Reißverschlussverfahren in Deutschland nicht bekannt?

Heute war es mal wieder so weit. Linke Fahrspur wegen einer Baustelle gesperrt, und riesige Hinweisschilder, das Reißverschlussverfahren anzuwenden. Also die Fahrspur halten bis zum Hindernis und dann erst rechts einfädeln.

Aber 500 m vor dem Hindernis hatte sich der vor mir kriechende Verkehr bereits nach rechts in die Kolonne gequetscht. Vor mir auf 500 m kein Auto auf meiner Fahrspur.

Wie vorgeschrieben blieb ich auf der linken Spur, um mit etwa 30 km/h bis zum Hindernis vorzufahren. Etwa 300 m vor dem Hindernis schert plötzlich aus der mittlerweile zum stehen gekommenen rechten Kolonne ein PKW auf meine Fahrspur, bleibt schräg vor mir stehen, und zwingt mich zu einer Vollbremsung. Während ich noch denke, was für ein Spinner, und er fröhlich winkend den Mittelfinger zum Gruss erhebt, kommen zwei Polizeibeamte, die zwei Autos hinter mir fuhren, und verpassten dem netten Herren eine Anzeige wegen Nötigung, Strassenverkehrsgefährdung und Beleidigung.

Er hatte trotzdem kein Einsehen, war der Meinung, alle müssten sich hinten anstellen, und seine "Verkehrserziehung" wäre unbedingt erforderlich.

Vom zwingend vorgeschriebenen Reißverschlussverfahren hatte er noch nie etwas gehört. Dafür hört er jetzt etwas vom Amt.

Das Ende vom Spiel. Ein wunderschöner Rückstau auf beiden Fahrspuren.

Passiert euch auch manchmal, das viele die neuen Verkehrsregeln nicht kennen, und korrekt fahrende Verkehrsteilnehmer ausbremsen wollen?

Gruss, Günther.

66 Antworten

Ja, grundsätzlich passiert so was schon.

Aber speziell der Reißverschluss klappt hier bei uns in der Region verwunderlicherweise nahezu perfekt. Ganz selten, dass ein(e) Fahrer(in) sich da dumm dranstellt. Aber wenn, dann ist es völlig markenunabhängig...

Absolut. Nicht nur Reißverschluß, auch Kreisverkehr, der Warnblinker am Bus und das Handy am Ohr sind solche Kandidaten.

Zitat:

Original geschrieben von OlafSt


Absolut. Nicht nur Reißverschluß, auch Kreisverkehr, der Warnblinker am Bus und das Handy am Ohr sind solche Kandidaten.

Ja genau diese Dinge gibts bei uns auch. Ich denke am "unbekanntesten" ist noch die Bus-Geschichte. Das Handy am Ohr ist bestens bekannt, aber man setzt sich dreisterweise einfach darüber hinweg.

Tatsächlich ist der Teil in der STVO gar nicht neu. Nur meinen eingige das es verboten wäre. Um diesen Fehler zu entschärfen hat man das nochmal deutlicher gemacht.

Ich bin schon vor Jahren bis zum Hinderniss vorgefahren, allerdings habe ich festgestellt, das man, je langsamer das macht, um so mehr sind die Leute bereit dann auch einen reinzulassen.

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Zitat:

Original geschrieben von Peterbit


Ich bin schon vor Jahren bis zum Hinderniss vorgefahren, allerdings habe ich festgestellt, das man, je langsamer das macht, um so mehr sind die Leute bereit dann auch einen reinzulassen.

Da bist Du zum Glück immer an die korrekten KraftfahrerInnen geraten. Ich habe schon oft lange Zeit warten müssen, bis jemand die vorgeschriebene Lücke zum Spurwechseln freilässt.

Hier im Ruhrgebiet ist es leider oft so, dass bei Rückstau im Schritttempo fast Stoßstange an Stoßstange gefahren wird. Und kaum jemand gibt freiwillig diesen "Stammplatz" auf, obwohl er damit eine Ordnungswidrigkeit begeht.

Da bleibt einem manchmal nur ausdauernes Blinken und gaaaaaaaanz langsam vorrollen lassen, bis dich jemand einfädeln lässt. Anschließend gibt es oft unverständliche Hupkonzerte. Die Reaktion ist zwar manchmal verständlich, wenn man 10 km im Stau gestanden hat. Aber die Anderen denken einfach nicht daran, dass die Linksfahrer ebenso lange im Stau gestanden haben. Und was können die dafür, wenn viele "Früheinscherer" den Stau durch Ihre Handlungsweise auf der rechten Spur noch zusätzlich verlängern.

Da finde ich es schon korrekt, wenn solche "Spurwechselblockierer" rigoros bestraft werden. Ich habe in letzter Zeit des öfteren beobachtet, dass an solchen Engpässen verstärkt mobile Videoüberwachung von der Polizei betrieben wird. Das scheint eine gesicherte Einnahmequelle zu sein.

Warnblinker am Bus oder Handy am Ohr ist m.E. genauso verwerflich wie "Verkehrserziehung" durch vermeintlich gerechtfertigtes Ausbremsen. In allen Fällen ist die Gefahr, jemanden tot zu fahren immens erhöht.

Ich lasse an Hindernissen alle vor mir im "Reißverschluss" die Spur wechseln. Und wenn es ein 18 Meter-Truck ist. Leider musste ich auch oft erleben, dass die diese für den LKW gedachte Lücke von dahinter fahrenden "Spezialisten" im Handumdrehen wieder dicht gemacht wird. Und beim nächsten "Abstandhalten" für den LKW habe ich das schönste Hupkonzert im Nacken.

Gruss, Günther.

Das Problem ist vermutlich wirklich diese Mentalität, ja niemanden vor sich zu lassen. Wenn man bis zum Ende vorfährt, wird man als jemand der sich vordrängelt betrachtet.
Ehrlich gesagt versuche ich in solchen Situationen auch mich möglichst früh einzuordnen, eben weil ich weiss dass die meisten den Sinn des Reissverschlussverfahrens nicht begriffen haben.

Zitat:

Original geschrieben von The_Man_325


Ehrlich gesagt versuche ich in solchen Situationen auch mich möglichst früh einzuordnen, eben weil ich weiss dass die meisten den Sinn des Reissverschlussverfahrens nicht begriffen haben.

Wenn Du auch einer von den "schamhaften Früheinscherern" bist, machst Du genau das Verkehrte. So kapieren es die Nichtwissenden doch nie, und glauben noch, bis Blut spritzt, dass sie im Recht sind.

Frei nach dem Motto: "Es machen ja die Meisten so. Und das kann ja dann nicht falsch sein, was ich mache".

Wenn alle so denken würden, sich an das Gesetz oder die StVo zu halten wäre Vordrängeln, müsste das Chaos vorprogrammiert sein.

Also, halte dich an die StVo und fahr das nächste mal bis zum Hindernis vor! Im nachhinein wirst Du froh sein, keine Ordnungswidrigkeit begangen zu haben, und ggf. 10-12 verkehrswidrige "Früheinscherer" von Ihrem Verkehrsinfarkt fördernden Tun bekehrt zu haben.

Wenn ALLE sich daran halten würden, wären die Staus bei weitem nicht so lang!

Gruss, Günter.

PS. Wenn ich Dir an einem Engpass begegne, lasse ich Dich auch einfädeln. Ehrenwort! Bei den Anderen musst Du zum Teil noch etwas Geduld mitbringen. Aber ich gebe die Hoffnung niemals auf.

Zitat:

Ehrlich gesagt versuche ich in solchen Situationen auch mich möglichst früh einzuordnen, eben weil ich weiss dass die meisten den Sinn des Reissverschlussverfahrens nicht begriffen haben.

Genau das denke einfach zu viele....

Andererseits freut es mich ja auch, weil ich immer ganz nach vorne fahren kann, und andere teilweise schon 1000Meter vor dem Hindernis einscheren.

Und dann typisch Deutsch: oh, der hält sich nicht an die Regeln und stellt sich nicht an, wie es ja alle machen, na warte, Dich lasse ich nicht rein....

Naja, aber spätestens der 3. läßt einen dann meistens und man hat auf jeden Fall immer noch etas gewonnen - und sich korrekt verhalten, ganz im Gegensatz zu den "Früheinscherern"!

Zitat:

Original geschrieben von sam66


na warte, Dich lasse ich nicht rein....

Und genau für dieses "bockige" Denken gibt es heutzutage zum Glück nette Geldstrafen und wenn die "Blockade" gefährlich wird auch noch nette Punkte in Flensburg (kenn ich nur vom leckeren Bier).

Und das "flenst" dann. Ein zweites mal macht ein normal intelligenter Mensch so was wohl nicht (als Fußgänger im Stau wäre wohl auch nicht erstrebenswert).

Gruss, Günther.

sehr interessantes thema, zu dem ich gern ein paar worte verlieren möchte.

aus meiner nun fast 10 jährigen "führerscherer"-karriere - wie es günther dieter sehr passend zu bezeichnen pflegt - habe ich als fahrer und beifaherr einige impressionen gewinnen dürfen.

zunächst möchte ich die seite des aktiven beobachters als beifahrer kundgeben. hier sind mehrere aspekte zu nennen, die maßgeblich für dein geschildertes phänomen verantwortlich sind.

es gibt die tendenziell eher ägnstlichen fahrer, die kontinuierlich auf der rechten spur fahren und strikt ihren kurs behalten - ohne genelles umschauendes verhalten.
des weiteren gibt es den "durchschnitts-fahrer", der relativ fürh einschert und sich im inneren über die leute ärgert, die an ihm noch vorbeifahren, während er bereits steht. er sieht sich definitiv im recht.
die tatsache, dass ein fahrer selbst eingeschert ist und gleichzeitig ein anderer überholt, reicht bei vielen personen aus, um gewisses aggressionspotetential an den tag zu legen - dies äußert sich durch erwähnte "bockigkeit".

der ausgang der situation hängt sehr von der aktuellen situtation, der stimmung, sowie dem auto aller beteiligten ab.

praktisches beispiel:

fährt ein 10 jahre arbeitsloser mit seiner "rostlaube" - in seinen augen brav - auf die rechte spur und rechts drückt ein S600 noch mal drauf, um sich am ende einzureihen, könnten dem einscherer folgende punkte durch den kopf jagen (teils unterbewusst):

    "der typ ist in meinem alter und fährt so ein tolles auto. ich bin neidisch und vergleichsweise ein aboluter verlierer. gleichzeitig hat er es noch so eilig und denkt, dass die straßen ihm gehören. das nervt mich. ich bin neidisch und zugleich verärgert. sollte er vor mir einscheren wollen, werde ich ihn aus trotz warten lassen. sein geschäftsessen kann warten."
    (evtl. gehen ihm darüber hinaus vorurrteile durch den hinterkopf)

dies war ein extrembeispiel um ein wenig die andere seite auszuleuchten.
generell scheint es wenigen leuten klar zu sein, dass ein frühes einscheren eher hindernd ist. dies mag mit informationspolitik, sowie div. anderen persönlichen aspekten zu tun haben.
auch hier sehe ich wieder die tatsache, dass zu häufig das auto als "objekt zum abreagieren" benutzt wird - auch wenn dies oft nicht direkt ersichtlich ist. der alltag bringt für jeden stress, mit dem man zu leben lernen muss. das auto ist das eigentum, über das man HERRSCHT. genau diese tatsache bewegt viele scheinbar in ihrem kleingeist dazu, vollkommen durchzudrehen. hier kämpft jeder um sein land, was unter jeden umständen verteidigt werden muss. teilweise habe ich regelrecht das gefühl auf der autobahn im krieg zu sein.

meine vermutung ist dahingehend, dass die eigentliche ursache vieler probleme im straßenverkehr auf personen zurückzuführen ist, die in einer bestimmten form komplexe haben. treffen zwei der genannten kandidaten aufeinander, nennt sich das ganze teufelskreis oder auch "alltag".

abschließend wünsche ich mir ein tolerantes verhalten von allen fahrern, um ein einfacheres zusammensein ermöglichen zu können. ich hoffe, dass diese illusion eines tages wirklichkeit wird. wie schön wäre eine welt, in der personen ihre eigenen probleme sinnvoll bekämpfen und nicht mit div. objekten wie dem auto - respektive verkehr - kompensieren würden.

nette grüße
tim
moderator motorsport

Also, es scheint wirklich regionale Unterschiede zu geben, oder Unterschiede zwischen Ballungsräumen (HH, DO, etc.) und unserer Provinz hier in der Pfalz.

Zumindest inzwischen ist das hier echt locker und funktioniert fast immer. Wenn es mal nicht funktioniert, ist es wirklich mal eine Ausnahme, dass ein Fahrer bockt. Die Früheinscherer gibt es zwar hier auch, aber die werden halt reingelassen und Ende. Der Rest fährt dran vorbei und ordnet sich vorne erst ein. Allerdings sind diese Früheinscherer dann auch mitunter die, die andere dann vorne am Hindernis nicht einscheren lassen.

Früher war ich beruflich wesentlich mehr und in größerem Radius unterwegs (so vor ca. zehn Jahren) und hatte das Problem massiver beobachten können. Ob das jetzt daran lag, dass es einfach länger her war, oder an den anderen Regionen (Hanover, München, Frankfurt,... - keine Ahnung...

Hallo,

Stimmt schon, man wird meisst dumm angesehen, wenn man die Fahrspuren bis zum Ende Ausnutzt und dann einschert, wies eigentlich gedacht ist. Das ist halt mittlerweile das Denken in Deutschland... Aber bis zu einer Geschwindigkeit von 80 Km/h ist halt das reissverschlussverfahren anzuwenden! Und meisst klappts auch ganz gut, wenigst auch in meiner Gegend, so sehe ich das!

mal was wirklich gutes in güntherdortmund Fall finde ich mal, dass die Rennleitung mal zur Richtigen Zeit am richtigen Ort war, sozusagen mal nen echter Glückstreffer für die Jungs...

Hallo Günther,

also hier in Essen klappt es einigermaßen gut. Nur gibt es wie überall auch hier zicken. Beispiel In Essen-Frillendorf wo die A52 richtung A40 endet. Manchmal ergattert man von den Hintermännern Lichthupe und rumfuchtelnde Hände. Merke aber des öfteren das es eher ältere Leute (>50Jahre) sind die es nicht kappieren wollen. Aber die A52 soll ja nun durch den Tunnel bis zur A40 2 Spurig bleiben. Abwarten....
Für all´ die jenigen die diesen Abschnitt nicht kennen, ab 15Uhr im Feierabendverkehr ist dort jeden Tag ca.3-4km Stau.

Gruß
Ercan

Hast Du Deinem Zorn dem anderen gegenüber Luft gemacht? Ein Stinkefinger kommt ja nicht von ungefähr...

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