Neues Werk endgültig in Ungarn
Jetzt ist es offiziell:
Das neue Werk für die Nachfolger der A/B-Klasse wird in Ungarn gebaut. In Rastatt werden 600 Mio. EUR investiert.
Siehe hier: http://www.swr.de/.../index.html
Gruß
Wolfspitz
Beste Antwort im Thema
Deutschland als Produktionsstandort hat einige spezifische Merkmale:
- hochentwickelte Infrastruktur
- "Organisch" gewachsene Werke mit eng in das soziale Gefüge der Region eingeflochtenen Beziehungen (gilt allrdings für Stammwerke praktisch aller Traditionsfirmen in Hochlohnländern)
- umfangreiche Firmenansiedlungen aus praktisch jedem High-Tech-Bereich
- enge Netzwerke mit Ausbildungsstätten/Hochschulen/Universitäten/Forschungseinrichtungen
- extrem strikte Vorgaben hinsichtlich Sicherheit/Umweltschutz/Soziales
- als Stammwerke/Leitwerke häufig auch direkte Kopplung an Entwicklung/Forschung
- aufwändige Regulierungen im Arbeitsrecht, was zu langfristigem Denken zwingt (Mitarbeiter teuer in Ausbildung, teuer im Halten, hohe rechtliche Ansprüche z.B. bei Geundheitsschäden, schwer zu kündigen)
- Facharbeiterkultur, praktisch jede produktionstechnische Anwendung hat ihre Facharbeiter, welche selbst ohne akademische Ausbildung detailiertes Grundlagenwissen und technisches Verständnis (bis hin zu Techniker/Meister) erlangen können und der Einsatz dieser hochqualifizierten Menschen häufig direkt in der Produktion (Billiglohnstandorte weisen traditionell starke Hierarchien auf, starke Kluft zwischen Akademiker/nicht-Akademiker)
Es gibt viele Dinge, die in D schief laufen, viele Dinge die bei Global-Player-AGs verkorkst werden, ERA-Neueinstufungen, Wochenarbeitszeit ohne Ausgleich zu erweitern, Leiharbeiter etc. Alles Dinge, die ich ich nicht verteidigen möchte und komplementär zu "Made in Germany" und allen oben genannte Aspekten stehen.
Allerdings ist D im internationalen Vergleich ein Top-Produktionsstandort, insbesondere für die Unternehmen, die ein historisch gewachsenes Verhältnis aufweisen können (Sprich nicht mit Subventionen eine Blechhütte in den neuen Bundesländern hochziehen und sich vom Arbeitsamt gefügige Langzeitarbeitlose zukommen lassen)!
Daimler beschäftigt auch knapp 100.000 Leute in D, die gerade im internationalen Vergleich exzellente Arbeitsbedingungen vorfinden (aller Tendenzen zum Trotz). Und gerade deshalb sehe ich den neuen Standort in Ungarn als hochgradig kritisch an. Viele Firmen beweisen, dass sie international bestehen bzw. sogar ganze Märkte dominieren können, ohne Mitarbeiter in Billiglohnländern auszunutzen. Ganz im Gegenteil, langfristige Investitionen in mit hochqualifiziertem Fachpersonal ausgestatte Produktionsstätten mit hoher Fertigungstiefe sind ein "Geheimnis" viele deutscher Marktführer, dass die Autoindustrie sich in die genaue Gegenrichtung entwickelt liegt nicht an betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit oder einer Totschlagphrase ("Globalisierung", "Kostendruck"😉 sondern an purer - von der Börse diktierten - Kurzsichtigkeit. Das Resultat ist hinlänglich bekannt: Rekordgewinne, der Absturz, Rettung mit "Sanierungsplan", erneute Rekordrendite, wieder Absturz... bis zum bitteren Ende!
Alternativen in der Autoindustrie finde ich leider nicht, ansonsten würde ich dieses Verhalten mit Konsumverweigerung entsprechender Marke bestrafen - so kann ich nur dazu raten, nur MBs aus Stammwerken zu kaufen, tut nicht weh, KANN etwas bringen (schlimmstenfalls nur ideologisch)!
Es geht nicht um Patriotismus, es geht um die Verantwortung als Konsument, seinen sauer verdienten "Hochlohn" entsprechend in den Geldkreislauf zurückzuführen, das kann eine Schweizer Uhr sein, ein Japanisches Messer oder ein Deutsches Auto. Ein hochpreisiges Markenprodukt für einen entsprechenden Preis zu kaufen, obwohl sein Produktionsort nur kurzsichtigen Bedürfnissen entspricht (Subventionen, Löhne, Umweltschutz etc.), sollte jedoch zu denken geben, wer Alternativen sucht, der findet sie zumeist auch und kommt langfristig besser und preiswerter damit weg.
Qualitative Konsequenzen können durch striktes Quali.-Management, Wissenstransfer (Hochlohnstandort übernimmt Serienanlauf/Fehlerbeseitigung, Billigstandort folgt - nur was ist, wenn man den Hochlohnstandort totgespart hat?) aufgeschoben werden, auf lange Sicht, sind die Konsequenzen fatal, was man z.B. sehr schön an der innovationstoten/qualitativ degenerierten Textilbranche merkt...
Die A/B-Klasse aus Ungarn wird nicht billiger, nicht besser, den Leuten aus Raststatt ist nicht geholfen, selbst die Chefetage schaufelt sich schleichend ihr eigenes Grab und auch die Ungarn werden kaum ihre Subventionen wieder eingespielt haben, wenn das Werk schon längst aufgegeben/verkauft ist... Wer gewinnt beim kurzsichtigen Gieren?
Am Ende ist es die Konsumkraft von wenigen hundert Millionen "Hochlöhnern", die die Entwicklungen wesentlich mitbestimmt, wir wollen würdige Arbeitsbedingungen, hochqualitative Produkte, faire Bezahlung, umweltschonende Unternehmenspolitiken? Dann informiert man sich und konsumiert entsprechend (wo immer möglich).
Das ist alles was ich dazu zu sagen habe und sagen werde! Nun darf sich jeder seine eigenen Gedanken machen...
95 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von opa_hartmut
..
dann kannst den nächsten Benz ja in Ungarn abholen 😁
Wieso, die kann man sich doch an einen anderen Werks-Standort liefern lassen? 😁 😛
Mein derzeitiger C wurde in Bremen gebaut und ohne weitere Kosten für mich nach Sindelfingen zur Abholung geliefert. 😉
Zitat:
Original geschrieben von fwcruiser
Wieso, die kann man sich doch an einen anderen Werks-Standort liefern lassen? 😁 😛Zitat:
Original geschrieben von opa_hartmut
..
dann kannst den nächsten Benz ja in Ungarn abholen 😁Mein derzeitiger C wurde in Bremen gebaut und ohne weitere Kosten für mich nach Sindelfingen zur Abholung geliefert. 😉
.
Ohne weitere Kosten ...? Das geht z.Z. bei der B-Klasse
nicht!
Um das neue Werk in Ungarn ist es sehr ruhig geworden.
Ich glaube, MB wäre froh, wenn das Werk Rastatt mit der A- und B-Klasse voll ausgelastet wäre.
Gruß - Dieter.
Zitat:
Original geschrieben von DieterRichard
Um das neue Werk in Ungarn ist es sehr ruhig geworden.Ich glaube, MB wäre froh, wenn das Werk Rastatt mit der A- und B-Klasse voll ausgelastet wäre.
Gruß - Dieter.
na ja, jetzt wo man so schön am deutschen Arbeiter spart hat man ja wieder Geld für andere Sachen (tesla und so weiter) . Und weil wir es ja mit unseren Steuern bezahlen wird in Ungarn schön weiter gebaut.
Rastatt arbeitet doch (fast (B-Klasse noch einige Absagetage)) wieder voll (A-Klasse), es müssen sogar Samstagsschichten eingelegt werden.
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Neues Werk wird zur Zeit in Ungarn gebaut. Kurzarbeit in Rastatt aufgehoben.
In Ungarn soll künftig ebenfalls die A- und B-Klasse gebaut werden. Die Nachfolge-Generation für diese zwei Klassen wird durch die vier neuen Varianten zu erheblich größerer Nachfrage führen.
Diese können wir aus Rastatt nicht befriedigen.
Aussage von Herrn Dr. Dieter Zetsche am 2. Juli 2009.
Gruß - Dieter.
Kosten für das neue Werk = 548,4 Millionen Euro. Ungarn fördert mit 111,5 Millionen Euro.
2.500 Arbeitsplätze. Ab 2012 werden die 4 Nachfolger-Modelle der A- und B-Klasse gebaut.
Kapazität ca. 100.00 Einheiten pro Jahr.
Gruß - Dieter.
Kosten für das neue Werk = 548,4 Millionen Euro. Ungarn fördert mit 111,5 Millionen Euro.
2.500 Arbeitsplätze. Ab 2012 werden die 4 Nachfolger-Modelle der A- und B-Klasse gebaut.
Kapazität ca. 100.00 Einheiten pro Jahr.
Gruß - Dieter.
in Kecskemet werden nur 2 der 4 varianten gebaut
Hallo,
es soll jetzt wieder Kurzarbeit in Rastatt geben.
Wie weit ist der Werks-Neubau in Ungarn? Ist ja vorgesehen für die A- und B-Klasse-Nachfolgemodelle.
Gruß - Dieter.
Zitat:
Original geschrieben von DieterRichard
Hallo,es soll jetzt wieder Kurzarbeit in Rastatt geben.
Wie weit ist der Werks-Neubau in Ungarn? Ist ja vorgesehen für die A- und B-Klasse-Nachfolgemodelle.
Gruß - Dieter.
Stimmt im Oktober wird wieder "nur" 4 Tage pro Woche gearbeitet bei A und B Klasse.
als ich im Sommer dran vorbeigegefahren bin war da noch nix ausser Gras und einem riesigem Schild, aber vielleicht haben sie mittlerweile angefangen
Kurzarbeit???
Wir haben am 15. Juni 2009 einen B 180 CDI bestellt und der Händler kann uns nicht mal einen ungefähren Liefertermin sagen.
Wenn die so wenig ausgelastet sind, wo bleibt dann unser Auto???
Das liegt daran, dass für dein Auto keine Türen mehr verfügbar sind, da diese für die Behebung der Rostfälle benötigt werden 😁
Synthie
ps: Bzgl. dem Rost. Mein Wagen hat 4 Jahre oder 120.000 km Vollgarantie. Sollte mein B innerhalb diese Zeit Rosten, wird er Instandgesetzt und dann nach den 4 Jahren verkauft. Ein Mercedes wird's aber dann bestimmt nicht mehr. Bei der geringen Fahrleistung, die ich habe, reicht mir auch ein KIA C'eed Sporty Wagon.
Ich denke nicht das jetzt auf einmal "alle" von heute auf morgen ihre Türen wegen Rost tauschen. Also eher nix mit Engpässen! 😉
Ne Leute schön langsam werde ich echt stinkig. Es gibt Leute im Forum die haben nach mir bestellt und den Wagen schon Anfang September bekommen.
Heute in SWR 4:
Die Baugenehmigung für das neue Werk in Ungarn soll im Oktober d.J. erfolgen.
Ein schwarzer Tag für das Werk Rastatt.
Gruß - Dieter.
Zitat:
Original geschrieben von DieterRichard
Heute in SWR 4:Die Baugenehmigung für das neue Werk in Ungarn soll im Oktober d.J. erfolgen.
Ein schwarzer Tag für das Werk Rastatt.
Gruß - Dieter.
Hallo
Der nächste Grund keinen Mercedes mehr zu kaufen! Die Preise der Fahrzeuge werden wahrscheinlich ja auch nicht den Herstellungskosten/ Produktionskosten angepasst.
Die höhere Wertschöpfung/ der größere Boni wird in die Säcke der Manager gehen.
Bei den Verkaufspreisen wird dann so mancher schon mal ins Grübeln kommen?
Ob? Er bereit ist den Preis für so eine Qualität noch zu bezahlen. Das wird der nächste
Rückschritte für Mercedes werden. Da kann man sich ja gleich einen DACIA bestellen
Preis Leistung stimmen auf jeden Fall bei dem Auto. Oder BMW !! Da muss ich den Hut ziehen.
BMW baut seine Deutschen Werke nochmals aus und holt Teile der Produktion zurück ins eigene Werk für die Qualität zu halten / b .z .w zu erhöhen. Mercedes macht genau das Gegenteil. Ist manchmal schon kurios was in den Köpfen der Manager so vorgeht.
Langer