Multimeter - Update, ja/nein?
Ich habe ein günstigtes (ca. 20€, bin aber nicht sicher) Multimeter, Voltcraft VC444.
https://www.radiomuseum.org/r/conrad_voltcraft_vc444.html
Frage: was kann beser oder mehr ein teueres Gerät? Was sind die besseren oder guten? Grade beim Stöbern auf Amazon habe ich diesen Fluke entdeckt:
https://www.amazon.de/dp/B000ONPYKY/
Lohnt sich solche Anschaffung nur für Vielnutzer? Sind die sehr günstigen Geräte generell Schrott?
Bitte um ein paar Tipps und mehr Licht bei diesem Thema.
75 Antworten
@schleich-kaefer
Es freut mich, dass jemand Interesse an den alten Schätzchen hat.🙂
Viele Infos dazu gibt es hier:
https://hartmann-braun.de/hub/analog/multimeter/elavi/elavi.htm
https://...istorische-messtechnik.de/.../hartmann-braun.php
https://alte-messtechnik.com/category/firmen/hartmann-braun/
https://www.alte-messgeraete.de/.../
Meistens muss man einfach auf eines der Fotos klicken, dann öffnet sich die Beschreibung zu den Geräten, manchmal steht auch unter den Fotos ein Link zu Beschreibungen oder Bedienungsanleitungen.
Die gibt es auch z. B. hier, da kann man ohne Anmeldung 5 Sachen pro Tag runterladen:
https://elektrotanya.com/showresult?...
Ich habe sehr viele von denen. Einige noch mit nostalgischem Holzgehäuse (so um 1920), viele aus den 30er - 60er Jahren (die mit den knuffig abgerundeten Bakelitgehäusen). Die gab es in teils unterschiedlicher Gehäuseausführung, z. B. auch in grau. Ab Mitte/Ender der 60er Jahre kamen dann die grauen, geradlinigen Preßstoff-Gehäuse bis in die 80er, danach kamen die schwarz-grünen Gehäuse (z. B. Elavi 16S).
Am liebsten benutze ich das Elavi 5n und das Multavi 3. Mit denen kann man selbst heute noch so ziemlich alles abdecken, was anfällt. Der Vorteil ist, gerade beim Auto, dass man direkt z. B. bis 100 A messen kann.
Super und sehr zu empfehlen sind auch die Leistungsmessgeräte (für Wechsel- und Drehstrom) der Wattavi-Serie. Die gibt es in 3 unterschiedlichen Leistungsklassen (Wattavi, Wattavi-k, Wattavi-s). Deren Genauigkeit schlägt die modernen 20 - 100€-Schätzeisen um Längen. Gerade bei der Ermittlung sehr geringer Werte (z. b. Standby-Verbrauch) oder bei komplexen Lasten (Schaltnetzteile, Stromsparlampen etc.) sind deren elektrodynamischen Messwerke unerreicht. Für diese Genauigkeit muss man bei den heutigen, rein elektronischen Messgeräten schon tiefer in den 4-stelligen €-Bereich investieren.
Gruß
electroman
Danke für die ausführliche Antwort und die tollen Links. Wunderschöne alte Geräte! Ich habe die Systematik noch nicht raus: was unterschiedet die Reihe Elavi von Multavi?
Eine Frage an die Experten der analogen Messgeräte.
Ist das richtig, dass die Spannungs- und Strommessung ohne Batterie erfolgt und die Batterie nur für Widerstandsmessung benötigt wird? D.h. auch mit leeren Batterie oder gar ohne ist die Spannungsmessung möglich?
Der Unterschied Elavi - Multavi ist mir auch ein wenig rätselhaft. Eventuell kommt das noch aus der Anfangszeit der beiden Baureihen. Die Elavis hatten meist einen zentralen Wählschalter für die Messbereiche, die Multavi hatten oft 2 oder 3 Wählschalter.
Rein analoge Messgeräte können die Messgrößen ohne Hilfsspannung anzeigen. Es gibt aber auch analoge Geräte mit eingebautem Messverstärker, der zum Betrieb Batterien braucht. So ist das Elavi 5 ein Messgerät, das ohne Batterien betrieben wird, das 5n hat einen eingebauten Messverstärker, der zum Betrieb Batterien benötigt (4 Stück), ergibt zusammen 2x3 Volt zur dualen Versorgung des eingebauten Operationsversärkers.
Lediglich zur Widerstandsmessung wird immer eine Hilfsspannung (Batterie, Akku) benötigt, da man ja einen Strom durch den Widerstand schicken muss, um daraus den Wert des Widerstands abzuleiten und anzuzeigen.
Gruß
electroman
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Für die Messung zwischendurch hat sich dieses kleine Ding bewährt. https://www.ebay.de/itm/404170619104 Für den Preis eigentlich unschlagbar,nur der Akku hält nicht lange durch.Ich repariere zu Hause alles mögliche, bei Tapedecks und anderen Hifi Komponenten ist das kleine Ding Gold wert. Und ein Service Manual😉
Zitat:
@electroman schrieb am 22. Juni 2023 um 17:55:01 Uhr:
Rein analoge Messgeräte können die Messgrößen ohne Hilfsspannung anzeigen. Es gibt aber auch analoge Geräte mit eingebautem Messverstärker, der zum Betrieb Batterien braucht. So ist das Elavi 5 ein Messgerät, das ohne Batterien betrieben wird, das 5n hat einen eingebauten Messverstärker, der zum Betrieb Batterien benötigt
Danke für diese wichtige Information! Sollte ich mir so einen Dinosaurier kaufen, dann nur eins was ohne Batterie läuft (dauerhaft im Auto oder Garage).
@schleich-kaefer
Transistor, Widerstand, Kondensator.... Decoder für Infrarot-Fernbedienungen
Die alten Dinger mit Messverstärker (z. B. Elavi 5n) machen trotz Batteriebetrieb so gut wie nie Stress wegen der Batterien. Die wurden zur Zeit ihrer Entwicklung ausgelegt auf etwa 1 Jahr Betrieb. Es gibt keinen An-/Aus-Schalter, die Schaltung wird ständig mit Strom versorgt (was eigentlich optimal ist). Damals gab es fast ausschließlich Zink-Kohle-Batterien mit ca. 500 mAh Kapazität (Größe AA = Mignon-Zelle). Heute hat die entsprechende AA-Zelle als Alkali-Mangan-Ausführung >3000 mAh. Ich wechsle den Batteriesatz nach ca. 6 Jahren, da dann in der Regel auch das Ablaufdatum erreicht ist. Man kann auch jederzeit die Batterien prüfen, dazu gibt es eine eigene Einstellung am Wahlschalter.
Ganz ohne Batterien wäre das Elavi 5 (ohne "n"😉, das hat nur für den Widerstandsbereich die obligatorische Batterie. Der Strommessbereicch geht da aber bei Gleichspannung nur bis 6 A (bei AC bis 60 A).
Gruß
electroman
Wie sieht es mit Lebenserwartung der Batterie aus, wenn sie im Sommer und Winter im Auto liegt? Das tut ihr bestimmt nicht gut.
Davon würde ich sowieso absehen. Egal, was für ein Messgerät/wie alt/wie neu usw. Der Grund ist einfach der Stress, dem das Gerät ausgesetzt ist. Temperaturwechsel, Luftfeuchte, Vibrationen etc. sind nicht zu unterschätzen. Gerade bei analogen Messwerken kann sich da sehr schnell Korrosion innerhalb des Luftspalts im Drehspulmesswerk bilden (Rostpartikel, Ausblühungen etc.), an Platinen können sich leitfähige Beläge bilden, es kann zu Kriechstrombrücken/Oxidation kommen etc. Messgeräte sollten grundsätzlich nur dann verwendet werden, wenn sie gebraucht werden. Danach immer am besten in der trockenen Stube im Schrank aufbewahren bis zum nächsten Einsatz.🙂
Hier ist ein interessantes Video zu Hartmannn&Braun-Geräten aus den 30er Jahren.
https://www.youtube.com/watch?v=8RTRvDfS3fA
Wie aus dem Vollen gefräst, Wahlschalter in der Art eines Anlass-/Fahrschalters von alten Straßenbahnen.😎
Der Autor des Videos ist sichtlich begeistert von der Qualität des Aufbaus. Man darf sich aber nicht täuschen. Zu der Zeit waren das schon High-tec-Geräte im Vergleich zu den damals meist eingesetzten Galvanometern (z. B. das gut bekannte Mavometer), die umständlich mit Vor- und Nebenwiderständen an die Messaufgabe angepasst werden mussten.
Ich erinnere mich an eine alte Anzeige, wo der Preis für ein H&B-Gerät 1935 mit 75 Reichsmark angegeben war. Der durchschnittliche Bruttolohn eines Arbeiters in der Industrie lag damals bei ca. 130 RM. Somit kostete so ein Gerät weit mehr als die Hälfte des Nettomonatslohns.
Heute gibt es 4-Kanal Digitaloszis mit 200 MHz und 2 GSamples mit dutzenfacher Triggermöglichkeit und Speichermöglichkeiten bis zum Umfallen, für die man höchstens 20 oder 30 Stundenlöhne berappen muss.🙂
Gruß
electroman
Zitat:
@electroman schrieb am 22. Juni 2023 um 22:29:53 Uhr:
Davon würde ich sowieso absehen. Egal, was für ein Messgerät/wie alt/wie neu usw. Der Grund ist einfach der Stress, dem das Gerät ausgesetzt ist. Temperaturwechsel, Luftfeuchte, Vibrationen etc. sind nicht zu unterschätzen.
[...]
Messgeräte sollten grundsätzlich nur dann verwendet werden, wenn sie gebraucht werden. Danach immer am besten in der trockenen Stube im Schrank aufbewahren bis zum nächsten Einsatz.🙂
Wenn ich so überlege, muss ich sagen, dass das eine Schnapsidee von mir war. Du hast recht. Anderseist frage ich mich, ob man nicht ähnlich mit anderen empfindlichen Geräten umgehen sollte, Beispiel: Drehmomentschlüssel. Korrosion wäre da sicher auch nicht willkommen. Sie fährt man ja nicht mit dem Auto, aber sie liegen in der Garage, wo Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen über Jahr nicht so ohne sind. Eine temperatur- und luftfeuchtigkeitbombenfeste Garage wird wohl eine Ausnahme sein.
Zitat:
@schleich-kaefer schrieb am 22. Juni 2023 um 21:14:25 Uhr:
Brauche es nur für das Auto und das ist nur ein Käfer.
Dann wäre eine Prüflampe das stilechte Werkzeug.