Review Assistenzsysteme nach 2.000 km
Moin,
nachdem ich bei meinem Mk2FL das Technologie-Paket und die adaptive Geschwindigkeitsregelung mitbestellt hatte, wollte ich mal kurz meine Erfahrungen schildern, vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei der Konfiguration.
Adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC): die Tastengestaltung hierfür ist wenig intuitiv. Vorher hatte ich einen Focus Mk3, da konnte man die eingestellte Geschwindigkeit mit einer gut greifbaren Wippe aktivieren und deaktivieren. Beim neuen Kuga sind alle relevanten Tasten in einer Ebene, und da man auf den sechs Tasten noch irgendwie die Abstandseinstellung unterbringen musste, sind viele Tasten doppelt belegt. Insbesondere das kurzfristige Deaktivieren („CAN“) und Wiederaktivieren („RES“) der eingestellten Geschwindigkeit ist fummelig und erfordert am Anfang sehr viel Gewöhnung.
Am besten macht sich die ACC auf der Landstraße, wenn man relativ wenige Fahrzeuge mit gleichmäßigen Geschwindigkeiten hat. Dann kann man einen größeren Abstand einstellen, und wenn man zu jemandem aufschließt, bremst das Auto relativ sanft ab. Auf der A40 zwischen Essen und Dortmund kann man das System fast nicht nutzen, weil es recht deutlich reagiert, wenn jemand in den Sicherheitsabstand zieht (wobei einem die „Fremdbremsung“ durch das Auto sicher drastischer vorkommt, als wenn man mit der gleichen Intensität selber bremst). Wenn man auf der rechten Spur fährt und auf einen LKW aufläuft, muss man recht früh links raus, weil man sonst eingebremst wird. Am besten funktioniert es noch, wenn der Verkehr einigermaßen flüssig läuft und man einen kleinen Abstand (zwei Balken) einstellt.
In schmalen Fahrspuren, Baustellen etc. kommt es zuweilen vor, dass das Auto auf der Nebenspur als vorderes Fahrzeug erkannt wird, so dass der Kuga recht unvermittelt bremst. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob bei der automatischen Bremsung die Bremslichter angehen, ich vermute eher nicht. Das kann also bei den Nachfolgern zu „lustigen“ Effekten führen.
Im Stadtverkehr kann es zu ähnlichen Situationen kommen, wenn der Vordermann abbiegt und dann bremst, z. B. um querende Fußgänger durchzulassen. Normalerweise würde man mit einem Schlenker drumrumfahren, die ACC kann hier mitunter recht drastisch abbremsen.
Generell ist es natürlich von Vorteil, die ACC mit einem Automatikgetriebe zu kombinieren. Mit dem Handschalter geht es aber auch, weil die Geschwindigkeit nicht sofort „herausspringt“, wenn man die Kupplung tritt. Man muss also die Drehzahl im Auge behalten.
Fazit: Der Sicherheitsgewinn durch den definierten Abstand ist unbestreitbar, aber durch die fummelige Bedienung und die teils überraschenden Reaktionen hält sich der Mehrwert in engen Grenzen. Würde ich nicht wieder bestellen.
Active City Stop (ACS): ich bin jetzt noch in keiner Situation gewesen, in der ich eine automatische Bremsung oder Bremsunterstützung ausgelöst hätte, daher äußert sich ACS bisher nur als kleine Warnung, wenn man zu dicht auf den Vordermann auffährt. Als Reminder ganz praktisch und hat bestimmt das Potential, Auffahrunfälle zu verhindern.
Toter-Winkel-Assistent: eine gute Hilfe dabei, abzuschätzen, wann man am Überholten vorbei ist. Ob es mich auf jemanden aufmerksam machen würde, den ich komplett übersehen habe, weiß ich nicht, dafür sind die LEDs recht klein. Ganz verlassen drauf würde ich mich auch nicht; die Systeme haben anscheinend eine gewisse Fehlerrate. Mir wäre aber bis jetzt nicht aufgefallen, dass da irgendwas nicht funktioniert.
Fahrspur-Assistent: Der Nutzen erschließt sich mir nicht so richtig. Man kann einstellen, ob es beim Überfahren der Markierung eine Warnung in Form eines vibrierenden Lenkrads oder aktives Gegenlenken oder beides geben soll. Bestimmt eine gute Hilfe, wenn man unkonzentriert fährt oder kurz vorm Einschlafen ist. Man könnte das Auto im „Gegenlenk-Modus“ bei gut markierten Straßen fast alleine fahren lassen, aber es „merkt“, wenn man die Hände vom Lenkrad nimmt und bittet mit lautem Gebimmel darum, das Lenkrad wieder in die Hand zu nehmen.
Ansonsten muss man aber supersauber fahren und beim Spurwechsel konsequent blinken, weil das Auto sonst „Gegenwehr“ leistet. Am ehesten noch auf der Autobahn oder gut ausgebauten Landstraßen einsetzbar. Auf kurvigen Strecken macht es mehr Ärger als es nutzt.
Fernlicht-Assistent: Funktioniert insgesamt recht gut. Ich blende normalerweise recht früh ab, häufig noch bevor das „gegnerische“ Auto um die Kurve kommt. Der Assistent lässt für meinen Geschmack recht lange aufgeblendet, weil er immer eine Gedenksekunde braucht, bis er die entgegenkommenden Scheinwerfer klar identifiziert hat. Ist aber alles noch in der Toleranz. Störend: es ist mir in zwei Wochen drei- bis viermal passiert, dass der Assistent nicht abblendete. In der Sekunde, in der ich dann am Hebel gezogen habe, hat er es dann doch gemacht,so dass ich unabsichtlich wieder aufgeblendet habe. Der Entgegenkommende wird sich seinen Teil gedacht haben.
Verkehrsschild-Erkennung: im Prinzip eine gute Idee, weil man gerade in Gegenden mit stark wechselnder Beschilderung gerne nochmal nachgucken würde, an welchem Schild man zuletzt vorbeigefahren ist. Die Erkennungsrate ist auch recht hoch, insbesondere elektronische Schilderbrücken auf Autobahnen werden zu 99% erkannt. Es ist aber bei Ford so, dass nach einem undurchschaubaren Schema teils die tatsächlich erkannten Schilder und teils die Geschwindigkeitsbegrenzungen nach Kartendaten angezeigt werden. Letztere sind nicht immer korrekt. So wurden mir in der Stadt schon mal zulässige 100 km/h angezeigt und auf der Landstraße nicht existente 40-km/h-Beschränkungen.
Gesamteindruck: Die adaptive Geschwindigkeitsregelung ist mir persönlich die 750 Euro nicht wert. Die 1.050 Euro für das Technologie-Paket sind auch sehr ambitioniert. Den Active City Stop kriegt man für 350 Euro einzeln, und die anderen Bestandteile muss man aus meiner Sicht nicht zwingend haben.
Das Geld würde ich dann doch in die Xenons stecken, die sind in jeder Hinsicht super. 🙂
Grüße
FnF
Beste Antwort im Thema
Moin,
nachdem ich bei meinem Mk2FL das Technologie-Paket und die adaptive Geschwindigkeitsregelung mitbestellt hatte, wollte ich mal kurz meine Erfahrungen schildern, vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei der Konfiguration.
Adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC): die Tastengestaltung hierfür ist wenig intuitiv. Vorher hatte ich einen Focus Mk3, da konnte man die eingestellte Geschwindigkeit mit einer gut greifbaren Wippe aktivieren und deaktivieren. Beim neuen Kuga sind alle relevanten Tasten in einer Ebene, und da man auf den sechs Tasten noch irgendwie die Abstandseinstellung unterbringen musste, sind viele Tasten doppelt belegt. Insbesondere das kurzfristige Deaktivieren („CAN“) und Wiederaktivieren („RES“) der eingestellten Geschwindigkeit ist fummelig und erfordert am Anfang sehr viel Gewöhnung.
Am besten macht sich die ACC auf der Landstraße, wenn man relativ wenige Fahrzeuge mit gleichmäßigen Geschwindigkeiten hat. Dann kann man einen größeren Abstand einstellen, und wenn man zu jemandem aufschließt, bremst das Auto relativ sanft ab. Auf der A40 zwischen Essen und Dortmund kann man das System fast nicht nutzen, weil es recht deutlich reagiert, wenn jemand in den Sicherheitsabstand zieht (wobei einem die „Fremdbremsung“ durch das Auto sicher drastischer vorkommt, als wenn man mit der gleichen Intensität selber bremst). Wenn man auf der rechten Spur fährt und auf einen LKW aufläuft, muss man recht früh links raus, weil man sonst eingebremst wird. Am besten funktioniert es noch, wenn der Verkehr einigermaßen flüssig läuft und man einen kleinen Abstand (zwei Balken) einstellt.
In schmalen Fahrspuren, Baustellen etc. kommt es zuweilen vor, dass das Auto auf der Nebenspur als vorderes Fahrzeug erkannt wird, so dass der Kuga recht unvermittelt bremst. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob bei der automatischen Bremsung die Bremslichter angehen, ich vermute eher nicht. Das kann also bei den Nachfolgern zu „lustigen“ Effekten führen.
Im Stadtverkehr kann es zu ähnlichen Situationen kommen, wenn der Vordermann abbiegt und dann bremst, z. B. um querende Fußgänger durchzulassen. Normalerweise würde man mit einem Schlenker drumrumfahren, die ACC kann hier mitunter recht drastisch abbremsen.
Generell ist es natürlich von Vorteil, die ACC mit einem Automatikgetriebe zu kombinieren. Mit dem Handschalter geht es aber auch, weil die Geschwindigkeit nicht sofort „herausspringt“, wenn man die Kupplung tritt. Man muss also die Drehzahl im Auge behalten.
Fazit: Der Sicherheitsgewinn durch den definierten Abstand ist unbestreitbar, aber durch die fummelige Bedienung und die teils überraschenden Reaktionen hält sich der Mehrwert in engen Grenzen. Würde ich nicht wieder bestellen.
Active City Stop (ACS): ich bin jetzt noch in keiner Situation gewesen, in der ich eine automatische Bremsung oder Bremsunterstützung ausgelöst hätte, daher äußert sich ACS bisher nur als kleine Warnung, wenn man zu dicht auf den Vordermann auffährt. Als Reminder ganz praktisch und hat bestimmt das Potential, Auffahrunfälle zu verhindern.
Toter-Winkel-Assistent: eine gute Hilfe dabei, abzuschätzen, wann man am Überholten vorbei ist. Ob es mich auf jemanden aufmerksam machen würde, den ich komplett übersehen habe, weiß ich nicht, dafür sind die LEDs recht klein. Ganz verlassen drauf würde ich mich auch nicht; die Systeme haben anscheinend eine gewisse Fehlerrate. Mir wäre aber bis jetzt nicht aufgefallen, dass da irgendwas nicht funktioniert.
Fahrspur-Assistent: Der Nutzen erschließt sich mir nicht so richtig. Man kann einstellen, ob es beim Überfahren der Markierung eine Warnung in Form eines vibrierenden Lenkrads oder aktives Gegenlenken oder beides geben soll. Bestimmt eine gute Hilfe, wenn man unkonzentriert fährt oder kurz vorm Einschlafen ist. Man könnte das Auto im „Gegenlenk-Modus“ bei gut markierten Straßen fast alleine fahren lassen, aber es „merkt“, wenn man die Hände vom Lenkrad nimmt und bittet mit lautem Gebimmel darum, das Lenkrad wieder in die Hand zu nehmen.
Ansonsten muss man aber supersauber fahren und beim Spurwechsel konsequent blinken, weil das Auto sonst „Gegenwehr“ leistet. Am ehesten noch auf der Autobahn oder gut ausgebauten Landstraßen einsetzbar. Auf kurvigen Strecken macht es mehr Ärger als es nutzt.
Fernlicht-Assistent: Funktioniert insgesamt recht gut. Ich blende normalerweise recht früh ab, häufig noch bevor das „gegnerische“ Auto um die Kurve kommt. Der Assistent lässt für meinen Geschmack recht lange aufgeblendet, weil er immer eine Gedenksekunde braucht, bis er die entgegenkommenden Scheinwerfer klar identifiziert hat. Ist aber alles noch in der Toleranz. Störend: es ist mir in zwei Wochen drei- bis viermal passiert, dass der Assistent nicht abblendete. In der Sekunde, in der ich dann am Hebel gezogen habe, hat er es dann doch gemacht,so dass ich unabsichtlich wieder aufgeblendet habe. Der Entgegenkommende wird sich seinen Teil gedacht haben.
Verkehrsschild-Erkennung: im Prinzip eine gute Idee, weil man gerade in Gegenden mit stark wechselnder Beschilderung gerne nochmal nachgucken würde, an welchem Schild man zuletzt vorbeigefahren ist. Die Erkennungsrate ist auch recht hoch, insbesondere elektronische Schilderbrücken auf Autobahnen werden zu 99% erkannt. Es ist aber bei Ford so, dass nach einem undurchschaubaren Schema teils die tatsächlich erkannten Schilder und teils die Geschwindigkeitsbegrenzungen nach Kartendaten angezeigt werden. Letztere sind nicht immer korrekt. So wurden mir in der Stadt schon mal zulässige 100 km/h angezeigt und auf der Landstraße nicht existente 40-km/h-Beschränkungen.
Gesamteindruck: Die adaptive Geschwindigkeitsregelung ist mir persönlich die 750 Euro nicht wert. Die 1.050 Euro für das Technologie-Paket sind auch sehr ambitioniert. Den Active City Stop kriegt man für 350 Euro einzeln, und die anderen Bestandteile muss man aus meiner Sicht nicht zwingend haben.
Das Geld würde ich dann doch in die Xenons stecken, die sind in jeder Hinsicht super. 🙂
Grüße
FnF
49 Antworten
Das mit dem Einstellen der Empfindlichkeit war bei 2013ner Modell.
Bisher habe ich beim 2017ner Modell Es auch noch nicht gefunden.
Es ist aber auch nicht so heftig
Zitat:
@greengoose schrieb am 29. Juni 2017 um 10:51:10 Uhr:
Zitat:
@Andiejago schrieb am 9. Juni 2017 um 11:19:25 Uhr:
Wenn der Spurhalteassistent bei Regen und bei schlechten Straßenverhältnissen meckert, obwohl ich Fahrbahnmitte fahre, funktioniert er nicht fehlerfrei!spurhalteassistent ist echt misst, letztens nach Überschwemmung auf schlammbedeckter Strasse gefahren, spurhalteassisten hat nur sporadisch funktioniert .. voll die taubenscheixxe ... 😁😁😁 #ironie OFF#
Hatte jetzt auch 3 Nächte Regen und auch Starkregen. Da funzt es schlecht bis garnicht.
Gibt's hier neue Meinungen/Erfahrungen?
Zitat:
@ho.ko schrieb am 29. Oktober 2017 um 23:09:52 Uhr:
Gibt's hier neue Meinungen/Erfahrungen?
Ich habe mittlerweile Fernlicht Assistent und Spurhalte Assistent deaktiviert.
Fernlicht funktioniert nicht mehr so einwandfrei wie zu Anfang. Keine logische Erklärung warum. Geht in Situationen an wo der Gegenverkehr von der Kamera schon längst erfasst worden sein sollte, was der Gegenverkehr einem dann mit Lichthupen dankt....
Der Spurhalte Assistent hat auch in letzter Zeit mit eher waghalsigen und sinnlosen Aktionen geglänzt. Mein persönliches Highlight ist neben "festbeißen" an Linien und schlagartiger Einstellung des "mitlenken" in Kurven das passieren von Verkehrsinseln. In den Niederlanden gibt es Verkehrsinseln in 70er Zonen.
Fand das System gar nicht gut. Hat daraus einen Elchtest gemacht, dass Abs und Esp eingegriffen haben.
Sehr unschöne Aktion zum Leidwesen meiner Frau und dem Kind!
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Liest sich ja nicht wirklich toll...
OK, werde ich dann bei meinem mal ausgiebig testen auch berichten.