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Prüfung Kurbelwellensensor-Anschluss

Mercedes G-Klasse W463

Hallo Zusammen,

ich darf mich bitte wieder an euch wenden:

Mein G270cdi Bj. 2002 mit 225tkm beschäftigt mich aktuell mit Startschwierigkeiten, die leider zunehmen. Zuletzt ging er auch mal in den Notlauf während der Fahrt.

Diagnose zeigt den Fehler P1354 " Synchronisation zwischen Kurbelwelle und Nockenwelle". Neue Kurbel- und Nockenwellensensoren brachten kein Besserung.

Bevor ich die Steuerzeiten und Steuerkette prüfe, möchte ich mir die Sensor-Signale mit dem Oszilloskop ansehen. In Vorbereitung dessen, wollte ich auch die Anschlussleitungen prüfen, ob nicht ein Kabelbruch oder schlechter Kontakt vorliegt. Kann ja nicht so schwer sein...

Beim Nockenwellensensor-Kabel sehen Masse (Pin 1) und 12V Versorgungsspannung (Pin3) unauffällig aus. Bei der Signalleitung (Pin2) wusste ich nicht, wie ich sie prüfen sollte.

Beim Nockenwellensensor-Kabel sollte meiner Recherche nach Pin 1 auf Masse (bzw. Gebermasse) liegen. Pin 2 bringt die Signalspannung.
Und jetzt wirds für nicht mehr nachvollziehbar:
Bei Zündung AUS rund 80kOhm zwischen Pin1 und Fahrzeugmasse. Gut, dachte mir, womöglich wird die Fahrzeugmasse im Steuergerät erst bei Zündung AN auf die Gebermasse geschaltet. Bei Zündung AN liegen hier aber plötzlich 2,5V zwischen Pin 1 und Fahrzeugmasse an. Ebenso 2,5V zwischen Pin 2 und Fahrzeugmasse.

Kann das so stimmen?
Wenn jemand einen elektrischen Schaltplan vorliegen hat, wäre das natürlich auch ein Hit 🙂

Lg Seppo

14 Antworten

Bin für jeden Tipp dankbar 🙂

Lg

Ich konnte zwischenzeitlich die Messungen mit dem Oszi durchführen.
Keine Auffälligkeiten aus meine Sicht an den Kurbel- und Nockenwellensignalen. Sie sehen bei einem erfolgreichen Start nicht anders aus, als bei einem Start, wo der Motor kurzfristig wieder ausgeht.

Zusätzlich hab ich auch den Raildruck und die Injektbestromung aufgezeichnet. Der Raildruck zeigt kein Absacken. Der Injektor wird allerdings beim fehlerhaften Start kurfristig nicht bestromt. Somit schließe ich Luft im Kraftstoffsystem aus. Wahrscheinlicher ist, dass das Motorsteuergerät tatsächlich unplausible Signale erhält.

Nun gut, nur weil ich an den Sensoren was vernünftiges messe, heißt es nicht, dass diese Signale auch so am Steuergerät ankommen.

Steuergerät hinter dem Handschuhfach ausfindig gemacht und tatsächlich eine Schweinerei entdeckt. Offensichtlich wurde hier mit einem schwindligen Adapter irgendein weiteres Gerät zwischen Steuergerät und Steuergerätestecker eingekoppelt. Teilweise sind die Pins auch startk oxidiert.
Siehe Fotos!

Kann das jemand zuordnen?!?
Ich vermute mal irgendeine ChipTuning Sauerei. Original sieht mir das nicht aus...

Img-20240706
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+1

Weiter geht's in meinem Monolog:

Hab die Box gestern Abend rausgeschmissen. Motor ist im Anschluss nur sehr sehr schwer angesprungen, wurde aber mit jedem Mal besser. Probefahrt war in Ordnung. Leistungsunterschied konnte ich keinen feststellen.

Heute morgen wieder ein Startversuch.
Wie schon zuvor: Motor stirbt wieder ab, orgelt weiter bis er schlussendlich läuft.
Aber zumindest deutlich besser als gestern Abend. Vielleicht müssen gewisse Lernwerte nun ohne Box erst neu adaptiert werden...die Hoffnung stirbt zuletzt.

Der Vollständigkeit halber noch meine Aufzeichnungen mit dem Oszi:
Blau: NW-Signal
Rot und braun: Gegenläufige KW-Signale an beiden Pins des Sensors
Grün: Injektorbestromung Zylinder 1
Oszi-GND hängt auf Fahrzeugmasse

Die fallenden Flanke des NW-Sensors läuft bauartabhängig der "Zahnlücke" des Schwungrads um ein paar Schwungradzähne voraus. Wenn man den Sollversatz dieser Referenzmarken kennt, könnte man auch eine Längung der Steuerkette beurteilen. Kann ich aktuell leider noch nicht....

lg

Übersicht; laufender Motor
Detail Referenzmarkenversatz

Die oxidierten Kontakte hast Du wahrscheinlich bestmöglich gereinigt. Was sagt denn jetzt die Diagnose ?

Ja, ich hab die Steckverbindung beidseitig mit Kontaktöl
und Pinsel bearbeitet. Anschließen in den Stecker eine Stiftleiste mehrfach eingeschoben, um ihn auch mechanisch zu reinigen.

Auch hab ich heute früh den ganzen Messaufbau rausgeschmissen, um auch auszuschließen, dass meine Adapterkabel was verschlechtern.

Motor läuft derweil sauber und auch die Verbrauchsanzeige scheint nun deutlich realistischer mit rund 12,5 anstatt 10,5l/100km

Werde am Abend wieder den Fehlerspeicher löschen und beobachten.

Es sollten die Adaptionswerte zurück gesetzt werden, dürfte die Prozedur beschleunigen.

Leider kann ich die Adaptionswerte mit meiner Diagnosesoftware nicht löschen.

Fehler scheint aber ohnehin damit nicht beseitigbar zu sein.
Problem mit Synchronisation von Nocken- und Kurbelwelle ist wieder im Fehlerspeicher abgelegt und ich denke nicht, dass dieses Problem, durch die Adaptionswerte hervorgerufen wird.

Kennt jemand eine Möglichkeit, mit möglichst geringem Aufwand die Längung der Kette zu prüfen?
Ich hab mir diverse Youtube Videos reingezogen:
- Kurbelwelle sollte man per Riemenscheibenmarkierung auf OT drehen können.
- An den Nockenwellenrädern gibt es bei diversen MB-Motoren auch eine Markierung. Dazu muss wohl der Ventildeckel runter. Ob das auch für den 270cdi gilt, weiß ich nicht.

Eine Anfrage zu den Kosten für Prüfung der Kette bei der örtlichen MB-Niederlassung ergab €330.

LG

Hallo Seppo, so eigenartige Tuningboxen werden gerne verbaut. Die leben davon, dass verschiedene Messwerte der Motorsensorik verfälscht werden, um höheren Ladedruck oder Einspritzmengen zu erreichen, höchst unseriös und nicht immer ohne Nebenwirkungen. Ohne der Box sollte aber der Urzustand wieder hergestellt sein.
Aufgrund Deiner Fotos würde ich aber zunächst prüfen, ob die Korrosion nicht ins Steuergerät vorgedrungen ist und auch schon die Kontaktierung der Messerleisten des Steckers auf der Platine gelitten hat!

Bei gelängter Steuerkette und daraus fehlerhafter Synchronisation von Steuerkette und Kurbelwelle kommt üblicherweise zunächst die Motorstörlampe, außerdem ist ein deutliches Rasseln nach dem Kaltstart zu hören, zumindest bis ausreichend Öldruck aufgebaut ist (Arbeit für zwei Mann, einer lauscht und einer startet).

Deiner Aussage zu folge dürftest du keine Original Stardiagnose verwenden, bei den Nachbausystemen kommt es gelegentlich zu Fehlinterpretationen. Vielleicht vorher eine einen Original - Kurztest durchführen lassen, bevor du anfängst, den Nockenwellenantrieb zu zerlegen.

LG Robert

Hallo Steinbertl,

danke für deinen Beitrag.

Zur Kettenlängung:
Ich werde das Kaltstartverhalten nochmal genauer beobachten und im Speziellen auf besagtes Rasseln hören. Eventuell mach ich auch gleich ein Video dazu.
Ich habe gestern auch verzweifelt versucht, über den Öleinfüllstutzen und der Bohrung des NW-Sensors eine Referenzmarke zu entdecken. Mit etwas Fantasie konnte ich beim Öleinfüllstutzen eine Markierung auf der NW entdecken. Ob hier „Ot“ oder „10“ (kopfüber) steht, liegt wohl im Interpretationsspieleraum. Unterm Stricht ist der Kurbelwellen OT aber um fast 90° daneben, wenn man die NW auf die Markierung ausrichtet. Somit ist es das sicher keine geeignete Methode, um die Kettenlängung zu prüfen (siehe Foto).

Zur Oxidation und Tuningbox:
Die Box hab ich rausgeschmissen und alle Kontakte bestmöglich gereinigt. Das Steuergerät selbst hab ich auch geöffnet, konnte dabei aber keine Auffälligkeiten feststellen (siehe Fotos).
Im laufenden Betrieb könnte ich nichts Negatives behaupten. Bilde mir ein, dass er vielleicht sogar noch schöner läuft als davor und das Automatikgetriebe sich weniger oft verhaspelt (vorallem bei niedrigen Geschwindigkeiten).
Aber für belastbare Aussagen ist es sicher noch zu früh…

Zu den Sensoren und der Diagnose:
Etwas habe ich noch verschwiegen: In meiner Ungeduld konnte ich auf die Schnelle keine Bosch Sensoren im Online-Handel finden und habe daher auf Febi-Bilstein zurückgegriffen. In diversen Foreneinträgen wird ja eindringlich davor gewarnt, bloß nichts anderes als Bosch/MB zu verbauen. Nun besteht natürlich theoretisch die Möglichkeit, dass ich defekte Original-Sensoren gegen ungeeignet Nachbausensoren getauscht habe. Halte das zwar für unwahrscheinlich, da die Signale am Oszi gut aussehen. Aber ausschließen kann ich es natürlich nicht. Somit habe ich noch immer eine potentielle Fehlerquelle.
Und ja, richtig. Ich habe keine Stardiagnose. Die Frage, die ich mir diesbezüglich noch stelle: Zuerst Fehlerspeicher auslesen und die Adaptionswerte löschen, oder doch zuerst noch in neue Bosch-Sensoren investieren?

LG Seppo

Steuergerät innen unten
Steuergerät innen oben
Öleinfüllstutzen, NW

Aus welcher Gegend kommst du? Eventuell ist ja jemand mit Diagnose in deiner Nähe

Hi,

ich komme aus der Gegend Klagenfurt/Villach ganz im Süden Österreichs.

Ich bringe auch eine Kiste Bier mit 🙂

Lg

Es gibt für den NW- sowie KW-Hallsensor keine Adaptionswerte die in Xentry gelöscht werden können.
Fehlerspeicher löschen und Neuteil einbauen. Wenn die Synchronisation danach nicht stimmt, die Steuerkettenlängung sowie die Grundstellung der Nockenwellen prüfen.

Der Fehler sagt aus dass entweder die Versorgungsspannung von 11,0 - 14,0 V oder das Rechtecksignal von 0,0 - 5,0 V nicht stimmt. Wird das Signal im Oszi nicht sauber dargestellt dann ist die Abschirmung irgendwo defekt.

Hallo Balmer,

danke für den Hinweis bezgl. der Adaptionswerte.
Das bestätigt auch mein ursprüngliches Verständnis, dass es Adaptionswerte nur für Stellgrößen geben sollte, die in einem Regelkreis eingebunden sind.

Sehr interessant fand ich den Hinweis bezgl. der NW Versorgungsspannung, die 11-14 V betragen muss. Ich habe daraufhin gestern eine weitere Oszi-Messung, diesmal steuergerätenahe, gemacht. Die Versorgungspannung des NW-Sensors fällt während der Starter dreht auf rund 11V ab. Teilweise knapp darunter, teilweise knapp darüber (siehe Oszi-Bild). Eine weitere Messung direkt an der Starterbatterie zeigt einen nahezu identisches Verhalten. D.h. es deutet nichts darauf hin, dass das Motorsteuergerät schlecht versorgt wird.

Auch beim Startvorgang mit einer geladenen Zusatzbatterie fällt die Spannung auf rund 11V ab. Der Start dreht mit und ohne Zusatzbatterie unauffällig und ausreichend schnell aus meiner Sicht. Der Nockenwellensensor gibt auch immer ein schönes Rechtecksignal 0-5V aus. Der Fehler tritt sowohl bei Kalt- als auch bei Warmstarts auf. Insofern zeigt sich hier keinen Zusammenhang mit einem erhöhten Startstrombedarf oder der Versorgungsspannung im Allgemeinen. Auch der Signallverlauf des KW-Sensors sieht aus meiner Sicht unauffällig aus.

Ich werde die Sensoren trotzdem nochmal ersetzen, Fehlerspeicher löschen und berichten.

LG

Steuergeraetnahe-nwfebi

Ich habe neue Erkenntnisse und möchte diese nicht vorenthalten:

Der NW-Sensor von Febi Bilstein wurde nochmal gegen einen gebrauchten von MB getauscht. Auf Ebay bekommt man diese sehr günstig um 10€/Stück. Ein neuer bei MB kostet lt. meinen Infos rund 200€…

Seit dem Einbau sind rund 100 Startversuche vergangen und das Problem ist nicht wieder aufgetreten.

Ich hab mir heute nochmal die Mühe gemacht und mit dem Oszi die Signal gemessen:
Und tatsächlich, die fallend Flanke des MB NW-Sensor Signals kommt um einen KW-Zahn früher als beim Febi Bilstein Sensor.

Ich hoffe, dass das den Unterschied macht und ich diese Problem endlich los bin.
Wenn dem so ist, könnte man meine Messungen als Referenz dafür heranziehen, ab wann eine Kette als gelängt erkannt wird wird und wann sie noch in der Toleranz ist.

Lg Seppo

Oszi Messung
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