Rostvorsorge: So funktioniert Hohlraumversiegelung
Während bei modernen Autos das Blech durch Tauchlackierung, Verzinkung, Einsatz von Aluminium und Hohlraumkonservierung geschützt wird, versiegelt bei älteren Autos nur der Lack das Blech. Wenn der abplatzt oder reißt, nistet sich dort Rost ein und verbreitet sich mit der Zeit. Kondens- oder Regenwasser kann durch viele Ritzen dringen und sich bei verstopften Ablauflöchern in der Karosserie sammeln. Abhilfe schaffen spezielle Fette und Wachse.
Die werden in flüssiger Form in die Hohlräume, Ecken und Kanten gespritzt und verschließen das Blech. An warmen Tagen tropfen Wachse und Fette zwar aus dem Auto heraus, aber sie umschließen vorhandenen Rost und stoppen ihn. Das lösemittelfreie Mike-Sander-Fett ist nur leicht haut- und umweltschädlich, hat gute Kriecheigenschaften und haftet gut auf schon rostigen Blechen.
Noch nach Jahren bleibt das Fett geschmeidig und kriecht bei Hitze weiter in die Ritzen. Im Gegensatz zu anderen Mitteln verzichtet Mike Sanders auf Konservierungsstoffe, sodass der Hohlraumschutz nicht austrocknet, brüchig oder porös wird – und das für Jahre. So die Theorie.
Hohlraumkonservierung: Nichts für Ungeübte
Die Rostschutzbehandlung von TimeMax spritzen nur Profis, kombinieren das mit einer aufwändigen Untersuchung und stimmen darauf genau das passende Fett ab. Das soll ein gutes bis perfektes Ergebnis ergeben, ist aber mit mindestens 1.500 Euro auch sehr teuer. Hobbyschrauber können Mike-Sanders-Fett selbst verarbeiten und dabei viel Geld sparen.
Anfangs habe ich mir überlegt, das Zeug selbst zu verarbeiten. Es klingt nicht schwierig: Das Fett in einem speziellen Schmelzautomaten auf 120 Grad erhitzen, in einen Druckluftbecher füllen und mit einer Hohlraum- oder Hakendüse das flüssige Fett in die Hohlräume spritzen. Die Materialkosten liegen mit fünf Kilogramm Fett, Druckspritzbecher und den Düsen bei rund 200 Euro. Den speziellen Schmelzofen für rund 150 Euro hätte ich durch einen alten Topf ersetzt und ihn auf einer Campingkocher-Herdplatte erhitzt.
Doch ein Freund riet mir ab: Für Ungeübte kann die Arbeit in eine Sauerei ausarten. Denn das Fett muss schnell verarbeitet werden. Wenn es erkaltet, verstopft es die Düse. Jagen dann zwischen fünf und sieben bar Luft durch die Düse, knallt es und das Fett liegt überall verteilt in der Garage. Davor hatte ich Respekt – und keine Lust auf das Putzen danach. Deshalb suchte ich mir einen professionellen Verarbeiter und machte einen Deal.
Die Arbeitsteilung: Ich zerlege meinen Benz selbst, demontiere die Verkleidung am Unterboden, die Radkästeninnenverkleidung und die Türverkleidung. Er spritzt mir das Fett rein. Kosten: Statt etwa 1.000 Euro zahle ich rund 800 Euro plus Mehrwertsteuer und lege selbst zwei Tage Hand an den Benz. Außerdem kann ich mir so in Ruhe und ganz genau das Blech unter der Verkleidung anschauen.
Arbeitsaufwand: Insgesamt drei Tage
Dabei entdeckte ich zwei kleine Rostlöcher, schweißte und versiegelte sie und ersetzte ein paar rostige Schrauben und Muttern. Den alten Dreck am Fahrwerk und in den Ritzen saugte ich weg. Ein paar Clips brachen zwar bei der Demontage, aber die waren schnell ersetzt. So kenne ich jetzt jedenfalls die Blechsubstanz meines Autos.
Der Fett-Verarbeiter benötigte drei Tage. Zuerst inspizierte er den Benz, schabte an einigen Stellen Rost weg und versiegelte die Stellen mit Brunox-Rostumwandler. Dann klebte er das ganze Auto mit einer dünnen Folie ab, damit sich der Sprühnebel nicht darauflegt. Gleichzeitig erhitzte er das Fett ein paar Stunden, damit es schön flüssig wird.
Das eigentliche Konservieren des Autos dauerte nur rund fünf Stunden. Im ersten Schritt. Danach kühlte das Fett über Nacht ab und der Profi kontrollierte seine Arbeit. An einigen Stellen musste er nacharbeiten. Also wieder Fett erhitzen und eine zweite Schicht drüberlegen.
Nach drei Tagen war der Benz dann abholbereit. Folie ab, kurz die Scheibe reinigen und ab in die heimatliche Garage. Dort setze ich an einem Tag die Verkleidung wieder an, pinselte vorher noch an einigen Stellen zusätzlich etwas Fett (vorher als kleine Dose gekauft) auf die Karosserie. Das Mike-Sanders-Fett lässt sich auch kalt ganz gut verstreichen, zumindest auf kleine Stellen wie Schrauben oder Falze. Auch die Kofferraumwanne unterhalb des Reserverads strich ich dick mit Fett ein.
Versiegeln ist billiger als Instandsetzen
Warum der ganze Aufwand? Meinen Benz möchte ich möglichst lange behalten. So lange jedenfalls, wie ich mir die S-Klasse leisten kann. Rost soll uns jedenfalls nicht trennen. Und konservieren ist günstiger als in ein paar Jahren Teile einzuschweißen und zu lackieren.
Allerdings war die Substanz des Benz gut: Der Erstbesitzer pflegte den W140. Jedes Jahr im Herbst sprühte der den Unterboden mit Wachs ein. Acht Jahre lang. Im Winter wurde das Auto nicht gefahren. Deshalb sieht der Unterboden noch gut aus und ich konnte mir eine Trockeneisstrahlung sparen. Als ich mir den Dicken vor zwei Jahren kaufte, blühten nur hinten ein wenig die Radhäuser auf, die schliff ich ab und ließ sie lackieren. Der Rest vom Blech, wie die Wagenheberaufnahmen, sahen gut aus.
Das soll so bleiben. Daher die Überlegung die Karosserie mit Mike Sanders zu fluten. Im kommenden Sommer werde ich den Dicken in der prallen Sonne aufheizen lassen – damit das Fett in die letzte Ritze kriechen kann.
Einen Nachteil hat die Versiegelung allerdings: Schweißarbeiten sind jetzt aufwändiger. Das Fett könnte Feuer fangen, muss also vorher weg. Aber genau das will ich ja verhindern. Lackarbeiten sind problemlos möglich - das Blech hat außen kaum Fett abbekommen. Im schlimmsten Fall dauern die Vorarbeiten also länger.
Übrigens: Wenn auch Ihr Euer Auto vor der braunen Pest schützen wollt, oder einfach nur über die beste Rostvorsorge diskutieren möchtet, dann findet Ihr in unserem neuen Forum für „Karosseriearbeiten und Lackierungen“ die besten Ansprechpartner!
92 Antworten
ich hätte jetzt gedacht das diese Fettaktion dann nicht nur ein paar Jahre sondern lebenslang schützt, immerhin sind doch dann alle Hohlräume zugestopft oder habe ich hier was falsch verstanden?
Mike Sanders ist wirklich gut, nur mir zu teuer und
das machen lassen spar ich mir auch.
Ich habe darum meine Wagen alle sellbst konserviert.
Das ganze mit Elaskon K60ML und das es nicht
versprödet und gut fließt/elastisch bleibt mit
Motoröl 1:10 gemischt.
Bevor jetz wieder ein Kluger Mensch schreibt, Umweltsünder!
Nein da tropft nix runter und versaut das Grundwasser.
Für meine belange perfektes Ergebniss, vor
gut 8J beim ersten Auto gemacht und alle
bisher ohne Raostansatz, die Verarbeitung ist
auch wesentlich angenehmer wie bei Fett.
Zitat:
@MarMor2000 schrieb am 21. April 2017 um 15:08:08 Uhr:
ich hätte jetzt gedacht das diese Fettaktion dann nicht nur ein paar Jahre sondern lebenslang schützt, immerhin sind doch dann alle Hohlräume zugestopft oder habe ich hier was falsch verstanden?
Nein, es werden die Hohlräume versiegelt, sprich der Konservierer macht die Gummistopfen raus, steckt seine Lanze da rein und versprüht das Wachs, dann wieder die Stöpsel rein. Danach kann es sein, dass es aus den kleineren Öffnungen schon mal auch noch was raustropft , so wie aus der Heckklappe vom 2er Golf, z. B. aber da war es ab werk schon so versiegelt!
Und wenn es ein guter Konservierer ist, brauchst keine Louis-Ware, sonden dann hat er die Reste entweder schon selbst entfernt oder er drückt einem ne Flasche mit Reiniger in die Hand. So war es bei meinem. Einziger Nachteil, fand ich, war der Geruch. Muss aber auch sagen, dass ich nicht weiß, was der bei meiner Astrid verwendet hat. Der meinige meinte auch, dass sollte jedes Jahr wiederholt werden, nur da bin ich ganz ehrlich a bisserl sparsam, denn 450 Euro pro Jahr für eine Versiegelung halte ich dann doch für "übertrieben"
Abgesehen davon dass es grade am Unterboden am gezeigten Fahrzeug nix bringen wird, da das Produkt nicht gleichmäßig und in der erforderlichen Schichtstärke aufgebracht wurde (wenn ich ueberall durchs Fett durchgucken kann, waren dass ein paar KG zu wenig) möchte ich nicht die arme Sau sein, die künftig Wartungsarbeiten und Reparaturarbeiten an der eingesifften Kiste vornehmen muss...
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Zitat:
@i need nos schrieb am 21. April 2017 um 14:38:17 Uhr:
Zitat:
@ShadoX schrieb am 21. April 2017 um 13:05:18 Uhr:
Hab das vor ein paar Jahren auch machen lassen, allerdings bei einem SLK. Du solltest dir unbedingt beim Louis oder so Kettenreiniger holen, wenn das Fett mal am Lack angetrocknet ist (läuft aus allen Öffnungen raus im Sommer) dann bekommt man es damit spielend weg![]()
WD40 tut's auch
Oder Teerentferner.
Wer kennt noch die guten alten Golf II mit den beiden schönen symmetrischen Fett/Wachs-Nasen am Heckblech unterhalb der Kofferraumklappe? Da wo das Hohlraumwachs im Sommer aus der Klappe lief?

Mal ein interessanter Bericht.
Zitat:
@Felux schrieb am 21. April 2017 um 14:14:20 Uhr:
Zitat:
@XuQishi schrieb am 21. April 2017 um 13:15:22 Uhr:
Wie sieht das aus mit Umweltvorschriften? Könnte mir vorstellen, dass Vermieter oder Grüne oder so was nen Infarkt kriegen, wenn das Auto nen Fettfleck hinterlässt...
Hab mal gelesen das Mike Sanders eine Mischung aus Bienenwachs und Vaseline ist, Keine Ahnung ob das stimmt wäre aber relativ Umweltverträglich...
Japp, ist eigentlich kein Fett sondern technische Vaseline gepaart mit Bienenwachs - als Kombination damit auch bekannt als "Kanonenvaseline" auf Schiffen, bzw. PX-11.
Mike Sanders setzt allerdings seit ner Weile wohl Lösungsmittel zu um die Verarbeitbarkeit zu verbessern. Konnte ich selbst noch nicht testen, hab zwischendrin nur FluidFilm aufgetragen (dann duftet die ganze Karre allerdings wochenlang nach Schaf dank des Wollfettes da drin

)
Wegen 200 Euro zwei Tage Arbeit investiert? Dann aber nicht, weil es wirtschaftlich war, sondern weil man "seinem" Fzg. näher kommt.
Zitat:
@granada2.6 schrieb am 21. April 2017 um 14:52:39 Uhr:
Moin,
Mike Sanders ist laut Erfinder auf natürlicher Basis - und damit kann das auch gerne "unten rauslaufen". Vom ökologischen Standpunkt her.
Klar sind raffinierte Produkte von Erdöl auf "natürlicher Basis". Das macht sie nicht zwingend gleich umweltverträglich und grundwasserfreundlich.
Zitat aus dem Beipackzettel:
"MIKE SANDERs KORROSIONSSCHUTZFETT
ist ein Mineralölprodukt und soll zum Schutz unserer Umwelt
nicht ins Grundwasser gelangen. Etwa ausgetretenes Fett mit dem Papiertuch abwisch
en und fachgerecht
entsorgen (z.B. an der Tankstelle)."
Also nix mit "kann gerne unten rauslaufen"
Zitat:
@d-rags schrieb am 21. April 2017 um 15:05:35 Uhr:
Werde das meinem Dicken auch gönnen.
Vielen Dank für den sehr guten Beitrag und deiner Hilfe bezüglich Standortsuche.
Denke mal das wird noch mehr Leute interessieren -> Versiegelungs Standorte
Ich werd dann mit dem Ränger beim Erfinder selbst aufschlagen. Müßte mal nach seiner Terminsituation fragen.
Am Unterboden ergibt das eine fürchterliche Sauerei, das wird ja nie trocken und zieht den Dreck dann magisch an , Arbeiten werden zu Wühlen im schmierigen Dreck.
Die Hohlräume werden sicher ordentlich gegen Rost geschützt .
Hatte ich in der Giulia. Habe ich im Triumph. Funktioniert blendend - auch nach mehr als zehn Jahren kommt das Zeig noch aus den Ritzen.
Unmengen sind gar nicht nötig - wenn's rauskommt, wandert es auch sonst überall hin. In den Türen z.B. reicht es, die Kanten zu versiegeln - nach etwa sechs Jahren und bei mir 100tkm war die Türe innen komplett it einer Wachsschicht "überwuchert" - es geht also sogar gegen die Schwerkraft.
Rost hatte ich an diesen Stellen keinen - vorher nicht und nachher erst recht nicht.
Markus
Am besten ist immer noch: Nicht im Winter bzw. bei Salz auf der Straße fahren. Dann hält so ein Auto ewig.
Zitat:
@Knecht ruprecht 3434 schrieb am 21. April 2017 um 15:18:43 Uhr:
Bevor jetz wieder ein Kluger Mensch schreibt, Umweltsünder!
Nein da tropft nix runter und versaut das Grundwasser.
Zu meiner Kindergarten-/Grundschulzeit Ende der 60er/Anfang 70er Jahre wurden die Jägerzäune rund um die Häuser und bei den Spielplätzen regelmäßig mit Altöl gestrichen. Ein Zaun davon steht heute noch. Ist sogar noch eine Markierung drin, die ich als Dreikäsehoch damals reingeritzt hatte. Diese Dauerhaltbarkeit der Imprägnierung ist bis heute unerreicht.

Gruß
electroman
Den Jägerzaun mußt du aber auch stehen lassen. Entsorgung ist teuer, da Sondermüll.
Ebenso wie alte Bahnschwellen.