c StGB 2.c) liegt dieses jedoch vor, wenn jemand falsch überholt oder sonst bei Überholvorgängen falsch fährt.
Die Rotlichtvergehen wurden nicht beachtet, da es ja eine Flucht war....

Alleine ein Rotlichtvergehen (Ampel bei schon länger als 1 Sekunde leuchtendem "Rot" überfahren mit Gefährdung) hätte laut Bußgeldkatalog eine Geldstrafe von 200€, 2 Punkte und ein Fahrverbot von 1 Monat & je nach Tatbegehung Geldstrafe, Führerscheinentzug und Freiheitsstrafe bis 5 Jahre gemäß § 315c StGB nach sich ziehen müssen. Und es waren zwei Rotlichtvergehen.
Das bedeutet, dass die Strafe nicht die beiden Rotlichtvergehen beinhalten kann.

Sieht so der Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer aus?

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Ich habe gestern (m)ein Mopped aus der Werkstatt geholt und bin anschliessend knapp 40 Kilometer gefahren, um u.a. die neuen Reifen einzufahren. Was sich da wieder um mich herum abgespielt hat, ist unbeschreiblich. Fast so, als wäre ich unsichtbar. Ich habe noch nie so oft die Hupe / Lichthupe benutzt wie in dieser Saison. Und selbst mit solchen eindeutigen Signalen scheine ich für andere Verkehrsteilnehmer weiterhin unsichtbar zu bleiben. Mir fehlt schon lange der Glaube daran, dass das nur Situationen sind, die unbeabsichtigt entstehen. Meiner bescheidenen Meinung nach ist da sehr viel Arroganz, Gleichgültigkeit und Vorsatz im Spiel. Selbst wenn man sich als Moppedfahrer zurücknimmt, die Abstände vergrößert - man entkommt ihnen nicht. Denn es wird so gefahren, dass man trotzdem irgendwie verwickelt wird.

Vielleicht sind viele einfach nur dehydriert. Nach der seit Wochen anhaltenden Warmwetterphase sicherlich nicht ungewöhnlich. Seltsam ist nur, dass das auch bei kühlem Wetter nicht besser wird.

Zitat:

@Omega_y22xe schrieb am 3. Juli 2018 um 01:05:49 Uhr:


Also ich hab ja null Ahnung was Gerichtsurteile anbelangt, deshalb mal eine Frage: was wär gewesen wenn der TE als Nebenkläger vor Gericht gestanden hätte und nicht nur als Zeuge?
Wenn der Staatsanwalt nicht weiter geht könnte doch der Nebenkläger weitere Instanzen nutzen, oder?

Gruß Sigi
PS: im übrigen finde ich das Urteil eine Sauerei, wahrscheinlich wieder ein Richter ohne Fahrerlaubnis.

Straftat: Kläger StA
Nebenkläger wäre nur als Geschädigter möglich gewesen. Zum Glück gab es keinen Schaden, sonst hätte ich hier evtl. gar nicht schreiben können. Mit 50 km/h in einen V-förmigen Straßengraben...

Ist zwar jetzt nur meine Meinung und ich kenne ja auch nur das, was hier beschrieben wurde, aber auch in meinen Augen ist das alles unter aller Sau! Natürlich sind wir alle nur Menschen und neigen zum Fehlverhalten in Situationen, in denen die Option B doch so offensichtlich gewesen wäre, aber das muss echt nicht sein! Wenn ich mich falsch verhalte weil ich eine Situation falsch eingeschätzt und aus der Panik heraus reagiert habe, kann ich mich auch dafür entschuldigen. Wie dann beim Landgericht damit umgegangen wurde, ist nochmal das allerletzte!

Auf den Straßen herrscht leider sowieso verstärkt die Ellenbogenmentalität. Mach Platz, ich habs eilig, ich habe das stärkere Fahrzeug, du kannst eh nicht fahren, ich stehe sowieso über dir. So wirkt das alles auf mich. Egal ob ich jetzt mit dem Motorrad, oder mit dem Auto unterwegs bin. Gestern bin ich mit einem Freund eine kleine Motorradtour in der Gegend gefahren. Wir bogen in die zweispurige Hauptstraße, die nach außerorts führte, in die rechte Spur ab. Anschließend wollten wir auf die linke Spur wechseln. Ich setzte den Blinker, machte den Schulterblick und fuhr schon ganz langsam nach links. Plötzlich rast da ein Auto an mir vorbei und schneidet mich. Also brach ich den Spurwechsel erst mal ab. Mein Kumpel wechselte nach dem Auto auf die linke Spur. Da bremst ihn dieses Fahrzeug plötzlich provokativ herunter. Als der Fahrer dann auf die rechte Spur wechselte, überholten wir ihn links. Keine Ahnung, was sein Problem war.

Andere Situation in der Fahrschule. Im Fahrunterricht stand ich an einer roten Ampel auf der rechten von zwei Spuren. Links von mir stand ein Auto. Beide Spuren führten nach links auf die zweispurige Hauptstraße außerhalb geschlossener Ortschaften. Die Ampel schaltete auf Grün und wir bogen nach links ab. Ich beschleunigte ganz normal auf die erlaubten 70 km/h. Das Auto neben mir fuhr minimal schneller und zog einfach nach rechts, obwohl ich mit der zweiten Hälfte des Fahrzeugs noch auf einer Linie war. Also bremste ich schnell ab. Mein Fahrlehrer fluchte ins Funkgerät, was das Auto da denn gerade abzieht. Wir fuhren auf eine Ampel zu, die rot war. Vor der Ampel wurde die Straße dreispurig. Die Fahrerin wechselte auf die rechte Spur, wir blieben auf der mittleren. Plötzlich zog sie doch wieder ohne Blinker auf die mittlere Spur und erwischte mich erneut beinahe. Diesmal musste ich wirklich stark bremsen, damit nichts passiert.

Mein Fahrlehrer wechselte dann auf die linke Spur, fuhr neben der Fahrerin und schrie sie an, ob sie denn keine Augen im Kopf hätte und was sie da eigentlich mache. Er wies sie (weiterhin völlig wütend) darauf hin, dass sie mich gerade 2 mal fast umgefahren hätte. Die Frau ging gar nicht auf die Situation ein?! Sie schrie nur zurück "Was willst du?? Hast du ein Problem oder was?? Halt deine Fresse!!". Kein Wort über mich. Nicht mal sowas wie "Wenn dein Fahrschüler nicht fahren kann?!". Sie hatte völlig dicht gemacht und einfach nur gepöbelt.

Sagt mal, wo kommt ihr Beiden denn her?

Klar gibt es hier im östlichen Ruhrgebiet zum Sauerland auch schon mal den ein oder anderen Deppen auf der Straße aber solche Aktionen kenne ich so nciht, nicht mal am Sonntag wenn noch alle Sonntagsschnarcher unterwegs sind.

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Zitat:

@KapitaenLueck schrieb am 3. Juli 2018 um 10:46:46 Uhr:


Sagt mal, wo kommt ihr Beiden denn her?

Klar gibt es hier im östlichen Ruhrgebiet zum Sauerland auch schon mal den ein oder anderen Deppen auf der Straße aber solche Aktionen kenne ich so nciht, nicht mal am Sonntag wenn noch alle Sonntagsschnarcher unterwegs sind.

Dann hast du Glück, ich kann alle Berichte so bestätigen. Schlimm war es letzten Sonntag von HER nach KR, und zurück der gleiche Mist wieder, bei vielen hab ich das Gefühl die

wollen

einen töten.

Ich wohne in Karlsruhe, Baden-Württemberg. Karlsruhe macht auf mich schon einen motorradfeindlichen Eindruck.
Schon in den Fahrstunden gab es hier und da mal Situationen, die das zeigten. Autofahrer machten es uns (also Fahrlehrer und mir) teilweise unmöglich, zusammen zu bleiben. Zum Beispiel wechselte er die Spur und ich wollte hinterher. Der Autofahrer schloss aber die Lücke. Bin sogar etwas schneller gefahren als erlaubt, aber er zog mit. Letztendlich ging ich vom Gas runter und ließ ihn vorbei fahren. Bei sowas setzte sich mein Lehrer aber immer stark für den Fahrschüler ein. Bei diesem Fahrer blieb er z.b. kurz daneben stehen und zeigte ihm den Vogel 😁

Ich bin froh, dass ich zwar Motorradanfänger bin, aber nicht generell Verkehrsneuling.

Ganz ehrlich, würde mir das laufend bzw. öfter passieren würde ich mir über meine Motorradzukunft echt Gedanken machen.

Hätte keine Lust mich von solchen Idioten vom Moped putzen zu lassen.

Es gibt noch viele andere schöne Hobbys.

Aber noch ist es bei mir nicht so weit gekommen.

Ich fange aber erst mit dem Hobby an und möchte nicht jetzt schon wieder damit aufhören. Glücklicher Weise ist nicht jede Situation hier gleich eine lebensgefährliche. Zudem lass ich mich nicht darauf ein, mich jemanden zu beweisen. Ich fahre eher passiv. Zudem meide ich in Zukunft die Hauptverkehrszeiten. Unter der Woche werde ich eher abends fahren, wenn sich der Verkehr beruhigt hat und dann halt natürlich an Wochenenden.

Aber klar, man kann nicht zu 100 % vorbeugen. Es gibt genug Situationen, in welchen der Motorradfahrer gar nichts dafür kann.

Zitat:

@KapitaenLueck schrieb am 3. Juli 2018 um 10:46:46 Uhr:


Sagt mal, wo kommt ihr Beiden denn her?

Klar gibt es hier im östlichen Ruhrgebiet zum Sauerland auch schon mal den ein oder anderen Deppen auf der Straße aber solche Aktionen kenne ich so nciht, nicht mal am Sonntag wenn noch alle Sonntagsschnarcher unterwegs sind.

Es kann sein, dass mir noch das entspannte Fahren vor drei Wochen in Spanien das Gemüt trübt. Die Strassen waren zwar nicht immer gut asphaltiert, aber niemand hatte die Absicht, mich vom Bock zu schiessen. Auch wenn mir auf engen Strassen gerne mal ein Auto halb in meiner Fahrspur entgegen kam. Immerhin sind die Spanier so freundlich, die Situation schnell zu erkennen und genauso schnell unfallvemeidende Maßnahmen zu ergreifen. So etwas erlebt man hier, selbst auf bestens ausgebauten und übersichtlichen Strassen nicht immer.

Meiner Erfahrung nach ist es für Kraftfahrer mit deutschen Kennzeichen eine Art Sport so knapp wie nur möglich an schwächeren Verkehrsteilnehmern vorbei zu fahren. Als ich um neue Schadensfreiheitsrabatte zu erlangen einige Jahre als Dritt- und Viertmotorrad Leichtkrafträder hatte die die üblichen 110 bis 120 bei erlaubten 100 auf Land- und Bundesstraßen nicht schafften kam es teilweise sogar zu Kollisionen, so knapp fuhren die Vierradfahrer völlig ohne Not an mir vorbei. Die krassesten Fälle hatten einmal einen verdrehten Außenspiegel und im anderen Fall eine verschmutzte Jacke zur Folge - ich bin am Ellenbogen berührt worden. In beiden Fällen gab es keinen Gegenverkehr. Mehr brauche ich wohl nicht zu schreiben.

Um meine Kinder auf ihren damaligen Leichtkrafträdern zu schützen habe ich damals dann einen ganz besonderen Trick entwickelt: Seitenkoffer dran. Die machten das Moped breiter und die Autofahrer halten aus Angst um ihr Heilig's Blechle mehr Abstand.

Zur Zeit erlebe ich es täglich, dass ich mit voller Absicht fast umgefahren werde. Wenn ich mit den Hunden raus gehe muss ich 2x etwa 80 m an einer Bundesstraße ohne Seitenstreifen und ohne Gehweg gehen. Auch hier wird mir von der überwiegenden Mehrheit (!) der Kraftfahrer mit deutschem Kennzeichen klargemacht, dass ich ihrer Meinung nach auf dieser Straße nichts verloren hätte. Oder es sind einfach nur dumme und faule Arschlöcher. Aber ich denke das ist wie bei der Geschichte mit den Leichtkrafträdern volle Absicht. Eine bösartige Machtdemonstration.

Ich mache es seit Jahrzehnten so wie schon mein Vater davor: Ich fahre nur mit deutlichem Abstand vorbei. In meiner Fahrschulzeit lag der gesetzlich geforderte Abstand noch bei 1 m, inzwischen sind es glaube ich 1,5 m. Daran hält sich fast niemand. Ich auch nicht, ich wechsel meist voll auf die linke Spur, also meist auf die Gegenfahrbahn. Ich betrachte das Passieren schwächerer Verkehrsteilnehmer als normales Überholen. Ist das wegen der Verkehrssituation nicht möglich, lasse ich mindestens 2 m Abstand oder warte eine Lücke ab um in diesem Abstand vorbei fahren zu können. Der Fußgänger, Radfahrer, Mofa- oder Sonstwasfahrer könnte schließlich stürzen. Mein Cousin hat vor etwa 40 Jahren genau so einen Unfall gehabt und dabei ein Bein verloren.

Aus meiner Kindheit kenne ich noch die 1971 begonnene Aktion "Hallo Partner danke schön". Die warb für ein faires Miteinander statt des heute mehr denn je geltenden Gegeneinanders. So eine Kampagne würden wir dringend wieder brauchen.

Gruß Michael

Wenn ich das so von euch höre muss ich sagen das ich doch sehr viel Glück im Leben, auf der Straße und sonst wo habe.

Man oh man.

Passt auf euch auf, ich will keine schlechten Nachrichten von euch (oder sonst wem) lesen müssen.

Och, das Thema habe ich schon 2013 erledigt. Der Unfall passierte übrigens auf genau der Bundesstraße die ich im Sommer(*) immer mit den Hunden gehe.

Gruß Michael

(*) Das liegt daran, dass das Feld und der Randstreifen im Augenblick einfach zu stark bewachsen sind. Das übrige Jahr gehe ich nicht an der Straße sondern am Feld entlang.

Zitat:

@cng-lpg schrieb am 3. Juli 2018 um 12:04:11 Uhr:


Meiner Erfahrung nach ist es für Kraftfahrer mit deutschen Kennzeichen eine Art Sport so knapp wie nur möglich an schwächeren Verkehrsteilnehmern vorbei zu fahren. Als ich um neue Schadensfreiheitsrabatte zu erlangen einige Jahre als Dritt- und Viertmotorrad Leichtkrafträder hatte die die üblichen 110 bis 120 bei erlaubten 100 auf Land- und Bundesstraßen nicht schafften kam es teilweise sogar zu Kollisionen, so knapp fuhren die Vierradfahrer völlig ohne Not an mir vorbei. Die krassesten Fälle hatten einmal einen verdrehten Außenspiegel und im anderen Fall eine verschmutzte Jacke zur Folge - ich bin am Ellenbogen berührt worden. In beiden Fällen gab es keinen Gegenverkehr. Mehr brauche ich wohl nicht zu schreiben.

Um meine Kinder auf ihren damaligen Leichtkrafträdern zu schützen habe ich damals dann einen ganz besonderen Trick entwickelt: Seitenkoffer dran. Die machten das Moped breiter und die Autofahrer halten aus Angst um ihr Heilig's Blechle mehr Abstand.

Zur Zeit erlebe ich es täglich, dass ich mit voller Absicht fast umgefahren werde. Wenn ich mit den Hunden raus gehe muss ich 2x etwa 80 m an einer Bundesstraße ohne Seitenstreifen und ohne Gehweg gehen. Auch hier wird mir von der überwiegenden Mehrheit (!) der Kraftfahrer mit deutschem Kennzeichen klargemacht, dass ich ihrer Meinung nach auf dieser Straße nichts verloren hätte. Oder es sind einfach nur dumme und faule Arschlöcher. Aber ich denke das ist wie bei der Geschichte mit den Leichtkrafträdern volle Absicht. Eine bösartige Machtdemonstration.

Ich mache es seit Jahrzehnten so wie schon mein Vater davor: Ich fahre nur mit deutlichem Abstand vorbei. In meiner Fahrschulzeit lag der gesetzlich geforderte Abstand noch bei 1 m, inzwischen sind es glaube ich 1,5 m. Daran hält sich fast niemand. Ich auch nicht, ich wechsel meist voll auf die linke Spur, also meist auf die Gegenfahrbahn. Ich betrachte das Passieren schwächerer Verkehrsteilnehmer als normales Überholen. Ist das wegen der Verkehrssituation nicht möglich, lasse ich mindestens 2 m Abstand oder warte eine Lücke ab um in diesem Abstand vorbei fahren zu können. Der Fußgänger, Radfahrer, Mofa- oder Sonstwasfahrer könnte schließlich stürzen. Mein Cousin hat vor etwa 40 Jahren genau so einen Unfall gehabt und dabei ein Bein verloren.

Aus meiner Kindheit kenne ich noch die 1971 begonnene Aktion "Hallo Partner danke schön". Die warb für ein faires Miteinander statt des heute mehr denn je geltenden Gegeneinanders. So eine Kampagne würden wir dringend wieder brauchen.

Gruß Michael

Ich finde es toll, dass Du zu der handverlesenen Minderheit gehörst, die noch mit Abstand an schwächeren Verkehrsteilnehmern vorbeifährst.
Chapeau!

Aber anscheinend gehörst Du auch zu denen, die glauben sie wären die Letzten, die noch korrekt fahren während um sie herum nur noch Idioten sind. Ich persönlich finde solche Leute extrem eingebildet und arrogant.

Und sollte es tatsächlich der Wahrheit entsprechen, dass bei Dir zuhause folgendes gilt:

Zitat:

"Auch hier wird mir von der überwiegenden Mehrheit (!) der Kraftfahrer mit deutschem Kennzeichen klargemacht, dass ich ihrer Meinung nach auf dieser Straße nichts verloren hätte. Oder es sind einfach nur dumme und faule Arschlöcher. Aber ich denke das ist wie bei der Geschichte mit den Leichtkrafträdern volle Absicht. Eine bösartige Machtdemonstration."

Dann würde ich Dir dringend raten den Wohnort zu wechseln. Woanders gilt das nicht. Oder arbeite an Deiner Wahrnehmung.

Vereinzelt kommt das definitiv vor, aber bestimmt nicht von der Mehrheit.

Man muss immer mit Idioten im Strassenverkehr rechnen, dann bleibt man länger am Leben. Aber wenn man nur noch Idioten um sich herum sieht, dann sollte man lieber nicht mehr aktiv am Strassenverkehr teilnehmen und ärztlichen Rat aufsuchen.

Auf meiner Tour am Sonntag bin ich ja über die Autobahn von Karlsruhe nach Stuttgart. Von da aus sind wir zu zweit über Landstraßen (Waiblingen, Backnang, Richtung Heilbronn, Gaildorf, Abtsgmünd, Dewangen) nach Aalen gefahren. Dort habe ich meine Familie besucht und bin abends von Aalen über die Bundesstraßen, durch Stuttgart durch und über die Autobahn wieder nach Karlsruhe gefahren. Da war nichts! Nur ein Autofahrer, der mich auf dem Weg zwischen Stuttgart und Aalen auf der Landstraße überholt hat, weil ich ihm vermutlich in den Kurven zu langsam war. Bin ja auch noch Anfänger und in Kurven eher zögerlich. Ist ja auch okay. Sonst war nichts. Auf der Schnellstraße und der Autobahn fuhr ich halt zu 95 % rechts und wurde halt ganz normal links überholt. Keiner schnitt mich oder verhielt sich provokativ.

Im Umkreis von Karlsruhe ist dagegen gefühlt jede Woche sowas zu sehen. Aber gut, ich fahre dann eben möglichst vorausschauend und passiv. Bevor ich mal kurz "die Sau raus lasse" (was für mich je nach meinen Fähigkeiten eben die Sau raus lassen bedeutet), schaue ich mir die Verkehrssituation an und prüfe für mich, ob es die Situation zulässt.

Wenn man als schwächerer (ich bevorzuge lieber langsamerer) Verkehrsteilnehmer mitdenkt, dann kann man auch gut überholt werden. Mit meinem alten Citroen oder auch mit meinem Chopper sowie meiner XT bin ich öfters für Schnellere ein Hindernis. Mir fällt dann auch kein Zacken aus der Krone an einer geeigneten Stelle langsam zu fahren und ein Zeichen zu geben, damit die Anderen mich überholen können.
So vermeide ich, dass sie lange hinter mir herfahren, dann irgendwann die Gedult verlieren und eine Harakiri-Aktion starten. Das funktioniert hervorragend und die meisten Überholenden bedanken sich sogar dafür. Dabei wurde ich noch nie geschnitten.

Das Miteinander geht, es muss aber auch der "Schwächere" mitdenken und nicht einfach davon ausgehen, dass die Anderen alles richtig machen oder eben warten müssen.

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