Mein erstes Auto mit Lederausstattung

Hallo!
Ich weiss, das Thema ist schon oft behandelt worden, ich habe auch schon einiges gelesen, viel schlauer bin ich aber noch immer nicht.
ich habe einen Touareg erworben, mit beiger Voll-Lederausstattung.
das Auto ist von 2006, aber die Ausstattung noch Top in Schuss.
Der Wagen war beim Verkäufer zum Aufbereiter, die Sitze sind super sauber, nur einige Nähte (an den Türverkleidungen z.B.) sind noch schmutzig.
Klar, und am Fahrersitz sind ein paar "Falten" in denen noch etwas Schmutz sitzt, sind halt so kleine dunkelgraue Streifen.
Wie bekomme ich die Nähte und die "Falten" sauber, ohne was kaputt zu machen?
Und, wie pflege ich nun die Sitze richtig?
Ich weiss ja auch nicht, was der Aufbereiter benutzt hat.
Das Leder fühlt sich weich an, mehr kann ich nicht sagen.

Und dann noch das braune Lederlenkrad, das sieht noch recht schmutzig aus, wie bekomme ich das wieder richtig sauber und gepflegt?
Das darf ja nicht rutschig werden.

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Beste Antwort im Thema

Hallo Zusammen!
Bevor hier noch wer „gelüncht“ wird, möchte ich ein wenig Klarheit in die Sache bringen.

Zur Aussage -
Zitat „dass das Leder, das man kaufen kann, eigentlich nichts mehr mit der original Tierhaut zu tun hat. Da wird chemisch alles rausgelöst, bis nur noch das Gerüst bleibt.“

Es stimmt, dass in der Gerberei gewisse Teile von der originalen Tierhaut entfernt werden. – Da für die Erzeugung von Leder nur die „Lederhaut (lat. Corium)“ benützt werden kann, werden in einem bestimmten Prozessschritt (genannt: Äscher) zuerst die die Haare und die Oberhaut (lat. Epidermis) entfernt. – Bei einem weiteren Prozessschritt (genannt: Entfleischen) wird das Unterhautbindegewebe (lat. Subkutis) inkl. Fett und Fleischreste mechanisch mittels Entfleischzylinder von der Haut geschabt.
Ebenfalls wird in verschiedenen Prozessschritten ein Großteil der natürlichen Hautfette entfernt, da diese mit der Zeit ranzig werden würden. – Unangenehmer Geruch und zahlreiche andere negative Eigenschaften wie z.B. Vergilbung, hohe Foggingwerte, Fettausschläge … wären die Folge. - Diese natürlichen Hautfette werden gezielt durch Fette, wie z.B. Fischtranen oder aber auch Fette die aus speziellen Pflanzen gewonnen werden, ersetzt.

Ich kann aber versichern, dass viel viel mehr als nur das Gerüst einer tierischen Haut übrig bleibt – wie bereits gesagt bleibt die gesamte LEDERHAUT übrig.

Zur Aussage – Zitat: „Und dann dann wird das wieder mit "Kunststoffen" aufgefüllt“. – habe ich folgende Erklärung:
Um aus einer tierischen Haut Leder zu machen, muss man die Haut gerben. – Hierzu werden heutzutage verschiedenste Gerbstoffe (je nach gewünschten Lederartikel) eingesetzt.
Angefangen von Chromgerbstoffen (Chrom III salzen) über synthetische Gerbstoffe bis hin zu vegetabilen Gerbstoffen (meist Gerbstoffextrakten aus Baumrinden oder Olivenblätter) kann man auch noch Glutardialdehyde verwenden. – In der Regel werden Kombinationen aus verschiedenen Gerbstoffen verwendet.
Eine Gerbung hat aber nichts mit „auffüllen“ zu tun, sondern mit einer Vernetzung von Eiweißmolekülen damit diese nicht verwesen. – Aasgeruch wäre sowohl in einem Auto als auch bei einem Schuh, sowie bei allen anderen Lederartikeln nicht unbedingt appetitlich bzw. förderlich. ?

Zur Aussage - Zitat: „Autositze werden dann zusätzlich noch mit einem "Kunststoff"überzug versehen (top coat).“ – kann ich bestätigen, dass die Oberfläche von den meisten Ledern vor der Auslieferung noch behandelt wird.
Hier würde ich aber nicht den Begriff „Kunstoffüberzug“ verwenden.
Die Begriffe „Oberflächenveredelung bzw. Zurichtung“ wäre hier schon eher angebracht.
Je nach Lederart werden Schichtdicken von 2 bis 90 ym (1 Mikrometer = 0,000001m also ein millionstel Meter) aufgetragen – Also wie gesagt, man sollte hier nicht von Überzug bzw. Beschichtung sprechen.
Speziell in einem Auto benötigt das Leder sehr hohe physikalische Echtheiten wie z.B. extrem hohe Abriebwerte, hohe Lichtechtheiten, UV-Schutz, Antisoiling, Antiknarz … .
Diesen Anforderungen würde ein Leder ohne Oberflächenveredelung (=Anilinleder) nicht standhalten.

Zu allerletzt möchte ich betonen, dass heutzutage ein modernes Lederpflegemittel für Autoleder nichts mehr mit Fetten zu tun hat.
Da in der Gerberei zur Herstellung von Autoleder in der Regel nur noch Fette benützt werden die FOGGINGECHT sind.
Also wo kein Fett „ausnebelt“ (verschwindet) muss auch kein Fett nachgefüllt werden.

Achtung: Bei Oldtimerleder gilt diese Regel leider nicht!

Ein hochwertiges Lederpflegeset besteht also nicht aus einem Fett- bzw. Wachsgemisch sondern aus Rohstoffen die die Oberfläche:

- vor UV-Strahlen schützt
- vor Mikroorganismen schützt (sind hauptverantwortlich für Haarrisse im Leder)
- vor Wiederanschmutzung schützt (=Antisoiling)
- vor lästigen Quitschgeräuschen schützt (=Antiknarz)
- vor Abrieb schützt (atmungsaktive Versiegelung)
- den originalen Glanz- bzw. Mattgrad wieder gibt
- …usw…

Weiters ist zu beachten, dass vor JEDER Pflege das Leder gründlich gereinigt werden sollte. Ein hochwertiger Lederreiniger darf das Leder aber nicht austrocken, sondern im Gegenteil als Feuchtigkeitsspender dienen.
Nur mit einer gründlichen Vorreinigung wird gewährleistet, dass das Pflegemittel homogen ins Leder eindringen kann.

Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

ledermax@gmx.at

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Zitat:

Original geschrieben von sam_gawith


Warum sollte ein Autolederhersteller das Naturprodukt solange malträtieren, bis nur noch das "Gerüst" übrigbleibt?
Das ist betriebswirtschaftlicher Schwachsinn, weil das vermeintliche Endprodukt sehr viel billiger, nämlich gleich synthetisch herzustellen wäre.

Damit der Kunde sagt: oh, edel Echt-Lederausstattung, da leg ich doch gleich mal noch 3000 Ocken mehr auf den Tisch. Kunstleder? Pfui, das ist was für die Golf-Fahrer.

Das ist doch der gleiche Schwachsinn wie mit Champagner, Austern, Shrimps und Kaviar.
Und vor 200 Jahren waren es die "Pommes Croquettes" (Kroketten), die das bessere Volk wollte und die Kartoffeln den Einfachen überliessen.

dann gebe ich auch mal meinen senf dazu...ich fahre einen volvo. volvo stellt zur lederpflege ein abgstimmtes set zur verfügung. das erste fläschchen dienst zur reinigung und das zweite zur protektion...weitere pflege soll angeblich nicht notwendig sein. das stimmt mich doch sehr nachdenklich!
also war ich bei einem sattler und habe ihn gefragt, wie man leder am besten pflegt und er sagte mir, dass man es zum reinigen mir einem weichen schwamm und etwas spülwasser abreiben kann. danach trocken reiben und schlußendlich mit ETWAS lederfett zum schutz und dem erhalt der ledergeschmeidigkeit einreiben. das sollte man 2-3 mal im jahr machen und man erhält gepflegte sitze auf lenge dauer!

da braucht es keine speziellen produkte...auch motorradjacken werden auf diese art gepflegt und geschmeidig gehalten...sofern das leder ein natürliches produkt ist, kann man es auch mit natürlichen produkten pflegen...das ist zumindest meine meinung!

Ich habe je das Lederpflegeset mit Reiniger (mild), Protektor und Versiegeler bestellt und benutzt.
Ich muss sagen, ich bin zufrieden.
Klar, einen neuen Bezug kann das auch nicht herbeizaubern, aber es ist alles sauber geworden, auch die besonders schmutzigen Nähte an den Griffen der Türverkleidung innen.
Und mit der Versiegelung fühlt es sich etwas glatter an, neue Verschmutzung habe ich bisher nicht festgestellt.
Auch das Lederlenkrad stahlt wieder und ist nicht mehr klebrig.
Alles in allem ein gutes Set, mit dem ich auch noch etliche Behandlungen in der Zukunft machen kann, das ist sehr ergiebig.
Tja, dann nicht der "Lederduft", für rd. 30€.
Gut, es riecht wirklich nach Leder, aber nicht wirklich lange.
Ich habe es nicht auf die Sitze aufgetragen, da war mir das Risiko zu groß, irgend welche Flecken zu bekommen auf meinem hellen Leder.
Habe einige Bereiche des Teppichs ganz leicht behandelt, das hat aber nur ne Woche gehalten, dann war es wieder verflogen.
Evtl. hilft es, das beiliegende Lederstück irgendwo aufzuhängen und zu beträufeln, aber ich wüsste ich, wo ich das hinhängen sollte, hat ja schließlich optisch keinen besonderen Reiz😁

Hallo Zusammen!
Bevor hier noch wer „gelüncht“ wird, möchte ich ein wenig Klarheit in die Sache bringen.

Zur Aussage -
Zitat „dass das Leder, das man kaufen kann, eigentlich nichts mehr mit der original Tierhaut zu tun hat. Da wird chemisch alles rausgelöst, bis nur noch das Gerüst bleibt.“

Es stimmt, dass in der Gerberei gewisse Teile von der originalen Tierhaut entfernt werden. – Da für die Erzeugung von Leder nur die „Lederhaut (lat. Corium)“ benützt werden kann, werden in einem bestimmten Prozessschritt (genannt: Äscher) zuerst die die Haare und die Oberhaut (lat. Epidermis) entfernt. – Bei einem weiteren Prozessschritt (genannt: Entfleischen) wird das Unterhautbindegewebe (lat. Subkutis) inkl. Fett und Fleischreste mechanisch mittels Entfleischzylinder von der Haut geschabt.
Ebenfalls wird in verschiedenen Prozessschritten ein Großteil der natürlichen Hautfette entfernt, da diese mit der Zeit ranzig werden würden. – Unangenehmer Geruch und zahlreiche andere negative Eigenschaften wie z.B. Vergilbung, hohe Foggingwerte, Fettausschläge … wären die Folge. - Diese natürlichen Hautfette werden gezielt durch Fette, wie z.B. Fischtranen oder aber auch Fette die aus speziellen Pflanzen gewonnen werden, ersetzt.

Ich kann aber versichern, dass viel viel mehr als nur das Gerüst einer tierischen Haut übrig bleibt – wie bereits gesagt bleibt die gesamte LEDERHAUT übrig.

Zur Aussage – Zitat: „Und dann dann wird das wieder mit "Kunststoffen" aufgefüllt“. – habe ich folgende Erklärung:
Um aus einer tierischen Haut Leder zu machen, muss man die Haut gerben. – Hierzu werden heutzutage verschiedenste Gerbstoffe (je nach gewünschten Lederartikel) eingesetzt.
Angefangen von Chromgerbstoffen (Chrom III salzen) über synthetische Gerbstoffe bis hin zu vegetabilen Gerbstoffen (meist Gerbstoffextrakten aus Baumrinden oder Olivenblätter) kann man auch noch Glutardialdehyde verwenden. – In der Regel werden Kombinationen aus verschiedenen Gerbstoffen verwendet.
Eine Gerbung hat aber nichts mit „auffüllen“ zu tun, sondern mit einer Vernetzung von Eiweißmolekülen damit diese nicht verwesen. – Aasgeruch wäre sowohl in einem Auto als auch bei einem Schuh, sowie bei allen anderen Lederartikeln nicht unbedingt appetitlich bzw. förderlich. ?

Zur Aussage - Zitat: „Autositze werden dann zusätzlich noch mit einem "Kunststoff"überzug versehen (top coat).“ – kann ich bestätigen, dass die Oberfläche von den meisten Ledern vor der Auslieferung noch behandelt wird.
Hier würde ich aber nicht den Begriff „Kunstoffüberzug“ verwenden.
Die Begriffe „Oberflächenveredelung bzw. Zurichtung“ wäre hier schon eher angebracht.
Je nach Lederart werden Schichtdicken von 2 bis 90 ym (1 Mikrometer = 0,000001m also ein millionstel Meter) aufgetragen – Also wie gesagt, man sollte hier nicht von Überzug bzw. Beschichtung sprechen.
Speziell in einem Auto benötigt das Leder sehr hohe physikalische Echtheiten wie z.B. extrem hohe Abriebwerte, hohe Lichtechtheiten, UV-Schutz, Antisoiling, Antiknarz … .
Diesen Anforderungen würde ein Leder ohne Oberflächenveredelung (=Anilinleder) nicht standhalten.

Zu allerletzt möchte ich betonen, dass heutzutage ein modernes Lederpflegemittel für Autoleder nichts mehr mit Fetten zu tun hat.
Da in der Gerberei zur Herstellung von Autoleder in der Regel nur noch Fette benützt werden die FOGGINGECHT sind.
Also wo kein Fett „ausnebelt“ (verschwindet) muss auch kein Fett nachgefüllt werden.

Achtung: Bei Oldtimerleder gilt diese Regel leider nicht!

Ein hochwertiges Lederpflegeset besteht also nicht aus einem Fett- bzw. Wachsgemisch sondern aus Rohstoffen die die Oberfläche:

- vor UV-Strahlen schützt
- vor Mikroorganismen schützt (sind hauptverantwortlich für Haarrisse im Leder)
- vor Wiederanschmutzung schützt (=Antisoiling)
- vor lästigen Quitschgeräuschen schützt (=Antiknarz)
- vor Abrieb schützt (atmungsaktive Versiegelung)
- den originalen Glanz- bzw. Mattgrad wieder gibt
- …usw…

Weiters ist zu beachten, dass vor JEDER Pflege das Leder gründlich gereinigt werden sollte. Ein hochwertiger Lederreiniger darf das Leder aber nicht austrocken, sondern im Gegenteil als Feuchtigkeitsspender dienen.
Nur mit einer gründlichen Vorreinigung wird gewährleistet, dass das Pflegemittel homogen ins Leder eindringen kann.

Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

ledermax@gmx.at

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