Schwalbe
Hallo,
mein Nachbar hat mir letzte Woche seine Schwalbe angeboten. Sie stand jetzt ca. 5 Jahre in der Garage und ich würde sie gern wiederbeleben ... Macht das noch Sinn, oder lohnt es den Erhaltungsaufwand nicht mehr? Ersatzteile und und und ...?
Gruss,
Niko
Beste Antwort im Thema
Dieselbock hat wahrscheinlich früher zuviel am 2 Takt Gemisch geschnüffelt. Er zählt bei jedem Beitrag wo es um Ostzweiräder geht nur das Negative auf ;-). War bestimmt ein harte Zeit für Ihn.
Die vom ihm aufgeführten Nachteile ( Schwinge, Verkleidung, Windschlüpfrigkeit ) der Schwalbe hat eigentlich jeder ROLLER aus dieser Zeit und auch selbst die heutigen.
39 Antworten
Schön das du deiner Marke so die Fahne hochhältst.
Meine TS 250/1 fuhr ich übrigens knapp 10 Jahre bei jedem Wetter in ermangelung eines Autos und ich kann über fast jedes Teil an der Maschine aus Erfahrung berichten.Da wir eine jugendliche Truppe von ca.8 Fahrern waren mit identischem Material glaube ich mir schon ein Urteil erlauben zu können.
Zum Spritverbrauch kann ich nur sagen 6-8 Liter gingen bei flinker Fahrweise schon durch.
Warum glaubst du hatten ETS-TS solche großen Tanks ? Nur wegen den Trinkgewohnheiten der 250er Motoren.
Langstreckentauglich waren diese Motorräder deshalb nur sehr bedingt,da auch die Tankstellendichte im Osten nicht gut war.Auf der Autobahn gen Bratislava gab es ein Tankstellenloch welches mit Gepäck und Sozius mir schon einmal zum Verhängnis wurde.Verbrauch bei 90 dabei etwa 8 Liter.
Das Kupplungsproblem kannten Kradmelder der NVA zur Genüge.die Betätigungsschnecke blieb bei Kupplungsbelastung in der Kupplung stecken.Laut Berichten nahm man dann einen Knüppel und drosch auf den Gehäusedeckel bis sich diese Verspannung wieder löste.In Budapest hängte ich den Bowdenzug aus,schraubte das Führungsrohr raus und drückte das Widerlager des Zuges zurück-es war ja kein volkseigenes Material.
Die Bremse vorn wurde irgendwann von alferiertem Stahl auf Gusslaufring umgestellt wurden, ohne das eine spürbare Verbesserung der Bremswirkung einsetzte.Ich hatte dann das Belagmaterial in einer Bremsbelagfirma unserer Stadt auf rote Beläge andern lassen,ohne Erfolg.Erst der Umbau auf die Brembolizensscheibe brachte Punkte.Den letzten Ausschlag dazu gab ein Beinaheunfall, bei dem ein Reh über die Strasse lief und ein Lada(ohne Bremskraftverstärker) eine Vollbremsung vor mir hinlegte.
Die Ketten waren in der DDR wirklich absoluter Murks,besonders Gespannfahrer litten darunter.Es gab Umbauten auf Kettenmaterial der CSSR,aber sehr aufwendig da die Räder dazu angefertigt werden mussten.Die Gummischläuche waren gut gegen Schmutz, könnten aber Rollenbrüchen,Risse der Ketten wegen dem schlechtem Material nicht verhindern.
Handlich waren die MZ aber ohne Zweifel,besonders das 18er Vorderrad der /1 verbesserte die Eignung im Sand,Schnee.
Bei Interesse schreibe ich gern mehr über meine Erlebnisse unserer nicht immer gesetzeskonformen,motorradverückten Jugendbande auf MZ.
Hm, also ich hatte bei meiner, nach dem ich sie übernommen hatte, auf Grund einer Standzeit von 14 Jahren den Motor mal komplett gemacht... alle Lager und Dichtungen neu, die Kanäle mit den extemen Versatz von teils 4-5mm angeglichen, die Kerbe in den Schieber vom Vergaser gefeilt für einen stabilen LL und alle anderen Tricks die bekannt sind gleich mit einfließen lassen.... Ich lasse mir bei solchen Arbeiten Zeit und mache das recht gründlich- wenn auch nicht immer optisch perfekt.... Beim Getriebeöl hab ich mich lange beraten lassen und viel gelesen, die Kupplung auch penibel eingebaut und eingestellt, auch den Vergaser mit viel Gefühl und Erprobung eingestellt, etlich Düsen getestet und ich wechsel die Hautdüse auch bei ca. 10°C Außentemperatur... Der bearbeitete Kopf hat eine Quetschkante die perfekt auf den Kolben abgestimmt ist...
Vielleicht liegt es an all den Maßnahmen, dass ich mit meiner keine wirklichen Sorgen habe...
Und ich fahre die TS garnicht mal unbedingt wegen der Marke, ich bin wenig sentimental... Ich fahre die weil ich es schätzen gelernt habe, eine kleine, leichte handliche Maschine zu fahren, die einen kräftigen Zweitakter hat (in Relation zur Motorgröße gesehen)
Eigentlich hatte ich die nur meinem Vater aus dem Kreuz geleiert, weil ich als Sachverständiger damals den Anspruche hatte jedes Motorrad bei dem ich HU mache auch mal 5-15min zu fahren... und dafür wollte ich Fahrpraxis haben.... irgendwann hab ich mich an das unkomplizierte Wesen so gewöhnt dass ich viel im Alltag unterwegs war... und mit der Laufleistung wuchs das Vertrauen in die Technik und die Lust lange Strecken zu fahren... selbst 8h Regen hab ich schon hinter mir und Probleme hat mir nur die Regenkombi bereitet die für meinen damals neuen Schuhe zu kurz war und ich richtig nasse Füße hatte....
Aber auch von anderen kenne ich Verbäuche von 5l oder mehr nur bei defektem Schwimmer oder wenn man Nebenluft mit falscher Bedüsung ausgleichen will....
An Fachwissen mangelte uns damals jedenfalls nicht.Die Sache mit der Quetschkante und dem Lötdraht kenne ich ebenfalls.Die Vergaserflansche sind auf jeden Fall zu prüfen und Überarbeiten samt der Dichtung.In der Filterbox musste ebenfalls der Ansauggummi angepasst,abgeschnitten werden je nachdem ob es ein 4 oder 5 Gang Motor war.In verschiedenen MZ-Foren konnte ich lesen,das es im Export auch andere Vergaser gab die die Leistung und den Verbrauch gegenüber dem BVF verringerten.
Wir fuhren mit den Dingern jedenfalls unsere Rennen aus egal ob Stadt oder über Land und schenkten den Maschinen auch nichts.Optisch wie auch technisch wurde an nichts gespart, man wollte ja nicht als Looser dastehen.
Für besondere Anlässe gab es auch mal Super mit tchechischem Zweitaktöl und die Zündung wurde dafür extra neu in Richtung früh verstellt.
Probleme gab es mit:
Kurbelwellenlager,gebrochene Rückholfeder des Schalthebels,rausgerissenen Krümmergewinden,Gewinden in der Sitzbank bei Batterieausbau,Lagerschäden im Kettenradmitnehmer,Dichtigkeit der Gabel durch Verdrehen mit der Scheibenbremse,Bruch der rechten Motorhalterung,vorsichtig sollte man auch den Deckel der Lima abnehmen oder aufsetzen sonst beschädigt man das kleine Pappröllchen-den Reglerwiderstand-ersoll Überspannung in Wärme verwandeln-ist er defekt raucht in Kürze der Regler ab.
Erlaubt war damals der Einbau der ETZ Scheibenbremse oder des ETZ Motors wegen der Einbauverhältnisse, Kümmer-Schutzblech kamen sich sonst zu nahe.
Um die Option des Motorumbaus in der Mangelwirtschaft offenzuhalten und das Lenkschloß nicht einzubüssen(die Bremse und Gabel musste samt Klemmköpfen verbaut werden) wurde ein Profi(ehemaliger Racer und MZ Händler)zu Rate gezogen.
Die Distanzstücke für Achse-Rad wurden angefertigt und das Rad aussermittig eingespeicht.
Damit passte die Scheibenbremse in die Ts 250/1 Gabel und auch die Spur wieder.
Bilder zur MZ suche ich dazu mal raus und hoffe ich bekomme keinen Ärger,da es ja um die Schwalbe ging.
Heute beschäftige ich mich noch immer mit Motorrädern und restauriere sie auch.
Gefahren werden die Maschinen auch zu Treffen im In und Ausland.
Gruß Micha
http://ital-web.de/forum/viewtopic.php?t=858
Mensch Micha, das klingt doch richtig spannend... da müßtest du doch aber auch ORP- Oldtimer Racing Parts kennen...
das mit der Feder kenne ich auch... stimmt.... aber die neuen sind ja ohne die Kerbe, damit ist das Risiko gebannt... und mit dem verstärkten Bowdenzug ist die Bremse eigentlich ganz gut...
Bei voller Handkraft riss eher der Bowdenzug als das sich spürbare Bremswirkung aufbaute.Diese Erfahrung habe nicht nur ich gemacht.Einige Fans bauten die Trommel der BK350 ein aber diese Teile gab es nicht um die Ecke.
Um die MZ ein wenig optisch zu verändern wurde gern der Scheinwerfer des ZT 300 Traktors verbaut.
Da es das Teil nicht im nomalen Handel gab, mußte mancher Trecker die Augen lassen.
Das Rücklicht an meiner TS stammte von einer späten Jawa350.
Vorher hatte ich eines von einer Babetta montiert und die Frontblinkerschalen vom Lada 1300-21021 montiert.Dazu fräßte ich ganz flache Aluplatten aus um eine Sofitte mit Fasung darin unterzubringen.
Die Jawaleuchten mussten auch angepasst werden,da Jawa Plusleitung an Mass hat.
Die Blinker waren super gelungen und auch das Babettarücklicht fand über Nacht einen neuen Besitzer.
Also wurden wieder die handelsüblichen "Kartoffelblinker "montiert.
Die 250 ETZ Modelle fanden übrigens in unseren Augen keine Gnade und wir nannten sie nur Bullenetze.
Schuld daran war auch eine Geschichte aus unseren Reihen.
Da wir schon auch mal in voller Fahrt im Konvoi eine bekannte und ausgekundschaftete Radarfalle mit Vollgas passierten, geriet unsere Truppe bald auch in die Augen der Staatsmacht.
Ab und zu passierten unaufällig auffällige Personen unseren Motorradtreffpunkt und fotografierten Maschinen und Fahrer aus dem Auto.Wohl auch wegen Diskoschlägereien etc. war unsere Truppe ständig in Beobachtung.
Eines Tages verfolgte ein Vopo auf einer ETZ ein Mitglied unserer Truppe quer nachts durch die Stadt wegen überhöhter Geschwindigkeit.Um das Ärgernis loszuwerden ging die Fahrt entlang einer Bahnstrecke durch eine Laubenkolonie an deren Ende nach einer leichten Kurve zwei Eisenstangen,Poller warteten.
Die TS passte durch,die Bullenetze war etwas breiter bedingt durch die Seitenkoffer. ;-)
Gruß und Guten Rutsch
Micha
ORP ist mir leider nicht bekannt.
Hallo Mark 29 hier im Moriniforum gab es auch schon einmal eine Diskussion über die Wirksamkeit der TS Bremse.
Ein besserer Bowdenzug kann immer nur die Dossierbarkeit verbessern aber nicht die Hebelverhältnisse oder den Reibwert der Beläge und somit die Wirksamkeit.
Ganz interessannt sicher auch für Freunde von MZ und Simson Mehrzylinderumbauten.
http://www.ital-web.de/.../viewtopic.php?...
Aber weiter zu meinen Jugendgeschichten.
Mein Kumpel R.kaufte sich zur gleichen Zeit wie ich die TS eine 350 Jawa.Das Teil war fein aufgearbeitet in metallic grün, weisse Zierlinien und einen TS Tank, viel Chrom zierte das Motorrad ebenfalls.
Der Klang war betörend und machte die Jawa in den Augen der Zuhörer doppelt so schnell.
Einmal tauschten wir die Motos und ich war erstaunt von wie vielen Passanten ich nicht den Daumen hoch sondern die Faust wegen des infernalischen Lärms gezeigt bekam.
Leider war das Fahrwerk grottenschlecht sobald die Strassen uneben waren.(Blechprägerahmen,Federbeinchen unterdimensioniert)Im Anzug hatte man der Jawa wenig entgegenzusetzen und bei etwa 115km/h endete der Vortrieb.
An einer Kreuzung lieferten wir uns einmal ein Ampelduell,die Ampel ging auf grün und Hahn auf.Plötzlich fehlte mein Kumpel R.
Bei dem Warten an der Ampel hatte die Jawa sich einmal kurz verschluckt im Leerlauf und der Motor lief rückwärts weiter.Beim Einkuppeln wurde R.dann abgeworfen.
Später kaufte er sich ebenfalls eine /1 und baute sie heimlich auf.Als sie dann fertig war kam er damit zum Treffpunkt und wir staunten nicht schlecht.Feine Metalliclackierung und die ETZ Scheibenbremse hatte sein Onkel( MZ Vertragspartner nicht Händler,denn Neumaschinen gab es nur über die IFA-Läden) montiert.
Es war noch die allererste Ausführung mit dem eckigen Vorratsbehälter von Brembo.Die Bremse ging brachial, man konnte sehr späte Bremspunkte setzen und die gleichmotorisierte Bande auf unseren Hausstrecken in Schach halten.Lange hatte er jedoch keine Freude an dem Motorrad, bei einem kleinen privaten Kräftemessen mit Vollspeed sprang ihm ein Reh direkt vor das Vorderrad.Die Gabel knickte und R. wurde nach Berichten des Beteiligten meterhoch über das Moto geschleudert.Für ihn ging das ganze mit einem Armbruch und großflächigen Schürfwunden ab.
Nach seiner Genesung hatte sein Onkel die TS wieder aufgebaut obwohl kein Teil meht so richtig gut war.Da ein neuer (300er ?) ETZ-Exportmotor mit Öldossierpumpe verbaut wurde machte die Versicherung noch etwas Ärger wegen der Kosten die den Wiederbeschaffungswert weit übertrafen.
Den Dossierpumpen von Mikuni traute in Verbindung mit dem MZ22 Zweitaktöl selbst der MZ Meister nicht,weshalb das Teil ausgebaut wurde.
Der Motor selbst war von den Innereien sicher alles andere als original und ging prächtig.Nun hatte meine Blaue TS-Leitspruch"Keine geht so wie Meine"keine Chance mehr.
Selbst mit Sozia bügelte das Ding alles platt was man hier kaufen konnte.
klingt nach einer spannenden Vergangenheit...
Über meine Bremse kann ich mich eigentlich nicht beklagen- mag aber auch sein, dass es heutzutage weicheres Belagmaterial gibt... man muss ja nicht mehr so auf Verschleiß achten wie früher... na gut, und dann noch der TRick mit dem Einschleifen nach der Erneuerung...
Man kann auf der Drehbank die Beläge anpassen indem der Nocken durch unterlegen von dünnen Blechstreifen etwas vorgespannt wird und dann der genaue Nenndurchmesser der Trommel über die Backen gedreht wird.
Dabei sollte man auf Druckluftpistole usw.verzichten und auch einen Staubfilter tragen, da diese Stäube egal ob noch asbesthaltig oder nicht lungengängig sind.
Habe ich mehrfach schon gemacht, nur der Erfolg ist eben von der Konstruktion und Dimensionierung der Bremse stark abhängig.
Bsp.Beläge liegen optimal an.Bremse wird sehr warm=Anlagefläche nimmt stark ab da der Durchmesser der Trommel größer wird=Bremsleistung nimmt ab
Gute Trommelbremsen gibt es natürlich auch, aber diese haben große Durchmesser und gute Wärmeableitung.
Der Bremsweg der /1 aus 100 Kmh betrug ab Werk glaube ich etwas über 54 Meter.
Noch ein Tipp am Rande.
Hat man eine Trommelbremse am Moped,Motorrad verbaut,so drücke man den Bremshebel durch und ziehe erst dann die Achsmutter fest.So zentriert sich die Ankerplatte nach den Backen aus und man bekommt schon einmal etwas mehr Bremsleistung geboten.
Ich habe beim Belagwechsel bisher mit doppelseitigem Klebeband 80er Sandpapier in die Trommel geklebt und dann einmal sacht aus ca. 10- 15km/h gebremst... das hat dann immer gut gepaßt...