Neues Werk endgültig in Ungarn

Mercedes B-Klasse T245

Jetzt ist es offiziell:

Das neue Werk für die Nachfolger der A/B-Klasse wird in Ungarn gebaut. In Rastatt werden 600 Mio. EUR investiert.

Siehe hier: http://www.swr.de/.../index.html

Gruß
Wolfspitz

Beste Antwort im Thema

Deutschland als Produktionsstandort hat einige spezifische Merkmale:

- hochentwickelte Infrastruktur
- "Organisch" gewachsene Werke mit eng in das soziale Gefüge der Region eingeflochtenen Beziehungen (gilt allrdings für Stammwerke praktisch aller Traditionsfirmen in Hochlohnländern)
- umfangreiche Firmenansiedlungen aus praktisch jedem High-Tech-Bereich
- enge Netzwerke mit Ausbildungsstätten/Hochschulen/Universitäten/Forschungseinrichtungen
- extrem strikte Vorgaben hinsichtlich Sicherheit/Umweltschutz/Soziales
- als Stammwerke/Leitwerke häufig auch direkte Kopplung an Entwicklung/Forschung
- aufwändige Regulierungen im Arbeitsrecht, was zu langfristigem Denken zwingt (Mitarbeiter teuer in Ausbildung, teuer im Halten, hohe rechtliche Ansprüche z.B. bei Geundheitsschäden, schwer zu kündigen)
- Facharbeiterkultur, praktisch jede produktionstechnische Anwendung hat ihre Facharbeiter, welche selbst ohne akademische Ausbildung detailiertes Grundlagenwissen und technisches Verständnis (bis hin zu Techniker/Meister) erlangen können und der Einsatz dieser hochqualifizierten Menschen häufig direkt in der Produktion (Billiglohnstandorte weisen traditionell starke Hierarchien auf, starke Kluft zwischen Akademiker/nicht-Akademiker)

Es gibt viele Dinge, die in D schief laufen, viele Dinge die bei Global-Player-AGs verkorkst werden, ERA-Neueinstufungen, Wochenarbeitszeit ohne Ausgleich zu erweitern, Leiharbeiter etc. Alles Dinge, die ich ich nicht verteidigen möchte und komplementär zu "Made in Germany" und allen oben genannte Aspekten stehen.
Allerdings ist D im internationalen Vergleich ein Top-Produktionsstandort, insbesondere für die Unternehmen, die ein historisch gewachsenes Verhältnis aufweisen können (Sprich nicht mit Subventionen eine Blechhütte in den neuen Bundesländern hochziehen und sich vom Arbeitsamt gefügige Langzeitarbeitlose zukommen lassen)!
Daimler beschäftigt auch knapp 100.000 Leute in D, die gerade im internationalen Vergleich exzellente Arbeitsbedingungen vorfinden (aller Tendenzen zum Trotz). Und gerade deshalb sehe ich den neuen Standort in Ungarn als hochgradig kritisch an. Viele Firmen beweisen, dass sie international bestehen bzw. sogar ganze Märkte dominieren können, ohne Mitarbeiter in Billiglohnländern auszunutzen. Ganz im Gegenteil, langfristige Investitionen in mit hochqualifiziertem Fachpersonal ausgestatte Produktionsstätten mit hoher Fertigungstiefe sind ein "Geheimnis" viele deutscher Marktführer, dass die Autoindustrie sich in die genaue Gegenrichtung entwickelt liegt nicht an betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit oder einer Totschlagphrase ("Globalisierung", "Kostendruck"😉 sondern an purer - von der Börse diktierten - Kurzsichtigkeit. Das Resultat ist hinlänglich bekannt: Rekordgewinne, der Absturz, Rettung mit "Sanierungsplan", erneute Rekordrendite, wieder Absturz... bis zum bitteren Ende!
Alternativen in der Autoindustrie finde ich leider nicht, ansonsten würde ich dieses Verhalten mit Konsumverweigerung entsprechender Marke bestrafen - so kann ich nur dazu raten, nur MBs aus Stammwerken zu kaufen, tut nicht weh, KANN etwas bringen (schlimmstenfalls nur ideologisch)!

Es geht nicht um Patriotismus, es geht um die Verantwortung als Konsument, seinen sauer verdienten "Hochlohn" entsprechend in den Geldkreislauf zurückzuführen, das kann eine Schweizer Uhr sein, ein Japanisches Messer oder ein Deutsches Auto. Ein hochpreisiges Markenprodukt für einen entsprechenden Preis zu kaufen, obwohl sein Produktionsort nur kurzsichtigen Bedürfnissen entspricht (Subventionen, Löhne, Umweltschutz etc.), sollte jedoch zu denken geben, wer Alternativen sucht, der findet sie zumeist auch und kommt langfristig besser und preiswerter damit weg.
Qualitative Konsequenzen können durch striktes Quali.-Management, Wissenstransfer (Hochlohnstandort übernimmt Serienanlauf/Fehlerbeseitigung, Billigstandort folgt - nur was ist, wenn man den Hochlohnstandort totgespart hat?) aufgeschoben werden, auf lange Sicht, sind die Konsequenzen fatal, was man z.B. sehr schön an der innovationstoten/qualitativ degenerierten Textilbranche merkt...

Die A/B-Klasse aus Ungarn wird nicht billiger, nicht besser, den Leuten aus Raststatt ist nicht geholfen, selbst die Chefetage schaufelt sich schleichend ihr eigenes Grab und auch die Ungarn werden kaum ihre Subventionen wieder eingespielt haben, wenn das Werk schon längst aufgegeben/verkauft ist... Wer gewinnt beim kurzsichtigen Gieren?

Am Ende ist es die Konsumkraft von wenigen hundert Millionen "Hochlöhnern", die die Entwicklungen wesentlich mitbestimmt, wir wollen würdige Arbeitsbedingungen, hochqualitative Produkte, faire Bezahlung, umweltschonende Unternehmenspolitiken? Dann informiert man sich und konsumiert entsprechend (wo immer möglich).

Das ist alles was ich dazu zu sagen habe und sagen werde! Nun darf sich jeder seine eigenen Gedanken machen...

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Zitat:

Original geschrieben von Langer46



Zitat:

Original geschrieben von DieterRichard


Heute in SWR 4:

Die Baugenehmigung für das neue Werk in Ungarn soll im Oktober d.J. erfolgen.

Ein schwarzer Tag für das Werk Rastatt.

Gruß - Dieter.

Hallo

Der nächste Grund keinen Mercedes mehr zu kaufen! Die Preise der Fahrzeuge werden wahrscheinlich ja auch nicht den Herstellungskosten/ Produktionskosten angepasst.
Die höhere Wertschöpfung/ der größere Boni wird in die Säcke der Manager gehen.
Bei den Verkaufspreisen wird dann so mancher schon mal ins Grübeln kommen?
Ob? Er bereit ist den Preis für so eine Qualität noch zu bezahlen. Das wird der nächste
Rückschritte für Mercedes werden. Da kann man sich ja gleich einen DACIA bestellen
Preis Leistung stimmen auf jeden Fall bei dem Auto. Oder BMW !! Da muss ich den Hut ziehen.
BMW baut seine Deutschen Werke nochmals aus und holt Teile der Produktion zurück ins eigene Werk für die Qualität zu halten / b .z .w zu erhöhen. Mercedes macht genau das Gegenteil. Ist manchmal schon kurios was in den Köpfen der Manager so vorgeht.

Langer

Hallo;

Ich werde keinen Mercedes B aus Ungarn kaufen.

ansosten gern (made in Germany)

Gruß Klaus

Auch ich kaufe keinen B aus Ungarn und keinen CLC aus Brasilien.

Gruß - Dieter.

Aber einen ML aus USA...jaja... 🙄
Ich glaube kaum, dass es den Verkaufszahlen schaden wird, wenn die B-Klasse in Zukunft aus Ungarn kommt (siehe auch Audi TT, ...). Und durch das Werk in Ungarn werden auch hier in D neue Arbeitsplätze geschaffen, bin ich mir sicher...sich da abzuschotten und sagen "das kauf ich nicht mehr" bringt nix. Und besser noch in Europa als in Asien...ungarische Salami ist immerhin auch gut! 😁
Früher hieß es "ich kauf doch keinen Fernseher/Computer/Kamera/Telefon aus China"...und jetzt? 😉

mfg
ballex

Der Grundstein wurde heute gelegt.

Dieter

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Zitat:

Original geschrieben von DieterRichard


Der Grundstein wurde heute gelegt.

Dieter

18.10.2009 Grundsteinlegung im MB Werk Ungarn

Im Rahmen eines Festakts wurde heute der Grundstein gelegt für ein neues PKW-Werk von Mercedes-Benz in Kecskemét, Ungarn. Im Beisein des ungarischen Ministerpräsidenten Gordon Bajnai gaben Rainer Schmückle, Chief Operating Officer von Mercedes-Benz Cars, sowie der Projektleiter für den Werksaufbau Michael Frieß damit den Startschuss zu den Bauarbeiten für den zusätzlichen Standort. Ab 2012 werden in Kecskemét Kompaktfahrzeuge der Nachfolgegeneration der heutigen A- und B-Klasse gefertigt. Das Werk wird die Fahrzeuge im Verbund mit dem deutschen Standort in Rastatt, dem Kompetenzzentrum der Daimler AG für Kompaktfahrzeuge, produzieren.

In Ungarn werden etwa 800 Millionen Euro in die neue Fabrik investiert, gleichzeitig entsteht im Werk Rastatt ein Erweiterungsbau mit einem Investment in ebenfalls dreistelliger Millionenhöhe. Da Mercedes-Benz zukünftig mit vier (A-Klasse W176, B-Klasse W246, BLK X156 und 4-türiges Coupé (C117)) statt der bisherigen zwei Modelle im Kompaktfahrzeug-Segment vertreten sein wird, ist der Bedarf nach zusätzlichen Kapazitäten entstanden, die nicht allein im Stammwerk Rastatt abgedeckt werden können.

Bereits am 1. Juli 2009 war auf dem Gelände des künftigen Standorts in Ungarn mit den vorbereitenden Baumaßnahmen (Landlevelling) begonnen worden. Mit der heutigen Grundsteinlegung starten die Bauarbeiten für die Lackierung der neuen Fabrik, die als erstes Gebäude entsteht. Ab Anfang kommenden Jahres sollen dann der Aufbau des Rohbaus und der Montagehallen folgen.
Parallel zum Start der Baumaßnahmen hat die Mercedes-Benz Manufacturing Hungary Kft. auch mit der Einstellung und Qualifizierung einer Kernmannschaft von Mitarbeitern vor Ort begonnen. Die ersten Stellen wurden in den Bereichen Verwaltung, Personal oder Controlling besetzt, zudem sind erste technische Spezialisten für das künftige Werk eingestellt worden, die ihr entsprechendes Qualifizierungsprogramm begonnen haben. Langfristig sollen im neuen Werk in Kecskemét 2.500 Arbeitsplätze entstehen. Mercedes-Benz ist bereits jetzt mit der A- und B-Klasse erfolgreicher Premium-Hersteller von Kompaktfahrzeugen. In der Nachfolge-Generation wird das Angebot von zwei auf vier Modelle ausgeweitet, um auch neue Kundengruppen zu gewinnen und in zusätzlichen Märkten zu wachsen. Auch die zukünftigen Modelle werden Produktaspekte bieten, die schon heute bei Kunden der A- und B-Klasse beliebt sind – wie etwa das großzügige Raumangebot. Darüber hinaus sorgen zusätzliche Varianten und Konzepte für neue Akzente. Die Daimler AG hatte am 21.7.2008 mit Vertretern der ungarischen Regierung und der Stadtverwaltung ein Memorandum of Understanding über das Investitionsvorhaben unterzeichnet. Am 27.10.2008 folgte die finale Vertragsunterzeichnung mit der ungarischen Regierung und am 13.2.2009 hat dann die Mercedes-Benz Manufacturing Kft. den Kaufvertrag für die 440 ha große Fläche in Kecskemét unterschrieben und kurz darauf das Grundstück offiziell übernommen. Kecskemét liegt ca. 90 Kilometer südöstlich von Budapest

Zitat:

Original geschrieben von QQ 777



Zitat:

Original geschrieben von DieterRichard


Der Grundstein wurde heute gelegt.

Dieter

18.10.2009 Grundsteinlegung im MB Werk Ungarn

In Ungarn werden etwa 800 Millionen Euro in die neue Fabrik investiert, gleichzeitig entsteht im Werk Rastatt ein Erweiterungsbau mit einem Investment in ebenfalls dreistelliger Millionenhöhe. Da Mercedes-Benz zukünftig mit vier (A-Klasse W176, B-Klasse W246, BLK X156 und 4-türiges Coupé (C117)) statt der bisherigen zwei Modelle im Kompaktfahrzeug-Segment vertreten sein wird, ist der Bedarf nach zusätzlichen Kapazitäten entstanden, die nicht allein im Stammwerk Rastatt abgedeckt werden können.

Nachfolger der A-Klasse wäre doch ein W170, oder gibt es den schon?

Bereits am 1. Juli 2009 war auf dem Gelände des künftigen Standorts in Ungarn mit den vorbereitenden Baumaßnahmen (Landlevelling) begonnen worden. Mit der heutigen Grundsteinlegung starten die Bauarbeiten für die Lackierung der neuen Fabrik, die als erstes Gebäude entsteht. Ab Anfang kommenden Jahres sollen dann der Aufbau des Rohbaus und der Montagehallen folgen.

Schönes Beamtendeutsch: Man baut eine Fabrik für die Lackierung einer Fabrik, ich dachte immer, die Autos werden lackiert und nicht die Fabrik

Das musste sein. Wird hier doch immer wieder auf das mangelhafte Deutsch vieler Forenschreiber hingewiesen. Doch auch Pressestellen liefern gerne einmal ungewollt Stilblüten ab.

Ein Tag, der mit Schmunzeln anfängt, kann nicht verloren sein.

Gruß
Wolfspitz

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