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Schlechtes automatisiertes Verhalten

Themenstarteram 25. Juli 2019 um 19:12

Ich würde gerne wissen, ob jemand einen Rat hat oder eine Methode kennt, mit denen man sich ein einmal erlerntes, automatisiertes Verhalten wieder abtrainieren oder verändern kann, wenn man die Situation, in denen es auftritt nur schwer nachstellen kann.

In meinem Fall: Schreckbremsungen mit dem Motorrad ohne ABS am Vorderrad. Beispielsituation: Ich fahre entspannt mit 50 durch die Stadt und von rechts kommt ein Auto, das ganz offensichtlich zu weit in den Kreuzungsbereich einfährt, aber nicht so weit, dass es für mich wirklich gefährlich werden würde.

Meistens bekomme ich das irgendwie bewusst mit und das ist alles kein Thema. Manchmal erschreckt es mich aber (wenn es tatsächlich eng werden könnte und es mich überrascht) Oder es taucht von rechts ein Auto auf, dass ich erst sehr spät sehe, weil es vorher verdeckt war.

In 9999 von tausend Fällen ist das alles kein Ding. Aber beim zehntausendsten mal passiert es mir in so einer Situation dann, dass ich dann vollkommen unbewusst den Bremshebel ziehe und dabei leider nicht eine Radlastvertelung abwarte, also progressiv bremse, so wie ich es mache, wenn ich bewusst bremse. Ich ziehe den Hebel auch nicht sehr stark, vielleicht 20% der maximalen Bremskraft.

Eigentlich ein vernünftiges Verhalten. Aber das reicht auf dem Motorrad eben aus, dass das Vorderrad blockiert und sich quer stellt. Ist mir jetzt vier mal passiert, heute das letzte mal und es ist einfach nur Glück, dass ich das bisher immer wieder abgefangen habe.

Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Motorrad verkaufen und eines mit ABS kaufen oder eine Methode finden, mit der ich mir dieses erlernte Verhalten wieder abtrainieren kann oder das unbewusste Verhalten verändern kann.

Und es ist derart unbewusst, dass das alles, von Bremsen bis abfangen sich innerhalb einer Sekunde abspielt und ich in dieser Sekunde keine Handlung bewusst durchführe, auch das Abfangen nicht. Erst Sekunden später frage ich ich dann bewusst, was da gerade eben passiert ist.

Ich kann mich heute z.b. gar nicht mehr daran erinnern, gebremst zu haben, ich kann mich nur noch an das sich quer stellende Vorderrad erinnern. In einem Fahrsicherheitstraining, das ich mal gemacht habe wurde dieses Thema adressiert und als Tip gegeben, die Hand nicht vorsorglich dauernd am Bremshebel angelegt zu haben und so zu fahren. Sowas habe ich aber nie gemacht, diesen Tip setze ich also schon um.

Beste Antwort im Thema

Moin!

Kann nur Fake sein. Es wurde hier wiederholt diskutiert und festgestellt, dass nur Vollprofis unterwegs sind, die besser als jedes ABS bremsen, keine Schreckmomente kennen und auch bei größter Überraschung exakt am Grenzpunkt vor der Reifenblockade bremsen. Also, wer hat den Fake-Account angelegt?!

Und nun mal im Ernst:

Mir kommt das Thema, zumindest in Bezug auf die Angst des Überbremsens, bekannt vor. Ich habe mich vor Jahren mal mit einer Maschine lang gemacht - Vorderrad schlicht überbremst, ist weg gegangen. Der Rest ist bekannt. Ergebnis: Auch ich hatte eine ganze Zeit lang immer wieder mit dem Gedanken an eine neuerliche Überbremsung und die Folgen zu "kämpfen".

Aus meiner Sicht kann helfen:

a) tatsächlich der Umstieg auf eine Maschine mit ABS. Auch hier kannst du zwar nicht nach Belieben in die Bremse hämmern, aber es kann viel im Kopf frei machen.

b) regelmäßiges Trainieren: Egal ob bei Fahrsicherheitstraining oder auch jeden Sonntag auf dem Supermarktparkplatz (ja, voll uncool, die meisten wollen lieber blind am Hahn reißen, als auf dem Platz Achten zu fahren oder Notbremsungen zu üben...).

c) nicht die Hand am Bremshebel zu haben und sich sehr bewusst zu verhalten. Das ist das gleiche wie in der Waffenausbildung: Du hast den Finger nicht ganze Zeit am Abzug, da die in der Gefahrensituation das Umlegen des Fingers dann doch wieder einen Moment mehr Zeit zum Reflektieren der Situation gibt - das ist beim Bremsen nicht anders. Allerdings ist es auch hier eben notwendig mit dem Kopf auch bei der Situation zu sein und sich ersthaft mit dem Moment des Fahrens und der Reaktion bei einem Gefahrenmoment auseinander zu setzen. Fährst du bewusst, aufmerksam und reflektiert sowie zudem mit ausreichend Routine, ist ein falsches Verhalten deutlich unwahrscheinlicher, als wenn du all diese Sachen nicht im motorischen Gedächtnis und im Bewusstsein präsent hast.

Aber wie gesagt: Echten MT-Foristen passiert das eh nicht - der Fake ist also aufgeflogen! ;)

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Zitat:

@schredder66 schrieb am 26. Juli 2019 um 08:52:36 Uhr:

Erstaunlich finde ich, dass er offensichtlich fahrerisch in der Lage ist, solche Situationen zu entschärfen. Mir ist das nämlich bei meinem Unfall nicht gelungen. Das überbremste Vorderrad hat blockiert und ist nach rechts weggeknickt.

Ich habe eine solche Situation einmal gehabt und konnte das Mopped gerade noch fangen. Das lag aber weniger an meinen fahrerischen Fähigkeiten (das war in der FS beim Üben der Grundfahraufgaben), sondern war alleine der Tatsache geschuldet, dass ich mich voll auf die Bremsung konzentriert hatte. Warum das Vorderrad überhaupt blockierte ist mir bis heute eigentlich unklar, weil ich m.E. noch gar nicht so stark und vor allem nicht besonders abrupt gebremst habe.

Jedenfalls war mir nach dieser Episode klar, dass ich auf jeden Fall ein Mopped mit ABS haben wollte, weil ich mir absolut unsicher war, ob ich im Falle einer Notbremsung in der Lage wäre, mich so auf das Bremsen zu konzentrieren, dass mir das Vorderrad nicht blockiert.

Richtig ist auf jeden Fall, dass man mit zunehmender Erfahrung auch zunehmend in der Lage ist, mit solchen Situationen umzugehen.

Ich habe mich vor gut einem Jahr vor einer Kurve verschätzt und bin in Richtung Gegenspur (natürlich in genau diesem Moment mit dem einzigen Auto seit 10 Minuten) geraten. Tatsächlich war ich selbst hinterher überrascht, dass ich, ohne das jetzt wirklich bewusst zu machen, es geschafft habe, die Bremse aufzumachen und die Fuhre runterzudrücken. Dass das theoretisch so geht, war mir zwar klar, aber gemacht hatte ich das noch nie.

Ich glaube auch, dass ich das ein oder zwei Jahre vorher auch nicht hinbekommen hätte (ich fahre erst seit 2014). Deswegen sehe ich das auch so, mit zunehmender Erfahrung und bewusster Fahrweise kann man solche Situationen immer besser meistern.

Zitat:

das reicht auf dem Motorrad eben aus, dass das Vorderrad blockiert und sich quer stellt. Ist mir jetzt vier mal passiert

Das Vorderrad stellt sich quer? Wie soll das gehen?

Das geht bei einem blockierenden Vorderrad ganz fix, wenn der Lenker nicht zu 100 % gerade ist.

Damals, als die Motorräder noch Gepäcktrager hatten, hiess es: " Der Tod sitzt immer hinter Dir (auf dem Gepäckträger :D) Daran hat sich bis heute nichts geändert (ausser vielleicht der Gepäcktrager).

Und ich fürchte, falls das selbstfahrende Motorrad jemals kommen sollte (was ich nicht glaube, denn selbstfahrende 3 oder 4 Räder sind praktischer und bequemer), sitzt der Bursche immer noch hinten drauf...

Zitat:

@F800-Rider schrieb am 26. Juli 2019 um 10:17:15 Uhr:

Zitat:

das reicht auf dem Motorrad eben aus, dass das Vorderrad blockiert und sich quer stellt. Ist mir jetzt vier mal passiert

Das Vorderrad stellt sich quer? Wie soll das gehen?

Ich denke wir reden hier von Geschwindigkeiten unter 20 Km/h. Also, Endbremsweg.

Zitat:

@Vulkanistor schrieb am 26. Juli 2019 um 06:56:27 Uhr:

Am wahrscheinlichsten ist für mich, dass die Einschätzung "20%" schlichtweg falsch ist und der TE gar nicht weiss, wie stark er wirklich bremst.

Sehe ich ähnlich.

Wenn er selbst sagt, dass er sich eigentlich nur an der querstehende Vorderrad erinnern kann, aber nicht an die Situation, das Bremsen sowie das abfangen, woher soll er dann noch wissen wie stark er gebremst hat...?

Ganz davon abgesehen ist die lückenhafte Erinnerung schon recht kurios, weil das "querstehen" irgendwo zwischen dem bremsen und abfangen einreiht...

Die Frage ist auch, hilft dir ein abs bei sowas überhaupt? Beim rückartigen abbremsen im Teilstabilen Bereich mit der Vorderradbremse sehe ich noch das Risiko dass ihm die Kiste wegkippt wenn er denn nicht gerade zum stehen kommt. Mit oder ohne Abs nimmt das dem Bike extrem viel Stabilität.

Zitat:

@Haasinger schrieb am 26. Juli 2019 um 12:18:43 Uhr:

Die Frage ist auch, hilft dir ein abs bei sowas überhaupt? Beim rückartigen abbremsen im Teilstabilen Bereich mit der Vorderradbremse sehe ich noch das Risiko dass ihm die Kiste wegkippt wenn er denn nicht gerade zum stehen kommt. Mit oder ohne Abs nimmt das dem Bike extrem viel Stabilität.

Die Frage habe ich mir nach meinem Unfall auch gestellt: Was wäre gewesen, wenn ich statt mit der ABS-losen Cagiva, mit der ABS-Honda unterwegs gewesen wäre?

Sicherlich wäre nach der Schreckbremsung das Vorderrad stabil geblieben. Hätte ich aber auch rechtzeitig die Stelzen ausfahren und das zum Stillstand gekommene 5-Zentner-Mopped auffangen können? Oder wäre ich, nach ein paar Zehntel Sekunden nach rechts / links umgekippt?

Moin!

Zitat:

@hoinzi schrieb am 26. Juli 2019 um 10:13:09 Uhr:

Ich habe mich vor gut einem Jahr vor einer Kurve verschätzt und bin in Richtung Gegenspur (natürlich in genau diesem Moment mit dem einzigen Auto seit 10 Minuten) geraten. Tatsächlich war ich selbst hinterher überrascht, dass ich, ohne das jetzt wirklich bewusst zu machen, es geschafft habe, die Bremse aufzumachen und die Fuhre runterzudrücken. Dass das theoretisch so geht, war mir zwar klar, aber gemacht hatte ich das noch nie.

Hinweis (und ggf. auch mal zum Üben): Dazu musst du nicht die Bremse aufmachen, da das den Nachteil hat, dass du ja nicht weiter Geschwindigkeit reduzierst (und damit keine Energie abbaust, die im Falle des Einschlags für größere Kaltverformung sorgt). Du kannst auch weiterhin bremsen (wodurch du grds. langsamer wirst und sich die Maschine aufstellt) und entsprechend mit deutlich druckvolleren Gegensteuern die Schräglage halten bzw. vergrößern. Der Vorteil: Du baust Geschwindigkeit ab UND kommst wieder aus der Spur.

Zum Üben: Langgezogene Kurve suchen, da mit normaler Geschwindigkeit rein, zu Bremsen beginnen und nach und nach den Bremsdruck erhöhen und gegen den Aufstellmoment arbeiten, in dem du - wie sonst auch - auf der kurveninneren Seite den Lenker nach vorne "schiebst".

Wird übrigens auch in so manchem Fahrsicherheitstraining im Kreis geübt - Stichwort: Ausweichen in der Kurve.

Völlig richtig, aber der Seriendunlop hatte eine massive Aufstellneigung beim Bremsen, ich bin mir so in der Rückschau nicht sicher, ob ich die Maschine mit dem Reifen auf der Bremse weit genug runter bekommen hätte.

Inzwischen fahre den Pirelli Angel GT 2, dem ist das zum Glück weitgehend fremd. Das war allerdings bislang auch das einzige mal, dass ich mich in einer Kurve so vertan hatte...

Vollbremsungen (oder auch Gefahrenbremsungen) ohne ABS muss man trainieren. Vor allem auch die Vorderradbremse kurz vorm blockieren des Vorderrades wieder kurz zu lösen und dann wieder zu bremsen, um ein Blockieren des Rades zu vermeiden. Das kann man aber trainieren, bis man das Gefühl bekommt, wie stark man bremsen muss ohne das das Rad blockiert. Da hilft leider nur Sicherheitsfahrtraining, da ist meistens +noch eine Blockade im Kopf, die weg muss. Oder bei einer Fahrschule vorbeigehen, die zeigen die das auch. Wenn nicht bei einer Fahrschule nur für Motorradfahrer, die haben noch ein paar Tips mehr drauf. Ansonsten fahren, fahren, fahren. Wenn man hinfällt einfach wieder rauf auf den Bock und weiterfahren. Wenn das nicht klappt, dann würde ich dir zu einer ABS-Maschine raten. Ist etwas einfacher und der Kopf wird frei.

Ansonsten bei Kreuzungen allle Einfahrten beobachten nicht nur rechts, sondern auch links und vorne. Die Kreuzung schon von weitem beim anfahren beobachten. Nicht erst wenn du kurz vor oder auf der Kreuzung bist. Dann ist es zu spät. Im Ernstfall hast du dann keine Zeit mehr zu reagieren. Wenn etwas unklar ist runter mit der Geschwindigkeit, kannst du etwas nicht einsehen oder nur schlecht, runter mit der Geschwindigkeit. Wenn du was nicht oder nur schlecht einsehen kannst, gilt das auch für den Gegenverkehr, der sieht genauso wenig.

Sehen die anderen Autofahrer an Kreuzungen oder Ausfahrten in deine Richtung? wenn nicht, runter mit der Geschwindigkeit. Situationsbedingte angepasste Geschwindigkeit nennt man das. Nie blind in etwas reinfahren, oder was noch schlimmer ist hinterherfahren, das sogenannte Ziehen. Nie auf andere verlassen, die machen auch Fehler. Du sitzt auf der Maschine. Jederzeit den Bremsweg einschätzen. Immer die Frage stellen, komme ich rechtzeitig zum stehen oder ausweichen, wenn eine solcheSituation auftritt. Wie mein Fahrlehrer damals immer sagte. Situation einschätzen und dann entscheiden. Lass es lieber langsam angehen, bis du merkst wie Autofahrer reagieren. Nach einer Weile kommt der Rest von ganz allein.

Vor allem keine Angst vor Fehlern haben. Machen wir alle. Leider sind viele Autofahrer zu ungeduldig gegenüber Fahranfängern. Da darf man sich nicht hetzen lassen, auch wenn die hupen und drängeln. Du sitzt auf der Maschine, kein anderer und Du endscheidest wie du fährst. Du musst erstmal deinen eigenen Fahrstil finden. Der Rest kommt von allein. Und ein Unfall nützt keinem was. Eines muss dir klar sein, als Motorradfahrer ziehst du im Ernstfall immer den kürzeren, immer.

Ich hoffe ich konnte helfen - mediaben

Gute Zusammenfassung!

Zudem was nutzt das beste kurven ABS wenn der der wo oben drauf sitzt es nicht richtig nutzt??

Einfach rein latschen kann jeder .

Wie benutzt man denn KurvenABS richtig?

Das interessiert mich jetzt auch.

 

Alternativ auch gerne, wie man KurvenABS falsch benutzt. ;)

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