Brief an Audi - Ich schäme mich, einen Audi zu fahren
Hallo,
gestern wurde in der ARD die Sendung "Der Fall Audi" ausgestrahlt. Wer sie nicht gesehen hat, kann sie in der ARD-Mediathek abrufen. In der Sendung wurde unter anderem beschrieben, daß Audi vier Abschalteinrichtungen in seiner Betrugssoftware hat, und wie und in welchem Umfang dies von Audi und auch vom Kraftfahrtbundesamt vertuscht wurde und noch heute vertuscht wird.
Nach der Sendung habe ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt und diesen Brief an Audi geschrieben. Ich will ihn hier parallel zu meinem Brief in Papierform als offenen Brief an Audi veröffentllichen. Hier im Netz habe ich meinen realen Namen als Absender nicht aufgeführt.
Der Brief lautet wie folgt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
von Kindheitsbeinen an begeistere ich mich für alles was Motoren hat. Mein Großvater hatte eine kleine Autowerkstatt mit Tankstelle, und es war immer wieder schön, ihn in den Sommerferien besuchen zu dürfen, und in der Werkstatt den Duft von Öl und Benzin zu schnuppern.
Mein Vater hatte das Glück, sich schon in meiner Kindheit als Zweitwagen einen Sportwagen leisten zu können, und dies hatte zwangsläufig zur Folge, daß ich glaube, wie man so schön sagt, Benzin in Blut zu haben.
So erfüllte ich mir im Laufe meines Lebens so manchen automobilen Traum. Den schönsten und gleichzeitig bisher teuersten Traum erfüllte ich mir mit einem Audi R8. Eigentlich hätte es ein Lamborghini werden sollen, aber als Zugeständnis an meine Ehefrau war das Resultat des letzten Traumes eben ein R8 und ein S5 für meine Frau.
Für Audi empfand ich schon immer Sympathie, schon allein deswegen, weil ich in Ingolstadt zur Schule ging. Der Quattro tat sein Übriges, Begeisterung für die Marke Audi in mir zu wecken. Auf dem Schulweg dem Klang eines beschleunigenden Fünfzylinders zu lauschen, war herrlich, aber auch die Rallyeerfolge von Michèle Mouton und Walter Röhrl mitzuerleben, waren unvergessliche Momente.
Der Werbespot mit dem Quattro auf der Skischanze ist mir seit der ersten Ausstrahlung ebenfalls dauerhaft in Erinnerung geblieben.
Mittlerweile ist all diese Begeisterung für die Marke Audi einer tiefen Enttäuschung gewichen. Was anfangs von der Presse noch verniedlichend als „Mogelei“ bezeichnet wurde, hat sich inzwischen - wie in der ARD-Sendung „Der Fall Audi“ vom 1.7.2019 ausführlich beschrieben - als ausgeklügelter umfangreicher systematischer Betrug herausgestellt.
Nicht nur über diese maßlosen Betrügereien bin ich enttäuscht, sondern auch besonders darüber, daß Audi nicht zu seinen Fehlern steht, sie nicht offen zugibt, die Betroffenen nicht entschädigt und sich schon gar nicht bei der Öffentlichkeit für seine Vergehen entschuldigt.
Ich bedaure, sagen zu müssen, daß ich mich inzwischen schäme, einen Audi zu fahren.
Beste Antwort im Thema
Hallo,
gestern wurde in der ARD die Sendung "Der Fall Audi" ausgestrahlt. Wer sie nicht gesehen hat, kann sie in der ARD-Mediathek abrufen. In der Sendung wurde unter anderem beschrieben, daß Audi vier Abschalteinrichtungen in seiner Betrugssoftware hat, und wie und in welchem Umfang dies von Audi und auch vom Kraftfahrtbundesamt vertuscht wurde und noch heute vertuscht wird.
Nach der Sendung habe ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt und diesen Brief an Audi geschrieben. Ich will ihn hier parallel zu meinem Brief in Papierform als offenen Brief an Audi veröffentllichen. Hier im Netz habe ich meinen realen Namen als Absender nicht aufgeführt.
Der Brief lautet wie folgt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
von Kindheitsbeinen an begeistere ich mich für alles was Motoren hat. Mein Großvater hatte eine kleine Autowerkstatt mit Tankstelle, und es war immer wieder schön, ihn in den Sommerferien besuchen zu dürfen, und in der Werkstatt den Duft von Öl und Benzin zu schnuppern.
Mein Vater hatte das Glück, sich schon in meiner Kindheit als Zweitwagen einen Sportwagen leisten zu können, und dies hatte zwangsläufig zur Folge, daß ich glaube, wie man so schön sagt, Benzin in Blut zu haben.
So erfüllte ich mir im Laufe meines Lebens so manchen automobilen Traum. Den schönsten und gleichzeitig bisher teuersten Traum erfüllte ich mir mit einem Audi R8. Eigentlich hätte es ein Lamborghini werden sollen, aber als Zugeständnis an meine Ehefrau war das Resultat des letzten Traumes eben ein R8 und ein S5 für meine Frau.
Für Audi empfand ich schon immer Sympathie, schon allein deswegen, weil ich in Ingolstadt zur Schule ging. Der Quattro tat sein Übriges, Begeisterung für die Marke Audi in mir zu wecken. Auf dem Schulweg dem Klang eines beschleunigenden Fünfzylinders zu lauschen, war herrlich, aber auch die Rallyeerfolge von Michèle Mouton und Walter Röhrl mitzuerleben, waren unvergessliche Momente.
Der Werbespot mit dem Quattro auf der Skischanze ist mir seit der ersten Ausstrahlung ebenfalls dauerhaft in Erinnerung geblieben.
Mittlerweile ist all diese Begeisterung für die Marke Audi einer tiefen Enttäuschung gewichen. Was anfangs von der Presse noch verniedlichend als „Mogelei“ bezeichnet wurde, hat sich inzwischen - wie in der ARD-Sendung „Der Fall Audi“ vom 1.7.2019 ausführlich beschrieben - als ausgeklügelter umfangreicher systematischer Betrug herausgestellt.
Nicht nur über diese maßlosen Betrügereien bin ich enttäuscht, sondern auch besonders darüber, daß Audi nicht zu seinen Fehlern steht, sie nicht offen zugibt, die Betroffenen nicht entschädigt und sich schon gar nicht bei der Öffentlichkeit für seine Vergehen entschuldigt.
Ich bedaure, sagen zu müssen, daß ich mich inzwischen schäme, einen Audi zu fahren.
160 Antworten
Zitat:
@Ferdi1978 schrieb am 5. April 2020 um 19:10:55 Uhr:
Hallo beim Test zeigte es den Rail Sensor an haben ihn getauscht aber Auto läuft nicht mit dem neuen was könnte der Grund sein?
Dazu mußt du uns aber erst einmal verraten, welchen Audi du fährst.
Zitat:
@Drahkke schrieb am 5. April 2020 um 19:11:59 Uhr:
Das bedeutet aber letztlich auch, daß die Kontrollmechanismen dringend verbessert werden müssen.
Das ist seit Euro 6dtemp der Fall.
Zitat:
@Steam24 schrieb am 5. April 2020 um 17:01:43 Uhr:
Zitat:
@communicator9 schrieb am 5. April 2020 um 14:07:02 Uhr:
(...)Naja und dann lässt sich die Entwicklungsabteilung eben was einfallen.
Fazit: Im Endeffekt sind wir alle an dem Schlamassel schuld - die Fahrzeuge sollen immer umweltfreundlicher werden, um dies umzusetzen werden von denen die wir gewählt haben neue Gesetze erlassen, aber niemand von uns will dafür mehr bezahlen.
Immer wieder diese Versuche, die Betrüger reinzuwaschen und die Betrogenen zu Betrügern abzustempeln ... 🙁
Wo wird denn bitte versucht, etwas zu beschönigen?
Im vorausgehenden Kommentar wird richtigerweise auf das Versagen der nationalen und supranationalen Gesetzgebung hingewiesen. Bedingt durch die überstürzte und zu weitreichende Verschärfung der Regularien wurde die Industrie erst in das 2015 er Szenario gedrängt.
Man muss sich doch ernsthaft fragen, warum man gerade mit den letzteren Euro Normen inklusive ihrer Zusatzbestimmungen derartige Probleme hatte. Folglich sind wir als Wähler und Dauernörgler sehr wohl an dem Schlamassel schuld.
Leider wollen das einige hier nicht verstehen:
wird eine Firma mit einer nicht zu erfüllenden Auflage konfrontiert, wird gemogelt oder der Markt verlassen.
Wird eine Strafssteuer bzw. eine massive Steuererhöhung durchgedrückt, wechselt die Firma ihren Steuersitz.
Schwindet die Unterstützung durch Staat und Gesellschaft, so zieht die Firma aufgrund schwindender Erfolgspotenziale Kapital und Humanressourcen aus dem Markt ab.
Aber keine Sorge;
die Automobilproduktion im Inland sieht ja geradezu grandios aus.
Ein Rückgang von rund 20% in den letzten drei Jahren sichert unsere Wettbewerbsfähigkeit!
Ähnliche Themen
Zitat:
@BaldAuchPrius schrieb am 5. April 2020 um 17:32:54 Uhr:
Zitat:
@communicator9 schrieb am 5. April 2020 um 14:07:02 Uhr:
Ich schreibe zwar normalerweise zu solchen Themen keine Antworten, aber in diesem Fall glaube ich einiges klarstellen zu müssen, da hier die Falschen zum Sündenbock gemacht werden.Ich arbeite als Entwickler im Bereich Medizintechnik und bin für die Produktentwicklung und Zulassung zuständig.
Produkte der Medizintechnik spielen zwar in einer noch härteren Liga als Automobilbau, aber ich weiss von Kollegen und Freunden dass die Bedingungen dort ähnlich sind.Ich möchte zum allgemeinen Verständnis das Thema einmal aus der Sicht eines Entwicklungsingenieurs eines fiktiven Autoherstellers beschreiben.
Den Anfang macht in der Regel die Regierung, die um den Schadstoffausstoss durch PKW zu reduzieren einen Beschluss fasst, dass Kraftfahrzeuge nur noch eine bestimmte Menge Schadstoffe ausstossen dürfen, nehmen wir mal an in unserem Fall wird der Grenzwert auf die Hälfte reduziert.
Ob das technisch überhaupt machbar ist und wenn ja mit welchem Aufwand, interessiert dort niemanden....Ab diesem Punkt driftet dein Szenario von der Realität ab.
Nachweislich gab es vor der Gesetzeslegung zu den Schadstoffen diverse Treffen mit der Autoindustrie, Arbeitsgruppen, Gremien …. letztlich hat "die Regierung" genau das in die Vorgaben geschrieben, was ihr die Automobillobby diktiert hat. Die Hersteller hätten durchaus auch weichere Grenzwerte durchdrücken können. Und im Wissen, diese Grenzwerte nicht einhalten zu können, haben sie selbige als machbar ins Gesetz gelogen.
Natürlich werden vor der Entscheidung was in einem Gesetz mal festgeschrieben wird, Arbeitsgruppen und Gremien beauftragt die Machbarkeit zu prüfen.
Leider sitzen in diesen nicht die Leute die das Problem irgendwann mal in die Realität umsetzen müssen, sondern solche die sich trotz ihrer inkompetenz dabei auch noch eine goldene Nase verdienen.
Das gleiche wurde erst vor Kurzem durch die Einführung der MDR im Medizinbereich wieder eindrucksvoll zur Schau gestellt.
Die Ingenieure die das dann umsetzen sollen werden da gar nicht gefragt.
Es steht ja auch ausser Frage, dass die Vorgaben technisch umzusetzen sind.
Nur mit welchem Aufwand, zu welchen Kosten und in welcher Zeit.
All diese Punkte haben eins gemeinsam, sie kosten Geld.
Und das haben mir 40 Jahre Berufserfahrung gezeigt, wenn es um höhre Kosten geht, zieht jeder den Schwanz ein.
@communicator9 : Danke (mit Daumen) für die umfangreiche Erläuterung der generellen Problematik !
Leider wirst Du hier dafür wahrscheinlich nicht generell bzw. sogar im Großteil Zustimmung erhalten. 🙁
Es fällt halt vielen schwer über den Tellerrand zu schauen... 😉
Zitat:
@Daniela_Wolf schrieb am 5. April 2020 um 20:06:17 Uhr:
Im vorausgehenden Kommentar wird richtigerweise auf das Versagen der nationalen und supranationalen Gesetzgebung hingewiesen.
Das einzige was versagt hat ist die Kontrolle der Hersteller.
Wenn Hersteller mit Regierungen irgendwelche Grenzwerte aushandeln und sich dabei zu weit aus dem Fenster lehnen, mit der Folge dass die Autos in der Produktion ein paar hundert Euro teuerer werden als gedacht, dann ist es wohl kein Staatsverschulden.
Und: Nein, nicht die Grenzwerte sind schuld dass VW/Audi/Porsche/Seat/Skoda/Mercedes beim Bescheißen und der Rest der Hersteller beim Tricksen erwischt wurden. Kein Hersteller wurde gezwungen, minderwertige Technik die nicht funktioniert einzubauen und für teuer Geld an den Endverbraucher zu verkaufen und ihn somit zu betrügen. Das haben sich die Hersteller ganz allein zuzuschreiben. An der Technik selber lag es nicht, die hätte es nämich gegeben. Nur hat man sich lieber die Taschen gefüllt.
Doch, genau so einfach ist es.*
Wenn ich (--->Hersteller) etwas aushandle und es dann nicht einhalten kann (man wusste schon längst bevor die ersten Betrugsdiesel auf den Markt kamen, dass man die Grenzwerte nicht einhalten will), dann setz ich mich mit meinem Verhandlungspartner (--->Staat, EU) zusammen und versuche klarzumachen dass die Werte nicht einzuhalten sind. Unsere Politik hätte dafür gesorgt dass der Industrie kein Schaden entsteht
Das ist die faire, wenn auch schwerere Lösung.
Die andere Lösung ist einfacher: Betrug. Abgasmessungen türken, Leute bescheissen und hoffen dass es keiner merkt.
* VW hatte sich bereits mit Daimler darauf geeinigt, SCR in die eigenen Fahrzeuge einzubauen, hat den Vertrag aber kurz vor Produktionsstart des EA189 aufgekündigt. Das nicht-vorhandensein geeigneter Technik war jedenfalls nicht der Grund für den Betrug.
Es ändert nichts an der Grundproblematik.
Du kannst es dir nicht einfach zurechtlegen, wie es dir gefällt.
Zitat:
@Daniela_Wolf schrieb am 6. April 2020 um 19:44:21 Uhr:
Es ändert nichts an der Grundproblematik.
Du kannst es dir nicht einfach zurechtlegen, wie es dir gefällt.
Uli745 hat völlig zurecht darauf hingewiesen, dass VW keine ausreichende Hardware verbauen
wollte. Offenbar hielt man den Prüfstandsbetrug für ausreichend "sicher".
Zitat:
@Steam24 schrieb am 6. April 2020 um 19:51:23 Uhr:
Zitat:
@Daniela_Wolf schrieb am 6. April 2020 um 19:44:21 Uhr:
Es ändert nichts an der Grundproblematik.
Du kannst es dir nicht einfach zurechtlegen, wie es dir gefällt.
Uli745 hat völlig zurecht darauf hingewiesen, dass VW keine ausreichende Hardware verbauen wollte. Offenbar hielt man den Prüfstandsbetrug für ausreichend "sicher".
Einfach mal hinterfragen, warum man sich für diese Variante entschieden hatte.
Selbstverständlich ist das Weltbild mit dem hauseigenen MT schwarz/weiß Filter ganz leicht zu befriedigen.
Ich soll hinterfragen, wieso Dieselgate zustandegekommen ist??? Worüber wird auf MT seit 2015 diskutiert?
Nochmal zum Mitschreiben:
VW hatte eine funktionierende Technik (SCR) zur Verfügung. Es wurde kurzerhand entschieden, dass man sie nicht nutzen wird weil man das Abgasproblem angeblich mit "innermotorischen" Maßnahmen in den Griff bekommen hatte.
Mit "innermotorisch" war die Akustikfunktion gemeint, die die Abgaswerte dramatisch verbessert hat. Dadurch konnte man Millionen von Green Dieseln gutgläubigen Kunden aufs Auge drücken, die heute noch dafür dankbar sind. Die Amis übrigens auch, die haben sich gut dafür entschädigen lassen.
VW war natürlich völlig ahnungslos darüber, dass nicht funktionierende Abgasreinigung verboten ist. Woher hätten sie das auch wissen sollen?
Dann sag doch mal wie es wirklich war. Ich lerne gerne dazu.
Übrigens: Was ich geschrieben habe wurde in der Vergangenheit sogar von VW bestätigt (SCR, innermotorische Massnahmen, Akustikfunktion). Ich habs nur etwas komprimiert beschrieben, ich hätte auch hinzufügen können was Piech und Winterkorn zum Frühstück hatten, aber das hab ich mir verkniffen (ausserdem wurde es nicht von VW bestätigt)...
Jetzt wäre ich auf Dein "Weltbild" gespannt.