Motorradunfall - Helm ab oder besser drauf lassen?
Weil es eben kurz in der Frühstückspause zum Thema wurde:
Wenn ein Motorradfahrer beim Unfall stürzt und nicht mehr ansprechbar ist, sollte man ihm den Helm abnehmen oder besser drauf lassen.
Ich meine, die Stories, dass der Schädel am Helm kleben könnte, sind nun mitlerweile veraltet und man sollte vorsichtig den Helm abnehmen. Andernfalls frage ich mich, warum ich - wenn auch zugegebener Maßen diese Kurse schon viel zu lange her sind (letzter 2003 beim Bund)- in Erste-Hilfe-Kursen gelernt habe , wie man einen Helm abnimmt.
Da aber gerade eine Motorradfahrerin meint, man solle den Helm besser drauf lassen, hier nun die Frage zu aktuellen Kenntnissen.
Helm drauf lassen oder ab und wenn ja, warum?
Beste Antwort im Thema
So kinners, dann mal jetzt Fakten. (Die Stories vom umgefallenen Moppedfahrer waren ja schon da)
Wenn der Fahrer ansprechbar ist, sollte man den Helm drauflassen. Allerdings sollte man sich nach dem befinden des Verletzten erkundigen, denn oftmals behindert der Helm die Atmung.
Wenn der Verletzte nicht ansprechbar ist, MUSS der Helm runter! Beatmung und Atemkontrolle sind nicht möglich, wenn der Helm auf dem Kopf sitzt. Wenn der Verletzte sich in seiner Bewußtlosigkeit erbricht, dann erstickt er mit dem Helm. Wenn man dann erst am Helm rumfummelt, kann man es auch gleich lassen.
Also: Helm runter! Am besten mit zwei leuten. Einer sitzt über dem Kopf und fasst unter den Helmrand an den Kopf/Kiefer. Dann uberstreckt er die Halswirbel durch leichten Zug.
Der zweite Helfer öffnet jetzt seitlich knieend den Helmverschluß und fasst mit seinen Händen von unten in den Helm. Er muss den Kopf jetzt in der überstreckten Lage halten, damit der erste den Kopf loslassen kann. Danach nimmt der erste den Helm und zieht ihn vorsichtig herunter. Anschließend kann in der überstreckten Lage der Puls/die Atmung kontrolliert werden und der Verletzte kann in die stabile Seitenlage gebracht werden.
Natürlich kann man jetzt ja sagen, "ich beobachte den Bewusstlosen, und mache ihm den Helm erst ab, wenn Anzeichen von Erbrechen kommen."
Klar, aber was ist bei einem Ausfall der Atmung? Wieviel Zeit wollt Ihr verlieren? Je schneller eine Reanimation einsetzt um so mehr Chancen habt ihr. Wenn Ihr dann hektisch am Helmzerrt, dann habt ihr alles gründlich falsch gemacht! Und glaubt mir, wenn der Verletzte einen Helm auf hat und die Atmung bleibt aus, dann WERDET Ihr hektisch...
Also: Bewusstlos == Helm runter! Immer! Sofort!
PS: In der Ersten Hilfe wird inzwischen auch eine Ein-Helfer-Methode zum Helmabnehmen gelehrt, da man ja nicht immer zu zweit ist. Diese Methode müsste ich auch erst googlen...
229 Antworten
Hier Helmabnahme ohne einen zweiten Helfer:
http://www.gohelp.org/de/99,2,169,0001.htm#50
fire-fighter hat vollkommen Recht, aus der Praxis des DRk kann ich das nur bestätigen/ergänzen. Es gibt ein ganz einfaches Entscheidungsschema.
1) Ist der Helmträger bei Bewusstsein? Falls ja, kann man mit ihm reden und ihn fragen, was ihm lieber wäre. Falls nein:
2) Atemkontrolle. Oh, geht mit Helm auf dem Kopf nicht. Also runter damit. Spätestens der Notarzt wird es euch danken, wenn er dann intubieren will. Beatmen kann man mit Helm ohnehin nicht, und selbst wenn ihr es hinbekommt, die Atmung zu prüfen, könnt ihr mit Helm auf dem Kopf keine anständige Seitenlage herstellen, weil der Mund nicht den niedrigsten Punkt bilden kann - der Helm rollt jedes Mal anders, als man das gern hätte.
Punkt, aus. Mehr gibt es da nicht zu diskutieren.
Und zu der Horrorstory, wo der Kopf nur noch vom Helm zusammengehalten wurde: Äh, ja. Mal ganz abgesehen von der Plausibilität der Geschichte und ohne ins medizinische Detail zu gehen: Soll der Verunfallte den Helm dann auflassen, bis die Brüche ein Vierteljahr später verheilt sind?!
Und noch zwei Ergänzungen:
1) Motorradfahrer haben im Gegensatz zu Autofahrern recht selten schwere Verletzungen der HWS. Tendenziell erwischt es bei denen eher die restliche Wirbelsäule. Liegt daran, dass Motorradfahrer als Ganzes absteigen, während es beim Autofahrer nur den Kopf und die rechte Schulter nach vorne reisst (Stichwort Gurt).
2) Das einzige, was ihr als Laien falsch machen könnt, ist GAR NICHTS zu tun. Sowie ihr irgendwas unternehmt, was auch nur entfernt Sinn ergeben kann, seid ihr aus der Haftung und dem Strafrecht raus.
Genau wie ich beschrieben habe!
Und nochmal:
Auch wenn ihr euch bezüglich der exakten Technik nichtmehr Sicher seid - Helm runter - so schnell wie möglich
Als Rettungssanitäter (welcher ich ja im übrigen bin) lernt man X verschiedene Varianten einen verletzten aus einem Fahrzeug zu bergen ohne die Wirbelsäule zu belasten
Im Falle eines Herz- Kreislauf Stillstand heisst es nur --> So schnell wie möglich raus und mit der Reanimation beginnen
Leben geht vor Lebensqualität
Merkt euch:
Wenn jemand nichtmehr Atmet ist das einzige was ihr falsch machen könnt - NICHTS zu tun!
Egal wie unsicher ihr euch seid oder wie lange der Erste Hilfe Kurs her ist...
Entweder ihr helft (egal ob schlecht oder recht) und der Betroffene hat eine reale Überlebenschance
Oder ihr macht nichts und der Betroffene stirbt mit größter Warscheinlichkeit
MfG
Zitat:
Original geschrieben von fire-fighter
Also: Bewusstlos == Helm runter! Immer! Sofort!
jop...
das is auch das, was bei uns immer gesagt wird...die gründe warum, wurden ja bereits genannt...
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Zitat:
Sowohl sie als auch ich haben im Kurs gesagt bekommen abnehmen, das halte ich aber für vollkommen falsch.
Na dann haben wir ja alles geklärt!
Nein mal im ernst.
Auch bei meinem letzten Auffrischungskurs vor etwa 3 Monaten wurde gelehrt, das bei Bewusstlosigkeit der Helm ,wenn möglich mit einem 2. Mann, abgenommen werden sollte. Es sind mehr Verunglückte bei Bewusstlosigkeit unter dem Helm erstickt als das bei der Abnahme weitere Wirbelsäulenverletzungen zugefügt wurden.
Ist der Verunglückte bei klarem Bewusstsein sollte man sich nach den Wünschen des selbigen richten, wenn möglich aber drauflassen und die Sache den Profis überlassen.
So in etwa waren die Worte des Trainers.
Zitat:
Original geschrieben von trixi1262
Also,nur mal so am Rande !
Ich würde den Helm drauflassen,meine Meinung !
Ich habe leider zu DDR-Zeiten erlebt und gesehen ,das ein Motorradfahrer mit Integralhelm sich eine Zigarette nach dem Sturz
angezündet hat,völlig ansprechbar war und sich dann den Helm abnahm. Umgefallen und Ende vom Lied.
Laut Rettungssanitäter war der Kopf nur vom Helm zusammengehalten
worden !
Ich würds jedenfalls nicht riskieren
mfg trixi1262
Wenn diese Geschichte wirklich geschehen ist, war derjenige halt ein statistischer Verlierer. Das ist wie mit dem Sicherheitsgurt: Auf Tausende geretteter Leben kommt mal 1 Fall, in dem ein Opfer im Auto verbrennt, weil es den Gurt nicht rechtzeitig lösen kann...
Ansonsten wurde ja schon alles gesagt: Bewußtlos ==> Helm ab.
Zitat:
Original geschrieben von freaked1
... wie gesagt zu diesem Thema gibt es keine Meinungen! Lediglich die EINE richtige vorgehensweise!
Mag ja sein, aber diese eine richtige Vorgehensweise ist eben nicht "abnehmen und dann mal schauen ob's überhaupt nötig war und überhaupt Selbstdiagnosen stellen" sondern "Helm NICHT abnehmen außer es ist - Beatmung - unbedingt nötig". Und dazu zählt für mich auch, dass vorher geprüft wird ob der Verunfallte noch atmet.
Zitat:
Original geschrieben von self
Sowie ihr irgendwas unternehmt, was auch nur entfernt Sinn ergeben kann, seid ihr aus der Haftung und dem Strafrecht raus.
Super... das ist natürlich wichtig, mache ich mich haftbar wenn ich jemandem das Genick breche...
Zitat:
Original geschrieben von Diedicke1300
Na dann haben wir ja alles geklärt!
Nichts ist geklärt. Sonst bräuchte es ja den Thread nicht.
Nein! Er diskutiert nur gerne. Eigendlich ist das Thema eindeutig durch ,,fire-fighter`` geklært. Warum dann noch Seitenweise diskutiert werden muss ist mir vøllig unklar.
Vieleicht noch den zarten Hinweis darauf, Klapphelme vor dem Abnehmen zu öffnen. weil die ohne Öffnen meist nur mit brutaler Gewalt über den Kopf gehen.
Dazu muss man allerdings erkennen, dass es einer ist. Damit sind in einer Unfallsituation schon Motorradfahrer überfordert (selbst erlebt), von reinen Dosenfahrern wäre das zuviel verlangt.
Da fehlt mir ein fetter Aufkleber auf den Klapphelmen, der darauf hinweist.
Zitat:
Original geschrieben von mattalf
Nein! Er diskutiert nur gerne. Eigendlich ist das Thema eindeutig durch ,,fire-fighter`` geklært. Warum dann noch Seitenweise diskutiert werden muss ist mir vøllig unklar.
Frage ich mich auch. Aber offenbar müssen die üblichen Verdächtigen zu allem und jedem ihren Stuß absondern. Da ist der Papagei wohl krank 🙄
Zitat:
Original geschrieben von trixi1262
Da standen auch Mehrere rum,aber Keiner hat geholfen,das ist ein Problem,was heute noch ausgeprägter ist,als damals.
mfg trixi1262
Und die hatten sich auch nicht geregt, nachdem sie angesprochen wurden?
Zitat:
Original geschrieben von Wraithrider
Und dazu zählt für mich auch, dass vorher geprüft wird ob der Verunfallte noch atmet.
und das geht in vielen fällen nur dadurch, das der helm abgenommen wird, weil die atmung so flach sein kann, das man (durch die geschlossene schutzkleidung) garnicht sieht ob der brustkorb sich bewegt...
Zitat:
Super... das ist natürlich wichtig, mache ich mich haftbar wenn ich jemandem das Genick breche...
nein, sofern du nicht vorsätzlich handelst, machst du dich nicht strafbar...
Zitat:
Nichts ist geklärt.
eigentlich wurde bereits mehrfach erklärt was/wie/wann...oder waren diese ausführungen nicht verständlich genug für dich?!
@self !
Es ist so passiert und ich habe nur die Aussage des Sanis wiedergegeben.
Unsere Helmtechnik war damals sicherlich nicht vom Standart so hoch ,wie heute !
Der Mann hat ja noch nicht mal geblutet und nur durch die Abnahme des Helmes ist es wohl durch eine nicht offene Schädelfraktur gekommen,welche dann zum Tod führte.
Und nein,er hätte natürlich nicht eine ewigkeit mit dem Helm rumlaufen müssen,aber man hat schon damals die Möglichkeit gehabt,durch den Helm zu röntgen,wobei man dann wohl auch die Fraktur auf dem Bild erkannt hätte.
Dann nehmen die Ärzte den Helm wohl anders runter,als mit
einem Ruck,wie der Motorrad-Fahrer es getan hat
mfg trixi1262
Ich wär dafür den Thread einfach zu schließen! Die Frage wurde korrekt beantwortet!
Manche Leute sind eben unbelehrbar und meinen immer alls besser zu wissen und über Themen diskutieren zu müssen, bei denen es nicht annähernd angebracht ist!
Zum letzten Mal:
Es gibt nur eine richtige Vorgangsweise, nur eine Lehrmeinung, nur eine Richtlinie
Bei erster Hilfe kann man (fast) nichts Falsch machen - ausser nichts zutun
Strafbar macht man sich nur wenn man jemanden unter Vorsatz verletzt, auf keinen Fall jedoch wenn man sich an die einfache Richtline hält, die bereits mehrmals erwähnt wurde!
Strafbar macht man sich nur wenn jemand NICHT HILFT!
Und jetzt bitte schließen 😉