Manschette an rechter Antriebsachse
Hallo,
ich bitte Fachkundige bzw. Betroffene bezgl. meines Problems um Stellungnahme bzw. Ratschlag:
mein Fahrzeug Bj. 2007 (80 000km) wurde bisher nach Servicevorgabe gepflegt. Bisher hatte ich im Ganzen gute Erfahrungen, auch und gerade wegen kulanten Verhaltens. Ganz anders aber in den letzten Tagen. Ich war wegen einer Reparatur des linken Traggelenks in der MB-Werkstatt. Dieses wurde erneuert, darüber habe ich aber noch keine Rechnung. Bei der Abholung meines Autos war der zuständige Meister aber nicht mehr im Hause und hinterließ an der Rezeption einen schnoddrigen "Wurstzettel" DIN A7, auf welchem notiert war:
"vordere Antriebsachse /Manschette innen und außen beschädigt, 1.200 € ja/nein". Mit dieser Diagnose wußte ich aber nichts Hinreichendes anzufangen. Es erfolgte seinerseits auch kein durch die Kollegin versprochener Rückruf. Heute rief ich ihn an und er erläuterte mir Folgendes:
Die Achse wäre nicht beschädigt, aber die innere und äußere Manschette, aus der Fett austräte. Der Wagen kann aber noch weiterhin fahren, bis eine Reparatur endgültig notwendig sei. Nur die Manschetten zu ersetzen koste aber wegen der komplizierten Reparatur fast genauso viel wie der komplette Antrieb incl. Manschetten.
Daher meine Frage an Euch: Teilerneuerung der Manschetten oder komplett, wie beschrieben oder mal freie Werkstatt nach ihrer Diagnose und "Therapie" befragen.
Vielen Dank für Eure Geduld und Ratschlag.
Wolfgang
Beste Antwort im Thema
Mal grundsätzlich: Alle Wellen sind zerlegbar. Es sind quasi Sandardprodukte. Sie unterscheiden sich eigentlich nur in Leistung und Funktion (z.B.für SUV). Hintergrund ist, dass es nur noch wenige Kornzerne gibt, die diese Teile herstellen (aber unendlich viele Fahrzeugmodelle) Letztlich ist das Ganze ein großer Baukasten, lediglich die Welle wird noch entsprechend abgelängt.
Die Sache mit dem Überzieher ist die, sie stellt eine preiswerte Methode dar eine Manschette bei eingebauter Welle zu tauschen. Lediglich das Federbein muss von der Welle genommen werden.
Bei einer 200tKm alten Welle würde ich dieses Verfahren nur in Notfällen anwenden. Man sollte schon die Welle komplett ausbauen zerlegen, reinigen und prüfen. (Siehe Foto im 169er). Die Lebensdauer von Manschetten und Gelenken sind doch sehr unterschiedlich. Natürlich würde nan dann kein Überzieher verwenden, wozu auch.
Wo liegt das Problem bei Manschetten / Schellen aus dem freien Handel?:
Die Manschette/Schelle muss der Welle individuell zugeordnet/ausgemessen werden. ( Hintergrund ist, dass Hersteller Wellen mit leichten Unterschieden Kaufen (Wer gerade mal der Billigste ist). Sieht man sich die Ersatzteilliste von MB an hat man es mit einem Fortsetzungsroman zu tun: "....wird ersetzt durch xxxxx....". Hier jetzt noch die richtigen Manschetten zuzuordnen würde auf Werkstattebene regelmäßig schief gehen.)
Die Zulieferer stellen zwar die entsprechen Anweisungen bereit, es ist den Werkstattmitarbeitern nicht gestattet während der Arbeitszeit zu lesen. ("Wir verdienen hier unser Geld mit Schrauben, ansonsten bist du hier falsch"!).
Letztlich dürfte dies der Grund sein, dass die Reparatur scheitert. Der schlaue Schrauber erzählt dann dem dummen Kunden das der "Dreck" nichts taugt und nur das Original es bringt. Der Freundlich bestellt nun das Original. Hierbei kann es dann schon mal vorkommen, dass es acht Wochen dauert bis einer bemerkt,dass das Teil längst ersetzt wurde.Macht ja nix, der Kunde freut sich über der Leihwagen, empfiehlt die Garantieversicherung und motzt bei MT.
Dann muss man sich noch für Material (Thermoplast, Nitril, Silikon) und Ausführung (Fix, Überzieher, Klebemanschette) entscheiden. Und als ob all dies nicht genug wäre, mass dann noch die falsche Schelle her die dann möglichst schnell wieder abrutscht.
Warum verwenden Vertragswerkstätten die teurere Lösung?
Es soll da ein ungeschriebenes Gesetz geben, wonach der Stundensatz durch die Provision an überteuerten Ersatzteilen mindestens zu verdoppeln ist. Gelingt dies dem Freundlichen nicht, weht ein kalter Wind durch seinen Arbeitsvertrag.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich durch die Kostenstruktur: Eine komplette Welle kann auch von einem Azubi -im Endstadium- getauscht werden (da kann man nicht viel falsch machen). Für die selektive Reparatur ist schon etwas Erfahrung erforderlich s.o.
Das ist natürlich alles erstunken und erlogen. Macht aber nichts, MT-Leser glauben mir das ja eh nicht. Sieht man ja an den zahlreichen Glaubensbekenntnissen der Schreiber hier.
Warum versteht der französische MB-Freundliche das nicht? Er wird so seine liebe Not haben dies seinen Landsleuten zu erklären. Mir sagte mal ein deutscher Zulieferer, auf die Frage, warum ich seine genialen Reparaturlösungen nicht im deutschen Handel finde, "praktisch keine Nachfrage, meine Kundschaft ist Südeuropa,da sitzt das Geld nicht so locker"
Da werden dann in Deutschland Reparaturlösungen für französische Automarken entwickelt.
18 Antworten
Zitat:
@Gedoensheimer schrieb am 14. November 2016 um 00:07:29 Uhr:
Dann wäre der Über zieher doch angesagt.
Hier das Video dazu:
Hallo Gedoensheimer,
ich habe mir das Video zum "Bootgun" angesehen. Im Prinzip überzeugt mich das Verfahren, aber ich habe leider nicht die Möglichkeit das selbst zu machen und auch keine vertrauenswürdige Freie.
Ich habe das Problem nun anders gelöst: Ich habe meine alte MB-Vertretung in D angerufen und bin an einen sehr motivierten Berater geraten. Als Erstes kam natürlich, man könne nur Manschette mit Gelenk als Ersatzteil bekommen. Die Manschette selbst sei nicht gelistet. Wir haben dann ein wenig hin- und her diskutiert und dann hat er irgendwie im System gesucht und auch die Manschette A169 366 0191 doch noch gefunden. Preis MB: 4,52€. Dazu zwei Binder für 1,47 und 2,08€. Er hat mir das per e-mail geschickt und gemeint, ich solle mal meine französische MB kontaktieren, die müssten die Teile auch einzeln bekommen. Sollte das nicht gehen, würde man mir die Reparatur bei meinem nächsten D-Aufenthalt auch gern erledigen.
Ich war dann bei meiner F MB-Werkstatt und habe angefragt. Der zuständige Berater hat als erstes seine Ersatzteilkollegen nach der Lieferbarkeit der Manschette gefragt. Die Antwort war verblüffend, nämlich die Nummer könne nicht stimmen, diese Manschette gehöre in die S-Klasse! Nachdem ich ihm bestätigt habe, daß die Nummer sehr wohl stimmt und auch auf der defekten Manschette genau so steht, hat er sie schließlich bestellt.
Heute wurde die Manschette gewechselt. Was sich allerdings herausstellte war die Tatsache, daß die innere Manschette auch leicht Fett zwischen zwei Rippen hatte. Zum Glück war diese vorrätig, allerdings nur als Set mit Schellen und Fett für 40,48€ (!). Ersatzteilnummer ist A169 360 0968.
Das Ganze (beide Manschetten, rechts) hat so 336€ gekostet statt der mir ürsprünglich genannten ca 600€.
Ich vermute, daß die A169 366 0191 im Zusammenhang mit dem T245 tatsächlich im wie auch immer aufgebauten MB-Teileverwaltungs System nicht aufgelistet ist, und deshalb stets nur das gelistete Set für 255,57€ von den Werkstätten zur Reparatur angeboten wird.
Der F Berater sagte mir dann noch, und das bestätigt Deine Aussage zu den mehrmals geänderten Teilen, daß der sichere Sitz deshalb nicht immer gewährleistet ist, wenn man nur die Teilenummer zu Grunde legt.
Es geht also auch bei MB ohne den teuren Austausch des Gelenkes. Das macht aber nur Sinn, wenn sicher ist, daß weder Wasser noch Dreck hineingekommen ist, also bei beginnender Manschettenundichtigkeit.
Ich bedanke mich für Deine ausführlichen Informationen !
Gruß
Peter
von Vrano 2
auch bei mir wurde eine defekte Manschette rechts am Getriebeausgang bei der HU festgestellt.
Bei einen KM Stand von 146.000. Dieselbe wurde in einer freien Werkstatt erneuert mit einer bei MB bestellte Manschette. Ich bat auch gleich auch die äußere Manschette zu erneuern. Mir wurde jedoch mitgeteilt daß diese Manschette nur mit einer neuen Antriebswelle zu haben ist.??????
Kosten des Austausches der Manschette:
A 1693600968 Manschette 29,39 €
Einbau der Manschette 1,7 Std. a 47,€ = 79,90 € einschl. Getriebeöl prüfen und richtigstellen
Automaticgetriebeöl 0,5 ltr 5,32€
gesamt 114,61€
Mwst. 21,77€
Gesamtpreis 136,38 €
Diese freie Werkstatt hat bei etlichen bei der A- Klasse Manschetten erneuert. Zuerst erhältliche Manschetten auf den freien Markt. Die Haltbarkeit der Manschetten betrug längstens ein halbes Jahr. Erst die von MB gekauften Manschetten haben gehalten.
Hallo Knirps1947,
Vielen Dank für Deine Rückmeldung !
Es ist schockierend, dass es da noch Mitarbeiter gibt, die sich auskennen und tatsächlich noch Einzelteile bestellen können. Da werden einige Schwätzer hier umdenken müssen.
Wenn der fr ET-Experte bei einer 169.......er Nummer zuerst auf die S-Klasse tippt, ist sein Wissen noch ausbaufähig.
Man kommt aber auch an einzelne Teile, wenn man über die Baugruppe in das System geht (also nicht über die Fahrgestellnummer!). Extremes Beispiel Autotronic: Das Teil soll nur komplett getauscht werden. Es gibt hierfür nur einige Anbau- und Wartungsteile. Geht man über die Baugruppe Automatikgetriebe, gibt es alles bis zur letzten Schraube. Das setzt aber einiges Wissen voraus.
Aber auch bei den freien Anbietern gibt es zB. oft nur Manschette und Gelenk komplett. Warum wohl? Die Anbieter beauftragen externe Dienstleister mit der Ausarbeitung ihrer Listen. Diese wiederum tun oft nur die Originallisten der Hersteller abkupfern und umsetzen (das Hirn bleibt da wohl außen vor). Lösung: In den Listen der Zulieferer über technische Zeichnungen suchen, einen Händler finden der einzeln bestellen kann.
Also dran bleiben.........
Ob es die Manschette einzeln gibt hängt vom Motor/Getriebe ab. Bei meinem gab es die nicht einzeln. Bei anderen passt die Vaneo/A/S klasse Variante.