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Persönliche Kaufberatung Nissan Almera Tino

Nissan
Themenstarteram 21. Februar 2015 um 20:17

Was also bringt einen dazu einen Nissan Almera Tino zu kaufen?

Der Nissan Almera Tino wurde von 2000 bis 2006 in Deutschland verkauft. 2003 erfolgte ein mildes Facelift. Mein Almera gehört der ersten Generation an und ist ein 1,8 Liter Benziner mit einer Leistung von 114PS.

Damit darf er getrost als untermotorisiert gelten. Denn der 4 Zylinder stemmt sich gegen 1,4 Tonnen Lebendgewicht und das Design einer Schrankwand. Ein Dinosaurier Ei auf 4 Rädern.

Und wenn man ehrlich ist, fährt er sich auch so. Die Kompaktwagen-Gene des Almera werden hier mit den Gewichtsanforderungen eines Vans kombiniert. Damit sind so gut wie alle Fahrwerkskomponenten restlos überfordert.

Hängerziehen ist auch nicht die Domäne des Wagens. Da hielt mich jedoch nicht davon ab eine Anhängerkupplung nachzurüsten, weil für 2 Motorräder ist die Zuglast ausreichend.

Zurück zur Ausgangsfrage, warum also?

Weil er ein Vergessener auf dem Gebrauchtmarkt ist. Er kommt aus einer Zeit, in der die japanischen Tugenden der europäischen Konkurrenz das Fürchten lehrten. So unauffällig der Almera Tino äußerlich auch ist, so anspruchslos ist er.

Eine liebe Freundin fährt ihren Almera (N16) heute noch als Winterauto. Davor übernommen vom Vater und damit durchs Studium. Als ich vor ein paar Jahren diesen auf der Hebebühne gesehen habe, war er rundum gesund, kein Anzeichen von Rost, keine Beschwerden und Alterungserscheinungen. Im Gegensatz zu dem Lupo den ich damals fuhr. Und das Baujahr war das Selbe. Als ich mich auf die Suche nach einem neuen Begleiter im Alltag machte, habe ich mich genau daran erinnert.

Schnell ein paar Angebote im Internet geprüft:

- Diesel? Fällt aus. Da die Angebote mit Rußpartikelfilter selten und teuer sind. Und dieser muss nachgerüstet sein, will man eine grüne Plakette. Außerdem stammt das Triebwerk von Renault.

- 2.0 Liter 136PS CVT? Stufenlose Automatikgetriebe sind in der Theorie eine faszinierende Idee. Wer den Gummibandeffekt schon mal in echt erfahren hat, ist davon nachhaltig geheilt. Das CVT unterstützt dabei feinsinnig den Eindruck des Steuermanns, dass im Tino Treibstoff wirkungsvoll in Geräusch umgesetzt wird, nicht aber merklich in Beschleunigung. Und die Wandlerautomatik die zum Schluss kam schafft nur die EU3 Norm.

- 116 oder 114 PS? Geschenkt. Weder 01, Liter weniger Verbrauch noch die leichten optischen Retuschen des Facelifts fallen ins Gewicht.

Worauf ich diesmal jedoch achtete waren Service und seriöser Vorbesitz. So kam es, dass ich meinen Almera in Langenfeld fand mit Erstbesitz, durchgehender Wartungshistorie, 8-fach bereift mit Alus und 120.000 km Laufleistung.

Ausstattung ist erwartungsgemäß komplett mit CD-Radio, 4-fach EFH, Klimaanlage und ABS. Man wurde sich bei 2300 Euro handelseinig. Auch hier wieder einer der Vorteile eines der Autos, die unter dem Radar des Standardgebrauchtwagenkäufers fliegen.

Ein vergleichbarer Ford Fiesta oder VW Golf würde deutlich mehr kosten. Zumal ich kein begnadeter Händler bin und ich nachts nicht mehr schlafen kann wenn ich mich wie auf dem Basar aufführe beim Autokauf. Leben und leben lassen.

Der Tino gehört nun seit einem Monat zur Familie und er wächst mir jeden Tag mehr ans Herz. Es ist ein Auto, dessen Qualitäten sich Einem langsam offenbaren.

Im Alltag gefallen die hohe Sitzposition, die schnell ansprechende Heizung und Goodies wie eine Lenkradfernbedienung fürs Radio. Diese habe ich eingebüßt, da ich das eher schlechte Werks CD-Radio (Kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine CD gekauft oder gebrannt habe), gegen ein DAB+ Radio mit Freisprechanlage fürs Handy getauscht habe (Danke Lufthansa fürs rumfliegen).

Des Weiteren begeistern die vielen Ablagemöglichkeiten im Innenraum. Angefangen beim Sonnenbrillenfach im Dachhimmel bis hin zu den Schubladen unter den Frontsitzen. Diese sind aus Stoff und fast Französisch bequem, aber auf langen Strecken nicht straff genug. Auch hätte ich mir eine Lordosenstütze gewünscht. In den höheren Ausstattungsvarianten gab es übrigens Teilleder mit Alcantara Mittelbezug. An den Frontsitzen sind Klapptische angebracht, die sich für die hinteren Passagiere als Ablage oder Getränkehalter verwenden lassen. Allerdings schränkt dass das Raumgefühl der ohnehin schon recht beengt sitzenden Passagiere hinten nochmals ein. Hier merkt man, dass der Almera auf der Plattform des kleinen Bruders aufbaut.

Aber zurück zu den Stärken des Konzepts und damit zu seiner Variabilität. Der Almera Tino besitzt serienmäßig eine drei-geteilte Rücksitzbank, deren Stühle sich einzeln verschieben lassen. Der Mittelsitz lässt sich einzeln umklappen und dient als Tisch, inklusive Cupholder. Oder man nimmt den Mittelsitz komplett aus dem Auto. Dies ermöglicht einem auch die eingeschränkte Beinfreiheit hinten zu eliminieren. Denn ist der Mittelsitz draußen, können die beiden äußeren Sitze nach hinten innen versetzt werden. Der so zum Viersitzer mutierte Tino bietet dann auch vier Erwachsenen ausreichend Platz für lange Autobahnetappen. Bei Bedarf lassen sich alle Rücksitze komplett rausnehmen und machen so aus einem Van einen Umzugshelfer. Das einzige Ärgernis dabei sind die kompliziert geführten hinteren Gurte, die extra noch entsichert werden müssen. Das ist bei einem Mitsubishi Colt doch wesentlich einfacher gewesen. Dafür sind die Sitze um einiges leichter im Tino.

Als besonderer Clou entpuppen sich die beiden Bodenfächer im Fußraum der Rücksitze. Von außen nicht einsehbar, dienen sie als Aufbewahrungsfach für allerlei Krimskrams oder Spielsachen der Kinder. Besonders liebenswert dabei, der integrierte Einkaufskorb auf der linken Seite.

Manch einer liest und denkt sich jetzt: Ein Pampersbomber. Etwa genauso so manövrierfähig ist dieser Minivan auch. Ich schreibe bewusst Minivan, da im Gegensatz zu einem vergleichbar großen Touran oder dem etwas kompakteren Spacestar von Mitsubishi fährt sich der Almera Tino auch wie ein Bus. Zieht man den unverhältnismäßig großen Wendekreis hinzu, wird daraus sogar ein Omnibus. Passend dazu ragt aus der Mittelkonsole ein Schaltstock heraus, der einem Hengst zum Gemächt reichen würde. Überhaupt scheint das Getriebe eine große Schwäche zu sein. Das Internet weiß, dass der Diesel mit seinem Drehmoment das Getriebe auf Dauer zerstört und auch mein Tino hat schon ein Austauschgetriebe und eine neue Kupplung. Das unpräzise, ausgelutschte Gefühl beim Schalten lässt mich allerdings daran zweifeln, dass dieses Thema nun für den Rest des Autolebens beendet ist.

Im Gegensatz dazu ist Kurvenfahren zwar nicht die Domäne, aber es gelingt jederzeit sicher und gutmütig. Der Grenzbereich ist erstaunlich weit oben angesiedelt. Man selbst schiebt schneller über die Seitenwange des Sitzes als der Wagen über die Vorderräder nach außen. Später gab es eine ESP zu den stärkeren Motoren, aber der Nissan verleitet einen nie dazu in Bereiche vorzudringen, in denen auch nur annähernd ein Eingreifen erforderlich wäre.

Hat man sich nun also damit abgefunden, dass Kurven nicht der primäre Einsatzzweck sind, richtet man sich auf die Verbindung derer. Auf der Geraden, sollte sie denn auch unbeschränkt sein und auf den Namen Autobahn hören, gilt man im Almera Tino als Nutzer zweiter Klasse. Und dies nicht ganz zu Unrecht. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von nur 173 km/h wird man auf der linken Spur nur allzu oft belächelt und auch die Zeit die man bis dorthin benötigt, wird einem vom deutschen Mittelständler, der von hinten mit seinen 4 Ringen kommt, nicht gegönnt. Also reiht man sich wieder brav auf der rechten Spur ein und verfällt auf einen Geschwindigkeitskorridor, dessen oberes Ende von der Richtgeschwindigkeit vorgegeben ist. Und ehrlich gesagt ist das auch gut so, denn ab 120 km/h schwingen sich die Windgeräusche zu ungeahnter Lautstärke auf und man ist gezwungen diese mit dem reinen Klang des DAB+ Radios zu kompensieren. Unterm Strich rauschen nicht mehr die Radiosender, aber dafür das Auto.

Belohnt wird man dafür dann auch und zwar an der nächsten Zapfsäule. Horrorgeschichten von 9-10 Litern Verbrauch kann man in den Foren und Tests zum Almera Tino lesen. Mit meinem Auto nachvollzogen habe ich diese jedoch noch nicht. Bei mir laufen aktuell ca. 7,5 Liter Superbenzin durch. Und das ist auch gut so, denn verbrauchshemmende Maßnahmen à la LPG verträgt der Motor nicht. Er gilt in LPG Kreisen als nicht "gasfest" und es wird von einer Umrüstung abgeraten. Schade, denn ansonsten ist der Motor robust und wartungsarm durch Steuerkette statt Zahnriemen.

Unterm Strich ist der Almera Tino damit der ideale Begleiter für alle, die einen genügsamen, zuverlässigen Wagen suchen, der mit den Abmaßen eines Golfs volle Variabilität und großzügige Raumverhältnisse nutzen wollen. Abstand nehmen sollten all diejenigen, die auch nur die leichtesten sportlichen Ambitionen haben oder auf Image wertlegen.

Fun Facts:

- Interne Bezeichnung des Tino ist V10. Das wären aber auch schon alle Gemeinsamkeiten mit jedem anderen V10 da draußen.

- Für kurze Zeit und auf 190 Fahrzeuge limitiert gab es ein Faltdach, das über die gesamte Fahrzeuglänge ging und den Tino zum Familiencabrio machte.

- Es ist der einzige Wagen den ich kenne, bei dem der gleichstarke Selbstzünder schneller auf 100 km/h beschleunigt wie der Benziner.

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6 Antworten

Na hoffentlichist diese Begeisterung nach 50 000 km Fahrleistung auch noch vorhanden.

Wartungsarme Steuerkette?

Also wenn man danach googelt liest man die größten Enttäuschungen darüber.

Steuerkettenausfall teilweise schon unter 100 000 km.

Reparaturaufwand nicht unter 1000.- Euros,eher mehr.

Aber das muß ja nicht grundsätzlich bei allen Nissans so sein.

Selbst fahre ich einen Almera N 16,und hoffe auch zu den Ausnahmen zu gehören.

Ersatzteilpreise bei Nissan, das grenzt schon an Wucher.

J.

Schöner Bericht;),

dazu sehr sehr Ausführlich.

Ich fahre seit August 2007 ein Almi N16a.

Nennenswerte Probleme gab es bisher nicht.;)

Gruß Hope0815:)

Sehr schöne Beschreibung des Tinos! Und sehr amüsant geschrieben noch dazu.

Genau deshalb haben wir immer noch unseren liebgewonnen Tino aus 2003. Ich bin immer wieder erstaunt, wie problemlos und flexibel dieses Auto ist. Egal, ob Umzug oder Kindergeburtstag oder zwei spontan im Urlaub gekaufte Flachbildfernseher (einer für den guten Nachbarn), immer hat alles reingepasst.

Und inzwischen hat man auch beim Einkauf das gute Gefühl, dass die x-te Parkbeule beim Nachbarn mehr kostet, als bei einem selbst. Mir ist es jetzt nämlich egal, ich selbst habe anderen aber auch noch keine Beule ins Auto gefahren.

Vor allen Dingen hat er uns nie im Stich gelassen! Nicht ein einziges mal. Alle Wehwehchen haben sich immer rechtzeitig angekündigt.

Mal sehen, ein Jahr hat er noch TÜV und wenn es nicht zu teuer wird, dann fahren wir ihn gerne auch noch weiter.

Und ein Nachfolger? Der Pulsar? So richtig einschlagen scheint er hier nicht. So wenig Beiträge für ein neues Auto sind schon eigenartig. Aber wen wundert's. 'Ne Menge Renault-Gene, dazu schlappe Motoren und keine herausragenden Ideen (z.B. Sitzkonzept). Ich weiss nicht so recht, dass findet man auch bei diversen anderen Herstellern...

Gruß,

Oliver

Zitat:

Und ein Nachfolger? Der Pulsar? So richtig einschlagen scheint er hier nicht. So wenig Beiträge für ein neues Auto sind schon eigenartig. Aber wen wundert's. 'Ne Menge Renault-Gene, dazu schlappe Motoren und keine herausragenden Ideen (z.B. Sitzkonzept). Ich weiss nicht so recht, dass findet man auch bei diversen anderen Herstellern...

Gruß,

Oliver

Hallo Oliver:),

dem muss ich leider in klein wenig widersprechen.

Der Pulsar ist ein Ersatz für den Almera.;)

Den Tiida konnte man total vergessen, weil "Altbacken".

Der Pulsar ist ein echter "Almi" Ersatz.

Schon vergessen, das es noch ein Nissan Note gibt.:cool:

Dem entspricht von der Funktionalität und aussehen her, eher einem Tino.

Gruß Hope0815:)

am 24. Januar 2016 um 21:06

190 nur mit Faltdach? Echt? Dann bin ich einer der glücklichen mit dem Cabrio van.

am 23. Februar 2020 um 20:40

Hallo,

ist zwar schon etwas her, aber wie hast du das Radio eingebaut beim Tino? Ich suche verzweifelt eine Möglichkeit um das zu realisieren.

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