Mercedes W460 6-Gang Umbau

Mercedes G-Klasse W460

Hallo,
ich habe hier schon ein paar Fragen gestellt, jetzt wollte ich auch mal mit Informationen dienen, die ich bisher nicht in deutschsprachigen Foren für die G-Klasse gefunden habe.
Ich bin bei meiner Überlegung für die optimale Getriebeübersetzung natürlich über diverse bekannte 5-Gang Getriebe gestolpert, die aber meine Anforderungen an einen niedrigen ersten und hohen 5. Gang nicht erfüllt haben. In einem Forum aus Südafrika bin ich darauf gestoßen, dass dort schon öfter 6-Gang Getriebe aus der C-Klasse verbaut wurden, die erstens sehr haltbar sein sollen und ohne irgendwelche Adapter an die OM601-606 Motoren und CDIs passen.
Das war für mich sehr interessant. Und da ich für 165€ ein passendes Getriebe inklusive kompletter Schaltbetätigung in unserer Nähe gefunden habe, wollte ich das ausprobiert haben. Wenn man bedenkt, dass für den G schon oft nur die Schaltkulisse für 500€ gebraucht gehandelt werden, war damit nichts zu verlieren. Und das vorherige Getriebe konnte auch mittlerweile mit über vierfachem Gewinn zum 6-Gang Getriebe verkauft werden.

Genau gesagt habe ich das Getriebe vom Mercedes W203 mit der Kennung 716.651 verbaut, welches folgende Übersetzungen hat:
1. 5.014
2. 2.831
3. 1.789
4. 1.256
5. 1
6. 0.828
R. 4.569

Die Schaltbetätigung muss gekürzt werden, und wurde von mir von unten an das vorhandene Schalthebel Loch verschraubt, sodass auch die originale Öffnung nicht vergrößert werden musste. Nur vier neue Löcher habe ich im Blech des G gebohrt und passende Gewinde im Alu der Schaltbetätigung geschnitten. Ein Schalthebel in passender Originaloptik kann dann einfach durch Kürzen des 10mm dicken Schafts des neuen Schalthebels und Schneiden von einem m10x1 Gewinde montiert werden. Den Schaltzug für die links/rechts Bewegung des Schalthebels habe ich nicht gekürzt, sondern nur so umgebogen, dass die Biegung weiter unten verläuft.
Der Flansch am Getriebeausgang muss passend zur Kardanwelle hergestellt werden, und natürlich die Getriebetraverse angepasst. Weil ich keine ordentliche Drehbank zur Hand hatte, habe ich einfach einen Achsflansch an den bestehenden gekürzten Getriebeflansch mit der Verzahnung geschweißt. Natürlich akribisch ausgerichtet... Nach dem WIG Schweißen hatte er sich aber so verzogen, dass die Flanschflächen nicht plan waren und nochmal überdreht werden mussten.
Die Länge der Kardanwelle muss natürlich auch angepasst werden.
Die Abstützung zum Verteilergetriebe habe ich an der originalen Drehmomentabstützung vom 6-Gang Getriebe mit einer angeschweißten M10 Schraube realisiert, da diese beim OM602 zufällig genau auf der richtigen Höhe sitzt.
Kupplung habe ich eine mit Einmassenschwungrad für den Sprinter genommen. Kupplungsleitung habe ich einfach die originale vom 6-Gang umgebogen und nach dem Gummischlauch eine neue Leitung zum Geber verlegt. Hatte gelesen, dass der originale G-Geber vom Hubvolumen passen sollte. Das habe ich aber nicht hinterfragt und kann dafür keine Garantie geben. Bisher funktioniert es bei mir aber bestens (nur ca. 100km vor dem Winterschlaf)!
Und der Getriebetunnel muss ohne BodyLift um ein paar Zentimeter erhöht werden, was ich einfach mit einem Wagenheber über das schon montierte Getriebe ausgebeult habe.
Die höhergelegte Entlüftung habe ich vom originalen Getriebe übernommen und einfach über ein geschnittenes Gewinde mit passendem Stutzen am Entlüftungsloch des 6-Gang Getriebes verbunden.
Das 6-Gang Getriebe hat den Rückwärtsgangschalter am Getriebe und nicht am Schalthebel wie vorher. Die beiden Stecker habe ich einfach über ein Kabel verbunden.

Leider habe ich viel zu wenig Bilder gemacht, wenn es jemanden interessiert, kann ich es aber gerne noch genauer beschreiben.

Fazit: super leichtes Kuppeln durch Zentralausrücker, standfester als Original, präzises Schalten ohne Kraftaufwand und hohe Schaltwege bei angenehmer Abstufung ohne zu große Gangsprünge mit großer Spreizung. Noch dazu preislich unschlagbar, wenn man die Arbeitszeit nicht rechnet und Spaß an Umbauten hat.

6-Gang Getriebe am OM602 Motor
Abtriebsflansch
Schaltbetätigung von unten
9 Antworten

Na das ist mal ein einigermaßen spektakulärer Umbau, der vermutlich einiges an Fahrqualität bringt, Respekt!

Weiterhin viel Freude mit dem Würfel und danke für die Einblicke, auch wenn das Ganze nicht so schnell über die Bühne ging, wie der Bericht vermuten lässt. ;-)

LG aus Wien, Robert

Hallo Beni,
und…..läuft das Getriebe noch?

MfG
Steffen

Sorry für die späte Antwort. Läuft weiterhin bestens. Bin äußerst zufrieden.

Habe mir auch in meinem Fall nie Sorgen über die Haltbarkeit des Getriebes gemacht. Fahre einen 2,9L Saugdiesel mit max. 192Nm Drehmoment. Das Getriebe ist auf 370Nm ausgelegt. Da bleibt noch einiges an Puffer für potentielle Lastspitzen im Geländeeinsatz.

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Aber auch der Einmassenschwungrad Umbau und der geschweißte Eigenbau-Getriebeflansch machen bisher keine Probleme nach ca. 10t km gemischtem Urlaubseinsatz.

Hallo,
ich hatte es inzwischen auch bei meinem 230GE eingebaut, läuft super. Hatte mich schon bis Rumänien dieses Jahr Demut getraut, null Probleme.
Bei wirklich dauerhaften extremen Erschütterungen springt manchmal der zweite Gang raus, ist aber wirklich nur bei extremen.

Hallo,

Genau das gleiche plane ich ebenfalls an meinem G. Zwar ein W463 aber sollte sich nicht viel nehmen.
Ich würde mich freuen wenn du mir genau sagen könntest:
- welches EMS genau?
- welche Kupplung?
- welche Schaltkulisse?

Würdest mir einen Riesen Gefallen tun.

Beste Grüße

Zitat:
@Seefahrer schrieb am 27. August 2024 um 07:03:02 Uhr:
Hallo,
ich hatte es inzwischen auch bei meinem 230GE eingebaut, läuft super. Hatte mich schon bis Rumänien dieses Jahr Demut getraut, null Probleme.
Bei wirklich dauerhaften extremen Erschütterungen springt manchmal der zweite Gang raus, ist aber wirklich nur bei extremen.

Das freut mich zu hören, dass das Getriebe gut läuft. Bin auch nach wie vor sehr glücklich damit.

Das mit dem Gang rausspringen kann auch an der Umsetzung mit der Schaltkulisse liegen. Im Original (PKW) ist der Schalthebel ja mit einem Rahmen mit dem Getriebe verbunden und beweglich in der Öffnung vom Getriebetunnel gelagert, dass keine Relativbewegung zwischen Getriebe und Schaltkonsole auftritt, wenn Motor/Getriebe im extremen Einsatz in den Gummi lagern verschoben werden.

Ich hatte die Schaltkonsole der Einfachheit halber mit dem Tunnel verschraubt, weshalb eben bei schnellen Beschleunigungen Kräfte auf die Schaltkulisse wirken können. Mir ist aber tatsächlich noch nie ein Gang rausgesprungen.

Zitat:
@StefanE.39 schrieb am 15. November 2024 um 20:47:53 Uhr:
Hallo,
Genau das gleiche plane ich ebenfalls an meinem G. Zwar ein W463 aber sollte sich nicht viel nehmen.
Ich würde mich freuen wenn du mir genau sagen könntest:
- welches EMS genau?
- welche Kupplung?
- welche Schaltkulisse?
Würdest mir einen Riesen Gefallen tun.
Beste Grüße

Spät, aber vielleicht hilft es ja sonst noch jemandem:

Kupplung mit Schwungrad wollte ich eigentlich diese nehmen: Valeo (835013) Kupplungssatz mit Schwungrad für 470€

Habe dann aber den billigeren für 200€ verbaut, um probehalber zu testen, ob das prinzipiell funktioniert: ATC (245013) der funktioniert immernoch tadellos. Dem billiger aussehenden Zentralausrücker habe ich nicht getraut, da habe ich den originalen verwendet.

Wichtig dabei ist nur, dass die eben auf den Sprinter mit CDI Motor passt (Flansch mit 26 Zähnen; Nabenprofil 28,68 x 26,46; 240mm Außendurchmesser) Gibt da für die Pkw welche mit kleinerem Durchmesser, die ich im G nicht empfehlen würde.

Schaltkulisse habe ich vom Getriebe Spender (W203) übernommen und angepasst (siehe Beispielbild). Das ist die Betätigung mit Seilzug für die rechts/links-Bewegung des Schalthebels (Drehbewegung am Getriebe-Bolzen), und vor/zurück Bewegung über die Stange. Die habe ich nur verwendet, weil die schon beim Getriebe dabei war. Vorteil: der Schaft hat schon die passenden 10mm für einen klassisch aussehenden Schaltknauf, sodass der einfach gekürzt werden und mit M10x1 Gewinde versehen werden kann.

Zukünftig würde ich eine Kulisse wie auf dem zweiten Bild bevorzugen (ebenfalls W203), weil der in meinen Augen "unnötige" Seilzug wegfällt. Dazu muss dann aber ggf. auch die Aufnahme am Schaltbolzen am Getriebe übernommen werden.

Auf den Bildern sieht man auch prima den von mir oben erwähnten Alu-Rahmen, der von mir weggelasen wurde.

Schaltkulisse mit Seilzug
Schaltkulisse ohne Seilzug
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